THE J. PAUL GETTY MUSEUM LIBRARY
ANZEIGER
FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
Neue Folge.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEITNS.
Tiernndzwanzigster Band.
Jahrgang 1877.
Nürnberg, im Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums.
Redaction des Anzeigers.
August Essenwein, Dr. phiL, I. Direktor des germanischen Museums.
Georg Karl Frommann, Dr. phil., 11. Direktor und Vorstand der Bibliothek.
Beiträge
zu vorliegendem Bande haben geliefert:
Änemüller, B., Dr., Geh. Archivar und Professor; in Rudolstadt.
Baader, J., k. Archivrath, in München, (nun in Mittenwald).
Bergau, R., in Nürnberg.
Bummler, Ernst, Dr., Professor an d. Universität zu Halle.
Ermisch, H., Dr. , .Archivar am kgl. sächs. Hauptstaatsarchiv zu
Dresden.
Eye, .\ugust von, Dr., in Dresden.
Chnelin, M., Dr., grofsh. bad. Archivrath, in Karlsruhe.
Hack; Th., Dr. jur., in München.
Häutle, Christian, Dr., k. Reichsarchivrath, in Bamberg.
Heigel, K. Th., Dr., in München.
Herquet, K., Dr., k. Archivsekretär, in Breslau.
Hoheiilohe- Waidenburg, Fürst Friedrich Karl, Durchl., in Kupfer-
zeil.
Holder, Mh., Dr., grofsh. bad. Hofbibliothekar, in Karlsruhe.
Uwof, Franz, Dr., k. k. Gymnasialprofessor, in Graz.
Käbdeho, Heinr., Dr., in Wien.
Keim, F., Bibliothekar an der kgl. Hof- und Staatsbibliothek in
München.
Kernstock, Otakar, Chorherr des Stifts Vorau (Steiermark).
Kress, Freih. Georg von, k. Rechtsanwalt, in Nürnberg.
Latendorf, Fr., Dr., Gymnasiallehrer, in Schwerin i. M.
Lochner, G. W. K., Dr., Stadtarchivar, in Nürnberg.
Loose, W., Dr., Gymnasiallehrer, in Döbeln.
Lütselhurg, Wilhelm Freiherr von, kgl. LandgerichtsassesBor, in
Worth a. D.
Mehlis, C., Dr., Studienlehrer, in Dürkheim (Rheinpfalz).
Messmer, Dr., Professor an der Universiät in München.
Mummenhoff', Ernst, Sekretär am k. Kreisarchive in Nürnberg.
Oelhafen, Karl von, k. Assessor, in Dinkelsbühl.
Pyl, Theodor, Dr., Professor a. d. Universität zu Greifswald.
Reumont, A. von, k. Kammerherr, in Bonn.
Schmid, Gustav, Dr., in Halberstadt.
Both von Schreckenstein, Freih. K. H., Dr., grofsh. bad. General-
Landesarchivs -Direktor, in Karlsruhe.
Schneider, Friedrich, Dompräbendat, in Mainz.
Schultz, Alwin, Dr., Professor an der Universität zu Breslau.
Simonsfeld, Henry, Dr., in München.
Steche, Richard, Architekt, in Dresden.
Stillfried- Battonits, Rudolf Graf v. , kgl. pr. wirkl. Geheimrath,
Obercereraonienmeister etc., Exe, in Berlin.
Thomas, Georg, Dr., Prof. u. Oberbibliothekar, in München.
Uibeleisen, Karl, Dr., Militärarzt, in Metz.
Vogt, Wilh., Dr., Studienlehrer, in Regensbi rg^.
Wattenbach, W., Dr., Professor a. d. Universität zu Berlin.
Weinkauff, F., Dr., in Köln.
Wernicke, E., Dr., Gymnasiallehrer, in Brieg.
Zahn, J., Dr., Archivar am landschaftl. Joanneum zu Graz.
Alphabetisches Register
zum
yiernndzwanzigsten Bande des Anzeigers für Ennde der deutschen Vorzeit.
I. Aufsätze und Motizen.
82 f.
Ad Moulinum de Dagulfo scriptore.
Äntilus et baculus. 14 f.
Augenärzte, mittelalterliche. 262 f.
Bamberg, s. Bücherkatalog.
Behaim, Friedrich u. Paul, s. Brief.
Beitrüge zur Geschichte Jamitzers. 232 ff. 249 ff. (Nr. 9).
Beiträge, urkundliche, zur Künstlergeschichte Schlesiens, H. Gör-
litz, HI. Liegnitz. 97 ff. 132 fl'. 173 ff. 206 ff. 293 ff. 325 ff.
Bestrafung des Kanzelmissbrauches in Nürnberg. 248.
Bildivirkerei zu Heidelberg im 15. Jahrh. 13 ff.
Blasonnierung: Beitrag zu ders. (mit Abbild.) 201 f.
Brandenburg: Markgräfin Susanna, s. Gebetbuch.
BresUm: Stadtbibliothek, s. Sammlung.
Brief des zehnjährigen Friedrich Behaim an seinen in Leipzig
studierenden Bruder Paul. 339 f.
Briefe des Dr. Sixt Tucher, Propsts bei St. Lorenz in Nürnberg,
an seinen Nachfolger Anton Kreis, 1502-1504. 45 ff. 73 ff.
Buchbeutel in der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München. 115 f.
Bücherkatalog, Baraberger. 185 f.
Centraldirection der Monumenta Germaniae: Plenarversamml. 165 ff.
Commission, historische, bei der k. bayr. Akademie der Wissen-
schatten: 18. Plenarversammlung. 32 ff.
Bagulf, Schreiber, s. Ad Moulinum.
De qiiüdam Luggone meribibulo. 225 f.
Dichter des deutschen Mittelalters, ein wiederaufgefundener, (Hans
Rosenstock). 357 ff.
Dichtkunst, dramatische, im Mittelalter, s. Reliquie.
Dintenrecept aus dem 15. Jahrhundert. 84.
Ebernburg, Schlols. 264.
Engländer, geschwänzte. 247 f. 340.
Ettal, s. Ritterakademie.
Exultet: Beschreibung (mit Abbild.) 226. f.
Feuerwaffen, einige mittelalterliche, im germanischen Museum (mit
Abbild.). 9 ff.
Findling. 340.
Florenz, s. Schreiben.
Gebetbuch der Markgräfin Susanna von Brandenburg vom Jahre
1520. 39 ff.
Gebete, drei, der Reformationszeit. 192.
Genin bei Lübeck, s. Glocke.
Geschäftsgang in der Kanzlei K. Karl's V.: zur Charakteristik
dess. 332 f.
Geschichte der Orgel : Beitrag zu derselben. 365 f.
Geschützrohr, grol'ses. 338 f.
Gläser, V'enetianer, im germ. Museum (mit Abbild.). 289 ff. 335 ff.
368 ff.
Alphabetisches Register zum Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Glocke zu Genin bei Lübeck. 215 f.
Glockengiesser, ein nürnbergischer. ,56.
Görlitz, s. Beiträge.
Grabstein, mittelalterlicher, (m. Abbild.). 177 f.
Gründung einer Stadt zwischen München und Nymphenburg : Pro-
ject zu ders. 15 f.
Uandwerkszeichen, s. Verkauf.
Handzeichnungen, s. Sammlung.
Hedwigsbecher im german. Museum, (m. .\bbild.). 228 ff,
Heidelberg, s. Bildwirkerei.
Helff'enstein, .Adelheid Gräfin v., s. Grabstein.
Hieraple, Herappel, Berg fin Lothringen), s. Ortsnamen.
Hochzeit zu Nürnberg zu Anfang des 16. Jahrhunderts. 242 ff.
Instrumente, astronomische, von Wenzel Jamitzer. 55 f.
Itinerar Kaiser Karl's IV. : Beitrag zu dems. 192.
Jamitzer, Wenzel, s. Beiträge, s. Instrumente, s. Reliquiar.
Kanzelmissbrauch, s. Bestrafung.
Karl IV., Kaiser, s. Itinerar.
Karl V., Kaiser, s. Geschäftsgang.
Kress, Anton, s. Briefe.
Kriegs- und Siegesberichte von der Schlacht zu Pavia am 24. Fe-
bruar 1525. 328 ff.
Kunstkam7ner des Pfalzgrafen Ott Heinrich darf nicht benützt
werden. 82.
Künstlergeschichte Schlesiens, s. Beiträge.
Leibeigenschaft, freiwillige. 56.
Liedercompositionen, mittelalterliche. 68 ff.
Liegnitz, s. Beiträge.
Lothringen, Wälsch - , s. Ortsnamen.
Medicinabcesen : zur ältesten Geschichte dess. in Nürnberg. 178 ff.
Moguntia. 304.
Monumenta Germania' , 3. Centraldirektion.
Muffel, Nikolaus: df n Beschreibung der Stadt Rom. 302 f.
München: Hof- unt' : üaatsbibliothek, s. Buchbeutel.
Museum, germanisL.ies, s. Chronik, s. Feuerwaffen, s. Gläser, s.
Hedwigsbecher, s. Oblateneisen, s. Ofen, s. Thonwaaren.
Normalgeivichte des Kurfürstenthums Sachsen von 1585. 140 f
Nürnberg, s. Briefe, s. Glockengiefser, s. Hochzeit, s. Kanzelmifs-
brauch, s.Medicinalwesen, s. Rath, s. Schempartlauf.
Oblateneisen des 16. Jahrh. im german. Museum (mit Abbild.).
256 ff. (Nr. 9.)
Ofen des 18. Jahrhunderts im german. Museum (mit Abbild.). 300 f.
Orgel, s. Geschichte.
Ortsnamen, altdeutsche, in Wälsch-Lothringen. 78 ff. 109 ff. 259 ff.
Ortsnamen in Lothringen, zwei pseudogriechische. 361 ff.
Pavia: Schlacht, s. Kriegs- und Siegesberichte.
Pfalz: Ott Heinrich, s. Kunstkammer.
Pistolen vom 15.— 17. Jahrhundert (mit Abbild.). 129 ff.
Privatschtden : zur Geschichte ders. 263.
Raspuhel, Rafspüchler. 191 f.
Reliquiar von Wenzel Jamitzer (mit Abbild.) 53 ff.
Meliquie dramatischer Dichtkunst aus dem Mittelalter. 169 ff.
mtterakademie in Ettal: zur Geschichte ders. 180 ff.
Rom, Stadt: Beschreibung ders., s. Muffel.
Rosenstock, Hans, s. Dichter.
Sachsen, Kurfürstenthum, s. Normalgewichte.
Sammlung von Handzeichnungen in der Breslauer Stadtbiblio-
thek. 142 ff.
Schempartlauf, Nürnberger: Beitrag zu dems. 106 ff.
Schlesien: Künstlergeschichte, s. Beiträge.
Schreiben des Raths von Nürnberg an Florenz aus dem 16. Jahr-
hundert. 103 ff.
Siegelstempel, mittelalterliche, von Schiefer (mit Abbild.). 337 f.
Sprichivörter, lateinisch-deutsche, des Mittelalters. 183 ff.
Streit der Bauern mit dem Klerus. 369 ft".
Sühne für Todtschlag. 83 f.
Tarquimpol, Dorf (in Lothringen), s. Ortsnamen.
Theilungszeichen der römischen Ziffern im Mittelalter (mit Ab-
bild.) 1 ff.
Theilziffem in Datierungen. 262.
Thonicaaren, buntglasierte, des 15. — 18. Jahrhunderts im german.
Museum (mit Abbild.). 33 ff., 65 ff., 237 ff.
Toiletten-Anweisungen des 14. Jahrhunderts. 186 ff.
Tucher, Sixt, s. Briefe.
Vereinsprogramm und Vereinsbeitrag im elften Jahrhundert. 7 ff.
Verkauf von Handwerkszeichen. 333 f.
Zählspiel. 248.
„Zeitungen, erste deutsche", von E. Weller. 304.
II. liitoratur-zlnzoig^eii.
Ephrussi, Charles, etude sur le triptique d'Albert Durer, dit le
tableau d'autel de Heller etc. 93 f.
Grote, H. , Stammtafeln. Mit Anhang: Calendarium medii aevi.
280 f.
Mestorf, J., die Vaterland. Alterthümer Schleswig-Holsteins. 351 f.
Monatsschrift für rheinisch - westfälische Geschichtsforschung und
Alterthumskunde, herausgegeben von Richard Pick. 62 f.
Presset, Friedr., Ulm und sein Münster. 253 f (Nr. 8).
Sattler, Magnus, 0. S. B., Chronik von Andechs. 349 ff.
Stillfried, Dr. R. G., Kloster Heilsbronn. 156 ff.
Mürnberi^. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Poatconvention bei allenPost-
ümtem und Buchhandlungen De^Uschlands
inel, Oesterreichs 3 0. 36 kr. im 24 fl.-Fui's
oder 6 M.-
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. 11 tue de Lille; für
ANZEIGER
Füll (IDE mi
Nene Folge.
Erigland bei Williams Ä Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent- Garden in London;
für Nord-Amerika bei den Poßtämtem Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
Bionär der literar. -artist, Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
Yierimdzwanzigster .Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MCSEIIMS.
1877.
JVf 1.
Jannar.
Wissenschaftliche Mittheilungen.
Die Theilungszeichen der römischen Ziifern im
Mittelalter.
Es ist eine bekannte Erfahrung, dals in Uebereinstim-
mung mit der Sprechweise „Drittehalb, Viertelialb, Fünftehalb,
Zehntehalb" die betreifende Zahl in den Urkunden des Mit-
telalters beim Gebrauche der römischen Ziffern durch Anwen-
dung folgender Theilungszeichen Hf = 2V'2, IIH' = 3'/?, V
= 4'/'2, X = 9V'i ausgedrückt wird ; auch ist bei grüfseren
Summen, sofern sie nicht in der alteren Form durch Wieder-
holung des C und M (CC — Mff.), sondern in der späteren Weise
II« — 11™ aufgeführt werden, die Angabe derselben durch die
Zeichen '^'^■^■'*^> 4^7^^^/] ^'^f^'^ ^ = 150,
250, 350, 450, 650, 750, 850, 1050, sowie von ^**^'»'»^'^
=: 3500, mit zahlreichen Beispielen belegt. Bisher war jedoch
noch nicht beobachtet worden, dafs jene Summen von Dritte-
halbhundert, Viertehalbhundert auch bei der älteren Bezeichnung
der Hunderter (CC — CCCC) durch ein Theilungszeichen aus-
gedrückt worden seien.
Beispiele dieser Art finden sich jedoch häufig, namentlich
in den Stadtbüchern und anderen Urkunden norddeutscher
Städte, und begegneten mir zuerst in einer Berechnung der
Kriegskosteu der rügischen Erbfehde*), welche nach deren
') Diese Zeichen sind aus einem Steuerregister der Stadt Greifs-
wald V. J. 1406 im lib. mem. Gryph. XXXIII fol. 162 entnommen.
') Diese Beschreibung der rügischen Erbfehde befindet sich
glücklicher Beendigung im J. 1328 auf Anordnung des Greifs-
walder Rathes der vom Notar amtlich angefertigten Beschrei-
bung hinzugefügt ist. In dieser Aufzeichnung befremdet näm-
lich Einerseits der Umstand, dafs unter einer Reihe von 260
Beiträgen keine einzige der gröfseren Sum ^ men über einhun-
dert Mark eine Zahl Fünfzig in der Form %■ enthält, während
im Uebrigen die mannigfaltigsten Zahlen, allein und in Verbin-
dung mit den Hunderten, u.A. '•^^^^) ^C'^^^^hiH^
(l^'^P^ sowie auch <^ ^mitP <\\\<^} = 95 neben
^Cf^CJtf vorkommen. Andererseits fallen unter den Sum-
men der Hunderter von 100 — 400 die Theilungszeichen
vclche sieh bei den Zahlen (t*(Tp/vf zwolf-
leben eilf (^CCC) bei ^^'^ I den
Zahlen (^(^^P ^^(f^ viermal (neben sieben (tCCCCC")
beider r I Za
<' I mal (ne
Zahl
^^^^) wiederholen.
CrCTCCp ^^-
eimal (neben einem
im Original im Greifswalder Rathsarohiv Lib. mem. III, und ist
nach demselben die Beschreibung des Krieges im Meklenburger
Urkundenbuch, Th. VII, Nr. 4942, veröfTentlicht, jedoch ohne das
oben erwähnte Verzeichnil's der Kriegskosten, welches, abgesehen
von älteren Abschriften (vgl. Pyl, Pommersche Geschichtsdenkmäler
IV, p. 31 ff.) bisher nur in Dähnerfs Pom. Bibliothek V, 146—150
in einem fehlerhaften Abdrucke bekannt gemacht worden ist, je-
doch in einem Urkundenbuch der Familie Schoepplenberg (Scup-
pelenberg) einer kritischen Ausgabe entgegensieht.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Bei der aufserordentlich sorgfältigen, ia grofsen, einfach
gehaltenen Minuskeln ausgeführten Weise der Schrift, welche
der im fünfzehnten Jahrhunderte häufiger vorkommenden
Schnörkel entbehrt, liefs sich nicht annehmen, dafs dieses Zei-
chen, welches bald die Form des Majuskels (^ , bald die der
Minuskeln A (P wiederholt, auf einem will- kürlichen Fe-
derzuge des Notars beruhe , vielmehr ergab eine weitere
Yergleichung der Greifswalder Stadtbücher, dafs dieses Zei-
chen schon in dem ältesten Liber civitatis (Lib. mem. XIV)
d. a. 1291 — 1332 durch zahlreiche Beispiele belegt werden
könne.
Beispiele aus lib. civil. Gryph. XIV d. a. 1291-1332.
Fol. 7 V. d. a. 1301 „Dithraarus de Trebetov tenetur suis
filiis primis, vid. Gothscalco et suo fratri tCÖ!^ marc.
denariorum". Dieser Aufzeichnung ist später die Ergän-
zung „suo filio primo Detmaro ceco G mr et XXV mr"
hinzugefügt und dadurch die Summe „C et XXV — 125"
als Hälfte von <tC^ = 250 bezeichnet.
Fol. 8 V. d. a. 1301 „ tfc-^ ;*; ;U)f marc. = 269 Mark,
während Fol. 18 v. und Fol. 19 (1306) die Formen „C
et quinquaginta" und „centum et quinquaginta" neben XC
vorkommen.
Fol. 20, d. a. 1306 ,,^^ et duas marcas" = 152 Mark.
Fol. 23, d. a. 1307 „^X^ marc." = 150 Mark, welche Ver-
pfändungssumme / bei Wiederholung derselben Auf-
zeichnung Fol. 29 (1309) durch ein ähnliches Zeichen
ausgedrückt wird.
marcis den. slavioslium"
1. 29, d./a. i;
Fol. 29, d./a. 1309 „pro c-C
= 150 Mark.
Fol. 31, d. a. 1309
/
„CGCC mr. cum quin
/ marc."
- /quaginta :
= 250 Mark, neben
marc." = 450 Mark.
Fol. 63, d. a. 1323 „t-t-fS^ marc." = 250 Mark, neben
(Fol. 60v. 62, / d. a. 1323) „centum rar. et
1 mr. und CG mr."
Fol. 78 V. d. a. 1328 :,(^CT~ ™^'''^- et VI mr. minus II sol.
= 155 Mark 14 Schill. | neben (Fol. 80 v. 1329) „cen-
tum et 1 mr." (wobei 1 mr. = 16 Schilling berechnet ist).
Ebenso zahlreiche Beispiele der Theilungszeichen /-»J> A- J5
lassen sich aus den späteren Greifswalder Stadtbü- | ' I ' I
ehern ^) anführen, u. A. aus dem liber obligationum (Lib. mem.
XV) d. a. 1349 — 1442, Fol. 76 (p-(H' = 150, d. a. 1363;
Fol. 78 V. c^ = 150, d. a. ' 1364; und Fol. 144
d.a. 1383, ' wo die betreffende Summe dreimal durch das
Zeichen (r^P ausgedrückt wird, während an einer Stelle im
liber de hereditatum resignatione (Lib. mem. XVI, Fol.
76, d.a. 1375), auf welche lib. obl. XV, Fol. 144 verweist,
derselbe Betrag mit den Worten „centum et quinquaginta" an-
gegeben ist. Dagegen enthält der letztgenannte lib. de her.
res. (d.a. 1351 — 1451) an Zahlen mit dem Theilungszeichen
u. A. Yo\. 166 V. d. a. 1415 (^ = 150, Fol. 168, d. a.
1416 CCp =150, Fol. 169 d. a. ' 1417 crffC/' = 350, und
Fol. 174 d. a. 1420 (CCCf = 350. '
Auch in den Greifs- ' walder Kämmereirechnungen (Lib.
mem. XXXIII, d. a. 1375 — 1409) findet sich bei Summierung
der Ausgaben u. A. Fol. 278 v., 292 v. 293, das Zeichen
i(^ , und ergibt die Zusammenzählung der betreffenden einzel-
nen Beträge, dafs dort ^(P =150 gerechnet ist.
Seit dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts tritt
jedoch in diesen Stadtbüchern an die Stelle der älteren Bezeich-
nung der Hunderter durch Wiederholung des G die schon oben
erwähnte Form Iic — XIX^ , und sind demgemäfs die mit
Fünfzig zusammengesetzten Zahlen der Hunderter seit 1419
(in welchem Jahre im lib. obl. XV, Fol. 209, das Zeichen
^fp =150 noch dreimal vorkommt) u. A. im lib. obl. XV,
^ Fol.222, d.a. 1423 durch das Zeichen yi^r = 150, im lib.
de her. res. XVI, Fol. 194 v. d. a. 1434 ^-^ durch das Zeichen
X\it^(i.C/o1o^ = 380 ausgedrückt, bis endlich in den jüng-
sten Stadtbüchern lib. mem. XVII und XVIII die arabischen
Ziffern Anfangs in der Form 2C — 19 c, 2Mff., endlich in der
jetzt üblichen Weise 200 ff., 2000 ff. zur Geltung gelangen.
In dieser Wandlung wird auch der Grund zu finden sein,
dafs schon bald nach der Keformation das Verstünduifs für
die Theilungszeichen ^(^ — CtClCf mangelte, und dafs sie
seit dem sechzehnten Jahrhundert als gleichbedeutend mit
CC— CCf"^ angesehen wurden. Den Nachweis für dies Mifs-
verständnifs können wir aus den Ergänzungen und alten Ab-
schriften") der Beschreibung des rügischen Erbfolgekrieges
entnehmen, welche theils dem Original von späterer Hand hin-
zugefügt sind , theils im Rathsarchiv und auf der Universitäts-
bibliothek in Diploraatarien vorliegen. Obwohl dieselben flüch-
tig und unrichtig ausgeführt sind, so stimmt doch meistens die
gröfsere Differenz der Summen mit der Zahl überein, in wel-
cher das Zeichen W- in den nach Strafsen geordneten Bei-
trägen der Bürger ' und Gewerke mehr oder minder häufig
vorkommt.
Auszug in Buschii Congesta c. 157 7.
(Vgl. Mohnike und Zober, Strals. Chronik I, 3 14 ff.)
Summe unter Voraussetzung, Angabe, wie oft das Zeichen
dafs W- = 100. rtr i™ Original vorkoranit.
Bruggestrate — 1836 mr. 3 mal = 150
Knopstrate — — 4666 mr. 7 mal = 350
Vischstrate — — 2008 mr. 1 mal = 50
Stenebekerstrate — 2858 mr. ' 3 mal = 150
Garwers — — 416 mr. 1 mal = 50
Boddeker — — 300 mr. 1 mal = 50
Sum. der ampte — 2194 mr. 2 mal = 100
^) Vgl. Pyl, Pommer'sche Geschichtsdenkraäler III, p.XI- XXV.
*) Vgl. Pyl, Pommer'sche Goschichtsdenkmäler IV, p. 31 ff.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Summe unter Voraussetzung, dal's ^ = 50.
Platea Pontis —
PI. Nodi - —
PI. Piscium —
PI. Lapicidarum
Cerdones — —
Dolifices — —
Sum. officiorum —
1689 mr.
5143 mr.
1946 mr.
2726 mr.
366 mr.
250 mr.
2094 mr.
Randbemerkungen im Original c. 1530.
Summa civium
;?J*y<'%' ^y *^vvv^ = 19550 mr. 18 mal = 900
Summa civium = 18633 mr.
Summa officiorum
\.\w\r
2194 mr. 2 mal = 100
ehauptung, dafs ypP und rf' = 50 sei, geht jedoch
mden Aufzeich- I nun- I gen des cältesten Stadt-
Summa officiorum = 2094 mr.
Auch für die Folge blieb der Mehrzahl der Geschichts-
forscher die Bedeutung des Zeichens C}' = 50 unbekannt, wie
daraus zu entnehmen ist, dafs, abgesehen von dem Abdruck
bei Dähnert, Pom. Bibl. V, 146—150, auch die oben als
crtrcf- = 250 angeführte Summa (Lib. civ. XIV, f. 31, d. a.
1309) in den Pommer'schen Geschichtsdenkmälern I, p. 84,
Zeile 4 V. oben als „CCC marcas" angegeben ist, und dafs meh-
rere namhafte Historiker, denen ich meine Vermuthung mit-
theilte, dieselbe als unhaltbar zurückwiesen, indem sie den
Strich, resp. Hakenzug desjj4^ und ^ für einen willkürlichen,
bedeutungslosen Schnörkel ' erklär- ' ten. Die Gewifsheit
meiner Bell
aus folgende
buches hervor :
Lib. civ. XIV, fol. 86 v. d. a. 1330.
Not. quod Thidericus Scupplenberg veniens coram nobis
suam hereditatem lapideam, sitam in cono iuxta forum, cum Om-
nibus bodis annexis, obligauit pignori Domine Margarete, re-
licte Nicolai de Meluinghe, pro centum et quinquaginta
marcis currentis monete, in quibus idem Thidericus recogno-
uit, se dicte Domine Margarete et eis pueris esse obligatum.
De hys predictis centum et quinquaginta marcis prefatus
Thidericus medio tempore, quod hereditatem prescriptam, cum
bodis annexis, non redemerit pro CCp.mrfclö nic'iilc'tÄfiÄ »
debet dare et soluere dicte Domine ' Margarete et suis pueris
singulis annis in Carnispriuio XV marcarum redditus dicte
monete indilate.
Actum in crastino Gregorii pape.
Lib. civ. XIV, fol. 91 v. d. a. 1331.
Not. quod Thidericus Scupplenberg coram nobis recogno-
nit, se esse obligatum in ^^±J') marcis currentis monete pu-
eris Nicolai de Meluinghe, ( «-^«» ) scilicet Hennekino, Nicoiao et
*J Die eingeklammerten Zahlen sind im Texte durchstrichen,
und dureh die über ihnen geschriebenen Zahlen berichtigt ; bei
der 1. und 4. Zahl sind Rasuren und Veränderungen gemacht, und
Cristine in minoribus annis constitutis, pro quibus e-<n^tÄ^ ^ J(^
marcis predictis idem Thidericus suam heredita- (*'''***^'^S^
tem lapideam, sitara in cono iuxta forum, cum omnibus bodis
annexis, pueris dicti Nicolai titulo pignoris obligauit. Et pre-
fatus Thidericus de (h^^^h marcis den. prescriptarum C'Cr
marcarum debet pueris prenotati Nicolai et ipso- \CC^^)
rum tutoribus dare et soluere singulis annis in Carnispriuio
/o, X^^ marcarum redditus expedite, de residuis centum
f^ tyCCvvyv )
marcis predictis debet prefatus Thidericus unum prenotatorum
puerorum in suis teuere expensis.
In diesen Aufzeichnungen, welche den urkundlichen Be-
weis liefern, dafs >4^ mit quinquaginta gleichbedeutend ist, er-
scheint in der er-H sten Eintragung vom J. 1330 dieselbe
Summe, für welche das Haus verpfändet ist, in dreifacher An-
gabe, und zwar ist sie bei der Verpfändung und Rentenzahlung
zweimal durch die Worte „centum et quinquaginta", beim Rück-
kauf dagegen durch das Zeichen CCP ausgedrückt, bei welchem
der Zusatz „memoratis'' zweifei- los auf „centum et quin-
quaginta" zurückweist und dasselbe mit der genannten Zahl
(150) als gleichbedeutend erscheinen läfst. In der zweiten Auf-
zeichnung V. 1331 hat der Notar Anfangs irrthümlich C^^^
und ducefftis geschrieben, dann jedoch, um sein Versehen zu
berichtigen, mit schwärzerer Tinte einen Strich durch das
zweite^ gezogen, ferner ducentis durchstrichen und ,.centum
et 1 marcis" darüber geschrieben, dem entsprechend auch bei
dem später erwähnten kleineren Theil der Summe 150 über
dem unrichtigen „centum" die richtige Zahl 1 verbessert und
die Rente ,.decera" in ..quinque" berichtigt, ein Verfahren, wel-
ches gleichfalls die Bedeutung von rf; = 50 bestätigt.
Eine Anfrage bei anderen Archiven ergab u. A. das Re-
sultat, dafs Herr Staatsarchivar Dr. von Bülow das Zeichen cf"
bei einer Kostenrechnung der pomniorschen Herzoge v. J. 1321
im Stettiner Archiv häufig angewendet fand, ferner die Mit-
theilungen des Herrn Archivraths Dr. Wigger in Schwerin, so-
wie des Herrn Bürgermeisters Francke und Dr. Fabricius, dafs
auch die Rostocker und Stralsunder Stadtbücher häufig
das Zeichen ^ enthalten. Würde das Zeichen auch bei Jah-
reszahlen, oder ein ähnliches bei der Zahl Tausend *) etwa ^^f^
oder ojn angetroffen werden, so würde diese Entdeckung noch
von "^ wichtigeren Folgen sein.
Ich habe diesen Aufsatz aber sobald als möglich veröffent-
licht, um noch eine weitere Prüfung der Stadtbüeher und Ur-
kunden an anderen Orten zu veranlassen, und empfehle, auch
die Ausgaben der bereits gedruckten Urkundenbücher und an-
erscheinen sie daher im Original anders; ich habe zur Uebersicht
die corrigierte Form über der ursprünglichen Form angegeben.
''J Interessante Zahlzeichen von Tausenden finden sich in der
Schrift von Ritschi, de titulo columnae rostratae com. altera. In-
dex scholarum, Bonn 1861, mit Abbildung.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
8
derer historischen Werke in dieser Kichtung zu untersuchen
eventuell zu berichtigen.
Greifswald. Theodor Pyl.
Vereiusprograiiiin und Yereiusbeitrag im elften
Jahrhundert.
In civitate Salzburgensi quaedam fraternitas habetui-,
quae vulgari vocabulo zebga (i. c. zccha) dicitur, a fidelibus
Christi et piis constituta hominibus orationes et eleemosynas
suas in unum conferentibus. Haec autera societas communis
est clericis, monachis, "sanctimouialibus fcmiuis, laicis, diviti-
bus et pauperibus, et omnibus eam rite acquirere volcntibus.
Sunt in cadcm fraternitate quadraginta VII congregationes
rcligiosorum hominum et in praedicta civitate et in omni
eius provincia deo famulantium. (2) Celebrantur quoque per
annum pro animabus omniuni in ea defunctorum octo milia
missaruni, quam plurima psalmorum; fiunt annuae ante nati-
vitatem domini el^emosinae ad centura fere raarcas estimatae;
Sed et per singulas secundas ferias et dominicis diebus ira-
penduntur pauperibus misericordiae. (3) Qulcumque ergo huius
fraternitatis consortium habere voluerit et postulans humiliter
acceperit, dicet cottidie bis pater noster, semel pro vivis se-
mel pro defunctis, et si quid per totam hebdomadam neglexe-
rit dominica die supplebit. Dabit etiam singulis annis in ex-
pensas communis eleemosynae qui potest quindecim denarios
sive pro ipsis medium frumenti. (4) Si hoc fecerit usque in finem
vitae suae mortuo ipsi datur loculus ligneus in modum sarco-
fagi in quo recondatur et locus cimiterii ubi reponatur. Quod
si absens est idem defunctus, dantur haec alicui peregrino
pro anima illius. Porro tales aguntur pro eo eleemosinae:
VI modii panis, LX casei, XII urnae de cerevisia, LV no-
cturnalia lumina. (5) Haec singulariter actitantur pro unoquo-
que posito in praefatae fraternitatis socielate, communiter au-
tem pro omnibus aguntur ea quae in primis dixi.
Der aus dem Kloster Tegernsee stammende Cod. lat. 19107
der k. Staatsbibliothek zu München, bestehend aus 165 Blät-
tern in 4. enthält auf f. 4'' — 163" , geschrieben von einer
Hand des 12. Jahrb. : „Walafridi Strabonis omeliae domi-
nicales et festorum praecip. Sanctorum pars I." Auf drei
Vorsetzblättern und einer weitern Seite aber finden sich andere
Einträge und zwar aufser solchen liturgischen Inhalts die fol-
genden: fol. 2^ obiges Document von einer Hand des 11. Jahrb.,
fol. 2'» eine Urkunde für die tegeruseeische Stiftung cella s.
Martini (Dietramszell), welche in Mon. Boica AI, p. 165 nach
einer andern und, wie es scheint, jüngeren Handschrift') ge-
druckt ist; hier ist ihr auch noch von derselben Hand eine
Notiz über die Erbauung und Einweihung der Kirche daselbst
ao. 1160 beigefügt, zu welcher Zeitangabe auch die Schrift
'j Nach unserer Handschrift ist daselbst Seghenbunt in Gek-
kenbiunt und Muzenharde in Antzenharde zu verbessern.
stimmt; ferner fol. 4* und d^ das Verzeichnis der von Herzog
Arnulf säcularisierten Güter des Klosters Tegernsee in der
älteren Fassung, wie es sich in Freiberg's Geschichte von
Tegernsee, p. 25, gedruckt findet und nach den vorkommenden
Personen von Oefele in seiner Geschichte der Grafen von
Andechs (Innsbruck, 1877), p. 109, in die Jahre 1018 — 35 ge-
setzt wird; seiner bezüglichen Angabe ist also obige Hand-
schrift noch beizufügen: die Schrift dieses Stückes dürfte ge-
nannter Zeitangabe ungefähr entsprechen.
Das oben abgedruckte Document füllt die erste Seite
von fol. 2 gerade aus und ist von einer Hand des 15. Jahrb.
mit der Ueberschrift versehen: ,, fraternitas quae vulgari voca-
bulo zecha dicitur quae olim in Salczburga habita fuit et pra-
cticata." Die wenigen und unzweifelhaften Abkürzungen habe
ich aufgelöst. Die oben angewendeten grofsen Buchstaben
sind auch in der Handschrift Majuskeln, aber noch durch
Mennigtupfen hervorgehoben. Die theilweise vorkommende In-
terpunction habe ich durch die heutige ersetzt und zur bes-
sern Abtheilung des Inhalts die arabischen Ziffern beigefügt.
Die Ueberschrift, welche ich dem Stücke gegeben habe,
wird sich durch den Inhalt desselben wol rechtfertigen lassen,
der das Wesen des Vereins mit einer Bündigkeit darlegt, wie
man sie nur je von einem „Programm" verlangen kann, und
zwar in Absatz 1 : Sitz, Xame, Mitgliedschaft und Verbreitung
des Vereins, in 2. Leistungen des Vereins im Allgemeinen, in
S.Pflichten der einzelnen Mitglieder, in 4. Vortheile derselben,
in 5. conclusio.
Für die genaue Bestimmung der beiden vorkommenden
Geldwerthe fehlen für diese Zeit die festen Anhaltspunkte.
Der Sachwerth des Jahresbeitrags von 15 Denaren oder (Sil-
ber-)Pfennigen ist selbst schon durch den freilich auch wieder
wandelbaren Begriff von „oder ein Muth Getreidt" erläutert;
dazu müge man noch folgende Angaben vergleichen, die sich
in einem gleichzeitigen oder nicht viel früheren Salzburger Sal-
buche (gedruckt in v. Kleimaj'rn's Juvavia, Anhang p. 308 ff.)
finden : „tres minores porci quorum quilibet valeat 12 dena-
rios; ovis vel 12 denarii Co mal); 4 modii frumenti et porcus
vel (zusammen) 60 denarii".
Schwieriger ist die Bestimmung der zu Weihnachten —
also für eine Ghristbescherung im grol'sen Mafsstabe — zur
Vertheilung an die Armen aufgewendeten Summe von unge-
fähr hundert Mark; doch dürfte man nicht zu weit fehlgehen,
wenn man die Mark etwa einem Jahresbeiträge von zwanzig
Mitgliedern gleich setzt. —
Fügt man zur Worterklärung noch bei, dafs „zecha,
Zeche" im Mittelalter die gewöhnliche, Benennung für „Genos-
senschaft, Bruderschaft" (Schmeller IV- , 1077. Ducange. ed.
Henschel, t. VI, 932) ist (noch erhalten in unserm Worte
Bergwerkszoche) , und dafs loculus im Latein jener Zeit einen
Sarg bezeichnet, und zwar, wie auch hier der Gegensatz zu
sarcophagus andeuten dürfte, einen hölzernen, kunstlosen; (vgl.
Ducange IV, 141: „ferctrum, in quo cadaver mortui deponi-
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
10
tur"), so dürfte der Wortlaut des nach verschiedenen Seiten
interessanten StücIvS keine weitere Schwierigkeit bieten.
München. F. Keinz.
Eiuige inittelalterliflie Feuerwaffen im geriiianischeu
Museum.
Wiederholt schon haben wir in diesen Blättern auf ein-
zelne Feuerwaffen hingewiesen, die dem 14. und 15. Jahrb.
Wir beginnen die Reihenfolge mit einem kleinen eisernen
Geschützrohre (Fig. 1). Der Kern des Rohres ist schmied-
eisern. Wie er angefertigt ist, ob nur aus einer oder aus meh-
reren, mantelartig um einen Kern gerollten Lagen, läfst sich
nicht erkennen, da das Stück vollkommen gesund ist und nir-
gends durch eine schadhafte Stelle in sein Fleisch schauen
läfst. Um diese Röhre sind zur Verstärkung Ringe aufge-
schmiedet, die ebenfalls der Mehrzahl nach so fest sitzen , dafs
sie wie aus der Masse gegossen erscheinen, während einzelne,
I.Sii-viet.
angehören. Die eifrigen Bemühungen , diese Sammlung zu er- wenn auch nur wenig, so doch so viel gelockert sind, um er-
gänzen, sind nicht ohne Erfolg geblieben, so dafs wir heute kennen zu lassen, dafs es selbständige Körper sind. Der ehe-
abermals eine Reihe interessanter Stücke vorführen können. mals offene Hintertheil der Röhre ist durch einen eingescho-
Fig. 2.
11
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
12
benen konischen, aus einer gerollten Eisenplatte bestehenden
Körper ausgefüllt, dessen Zweck nicht vollständig klar ist, da
das Geschütz ohne Zündloch ist, so dafs es nicht mehr dienen
könnte. Ehemals wurde hier rückwärts die geladene Kam-
mer eingeschoben. Die L<änge der Röhre beträgt 1,84 Met.,
Fig. 3.
ist, wie ja die älteste erhaltene Handfeuerwafi'e, unsere Tannen-
berger Haudbüchse, ähnlich construiert ist. Das vorliegende
Stück ist deshalb besonders interessant, weil es für Hinterla-
dung eingerichtet ist, indem in die offene Mulde am Ende
des Rohres besonders geladene Kammern eingelegt wurden,
"t nat. Gröfse.
die lichte innere Weite 4,5 Cm.; das Gewicht 76,1 Kilogr. Das die an der Unterseite mit einem Haken versehen waren, der
Stück wurde vor einiger Zeit aus der frhrl. v. Minutoli'schen durch einen Schlitz der Mulde hindurchgriff, so dafs das Stück
Sammlung in Liegnitz erworben. Die Zeit der Entstehung aufgelegt als Hakenbüchse diente. Die Zeit der Entstehung
Fig. 4.
i leir nat.(>tt
mag in die Mitte des 15. Jahrhdts. fallen. Dafs noch in der
zweiten Hälfte desselben solche Stücke gebrauchlich waren,
zeigt ein Stich Israels von Meckenen (B. 8), welcher Judith
darstellt, die den Holofernes gemordet hat, wobei das Lager
'/7nar>(^.
mag um 1470 — 80 fallen. Die Kaliberstärke beträgt 1,8 Cm.
die Länge des Ganzen 1,36 Mtr., die der Röhre 62,5 Gm. ; das
Gewicht 3,55 Kilogr. Wir haben das Stück als Doublette aus
dem Berliner Zeughause erhalten.
ein treues Bild der Zeit des Künstlers gibt, so dafs das Blatt
für die Geschichte des mittelalterlichen Kriegswesens von grofser
Bedeutung ist. Wir geben in Fig. 2 ein genaues Facsimile
jenes Theiles, welcher die Geschütze enthält.
Fig. 3 stellt eine interessante Handbüchse dar, die an
jene erinnert, welche in der Breslauer Handschrift des Frois-
sart vorkommen, ') bei denen ein Stiel rückwärts eingeschoben
') Anzeiger 1870, Xr. 11, Sp. 357 u. 358 und Fig. 3 und 6
der Tafeln.
Fig. 4 zeigt eine Handbüchse, wie sie ganz ähnlich in dem
Zeugbuche Kaiser Maximilians um das Jahr 1500 vorkommen.
Die Röhre ist von Bronze, hat am Ende ein Visier, an der
Mündung eine Mücke ; die Pfanne hat einen beweglichen Deckel.
Das Schlofs ist derart construiert, dafs man auf den Knopf a
drückt, worauf der herausstehende, über dem Hebelarm des
Hahnes befindliche Dorn b in den Schaft zurücktritt, so dafs
der Hebel frei und der Hahn durch die Kraft einer innen be-
findlichen Feder auf die Pfanne gedrückt wird. Das Gewicht
13
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
14
beträgt in Folge der Schwere der Bronze 5,1 Kilogr., die Ge-
sammtlänge 1,69 Met., die Rohrlänge 0,8 Met. Das Stück ist,
wie das Zeichen auf dem Laufe zeigt, Baseler Ursprungs. Wir
haben dasselbe aus dem dortigen Zeughause erhalten.
Ein interessantes, aus Bronze gegossenes Stück ist das in
Fig. 5 dargestellte fünfläufige. Die 5 Läufe liegen in einer
Ebene, sind jedoch nicht vollständig parallel, sondern gehen
gegen die Mündung leicht auseinander. Ein Steg enthält die
fünf Zündlöcher; ein Visier und eine Mücke befinden sich über
der mittleren Kohre. Unten hat der brettartige Körper einen
Haken, rückwärts eine Hülse für den Stiel. Dieser Bronzekör-
per wiegt 19,7 Kilogr. Aehnliche Apparate befinden sich auch
im Maximilianischen Zeugbuche'); nur sind dort die Rohre
einzeln auf Brettstücke befestigt, so dafs der Ausdruck „Laden"-
büchse von diesen Brettern hergeleitet ersclieint und es zwei-
felhaft bleiben mufs, ob die Alten auch für unser Stück den-
selben Ausdruck gebraucht haben. Wir haben das Stück aus
dem kgl. Zeughause zu München erhalten.
Nürnberg. A. Essenwein.
') Siehe die Tafel zu Nr. 7 des Anzeigers f. E. d. d. V., 1868.
Bildwirkerei zu Heidelberg im 15. Jahrhundert.
Bei der Frage nach den Orten, wo die Erzeugnisse mit-
telalterlicher Kunstindustrie angefertigt worden, hält es oft aus
Mangel an genügenden Angaben schwer, den Nachweis im Ein-
zelnen mit Bestimmtheit zu führen. Man ist daher gar leicht
geneigt, immer wieder auf einzelne, grofse Mittelpunkte zurück-
zugreifen , deren Thätigkeit auf gewissen Gebieten aufser Zwei-
fel steht, und ihnen die Ehre der Erzeugung von unzähligen
Arbeiten beizumessen, die indessen an kleinen, fast gänzlich
unbekannten Arbeitsstätten entstanden sind. So mit den Bild-
wirkereien des späteren Mittelalters. Den Ursprung derselben
einfach an die vielbekannten Hauptorte dieses Kunstzweiges,
wie Arras u. a. ni., zu verlegen, ist zwar sehr bequem, aber
aus inneren und äufseren Gründen ein Unding. Auch für
diese Teppichgebilde müssen eine Reihe, freilich bis jetzt wenig
oder gar nicht bekannter, Fabrikstätten angenommen werden.
Ein Beispiel hierzu bietet die zu Heidelberg im 15. Jahrhun-
dert betriebene Bildwirkerei.
Die Zunft der Wollenweber war daselbst schon in der
Frühzeit des 15. Jahrhunderts für die Verhältnisse des Platzes
sehr bedeutend; 1430 gab es dort bereits 21 Meister, worun-
ter 2 Zunftmeister. Sie hatten eine eigene Walkmühle bei
Neuenheim, und noch im Anfang des 17. Jahrhunderts blühte
zu Heidelberg die Wollenindustrie, bis der 30jährige Krieg
auch in dortiger Gegend die Schafzucht und die damit ver-
bundene Industrie gänzlich zerstörte. (Mone, Zeitschr. f. d.
Gesch. d. Oberrheins IX, 130). Dafs ein so ausgedehntes Ge-
werke sich nicht blos mit der Herstellung der allergewöhn-
lichsten Erzeugnisse begnügt habe, liegt der Vermuthung nahe ;
sie wird aber auch durch unmittelbare Hinweise bestätigt. So
verschreibt sich Ulrich, des Bürgers Lenhart Bornhüsers zu Hei-
delberg Sohn, der Pfalzgräfin Mechthilt auf lebenslänglich als
Hofhandwerker, nachdem sie ihn „zu iren würkmeistern getan
hat,'- die ihn ,,auch dasselbe hantwercke und künste flij-
fsiclich und getrüweclich leren und gütlich unterwysen sollen
und wollen." (Mone, a. a. 0., IX, 170.) Ferner liefs Bischof
Johann III. von Dalberg für seine Domkirche zu Worms Tep-
piche anfertigen, zu welchen Adam Werner von Themar bei
seinem Aufenthalte an dem Hofe zu Heidelberg zwischen 1491
— 1492 metrische Inschriften verfafste. Sie lauten:
Quod tibi Dalburgi Joannes praesul tuus offert
hoc opus intextum, suscipe sancte Petre.
Hanc vitae seriem tibi quae monimenta Joannes
Dalburgi praesul dat, cape grata Petre.
Hanc seriem vitae textam tibi dono Joanne?
Dalburgi praesul, suscipe Sancte Petre.
Clavigeri vitam contexuit ecee Joannes
Dalburgi, sperans quodque patronus erit.
(Bei Mone, Quellensammlung d. bad. Landesgesch. III, 158.J
Die Inschriften deuten auf bildliche Darstellungen, vielleicht
des Stammbaumes (vitae seriem) mit dem Donator, jedenfalls
aber auf Begebnisse aus dem Leben des Apostels Petrus, des
Patrons der Wormser Domkirche. Dafs diese Inschriften in
Heidelberg verfafst wurden , legt die Vermuthung nahe, dafs zu
deren Verwendung am dortigen Platze Veranlassung geboten
war. Es darf darum wol unter den oben angezogenen Voraus-
setzungen angenommen werden, dafs die von Johann III. von
Dalberg bestellten Bildwirkereien auch zu Heidelberg selbst
ausgeführt wurden.
Mainz. Friedrich Schneider.
Anulus et baculus.
In Nr. 11 des Anz. v. 1876, Sp. 335, ist ein Gedicht aus
einem Münchener Fragment mitgetheilt und bedauert, dafs der
Schlafs fehle. Durch die Güte des H. Prof. Dümmler habe
ich nun eine vollständige Abschrift erhalten, welche einst Beth-
mann der reichen Gedichtsammlung in St. Omer entnommen
hat, die von ihm im Archiv d. Ges. f. alt. D. Gesch. VIII,
408 — 411 beschrieben ist. Hier geht Hildeberts Gedicht „Jam
tot — cavere", also in derselben unvollständigen Gestalt, wie
im Münchener Fragment, unmittelbar voraus. In den a. a.
0. abgedruckten Versen heifst es v. 2 regisque, v. 3 Conve-
uiuntque tamen propria, v. 18 vocatur. Wir lassen jetzt das
fehlende Stück folgen:
25 In baculo tria sunt, decorat quae mistica forma,
Sicut ab antiquo docet ecciesiastica norma.
Attrahit uncinus, cuspis stimnlat remorantes,
15
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
16
Directus fustis rectum sustentat amantes.
Sufficit interea, quod dicimus ut teneatur,
30 Ilec melius donec qui disserat inveniatur.
Ad gladium regis diademaque nunc redeamus,
Ad quid et hec valeant, pro viribus expediamus.
Sacra duos memorat gladios scriptura fuisse,
Discipulos Domini quos ijisa refert iiabuisse.
35 Symonis est unus, quem papa videtur habere,
Commjssae plebis Vitium resecando severe.
Qui superest, gladium rex debet jure teuere,
Ut feriat quos ecclesiae videt ipse*nocere.
Extra vaginam semper sit regia spata,
40 Semper ut ecclesiam defendat ab hoste parata.
Viribus imniensis expugnet regius ensis
Hostes ecclesiae caput obterat et pateriae.
Papa tenet gladium vel presul spiritualem,
Rex etiam gladium portal, sed materialem.
•J5 Papa tenet gladium, conservet ut interiora,
Rexque tenet gladium, tueatur ut exteriora.
Ecclesiae pacem pro certo nescit amare,
A papa regem qui querit dissotiare.
Postremura mihi dicere de diademate restat,
50 Quod deportando majestas regis honestat.
More Corona velut regis caput aurea cingit.
Quam manus artificis lapidum variamine pingit,
Sic regis debent virtutes cingere mentem,
Ut reddant ipsara vario fulgore nitentem.
55 Ut regis caput est cinctum diademate fulto,
Sic circumcingi debet rex milite multo,
Qui sit ad arnia Valens, qui consilio sit honestus,
Hoste triumphato qui sit pietate modestus.
Convenit ut tales sint regis collaterales,
60 Convenit ut tales equites sint imperiales.
Tau rex et papa modo non dissotiantur,
Una sed potius vero sub amore ligantur.
Das Gedicht mit gleichem Anfang in einer Brüsseler Hand-
schrift (Archiv VIH, 535) ist von diesem ganz verschieden.
Berlin. W. Wattenbach.
v. 32 quod Es.
Ueber das Projekt der Gründung eiuer Stadt zwischen
München und Njmphenburg.
Unter den Archivalien, die aus dem alten Preysing'schen
Archiv im Schlofs Hohenaschau vor einigen Jahren für das
ilünchner Reichsarchiv erworben wurden, befindet sich ein für
die neuere Geschichte der Stadtrechte interessanter Entwurf
eines Dekrets Karl Alberts, das jedoch, wie es scheint, nicht
wirklich ausgefertigt wurde, wie denn auch die darin bespro-
chene Gründung unterblieb.
In zwölf Artikeln werden alle zur Anlage einer Stadt
zwischen München und Nymphenburg nöthigeu Vorkehrungen
und die der neuen Gemeinde verliehenen Weichbildrechte fest-
gesetzt.
Die Stadt soll den Namen Ivarlstadt tragen. Im Wappen
darf sie die blauweifsen Wecken führen, darin eine von vier
Thoren umschlossene, mit dem Kurhut bedeckte Burg. In
geistlichen und weltlichen Dingen sind ihr alle und jede Frei-
heiten, wie jedem andren Municipalwesen in Bayern einge-
räumt. Der Zutritt steht jeder Person von cliristkatholischer
Nation frei, wessen Landes, Standes, Dignität und Wesens sie
sonst sein möge; jedermann hat auch das Recht, dort Handel
und Wandel zu treiben. Wer Lust hat, sich ansässig zu
machen, erhält 3 — 4 Jauchert zur Hofstatt unentgeltlich, doch
mufs er sich verpflichten, binnen 3 Jahren nach der vom kur-
fürstlichen Bauauit vorgeschriebenen Höhe, Weise und Manier
sein Gebäu aufzurichten, oder wenigstens den Bau ernstlich
anzufangen. Dagegen sollen diese Bürger in den ersten Jahren
von ordentlichen und aufserordentlichen Steuern, Anlagen,
Einquartierungs- und anderen Lasten völlig befreit sein. Auch
die Ertheilung des Bürgerrechts ist nicht mit Kosten ver-
bunden. Ueberdies sollen alle aus anderen Städten dahin
ziehenden Künstler und Handwerker keinerlei Nachsteuer oder
Abzugsgeld zu entrichten haben. Ebenso soll der freie Ab-
zug aus Karlstadt jederzeit gestattet sein und weder Ab-, noch
Zuzuggeld abverlangt werden. Jedermann darf dort Handel
und Gewerbe frei ausüben, alle schädlichen Monopole und an-
dere der gemeinen Nahrung, Gewerbschaft und Handelsfreiheit
nachtheiligen Zwangsbedrückungen sollen durchaus nicht ein-
geführt und geduldet werden, das Zunftwesen nur in so weit ge-
stattet sein, als die Zünfte „nit zu Unterdrückung und Ruinie-
rung des gemeinen Wesens aufzurichten sein", übrigens jeder-
mann freistehen, ob er in eine Zunft eintreten wolle oder
nicht. Justiz- und Polizeiwesen werden ..auf einen solchen
guten Fufs gesetzt werden, dafs einem jeden schleunig und
unparteiisches Recht und Hilfe ohn Ansehen der Personen
widerfahren und ertheilet werden möge". Ueber das Stadt-
regiment bleiben nähere Bestimmungen vorbehalten ; bis die
Stadt zu ihrer völligen Gröfse und Frequenz gewachsen sei,
soll die obrigkeitliche Aufsicht und Gewalt zwischen dem kur-
fürstlichen Hofkammerrath und dem Landrichter und Pflegs-
administrator zu Dachau aufgetragen werden, damit sie „in
guter Ordnung regieren und darüber wachen, dafs die Be-
wohner in ihren vorgenannten Privilegien nicht gehindert oder
verkürzt werden."
Der Entwurf schliefst : ,,Zu Urkund und mehrerer Ver-
sicherung haben wir diese gegenwärtigen Patent eigenhändig
unterschrieben und mit unsreni Insiegel befestigt, auch damit
es zu Jedermanns Wissenschaft komme, zum Druck befördern,
publicirn und überall affigiren lafsen"; doch läfst sich, wie er-
wähnt, weder eine amtlich ausgefertigte Originalurkunde, noch
ein Abdruck finden ; auch über die Umstände, die das Projekt
scheitern machten, ist Näheres nicht bekannt.
München.
K. Th. Heigel.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sobald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR KÜOTE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877.
JWI.
Jannar.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Januar 1877.
■ Die in der Sohlufsnummer des Vorjahres mitgetheilte Stiftung
einer Halle der kgl. preufsischen Prinzen hat sich auch gnädig-
ster Zustimmung Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Albrecht von Preu-
fsen zu erfreuen gehabt, welcher einen Beitrag von 1500 m. zu
Errichtung derselben zu spenden geruhte.
Für unsere Waffensammlung hat Se. Durchlaucht Fürst Karl
zu Hohenlohe- Bartenstein 50 m. gespendet. Die Freiherr!, von
Dungern'sche Familie hat 867 m. zur Stiftung eines Fensters be-
stimmt. Zu einer mit dem Familienwappen zu schmückenden
Stiftung in unserem Baue hat das Gesammtgeschlecht der Herren
von Schönberg 500 m. gespendet.
Der Verein Herold zu Berlin hat die Stiftung eines Fensters
zugesagt. Da die Zeichnungen nicht fertig sind, so lälst sich eine
genaue Kostensumme nicht nennen. Vorläufig sind 2000 m. in
Aussicht genommen.
Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs Lud-
wig II. von Bayern sind dem Museum 130 verschiedene Gemälde
aus dem Depot von Schleil'sheim übergeben worden. Herr Reg.-
Rath Freih. v. Holzschuher in Augsburg hatte abermals die Güte,
ein sehr interessantes altdeutsches Gemälde zu kaufen und dem
Museum zum Geschenke zu machen.
Der Eingang des Jahres ist also nicht minder erfreulich ge-
worden, als es der Schlufs des vergangenen gewesen. Wir hoffen,
dafs dies Jahr, das fünfundzwanzigste des Bestehens der Anstalt,
ihr zu besonderem Segen gereichen werde. So möge im folgenden
Sommer der Jubeltag alle Freunde und Gönner der Anstalt freu-
digen Muthes hier versammelt finden !
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von politischen Korporationen : Durlach. Magistrat
10 m.
Von Privaten: Ansbach. Adolf Gombart, Bankbuchhalter,
4 m.; Feigel, Rechtsanwalt, 5 m.; Karl Jüdt. Rektor der Gewerb-
schule, 2m.; Niemann, röm. kath. Stadtpfarrer, 2m.; Karl Pürk-
hauer, Notar, 2 m.; Marie Sartorius, Pfarrerswittwe, 3 m. Berlin.
Heise, Kaufmann, (st. fr. 3m.) 5m. Cannstatt. v. Derschau, 5m.
Cilli. Adolf Lutz, Kunstmüller, 2 m.; Julius Rakusch , Kaufmann,
2 m. ; Franz Rauscher, Apotheker, 2 m. ; Gustav Stieger, Kaufmann,
2m. Deben. Kühn, Pfarrer, Im. Dresden. G. Ph. Bischoff, Dr.
med., 3m.; G. M.' S. Blochmann, Comraissionsrath, 5m.; H.
Funcke, Dr. phil., 3 m. ; Hauptmann, Bildhauer, 5 m. ; L. Küttner,
Dr. med., 3m; von Unruh, Hauptmann, 5m. Ederhelm. Haffner,
Pfarrer, (st. fr. 30 kr.) Im. 72 pf. Feuchtwangen. Dr. Aub, prakt.
Arzt, 3m.; Me3'er, Rentbeamter, 2m.; Dr. Scheidemandel, prakt.
Arzt, 2 m. FIschbach. Albrecht, Pfarrer, 1 m. ; Fürstenfeld. Johann
Lange, Bürgerschullehrer, (st. fr. Im.) 2m. Grimma. Grofsmann,
Superintendent, 6 m. Grossbothen. Hallbauer, Pfarrer, 1 m. Grossel-
flngen. Kalb, Pfarrer, (st. fr. 30 kr.) 1 m. 72 pf. Hannover. Berend,
Dr. med., 3 m. ; Berend, Dr. jur., 3 m. ; Brauns, Senator, 5 m. ; Ess-
berg, Dr. med., 3m.; Hahne, Kunsthändler, 3m.; Alfred Houget
10 m. ; Georg Houget 3 m. ; Caspar, Banquier, 3 m. ; Cohen, Medi-
zinalrath, 4m.; Cohen, Buchhändler, 3m.; Frau Amalie Cohen
3m.; Laporte, Obergerichtsrath, 5m.; Lefsing, Dr. med., 3 m.;
Georg Lewing, Kaufmann, 3 m.; Miehe, Kunsthändler, 3 m.; Opp-
1er, Baurath, 3 m.; Oppler, Baurathsgattin, 3 m.; Römann, Fabri-
kant, 3m., Schorbach, Architekt, 4 m. ; Simon, Obergerichtsanwalt,
3 m.; Stolberg, Tapetenfabikant, 3 m. Heidelberg. Frau Kayser, Pro-
fessorsgattin, 4 m. Heilbronn. Gustav Hauck, Fabrikant, 3 ra. ; Höf-
gen. Gärtner, Pfarrer, 75 pf. Kaufbeuern. Gust. Schmidt, Grofshänd-
1er, 2 m. Köln a. Rh. August Camphausen, Geh. Commerzienrath,
15 m.; Ad. Carstanjen 20 m.; Hippolyt Meurer 6 m.; Gustav Mi-
chels, Kaufmann, 9 m.; Chr. v. Mumm 6 m.; Nagelschmidt, Stadt-
verordneter, 3 m.; C. Raderschatt, Fsbrikbesitzer, 3 ra. ; A. Solf
20 m.; Voigtel, Regierungs- u. Baurath, 6 m. KUbelholz. Job. Hof-
raann, Oekonom , Im. Madrid. Jacobo Zobel de Zangronitz 10 m.
Neumarict. Th. v. Scheurl , Assessor, 2 m. Neutitschein. C.Buch-
berger, k. k. Landesgerichtsrath , 2 m. Norkau. Ludewig , Pfarrer,
75 pf. Nürnberg. A. Cohen, Kaufmann, 4 m. Regensburg. Bren-
ner, kgl. Regierungsdirektor, (st. fr. 1 fl.) 3 m.; Rümmelein, Grofs-
händler, (st. fr. 5 fl.) 20 ra. Ribnitz i. M. Algenstädt, Lehrer,
Im.; Bauermeister, Schuldirektor, 2m.; Berlin, Dr. jur. , Im.;
D. von Bülow, Conventualin , 2 m. ; Friederichs, Amtshaupt-
mann, 1 ra. ; Grol'se, Amts Verwalter, Im.; Herzfeld, Kaufmann,
Im.; Jacobson, Kaufmann, Im.; Keil, Lehrer, Im.; Kleininger,
Reotor, Ifii. ; Klevesahl, Cantor, Im.; Ph. Krüger, Registratur,
Im.; Crüwell, Dr. med., Im.; Ladendorff, Postdirektor, Im.;
Lettow, Postsekretär, 1 m. ; Lichenheim u. Pincus, Kaufleute, 1 m. ;
Mayer, Kaufmann, 1 m. ; Meincke, Präpositus, Im.; H. Muhl sen.,
Zimmermeister, 1 ra. ; Em. Müller, Kaufraann, Im.; Nizze, Bürger-
meister, Im.; Oppermann, Kaufraann, Im.; Päpke, Rentier, Im.;
Peters, Rentier, Im.; L. Range, Kaufmann, Im.; Reich, Lehrer,
Im.; Rühe, Dr. phil.. Im.; Schmidt, Pastor, 2m.; Sohultetus,
Stadtrichter, Im.; Veuzraer, Comraissionsrath, 1 ra. ; Venzmer, Ad-
vocat. Im.; Wagner, Dr. med.. Im.; Walter, Kaufraann, 2m.;
Wünsch, Amtmann, Im. Saalfeld. Koch, Reallehrer, 2 ra. ; Sach.
sendorf. Recke, Pfarrer, Im. Selbelsdorf. Dr. Hechtfischer, De-
kan, 1 m. Strassburg. Barthold, Realschuldirektor a. D. u. Ober-
lehrer, 3 m. Trebsen. Conradi, Pfarrer, 1 m. Unterrodach. Poland,
Pfarrer und Senior, 1 m. Wermsdorf. Stelzner, Pfarrer, 1 m.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von Privaten : Barmen. Eduard Rorbach, 10 m. Hannover.
Brauns, Senator, 20m. Leipheim. Julius Hennle, Kaufmann, Im.
Plauen. Bruno Falco, Kaufmann, Im. San Jose (Costa Rica).
Ungenannter, 63 ra. 64 pf. Ulm. Julius Hirsch, Kaufraann, 1 m.
Von deutschen Standesherren zum Anlcauf von Waffen :
Karl, Fürst zu Hohenlohe Bartenstein, Durchlaucht, 50 m.
Für den Augustinerklosterbaa : Die Freiharren von
Dungern 857 m.; Gesammtgeschlecht derer von Schönberg 500 m.
Unsern Sammlungen gierigen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschiclitliclieii Samm-
lungen.
(Nr. 7734—7746.)
Blankenburg. Kiesewetter, Rentamtmann a. D. : Karte über
die Zinsberechtigungen des Klosters Ebrach, Handzeichnung;
3 Blatt Kupferstiche, 18. Jhdt. — Forchheim. Prot. Kirchen-
verwaltung: Silberbeschlagenes Eisenkreuzehen zur Erinnerung
an den 18. October 1813. — Hüttenbach. Morgenthau. Kauf-
mann : Ausgegrabener mittelalterlicher Schlüssel. — Nürnberg.
Dell, Sattiermeister: Verzierter Reitzaum, 18. Jhdt. Müller,
Appellationsgerichtsrath : 1 Flugblatt v. 1805. Schröder, Kauf-
19
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
20
mann : Frankfurter Thaler v. 1860. — Oberbürg bei N'iirnbero;:
Freiherr v. Andrian: 2 bayrische Kürassierhehne. — Oschatz.
Ungenannter: Eine Pastorniütze, 18. Jhilt. ; ein Kreuz, Alizei-
ehen des sächsischen Freieorps der ,,Banner" im J. 1813. — Pest.
Georg Klöfs, Photograph: 143 Bliitter Photographieen der her-
vorragendsten Gegenstände der im Mai 1876 im Palais des Grafen
A. Kärolyi veranstalteten Ausstellung kunstgewerblicher und hi-
storischer Denkmäler. — Solingen. Curdts, Messerfabrikant: Ein
vom Geschenkgeber in altem Stile ausgeführtes Efsbesteck. —
Stuttgart. F. Auberle, Rechtsanwalt: Zinnmedaille auf die Ein-
•»veihunsr der Johanniskircbe in Stuttgart. — Wien. Dr. K. Lind,
k. k. Ministerialsekretär : 5 Flugblätter. — Wismar. Dr. Crull:
29 Silber- und Kupfermünzen, 15.— 19. Jhdt.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 36,253—36,481.)
Altona. Verlags-Bureau: Becker, Weltgeschichte, hrsg.
V. Liegl ; 30. Lief. 8. — Augsburg. B. Schmid'sche VerlagshdI.
(A. Manz) : Steichele, das Bisthum Augsburg ; 25. Heft. 1876. 8. —
Berlin. Bazar-Actiengesellschaft: Der Bazar ; 22. Jhg.
1876. 2. Gesellschaft für Erdkunde: Dies., Veihandlun-
gen etc.; Bd. IIL Nr. 7 u. 8. 1876. 8. Dr. Friedr. Ötker,
Mitglied des deutschen Reichstags : Ders., belgische Studien. 1876.8.
Gebr. Pätel, VerlagshdI.: Deutsche Rundschau, hrsg. v. Roden-
berg; IL Jahrg. 8. Heft u. HL Jahrg. 1.-3. Heft. 1876. 8.
Eugen S ch öpplenberg : Ders., Die Familie Schöpplenberg.
1870. 8. Ad. Trendelen bürg, Üniv.-Prof. : Ders., der Musen-
chor. Relief einer Marmorbasis aus Halikarnals. — Bonn. Ver-
ein von Altert humsfreunden im Rheinlande: Ders., Jahr-
bücher etc. ; Heft LVII. LVllI. 1876. 8. Aldenkirchen , d. mit-
telalterliche Kunst in Soest. 1875. 4. — Brunn. Mähr. Lan-
des-Ausschufs : Ders., Rechenschafts -Bericht etc. 1875. 8.
Dr. J. Parthe, k. k. Director : Grolig, Kant's Erkeuntnilslehre
im Lichte der neuesten Kritik. 1872. 8. Pr. Ders., die wichtiseren
Lehren von Raum und Zeit in der neueren Philosophie. 1873. 8.
Pr. Ders., über das Schwinden des naiven Antheils aus der Bil-
dung der Gegenwart. 1874. 8. Pr. Walientin, Theorie der elektra-
magnetischen Wirkung spiralförmiger Stromleiter. 1875. 4. Pr.
Kummerer, zum Gebrauche des griech. Conjunctiv. 1876. 8. Pr.
— Chur. Antiquariats-Buchhandlung: Mohr, bündnerische
Geschichtschreiber ; Publ. IV. V. VIIL IX, 1. 1857—73. 8. — Det-
mold. Dr. Heinrich, Consistorialrath : 32. Jahresbericht des
Lippischen Hauptvereins der Gustav- Adolph- Stiftung über d. J.
1876. 8. — Donaueschingen. Karl Egon Fürst zu Fürsten-
berg: Fürstenbergisches Urkundenbuch ; I. Bd. 1877. 4. — Dor-
pat. Universität: 7 akademische Gelegenheitsschriften. 1876. 8.
— Dresden. Generaldirektion der k. Sammlungen: Be-
richt über die Verwaltung der k. Sammlungen für Kunst u. Wis-
senschaft in Dresden in d. J. 1874 u. 1875. 1876. 4. — Dürkheim.
Dr. Mehlis, Studienlehrer: Prätorius, Chronica etc., verdeutscht
durch J. Eysenberg. 1561. 8. — Giessen. Oberhessische Ge-
sellschaft für Natur- U.Heilkunde: Dies., 15. Bericht etc.;
1876. 8. — Glarus. Historischer Verein des Kantons Gla-
rus: Ders.. Jahrbuch etc.; 13. Heft. 1877. 8. — Görlitz. C. A.
Starcke, Verlagshandlung: Des Conrad Grünenberg Wappen-
buch, in Farbendruck neu herausg. v. R. Graf Stillfried-Alcantara
u. Hildebrandt; Lief. 1—6. 1875. Imp. 2. Warnecke, heraldische
Kunstblätter etc. 1876. 4. — Gotha. Justus Perthes' geograph.
Anstalt : Spruner's Hand-Atlas f. d. Geschichte des Mittelalters u.
d. neueren Zeit; 3. Aufl.. bearb. v. Menke. Liefer. 13—16. 1875
— 76. qu. Imp. 2. — Göttingen. Dieterich'sche Buchhndlg:
Forschungen zur deutschen Geschichte; Bd. XVI, 3. 1876. 8. —
Graz. Akadem. Leseverein: Ders., 9. Jahresbericht etc. 1876. 8.
Historischer Verein für Steiermark: Ders., Mittheilungeu
etc. ; XXIV. Heft. 1876. 8. Ders., Beiträge etc. 13. Jahrg. 1876. 8.
— Halle. G. Scbwetschke'scher Verlag: Die Natur, hg. von
Müller: n. F., 1876, 3. Qu. 4. — Hannover. Hahn 'sehe Hofbueh-
handlung: Neues Archiv der Gesellschaft f. ältere deutsche Ge-
schichtskunde; Bd. II, 1. H. 1876. 8. — Helsingfors. Finska
Vetenskaps-So cietet en: Dies., Acta societatis scientiarum
Fennicae. Tom. X. 1875. 4. üfversigt af F. Vet. Soc. förhandlin-
gar ; XVII. 1874 — 75. 8. Bidrag tili kännedom of J'inlands na-
tur och folk ; 24. H. 1875. 8. Observations meteorologiques.
Annee 1873. 8. - Jena. Universität: 60 akademische Gelegen-
heitsschriften. 1875. 1876. 8. 4. — Innsbruck. Ferdinandeum
für Tirol u. Vorarlberg: Dass., Zeitschrift etc. 3. Folge,
20. Heft. 1876. 8. — Karlsruhe. D r. Moriz Gmelin, Archivrath ;
Ders., Stammbaum der Familie Gmelin. 1877. 8. — Königsberg.
Physikalisch -ökonomische Gesellschaft: Dies,, Schrif-
ten etc.; Jhg. XVI, 1. 2. 1875. 4. — Kopenhagen. Nordisk Old-
skrift-Selskap: Dies., Aarböger etc.; 1875, 1.— 4. H. u. 1876,
1. 2. 8. — Krakau. Akademie der Wissenschaften: Dies.,
bibliographische Berichte etc.; I. Heft. 1876. 8. — Leipzig. C. G.
Born er, Kunsthändler: Ders., die Kupferstichsammlung des
Herrn K. Ed. Liphart in Florenz. 1876. 8. Lausitzer Predi-
ger-Gesellschaft: Dies., Jahresbericht etc.; 1. Mittheilung.
1875. 4. Jentsch, Geschichte der Lausitzer Prediger- Gesellschaft.
1867. 4. F. A. Brockhaus, Verlagsh. : Histor. Taschenbuch,
hg. V. Riehl ; 5. Folge, 6. Jhg. 1876. 8. Der neue Plutarch ; 4. Th.
1876. 8. Deutsche Dichter des 16. Jahrb.; Bd. VIIL IX, 1876. 8.
Felsler, Geschichte von Ungarn; 18. Lief. 1876. 8. — Lemberg.
Towarzystwo aroh eologiezne Krajowe: Przeglad archeo-
logiczny; Rok I, zeszyt 3. 1876. 8. — Lucern. Historischer
Verein der fünf Orte etc.: Ders., d. Geschichtsfreund; Band
XXXI. 1876. 8. — Mainz. Franz Falk: Ders., die Kataloge der
vorbonifacianischen Bischöfe von Mainz. 1870. 8. — Marburg. Uni-
versität: Kolde, Luther's Stellung zu Concil u. Kirche bis zum
Wormser Reichstag 1521. L Theil. 1876. 8. Lenz, Zusammen-
hang u. Urheberschaft einiger Schriften aus der Zeit vor dem
Constanzer Concil; I. Th. 1876. 8. Vomberg, drei Bruchstücke
einer poetischen deutschen Bearbeitung des Lebens Johannes des
Täufers aus dem XII. Jahrh. 1876. 8. u. 4 weitere akademische
Schriften. — Meiningen. G. Brückner, geh. Hofrath etc.: Cul-
turhistnriscbe Bilder aus dem Meininger Oberlande. II. 1876. 8.
— Meschede. Histor. Verein f. d. Herzogth. Westfalen:
Ders., Blätter zur näheren Kunde Westfalens; XIV. Jahrg. 1876,
1.— 4. Heft. 8. — München. Histor. Commission bei d. k.
Akad. d. W. : Allgemeine deutsche Biographie; Lief. 16—20.
(4. Bd.) 1876. 8. Friedr. Hektor Graf Hundt: Ders., das
Hofgesinde der Fürstbischöfe v. Freising in Mitte des XIII. und
im XIV. Jahrh. 1876. 8. Sonderbdr. Kunst-Gewerbe-Ver-
ein: Ders., Zeitschrift etc.; Jahrg. XXVI. H. 5 u. 6, 7 u. 8.
1876. 2. Festschrift zur Feier des 25jähr. Bestehens des Mün-
chener Kunstgewerbevereines. 1876. 4. Bericht über die Verhand-
lungen in den aus Anlal's der Jubel -Feier des Münchencr Kunst-
Gewerbe-Vereines veranstalteten Versammlungen. 1876. 8. Herrn.
Manz'sche Buchhndlng : Mayer, Statist. Beschreibung des Erz-
bisthums München-Freising; 15. Lief. 1876. 8. J. Würdinger,
k. b. Major a. D. : Ders., Pfalzgraf Philipp des Streitbaren Ver-
theidigung Wiens 1529. 1876. 8. Sonderabdr. — Nürnberg. Bay-
risches Gevverbemuseum: Verzeichnil's der Bücher in der
Bibliothek des bayr. Gewerbemusoums. 1877. 8. Andreas Endt-
ner: Das newe Testament. 1661. 16. H. v. Weifsenbach, Se-
kretär des german. Museums: Ders., d. Wappen der Grafen von
Schaueiiburg u. Holstein. 1877. 8. — Pest. Dr. Romer: Bulle-
tins de la huitieme session du congres international d'anthropolo-
gie et d'archeologie prehistoriques ä Budapest; no. 1 — 6. 1876. 8.
Discours du secretaire general au congres international etc. 1876.
8. Szechenyi , Funde aus der Steinzeit im Neusiedler Seebecken.
1876. 8. — Prag. Verein für Geschichte der Deutschen
in Böhmen: Ders., Mittheilungen etc. XV. Jahrg. Nr. 2. 1876.
— Reval. C. Rufswurm, Schulinspector a.D. u. Archivar: v. Un-
gern-Sternberg, Nachrichten über das Geschlecht der Ungern-
Sternberg, hsg. v. Rufswurm; Th. L "B. 1876. 8. — Rostock. Uni-
versität: 62 akademische Schriften. 1873 — 76. 8. u. 4. Sig-
maringen. Verein für Geschichte und AI t er thumsk un de
in Hohenzollei'n: Ders., Mittheilungen etc. IX. Jahrg. 1875 —
— 76. 8. — Sonneberg. A Fleischmann, Commerzienrath : Cul-
turhistorischi- liiUler aus dem Meininger Oberlande; I — III. 1876. 8.
— Stammbach. L. Reinstädtler, Pfarrer: Ders., Geschichte der
Pfarrei Stanmibach in Oberfranken. 8. — Strassburg. Universi-
21
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
22
tat: Baumgarten, Jacob Sturm. 1876. 8. Rödiger, die Litanei
und ihr Verhältnis zu den Dichtungen Heinriolis von Melk. 1876.
8. Strauch, iiber Marners Leben und Dichtungen. 1876. 8. Wiss-
mann, Studien zu King Hörn. 1876. 8. Wagner, über den Mönch
von Hoilsbronn. 1876. 8. Zimmer, Ostgermanisch und Westger-
manisch. 1876. 8. — Stuttgart. K. württemb. topographi-
sches Bureau: Beschreibung des Oberamtes Spaichingen. 1876.
8. A. Krön er, Verlagsh. : Stiler, Wachenhusen u. Hackländer,
Rheinfährt; Lief. 24—27. (Schluls). 1876. 8. Terlan (Siid-Tirol).
K. Atz, Beneficiat: Ders., d. christl. Kunst in Wort u. Bild. IV.
Lief. — Tübingen. Adelb. t. Keller, Univ.-Professor: Ders., ein
Gedicht Ubland's. 1876. 8. H. Laupp'scbe Buchhandlung : Fried-
berg, Aktenstücke, d. altkathol. Bewegung betr. 1876. 8. — Twor-
kau. Augustin Weltzel, geistlicher Rath, Pfarrer: Ders., Ge-
schichte des edlen u. freiherrl. Geschlechtes von Eichendorff. 1876.
8. — Venedig. Reale Istituto Veneto di scienze, lettere
ed arti: Dass., Memorie etc.; vol. XIX, parte 1 — 3. 1876. 4. —
Wien. Altertbumsverein : Suttinger, Plan der Stadt Wien, re-
produciert v. A. Caraesina. 1876. Lind, kurze Erläuter. d. Wiener
Planes a. d. J. 1684. 4. A. Freih. v. Dumreicher: Auszug a.
einem Expose über die Organisation des gewerbl. Unterrichts in
Oesterreich. 1876. 8. Sonderabdr. Zur Frage der Erziehung der
industriellen Classen in Oesterreich. 1876. 8. Sonderabdr. Lese-
verein der deutschen Studenten: Ders., Jahresbericht 1875
—76. 8. — Wiesbaden. Heinr. Killingeru. Comp.: Arnim u.
Brentano, des Knaben W^underhorn ; 17. Lief. 8. — Würzburg. A.
Stuber's Buchhandlung: Friedrich's d. Gr. ausgewählte Werke,
übers, von Merkens ; Bd. III, 1. 1876. 8. ■ — Zeitz. Eugen Strien,
Verlagsh. : Rothe, aus der, Geschichte der Stadt Zeitz. 1876. 8.
— Zittau. Kämmel, Professor: Köhler, Pflanzen u. Götter. 1876. 8.
geschenkweise, theils im Austauschwege gegen unseren Anzeiger
zugegangen, ohne dafs wir die Nummern sämmtlich einzeln hätten
bestätigen können. Indem wir hiemit den Empfang dankend an-
zeigen und um gütige fernere Zusendung ersuchen, werden wir
uns erlauben, auch künftighin von der Aufnahme einzelner Num-
mern in unser Geschenkverzeichnifs abzusehen.
Anzeiger der k. Akademie der Wissenschaften (philos.-histor. Cl.)
in Wien.
,, für schweizer. Alterthumskunde.
„ für schweizer. Geschichte und Alterthumskunde.
„ für Bibliographie und Bibliothek- Wissenschaft (von
Petzholdt).
„ Nürnberger.
Archiv für kirchl. Baukunst und Kirchenschmuck (r. Prüfer).
Bär, der, Berlin. Blätter f. Vaterland. Gesch. u. Alterthumsk.
Bericht des Vereins für das Museum schles. Alterthümer.
Biene, die, illustr. Familienblatt (v. Enders).
Blätter für Kunstgewerbe (v. Teiricb).
„ für Münzfreunde und : nuraismat. Verkehr.
„ für literar. Unterhaltung.
Bulletin de la societe pour la conserv. d. monum. hist. d'Alsace.
Ceutralblatt, literarisches (v. Zarncke).
Correspondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutsch. Geschichts-
und Alterthumsvereine.
Daheim. Familienblatt mit Illustr.
Gartenlaube. Illustr. Familienblatt.
Gemeindezeitung, deutsche (v. Stolp).
Gewerbehalle (v. Schnorr).
Handweiser, literar. (v. Hülskamp).
Heimath, die. Wochenblatt für Kunde der niederrhein. Gesch.
Herold, der deutsche. Zeitschrift für Heraldik etc.
Jagdzeitung.
Kirchenschmuck, der. Blätter des christlichen Kunstvereins
der Diöcese Seckau.
Kirchenzeitung, neue evangelische (v. Mefsner).
Korrespondent von und für Deutschland.
Korrespondenzblatt des Vereines für Kunst und Alterthum
in Ulm und Oberschwaben.
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift des bayrischen Gewerbe-
museums in Nürnberg.
Kunsthandwerk, das (v. Bucher u. Gnauth).
Kurier, fränkischer.
Land und' Meer, über.
Literaturzeitung, theologische (v. Schürer).
Magazin für die Literatur des Auslandes.
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien.
„ u. Nachrichten f. d. evang. Kirche in Rufsland.
Monatshefte für Musikgeschichte.
Monatschrift, altpreufsische (v. Reicke u. Wiehert).
„ baltische.
„ für rheinisch -westfälische Geschichtsforschung u.
Alterthumskunde (v. Pick).
Postzeitung, Augsburger.
Presse, Nürnberger.
Reichs- Anzeiger, deutscher, u. k. preufs. Staats-Anzeiger.
Revue bibliographique universelle.
„ crüique.
Rundschau, deutsche (v. Rodenberg).
„ literarische (v. Köhler).
Saxonia (v. Moschkau).
Schriftwart, der. Zeitschrift für d. d. Stenographie.
Sprech-Saal. Organ der Porzellan-, Glas- und Thonwaaren-
Industrie.
Stadtzeitung, Nürnberger.
Streffleur's Österreich, militär. Zeitschrift.
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
Volksblatt für Stadt und Land.
Wartburg, die. Organ des Münchener Alterthurasvereins.
Welt, die illustrirte.
Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg.
Wochenschrift, gemeinnützige (Würzburger).
Zeit, unsere.
Zeitschrift des Anwaltvereins für Bayern.
„ für praktische Baukunst (v. Mothes).
„ für preufsische Geschichte.
„ des deutschen Graveur- Vereins zu Berlin.
„ f. bildende Kunst. Mit dem Beiblatt Kunst-Chronik.
„ des Kunst- und Gewerbe-Vereins zu München.
„ neue, für Musik.
Zeitung, aHgeraeine deutsche, für Brasilien.
„ fränkische.
„ neue illustrirte (Wiener).
Schriften der Akaderaieen, Museen und historischen Vereine.
Memorie del R. Istituto Veneto di Scienze, Let-
tere ed Arti. Vol. XIX, Parte L IL HL Venezia, 1876. 4.
Le abitazioni lacustri di Fimon. Memoria del s. c. Paolo
Lioy. (M. Abbild.). — Della vita e delle opere di Simone Stratico.
Memoria del M. E. Prof. Franc. Rossetti..
Bibliographische Berichte über die Publication
der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Herausg.
von den Sekretairen der drei Abtheilungen (Classen). Erstes Heft.
1876. Krakau, Selbstverlag der Akademie. 1876. 8.
Vorwort des Generalsekretairs über die seit 1872 bestehende
23
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
24
— aus der K. K. Krakauer Gelehrtengfesellschaft hervorgpgaugene
Akademie. Von den in dem vorliegenden Bericht aufgenommenen
Publicationen glauben wir folgende hervorheben zu sollen. Fono-
logie der niederlausitzischen Sprache. Von Alex. Petrow. — Po-
len zur Zeit Nie. Kopernik. Von J. Szujski. — Ein Blatt aus
der Geschichte der Krakauer Universität. Von Anton Matecki. —
Der Maler mit dem Monogramme K H. und seine Gemälde
In den Kirchen Krakaus. Von V. Luszczkiewicz. — Ueber die
polnische Bevölkerung West-Preufsens zur Zeit des deutschen
Ordens. Von Albert Ketrzynski. — Plan einer Theilung Polens im
XV. Jahrh. Von Dr. A. Sokotowski. — Archive des Grofsherzog-
thums Posen, Ost- und Westpreul'sens. Von Dr. Stanislaus Smol-
ka. — Der Pilsner Codex enthaltend Magdeburger Entscheidun-
gen. Von Vlad. Wistocki. — Ueber die Entstehung des deut-
schen Oberhofes auf der königlichen Pfalz zu Krakau. Von M.
Bobrezynski. Publicationen etc.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen. Redigirt von Dr. Ludw. Schlesinger.
XV. Jahrgang. Nr. II. Nebst der literarischen Beilage, re-
digirt von Dr. Mathias Pangerl. Prag, 1876. 8.
Künstler der Neuzeit Böhmens. Die Max -Familie. Biogra-
phische Studien von Prof. Rudolf Müller. — Aus der Zeit der ge-
setzlichen Zigeunerverfolgung. Von Theod. Wagner. — Materia-
lien zu einer Geschichte von Plafs und seiner Umgebung. Von
Bernh. Scheinpflug. (2. Abth. Schlufs.) — Die Heimat Heinrichs
von Freiberg. Von AVend. Toischer. — Misoellen. Vereinsange-
legenheiten.
Kurze Erläuterung des Wiener Planes von Daniel
Suttinger aus dem Jahre 1684. Von Karl Lind. Mit Abbild, u. e.
facsimilierten Plan (Publication des Alt erthums- Vereins zu
Wien.) Wien, 1876. 4. u. gr. 2.
Mittheilungen des historischen Vereines für Stei-
ermark. Herausg. von dessen Ausschusse. XXIV. Heft. Graz.
1876. 8. Mit 2 Tafeln.
Vereinsangelegenheiten. — Georg Matthäus Vischer und seine
Wirksamkeit in Steiermark. Von J. v. Zahn. — Bücher-Anzeigen.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts-
quellen. Herausg. von dems. Vereine. 13. Jahrg. Graz, 1876. 8.
Materialien und kritische Bemerkungen zur Geschichte der
ersten Bauernunruhen in Steiermark und den angrenzenden Län-
dern. Von Dr. F. Mayer. — Ueber einige Urbare aus dem XIV.
und XV. Jahrhundert im Admonter Archive. Von P. Jacob Wich-
ner. — Urkunden - Regesten. Von Dr. F. Bischoff. — Anhang.
Untersteirische Bannbestimmungen. Von Dr. A. Schönbach. —
Zur Vervollständigung der Lavanter Bischofsreihe. Von P. 0.
Kernstock.
Zeitschrift des F erdinandeums für Tirol und Vor-
arlberg. Herausg. von dem Verwaltungs- Ausschusse desselben.
Dritte Folge. Zwanzigstes Heft. Innsbruck. 1876. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Grabsteine der St. Nikolaus-Pfarr-
kirche zu Hall. Von Ant. Eberle. — Die Rhätisch-Etruskischen
Alterthümer, entdeckt bei Matrei im Mai 1845. Von Giovannelli
Graf Benedict. Aus dem Italienischen übersetzt v. Fr. v. A. —
Die Tiroler Wappenbücher im Adelsarchive des k. k. Ministeriums
des Innern zu Wien. II. Theil. Von H. v. Goldegg.
Allgemeine Deutsche Biographie. Herausgeg. durch
die historische Commission der k. bair. Akademie der Wis-
senschaften zu München. Elfte bis zwanzigste Lieferung. (IV. Bd.
Bode, Joh. Ehlert. — Deck, Rudolf.) Leipzig, Verlag von Dun-
cker u. Humblot. 1876. 8. 796 Stn.
Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausge-
geben von der historischen Commission bei der k. b. Aka-
demie der Wissenschaften. Sechszehnten Bandes drittes
Heft. G4ttingen, Dieterich, 1876. 8.
Ueber die Entstehungszeit der Lex Baiuwariorum. Von Ar-
chivrath S. Riezler in Donaueschingen. — Beiträge zur Kritik der
Vita Meinwerci. Von Dr. K. Rieger in Wien. — Die Belagerung
von Akkä (1189-1191). Dargestellt von Lio. Dr. R. Röhricht in
Berlin. — Beiträge zur Frage nach der Bedeutung der Landgraf-
sohaft. Von Hauptmann z. D. Gustav Frhr. Schenk zu Schweins-
berg in Darmstadt. Kleinere Mittheilungen.
Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu Mün-
chen. Jahrgang XXVI, Heft 5 — 8. München, 1876. Theodor
Ackermann. 2.
Renaissance-Interieurs der Schweiz. Von H. E. v. Berlepsch.
(Schi.) — Vereinsangelegenheiten.
Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens
desselben Vereines.
Kunst u. Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayrischen
Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0. von Schorn.
Elfter Jahrgang. Nr. 1—4. Nürnberg. 1877. 8.
Benvenuto Cellini. Von 0. v. Schorn. — Silbernes Uhrge-
häus aus dem siebenzehnten Jahrhundert. Von 0. v. S. (Mit
Abbild.) — Aus der deutschen Kunst- und Kunst-Industrie-Aus-
stellung in München. IV. Von Kuhn. (Mit Abbild.) — Die Orna-
mentik der Gewebe. Aus einem von Friedr. Fischbach gehalte-
nen Vortrage. (Mit Abbild.) —
Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst u. Gewerbe
Redigirt von Dr. Otto von Schorn.
Bekanntmachungen. — Museumsangelegenheiten. — Feuille-
ton. — Notizen. — Anzeigen. —
Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Erster Jahrgang,
1876, Nr. 12. Ulm. 8.
Ulmische Häuser: I. Von Kornbeck. — Nachträge zu Klemm,
Beschreibung der Geifslinger Stadtkirche. Von Caspart und Hier-
lemann. — ■ Brief- und Packetpost zwischen Basel — Schaffhausen
— Lindau — Ulm und Zürich — Schaffhausen — Lindau — Ulm,
vom Jahre 1652. Von Gmeling. — Der Münzfund von Sigraz-
hofen. Von Wintterlin. (Schlufs.) — Volksetymologisches aus dem
Vereinsgebiet. — Vereins-Chronik.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde in Hohenzollern. IX. Jahrg. 1875/76.
Sigmaringen. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Die früheren Dynasten-Gesohlechter
in Hohenzollern , insbesondere die Herren von Weitingen. Von
fürstl. hohenzoll. Archivar Schnell. (Schlufs). — Eine Hohenzol-
lern-Sulz'sche Familienverbindung im 17. Jahrh. Von Adolf Ber-
ger, (Fürstl. Schwarzenb. Archivar in Wieri). — Die symboli-
schen Darstellungen auf den Siegeln der Grafen von Veringen.
Von Lehrer Locher in Sigmaringen. (Mit Abbild.) — Zur Ge-
schichte der Familie von Neuneck. Von A. Lichtschlag, Gymna-
25
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
26
sialoberlehrer in Hanau. — Vermischte Urkunden des 13 , 14. und
15. Jahrhunderts. Von dems.
Blätter zur näheren Kunde Westfalens. Organ des
historischen Vereins für das Herzogthum Westfalen. Heraus-
gegeben durch Dr. K. Tücking. XIV. Jahrgang. 1876. S.u. 4. Heft.
Meschede. 8.
Die Rittersitze des Herzogth. Westfalen. Von Prof. F. J. Pieler.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde zur B eförderun g einer G esammtaus-
cabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des
Mittelalters. Zweiter Band. Erstes Heft. Hannover. Hahn'-
sche Hofbuchhandlung. 1876. 8. Mit einer Schrifttafel.
Vereinsangelegenheiten. — Ueber eine Sammlung der deut-
schen Stadtrechte als Bestandtheil der Monumenta Germaniae.
Von F. Frensdorff. — Untersuchungen über einige annalistische
Quellen zur Geschichte des fünften und sechsten Jahrhunderts.
HI. Von Oswald Holder- Egger. — Die Evangelienhandschrift zu
Cividale. Von weil. C. L. Bethmann. (Mit Abbild.). — Wipos
Vita Chuonradi imperatoris, Von Dr. W. Pflüger. — Die Quellen
der Reichenauer Chronik des Gallus Oehem und der historische
Werth dieses Werkes. Von Oscar Breitenbach. — Miscellen.
Acht päpstliche Privilegien. Von P. Ewald. — Gedichte aus
Frankreich. Von E. Dümmler. — Aufforderung in Betreff der
neuen Ausgabe der Briefe Gregors I.
Jahrbücher des Vereins von Alt ert h um sf renn den
imRheinlande. Heft LVH u. LVHI *). Bonn, Marcus. 1876. 8.
Heft LVH. Der Grenzstein des Pagus Carucum. (Mit Abbild.)
Von Th. Bergk. — Der vicus Ambitarvius. Von dems. — Der
*) Heft LV n. I.VI ist uns nicht zugekommen.
Junotempel bei Nattenheim. Von E. aus'm Weerth. (Mit Abb.). —
Römische Alterthümer aus dem Oldenburgischen. (Mit Abb.) Von
Prof. Hübner in Berlin. — Römische Inschrift eines Armorum cu-
stos in Bonn. Von J. Freudenberg. — Römische Inschrift aus
Köln. Von Prof. Dr. Düntzer in Cöln. — Römischer Matronen-
stein zu Enzen. Von Rector Dr. Pohl zu Linz. — Kleine Beiträge
zur Numismatik. Von F. van Vleuten. — Der Kamphof zu Köln.
Von J. J. Merlo in Köln. — Necrologiura von St. Maximin. Von
Prof. Kraus in Stralsburg. — Ueber Intaglien des Mittelalters
und der Renaissance. (Mit Abbild.) Von Kaplan Dr. Dornbusch
in Köln. — Datirte Grabmäler des Mittelalters in den Rheinlan-
den. (Mit Abbild.) Von E. aus'm Weerth. — Litteratur. Mis-
cellen. Vereinsangelegenheiten.
Heft LVHI. Drei Metallmedaillons rheinischen Fundorts. (Mit
Abbild.) Von B. Stark. — Die ehemalige Renesse'sche Sammlung,
a. Geschichte derselben. Von L. von Eltester, b. Der rheinische
Theil derselben. (Mit Abbild.) Von II. Schuermans. — Mainz
und Vindonissa. Von Th. Bergk. — Denkmäler des Aeon in York
und Bonn. Von E. Hübner. — Münzfund bei Bonn. Von F. van
Vleuten. — Münzfund in Bertrich. Von demselben. — Das alt-
deutsche Todtenfeld im Roisdorfer Walde. Von Dr. Kessel. —
Romanischer Weihwasserkessel aus Cranenburg. (Mit Abbild.)
Von E. aus'm Werth. — Trierer Inschriften. Von Franz Büche-
ier. — ■ Litteratur. Miscellen. Vereinsangelegenheiten.
Die mittelalterliche Kunst in Soest. Ein Beitrag zur
Rheinisch -Westfälischen Kunstgeschichte. Mit IX. Tafeln u. meh-
reren Holzschnitten von Joseph Aldenkirchen, Rector in Viersen.
Festprogramm, herausgegeben von dems. Vereine. Bonn. 1875. 4.
33 Seiten.
Nachrichten.
Yermischte Nachrichten.
1) Im Laufe der letzten Monate sind in dem Königreiche Würt-
temberg sehr bedeutende Funde von Gegenständen aus der frühesten
Zeit gemacht worden. Namentlich waren sie in Oberschwaben und
Angrenzungen ganz besonders erheblich und für die Erforschung
der Vorgeschichte von grofser Bedeutung. Zunächst wurden um-
fangreichste Ausgrabungen auf den Gipfeln zweier isoliert liegenden
Berge, des „Lahnsteines" unweit Balingen, dann des Goldberges
in der Riesgegend, veranstaltet. Die Ergebnisse derselben waren
geradezu überraschender Art. An beiden Orten wurden nämlich
Knochen von Hausthieren zentnerweise zu Tage gefördert, fast noch
mehr aber dergleichen von allerhand Wildgethier des Urwaldes, zu-
gleich mit verschiedenen Instrumenten aus der vorgeschichtlichen
Zeitperiode von Stein und Bein, auf dem Lahnstein aber auch
aufserdem noch von Bronze und Eisen. Die ersteren erinnern auf
das auflallendste an frühere Funde in den umfangreichen Pfahlbau-
ten im Federsee bei Saulgau-Bachen und im Bodensee.
(Die Wartburg, Nr. 6.)
2) Am ersten November wurden auf der Feldmark von Sel-
nowo (bei Graudenz, Prov. Preufsen) heim Pflügen drei ganz voll-
ständig erhaltene Streitäxte aus der frühesten Steinzeit, sowie ein
Menschenschädel gefimden. (Dieselbe.)
3) Unter Leitung des Herrn Direktor Pinder wurden, wie der
„Hessisch« Beobachter" berichtet, bei Unterbimbach 3 Grabhügel
und zwar die nördlichere Reihe der sogen. Heidenküppel geöffnet.
Der westlichste von diesen lieferte im Grunde unter Steinplatten acht
Armringe von gleicher Form, eine Fibula und eine kurze Lanzen-
spitze, alles von Bronze. Von Urnen konnten nur Scherben gewon-
nen werden , da augenscheinlich durch einen bei der trigonometri-
schen Landesvermessung gesetzten Stein die beigesetzten Urnen
zertrümmert worden waren. Eigenthümlich ist die Gestalt der Ge-
wandnadel (Fibula), welche, ähnlich den Brochen unserer Damen,
mit einer Versicherung versehen war. Referent erinnert sich nicht,
in den germanischen, resp. nordischen Museen zu Berlin, Dres-
den, Posen, Nürnberg und München eine ähnliche Form gesehen zu
haben.
Der mittlere Hügel von elliptischer Gestalt hatte eine sehr- be-
deutende Länge und stellte vielleicht zwei vereinigte Hügel dar.
Trotz seiner Gröfse fand man in demselben nichts, was auf Bedeu-
tung Anspruch machen kann.
Der di'itte, östlichste Hügel lieferte in der Nilhe der Oberfläche
sechs Urnen, wovon zwei die Gestalt von breiten Schüsseln hatten.
Tiefer lagerten die Reste eines Gerippes ; bei letzterem fand man
eine eiserne Lanzenspitze und eine gröfsere eiserne Partisane.
(Dieselbe.)
27
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
28
4) Florian Romer hat im October v. Js. eine Forschungsreise
in das Szolnoker Comitat angetreten, welche von den besten Re-
sultaten begleitet war. Am 14. October wurden in Tisza-Nagy-
Ref Ausgrabungen vorgenommen und Stein- und Beinwerkzeuge,
Küchenabfälle und Gefälse in grol'sen Quantitäten gefunden. Eben-
so reich waren die Funde nächst Kun-Szt-Marton ; hier wurden
ganz grolse Kisten, mit Gegenständen aus der Steinzeit gefüllt,
aufgefunden. Besonders merkwürdig sind einige Werkzeuge,
welche neben einem in sitzender Stellung entdeckten Skelette ge-
funden wurden. Die Ausgrabungen auf der Istvanhazer Puszta
ergaben ebenfalls die werthvollsten Resultate. Drei Tage und
drei Nächte hindurch wurde unermüdlich gegraben ; endlich war
das Geheimnils des Hügels enthüllt. Man fand eine vielleicht
Jahrtausende alte ungehobelte Holzkamraer, in welcher 3 mensch-
liche Skelette, vollständig zerstäubt, ruhten. Die seltenen Um-
stände, unter weichen der Fund gemacht wurde, werden jedenfalls
einen werthvollen Beitrag zur Bereicherung der Kulturgeschichte
liefern. (Mittheilungen der anthropol. Gesellsch. in Wien, VI. Bd.,
Nr. 10, nach der „Deutschen Zeitung" vom 26. Oct. 187G.)
5) Die k. k. Central - Comm. f. K. u. bist. Denkmale hat an
ihre Conservatoren den Auftrag gerichtet, auf Grund eines vor-
gelegten Fragebogens genaue Mitheilungen über alle öffentlichen
und Privatsammlungen vorhistorischer Denkmäler ihres Bezirkes
einzusenden.
6) Bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues w-urde auf der Gemar-
kung der Gemeinde Erlauf in einem Materialgraben Reste römi-
scher Baudenkmale, insbesondere gehauener Architektur- und Sculp-
tur-Fragmente entdeckt, welche theihveise an einer Brücke sicht-
bar eingemauert, theilweise ohne Verwendung aufbewahrt wurd^.
Der Fund ist deshalb interessant, weil dadurch ein weiterer siche-
rer .\nhaltspunkt für den Zug der römischen Stral'se von Pöchlarn
Arelape) nach Blindenmarkt, Amstetten und Mauer an der Url
führenden römischen Hauptstral'se gegeben ist.
(Mitth. d. k. k. Centr.-Com. f. K. u. bist. Denkm. 1876.
Seite CXXXIX.)
7) Bei den Ausgrabungen auf dem der Köln-Mindener
Eisenhahn- Gesellschaft gehörenden Haidegrunde bei Rau-
schenberg ist noch eine Menge von Alterthümern ans Licht ge-
treten, welche aul'ser allen Zweifel stellen, dafs wir es hier mit
einer der vielen alten Begräbnifsstätten zu thun haben, deren bis
jetzt eine nicht unansehnliche Reihe auf der rechten Rheinseite
aufgedeckt worden ist. Wenn auch verschiedene Urnen dieses
Begräbnifsplatzes, sowie mehrere in den Urnen gefundene Ge,-
genstände von Bronze und Elfenbein unverkennbar römischen
Ursprungs sind, so dürfte doch die römische Nationalität der dort
beigesetzten Leichen sehr in Frage gezogen werden. Wahrschein-
lich waren es Germanen des dritten und vierten Jahrhunderts,
welche mit den benachbarten Römern in freundschaftlichem Ver-
kehr standen und von denselben Urnen, Hausgeräthe und Schmuck-
sachen bezogen hatten. Mit einem bestimmten Urtheile wird man
zurückhalten müssen, bis der ganze Grund umgeworfen und der
Gesammtfund einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen
worden ist. Von den neuerdings ausgegrabenen Gegenständen
nimmt die erste Stelle eine sehr gut erhaltene Urne von terra
eigillata ein. Auf dem Boden derselben sieht man noch einen
kleinen Rest der Leinwand, in welche die Knochenreste gewickelt
waren. Die Urne, 20 Cm. breit und 12 Cm. hoch, zeigt ein Or-
nament, welches unzweifelhaft römischen Ursprunges ist. Unter
den Knochenresten fanden sich im Innern zwei Nägel von Bronze,
verschiedene geschmolzene Bronzestücke und Reste eines schön
ornamentierten, elfenbeinernen Kammes, eine andere, ganz mit
Knochenresten angefüllte Urne von grobem Thon und roher Be-
arbeitung besteht aus zwei ungefähr gleichen Theilen, von denen
der untere 25 Cm. breit und 16 Cm. hoch, der obere 27 Cm.
breit und 18 Cm. hoch ist. Unter den Knochenresten fanden
sich verschiedene geschmolzene Bronzestücke, Reste eines ver-
brannten elfenbeinernen Kammes und ein Stück eines schön orna-
mentierten Schrauckgegenstandes von Knochen. Um diese Urnen
standen verschiedene kleinere Gefäfse von gewöhnlichem grauen
und zwei von etwas feinerem schwarzen Thon. Eins dieser Ge-
fäfse war leer, ein anderes enthielt aufser einem Blättchen Bronze
zehn auf verschiedene Weise gestaltete, 3 Cm. dicke, durchlöcherte
Klotzchen von gebackenem Thon, welche wahrscheinlich in eine
Schnur eingereiht und als Halsschmuck getragen worden waren.
Das eine der schwarzen Gefälse scheint als Räucherschale , das
andere, wie eine dreiarmige römische Lampe gestaltet, als Gestell
für drei Lampen , oder auch als Räuchergefäfs gedient zu haben.
Von den verschiedenen Scherben, welche noch ausgegraben wor-
den, zeigt eine in Relief einen laufenden Hund, die andere einen
Hasen. Auch dieses Gefäl's ist unzweifelhaft römischen Ursprungs.
(K. Z.)
8) Wie allenthalben die Dome und Kirchen des Mittelalters
durch Restauration sich verjüngen, so soll auch an der ehrwürdi-
gen Pfarrkirche zu Gelnhausen, deren Chor zu den hervorragend-
sten Baudenkmalen des Uebergangsstiles zählt, eine durchgreifende
Restauration vorgenommen werden, über welche uns Mittheilungen
von verschiedenen Seiten vorliegen, die alle darin übereinstimmen,
dafs bester Wille und sorgsamster Eifer im Vereine thätig sind,
das Innere, wie das Aeulsere solid, dauerhaft und stilgetreu wie-
derherzustellen, so dals, wenn auch im Einzelnen die Anschau-
ungen unserer Herren Berichterstatter nicht vollstäudig überein-
zustimmen scheinen, doch eine sorgfältige und gründliche Prüfung
aller einschlägigen Fragen gesichert scheint, wie sie ein Baudenk-
mal von solch hervorragender Wichtigkeit verdient, auf welches
die Augen aller Kunstkenner Europas gerichtet sind, und dessen
Restauration dem Auslande zu zeigen hat, wie weit wir wiederum
in den Geist der Vorzeit eingedrungen, welche Stufe unsere Künst-
ler denen des Auslandes gegenüber im Bezug auf das Verständ-
nifs der Denkmäler unserer grol'sen Vorzeit einnehmen. Die
Aufgabe, welche die betheiligten Künstler, wie jene Männer zu
lösen haben, denen die Ueberwachung der Arbeiten obliegt, ist
eine ebenso ehrenvolle, als sie zugleich eine schwierige ist, weil
sie nicht blos der Kritik' eines engen Kreises treu an dem ihnen
vererbten Bauwerke hängender Bewohner der Stadt, sondern auch
jener der Kenner aller Länder verantwortlich sind, von denen
nicht jeder Ausländer unzufrieden wäre, wenn er Gelegenheit
fände, nachzuweisen, dals die Deutschen noch immer hervorragen-
den Baudenkmalen gegenüber nicht , das Richtige zu treffen wis-
sen. Aus diesem Grunde ist es besonders freudig zu begrüfsen,
dafs an der Spitze der treibenden Kräfte ein Mann steht, welcher
ebenso durch Patriotismus, wie durch Einsicht hervorragt, der
Abgeordnete, Consul Schöffer sen., der also aufmerksam die Ar-
beiten verfolgen und dafür sorgen wird, dals jede etwa contro-
verse Frage gründlich erörtert wird. Nach den Mittheilungen,
29
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
30
die uns geworden sind, soll auch dem Schmucke durch Glasma-
lereien, von denen die Kirche eben so schöne als werthvoUe alte
keste birgt, besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden.
Die alten Reste sollen sorgfältig restauriert und ergänzt werden
und neue Werke in altem Stile hinzukommen. Sicher werden
auch die interessanten Wandgemälde Beachtung finden. Unsere
Berichte sprechen ferner von einem beabsichtigten Orgelneubaue.
Als Controverse begegnet uns die Frage einer Versetzung des
Lettners. Sie wird wol gründlich erwogen werden, damit nicht
auch hier eine solch einstimmige Verurtheilung erfolge, wie sie
vor wenigen Jahren dem Bischof und Domkapitel von Münster zu
Theil wurde, die in aller Eile den Lettner des dortigen Domes
hatten beseitigen lassen, um nicht durch das Gewicht entgegen-
stehender Anschauungen der Kenner im vermeintlichen Restaura-
tionswerke behindert zu werden. Von Interesse war es, aus den
uns vorliegenden Mittheilungen zu entnehmen, dals eine genaue
Untersuchung des merkwürdigen gekrümraten Thurmhelmes statt-
gefunden hat, welcher seit Jahrhunderten gewissermafsen zum
Wahrzeichen der Stadt Gelnhausen geworden und der, wenn auch
nicht schön, so doch im höchsten Grade originell ist. Die gründ-
liche Untersuchung hat auch hier leider wieder eine poetische
Illusion zerstört, indem sich klar herausstellte, dafs es sich nicht
um einen originellep Handwerkerwitz bandelt, sondern dafs mangel-
hafte Construction, die Macht äufserer Einwirkungen, ungeschickte
und ungenügende Reparaturen den ursprünglich geraden Thurra-
helm nach und nach in jenen Zustand absoluter Baufälligkeit ge-
bracht haben, deren Folge die scheinbar originelle Gestalt ist.
9) Der Dom zu Frankfurt a/M. wurde nach dem grofsen
Brande, welcher ihn vor einigen Jahren betroffen, einer eben so
gründlichen als sorgfältigen Restauration unterzogen, die nun-
mehr als beendet anzusehen ist. Bei dieser Gelegenheit ist der
alte Kreuzgang zu einem Stein des Anstofses geworden , und
die Frage, ob er auch ferner zu erhalten, oder nach dem Vorschlage
des Dombaumeisters zu verkleinern sei, ist Gegenstand der Erör-
terung in Sitzungen, wie in Zeitungen und Brochüren geworden,
so dals die Frage z. Z. der Ministerialentscheidung in Berlin unter-
breitet ist. Für das Innere des Domes ist reicher Schmuck in
Glasmalerei beabsichtigt und Prof. Steinle mit Anfertigung der
Entwürfe betraut.
10) Der Münster zu Ulm wird im kommenden Sommer das
Erinnerungsfest an die vor 500 Jahren erfolgte Grundsteinlegung
in seinen mächtigen Mauern sehen. Er wird sein Jubelfest in
einem würdigen Zustande feiern, nachdem die gesammte Restau-
ration des Aeufseren, sowie der Ausbau der vom Mittelalter un-
vollendet gelassenen Theile mit Ausnahme der Thurmbauten be-
endet ist, Bekanntlich sollte ihn nach der ursprünglichen An-
lage nicht blos der mächtige Westthurm, sondern auch ein Thurm-
paar zu beiden Seiten des Chores schmücken. Wenn nun auch
für den Ausbau des Westthurmes bis jetzt Einleitungen nicht ge-
troffen sind, so hat man doch den Bau jenes Thurmpaares in
Angriff genommen und hofft, den südlichen noch zum Münster-
jubiläum fertig zu stellen.
Nachdem nun das Aeufsere sich solcher Sorgfalt erfreut, mufste
auch das Innere und dessen stilgerechte Ausschmückung in's Auge
gefafst werden. Im Auftrage des Münsterbaucomitea wurde da-
her durch Prälat v. Merz und Oberbaurath v. Egle in Stuttgart,
sowie Direktor Essenwein in Nürnberg ein erschöpfendes detai-
liertes Programm für die gesammte innere Ausstattung entworfen,
bei welchem insbesondere neben der Ergänzung und Wieder-
herstellung der beschädigten Kunstwerke, welche jetzt schon den
Münster schmücken, die Wiederaufdeckung der alten Wandgemälde,
die polychrome Ausstattung , die Füllung der noch leeren Chor-
fenster mit Glasgemälden , die Ausstattung sämmtlicher Fenster
der Seitenschiffe mit solchen, sowie der statuarische Schmuck der
Pfeiler die Hauptsache bilden.
11) Die dem 14. u. 15. Jahrhundert entstammende Decanats-
kirche zu Arnau soll nach einem umfassenden, gediegenen vom k. k.
Conservator Schmoranz ausgearbeiteten, von der k. k. Central-Com.
f. K. u. bist. Dankm. in einigen nebensächlichen Punkten verbes-
serten Projekte einer durchgreifenden Restauration unterzogen
werden.
(Mittb. d. k. k. Centr.-Comm. f. K. u. bist. Denkm. 187S.
Seite CXXXIX.)
12) Die schon seit mehreren Jahren an der gothischen Pfarr-,
ehemaligen Stiftskirche zu Neuberg (Steiermark) hervortretenden
Baugebrechen haben bereits im Jahre 1870 dazu geführt, Einlei-
tungen zu einer Restauration zu treffen, die aber in Folge der
streitigen Frage über Patronat und Baupflicht nicht verwirklicht
werden konnte. Die bedenkliche Zunahme der Gebrechen hat
nunmehr die k. k. Statthalterei zu Graz veranlalst, sofort, soweit
es die Dringlicheit der Sachlage fordert und die Jahreszeit gestat-
tet, Reparaturen in Angriff zu nehmen. (Dies., Seite CXVIII.)
13) W^nn so häufig gerade die Unwissenheit und falscher
Schönheitssinn der Bevölkerung an unglücklicher Restauration
alter Baudenkmale Schuld trägt, so erscheint es besonders rühmlich
dafs, als unlängst an der schon viel mitgenommenen Kirche zu
Radkersdorf in Steiermark ohne Zuziehung eines Sachverständigen
in der Absicht der Verschönerung neue Schädigungsversuche vor-
genommen wurden, die Bevölkerung sich dagegen sträubte, die
geistlichen Behörden und den k. k. Conservator anrief, so dafs
nunmehr für die allerdings der Hülfe dringend bedürftige Kirche
eine bessere Stunde geschlagen haben dürfte.
(Dies., Seite CXIX.)
14) Für die Restaurierung der spätgothischen St. Annakapelle
in Pöggstall hat sich ein Comite zur Sammlung der Geldmittel
gebildet, welches hofft, dafs schon im Frühjahre die Arbeiten be-
gonnen werden können. (Dies., Seite CX.XXIX.)
15) Die von Oberbaurath Fr. Schmidt angefertigten Restaura-
tionsprojekte für das Fürstenhaus zu Meran sind, von der k. k.
Central- Comm. f. K. u. histr. Denkm. einstimmig gutgeheisen,
nunmehr in Meran ausgestellt und soll die Restauration, zu wel-
cher in Folge der Bemühungen der genannten Commission eine
namhafte Summe verfügbar ist, sobald die Bauzeit es gestattet,
in Angriff genommen werden. (Dies., Seite CXLX.)
16) Die Mittheiluögen der k. k. Central-Comm. f. K. u. bist.
Denkm. heben besonders rühmend die Fürsorge der Stadtgemeinde
Hall im Innthale um Restauration des historisch und kunstgeschicht-
lich merkwürdigen Rathhauses hervor, welche die Unterstützung
dieser Commission durch Rath und That in Anspruch genommen
und trotz der sehr beschränkten Mittel der Gemeinde schon Ein-
zelnes „ganz gut" habe herstellen lassen. (Dies., Seite CXXV.)
17) Der Königstrakt das Schlosses Pürglitz bei Rakonitz eines
in der Landesgeschichte schon im Beginne des 12. Jahrhunderts
vorkommenden Baues , ein Werk des Meisters Benesch , 1493 für
31
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
32
König Ladislaus erbaut, jetzt Eigenthum des Fürsten Emil zu
P'ürstenberg , ist so baufällig geworden, dafs seine Abtragung
nöthio- erscheint. Der Fürst beabsichtigt, ihn in strengster Cople
des Originals unter Wiederverwendung aller noch brauchbaren
gehauenen Steine wieder aufrichten zu lassen.
(Dies., Seite CXXIV.)
18) Die kgl. Staatsregierung hat genehmigt, dafs die Nürn-
berger Stadtmauer vom Maxthor bis zum Lauferthor zerstört und
der Stadtgraben an dieser Strecke ausgefüllt werde.
19) In dem bischöflichen Palast zu Chur (Kanton Graubünden,
Schweiz) sind, wie als bekannt vorausgesetzt werden darf, sehr
alterthümliche Wandmalereien mit Darstellungen aus Hans IIol-
bein's berühmten Todtentanzgemälden , welche man bisher ganz
allgemein als eine von anderer Hand nach den Holzschnitten des
Meisters ansgeführte und zwar vergröfserte Copie hielt. Professor
Vögelin dagegen, welcher die Malereien einer eingehenden Unter-
suchung unterzogen hat, ist auf Grund dieses Studiums zu einem
wesentlich verschiedenen Ergebnils gelangt. Es hat sich wirklich
dadurch bis zur vollkommenen Gewifsheit herausgestellt, dafs kein
einziges der sämratlichen Bilder mit den Holzschnitten dergestalt
übereinstimme, um als eine einfache Wiedergabe derselben betrach-
tet werden zu können. — Er führt deshalb in einer Reihe von Be-
hauptungssätzen, welche er jüngsthin über diesen Gegenstand ver-
öffentlicht hat, eines eingehenderen aus, dal's die Wandbilder im
im Bischofshof zu Chur unter Hans Holbein's eigener Leitung und
sogar theihveise eigener Mitwirkung entstanden sein müssen, dafs
sie die Ursprungsentwürfe des Werkes und somit das Verständnils
einer ganzen Reihe von Einzelnheiten bewahren und endlich, dafs
die bisher für die Originalarbeit gehaltene Holzschnitt-Ausgabe des
Holbein'schen „Todtentanzes- nur in einem sehr beschränkten
Sinne als eine solche bezeichnet werden könne. Gegenüber dieser
kunstgeschichtlich unzweifelhaft überaus wichtigen Entdeckung
wird die „antiquarische Gesellschaft" in Zürich für das
kommende Neujahr eine umfassende Publikation vorbereiten, welche
die bedeutendsten und für die Entscheidung der Frage bezüglich
der Originalität mafsgebenden Bilder in einer mit dem tiefsten,
künstlerischen Verständnisse hergestellten Reproduktion zur allge-
nen Kenntnifs bringen wird. (Wartburg, Nr. 5.)
20) Sieg bürg. In der Aulgasse, die seitwärts dem Seehof
zuführt, liegt der sogen. Scherbenberg, der jetzt zum Theil mit
Gartenanlagen versehen wird. Beim Umgraben fand man die
schönsten und merkwürdigsten Erzeugnisse der früheren
Töpferkunst. Einer der aufgedeckten (bereits der 13.) Back-
ofen enthielt Töpfe, auf denen die ganze biblische Geschichte,
Zeichnungen, Jahreszahlen, römische Siegesgöttinnen, Kaiser Kon-
stantin, Wappen von Jülich, Cleve und Berg, alles in den schön-
sten Farben und Glasuren, abgebildet sind. Alles ist in feinstem
Thon hergestellt. Auch viele Formen, welche damals zur Zeit
der Töpferkünst gebraucht wurden, fanden sich vor.
(Deutscher Reichsanzeiger, Nr. 300.)
21) In Nr. 57 der Blätter f. Münzfreunde vom 1. Januar d.
J. berichtet Stenzel über den, auch von uns (Nr. 158, Sp. 351 v.
J.) erwähnten Münzfund zu Bergwitz, der demnach durchaus je-
nen hohen Werth nicht hatte, vielmehr nur aus 200 Silbermünzen
einzelnen Thalern, sowie Groschen, halben Groschen und Dreiern
vom Schlüsse des 15. u. der ersten Hälfte des IG. Jhdts. bestand.
Der Fund ist, da die älteste Jahrzahl 1475, die jüngste 1545 ist,
da die sonst häufigen Spitzgroschen und Dreier von Kurfürst
Moritz nicht dabei sind, wol zur Zeit der Schlacht bei Mühlberg
1547 vergraben worden. Numismatische Seltenheiten enthielt der
Fund nicht.
22) Am 1. Sept. v. J. fanden Arbeiter beim Umpflügen eines
Ackers der Grofs-Sehrener Feldmark bei Deutsch -Eilau in Preu-
Isen einen Kupferkessel mit alten Silbermünzen, die '/i Scheffel
füllten, dem Typus nach — hüben Adler, drüben 2 Kreuze, die
Umschrift „unleserlich" — Danziger Schillinge.
(Bl. f. Münzfreunde Nr. 57.)
23) Dr. A. Bufson zu Innsbruck berichet (Bote f. Tirol und
Vorarlberg Nr. 265, Beilage) über einen im Vintschgau gemachten
Fund von Münzen des 15. Jhdts., meist des Erzherzoges Sigismund,
einigen Goldgulden, wenigen Grossi oder Halbpfündnern, übrigens
Etschkreuzern oder Zweinzigern desselben. Etwa 600 Stück der
letzteren und 17 Kreuzer Kaiser Friedrich's HI. aus Wiener Neu-
stadt und 2 Stücke von Steiermark sind für das Ferdiuandeum
erworben worden. (Bl. f. Münzfreunde Nr. 57.)
24) Zur Abfassung einer Statistik über alles in öffentlichen
und Privatsammlungen vorhandene archivalische Material hat die
k. k. Central - Comm. f. K. u. bist. Denkra. ihren Conservatoren
den Auftrag der Berichterstattung auf Grund eines ausgetheilten
Fragebogens gegeben.
25) Am 5. Febr. kommt bei T. 0. Weigel in Leipzig die histo-
rische Bibliothek des Geh. Rathes Pertz, ungefähr 3500 Werke,
unter den Hammer. Die specifisch historischen Werke, Urkunden-
bücher, Regestensaramlungen , .Cartularien, Diplomatorien, Memoi-
rensammlungen u. s. w. bilden tausend Nummern.
26) Die Turiner Akademie macht soeben bekannt, dafs der
im Jahre 1835 zu Turin verstorbene Dr. Bressa ihr sein Vermögen
mit der Bestimmung vermacht hat, dafs, sobald die daran gebun-
dene Nutzniefsung aufhören werde , alle 2 Jahre Preise vertheilt
werden, die einmal für Gelehrte aller Nationen bestimmt sind,
das folgende Mal für Italiener, die innerhalb 4 Jahren auf irgend
einem Gebiete des Wissens das wichtigste Werk veröft'entlicht,
oder die bedeutendste Entdeckung gemacht haben. Zum ersten
Mal wird nun der Reinertrag des Vermögens aus den Jahren 1877
und 1878 an einen Gelehrten irgend welcher Nation und Wissen-
schaft für die wichtigste in den Jahren 1875 — 1878 geschaftene
Arbeit nach bestem Wissen der Turiner Akademie vergeben wer-
den. Möge es die deutsche Geschichtswissenschaft sein, welche
solches Preises würdig erkannt wird!
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
Sfürnberg'. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs Sfl. 36kr. im 24 fl.-Fufs
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. IX rue de Lille; für
ANZEIGER
FÜR KIHE DER
Neue Folge.
England bei Williams & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commie-
Bionär der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. BrockhauB in Leipzig, be-
fördert.
]
Yierundzwanzigster Jahrgang.
1871
ORGAN DES fiERilUMSCHEN MUSEUMS.
Februar.
Wissenschaftliche Mitthtiiunsen.
Buntglasierte Tlionwaaren des 15.— 18. Jahrhunderts
im germanischen Museum.
XVIII.
Wir haben in der V. Abtheilung dieser Aufsätze auf eine
Platte hingewiesen, die, dem Beginn des 16. Jahrh. angehörig,
mit glänzend weifser Glasur und blauen Zeichnungen versehen
und als „Porcellana" zu bezeichnen ist. Der Verfasser dieser
Aufsätze ist nun allerdings nicht in der Lage, mit jener Be-
stimmtheit, wie sie nur auf authentische Dokumente gegründet
werden kann , nachzuweisen , dafs das chinesische Porzellan
schon im Beginn des 16. Jahrh. bei den Italienern gerade un-
ter dieser Bezeichnung bekannt war und dafs jene italienischen
Porcellanas unter dem Einflufs des chinesischen Porzellans ent-
standen sind; -vielleicht stammt jene Bezeichnung auch nur
aus Persien, wo allerdings Fayencegeschirre hergestellt wur-
den, die in ihrer Glasur das chinesische Porzellan imitieren
wollten. • Die persische Keramik in den Kreis unserer Studien
direkt hereinzuziehen, liegt kein Grund vor; ohnehin würden
dem Verfasser dieser Aufsätze die nüthigen Vorbereitungen
dazu — das Studium der orientalischen Sprachen und Schrift-
quellen — fehlen. Allein berühren müssen wir dieses Gebiet
doch, da jene orientalischen Erzeugnisse schon sehr früh, wahr-
scheinlich vermittelt durch Venedig, gleich den italienischen,
ihren Weg nach Deutschland, besonders nach Nürnberg, gefun-
den hatten, wo sich in den Häusern der Patrizierfamilieu Bei-
spiele bis auf unsere Tage gerettet haben, von denen mehrere
in unser Museum gekommen sind.
Da allgemein menschliche Eigenschaften bei allen Völkern
sich wiederfinden, so dürfen wir uns über die Thatsache nicht
wundern, dafs die eigenthümliche, in manchen Dingen der christ-
lichen, wie muhamedanischen des Mittelalters überlegene da-
malige chinesische Kultur den Völkern, welche sie kennen lern-
ten, imponierte, und dafs diese sich Manches daraus anzueignen
suchten. So soll wiederholt in Persien die Hinneigung zur
chinesischen Produktion — wir würden heute sagen, die chine-
siche Mode — so stark gewesen sein, dafs man chinesische
Erzeugnisse in grofsera Umfange nachahmte und nicht blos
deren Technik sich anzueignen strebte, sondern auch den Stil
der Verzierungsweise. Das Museum besitzt mehrere grofse
Fayenceplatten, die in mattblauer Zeichnung auf miichweifsem
Grunde chinesische Motive in der Gruppierung muhamedani-
scher Kunstweise zeigen. Wir bilden in Fig. 1 eine derselben
ab. Wir sind nicht in der Lage, zu entscheiden, welcher Pe-
riode der persischen Kunstweisen sie angehören. Wir möchten
nicht glauben, dafs sie zu früh datiert werden dürften, vielmehr,
dafs sie ungefähr jener Zeit angehören müssen, in welcher die
Beziehungen Nürnbergs zu Venedig die engsten und in welcher
auch die italienischen Fayencen dorther eingeführt wurden,
also dem 16. Jahrh. Da Sicheres über die Zeit, wann unsere
Stücke nach Nürnberg gekommen, nicht feststeht und später
die persische Keramik andere Motive zeigt, so mag diese Zeit-
bestimmung angenommen werden. Wünschenswerth würde es
sein, sie festzustellen ; denn man glaubte längere Zeit, annehmen
zu dürfen, dafs eine andere Art buntglasierter Thonwaaren
35
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
36
persisch sei, die wir heute als solche nicht mehr gelten lassen
dürfen.
Es finden sich unter den alten Gefäfsen, welche in Deutsch-
land sich erhalten haben, auch solche, die den Charakter der
muselmänischen Kunst in entschiedener Weise zur Geltung
bringen ; dem Stile der Zeichnung nach sind zwei verschiedene
Fis
Richtungen zu
unterscheiden.
Bezüglich der
Ausführung
zeigen beide
sehr glänzen-
de Emailglasur
und solche
Feinheit der
Farbenstim-
mung, dafs sie
mit dem Por-
zellan wettei-
fern können.
Mau hält beide
Richtungen
indessen als
Ausflufs einer
und derselben
Fabrikation.
Man bezeich-
net , wol mit
Recht, die In-
sel Rhodus als
Entstehungs-
ort und glaubt,
persische Ge-
fangene als die
Anfertiger be-
zeichnen zu
sollen. Es ist
uns keine si-
chere histori-
sche Aufschrei-
bung darüber
bekannt geworden. Wir können also die Nachricht nur als
H3-pothese betrachten. Zur Unterstützung derselben mag die
Thatsache angeführt werden, dafs wir selbst auf Rhodus eine
grofse Anzahl solcher Schüsseln und Teller, theilweise von ganz
hervorragender Schönheit, gesehen haben, und dafs die Mehrzahl
jener Stücke, welche europäische Museen zieren, in jüngsten
Jahrzehnten aus Rhodus kam, da doch die Zahl derer, welche
sich von alter Zeit her in Deutschland erhalten haben, nicht
grofs ist. Bemerkenswerth ist dagegen, dafs jene, welche, um
die persische Keramik zu studieren, ganz Persien bereist*),
*) Herr Mechin, welcher im Jahre 1866 in Paris eine grofse
'::;-s.
'*Illll""""H|,
dort keine ähnlichen Stücke gefunden haben. Es kann deshalb
aber auch die zufällig nachzuweisende Unterbringung persischer
Gefangener auf Rhodus aufser jedem Zusammenhang mit die-
sen Arbeiten stehen. Wohl aber mag eine gewisse Verwandt-
schaft mit jenen Fayenceplättchen , welche in Brussa, Constan-
tinopel und anderen Städten der Türkei in eben so schöner als
, reicher Weise
zum Schmuck
der Gebäude
als Wandbe-
kleidung ver-
wendet sind,
es rechtferti-
gen, türkische
Arbeiten darin
zu sehen, wenn
auch vielleicht
nur irgend ein
besonderer
Stamm der un-
ter türkischer
Herrschaft ste-
henden Muha-
medaner jene
Plättchen , so-
wie diese
Schüsseln und
Teller gefer-
tigt hat. Wir
müssen es al-
lerdingsgründ-
lichen Kennern
des Orients
überlassen, zu
entscheiden,
ob diese Tö-
pfer, allenthal-
ben im türki-
schen Reiche
--"'" angesessen,
ihre Waaren
an den Orten l'eitigten, wo unsere Zeit solche gefunden, oder
ob sie, an einem oder einigen wenigen Orten gefertigt, als
Waare überall hin versendet worden sind.
Aus Mangel an sicheren historischen Nachweisen können
wir auch nur auf dem Wege der Vergleichung mit dem allge-
meinen Gang der Ivunstgeschichte die Frage zu lösen versu-
chen, ob die beiden Stilrichtuugen in der Dekoration der Tel-
ler einander gefolgt, oder ob sie neben einander hergegangen-
sind. Wir hallen jene für älter, welche entschieden die Mo-
Sammlung persischer Fayencen unter den Hammer brachte. (Dem-
min, Guide de Famateur de Faiences, T. I, p. 127.)
.37
tive der maurischen Dekoratious-
weise angewandt zeigen, wie z. B.
der in Fig. 2 dargestellte Teller.
Bemerkenswerth ist bei dieser
ganzen Reihe von Fabrikaten der
eben so hell leuchtende Glanz der
einzelnen Farben, als die harmoni-
sche Stimmung derselben. Der
Grund ist, wie bei unserer Schüs-
sel, ein herrliches Blau, das weder
in den italienischen noch deutschen
Erzeugnissen erreicht ist; als zweite
Farbe tritt ein reines, fast zin-
noberartiges Roth auf, das im
Abendlande gar nie in der Kera-
mik vorkommt, aber auch den wirk-
lichpersischen Arbeiten völlig fehlt.
Ein schönes Grün findet sich aller-
dings ganz ähnlich in den persi-
schen Arbeiten. Gerade das er-
wähnte Roth ist es aber, welches
diesen türkischen ihre leuchtende
Farbe gibt. Ist das
matte Blau, das mil-
chige Weifs der wirk-
lich persischen Arbei-
ten, theilweise in Ver-
bindung mit bräunli-
chem Gelb und Grün
und bräunlichem Vio-
lett, bei den persischen
Arbeiten zu zarter
Harmonie gestimmt,
so ist jene türkische
Harmonie, gegenüber
der persischen, als ener-
gisch zu bezeichnen,
wobei aber doch eini-
germafsen das Durch-
sichtige, Porzellanarti-
ge hinter den persi-
schen an Zartheit zu-
rücksteht. Mit der En-
ergie derFarbe der tür-
kischen geht aber auch
eine grofse Genauig-
keit und Gewissenhaf-
tigkeit der Zeichnung
Hand in Hand, durch
welche allein eine sym-
metrisch oder sonst
streng geometrische
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Fig. 2.
Fig. 3.
38
Anordnung des Ornaments möglich
ist, da genau in derselben Form
sich die einzelnen Blätter und Rau-
ken stets an bestimmter Stelle wie-
der einfinden müssen. Da wir sol-
che Fayenceplättchen an bestimmt
datierten Gebäuden des 14. und
15. Jahrb. sowohl, als an solchen
des 16. Jahrb. finden, so mögen
auch die undatierbaren Teller aus
dem 16. Jahrh. stammen und von
den Türken in Rhodus bald nach
der Eroberung gefertigt sein. Die
Strenge der Anordnung steht im
Gegensatze zu der Freiheit in den
erwähnten, von uns für gleichzei-
tig gehaltenen persischen Arbeiten.
Dieses gröfsere Sichgehenlas-
sen, aber auch geringere Sorgfalt
der Arbeit in jeder Beziehung, er-
scheint allerdings in der zweiten
Art der Dekoration jener tür-
kischen Wandbeklei-
dungsplättchen sowohl,
als der Rhodiser Tel-
ler. Es sind der na-
türlichen Pflanzenwelt
entnommene Motive,
die auf weifsen, sel-
tener blauen Grund
mit grofser Freiheit
des Entwurfs in grü-
ner, blauer (resp. wei-
fser) und rother Farbe
gezeichnet sind, theil-
weise mit schwarzen
Conturen und ähnli-
chen Andeutungen von
Blaftrippen u. dergl.
Dafs in dieser zwei-
ten Art eine gröfsere
Hinneigung an persi-
sche Arbeiten erkennt-
lich, läfst sich nicht
läugnen. Immerhin
aber bleibt Vieles, was
sie davon unterschei-
det, insbesondere die
frische Energie der
Farbenstimmung, die
Verwendung des vor-
hin erwähnten Roths,
39
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
40
welches bei persischen Werken nie vorkommt. Vielleicht ist
es auch nicht der Ursrpung aus Persien, auf welchem die Ver-
wandtschaft beruht, sondern die Abstammung daher, woher
auch Persien diese Elemente bezog — aus Indien, denn man-
ches Motiv" deutet auf direkte Abstammung aus jenen Ländern
hin. Wir haben auch hier keine andern positiven Beweise,
als sie die Formensprache uns bietet, und so soll es auch nur
angedeutet sein, dafs wir in dieser zweiten Richtung, von wel-
cher Fig. 3 eine Probe gibt, eine jüngere Zeit erkennen und
in diesen Tellern Werke des 17. und 18. Jahrb. sehen, wobei
wol wiederum jene mit blauem Grunde die älteren sind, die in
der Farbe noch jenen des 16. Jahrh. nahestehen. Wir wollen
nicht unterlassen, zu bemerken, dafs unsere beiden, in Fig. 2
und 3 abgebildeten Teller nicht zu den neu importierten ge-
hören, sondern sich von alter Zeit her hier befinden. Erst in
letzter Periode scheint diese Richtung in ihrer Gesammtheit
auf Persien gewirkt zu haben ; denn in Persien finden sich nur
solche verwandte Werke, die sich nicht nur als junge Erzeug-
nisse selbst charakterisieren, sondern auch roh, fast unbeholfen
gezeichnet, hart in der Farbe, von schlechter, rissiger Glasur
sind, welche auf rauhen Thon aufgetragen ist, während die
besseren Arbeiten alle einen älteren, eigenthümlichen , hieven
sehr verschiedenen Charakter zeigen.
Mehr Verwandtschaft aber tragen noch die bis fast auf
die Gegenwart fortgesetzten Arbeilen einer Reihe von Völker-
schaften der europäischen und asiatischen Türkei, von Marokko,
und anderen Orten Afrikas.
Nürnberg. A. Essenwein.
Das Gebetbuch der Markgräfiu Susanna von Branden-
burg vom Jahre 1520.
Auf 185 Pergameutblättern in klein Quartformat, von
denen 46 mit kostbaren Miniaturbildchen und aufserdem 167
mit entsprechenden verschiedenartigsten Randverzicruugen ge-
schmückt sind, ist ein selten schönes Familienstück, welches
einem längst ausgestorbenen Zweige der Markgrafen zu Bran-
denburg angehört», im Markgräflichen, jetzt Grofsherzoglichen
Hause von Baden bis auf den heutigen Tag fortgeerbt. Es
ist ein Gebetbuch, wesches, wie auf dem 3. Blatte zu lesen
steht, am Sonntag Laetare des Jahres 1520 angefangen und,
wie die Wappentafel auf dem 4. Blatte nachweist, der Gemah-
lin Itlarkgraf Casimirs von Brandenburg, Susanna geb. Pfalz-
gräfin bei Rhein, Herzogin in Ober- und Nieder- Bayern, ge-
widmet wurde. Es befinden sich auf dieser Tafel, aufser den
von einer Engelsgestalt gehaltenen Hauptwappen Brandenburg
und Bayern, am Rande (heraldisch) rechts die entsprechenden
4 Brandenburgischen, links die entsprechenden 4 Bayerischen
grofselterlichen Wappenschilde. Auf der 2. Seite des 27 Blat-
tes, auf welchem ein Festzug spielender Kinder dargestellt ist,
erscheinen abermals die Wappen von Brandenburg und Bay-
ern als Fahnenbilder. Auf Blatt 42 ist eine Hirschjagd abge-
bildet, wobei 5 fürstliche Personen, 3 Herren und 2 Damen,
offenbar Porträtfiguren, dargestellt sind. Noch erscheint auf
Blatt 91, vor dem Bilde der heiligen Gottesgebärerin mit dem
Christuskinde kniend, die Porträtfigur einer fürstlichen Dame
im hermelinverbrämten Mantel. Auf Blatt 182, welches ehe-
dem mit Seidenband eiugefafst war, werden wir durch ein
grofses Miniaturbild überrascht, welches in halber Figur die
Porträte der ersten Besitzerin des Gebetbüchleins, der Mark-
gräfin Susanne, ihres Gemahls, des Markgrafen Casimir, und
der erstgebornen Töchter dieses Paares, Katharina und Maria,
darstellt. Auch auf diesem Blatte steht die Jahreszahl 1520.
Wir dürfen aber dabei nicht übersehen, dafs im Vergleich mit
einem im Kloster Heilsbronn befindlichen Gemälde auf Holz
vom Jahre 1527 und einem gleichzeitigen Glasgemälde in der
Ansbacher St. Gumpertus-Kirche, die Markgräfin Susanna, geb.
1502 am 2. April, verm. 1518, hier nicht in jugendlichem
Alter gemalt erscheint, sowie es auffallend ist, dafs die Töchter,
Maria (geb. 1519) und Katharina (geb. 1520), als Jungfrauen
dargestellt sind, und zwar Katharina, welche schon 1521 verstarb,
mit einer Krone geschmückt ist, während Maria, welche erst
1567 starb, einen grünen Kranz, vielleicht den Brautkranz,
trägt. Letztere vermählte sich 1537 mit dem Plalzgrafen,
späteren Kurfürsten Friedrich HI. von der Pfalz. Vielleicht
ist zu dieser Zeit eine Uebermalung des Bildes der Markgrä-
fin vorgenommen worden; daher würde sich auch erklären,
dafs dieselbe nicht, wie Markgraf Casimir, die Kette des
Schwanenordens trägt, mit welchem sie auf dem Heilsbronner
Bilde decoriert ist.
Von den aus Susannas Ehe mit dem Markgrafen entspros-
senen fünf Kindern sind die nach 1520 geborenen auf dem in
Rede stehenden Bilde des Gebetbuchs nicht nachgetragen, wäh-
rend auf den letzten Blättern desselben mit sorgfältiger Treue
von verschiedenen Händen bis zum Jahre 1557 die wichtig-
sten Ereignisse vermerkt sind,*) welche Susanna und ihre
Brandenburgischen Nachkommen betreffen, insbesondere ihre
S.Tochter Kunigunde, geb. 1524, vermählt 1551 Dienstag am
10. März mit dem Markgrafen Carl (II) zu Baden und Hoch-
berg, durch welche unseres Dafürhaltens das hochinteressante
Gebetbüchlein in den Besitz des Badischen Hauses gelangt ist.
Eine genaue Stammtafel, welche wir beifügen, dürfte dazu ge-
*) Der letzte Eintrag lautet : „Im jar als man zahlet nach
Christi vnsers Hern vnd Selig machers geburth xyc vnd Lvij Frei-
tags den acht Januarii vmb aj'lff vhr vormittag zu Pfortz9(heim)
im Schlofs starb der Durchleuchtig. Hochgeborn Fürst vnd Her,
Her albrecht der jünger Marggraf zu Brandenburg etc. ayn löbli-
cher vnd streitbarer Fürst vnd beschützer des vatterlands, seynes
alters gar nahendt bey xxxv Jaren, Der allraechtig geruhe seyner
vnd aller gläubigen sehlen, gnedig vnd barmhertzig zu seyn, vnd
ayn fröliohe Vrstend zu verleyhen, Ligt auch alhie zu pforczbj in
der grofsen kirch begraben."
41
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
42
eignet sein, diese unsere Ansicht, wenn nicht zu erweisen, so
doch wesentlich zu unterstützen. Was nun insbesondere 1. den
Inhalt und 2. die äufsere Beschafi'enheit des Gebetbüchleins
anlangt, so scheint zunächst beachtenswerth, dafs auf Blatt 1
eine Marienandacht, allerdings viel später geschrieben, ange-
ordnet wird, welche vielleicht mit der in den Statuten des
Schwanenordens vorherrschenden Marienverehrung in irgend
welcher Beziehung steht. Die erwähnte Aufforderung lautet:
„Die vier ermanung Vnser lieben Frauen: Beth syben ave
maria stend (stehend) darnach knie n3'der vnnd Beth
difs geheth."
Zunächst folgt auf Blatt 5 das Bild des Erzengels Michael
und nachstehend ein Gebet an denselben ; auf Blatt 6 ein Ge-
bet „zu Deinem eigenen Engel," d. h. Schutzgeiste. Es folgt
auf der 2. Seite des 7. Blattes ein Gebet zu St. Johann, dem
Evangelisten; auf der 2. Seite des 8. Blattes ein Gebet zu
St. Andreas. Auf der 2. Seite des 9. Blattes befindet sich
das schöne Bild der Verkiindigung, dazu auf Blatt 10 ein Ge-
bet, „unserer lieben Frauen Verkündigung anbetreffend." Auf
der 2. Seite des 11. Blattes folgt das Bild der hl. Brigitta.
Blatt 12 bis 27 stehen die l.ö Ermahnungen und einige Ge-
bete dieser Heiligen. Der Text schliefst auf dem 27. Blatte
mit den Worten:
„Bitt für vns heilige Brigitta das wir empfenglich werden
der verheifsung Christi."
Auf der 2. Seite des 28. Blattes beginnt Christi Lebens-
und Leidensgeschichte. Der Text lehrt, wie man diese Be-
trachtungen in 2 mal 12 Stunden eintheilen solle. Zu jeder
Stunde ist ein Bild mit Text geliefert, eine Eeihe sauber aus-
geführter Malereien, begleitet von heiteren, oft scherzhaften
Randzeichnungen. Auf Blatt 40, dem Bilde, wo Petrus den
Herrn verläugnet, ist wieder einmal die Jahreszahl 1520 an-
gebracht.
Von Blatt 65 anfangend, enthält das Gebetbuch eine Reihe
von Abbildungen und Anrufungen der in Franken und Ba3ern
mit besonderer Vorliebe verehrten Heiligen; zuerst St. Seba-
stian und St, Valentin; dann auf Blatt 67, 2. Seite: St. Sebal-
dus und St. Erasmus; auf Blatt 69, 2 Seite: St. Onoffrius
und St. Georg; auf Blatt 72, 2. Seite: St. Christophorus und
die 10,000 heiligen Märtyrer; auf Blatt 75, 2. Seite: die 14
Nothhelfer. Auf Blatt 76 befindet sich das Porträt eines Hof-
zwerges, welcher einen Raben füttert. Auf Blatt 59 kommt
auch in der Randverziefung ein Rabe, vielleicht derselbe, vor,
und zwar zusammengestellt mit einem Jagdhunde, welcher, so-
wie das Windspiel auf der 2. Seite des 44. Blattes, nach dem
Leben abgebildet zu sein scheint. Auf Blatt 78 folgt ein Gebet
an St. Alexius, welcher auf Blatt 79 mit St. Hieronymus dar-
gestellt ist. — Auf Blatt 82 ist St. Franciscus und St. Nico-
iaus abgebildet, worauf uns bei Blatt 83, dem schönsten im
ganzen Buche, welches lebhaft an die plastische Darstellung
von Veit Stofs in der Lorenz-Kirche zu Nürnberg erinnert, der
Rosenkranz Maria goldglänzend entgegenstrahlt, welchem die
fünf Psalmen der Mutter Gottes aus dem Bonaventuren-Psa'.ter
folgen. Es wird ausdrücklich gemeldet, dafs diese Psalmen
andächtig zu sprechen seien ,.für," d. h. „zum Schutz gegen"
die Pestilenz. Die Bitte um Abhülfe gegen Pest und jähen
Tod kommt in dem Gebetbüchlein vielfach vor, ja eigentlich auf-
fallend oft, um so wundersamer, als Markgraf Casimir, der Ge-
mahl der ersten Besitzerin des Gebetbüchleins, nachdem er
1527 als kaiserlicher Feldhauptmann siegreich wider die Tür-
ken gekämpft, zu Ofen an einer pestartigen Krankheit verstorben
ist. Auf der 2. Seite des Blattes 96 erscheint die selige Jung-
frau Apollonia und St. Margaretha; dazu gehören die nach-
stehenden Gebete. Auf der 2. Seite des 99. Blattes sind die
heiligen Jungfrauen Maria Magdalena und Ursula abgebildet.
Auf Blatt 102 befinden sich die Bilder der heiligen Elisabeth
und Katharina nebst entsprechenden Gebeten. Auf der 2. Seite
des Blattes 105 werden St. Barbara und St. Ottilia dargestellt;
Gebete folgen. Auf der 2. Seite des 108. Blattes sehen wir
die heilige Anna mit dem Jesuskinde und die heilige Maria
es wird dabei eines Ablasses gedacht, der im Jahre 1494 den-
jenigen ertheilt wurde, welche dreimal vor dem St. Anna-Bilde
ein nachfolgendes Gebetlein sprechen würden. Ein anderes
Gebet reicht bis Blatt 114. Auf der 2. Seite des Blattes 114
erscheint Christus mit den blutenden Wundenmalen, im Hin-
tergrunde die weinende Mutter des Herrn. Entsprechende Ge-
bete und Betrachtungen zu den verschiedenen Tageszeiten
reichen bis 141. Hierauf folgt ein Bild der schmerzhaften
Mutter, deren Brust sieben Schwerter durchbohren. Gebete
„zu den 15 Herzleid, die unsere liebe Frau gehabt hat," schlie-
fsen sich an; ebenso verschiedene Bitten zur betrübten- Gottes-
mutter, auf dafs sie Erbarmen habe und ihre Fürbitte schenke
uns armen Sündern in der Todesstunde.
Mit dem 161. Blatte endigen die Randverzierungen des
Büchleins. Kein Monogramm des Malers ist zu entdecken, we-
der auf den Bildern , noch auf den Randverzierungen. Es
folgt vom 162. bis zum 181. Blatte von anderer Hand die Pas-
sion nach dem Evangelium Matthäi, Kapitel 26 und 27.
Das Aeufsere des Gebetbuches hat im Laufe der Zeit
und im Vergleich mit dem wohlerhaltenen Innern sehr erheb-
lich gelitten. Wenn der gegenwärtige Einband wirklich noch
l'eberreste des ursprünglichen Einbandes zeigt, so waren die
Holzdeckel desselben aufserhalb mit schwarzem Sammet über-
zogen und innerhalb mit grüner Seite ausgeschlagen. Die Me-
tallbeschläge der Deckel, Silber vergoldet, sind nur theilweise
noch erhalten ; auf der obern, wie auf der unteren Seite ist in
der Mitte ein rundes Medaillon angebracht, auf welchem sich,
mit bunter Emailfarbe ausgelegt, das Herzoglich Bayerische
Wappen zeigt. Unverkennbar stammt aber das Wappen des
oberen Deckels aus späterer Zeit, als das des unteren, und
werden wir deshalb nicht fehlgehen, wenn wir annehmen, dafs
auf dem obern Deckel sich ursprünglich der Markgräflich
Brandeuburgische Wappenschild befunden hat, und der Baye-
43
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
44
rische erst eingefügt wurde, als sich Susanna zum 2. Male,
und zwar am 17. October 1528 mit Pfalzgraf Otto Heinrich
bei Rhein, Herzog von Bayern, vermählte. Zwei vergoldete
Schliefsen, welche, wie noch ersichtlich, das Buch zusammen-
gehalten haben, sind leider nicht mehr vorhanden.
Berlin. Dr. R. G. Stillfried.
Ahneiitalel.
Albreoht Achilles,
Markjrraf t Br-lii-
deiiburg, Kurfürst ;
geb. 24. Nov. HU,
t 11. März liaii.
Anna,
Tochl. Friedrichs n.
Herzogs v. Sachseu;
geb. 7. .März 1437,
verm. 12. Nov. 1458.
t 31. Oct. 1512.
Casimir IV.,
König von Polen ;
geb. 29. Nov. 1427,
t 7. Juni 1492.
Elisabeth,
Tocbt.AlbrecblsII.
Komischen Kaisers ;
geb. . . .
verm. 10. Febr. 1454,
t SO. Aug. 1505.
Albert II.,
der Fromme , Her-
zog von Bayern ;
geb. 27. März 1401,
t 29. Febr. 1460.
Anna,
Tocht. Herzogs Eh-
rich V. Braunschw.-
Grubenhagen ;
geb. . . .
verm. 6. Nov. 1436,
t 14. Octobr. 1474.
Friedrich IV.
von Oesterreich.
Rüinischer Kaiser ;
geb. 21, Sept. 1415,
t 19. Aug. 1493.
Eleonore,
Tochter Konig
Eduards vonPortu-
gal ;
geb. 18. Sept. 1434,
verm. 16. März 1452,
t 3. Sept. 1467.
Triedrich der Aeltere,
Markgraf von Brandenburg
zu Ansbach und Bayreuth ;
geb. 2. Mai 1460,
t 4. April 1536.
Sophia
von Polen ;
geb. C. Mai 1464,
verm* 14. Februar 1479,
t 4. October 1512.
Albrecht III. der Weise,
Herzog von Bayern ;
geb. 15, December 1447,
t 18. März 1508.
Cunigunda
von Oesterreich,
geb. 16. März 1465,
verm. 1. Januar 1487,
t 6. August 1520.
Casimir,
Markgraf von Brandenburg ;
geb. 27. September 1481,
t 21. September 1527.
Susanna, Ile^-zogiu von Bayern,
geb. 2, April 1502, vorm. 24. August 1518,
t 12, März 1613 als Gemalüin des Ptalz-
grafen Otto Heinrich,
Davon fünf Kinder;
(vergl, Stammtafel,)
iStauiiutal'el.
Susanna, Tochter Albreclits III,, Herzogs von Bayern, geb. 2, April 1502, vermählte sich
1) am 24. August 1518 mit Casimir, Markgr;ifen zu Brandenburg, geb, 27, September 1481, starb 21, September 1527 ;
2) am 7, October 1528 mit Otto Heinrich, Pf.il/grafeii bei Khein. Herzog in Bayern, geb. 10. April 1502 f 12. Februar 1559.
Erste Ehe.
Maria,
geb. 11. Oct. 1519,
t 31. Oct. 1567,
Catharina,
geb, 16. Decbr, 1520,
t 15. März 1521,
Albrecht AIcibiades,
geb, 1522,
t 1557,
Cunigunde,
geb, 17. Juni 1523, f 27. Februar 1558,
verm. 10, März 1551 mit Carl 11., Mark-
grafen von Baden , geb, 24, Juli 1529,
t 23, März 1577.
Derselbe verm. sich zum zweiten Male
am 1, August 1558 mit Anna, Tochter
RupreCht'S von der Pfalz ; geb, 12, Ap-
ril 1510, t 30, März 1586.
Friedrich,
geb und t 1525.
Zweite Ehe.
zwei starben bei der Geburt.
Maria,
geb. 3. Jan. 1553,
t 11. Nov. 1501,
Albrecht,
geb, 12, Juni 1555
t 5. Mai 1574,
Dorothea Ursula. Ernst Friedrich Jacob III, Anna Maria, Elisabeth. Georg Friedrich
zu Pforzheim, zu Hocliberg, zu Sausenberg.
Friedrich, Markgraf,
I
Friedrich VI.
I
Friedrich VII.
I
Carl III. Wilhelm.
I
Friedrich.
I
Carl Friedrich,
Grolsherzog.
I
Leopold,
Grolsherzog,
I
Friedrich,
Grofslierzug 1S56
Gem. Luise, Tochter des
Kaisera u. Kouiga Wilhelm I.
45
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
46
Briefe des Dr. Sixt Tucher, Propsts bei St. Lorenz
in Nürnberg, an seinen Nachfolger Anton Kress,
1502-1504.
Mit dem Wachsthum Nürnbergs und seines Einflusses
nach aufsen liatten auch die hohen Kirchenämter der Stadt
an Wichtigkeit und Bedeutung gewonnen. Nürnberg gehörte
zur Bamberger Diöcese und die Bischöfe von Bamberg waren
bemüht, bei Besetzung der einträglichen Pfründen die Ange-
hörigen ihres Domcapitels und den Adel des Frankenlandes
zu berücksichtigen') und sich den Einflufs auf die kirchlichen
Angelegenheiten der Stadt zu wahren. Dies war dem Rath
unbequem, und er brachte es endlich durch seine geschäftsge-
wandten Vertreter am päpstlichen Hofe dahin, dafs Papst Six-
tus IV. im Jabre 1477 die Pfarreien zu St. Lorenz und St. So-
bald in Nürnberg zu Propsteien erhob und zugleich dem Rath
das Privilegium verlieb, während der päpstlichen Monate beide
Pfarreien zu besetzen. -) Vergebens suchten Bischof und Dom-
capitel zu Bamberg, als der erste Propst zu St. Lorenz, Dr. Pe-
ter Kuorr, am 24. Februar 1478 verstarb und der Rath sofort
die erledigte Würde dem in Rom weilenden Dr. Jörg Pfintzing
verlieh, die Bestätigung des Neugewählten in Rom zu hinter-
treiben ; vergebens erhoben sie Protest, als nach dem im Juni
1478 erfolgten Tod des Dr. Jörg Pfintzing der Chorherr des
Stifts zu Zürich, Dr. Lorenz Tucher, vom Rath zu seinem Nach-
folger gewählt wurde. Der Papst schützte die Nürnberger in
ihren neuerworbenen Rechten, auch der Kaiser nahm sich
ihrer an, und sie selbst wachten mit Eifersucht über die Auf-
rechthaltung ihres Privilegiums.
Dr. Lorenz Tucher, der dritte Propst bei St. Lorenz und
Custos des Domcapitels zu Regensburg, cedierte ums Jahr 1490
mit Zustimmung des Raths die Propstei gegen eine jährliche
Pension von 150 fl. und unter der Verpflichtung, an den Car-
dinal Franz Piccolomini von Siena, eine jährliche Abgabe von
100 fl. zu entrichten, an seinen gelehrten Vetter Dr. Sixt Tucher 3).
Geboren im Jahre 1459 als jüngster Sohn des nachmaligen
Losungers Anton Tucher 1. und der Barbara Stromer, hatte
Sixt Tucher von früher Jugend an zuerst in Heidelberg und
dann in Padua und Bologna die Rechte studiert, und sich,
nachdem er 1485 den Doktorgrad erlangt hatte, im Mai 1487
als Rechtslehrer an der Universität Ingolstadt niedergelassen.
Dort las er öffentlich neben seinem Landsmann Dr. Gabriel
Paumgärtner, führte längere Zeit das Rektorat und erwarb
sich hohes Ansehen. Nun folgte er dem Rufe des Raths seiner
') So mulste bei Erledigung der Pfarrei zu St. Lorenz durch
den Tod des Heinrich Tandorflfer im März 1438 der vom Rath in
Aussicht genommene Dr. Künhoffer dem Bamberger Vikar Johann
von Ehenheim weichen und erhielt erst nach dessen Tod die Pfar-
rei. Städtechroniken, Bd. I, S. 457 ff.
') vgl. Städtechron. Bd. XI, S. 472^ Note 1, S. 471", Note 1.
') vgl. das im Frhrl. v. Tucherischen Familienarchiv befind-
liche Tucherbuch fol. 56, dem auch die folgenden Notizen ent-
nommen sind.
Vaterstadt, liels sich zum Priester weihen und übernahm die
Propstei zu St. Lorenz, freilich, wie er selbst schreibt, nur
ungern. Bald entstand auch die Sehnsucht in ihm, des müh-
seligen , aufreibenden Amts wieder ledig zu werden, und lange
trug er sich mit dem Gedanken, es freiwillig niederzulegen.
Als im März 1503 sein Vorfahr Lorenz starb und die von
diesem innegehabte Pfründe eines Custos am Domcapitel zu
Regensburg auf ihn übertragen wurde, scheint die längst ge-
hegte Absicht zum festen Entschlufs gereift zu sein. Am 1. Sep-
tember 1503 schreibt er an Anton Krefs, dafs er entschlossen
sei, sein Amt niederzulegen und dem Rath die Wahl eines
Nachfolgers anheimzugeben ; zugleich räth er ihm wegen seiner
Jugend dringend davon ab, nach dem zwar einträglichen, aber
eine ungeheuere Last für Geist und Körper mit sich bringen-
den Amt zu streben.
Anton Krefs war als der Zweitälteste Sohn des xVnton
Krefs des Aclteren und der Katharina Löffelholz am 3. Fe-
bruar 1478 geboren, somit damals erst 25 Jahre alt 4). Nach
Christoph Scheurls Bericht hatte er schon als Kind durch ein
eminentes Gedächtnifs und grofse Lernbegierde sich hervorge-
than ; seine Schulgesellen, zu welchen auch der nachmalige, um
seine Vaterstadt so hochverdiente Losunger Hieronymus Ebner
gehörte, pannten ihn nur das Pfäfflein. Später hatte er mit
Ebner die Universität Ingolstadt bezogen und dort den Sixt Tu-
cher gehört, war dann 1498 nach Italien übergesiedelt, wo er
in Pavia sich den zahlreichen Zuhörern des berühmten Juri-
sten Jaso Maynus zugesellte, bis ihn der Ausbruch der Pest
und die Kämpfe des Herzogs Ludwig Moro von Mailand mit
Ludwig XII. von Frankreich zwangen, sich nach Padua zu
flüchten, um später wieder nach Pavia zurückzukehren. An
beiden Hochschulen lag er mit unverdrossenem Eifer seinen
Studien ob, stand in eifrigem Verkehr mit verschiedenen, auf
italienischen Universitäten studierenden Deutschen, wie Chri-
stoph Scheurl, Sebastian von Rotenhan und Anderen, und unter-
hielt mit Freunden und Verwandten in der Heimat eine leb-
hafte Correspondenz ; zumal wechselte er mit Wilibald Pirk-
heimer, der dem strebsamen Verwandten besonders zugethan
war, eifrig 'Briefe, von welchen ein Theil der Pirkheimerischen
erhalten ist. Im Jahre 1503 beabsichtigte er, seine Studien
abzuschliefson, und wandte sich an seinen Lehrer und väter-
lichen Freund Sixt Tucher um Rath und Hilfe zur Ausfindig-
machung einer entsprechenden Lebensstellung. War es auch
sein Wunsch, mit der Zeit eine kirchliche Pfründe zu erlangen, '•>)
so konnte er doch nicht darauf rechnen, in so früher Jugend
zu einem der wichtigsten Kirchenämter seiner Vaterstadt beru-
*) vgl. über ihn Dr. Chr. Scheurl, Commentarius de vita et
obitu reverendi Patris Domini Antonii Kressen, j. u. d. et prae-
positi Norimb. in collegio S. Laurentii etc. 1515, abgedruckt in
Goldast's Pirkheimeri opera.
*) j.Exoptasti tibi in ecclesiastico statu providteri'', schreibt der
Propst Dr. Topler von St. Sebald am 5. October 1503 an Anton
Krefs. (Kressisches Archiv.)
47
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
48
feil zu werden. Die beiden Pröjjste vvaicn neben dem Abt zu
St. Egidien die höchsten geistlichen Würdenträger der Reichs-
stadt und genossen fast bischöfliche Ehren. Er aber war Ju-
rist, hatte die Idrchlichen Weihen noch ni_cht erhalten, zählte
erst fünfundzwanzig Jahre und lebte seit geraumer Zeit fern
von seiner Vaterstadt. Darum ist es erklärlich , dals ihn die
Nachricht von seiner Wahl zum Propst, wie Scheurl erzählt,
aufs höchste überraschte und auf den Gedanken brachte, dals
unlautere Mittel angewendet worden seien, die Wahl durchzu-
setzen. Erst als er erfahren hatte, dafs es dem Eiuflafs seines
vor kurzem in den Ilath getretenen Freundes Hieronymus
Ebner, der seinen Charakter und seine Gelehrsamkeit zu schä-
tzen wufste, gelungen war, die Majorität im Piathe für ihn zu
gewinnen, entschlofs er sich zur Annahme der Wahl,
Es galt nun für Anton Krefs, so rasch als möglich den
Voraussetzungen gerecht zu werden, welche vor Antritt des
Amts erfüllt sein mufsten, und sein Vater wandte sich deshalb
mit der Bitte um Rath und Aufschlufs an Sixt Tucher und
den Propst bei St. Sebald, Dr. Erasraus Topler, welche beide
der an sie gerichteten Bitte entsprachen. Ihre Briefe sind,
gleichwie eine grofse Anzahl anderer, von verschiedenen Per-
sönlichkeiten an Anton Krefs gerichteter Briefe aus früherer
und späterer Zeit, im Krelsischeu Familienarchive erhalten und
geben interessante Aufschlüsse über die zwischen der Wahl und
dem Amtsantritt liegenden Vorgänge, über die Schwierigkeiten,
welche der jugendliche Propst in Rom zu überwinden hatte,
und die Opfer, welche er der erlangten Würde halben brin-
gen mufste. Anton Krefs befolgte gewissenhaft die Rath-
schläge der beiden Prälaten, erwarb zu Siena, nach dem unter
dem Siegel des Erzbischofs Johann Piccolomini von Siena aus-
gestellten Doktordiplom, am 20. November 1503 den Doktor-
grad und eilte von da nach Rom, um persönlich die Bestäti-
gung des Verzichts seines Vorgängers und seiner eigenen W'ahl
zu betreiben und sich die kirchlichen Weihen zu verschaffen.
Dort fand er unerwartete Schwierigkeiten ; zwar scheint der
neagewählte Bischof von Bamberg , Georg Marschalk von Eb-
net, die bei früheren Erledigungen durch seinen Vorgänger
mit allen Mitteln bekämpfte Besetzung der Propstei durch den
Rath unbeanstandet gelassen zu haben ; allein Papst Julius II.
selbst versagte seine Zustimmung zu einer Bedingung, von
welcher der Rath den Rücktritt des Sixt Tucher abhängig ge-
macht hatte, der Bedingung nämlich, dafs dem Zurücktreten-
den für den Fall einer weiteren Erledigung der Propstei der
Wiedereintritt in sein Amt *) vorbehalten bleibe. Allem Anschein
nach gelang es auch den Bemühungen des gewandten Nürnber-
ger Syndikus Caspar Wirth nicht, die Curie zur Nachgiebigkeit
zu bestimmen, und der Rath mufste sich bequemen, in den
unbedingten Rücktritt des Sixt Tucher zu willigen und sich
die Wiederaufnahme der Verhandlungen wegen des Wiederein-
trittsrechts für spätere Zeit vorzubehalten. Inzwischen erlangte
Anton Krefs, wie der im Namen des päpstlichen Kämmerers
Cardinal Raphael ausgestellte Weihebrief entnehmen läfst, am
7. December 1503 die kleinen Weihen, am IS. Februar 1504
das Subdiakonat, am 22. Februar in der Peterskirche das Dia-
konat und am 25. Februar in der Kirche St. Pantaleon die
grofsen Weihen. Am 6. April 1504, Samstag vor Ostern, traf
er in Nürnberg ein ; wenigstens liefs ihm der Rath an diesem
Tage den herkömmlichen Wein schenken. Seine Einsetzung
aber fand, nach Heinrich Deichslers Bericht, am Donnerstag
nach Ostern, den 11. April 1504, statt').
Bald stand der jugendliche Propst bei Rath und Bürger-
schaft in hohem Ansehen ; gleich seinen Vorgängern erwarb
er sich durch Frömmigkeit, Sittenstrenge und Gelehrsamkeit
das Vertrauen und die Achtung seiner Mitbürger. Allein sein
zarter, schmächtiger Körper vermochte die gewaltigen Anstren-
gungen des Amtes, das nach Scheurl 12000 Coramunikanten
umfafste, nicht lange zu ertragen ; er starb am 7. September
1513, erst 3 5 Vi Jahr alt, sechs Jahre nach seinem Vorgänger
im Amte, der am 24. October 1507 verschieden war.
Wir bringen nachstehend die obenerwähnten, nach Form
und Inhalt gleich interessanten Briefe des Dr. Sixt Tucher zum
Abdruck: sie sind mit kräftiger, leserlicher Handschrift auf
starkes Papier geschrieben und lassen zum Theil noch aufsen
auf dem durch grünes Wachs mit dem Hauptblatt verbunde-
nen, zum Verschlufs dienenden Papierstückchen das Tucherische
W'appen mit den zwei darüberstehenden Buchstaben S T er-
kennen.
1.
Spectabili ac ingenuo adolescenti doraino Anthonio
Krefs aguato amantissimo.
Salutem p. d. Accepi tuas literas Anthoni amantissime
quibus quamquam hucusque non respondi non tarnen id tui
oblivione aut uUa alienata mente factum existimes (quippe quem
mihi et patria et sangwis et longa conschwetudo coniunctissi-
mum reddit) sed quod nonnihil negöcii mihi ut plurimum ob-
stitit et eciam quia nil occurrebat quod te scire vel mea vel
tua interesset. Itaque ne id moleste feras velim, de loci muta-
cione®) non possum non probare Judicium tuum eciam si in-
fectio aeris ad id te non inpulisset ego enim aliquando pari
mutacione sum usus quam mihi plerisque respectibus non ob-
fuisse sensi, ,quamvis utrumque gimnasium tunc celebribus pre-
ceptoribus habundaret patavinum tamen quod prius ingressus
fueram magis placebat, tum quod illic scholasticorum maior
gravitas nee tam fluxa et mutans ut papie respublica sed sum-
ptuum et potissimum in vestibus luxus plurime et super quam
par esset inter scholares adeo creverat ut nisi quis singulis
anni partibus singulas et aptas tempori haberet, abiectior et
*) Regressus. Vgl. den vierten Brief.
') vgl. Städtechroniken, Bd. XI, S. 671" und Note 1 u. 2.
°) Anton Kreis war von Pavia, wo die Pest ausgebrochen war,
nach Padua übergesiedelt.
49
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
50
rainoris existimacionis haberetur practice preterea rectoratus
et rotuli non parum inpedimenti in discendo scholaribus pre-
stabant itaque me papiam conferebam ubi quamquam facilior
victus minor vestium porapa nee tanta vel tarn diuturna am-
bieio rectoratus foret tarnen tarn laxam lasciviendi et palara
delinquendi illic licenciam deprehendi ut potissimura nocturno
tempore nulli pene de domo ad domura pateret transitus adeo
latrociniis et cedibus ea urbs plena erat quibus scholares et
etiam germani inmixti putabantur alii tarnen ab huiusmodi
abstinentes studio et literis vacabant, inter quos et esse et haberi
cupiebam, uescio si fuerim habes itaque meam de utroque gim-
nasio censuram tu autem recte agis reliquis pretermissis pre-
ceptorum celebritatem contemplari inde enim flumen doctrine
et literarum nascitur gracia quarum tamquam ad bonarum ar-
cium mercaturam liinc profectus es fac itaque cum plurimo
lucro et pingwi usura ad nos revertaris ne ut inquit Cicero
cum omnia tibi supeditata sint tuipse tibi defuisse videaris de
quo tarnen apud me qui te et virtutes tuas jamdudura novi
dubium nullum relinquitur. Si quid erit in quo tibi mea opera
prodesse possit ea pro tuo arbitrio utaris babeo tibi gracias
de oracione oratoris feneti ad regem habita quam tarnen prius
ex Italia acceperam et videram scribis de rebus Italie quam
sint calamitose quod omne mihi verum perschwadeo sed nescio
an nostre meliores sint sed utinam non peiores adeo enim omnia
sunt apud nos latrociniis incendiis et deprecacionibus plena
nee uUus locus paci et juri relictus ut non possim non timere
illud paiilulum inperii quod superest vel ruiturum vel in aliene
gentis dicionem venturum nescio cui tribüam Las nostras cala-
mitates expedit forte eas nos pati ne nimis fiducie et spei
in hec transitoria colloceraus et rebus secundis elati mutabili-
tatis nostre cui subjacemus obliviscamur dabis bis incultis et
festino calamo scriptis literis veniam. Cupio te valere datum
nurmberge kalendis Januarii anno 1502.
Sixtus tucher J. U. doctor.
Cognato mihi amantissimo domino anthonio Kres
in gimnasio patavino utrique juri operam danti.
S. p. d. Accepi tuas literas anthoni amantissime non
unas sed repctitas binas vel ternas quibus quamquam non re-
sponderim non tamen uUa mea in te alienata mente id accidisse
arbitreris quippe qui te ob nostrara animi et sangwinis neces-
situdinem semper amavi et amo sed quia nonnulle mee occupa-
ciones interdum obstiterint vel dura ocii aliquid liaberem ta-
bellarii ad te profecturi se non obtulcrint nil preterea vide-
batur in prioribus contineri quod magnopere response indigeret
nunc autem et ocium nactus et sumpta ex proximis tuis literis
scribendi occasione has ad te dandas existimavi, scribis te
eciam hoc futuro anno juri canonico operam daturum et inde
sumptis doctoreis infulis in patriam rediturum petens ut in
consecucione alicuius Status honesti et tibi convenientis adiu-
niento tibi sim , non possum non probare propositum tuura
quod relicta Italia et crebris eius bellorum et pestis periculis
patriam repetere decreveris arbitror enim et tempus et dili-
genciara literis a te inpensam id postulare de condicone eciam
vivendi qua post doctoratum usurus sis prudenter cogitas ea
enim maxima mea quondam fuit cura dum doctoratns mei
tempus adventabat ne in patria absque negociis non tamen
absque dedecore ocio tempus tererem hincque fiebat ut anno
et ultra reditum differrem donec condicio apud praesulem frisin-
gensem mihi allata et obtenta fuerat. Et quia nonnihil tua
interesse poterit cuins sim propositi nolo id te pretereat, pre-
fui eclesie S. Laurencii ut nosti jam pluribus annis non vo-
lens sed pro maiore parte pene invitus statui enim jam multo
tempore reliquo etatis mee spacio non mare negociorum mundi
huius et in alto sed in tranquillo et bumili navigare viribus
corporis et animi pusillis id exigentibus itaque decrevi cedere
eclesie et in arbitrium senatus huius urbis quem velint ad il-
lam jure suo presentare conferre cum ego qui habeat et literas
et etatem coniunctas et ad eum statum oportunas inter gentiles
huius civitatis nesciam, Nam quamvis tibi litere non desint eta-
tem tamen maturam que illi sarcine sufficiat tibi deesse exi-
stimavi quamvis postea te maiorem quam ratus fui esse au-
dierim cuius preterea in ea re animi fores me latuit Utcunque
sit accipio genitorem tuum tui honoris et comodi ut par est
cupidum mihi ut successor constituaris desiderare quod si pro
dei laude et tua salute futurum est rogo deum ut voto potia-*
tur. Sed crede mihi si multo coniunctior et carior quam sis
mihi esses multo mihi gracius foret ea dignitate post sex vel
decem annos te potiri quam nunc quamquam enim honestissi-
mus ille sit Status et emolumenti plurimi pingwis tamen sar-
cina ingens anime et corporis ei non deest que ab bis facile
fertur qui jam dicta duo magnipendunt, foret preterea eius qui
ille eclesie preerit maior auctoritas si post doctoratum in alio
statu existimacionem et nbticie aliquid apud exteros fuisset
nactus hoc tamen tibi de me pollicearis quod si ad eam curam
presentaberis me tibi in ea ferenda et bene agenda adiutorera
et consultorem fore si minus dabo tamen operam si forte ad
aliquam aliam honestam vivendi condicionem tibi auxilii et con-
silii esse possim et si quidem legendi raunere in gimnasio no-
stro ingolstatensi potiri valeres ut tuipse censes putarera et
incremento doctrine et existimacioni tue plurimum conferre nee
preterea experimentum negociorum curie alicuius tibi obfutu-
rum esset quamquam ibi multo tempore figere pedes grave ar-
biträrer anime et corpori durum, quidquid itaque tibi libuerit
et quecunque vita se tibi obtulerit in ea operam raeam quan-
tulacunque est paratam habiturus es Cupio te valere meque ut
soles a te amari que tibi de proposito meo cessionis detexi
sepulta retineas interest enim senatus huius urbis ne palam
tiat donec proficiatur quamvis jam in multos dispersa sit et
minus caute. Iterum vale datum nurmberge die ipso S. Egidii
anno 1503.
Sixtus tucher
J. V. doctor.
51
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
52
3.
Spectabili et juris utriusque doctissimo domiiio
Anthonio Kres sibi araaiitissinio cognato et fautori.
Salutem p. d. Anthoni amantissime dedi superioribus die-
bus meas ad te literas quibus tuis respondi petebas enim eo
quod doctoratui vieiniis e^ses ut in adipiscenda aliqua vivendi
condicione tibi auxilio et coiisilio forem hinc sunipta occasione
tibi meum propositum detcxi quomodo non nunc piinium sed
jam multis annis statuissem deposita liac eure mee sarcina re-
liquura vite mee tempus submissius et quieoius terere quodque
hujus rei causa in arbitriura senatus hujus urbis disposicionem
successoris deligendi contulissem quoniani ego qui literas et
etatem coniunctas et ad eam provinciam aptas baberet ne-
scirem nani quanfivis tibi litere non desint tarnen etas nondum
matura putabatur. pollicebar tibi nihilominus omnem meam
operam si senatus te mihi successorera constitueret ut patrem
tuum cupere senseram eas meas literas si acceperis nescio uol-
leni enim eas in manus venisse alienas, quomodo subsequenter
res acta sit arbitror te literis paternis accepisse scilicet sena-
tum te mibi surrogasse de quo tibi ut debeo congratulor orans
et obsecrans deum summum maxiniuni ut ea dignitas sit tibi
et plebi tue eterna corporis et anime salus et ut tibi prius
poUicitus sum ita et nunc auxilium et consilium meum omne
tibi offero in subeunda et administranda ea provinoia quam
consequeris maiore comodo et quiete quam aliquis in ceutum
annis eam est consecutus nullam enim mihi es daturus pensio-
nem sed solos centum anuos aureos cardinali") qui etate et
laboribus confectus diu superstes esse nequit, fuimus alias simul
dominus meus S. Sebaldi ■") magister Jo. Polraus ") et ego ex
commissione senatus consultantes quomodo et quo ordine res
tua agenda sit et placuit nobis ut tuipse Romam proficiscaris
et in itinere in studio Senarum accepto doctoratu quem ibi
levi impensa babiturus es ") et illico cum Rome fueris mino-
') Joannes Antonius episcopus Tusculanus S- R. E. Cardina-
lis Alexandrinus , an welchen die Pension von 75 Ducaten nach
Ausweis der im Krefsischen Archiv vorhandenen fünf Quittungen
bis zum Jahre 1509 bezahlt wurde. Die erste derselben lautet:
Xos Jo. Antonius Epus Tusculaü S. R. e. CarliJ Alexandrifi. Con-
fitemur habuisse et recepisse a ven^^ uiro dfio Antonio Krefs Pre-
posito eccji s*± Laurentii Nuremburgeü ducatos Septuagintaquin-
que auri de camera occasione pensionis nobis debite in festo Na-
tivitatis düi prox pti super fructibus dicte Prepositure S" Lau-
rentii. Ideo de dictis ducatis Septuagintaquinque auri eundem
dnm Antonium tenore pntium quietamus. In cuius rei fidem pn-
tem quietationem manu nostra propria subscriptam fieri mandavi-
mus Datum Rome in pal2_ ap52 x Januarii 1505.
Jo. Ant. epus Tusculaü Car'Jf Alexafi.
'") Der Propst Dr. Erasraus Topler bei St. SebalJ in Nürnberg.
") Joannes Polraus, clericus Bamberg, dioces., apostolioa et
imperiali auctoritate notarius, wie er sich im Testamente des An-
ton Krefs von 1513 nennt.
'^) Erasmus Topler schreibt am gleichen Tage unter Anderem
an A. Krefs: . . . consuUura duco . . . ut Senis insignia capias
ribus ordinibus iuiciatus et beneficii capax effectus rem tuam
consilio et auxilio d. Casparis Wirt") et d. Eberhardi Cad-
mers agas et facta inde expeditione comodum tibi et utile a
nobis Visum est ut et maiores ordines et sacerdocium sumas
quod ibi forte triduo consequeris ubi apud nos longo spacio
opus forct, de ritibus autem missarum discendis et prima missa
celebranda vel Rome vel dum in patriara redieris apud nos
tuo arbitrio putavi relinqendum '*) velis tarnen omnino memi-
nisse si Rome id agere decreveris ne quem sacerdotem alienos
a patria nostra ritus in celebrando habentem ut te doceat
eligas eos enim dediscere non minus quam discere foret difficile,
dixi senatui et parenti tuo festum purificacionis terminum dis-
cessui meo et ingressui tuo fore convenientem velis itaque ne-
gocia tua maturare et ita disponere ut ad eum terminum ad-
ventes et possessionem ingrediaris interea ego possessurus non
minore diligencia rem eclesie et domus agam quam si multis
annis retenturus essem quod quia tua interest libenter faciam
curabo eciam ut familia qua opus est pro te conducatur pre-
ter eum qui tui custodiam babiturus et tecum horas dicturus
est studentem aliqucm cuius conductionem tuo arbitrio et tuo
adventui reservabimus huiusmodi enim quem ego habui mecum
et in domum meam translaturus sum forte solus vel forte cum
aliquo tali horas dicturus es itaque expedit eins electionem
tibi reservari de modo et ordine et impensa inpetracionis
agende meum non est ad te scribere sum enim ut nosti ea-
rum rerum imperitus credo dominum S. Sebaldi eius rei cau-
sa 1^) ad te literas dedisse quibus si quid pretermissum est in-
dum ad urbem Romam perges, in biduo te illic expedire poteris,
habebis illic scolasticos et dootores excellentissiraos obsequentes
nee ullum a doctoribus jurati vinculura (sicut in aliis gimnasiis)
proraoveri volentibus extorquent, nosti magnam libertatem rome
esse, sunt preterea minores inpense, poteris enim te summo ho-
nore in utraque censura inpeusa 35 ducatorum auri ad malus ex-
pedire ....
") Herr Caspar Wirt, der Nürnberger Syndicus oder Sollici-
tator am päpstlichen Hofe (Städtechroniken, Bd. XT, S. 671 Anm. 2),
den Erasmus Topler als integerrimus rühmt und ein anderes Mal
den semper fidissimum aohatem nennt.
'*) Topler war anderer Meinung und legte dem neuen Propst
dringend an's Herz, seine erste Messe in Rom zu celebrieren. Re-
liquum est, schreibt er, ut te moneam, quod omnino ac cicius
omnes saoros ordines illic assumas qui tibi expedite conferentur
ao primicias tuas illinc in urbe oelebres meique in oracionibus tuis
memor sis, hoc defuuoti parentes tui in alio forte orbe expectant,
hoc desiderium genitoris ac matris tue exoptat, hoc eciam persua-
dent mores huius nostre patrie ubi si primicias tuas celebrares
nuUi satisfacturus fores, tu satis intelligis, tu ipse tibi consulito,
necesse est ut te jam ad nostros mores conformes ....
'') Dies geschah auch. Topler schrieb: .... cum ad urbem
veneris Romam, primam tonsuram consilio Casparis Wirdt quan-
tocius capito ut beneficii capax efficiaris ac deinde caute cum consilio
prefati Casparis signaturam ex summo pontifice obtineas ac buUas
in cancellaria expediri eures cum buUa regressus pro antecessore
tuo Sixto (ita enim pater tuus senatui promisit) credo si diligenciam
53
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
54
formacio d. Casparis et d. Eberbardi suplebit, Voluit parens
tuus ut de bis omnibus meas darem literas quod ut ei et tibi
obsequerer feci quamvis festino et inculto calamo cui veniam
dabis cura ut valeas et eundo et redeundo a nocentibus ab-
stinens valitudini consulas si quid est quod ex rae velis jubeas
vale datum nurmberge die Jovis post festum S. Francisci
(5. Oäobcr) auno salutis 1503 etc.
Sixtus tucher J. U. doctor.
feceris habebis regressum gratis pro quo alias ducatos auri 100
exponere oportuit pro anata credo solves 165 ducatos pro bullis
Credo 59 ducatos si quid nimis exposueris lucro cedet tayani
haue summam ad maius. Tu quoque rebus peraotis cura dictum
Casparem Wirdt aliquo munere afficere ita eciam genitor tuus con-
stituit ducatos auri decem
Nürnberg. Freih. Georg von Krefs.
(Schluls folgt.)
Eiu Keliquiar von >V. Jamitzer.
(Mit einer Tafel.)
Es ist eine alte Ueberlieferung, dafs Wenzel Jamitzer der
bedeutendste Goldschmied Nürnbergs im sechzehnten Jahrhun-
dert gewesen sei. Er hat bei seinen Zeitgenossen sowohl, als
bei der Nachwelt grofsen Ruhm erlangt. Sein Name wird
stets in erster Reihe genannt, wenn man die Männer aufzählt,
denen Nürnberg seine weltgeschichtliche Bedeutung auf dem
Gebiete der Kunst und der Kunstgewerbe verdankt. Wenn
man aber fragt, was Jamitzer denn eigentlich geschaffen, und
worin seine Bedeutung bestehe, so wird man stets nur auf den
Merkel'schen Tafelaufsatz (jetzt im germanischen Museum) ver-
wiesen, allerdinu'S ein Werk von hervorragender Bedeutung,
welches allein aber doch lange noch nicht genügt, um den ho-
hen Ruf des Meisters zu erklären. Ab und zu wird wol auch
noch ein oder das andere kleine Stück, welches irgend ein
Kunstliebhaber besitzt, und das ihm besonders wohlgefällt,
wenn es sauber gearbeitet ist, oder wenn gar in Silber gegos-
sene kleine Thiere daran sich finden, dem Jamitzer zugeschrie-
ben. Es geschieht eben in dem Glauben, dafs dieser Meister
das Beste gefertigt habe, was auf diesem Gebiete im sech-
zehnten Jahrhundert überbaupt geleistet worden ist. Worin
aber das Charakteristische der Kunstweise Jamitzers besteht,
wodurch seine Arbeiten von denen seiner Zunftgenossen sich un-
terscheiden, wufste bis vor kurzem niemand anzugeben.
Es ist nun Aufgabe der Kunstforschung, den Charakter
der Kunstweise Jamitzers zu erforschen und seine Werke,
welche über die ganze gebildete Welt zerstreut sind, heraus-
zufinden. Dafür gibt es aber, da ein Verzeichnifs seiner Werke
uns nicht überliefert ist, keinen anderen Weg, als das Studium
der Kunstformen an den beglaubigten Werken des Meisters
— und das war bis vor kurzem einzig und allein der Mer-
kel'sche Tafelaufsatz — und der kritische Vergleich derselben
mit andern in Frage kommenden Werken. Auf diese Weise
gelangt man allmählich, sehr langsam, aber ziemlich sicher, zur
Kenntnifs der von dem Meister mit Vorliebe angewendeten
Kunstformen und des Geistes, in welchem er zu arbeiten pflegte,
und kann dann, mit dieser Kenntnifs ausgerüstet, im allgemei-
nen leicht bestimmen, ob ein vorliegendes Werk von ihm sein
könne, oder nicht.
Zu denjenigen Werken nun, welche dem Merkel'schen
Tafelaufsatze am nächsten stehen, welche daher am leichtesten
als Werke Wenzel Jamitzer's erkannt werden, gehört ein sil-
bernes, reichvergoldetes und emailliertes Reliquiar (später zu
einem Schreibzeug umgearbeitet), früher im Besitz des Hof-
antiquars Pickert in Nürnberg und von diesem vor etwa drei
Jahrzehnten an Herz in Manchester *) verkauft. Meine Kennt-
nifs desselben beruht auf einer, freilich nicht ganz befriedigen-
den Zeichnung von Rau, nach welcher IL Petersen den beilie-
genden Kupferstich gefertigt hat.
Dieses Reliquiar ist, wie der Merkel'sche Tafelaufsatz, mit
silbernen Pflanzen und Thieren geschmückt, Arbeiten, durch
welche, nach Neudörfer's Bericht, Jamitzer bei seinen Zeit-
genossen grofses Aufsehen erregte. Auch finden sich an dem-
selben viele Einzelformen, welche auch an anderen Werken begeg-
nen, die ich nach sorgfältigem Vergleiche, als von ihm herstam-
mend erkannt habe und die für ihn charakteristisch sind. Es be-
steht aus einem runden Behälter mit Deckel auf einem sechsecki-
gen Unterbau. Der Unterbau ist streng architektonisch gehalten
und ruht auf sechs kleinen Schildkröten. Seine Flächen sind
in etwas kleinlicher Weise getheilt. Die glatten Felder sind
grün emailliert. Wie es scheint, hat er sechs Schiebladen, de-
ren Vorderseiten mit Löwenköpfen, welche kleine Ringe halten,
geziert sind. Auf diesem Unterbau ruht der runde, mit sechs
bildlichen Darstellungen (biblischen Scenen auf landschaftlichem
Hintergrunde) in Emailfarben geschmückter, niedriger Behälter.
Zur Vermittelung des Uebergangs von dem eckigen Unterbau
zu dem runden Mittelbau stehen auf den postameutartig vor-
stehenden Ecken drei kleine, mit emaillierten Ornamenten ge-
schmückte Vasen mit Blumensträufsen und drei kleinen Genien.
Der Deckel ist an seinem breiten Rande mit farbig emaillier-
ten, orientalischen Ornamenten versehen, zwischen welchen sich
aber auch Löwenköpfe — das Wappen Jamitzers — und Che-
rubimköpfe finden, und trägt als Bekrönung des Ganzen eine
Figurengruppe. In der Mitte steht das Kreuz Christi; am
Fufs desselben Maria und Johannes, ein römischer Haupt-
mann und ein Landsknecht in reicher, orientalisierender Tracht,
alles in Farben emailliert. Diese Gruppe ist von hohen, sil-
bernen Blumen und Blättern umgeben. Der Fufsboden ist
felsig, aber doch mit Pflanzen bewachsen u,nd ebenfalls email-
liert. Alle Pflanzen sind ohne Zweifel in derselben Technik
*) Herr Herz ist unterdefs gestorben ; den weitern Verbleib
des Kunstwerks konnte ich nicht ermitteln. Für betreffende Nach-
richten würde ich sehr dankbar sein.
55
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
56
ausgeführt, wie die ähnlichen Bildungen am Merkel'schen Tafel-
aufsätze, d. h. zum Theil aus dünnem Blech geprefst, zum
Theil üher der Natur geformt und gegossen.
Das Ganze, etwa 0,12 M. im Durchmesser und doppelt
so hoch, ist von sehr glücklichem Aufhau, von gefälliger Ge-
sammtforra und von reicher, harmonischer Farbenwirkung.
Nürnberg. R. Bergau.
genaue Abbildung an geeignetem Orte geben zu können.
Einstweilen diese kurze Notiz.
Dresden.
Richard Steche, Architekt.
Astrouoniisclie Instrumente von W. Janiitzer.
Gelegentlich anderweitiger kunsthistorischer Forschungen
fand Unterzeichneter im kgl. sächsischen Hauptstaatsarchive
folgendes abschriftliche Schreiben des Churfürsten Augustus
von Sachsen, betreffend Wenzel Jamitzer, welches bei dem
wenigen Urkundlichen, v?as wir über diesen grofsen Künstler
besitzen, wohl werth ist, in weiteren Kreisen bekannt zu wer-
den. Das Schreiben lautet:
An Cammermeister.
Lieber getreuer Was Wentzell Jhanitzer Goldschmidt
zu Nürnbergk eines Restes holben, so jm von wegen etzlich
Geometrisch Instrument die Uns Balthasar Hacker zubracht
noch unbezahlet und sich zu 350 fl. erstrecken, solch unterthe-
nigst Supplicat befindest du in liegend, zu vernehmen. Dar-
autf begeren wir du wollest dich in des vorigen Cammermei-
ster Rechnungen ersehen auch bei Hackern erkundigen wie
es umb solchen Rest geschaifen und so sich befinden wirde
das man jm solchen Rest noch schuldig und die taxa der In-
strument nicht zu hoch angeschlagen, Ihme bemelte 350 fl.
wol uft' seine Quittung volgen lafsen, davor sollest du von uns
entnehmen werden und beschiht daran etc.
Dresden den 14. Febr. A«. 81. (1581.)
Aufmerksam gemacht, besuchte ich den hiesigen k. physi-
kalisch-mathematischen Salon und fand dort ein astronomisches
Astrolabium, bezeichnet: „Durch Wentzel jamnitzer Goldschmidt
zu Nürmberg verfertigt: MDLXXVIII." Dies ganz ausgezeichnet
gearbeitete Werk, eine Kreisscheibe, ist aus schwer vergolde-
tem Messing gefertigt und hat 516 mm. Durchmesser. Es
ist mit drehbaren Einsatzscheiben, gradierten Kreisen, Trans-
versalen und verschiedenen Zeigern und Inschriften versehen.
Alle übrigen, nicht wissenschaftlichen Zwecken dienenden Flä-
chen sind mit vollendet schönen Gravierungen geschmückt;
sie zeigen den Sonnengott, die Mondgöttin, verschiedene Ge-
nien, Kindergruppen, mit astronomischen Messungen beschäftigt,
die Wappenschilde der angesehensten deutschen Fürsten und
andere Ornamente. Der Unterzeichnete hofft gelegentlich eine
Ein nürbergischer Glockengiefser.
In den „Beiträgen zur Kunstgeschichte Nürnbergs" sind
zahlreiche Fälle verzeichnet, wo der Rath dieser Stadt von
fremden Herrschaften und Städten gebeten wurde, ihnen ir-
gend einen nürnbergischen Künstler oder Baumeister zuschicken,
der ihnen zur Herstellung von Gebäuden behülflich sei, oder
sein Gutachten über einen Bauplan abgebe.
Im Jahre 1615 baten Joachim Fugger, Hauptmann, und
die Räthe zu Burghausen, den Rath zu Nürnberg um einen
erfahrenen Glockengiefser, damit derselbe ein Gutachten ab-
gebe in der Streitsache, die von den Gebrüdern Gundakar
von Tannberg zu Aurolzmünster und Achaz von Tannberg ge-
gen den Glockengiefser Dionis Schulthes von Passau wegen
4 Glocken anhängig gemacht worden. Nürnberg schickte ih-
nen unterm 16 Aug. 1615 seinen Bürger und Glockengiefser
Christof Rosenhardt „um der angeordneten Commission zu Au-
rolzmünster abzuwarten und seine Meinung seinem besten Ver-
stand nach abzugeben."
München. J. Baader.
Freiwillige Leibeigenschaft.
Ein neuer Beweis, dafs das Loos der Leibeigenen im
Mittelalter denn doch nicht so bedauernswerth gewesen, wie es
von manchen Seiten geschildert wird, findet sich unter Anderra
auch in einer Originalurkunde d.d. Mickten (Mitttvoch) vor dem
sontag Oculi 1481. Durch dieselbe ergaben sich Hanns Hartman
zu Eppifshusen, seine Hausfrau und ihre Tochter sammt allen
ihren Kindern, „ob wir kinder gewannen vnd vberkumen", als
leibeigen an den Junker Ulrich Rugg von Tannegk zu Eppifs-
husen und an seine Erben und Nachkommen, und zwar „vmbe
des willen, das wir die zeitt vnsers lebens dester in besserm
schirm, frid vnd sone beleiben mögen." Sie sind, wie sie hin-
zusetzen, „vormals frey, ledig vnd dehainer herschaft leibaigen
gewesen."
Aus denselben Gründen des bessern Schirms und Friedens
nahmen auch noch im 16. Jahrhundert verschiedene Personen,
wie ihre Urkunden ausweisen, freiwillig die Leibeigenschaft
auf sich.
München. J. Baader.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
Z.A.f.k.i.iv. 1877N?2
Reliquiar von Wenzel Jamitzer.
Nach einer altern Zeichnung.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JW 2. Februar.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Februar 1877.
Den verschiedenen Häusern des fränkischen Adels, welche
für unsere Bauten Stiftungen gemacht, haben sich jüngst die Frei-
herren von Crailsheim angeschlossen, und hat die Rügländer , wie
die Fröhstockheim-Rödelseer Linie je 300 m. zu einer solchen zur
Verfügung gestellt.
Die deutschen Künstler hatten seiner Zeit durch Kunstwerke,
welche verloost werden sollten, die Mittel für den Augustinerbau
der Hauptsache nach gespendet. Wir haben vor drei Jahren je-
doch nur eine Hälfte dieser Werke der Verloosung unterstellt,
da wir annehmen zu können glaubten, dafs vielleicht auf anderem
Wege sich eine zweckmäfsigere Verwerthung erzielen lasse. Es war
deshalb bisher ein grofser Theil der Baukosten ungedeckt geblie-
ben. Nachdem jedoch die Zeitverhältnisse den Augenblick immer
mehr hinausschieben , wo auf einem andern Wege ein besseres
Resultat zu erzielen sein wird, so haben wir uns zur Verloosung
auch dieser zweiten Hälfte entschlossen. Die kgl. bayr. Regierung
hat dazu die Genehmigung gegeben und die Loose von der Stem-
pelpflicht befreit, so dafs hoffentlich die definitive Erledigung der
ganzen Angelegenheit des Augustinerbaues bald wird erfolgen
können. Möge deshalb der Loosabsatz sich günstig gestalten !
Leider haben wir wiederum den Tod zweier Mitglieder des
Gelehrtenaussohusses zu melden, des Herrn Carl Frhrn. v. Mayen-
fisch zu Sigmaringen und des Herrn Oberappellationsgerichtsraths
a. D., Frhrn. v. Tucher in München.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von politischen Korporationen : Anklam. Magistrat
(auf 3 J.) 15 m. Goslar. Magistrat (auf 5 J.) 15 m. Löbau. Magi-
strat (auf 5 J.) 9 m. Rudolstadt. Magistrat (auf 5 J.) 18 m. Wein-
helm. Gemeinderath 6 m.
Von Privaten : Dresden. E. Baumbach, Oberlehrer, 3ra.;
K. Böttger, Baumeister, 3 m.; B. Lifsel, Rentier, 5 m.; H. Port,
Rentier, 5m.; A. Türpe, Möbelfabrikant, 10 m.; E. Weifsbach,
Zimmermeister, 3 m. Hannover. Dr. Windthorst, Staatsminister
a. D., 3m. Koblenz. Schmidt, Kreisgerichtsdirektor a. D., 3m.
Königsberg. Dr. Habruckler, Bibliothekskustos, 3 ra. ; Heinrich
Matz, Buchhändler, 3m.; Dr. Molitor, Bibliothekskustos, 3m.;
Dr. Sattler, Archivsekretär, 3 m. Nassanger. Georg v. Milkau,
Gutsbesitzer, 2 m. Nürnberg. Freiherr!, v. Tucher'sches Gesammt-
geschlecht (statt früher 20 m.) 25 m.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Hildburghausen. Dr. Radefeld, Diaconus u. Seminarlehrer, 2 m.
58 pf. Lampershelm. Frohnhäuser, Pfarrer, 2 m. Wien. Ferdin.
Kwisda, Apotheker, 2 m. 30 pf.
Für den Angnstinerklosterban : Freiherren v. Crails-
heim, Rügländer Linie 300 m; Freiherren von Crailsheim, Fröh-
stockheim-Rödelseer Linie 300 m.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7747—7753.)
Hildesheim. Römer, Senator: Frühmittelalterl. Topf aus ge-
branntem Thon ; 5 Gipsabgüsse und 3 Lackabdrücke Hildesheimi-
scher Siegel. — Mainz. Dr. L. Linden schmit, Direktor des
röm.-german. Centralmuseums : GipsabguCs des Löwenkopfes von
der Willigisthiire am Dom zu Mainz ; 2 Säulen zur Aufstellung
antiker Helme. — Nürnberg. Frhr. v. Andrian auf Oberbürg":
Feuerspritze, 17. Jhdt. Grau, Antiquar: Altgermanisches Grab-
gefäfs. 0. Frhr. v. Stromer, I.Bürgermeister: Münchener Zei-
tung vom 23. Jan. 1783. Ungenannter: Terzerol nebst Kugel-
beutel, 18. Jhdt.; gestickte Hausmütze, 19. Jhdt. — Wiesbaden.
Müller, Reg.-Assessor a. D. : Streithammer, 16. Jhdt.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 36,482—36,620.)
Baden-Baden. Seutter von Lötzen, gr. bad. Generallieut.
a. D: de la Roche, Geschichte der Kriegs-Kunst seit dem 19. Jahrh.
1844. 8. Raudot, de la grandeur possible de la France. 8. v. Göler,
die Kämpfe bei Dyrrhachium u. Pharsalus im J. 48 v. Chr. 1854. 8.
Kögl, Burg Hohenbregenz. 1855. 8. Vandevelde, precis historique
et critique ^e la guerre en Italie en 1859. 1860. 8. d'Orleans,
lettre sur l'histoire de France. 1861. 8. Scholz, Schulze und Mül-
ler auf dem Kriegs -Schauplatze ; 1. H. 1866. 8. ülmann, fünf
Jahre würtemberg. Geschichte unter Herzog Ulrich, 1515 — 19.
1867. 8. Baumstark, Gedanken eines Protestanten über d. päpstl.
Einladung zur Wiedervereinigung mit d. röm.-kathol. Kirche. 1868. 8.
Rauter, commentaire de la loi sur le recrutement de l'armee.
1868. 8. Rüffer, die Strategen und die Strategie der neuesten
Zeit. 1869. 8. Schenck-Rinck, die Polen in Offenbach am Main.
1869. 8. Schmidt, die Aufhebung des Edicts von 1808, die Ge-
schlossenheit der Hofgüter im Schwarzwalde betr. 1869. 8. Steub,
die oberdeutschen Familiennamen. 1870. 8. Schupp, das Hofgüter-
wesen im Amtsbezirk Wolfach. 1870. 8. Die Insurrection in Dalniatien.
1870. 8. deFailly, campagne de 1870. 8. Frantz, das neue Deutsch-
land. 1871. 8. Poolmann, artilleristische Briefe zu der Broschüre
von Rob. Becker : Die Erfolge der preufs. Feldartillerie in der
Campagne 1870—71. 1872. 8. Stöfser, latein. Declination des Subst.
u. Adj. auf Grund der Ergebnisse der vergleichenden Sj^rachfor-
schung. 1872. 8. Pr. Zwei^Königreiche 1873. 8. v. Helfert, Maria
Louise, Erzherzogin von Oesterreich, Kaiserin der Franzosen
1873. 8. Fischhof zur Reduction der continentalen Heere. 1875.
8. Hansen, Geschichte der neuerstandenen evang. Gemeinde i. d.
Stadt Baden v. 1832—1875. 1875. 8. ; und 19 andere Schriften
verschiedenen Inhaltes. — Bamberg. Histor. Verein für Ober-
franken: Ders., 38. Bericht etc. für das Jahr 1875. 1876. 8. —
Berlin, kais. statist. Amt: Dass., Vierteljahrshefte etc. f. d. J.
1876; IV. Jahrg. H. 4,1. 1877. 4. K. preuls. statist. Bureau:
Preufsische Statistik; .XXXVH. XXXVIII. XLII. 1876. 4. Dr. v.
Cuny, Universit. - Professor : Revue d'Alsace ; VI. annee, 1877.
Janv. — Mars. 1877. 8. Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte: Dies., Zeitschrift etc., VlII.
Jahrg. 1876, H. 2—6. 8. C. Heymann's Verlag: Deutsche Mo-
natshefte; Bd. VIH. H. 6. 1876. 8. Dr. Scheins, Lehrer beim
k. Cadettenkorps : Ders., aus den Archivalien des Klosters Heils-
bronn. 1877. 4. — Bern. Allgem. geschichtsforschende Ge-
sellschaft der Schweiz: Dies., Archiv etc. Bnd. XIV. XIX. 1864
u. 74. 8. — Bonn. Rhein. Friedrioh-Wilhelms-Universi-
tät : Usener, ad historiam astronomiae symbola. 1876. 4. Ilarttung
Studien zur Geschichte Konrad's II. 1876. 8. Hunger, zur Ge-
schichte Papst Johann's XXIII. 1876. 8. Philippi, de tabula Peu-
tingeriana. 1876. 8. 45 weitere Schriften verschiedenen Inhalts. —
Brunn. Buschak & Irrgang, Verlagshandl. Brachelli, d. Staaten
59
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
60
Europas; 3. Aufl. 1876. 8. — Budapest. J. M. Kertbeny: Ders.,
Bibliografie ungarischer nationaler und internationaler Literatur ;
1. Heft 1876. 8. — Chur. Grubenmann'sche Buchhnding. (Fr.
Gsell): Jecklin, Volksthümliches aus Graubündten. II. 1876. 8. —
Donauwörth. Bu chhandlung des kat hol. Erzieh ungs Vereins
(L. Auer): Sattler, Chronik von Andechs. 1877. 8. — Dresden.
Ur. Otto Meltzer: Ders., ein Rückblick auf Pirnas Vergangen-
heit; (Sonntagsbeil, des Pirnaer Anzeigers, 1876, Nr. 43—48) 4.
— Düsseldorf. Dr. J. Schneider, Prof.: Ders., Localuntersuch-
ungen über die alten Denkmäler im Kreise Mettmann. 1877. 8.
Sonderabdr. — Erlangen. Dr. C. Hey der, Univers. - Professor,
Gedächtnifsrede für Herrn Dr. Rud. v. Raumer. 1877. 4. — Fürsten-
walde (Preulsen.) Dr. Paul Mitzschke, Gymnasiallehrer: Ders.,
Kaumburger Inschriften; 2. Lfg. 1877. 12. — Görlitz. Oberlau-
sitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Neues lau-
sitz. Magazin; Bd. LH, 2. 1876. 8. — Graz. Naturwissen-
schaftlicher Verein: Ders., Mittheilungen; Jahrg. 1876. 8. —
Halle. Waisenhaus-Buchhandlung: Zeitschrift f. deutsche
Philologie; 8. Bnd. 1. H. 1877. 8. — Hanau. Friedr. Fisch bach:
Ders., Ornamente der Gewebe; III. bfg. Irap. 2. — Heidelberg.
Dr. Jacob Wille: Ders., Stadt und Festung Frankenthal wah-
rend des 30jährigen Krieges. 1877. 8. —Königsberg. Dr. Reicke:
Herquet, zur preufs. Bisthumsgeschichte des 13. Jahrh. 8. Sonder-
abdr. Hoppe, Ortsnamen der Provinz Preulsen ; III. 8. Sonderabdr.
Müller, eine Denkschrift Schön's aus d. J. 1811-12. 8. Sonderabdr.
Ders., Friedrich d. Grofse u. Ostpreulsen 8. Sonderabdr. Toppen,
über einige Alterthümer aus der Zeit des Heideuthums i. d. Nach-
barschaft von Marienwerder. 8. Sonderabdr. — Konstanz. Eber-
hard Graf Zeppelin : Fromm, Geschichte der Familie von
Zeppelin. 1876. 8. — Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlagshand-
lung: Wander, Sprichworter-Lexicon ; 60. Lief. 1876. 8. — Mag-
deburg. Verein für Geschichte u. A 1 terthumskund e des
llerzogth. u. Erzstifts Magdeburg: Ders., Geschichtsblätter
etc., 11. Jahrgang. 1876, 4. H. 8. - Nürnberg. Herrn. Ball-
horn, Verlagsbuchhandlung: Priem, Nürnberger Sagen und Ge-
schichten; 2. Aufl. 1877. 8. — Prag. Dr. A. Woltmann, Uni-
versit.-Professor: Ders., deutsche Kunst in Prag. 1877. 8. — Reval.
Ehstländisch-literärische Gesellschaft: Dies., Beiträge
etc.: Bd. IL, H. 2. 1876. 8. — Salzburg. Gesellschaft für
Salzburger Landeskunde: Dies., Mittheilungeu etc. XVI.
Vereinsj., 1876, IL H. 8. —Sonneberg. Fleischmann, Commer-
zienrath : Bilder aus dem Meininger Oberlande. I. III. 1876 u. 77.
8. — Stuttgart. K. statist.-topogr. Bureau: Memminger, Be-
schreibung des Oberamts Reutlingen, 1824. 8. Ders., Beschreibung
des Oberamts Münsingen. 1825. 8. Ders., Beschreibung des Ober-
amts Ehingen. 1826. 8. Ders., Beschreibung des Oberamts Ravens-
burg. 1836. 8. Beschreibung des Oberamts Besigheim. 1853. 8.
Beschreibung des Oberarats Sulz. 1863. 8. — Tübingen. Dr. Adelb.
V.Keller, Univers.- Professor : Ders., ühland als Dramatiker
1877. 8. Ders., Bericht über die Tätigkeit der deutsch-roman.
Abteilung der XXXI. Philologenversammlung zu Tübingen. 8.
Sonderabdr. — Washington. United-States Bureau of Edu-
cation: Public libraries in the United States of America; part
L II. 1876. 8. — Wien. Dr. Oscar Berggruen, Hof- und Ge-
richts-Advokat: Ders., das Bühnenfestspiel in Bayreuth im Hin-
blick auf die bildende Kunst. 1877. 8. K. k. Gen t ral-Co mmis -
sion zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- u. hi-
storischen Denkmale: Dies., Mittheilungen etc. Bd. II. 4.
(Schlurs)-Heft 1876. 4. Ferdinand Kwisda, Apotheker: Ders.,
Bericht üder die 15. General-Versammlung des allgem. österr. Apo-
theker-Vereines. 1876. 8. Dr. Th. Sickel, Univers. -Professor :
Ders., über Kaiserurkunden in der Schweiz. 1877. 8. — Wismar.
Dr. Crull: Roehezang von Jesoern , histor. u. geogr. Beschrei-
bung d. Königreichs Böheim ; Th. I. II. 1746. 4.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4496-4513.)
Forchheim. Protestantische Kirchenverwaltung: Wap-
penbrief des Pfalzgrafen Franz Rasso Gotthardt , Syndikus des
adeligen Stifts Choraberg bei Schwäbisoh-Hall für Mart. Jüh. und
Christof Hohenberger, den jüngeren, von Weilsmain. 1601. Per-
gam. Abschr. — Nürnberg. Gottfr. Ammon, Kaufmann: Aus-
gaben der Peunt zu Nürnberg im Jahre 1741. Akten. — v. Grund-
herr, Grolshändler : Verhaftsbefehl der k. Regierung von Schwa-
ben und Neuburg an das Landgericht Monheim gegen den Prin-
zen Louis Napoleon, der unter dem Titel eines Grafen von Star-
berg oder Starburg in Deutschland reisen soll. 1847. Pap. Orig. —
Keerl, Vikar: Schiedspruch vor dem Landrichter in Sulzbach in
der Streitsache zwischen der Stadt Hersbrnck und dem Dorfe
Niedersittenbaoh einerseits und Jörgen dem Stralwelser mit „Rei-
choltswant" andererseits, Besitz und Theilung des Gehölzes Hoch-
aiohaeh betr. 1363. Perg. — Kaufbrief des Hans Erelbeckh zu
Kirchensittenbach an Heinrich den „Sraierer", Bürger zu Hers-
brnck, über zwei „ Aigengüter". 1404. Perg. — Urkunde des Notars
Heinr. Zollner von Bamberg über die eidliche Versicherung Heinr.
Fleischmanns von Hersbruck, Clerikers der Diöcese Bamberg,
hinsichtlich seiner streitig gewordenen Rechtsansprüche an den
Altar in dem Hospital von Hersbruck. 1454. Perg. — Spruch
Ditmar Molners , Freigrafen der Grafen zu Waldeck, auf der k.
Dingstatt vor Sachsenhausen, in der Klagsaohe Hans Weddingers
gegen Hans Wylsenheyder, den Holtraann und Hans Danner, IJür-
germeister, Rath und Gemeinde zu Hersbruck. 1468. Perg. —
Schreiben von Bürgermeister und Rath au den Pfleger Georg
Hittenbeok zu Hersbruck, mit dem Gesuch, ihrem zugewandten
Georg Drelsch wider Herraan Lederer zu Hersbruck zu seinem
Rechte zu verhelfen. 1501. Perg. — Schreiben von Bürgermeister
und Rath zu Nürnberg an den Rath zu Hersbruck, bei dem Bau
der Basteien auf dem Set. Michelsberg die Angehörigen der Pflege
Reicheneck nicht mit Frohnden beschweren zu wollen. 1501. Perg.
— Schreiben vom Bürgermeister und Rath zu Nürnberg an Georg
Hittenbeck, Pfleger zu Hersbruck, rechtliche Erkenntnils in Sache
der Vormünder des Geschäfts der Anna Messerer zu Hersbruck.
wider den Anwalt der Anna Zöllner in Nürnberg betr. 1507. Perg.
— Anweisung des Rathes von Nürnberg für den Pfleger von
Hersbruck, wie derselbe hinsichtlich einer am Aschermittwoch
stattgefundenen Verwundung zu verfahren habe. 1519. Perg. —
Verlals der Landpfleger zu Nürnberg an Sigm. Grol's, Pfleger zu
Hersbruck, verschiedene Gegenstände des Gerichtswesens und
der Verwaltung betr. 1525. Pap. Orig. — Bescheid der geschwor-
nen Schöfl'en des Bauerngerichts zu Hersbruck in Sache Hansen
Durn's von Schnaitach wider Herm. Adam Singer von Asperts-
hofen in Betrefl' einer Gehischuld. 1537 Perg. — Erbbrief des
Raths von Hersbruck an Jobst Seitz, sonst Vischer genannt, über
das gemeine Wasser, die Genfswaid geheil'sen. 1558. Perg. — Auf-
forderung des Raths von Nürnberg an den Rath von Hersbruck,
in Anbetracht der schweren Zeitumstände auf nächsten Dreikö-
nigstag eine Steuersumme von dreihundert Gulden sammt dem
Verzeichniis der den einzelnen Bürgern auferlegten Schätzungen
einzusenden. 1561. Perg. ^ Zeugnils des Raths von Kitzingen
für Wilhelm Ennglert, über dessen eheliche Herkunft und bürger-
liche Zugehörigkeit. 1564. Pap. Orig. — Verordnung des Rathes
zu Nürnberg für die Stadt Her.sbruck, dals die Bierbrauer für je
ein Simmer Malz jährlich 2'/7 A. Ungeld zu entrichten haben.
1577. Perg. — Lohnbrief des Kurfürsten Karl Theodor für Peter
Haberl, Wäscher ob der Au, über einen Theil des zu Beutellehen
gehenden Gutes Wagegg ob der Au. 1790. Perg.
Sclirifteu der Akailciiücen, Museen und historischen Vereine.
Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Heraldik, in Berlin.
Sphragistik un d Genealogie. Organ des Vereins „H erold" beilage.
VII. Jahrgang. Nr. 10—12. 1876. 4. Mit 1 Kunst-
61
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
62
Vereinsangelegenheiten. — Blicke in die germanische Vorzeit.
Der Bär in {}er Heraldik. Der Löwe in der Heraldik. Von Dr.
C. F. Riecke. — Eine gefälschte Urkunde. Von v. G. — Zur
Familiengeschichte des deutschen Adels. Von W. Crecelius. —
Die „Gruppe für Heraldik" auf der Münchener Ausstellung. Von
Ad. M. H. — Die Anwendung der Sphragistik im Kunstgewerbe.
Von Dr. v. Weifsenbach. — Zur Heroldskunst. Von Ad. M. Hil-
debrandt. — Die Familie von Gülich (mit der Taube.) Von Gustav
A. Seyler. — Erklärung der der vorigen Nummer beigegebenen
Tafel mit „zum Theil unbekannten Wappen auf einem Teppich
aus dem Kloster Wienhausen bei Celle". Von Ad. M. H. — Re-
gister der in der ehemaligen Universitäts-Bibliothek zu Wittenberg
befindlichen Leichenpredigten, zusammengestellt von Rantzau.
(Schlufs.) — Zur Züricher Wappenrolle. Von Kindler von Knob-
loch. — Kaj'serliches Diploma über das Praedicat Wohlgeboren
und Edel. Mitgeth. v. Frhr. v. Müllenheim-Rechberg. — Kleine
Mittheilungen ; v. E. P. — Notizen. Berichtignngen. Anfragen.
Monatshefte für Musik-Geschichte, herausgegeben v.
der Gesellschaft für Musikforschung. VIH. Jahrg., 1876,
Nr. 11 u. 12. IX. Jahrg., 1877, Nr. 1 u. 2. Berlin, 1876 u. 77. 8.
Thomas Stoltzer's Psalm : Noli aemulari, 6 vocum. Ein kunst-
geschichtlicher Beitrag v. 0. Kade. (Schlufs.) Mit Musiknoten.
■ — Aus meiner Bibliothek. Von Georg Becker. — Zwei Briefe
von Georg Wytzel. Von Eitner. — Marienklage. Handschr. der
trierischeu Stadtbibliotbek aus dem 15. Jhdt. Von Bohn. Mit
Notenbeilage. — Theopbilus. Niederdeutsches Schauspiel aus einer
Handschrift des 15. Jahrh. der trierischen Stadtbibliothek. Von
dems. — August Wilhelm Ambros. — Ein handschriftlicher Codex
in d. Bibliothek Magliabecchiana zu Florenz. Von 0. Kade. — Aus
den Oeuvres de Frederic le Grand. Von A. Quantz. Recension.
Nachträge zum Verzeichniis neuer Ausgaben alter Musikwerke.
Von Eitner. — Vereinsangelcgenheit. — Mittheilungen.
Der Geschichts freund. Mittheilungen des histori-
schen Vereins der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Un-
terwaiden und Zug. XXXL Band. (Mit zwei artistischen Ta-
feln). Einsiedeln, New-York u. Cincinnati, 1876. 8.
Vorbericht. Vereinsangelegenheiten. Die Geschichte der Kirch-
gemeinde Lachen , nach urkundlichen Quellen. Von P. Justus
Landolt, 0. S. B. — Römische Alterthümer zu Ferren bei Klein-
wangen. Von J. Bühlmann, Architekt. (Mit Abbild.) — Urkund-
liche Geschichte der Pfarrei Schüpfheim. Von Sextar J. Bölsterli
in Sempach. — Die Aufschriften auf den Grabdenkmälern in der
ehemaligen Hofkirche zu Lucern. Mitgeth. v. Archivar J. Schnel-
ler. — Der Klosterbrand zu Engelberg. Von P. Adalbert, Ar-
chivar. — Ehebrief des Schultheifsen Jacob von Hertenstein
mit seiner vierten Gattin Anna von Hallwile l.'JH. Mitgetheilt
von Archivar J. Schneller — Ehebrief des Ritters und Schult-
heifsen Ludwig Pfyffer mit seiner dritten Gattin Salome Bod-
mer 1.592. Mitgetheilt von J. Schneller, Archivar. — König
Karl IV. in Einsiedeln. 1354. Von P. Anselm Schubiger. — Die
Wartthürme zu Stansstad und zu Seeburg. 1293 — 1315. (Mit
Abbild.). Von Jos. Schneller, Archivar. — Eine Zugerische Ver-
mögens-Steuer aus dem XIV^. und XV. Jahrhundert. Mitgeth. von
Prof. B. Staub. — Aktenmälsige Notizen über die „Herbergen
im Urnerlande" . . . Von Landammann Franz Lusser. — Ein
Beuterodel aus Granson. (Mit Abbild.) Mitgeth. von Archivar
Schneller. — Regesten der ältesten Urkunden in der Kirchenlade
zu Lauwerz. Von Archivar J. Schneller. — Die älteste Zeituno-
Lucerns, eine kulturhistorischer Versuch. Von Frz. Jos. Schiff-
mann. — Chorherr Ludwig Helmlin und seine Jerusalemer Fahrt.
Mitgeth. von Cho:henn Ig. V. Herzog. — Anhang. Die Dati-
rung des Bündnisses zwischen Uri und Schwyz mit Zürich zum
Jahre 1251. Von Karl Leonh. Müller. — Chronolog. Inhaltsver-
zeichiiifs säramtlicher abgedruckten Urkunden des XXXI. Bandes.
Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie,
udgivne af det Kongelige Nordiske Oldskrift-S elskab.
1875. 1—4. Hefte. Kjöbenhavn. 8.
Klassik Industri og Kulturs Betydning for Norden i Oldtiden.
Af C. Engelhardt. — HIjöctstafr, hljöctfyllandi (— hljoatyllendr),
hljöctfylling. Af Konr. Gislason. — Rimhenda eller runhenda?
Af Konr. Gislason. — Ty'r hseb us, ye Ty'r ye Odin! Af Prof.
George Stephens. — Roskildes widste Mönter. Af Kr. Erslev. —
Store Rygbjairg - Stonen. Af Ludw. F. A. Wimmer. — Biskop
Bjarne Kolbeinssön og Snorres Edda. Af Sophus Bugge. — Om
den danske Adels Udspring fra Thinglid. — Af J. Kinch. — Den
danskeHövding Astrad. Af Prof. George Stephens. — Fjenneslev-
lille Kirke. Af J. Kornerup. — Om Helleristninger i Danmark.
Af Henry Petersen. —
1876. 1. 2. Hefte. Vestervig Kloster og „Liden Kirstins" Grav.
Af J. B. Loffler. — Bidrag til Oplysning af Middelalderens Love
og Samfundsforhold. Af A. D. Jörgensen. — Kong Gorm.s og
Dronning Tjjyras Mindestene i Jellinge. Archseologiske Bemasrk-
ninger om Runestene og deres Oprindelse. Af C. Engelhardt.
Tillaeg til Aarböger etc. Aargang 1874. Kjöbenhavn. 1875. 8.
Ufversicht af Finska Vetenskaps-Societetens För-
handlingar. XVIL Helsingfors. 1875. 8.
Acta societatis scientiarum Fennicae. Tomus X.
Helsingforsiae. MDCCCLXXV. 8.
Der Mythus von Sampo. Von 0. Dorner.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
1) Monatsschrift für rheinisch - w estfälis che Ge-
schichtsforschung und A 1 terthumskunde ; heraus-
gegeben von Richard Pick. Trier, Lintz'sche Buch-
handlung. I. Jahrgang, H. 7—12, II. Jahrgang, H. 1 — 12. 8.
Hatte Referent in der ersten Besprechung vorliegender Zeit-
schrift (Anzeiger f. K. d. d. V. 1876, Nr. 1, Sp. 28), die rühmlichst
ihr Probejahr im Kampf um die Existenz bestanden, hervorzu-
heben, die Redaktion möge der Harmonie wegen der römischen
Periode mehr Raum gönnen, so finden wir zu unserer Freude
diesem Wunsch im zweiten Jahrgange hinreichend Rechnung ge-
tragen. Wir treffen aufser kleineren Mittheilungen mehrere Auf-
sätze von der Hand des kundigen Rheinforschers J. Schneider,
worunter „Der Tuff als römisches Baumaterial am Niederrhein",
dessen römischen Ursprung er bedeutend limitiert. Werthvolle
Beiträge über die Wege des Handels im Rheinthal bringt H. Genthe
in „Ueber den Antheil der Rheinlande an vorrömischem Bernstein-
handel." Auch Essellen, Bone, Ladner, Cohausen und den Heraus-
geber selbst sehen wir mit einzelnen Beiträgen auf diesem Gebiete
thätig. Von Cohausen heben wir den technisch werthvollen Auf-
satz : „über die Erhaltung von altem Mauerwerk" hervor. Aus
63
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
64
der Karolingerzeit führen wir „die Karolinger Grabkapelle zu
Lorsch" von Schäfer, und die Arbeiten von F. Falk und Franz
Görres an. Von gröfseren Aufsätzen aus dem Gebiete des Mittel-
alters sei hier erwähnt : ,,die Hochzeit Friedrich's V. von der
Pfalz" von Heigel, „Boemund U. von Saarbrücken" von Domini-
cus, „die Burgen Reichenstein und Rheinstein" von Hennes. Bei-
träge zur neueren Geschichte der Rheinlande geben Venedey,
Lindner, Bochenheimer und Düntzer. Auf dem Felde kultur-
historischer Mittheilungen über das Fehdewesen, Volkslieder, Haus-
inschriften, Feste und Gebräuche bieten verdienstliche Leistungen :
A. Reifferscheid, Weinkauff, Wormstall, Aldenkirchen und Nie-
hues. Urkundliche Beiträge lieferten Wilmans, Falk u. A. Die
Idee des Briefkastens mit Antworten hat bis jetzt treffliche Er-
folge aufzuweisen. Das Programm für die nächsten Hefte ver-
spricht neue Leistungen, der alten würdig, anzureihen. — Die
Redaction der Zeitschrift, die ihr Gebiet von Mainz und dem
Rheingau bis hinab nach Moers und dem Niederrhein ausdehnt,
besitzt in Richard Pick einen unermüdlichen, sorgfältigen und
geschickten Leiter. Im Interesse der historischen Forschung
wünschen wir dem neuen und schon eingebürgerten Unte'rnehmen
bei allen historischen Vereinen und Historikern Anerkennung und
ähnlichen periodischen Zeitschriften gleich tüchtige Mitarbeiter. —
Die Zeichnungen möchten nach Möglichkeit, besonders bei archi-
tektonischen Objekten, vermehrt werden, — für diesmal unser
einziges Desideratum.
D. C. M.
Vermischte Nachrichten.
27) Die Nürnberger Presse theilt mit, dafs ein Bauer in Pü-
chenberg, durch einen Traum veranlafst, anf dem „Spielanger"
nach Schätzen gegraben und dabei ein menschliches Skelett ge-
funden habe, das auf jedem Arme je 10 Ringe von Bronze, auf
dem Kopfe vier solche getragen ; die Armringe seien innen glatt,
aufsen verziert, die Kopfringe haben die Gestalt einer Otter. Die
Fundgegenstände wurden an die kgl. Regierung in Baireuth ein-
gesandt. Es ist klar, dafs man es hier mit einem prähistorischen
Grabe zu thun hat, deren es auf dem Spielanger viele gibt.
28) An dem südöstlich von der Stadt Mengen sich erheben-
den rechten Donauthalabhang, der sich in künstlichen Terrassen
emporstuft, stiefs man auf halber Höhe beim Hopfenpflanzen auf
Schutt und Gemäuer, das, als Rest eines römischen Gebäudes er-
kannt, näher untersucht wurde, wobei die Grundreste einiger
Zimmer eines nicht besonders grofsen, aber vornehmen römischen
Hauses mit den zum Theil noch erhaltenen Heizungsvorrichtungen
(Hypokausten) zum Vorscheine kamen.
Sämmtliche Böden waren ehemals mit Mosaik belegt, in den
Seitenzimmern solche von derber Ausführung, in dem Hauptraurae
aber von grol'ser Feinheit. Von letzterem ist zum Glücke ein
grofses Stück erhalten. Es sind von reichem Bandgeschlinge
umfafste Medaillons, sowie ein kleines Medaillon mit einem voll-
ständig erhaltenem Medusenhaupte von besonderer Schönheit. Die
Hebung der Mosaikreste gelang vollkommen und dieselben wurden
der Stuttgarter Sammlung vaterländischer Alterthümer einverleibt,
ebenso die Reste einiger Wandmalereien, verschiedenfarbige Strei-
fen mit zierlicher Blätterornamentik.
Andere I\inde ergaben sich schon früher nordwestlich von
Mengen, bei Ennetaoh, wo ohne Zweifel die römische Hauptnieder-
lassung sich befunden hatte , so ein dem Apollo geweihter Altar,
jetzt in Ulm, und der unter Verm. Nachr. Nr. 111, 1876 er-
wähnte Mercur. Diese Funde weisen auf eine römische Colonie
von ziemlicher Bedeutung hin, deren Bewohner den heimischen
Luxus nicht ganz missen wollten, wie eine solche bei der wichtigen
Lage des Platzes, am Ende der grofsen Weitung des Donauthales
und am Beginn der Gabelung desselben mit jenem der einfliefsen-
den Ablach, laicht erklärlich ist.
(Correspbl. d. Gesaramt-Ver. d. d. Gesch. -
u. Alterthums-Vereine 1877, Nr. 1.)
29) Aus der Pfalz. In Eisenberg, einem industriellen Orte
am südlichen Ful'se des Donnersberges, entdeckte man jüngst einen
Friedhof aus der Römerzeit. Funde von schönen zierlichen Ge-
fäfsen aus saraischer Erde, die in dieser Gegend gegraben wird,
sowie Gläser und Münzen lassen die Zeit dieser Ansiedlung in das
2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. versetzen. Die meisten rothen Ge-
fäfse am Rhein aus der Römerzeit mögen aus dieser Gegend
stammen. (Korresp. v. u. f. D., Nr. 74.)
30) Köln. Wiederholt wurde darauf hingewiesen, wie sehr
die günstige Witterung des diesmaligen Winters dem Fortbau
der beiden Hauptthürme des Domes zu Statten gekommen
ist. Die Helmgalerie am südlichen Thurme konnte dadurch fertig-
gestellt werden, und am 3. Februar hat man mit der Anlage des
Helmes selbst begonnen. Es wird deshalb dieser Tag des Jahres
1877 bleibend in der Baugeschichte des herrlichen Gotteshauses
verzeichnet werden. Bevor nun die Arbeiten an dem begonnenen
Helme fortgeführt werden können, mufs zunächst noch das Stern-
gewölbe des Achteckes eingewölbt werden. Eine zweite Aufgabe,
die noch zu erledigen bleibt, ist die .Aufbringung der nöthigen
Gerüste. Damit nach Vollendung dieser Arbeiten der Helmbau
rüstig voranschreiten könne, wurde schon jetzt mit der Herstellung
der nöthigen Mefswei'ke in den Werkhütten begonnen. Als Re-
sultat der Bauthätigkeit während dieses Winters bleibt noch an-
zuführen die mit theilweiser Beseitigung des alten Glockenstuhles
verbundene Aufführung des grofsen Centralpfeilers im zweiten Ge-
schosse des südlichen Thurmes. Auf diesem Pfeiler wird im Laufe
dieses Jahres der neue Glockenstuhl errichtet werden.
(D. Reichsanz., Nr. 30.)
31) Die Rubenowstiftung zu Greifswald hat eine Preisbewerbung
für Schriften über folgende Fragen eröffnet : 1) Die Schuldenre-
duktion in den deutschen Territorien nach dem 30jährigeu Kriege.
2) Die Geschichte der Landstände in einem gegenwärtig der preufs.
Monarchie angehörigeu Territorium. 3) Kurfürst Albrecht Achilles
von Brandenburg, 1470 — 86. Quellenmäfsig kritische Darstellung
seines Lebens und Wirkens mit besonderer Rücksicht auf seine
reichsfürstliche Thätigkeit. Einsendungstermin 1. März 1881. Die
Zuerkennung der Preise erfolgt am 17. Oct. 1881.
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg-. Da3 Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3fl. 36kT. im 24 fl.-Ful'a
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Für Frankreich abonniert man in
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AWZEICiER
FÜR KIDE DER
Neue Folge.
England bei WüliamB & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent- Garden in London;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
eionär der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seuma, F. A. Brockhaus in Leipzig, bo-
f ordert.
Yierundzwanzigster Jahrgang.
ORGM DES GERMNISCHEN MUSEUMS.
1877.
JVf 3.
März.
Wissenschaftliche Mtthellungen.
Buntglasierte Thonwaaren des 15.— 18. Jahrhunderts
im germanischen Museum.
XIX.
Das chinesische Porzellan war in EuroiDa lange bekannt.
Erweiterten Gebrauch und deshalb allgemeinere Einführung
scheint es erst am Schlüsse des 17. und im 18. Jahrh. gefun-
denzu haben. Mit umfassenderem Gebrauch entstand auch
sofort die Nachahmung desselben. In diesen Nachahmungen
lassen sich zweierlei Richtungen erkennen. Die eine gieng nur
auf die äufsere Erscheinung aus: sie wollte Arbeiten liefern,
die, jenen chinesischen ähnlich, sie ersetzen konnten; die
zweite Richtung lief auf Nachahmung der Masse selbst, auf
Entdeckung des Geheimnisses der Porzellanfabrikation hinaus,
die, sobald sie technisch ihre Aufgabe gelöst hatte, sofort ihre
eigenen Bahnen einschlug, ihren eigenen Stil ausbildete und
nicht wenig dazu beitrug, das eigentliche Rococo zur Herr-
schaft zu bringen. Von dieser haben wir hier abzusehen.
Die Bemühungen, Fa3-encen herzustellen, die jenem chinesischen
Porzellangeschirr ähnlich sind, scheinen zunächst in Holland,
dessen Schiffe auch das Porzellan einführten, dann in Frank-
reich thätig gewesen zu sein. Genaue Jahreszahlen für jede
einzelne Stadt fehlen bis jetzt noch ; es ist eine Aufgab^ der
Archivare, gerade der Handwerksgeschichte des 17. und 18.
Jahrh. nunmehr auch ihr Augenmerk zuzuwenden. Dann müs-
sen auch über diese Frage alle Zweifel schwinden. Die Fa-
brikation von porzellanähnlichen Fayencen konnte theilweise
an die Arbeiten der früheren Periode anknüpfen. Nürnberg
hatte seit Hirschvogel seine geraalten Fayencen gehabt. Wir
haben in der XV. Abtheilung auf einige der älteren unter den-
selben hingewiesen. Im 17. Jahrh. fanden sich schwarz ge-
malte, ähnlich, wie derartige Malereien auf Gläsern ausge-
führt wurden. Sie wurden in der Regel alle dem Schaper
zugeschrieben, der eine Anzahl der trefflichsten sowohl Gläser
als Fayencen gemalt und mit seinem Blonogramm bezeichnet
hat. Es haben aber auch andere Maler sich dieser Arbeit ge-
widmet, und von Schaper's bis zu den ordinärsten, sehr un-
künstlerischen Arbeiten ungenannter Meister ist ein weiter
Weg, der aber durch Arbeiten allerlei Art von Meistern mit
verschiedenen Monogrammen ausgefüllt ist.
Im Beginne des 18. Jahrh. nun that sich in Nürnberg
eine Fabrik auf, welche, unter dem Einflüsse der Holländer
stehend, jenes auf weifsem Grunde blau geraalte Thongeschirr
in grofsen Mengen herstellte, das auch im nördlichen Frank-
reich (Rouen etc.), vor Allem aber in Holland, in Delft, und
anderwärts gefertigt wurde. Jede dieser Fabriken hat ihre
eigene Art der Dekoration, unterscheidet sich von den andern
einigermafsen durch die blaue Farbe , wie durch den weifsen
Grund und endlich durch den Thon selbst. Wir müfsten
fürchten, die Leser dieses Blattes zu ermüden, wenn wir das
Einzelne verfolgen würden. Wir beschränken uns also auf
Notizen über die hiesigen Fabrikate. Dafs man die Arbeiten
als Porzellan angesehen wissen wollte, geht daraus hervor,
dafs man sie mit diesem Namen selbst bezeichnete, obwohl
sie nur Fayencen sind.
67
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
68
So besitzt das deutsche Gewerbemuscum in "Berlin zwei
grofse Platten, die, als Gegenstücke gemalt, zwei grofse Brust-
bilder zeigen, welche sich möglichst an die Porträtnialereien
der Zeit anlehnen, mit blauer Farbe und dem Pinsel etwa in
der Art ausgeführt sind, wie die Rothstiftzeiehnnngen jener
Zeit, wobei nur der mit dem Pinsel sihrafficrtc Grund hinter
den Köpfen sehr unruhig und ungleich ausgefallen ist. Der eine
K opf zeigt das Por-
trät eines ältlichen
Mannes mit grofser
Lockenperrücke
und trägt auf der
Rückseite die In-
schrift: Herr Chri-
stoph Marx Anfän-
ger I dieser alhiesi-
gen Porce- | laine
Faberique Anno
1712 Aetatis suae
60. I Georg Michael
Tauber pinxit ae-
tatis suae 20 | d.
22. November afio
1720.
Die zweite Platte
zeigt einen jungen
Mann mit natürli-
chem Haare. Auf
der Rückseite die
Inschrift :
Herr \ Johann
Conradt Romedi [
Anfenger dieser al-
hiesigen Porcelaine
Faberique, A. 1717 I
In Gott verschieden
A. 1720. Aetatis
suae 16'/i | Nürn-
berg I Georg Mi-
chael Tauber gemahlt | Anno 1720 | g d. 22. November.
Wir haben also zwei Anfänger, von denen der ältere,
Mar.x, 1712 die Fabrik begann, während der erst 13 Jahr
alte Romedi 1717 dazu trat, aber schon 1720 starb, in wel-
chem Jahre der 20 Jahr alte Georg Michael Tauber Maler
in jener Fabrik war. Herr August Demmin in Wiesbaden be-
sitzt eine Platte mit dem Wappen des Marx und der Inschrift
Herr Christoph Marx, Anfänger der allhiesigen Porcelaine
Fabrique, natus 1660, den 25. Decemb., denatus anno 1731
den 18. März.
Demmin in seinem Guide de l'amateur, weicher, auf Loch-
ners Angaben sich stützend, der Geschichte dieser Fabrik, die
in nächster Nachbarschaft unserer Karthause bis 1850 bestand,
grofse Aufmerksamkeit schenkte, nennt eine Anzahl Besitzer
bis zum letzten, sowie Maler, deren tüchtigster wol Andr. Kor-
denbuseh war, so Ströbel (1730) G. F. Grebner (1720) (auch
Greber ; 1720, 1726, 1730), Glüer (1723), Johann SeebaltFrantz
(1724), Possinger (1727), G. Kordenbusch (1741). Ferner fin-
den sich Marken I. G. K., K., B. K. angeführt, die wol alle
auf die Familie Kordenbusch deuten.
Wir können hier
noch hinzufügen,
dafs auf Arbeiten
im deutschen Ge-
werbcmuseum zu
Berlin als Maler
vorkommen : Adam
Schuster A. «'/^
1719, N. P. 1726,
sowie die Initialen
S. und B. u. a.
Wir fugen hier
noch einen Teller
in Abbildung bei,
der sich im ger-
manischen Museum
befindet and ei-
nen anderen Maler
zeigt, einen jünge-
ren Mann, der sich
selbst als Bemaler
eines Tellers im
Porträt dargestellt
hat.
Die Fabrik dau-
erte, wie oben er-
wähnt, bis in die
Mittendes 19. Jahrb.
Die Fabrikate je-
doch, welche künst-
lerischen Wertli
beanspruchen kön-
nen, dürften nicht viel über die Mitte des vorigen Jahrhun-
derts herüber gehen ; soweit solche wenigstens datiert sind,
zeigen sie nur ältere Jahreszahlen.
Nürnberg. A. Essenwein.
Mittelalterliche Liedercompositioiieu.
Dem Studium der musikalischen Archäologie bietet die
Manuscriptensammlung des Chorherrnstiftes Voran in Steier-
mark eine reiche und noch wenig ausgebeutete Fundgrube
dar. Vom Ende des 11. Jahrb. an ist es da dem Forscher
vergönnt, der Entwickelung der Notenschrift und vor Allem
69
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
ro
dem Wesen jener räthselhaften Tonzeichen, die wir unter der
Benennung Neumen begreifen, nachzuspüren, und zwar stehen
ihm zu diesem Behufe nicht blos dürftige Fragmente, mühsam
gerettete Ueberbleibsel zu Gebote, nein: compendiüse, voll-
ständig ausgestattete und erhaltene Antiphonare, altersehrwür-
dige Gradualien und Sequentiare u. s. w. gewähren ihm. eine
unerschöpfliche Fülle von Material. ') — Doch nicht allein der
Pflege streng liturgischer Musik war die Sorgfalt der sauges-
kundigen Kegelherren des Mittelalters zugewendet, auch der
leichter beflügelte Rhythmus des Liedes — des geistlichen, wie
des weltlichen — scheint in ihrer Mitte eine freundliche
Kultusstätte gefunden zu haben. Davon gibt uns neben An-
derem vorzugsweise der Pergamentcodex Nr. 172, kl. 8. (302
Ell.) ein erfreuliches Zeugnifs. Derselbe, sonst mit Predigten
und geistlichen Tractaten — Schriftstücken des 13. und 14.
Jahrb. — angefüllt, birgt aufser 18, durchaus mit ueumatiscben
Tonzeichen versebenen Kirchenliedern, meist Frauen -Leichen,
noch eine Anzahl sanggerecht gemachter Profandiebtungen,
unter denen die Compositionen deutscher Minnelieder auf
Fol. 243 b und 244 a unsere Aufmerksamkeit in erster Linie
in Anspruch nehmen. Sie rühren von einer äufserst zierlichen
Hand des 14. Jahrb. her. Der Beginn der beiden Stollen, wie
des Abgesanges jeder Strophe ist mit grofsen Anfangsbuch-
staben, der Schlufs der ersteren mit einem Punkte, das Stro-
phenende mit dem Zeichen •.• markiert,*) die filigrane Noten-
schrift, Neumen, noch ohne das Guidonische Liniensystem, ganz
nach ^Yeise der alten Handschriften, den Worten unmittelbar
aufgesetzt.
Auf Fol. 243 b begegnet uns zuerst ein „Fraunlob" betitel-
tes Fragment jenes Gedichtes, welches Hagen s) Tb. HI, S. 395,
unter der Aufschrift „Hinricns" aus den Möser'schen Bruch-
stücken und der Weimarer Handschrift mittheilt. Von den
dort abgedruckten fünf Strophen hat unser Ms. nur die ersten
drei. Die Varianten, die sich darin dem Hagen'schen Texte
gegenüber ergeben, sind weniger stilistischer als dialektischer
Natur, da der Schreiber bei Wiedergabe der vorliegenden
deutschen Lieder offenbar die Formen seiner örtlichen Mund-
art walten liefs. Eine Zusammenstellung der ersten Strophe
aus Hageu's Sammlung und nach unserer Handschrift dürfte
zur Probe genügen.
L
(Mos. Bruchst. I»; Weimar. Hds. El. 8\^}
Got grueze mines herzen wirt
und miner hohen saelden minneklichen gast,
') Vgl. den vom Verfasser dieses im ,.Kirchenschmuck", Blät-
ter d. Christi. Kunstvereins der Diöc. Seokau, 1876, VIL Jahrg.,
Nr. 1 u. ff. veröffentlichten Aufsatz : „Die älteren Chorbüoher des
Stiftes Vorau".
') Mit Ausnahme des an zweiter Stelle zu besprechenden Ge-
dichtes, in dem sich nur das Sohlufszeichen findet.
') Minnesinger, deutsche Liederdichter des 12., 13. und 14.
Jahrh. von Friedr. Heinrich von der Hagen : 4. Tb. Leipzig, 1838. 4.
der alle stunde mit niuwen suezen aventiuren mir ze
wernden vröuden kümet.
Daz ist ein wip, diu hat gevrümet
den sinnen min so uberkreftiklichen last
mit minniklicher lust grünt suochender lieben liebe;
da von ofte mich verbirt
Min selbes kraft;
sus sigehaft
ist si gegen mir: wol mich der reinen sanften suezen
meisterschaft !
L
(Vorauer Hds.)
Got grueze meines herzen wierd
vnd meiner hohen seiden minechleichen gast,
der ze aller stunde mit neuer suezen auenteuer niier zu
wernden freuden chumt.
Daz ist ein weib, die bot gefrumt
den sinnen mein so vberchreftichleichen last,
so innercbleichen lust grünt suecbvnder lieb ee (!) liebe,
do von ofte mich verpiert
Mein selber cbraft,
so sigehaft
iz siygen miei-, wol mich der rainen suezen wernden
maisterscbaft • . •
Sämmtliche drei Strophen sind vollständig durchcomponiert.
Unter der wiederholten Ueberschrift „Fraunlob" bringt
uns Fol. 244 a ein zweites, fünfstrophiges Gedicht des unsterb-
lichen Sängers der Frauen. Die erste Strophe, die in unserer
Handschrift mit den Versen: ,.Ir hohen werden rainen -weib
ich hon dez recht, daz ich eu sag" anhebt, ferner die 2. und 4.
dieser im kurzen Tone Meister Heinrich's verfafsten Dichtung
veröffentlicht Hagen im HL Tb., S. 379 als selbständiges ge-
drittes Lied; die zwei ergänzenden Strophen, Nr. 3 und 5
unseres Ms., welche das Lied in eine gefünfte Bar verwandeln,
kennt dieser Sammler nicht. Sie lauten:
HI.
Wol mich daz ich sei hon gesechen,
von der ich boüben troest emjihie,
der ganzen worhait muez ich iehen
ein schoener weip gesach ich nie,
ach herre got gefueg sei mier,
daz si mier wert ze rechter ee
auf tier weld vnd niemant raer,
nach meinem end so bab sei dier •."
V.
Siech vnde merch ein selich weibp
wer dier ze frauden wol pehag
vnd der mit züchten seinen leip
hot vnpeweruet alle tag,
sun sich der minnet mannes muet,
ob dein ein reicher arger gert.
71
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
72
der ist nicht eiues loenes wert,
hab dier dein er, lozz im sein guet ■.•
Diesmal ist nur Strophe Nr. 1 mit mit den betreffenden
Tonzeichen versehen und somit als Träger der auch für die
übrigen mafsgebenden Arie zu betrachten.
Ohne Aufschrift, doch durch eine hervorhebende Initiale
markiert, folgt nun ein herziges Liedchen mit starkem Anklänge
an die schelmische Ursprünglichkeit des Volkstones. Das ein-
strophige Gedicht entbehrt des Abgesanges; denn seine Wir-
kung beruht eben nur auf der naiven Antithese in den beiden
Stollen, — eine Wirkung, deren Drastik der musikalische In-
terpret noch dadurch zu steigern gesucht, dafs er die inhalt-
lichen Gegensätze in dieselbe musikalische Form gekleidet,
nämlich die Wiederkehr der Stollenarie im Gegenstollen an-
gedeutet hat. Die Verse lauten:
Jlier ist misse lungen,
ich hon mein liebez lieb verlareu
mit seinem roetem (!) munde,
vnd wold ierz one zoeren Ion,
ich wol iz furpaz suechen gan.
Mier ist wol gelungen,
ich hon mein liebez lieb funden
mit seinem roeten munde,
vnd wold ierz one zoeren loen (!),
ich wol iz mit mier fueren dan • . •
Die letzte deutsche Dichtung auf fol. 244 a kennzeichnet
die Uebcrschrift : „Ecgenpogen-' als ein Poem des bekannten
sangeskundigen Schmiedes Barthel Regenbogen. Es ist ein
im Brieftone des Meisters (vgl. die bei Hagen III., S. 344
u. f. und S. 468 i mitgctheilten diesbezüglichen Dichtungen)
angefertigtes, leider nur mehr fragmentarisch vorliegendes
Minnegedicht, das sich in Hagen's Sammlung sowenig wie sein
Vorgänger, das oben besprochene Liebesliedchen, findet. Die
erste Strophe ist vollständig ; an der zweiten fehlen die letzten
Worte des Gegenstollens und sämmtliche Verse des Abge-
sanges. Mit neumatischen Tonzeichen sind nur Theile der
Strophe Nr. 1, und zwar deren Aufgesang und die beiden
ersten Verszeilen der Epode, überschrieben. Für den Werth
der sinnigen Dichtung wird die Wiedergabe besser als eine
eingehende Würdigung sprechen :
I.
Wer edel hoech geteurt stain sechen wil,
der froge mich, dem zaig ich deu im chuerzem zil,
drei edel staine, die ich lieb in herzen hil,
daz ist der rubein feurfar vnd zwen safenir teur.
Von Orient se wrden pesser nie gesechen,
ein chaiser mecht se vergelten nicht, dez muez ich iehen,
deu trait ein weib, iz ist ier liechter äugen prechen
vnd ir rubein feurfar ier sueser munt geheur.
Groez frauden gebcnt die hoech geteurten staine,
got selber bot se in also hochez golt gelait,
ich main daz selbe zartte weib, daz seu do trait.
wer seu ansiecht, der wiert froe stolz vnd auch gemalt,
gehoet sei ir lob, ir nam der zarten, deu ich do maine*.*
IL
Ach min vnd ach wi lange froradet mich dein munt,
den ich so roeten lachen sach zu einer stunt,
an einem morgen, do von mier ward freud enzunt,
ich sprach sich, sich iz wil mier tagen, ich siech der morgen
roete.
Ich wond der meinen seiden tag, der wol auf gan
do ich in sach den munt so zertleich vor mier stan
recht als er sprechen wold zu mier du frau dich man,
mein suezichait. .......
Nächst den ebenbesprochenen Liedern in deutscher Sprache
müssen wir endlich noch dreier lateinischer, ebenfalls zum
Gesänge eingerichteter Profandichtungen gedenken, die uns
derselbe Cod. auf fol. 264 a und b und fol. 301 b überliefert.
Sie sind, von verschiedenen Händen des 14. Jahrh. angefertigt,
mit den schon oben erwähnten alterthüralichen Notenzeichen
überschrieben und vollständig durchcomponiert; grofse Anfangs-
buchstaben kennzeichnen den Beginn der einzelnen Absätze.
Die erstere aus ihnen, in der metrischen Gliederung der rhyth-
mischen Freiheit der Leiche und Heien folgend, ironisiert, in
einer sarkastischen Schlufspointe gipfelnd, die Uebermacht der
materiellen Besitzthümer über die Güter des Geistes; die bei-
den anderen, von denen die letztere eine häufig beliebte Reim-
spielerei zum Besten gibt, sind offenbar Gratulationscantaten,
bestimmt, einem gefeierten Klostervorstande gelegentlich einer
musikalischen Festproduction die Huldigungen des Conventes
darzubringen.
I. (ful. 264 a.)
Esto quod expertus si manes alchimista,
sis in triuio in meroris (!).
et indagaria certus vomere abilior
in quadruuio, et doctor legista.
si bene recoles Si fueris causidicus
theologiam (!). perorans in canonico iure
Si naturalis iustus et uendicus,
fueris ut phisicus pontes in ordine nature
et manualis in omnibus scienciis,
curator ut medicus, si sis magister summus
si bene redoles sentencus, (sententiosus?)
nigromanciam. illud juro certissimus
In metallorum hoc totum nauci proderit,
genere subtilior si tibi de est numraus.
IL (fol. 264 a und b.)
0 clericorum optime sis credens ut Nathanael,
tu es decus ecciesie, sis judicans ut Daniel.
has meas laudes suscipe, gjg sapiens ut Salomon,
vt longo viuas tempore. pulcherrimus ut Absolou,
Sis deo dignus ut Abel fortissimus vt Sampson,
sis fidelis ut Samuel, castissimus vt Gedeon.
73
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
74
Vt Dauid rex altissimus
et Alexander maximus,
mouarcha sis ut Julius,
sis deo placens melius.
Sis generosus vt Adam,
sis obediens ut Abraham,
vaticinans vt Balaam,
longeuus ut Metusalam.
Viuendo uiuas vt Enocli,
sis pacificus vt Sadoch,
III. (fol.
Legis atque laudis fax
sermo tuus eficax
cuncta mutat inefax,
que deformat contumax,
tibi sit laus et pax.
Tu virtutum opifex,
te duce non errat grex,
tu cleri flos, tu plebis lex,
viuere bis lutrix sex
faciat te summus rex.
Digna proles et felix,
laude micans velud nix,
quam non coinquiiiat pix
Vor au.
sis pacieiis vt fuit Job,
sis benedictus ut Jacob.
Te crux divina muniat,
te sacrum pneuma repleat
te virtus alma protegat
et ad superna dirigat.
Et vt omnes aichangeli
in conspectu altissimi
Stent orantes, vt valeas
et cum salute permaneas.
301 b.)
aula daustra te matrix
non recuperat vel vix.
Lapsis dulcis tua vox,
miserendi cor velox,
bumilis siue ferox
quidquid petit audis mox
siue dies sit vel nox.
Sis benignis plus dux,
sis malignis leo trux,
te consignat alma crux,
dum lucet extrema lux.
Eia et eia
iubilando resonet ecclesia.
Otakar Kernstock.
Briefe des Dr. Sixt Tucher, Propsts bei St. Lorenz
in Nürnberg, an seinen Nachfolger Anton Kress,
1502-1504.
(Schlafs.)
4.
Spectabili et clarissimo J. U. doctori domino Anto-
nio eres cognato et domino observando.
Salutem p. dicit accepi tuas literas clarissime d. doctor
quibus mihi significasti nffgocium tuum nonnihil impedimenti
accepisse ex regressus inpetrandi "■) diflficultate rogans ut ego
et senatus cuius in ea re propositi simus si forte obtineri ne-
qniret tibi et absque mora aperiamus que novitas quam mihi
grata sit vel molesta tuipse convicias quippe qui jam accinctus
ut tibi ad tempus purificacionis cedam et traducta pene su-
pellectili mea diucius hercre cogor non absque mea jactura
cum huius temporis accessiones cottidiane inpense domestice
minime corespondeant. Sed quid tibi inputem non babeo cui
non minus imo amplius hec mora molesta est, nee opus est
'^) Dr. Topler hatte am 15. October wiederholt an A. Kreis
geschrieben : . . . Regressus tibi obtinendus ae expedienJus est
pro Sixto Tucher, oportuit alias pontifici ducatos 100 pro compo-
sicione solvere credo jam mores urbis mcliores effectos tu eum
gratis consequeris ....
ullara de mea voluntate fieri indaginem nulla enim nie regres-
sus obtinendi tenuit vel tenet cupido nam cur eum expectarem
casum quem dum presentem habui recusavi itaque res in solo
senatu pependit ad quem relata et obtenta fuit scilicet ut si
negocium regressus nunc conüci nequeat nihillominus resignacio
perficiatur et postea negocium regressus ex intervallo agitetur
ut ex paternis literis et d. prepositi S. Sebaldi ") intelliges
et lacius. Interea bene vale et adventum tuum re jicrfecta
matura, expectatus enim advenies et meam operam ad arbitri-
um tuum paratam invenies rogo tamen ut tuas illico ad me
des literas quibus de tempore tut adventus quantum coniun-
ctnris assequi vales me cerciorem facias ut sciam et bibliothe-
cam et reliquum suppellectilis mee in aliam meam habitacio-
nem traducere ut minus tu et ego dum veneris ocupemur Ite-
rum vale et dominum Casparem meo nomine salvum jubeas
") Die Briefe des Vaters Anton Kreis sind nicht erhalten,
wohl aber zwei Briefe des Propsts Dr. Topler von S. Sebald, beide
wol irrthümlich datiert die ultimo Decembris 1504 (das neue
Jahr von Weihnachten an gerechnet). Da der zweite mit den
Worten beginnt Scripsi hesterno vesperi, wird er wol am 1. Ja-
nuar 1504 geschrieben sein. Accepi literas tuas, schreibt Topler
im ersten Brief, unioas ex urbe quarto idus decembris datas et
ex eis quod suplicacio tua pape porrecta super resignacione eccle-
sie Sti. Läurentii fuerit signata cassato tamen regressu quem pon-
tifex iste nemini concessurus est uti ex Reverendissimo d. Cardi-
nale Alexandrino accepisti utque quid tibi agendum sit respondeam
et quia hoc vespere literas tuas accepi certi nil tibi respondere
possum agam tamen crastina luce cum senatoribus ut ocius re-
sponsum accipias tu tamen interea non cessa sollicitare nee pecunie
parcens ut omnino regressum obtineas De dno Sti. Lau-
rentii nulla est cura ille enim regressum non querit, sed solus
senatus et credo quod pontifex si bene informaretur non deberet
facere difficultatem .... Am andern Tag schrieb Topler : . . .
Accepi rursum et a domino Sti. Laurencii eos contentari quod
si utique regressum obtinere nequiveris : quem summa diligencia
obtineri laborare debes, (quod) nichilominus te quanto cicius cum
provisionibus utcunque caucius poteris expedias et ad patriam
conferas: Cura igitur ut omnino regressum expedias si pce (prece?)
vel alio ingenio obtineri potest, eciam si cui vel mediatori vel
sollicitatori pro regressu expedito ducatos ducentum elargiri de-
beas, et si pure regressus obtineri nequit cura si tibi
nocivum non est et si obtineri ibidem (?) ut committatur reccepcio
resignacionis et provisionis vel michi vel alteri prelato tibi con-
venienti ad pts {partes?) que expediri poterunt tanquam esses absens
hoc michi videretur et tuis eciam ac senatui caucius ut minus in-
sidie vite tue parentur, nee eciam si quod absit vel naturalis mors
vel violenta te interciperet domini mei Rorae presentacionis in
periculum laberentur et ecclesia illa in manus alicuis contra Vo-
tum dominorum meorum veniret si enim in urbe fieret resignacio
et tibi provideretur et tibi quid humanius contra votum nostrum
accideret, ecclesia illa forte vacans in alienas manus veniret, cura
igitur ipse ei morbo mederi quod si autem utique nee regressum
nee quo scripsi modo te expedire poteris, age cum consilio dni
Casparis Wirdt et te caucius ut poteris expedito ad patria limina
cito confer
75
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
76
misi peiisiüiipin domiuo cardiiiali Alexandrino et scripsi domiuo
Caspari ut si tunc Rorae fores eain tibi pro concilianda ali-
(|ua bcnevolencia presentandara coinmittcret quod et factum
aibitror datum nurmberge pridie kalcndas Januarias anno 1504.
Sixtus tucher, J. U. doctor.
(Auf einem eingelegten Zettel) Ilogo velis mcdiante opera
d. Casparis pro me staciones urbis in quadragesima cum indul-
genciis suis inpetrare ut bic possim vel eclesias vel altaria
eligere et me earum participcm facere vidi eas ita sepe iupe-
tratas quidquid in eam rem inpenderis dum veneris tibi red-
dam nee credo eam inpensam jiar ducatorura ascendere vel
saltem transcendere iterum vale.
5.
Clarissimo J. U. doctori domiuo Anthonio Kres pre-
posilo S. Laurencii nurmberge domiuo et cognato
ob scr vando.
Salutem p. d. Accepi tuas literas de data sabathi ante
Invocavit et causas tue tardioris expedicionis et tempus quod
tuo prefixisti aduentui item et meutern tuam quod malles post
festa pascalia quam antea possessionem eclesie hujus tibi tradi
propter ceremonias que in ebdomada sancta varie et ignote
tibi sint que omnia illico genitori tuo aperui. Et quamvis
aduentus tuus multo amplius quam existimavi dilatatus sit ta-
rnen quandoquidem nihil est quod tibi inputare valeäm cquo
tuli et feram animo, quod eciam nonnihil ofticia septimane
sancte pertimescas non temere facis sunt enim difficilia et Om-
nibus toto anno graviora propter varias benedictiones et inso-
litas ac truncatas missas et alia pleraque illius temporis pro-
pria tarnen quod ego te hie presente in possessione maneam et
hujusraodi munera plebano incurabencia subeam non conveniens
arbitror nee tibi detractiones et censores deforent, mihi pre-
terea inputari posset quod de spectantibus ad alium me impe-
direm. Itaque si adventus tuus in tempus a te prefixum vel
alium diem ante pasca casurus esset putarem tibi sacius quod
in itinere Auguste vel in Ingolstat per reliquos illos dies te
contineres et in septimana pascali adventares "*) que sententia
cum patri tuo placuisset rogavit ut eam tibi detegerera datu-
rus operam ut he litere Auguste tibi presentareutur cui et
annui. Itaque voto tuo satisöet meque tibi obsecuturum et
vices tuas hoc sacro tempore gesturum intelligis. Ut preterea
quo ordine dum veneris res tua agenda sit meam sententiam
paucis accipe habes arbitrium hanc urbem ingressus vel in cu-
riara eclesie vel in domum patris diverteudi tamen ne prius
curio quam eclesie possessionem videreris nactus forte conve-
niencius foret paternam petere domum et si hora adventus
id ferret tibi espediret ut omnino ad me mecum cenaturus
venires non propter cibum quem tenuem et solitum invenies
") Diesen Rath konnte Anton Kreis nicht befolgen, da er
den nach Augsburg geschickten Brief nicht mehr rechtzeitig er-
hielt, wie aus dem nächsten Briefe hervorgeht. Er kam am Sams-
tag vor Ostern nach Nürnberg.
sed ut inter cenandum sew prandendum a me servari et fieri
conschweta videas quod si libuerit in domum paternam ea
nocte reverti valebis, sequcnti autem mane vocato notario et
testibus sacerdos aliquis '") cum processibus tuis requisitus in
eclesia tibi possessionem tradet et inde in curia quibus per-
aclis et comoda et onera in te translata censebuntur et si
voles eodem die me tibi hospitem spondeo ea sola causa ut
quo modo qui domui preest se habere debeat videas si autem
comodius putaveris curiam illico ingredi ut ego primum feci
nil est quod obsistat nee mea quitquam interest et idem ser-
vabitur postca ordo, hoc solum dixisse volui quod scias pos-
sessionis adepcionem non nisi in sequentem diem differendam
secus enim facere nee mihi nee tibi congrueret, credo ctiam
familiärem te litteratum ut ego habiturum et quia choralis
quidam mecum jam biennio fuit qui conschweta et solita do-
mus et eclesie nota habet de quo dixi patri cuius mores et
vitam ad aliquod tempus cxperiri poteris et inde vel retinere
vel repudiare habet aliquantulum notas horas canouicas quas,
tecum si volles dicere posset, reliqua que multa sunt reseruo
aduentui tuo ut enim pollicitus sum tibi ubi possum non deero
vale datum nurmberge die martis post letare anno 1504.
Sixtus tucher doctor.
6.
Venerabili divi Laureutii preposito domiuo Antho-
nio eres J. U. doctori.
Venerabilis domine preposite fuisset officii mei tibi cedere
et illico ut decreveram sed ut accepi tua voluntas et patris
est ut per hos dies et per futura festa tuas vices gerara quod
eo libencius facio quanto cercior sum hujus temporis oificia
tibi nonnihil extranea et molesta fore nee mirum nara et ego
et alius quanturalibet te et me pericior qui ea non egisset
horreret itaque nihil est quod vel ego vel alius quilibet non
inprudeus tibi vicio dare queara tamen quid me urgeat ego
scio utcunque sit tibi nunc ut alias sempcr libenter obseqnar
si tibi non incomodum foret videretur mihi tua non nihil In-
teresse ut quandoque prandiis sew cenis antequam hinc disce-
derem Interesses non gracia refectionis sed moris quem is qui
domui preest (? habet) videndi gratia itaque si voles crastine
cene finito officio Interesse tui arbitrii erit et si ante officium
finitum venire volueris habitacio mea immo tua tibi patebit
si minus et niagis alio die ex futuris festis id tibi comodius
fuerit eque feram fac tamen me aliquando cerciorem facias
que dies recipiende possessionis tibi placita fuerit cui facile
et libenter acquiescam, officia trium festorum futurorura ple-
bano incumbunt si tamen tercio tibi possessionem nancisci li-
beret nil obstaret nam procurator id tuo loco celebrare posset,
significavi tibi in literis quas tibi Augustam misi si ut credo
familiärem doctum habere volles quemadmodum ego semper
babui qui horas tecum diceret et tibi ceteris peculiarior foret
'') Dies geschah in der Regel durch den Abt von St. Egidien.
Städtechroniken XI, S. 471, Anm. 1 u. S. 481, Anm. 2.
77
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
78
unus ex choralibus mihi videretur tibi non ineptus qui jam
biennio eclesie et domus mores notos habere cepit et aliquan-
tulum modum dicendarum horarum novit quem mense uno vel
duobus probare posses et inde vel retinere vel diraittere sed
ille litere ad te delate ut accipio non fuerc quid tibi sedeat
dum mecum fueris mihi aperies nam res dilacionis capax est,
Omnino de nicnte mea est ut si tibi mecum cenare vel pran-
dere non fuerit comodum me minime accedas frustra enim id
fieret tua enira benevolencia mihi obscura non est nee deerunt
ut spero conventus nostri multa tempora si preterea libro ali-
quo missale sew horarum tibi opus est sevv veste aut re aliqua
alia non pretermittas mittere pro ea et postulare amici enim
officia tibi in me non deerunt, nee parui sis animi quaraquam
enim principium tibi forte grave aparuerit tarnen res et gloria
in hac vivendi condicione tibi copiosa erit Vale cum paren-
tibus et tota tua domo.
in quo et ego paternitati vestre obsequi valeam opera mea.
ei parata erit quam bene valere cupio.
Sixtus Tucher, J. U. doctor.
9.
Reverende pater et domiue observande sum hoc tempore
solito debilior et minus quam tanti negocii gravitas postulat
ad consulendum aut studendum idonous itaque ro^o dominatio
vestra me excusatum habeat et apud eos qui ut mihi hanc
provinciam imponeretis vobis imposuerunt me excusatum facia-
tis amodo enim vires nee animi nee corporis hujusmodi labo-
res me ferre paciuntur nisi valetudo et robur qui aliquando
fuere reverterentur quod et anni et acti labores difficulter ad-
mittent cupio valere dominatioiiem vestram cui me commendo.
Sixtus Tu eher.
Nürnberg. Frhr. Georg von Krefs.
Domino meo preposito S. Laurencii.
Nescio preposite spectabilis qua mea vel tua obliuione ac-
ciderit ut id quod principale erat pretermiserimus scilicet de-
liberare et decernere qua die sis possessionem ingressurus in
qua re quid ego censeam accipe sencio tibi tumultum non pla-
cere quemadraodum nee mihi placuit itaque dies festus ut ar-
bitror tibi non comodus videbitur tuuc enim ante meridiem
cantus continuus est et tradicio in eclesia absque plebe fieri
nequiret cum igitur duo sequentes dies festi sint eligenda vi-
deretur sequens scilicet Jovis'") que eciam tibi si comoda vi-
debitur notarius magister Jo. Polraus de hoc cercior fieri po-
terit si minus tue acquiescam sentencie quam mihi vel cras
vel sequenti die aperire polaris Vale cum parentibus et liberis
aut rectius cum germanis'^').
8.
Reverendo patri et domino meo observando prepo-
sito S. Laurencii.
Reverende pater exigit forte eclesie preceptum ut ego
quemadmodum alia Vestra plebs in eclesia vestra vel celebrando
vel de manu alicujus his futuris pascalibus diebus communicem
sed quia id ad kartusienses sew ad S. Ciaram coraodius et
quiecius mihi foret rogo paternitas vestra suo consensu quo
alterum facerc mihi liceat annuere velit et pariter communi-
candi licenciam in altera ex dictis eclesiis famulo meo Johanni
prebere ne suo ministerio carere me oporteat si quid occurret
'") Die Einsetzung erfolgte auch an diesem Tag, Donners-
tag den 11. April. Siehe die Einleitung.
") Die Geschwister des Anton Krefs waren: ein älterer Bru-
der Georg, geb. 1476, dann zwei Schwestern, Magdalena geb. 1479,
zu jener Zeit schon Klosterfrau in Pillenreuth, und Katharina,
später an Andreas Schuler vermählt, und der nachmals zu
hohen Würden und Ansehen gelangte, 1484 geborene Christoph
Krefs.
Altdeutsche Ortsnamen in Willsch-Lothiingen.
Im französisch sprechenden Theil des Eeichslandes Loth-
ringen finden sich, wie in Franlireich und Belgien, zahlreiche
Ortsnamen, welche trotz ihres romanischen Gewandes unzweifel-
haft der fränkischen Einwanderung (seit dem 5. Jahrb. n. Chr.)
ihre Entstehung verdanken. Es sind namentlich die mit court,
ville, mont, viller, vaux oder val, fey, champ, fon-
taine etc. und einem alten deutschen Personnaraen zusammen-
gesetzten. ') Ich habe dieselben für die einzelnen Kreise
(= bayrischen Bezirksämtern) zusammengestellt und zugleich die
darin steckenden Personnamen herauszuschälen versucht. Der
Vollständigkeit und Vergleichung halben wurden auch die we-
nigen auf jene Endungen ausgehenden Ortsnamen, welche nicht
fränkischen '^) Ursprungs sind, mit in die Liste aufgenommen ^).
A. Kreis Metz.
Dieser Kreis, mit der Hauptstadt Metz, hat nur einige
Gemeinden, an seiner nördlichen und östlichen Grenze, welche
im 17. u. 18. Jahrb. noch deutsch sprachen. Im Uebrigen
ist er „französisch von altersher" (Kiepert •*), d. h. die ein-
gewanderten Franken waren der romanisierten Urbevölkerung
') In Lothringen steht der Personname nach deutscher Weise
in der Regel vorne, in Frankreich nicht selten hinten; z. B.
Ville-Evrart, Chateauroux (Castrum Radulfi), Courtaulain, (our-
tis Dotleni), Gourgaudre (curtis Waldradanae) , Molithard (Mons
Lithardi) etc.
^) Ich spreche hier kurzweg nur von fränkischer Einwande-
rung, obwohl im Südosten des Bezirks vielleicht Alemannen sitzen.
Dialekt- und Sittenforschungen müssen hierüber erst noch Auf-
schlufs geben.
■') Die Namen der Gemeinden sind mit gesperrter Schrift ge-
druckt. Die neben den Namen stehenden Zahlen bedeuten das
Jahrhundert, in welchem die betreffende Form vorkommt.
') Kiepert: „die Sprachgrenze in Elsafs- Lothringen", in der
Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde, Bd. IX, (Berlin, Reimer. 1874.)
7'J
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
80
gegenüber in der Minderzahl und hatten nach etwa 400 Jahren
den Gebrauch der deutschen Sprache verlernt.
Folgende Orte lassen sich mit Sicherheit auf die fränkische
Landnahme zurückführen :
Auf — court:
Bazoncourt: 10. Basonis curtis. T. N. Baso (Forst. I,
216 ä).
Burtoncourt: en patois „Beurtonco', dtsch.: Brittendorf.
13. Bertoncourt, Britendorp, Burtoncort. P. N. Berto (Fürst.
239). Aubnrtin aus Albertin ist ein in Metz häufiger Fa-
milienname; daneben kommt auch Aubertin mehrfach vor.
— Burtignj^ frz. Schweiz, beifst urkundlich Britinie. —
Chelaincourt (Gem. Flevy): 13. Otlencourt; 14. Oschelain-
court; 15. Ostelaincourt, Osteillancourt ; 17. Oschlaincourt ;
Ochlacourt; en patois: „Chlinco""). Der Personname ist
nicht ganz klar; jedenfalls ist es ein deutscher auf — lin,
wahrscheinlich Ottelin, Ozelin (Forst. 165 u. 984). Die
Formen des 15. Jahrh. würden sich durch umgestelltes ts
der Schreibart Otseliu erklären lassen; denn man schrieb
auch Gautselin,^untso für Gauzelin, Gunzo (Forst. 497 u.
555).
Flocourt: en patois „Fioco". P. N. des Stammes Flod oder
Folc? (Forst. 697 u. 438). Der französ. Ort Floville heifst
8. Flogilvilla.
Frecourt (Gem. Servigny bei Eollingen): 13. Firicicurtis.
P. N. wahrsch. Friderich. Der französ. Ort Freville heifst
nach Guerard (Polypt. Irmin.) 8. Frotmiri curtis; Freme-
nil urkdl. fratrura curtis.
Fremecourt (Gem. Marange) : 9. Frimaricurt, P. N. Fri-
raar, der in deutschen Ortsnamen: Freimersheim, Friemers-
heim (8. Frimarsheim), sämmtl. linksrheinisch, wiederkehrt;
(= Fridumar?).
Haueoncourt: 15. Haweconcourt. Vielleicht ist das im
10. Jahrh. erwähnte Hauechingas, in der Gegend von Trier,
derselbe Ort. Liegt an der Sprachgrenze. P. N. Habucho,
Hawecho (Fürst. II, 686).
Hicourt (Gem. Luppy): 15. Hycourt. P. N. etwa Hiddi
(Forst. 660).
Malancourt (Gem. Montois-la-Montagne): 12. Malandicurtis.
P. X. Madoland, Madeland (Fürst. 919).
Mancourt (Gem. Ennery). P. N. Manno (Fürst. 903, wo
auch ein Ortsname „Mannonis curtis'' ohne nähere Bestim-
mung). Vgl. den deutschen Ortsn. Mannheim (8. BLannin-
heim).
Plappecourt (Gem. Vaudoncourt) : en patois „Piaippeco".
16. Peplingen. P. N. Papüo, mit Versetzung des 1, wie
in Plappeville (s. unten) aus Pappoli villa. Latinisiert heifst
der Name Pappolus (Bischof von Metz zu Anfang des
7. Jahrb.).
Ressaincourt (Gem. Jury) : en patois „Resinco". P. N. viel-
leicht Rising (? Fürst. 1059). Vgl. Rezonville.
Roncourt. P. N. wahrseh. Rado (Fürst. 991).
Secourt: 13. Solcors. P. N. Segoald (Sigold; Fürst. 1098).
Semecourt: 9. Semaricurt; 10. Seimaricurtis. P. N. Sigis-
mar, Sigmar (Fürst. 1096 u. 1101). Interessant ist, dafs
derselbe Ort im Cartulaire v. Gorze 857 Sesmeringas, 960
Seraeirici curtis heifst. Um das Jahr 900 wäre also die
gänzliche Verwälschung eingetreten.
Stoncourt (Gem. Villcrs-Stoncourt) : 9. Stadonis curtis. Ein
P. N. Stado scheint auch im dtschn. Ortsn. Stotonhusen
9. zu stecken.
Vaudoncourt: 10. WualJonis curtis^). P. N. Wal do (Forst.
1288).
Zweifelhaft ist :
Auhecourt (Gem. Remilly) ; en patois „Aubco". 14. Ilabel-
court. 16. Aulbecourt. Scheint den kirchlichen P. N. Abel
zu enthalten, unter dem eben so gut ein Romane, wie ein
Franke verborgen sein kann.
Auf — ville:
Ancerville (spr. Ansreville, en patois „Ansrevelle"). P. N.
wahrsch. Anselm (Anshalm). Vgl. Ancerville bei Bar-Ie-Duc,
urk. Anselmi villa; Ancemont bei Verdun, urk. Anselrai
mons. Dagegen Ansanville bei Toul, urk. Ansaldi villa.
Auconville (Gem. Gorze). Auf diesen Ort bezieht sich wahr-
scheinlich das „in fine Aconiaca" der Stiftungsurkunde des
Klosters Gorze (a. 745). P. N. Acco, Akko (Fürst. I, 10).
Ein Acco wird schon bei Caesar (VI, 4) als Fürst der Se-
nonen" genannt. Dieser Name ist also den Kelten und Ger-
manen gemeinsam. Au für A im Anlaut ist dem Lothringer
Patois geläufig: Aboncourt : „Aubonco'' ; Adaincourt : „Au-
dinco" ; Alemont : ,.Auleumont" ; Amneville : „Aumnevelle".
Labauville oder La Bauville (Gem. Gorze) : 13. Labuville.
Patois „Laibeuvelle". Man hält das „Bodulfi villa" (10.)
des Cartulaire v. Gorze für denselben Ort. Ich weifs sonst
kein Beispiel , wo dem Personnamen der zu ville gehörige
Artikel La vorgesetzt wäre. In unserem Falle scheint die
Volksetymologie diese Abweichung von der Regel veranlafst
zu haben. . In der Umgebung von Gorze finden sich näm-
lich mehrere Oertlichkciten des Namens la Baue*) (la Bawe,
les Baws, les Bawes, ausgesprochen wie das deutsche Bau,
Baue). Der sumpfige Grund unterhalb des alten Klosters
') Förstemann, Aldeutsches Namenbuch; I. Bd. Personenna-
men; 1856. II. Bd. Ortsnamen, 2. Aufl., 1872.
*) Das anlautende 0 fiel vom 17. Jahrh. an weg, weil man es
für das dativische präpositionale au hielt, wie in Schlingen bei
Kaufbeuren (9. Zuzcilinga) das Zu.
') Wu ist eigentlich ein Pleonasmus, der aber nur die Aus-
sprache (wie deutsch u, frz. ou) andeuten soll. Woippy, Dorf bei
Metz, urkdl. Guapeium, Guapei , lautet im Patois ,.Ouaippy."
") Bedeutung : Kothgrube, Drecklache, Pfütze ; nfrz. boue, aus
dem kelt. baw, Schlamm. (Diez, etym. Wbch. d. rem. Spr. 3. Auf-
gabe. 11, 233.)
81
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
82
hiefs so, und darnach ein Thor „porte de la Baue." Als
man die Bedeutung der ersten Silbe in Boouville nicht mehr
verstand, knüpfte man an das bekannte „la Baue" an und
setzte daher den Artikel vor.
Beville (Gem. Glatigny) : 15. u. 16. Baieuville, Baieville.
P. N. eher Badulf (Forst. 200) als Baio, welches in Bayon-
ville (Meurthe-et-Moselle), 10. Baionis villa steckt. Doch
vgl. Yerncville (s. unten) aus Warno ; frz. P. N. Burthe
(14.) aus Berto.
Flanville (Gem. Montoy) : en patois „Fiauvelle", da der Loth-
ringer Dialekt bald den Nasallaut unterdrückt, bald will-
kürlich hinzufügt. Enthält wahrscheinlich denselben P. N.,
wie Flonheim (Rheinhessen), 8. Flanenheim, Flanheira.
Foville: 15. Folville. P. N. des Stammes Fulc, Folc (Forst. 438)
Gondreville (Gem. Vry). P. N. des Stammes Gund : Gün-
ther (?), Gunderich, Gundulf sind möglich. Gondreville bei
Toul keifst urkdl. Gundulfi villa 8.
Libaville (Gem. Ste. Barbe). P. N. Liubhart, Libhart (Fürst.
853).
Loyville (Gem. Sillegny) : 15. Loiville. P. N. Lodwich (Lud-
wig, Louis). In Deutsch -Lothringen entspricht der Ort
Lutzweiler.
Moreville (Gem. Servigny bei Reilingen) : 16. Moriville. P. N.
Moricbo (Forst. 926), wovon in Deutsch -Lothringen Mor-
chingen (Morhange).
Plappeville: 7. Papoli villa ; 12. Plaplivilla (sie). Nach dem
Bischof Pappolus (Papilo) benannt, der diesen Ort zu An-
fang des 7. Jahrb. dem von ihm neugegründeten Kloster
des heil. Symphorianus schenkte. S. oben Plappecourt.
Ramonville (Gem. Rombas): 14. Romanville»), Ramonville,
Raimouville. En patois : „Raimonvelle". P. N. Raimund
V. Ratmund, Eatman (Forst. 1024, 1003 und 1002).
Raville, dtsch. Rollingen (IL— 14. Roldinga, Roidinges, Ral-
dinga. Romanisch : 11. — 14. Radonis villa, Rahavilla, Ran-
wille, Ruaville). P. N. Radolt oder Rodalt. Raville bei Lu-
neville urkdl. Rodaldi villa.
Rezonville: 10. Rezonis villa. 11. Eisouville. 13. Reson-
villa, Resonville. P. N. Rezo, Riso, Rizo (Forst. 1036,
1058 u. 1060).
Rongueville (Gem. Ancy). 13. Ronguevile. P. N. Ragangar,
Ragngar, Rangar (Forst. 1017 u. 1033).
Tantelainville (Gem. Yionville), Hof und Kirchenruine. 8. Tan-
talino»") Villa. 15. Nostre Dame (Je Tantelinville. P. N.
Tautalin. (Forst. I, 333 bringt zu Tanto die abgeleiteten
Formen Tantulo und Dantlin)
') Vertauscbung der Vocale a und o, oder a und u in auf-
einander folgenden Silben findet sich häufig ; daher ist Hudamar,
das Förstern, zu Hud stellt (I, 749), ofi'enbar nur umgestellt aus
Hadumar. Vergl. das folgende Raville-Rollingen (Radolt u. Rodalt.)
'") Dativische Form, wie man im Deutschen mundartlich sagt :
„Dem Dentlein sein Haus." Ueber Dativ für Genitiv vergl. Diez,
Grammat. III, 141 f.
Thimonville (15. Thiemonville) : P. N. Thietman oder Thiet-
munt (Forst. 1183 u. 1185).
Urville (Gem. Courcelles - Chaussy). 15. Eurville. P. N. des
Stammes Ur (Forst. 1217), oder Ulrich? Vgl. Urcourt bei
Conflans, 11. Urionis curtis. 16. Eurecourt. 18. Urecourt ;
und Urimenil bei Remiremont, urk. Ulrici mansile.
Vaudreville (Gem. Retonfey) : 17. Vuadreville, Wadreville.
P. N. eher Waldrich als Walther (frz. Gauthier). Von
Waldrich: in Deutsch-Lothringen Wallerchen bei Busendorf,
frz. Vaudreching.
Verneville: 13. Vernumville, Vernenville, Warnanville. P.
N. des Stammes Varin. (Warno, Warnuin, Warnald?).
Vionville: 12. Vidonis villa, Vydonis villa. P. N. Wido
(Forst. 1279).
Metz. Dr. K. Uibeleisen.
(Schluls folgt.)
Pfalzgraf Ott Heiiu'idis Kunstkaiiimer darf nicht be-
nützt werden.
Ich habe schon wiederholt Gelegenheit gefunden , in die-
sen Blättern Notizen über Pfalzgraf Ott Heinrich von Pfalz-
Neuburg, nachherigen Ghurfürsten, — den Erbauer des Hei-
delberger Schlosses — mitzutheilen. Er war, wie bekannt,
ein sehr kunstsinniger Fürst und ein nobler Gönner der Künst-
ler, deren er eine grofse Anzahl an seinen Hof zog. Unter
andern nahm er im Jahre 1549 auch den Alexander von Such-
ten zu einem Diener oder Conservator seiner Kunstkammer
auf Dieser mufste sich in seinem Bestallungsreverse ver-
pflichten, zu allen Arbeiten gewärtig zu sein, die ihm der
Pfalzgraf auftrage, auch „soll er weder aus unsern Kunst-Bü-
chern noch Anderm, damit er umgehen und unter Hand haben
wird, für ihn oder Andere ohne unser Vorwissen nichts aus-
schreiben oder verzeichnen, vielweuiger dasselb Andern weder
sehen noch auszeichnen lassen."
Für seinen Dienst erhielt Alexander von Suchten jährlich
30 fl., 2 Hofkleider und die Naturallieferung wie andere Ilof-
bedienstete.
München. J. Baader.
AD MOULINUM DE DAGULFO SCRIPTORE
Aspicis eximia rutilans en luce, Mouline,
Scripsit et ornauit hoc Deodatus ouans,
Discipulus sacrum equiperans de more magistrum
Dagulfum, studii quem tulit altus amor ;
5 Qui seit bibliales mire proscindere campos,
Ut domini digno uerba decore micent.
Et sie multiraodis ornare coloribus illa,
Floribus ut uariis prata micare putes.
Inter cuncta quidem ueterum monimenta librorum
83
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
84
10 Precipae psalmis aurea uerba fluunt :
lUic cantatur Christi uencrabilis ortus,
lUie quae gesslt poenaque dura erucis,
Iliic ut surgens penetrauit astra polorum,
lllic per cuucta climata missa salus,
15 lUic iustorum referuntur preinia digna,
lllic quae cruciat debita poena reos,
lllic terribilis memoratur rector Olimpi,
Molliat ut hominum pectora dura pauor.
Sic suauis mitis dulcisque dicitur illic,
20 Contrita ut foneat corda salutis ope.
Illic inuenies animas sine fine beatas
Psallere laetanter iam sine fine deo.
Ergo cupis quisquis sociari cantibus illis,
Corpore dum constas, carmina sancta cane.
25 Vas satage cordis sanctis sarcire loquelis,
Spernere bis planus sibila dira mali.
Non ualet ut certat hostis superare malignus
Illum, qui hoc Carmen ludit in ore frequens.
Ast tu qui frueris ualeas sine fine libello
30 Felix et domini semper amore potens.
Aus dem vormals Peutinger gehörigen Codex Harleianus 3685
im britischen Museum f. Iv.— 2 abgeschrieben durch Hr. Dr.
Hermann Knust. Ueber den sehr fehlerhaft geschriebenen Inhalt
dieser Handschrift des 15. Jahrb. habe ich ausführlich berich-
tet in Steinmeyer's Zeitschr. für deutsches Altertbum XX, 84.
Der hier gefeierte Schreiber Dagulf dürfte derselbe sein, des-
sen für Karl den Grofsen bestimmter, kunstvoll geschmückter
Psalter sich in dem Wiener Codex 1861 (Theol. 652) erhalten
hat; vgl. KoUar, Analecta Vindobonensia I, 358; Denis, Codices
manuscripti I, DCCCCVI.
scriptat hs. v. 1. rutilantem luce moulume hs. 3 more in agrum
hs. 5 inire hs. 11 Uli hs. 12 que gaessit Jis. 14 climmata hs. 17
memoratus hs. 22 pasallere laetantur hs. 23 coetibus ? 25 loquael-
lis hs. 26 His plenu3 spernere hs. 27 ualaet hs.
Halle. E. Dümmler.
Sühne für Todtschlag.
Zu der Mainzer Urkunde vom Jahre 1406, betrefl'end die
Sühne für einen Todtschlag, welche in diesem Anzeiger 1875,
Sp. 178 abgedruckt ist, lassen sich drei Urkunden ähnlichen
Inhaltes auch aus dem 15. Jahrhundert, aus Steiermark stam-
mend, gut vergleichen. Die eine aus dem Jahre 1449, 2. Juni
(abgedruckt in den Mittheilungen des historischen Vereins für
Steiermark 1869, 18. Heft, S. 48—53) befindet sich im Origi-
nal im Archiv des Benedictinerstiftes St. Lambrecht in Ober-
steiermark und handelt von der Sühne für einen in der Nähe
dieses Klosters vorgefallenen Todtschlag ; der Thäter mufs
aufser zahlreichen anderen frommen Werken Wallfahrten nach
Maria Zell (grofser Wallfahrtsort in Obersteiermark), Rom
und Aachen unternehmen, während in jener Mainzer Urkunde
Fahrten nach Rom, nach Aachen und nach Trier festgesetzt
werden. Die zwei anderen hieher bezüglichen steirischen Ur-
kunden befinden sich in dem Formelbuche des Bürgers und
Notars Ulrich Klennecker zu Rottenmann (in Obersteier), wel-
ches gegenwärtig in der kgl. Bibliothek zu Dresden aufbe-
wahrt ist. Sie sind besprochen in der Grazer „Tagespost''
vom 1. April 1867, Beil. zu Nr. 74, und handeln von im
Jahre 1463 stattgefundenon Todtschlägen ; die Sühnungen
haben hier in ähnlicher Weise zu erfolgen, wie dort, und in
allen vier Fällen sind es Schiedsrichter, denen sich die Thäter
freiwillig unterwerfen, und die die Urtheile sprechen. — Die
Vergleichung dieser Rechtsfällo mit einander ist nicht uninte-
ressant, weil sie, obwohl aus weit entfernten Gegegenden stam-
mend, selbst his in Einzelheiten übereinstimmen, was allerdings
wieder seine Erklärung in dem stabilen und conservativen
Geiste der mittelalterlichen Rechtsanschauungen und Rechts-
formen findet.
Graz. Franz Ilwof.
Dinteurecept aus dem 15. Jahrhiiiidert.
„lucaustum non valet nee penna mihi placet. Ad facien-
dum Nigrum Incaustum Rg) *) vi vncias gallarum. ii vncias
gummi. iii vncias vitriolis Et R9 ') ad quamlibet vnciam galli.
viii vncias viui puri et optimi Postea ollam nouam et permitte
in ea stare aquam per octo dies et deinde peruerte et mitte
siccare postea recipe illa superius dicta Et contunde non
tamen in simul Sed diuisim dejnde Recipe gallas Et permitte
eas Stare in vino vsque ad diem tercium uel quartum in mor-
tarihalo'^) Deinde Recipe ollam predictam et extorque vinum
ex gallis per pannum spissum ut feces intus remaneaut Deinde
recipe illud vinum et mitte in ollam et appone alia duo et
vide diligenter quod prius bene sint contussa et tunc pone
sie ollam cum illis et vino ad ignem vt solum calefiat Et cum
velit incipere bullire tunc depone Et tempta et habebis bonum
et Optimum incaustum etc. etc. buntschuch hodern Das sint
fiifs tüch etc. 3)
Papierhs. (Mitte des 15. Jahrhs.; ohne Nummer) aus
St. Blasien, jetzt in der grofsh. Hof- u. Landesbibliothek in
Karlsruhe, Blatt 321 v.
Karlsruhe. Dr. Alfred Holder.
') Recipe. ') mortariolo. ^) Ueber das „et cetera buntschuch"
vergleiche man Schmeller IP, 391. . Dr. Fr.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebalä in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEÜTSCHEX VORZEIT.
1877.
JVf 3.
März.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. März 1877.
Zu den wichtigsten Aufgaben der Verwaltung unseres Mu-
seums gehört die fortwährende Sorge für den Ausbau der Kar-
thause, um nach und nach die Versprechungen einzulösen, welche
bei der Uebernahme der Ruinen dem höchstseligen Könige Lud-
wig I. von Bayern gegeben worden sind, um dem Interesse zu
entsprechen, welches in weiten Kreisen diesem Theile unserer Auf-
gabe entgegengebracht wird, endlich um die für die Entwicklung
der Anstalt nöthigen Räume zu schaffen. Die Mittel zu diesen
Bauten bringt das Interesse an denselben. Wir hatten in unserm
jüngsten Jahresberichte zu erwähnen, dafs der berechnete Ge-
saramtaufwand sich noch auf 800,000 m. beläuft, die natürlich,
wenn nicht für die p>rojektierten Bauten noch ausgiebigere Hülfe
als bisher sich ergeben würde, erst in langer Frist beigebracht
werden könnten. Wir haben ja noch die Restrechnung des Augu-
stinerbaues auszugleichen, für welchen die in voriger Nummer er-
wähnte Verloosung die Mittel bringen solL Durch zu lange Ver-
zögerung des AVeiterbaues aber würde die fortschreitende Ent-
wicklung der Anstalt gehemmt.
Da wird uns nun Hülfe. Die Regierung des deutschen Rei-
ches hat der Frage ihre Aufmerksamkeit zugewandt und hat, nach-
dem sie sowohl die Nothwendigkeit rascheren Fortschreitens der
Arbeiten, als die Pläne des gesammten Ausbaues geprüft hatte,
dem Reichstag eine Vorlage zugehen lassen, wonach dem Museum
neben der jährlichen Unterstützung 120,000 m. als Baubeitrag ge-
geben werden sollen, die nach Mafsgabe des Bedarfs auf mehrere
Jahre vertheilt werden. Für das Etatjahr 1877/78 sind 24,000 m.
bestimmt, welcher Betrag nöthig ist, um die Fundamente und den
Sockel des gröfsten Theiles des Ostflügels herzustellen.
Durch diese Unterstützung, welche das deutsche Reich nach
sorgfältiger Prüfung unserm Bau zuwendet, mag für Jedermann
einerseits die wirkliche Nothwendigkeit dargelegt sein, anderseits
aber auch die Freude an Stiftungen neu belebt werden, weil jetzt
dafür Gewähr gegeben ist, dafs in würdiger Weise gebaut wird, dals
die Stiftungen einem grofsartigen Ganzen sich anschliefsen und dafs
die einzelnen gestifteten Theile nunmehr auch zu baldiger Aus-
führung gelangen werden, weil für den Kern des Bauwerkes ge-
sorgt ist. Möge deshalb, wie bei den bisherigen Bauten, jedes
Fenster, jede Thüre, jede Säule, jedes Gewölbe, kurz jeder Theil,
der sich zu besonderer Stiftung eignet, seinen Stifter finden ! Mö-
gen die an denselben angebrachten Wappen ihnen den schönsten
und stilgemäfsesten Schmuck verleihen und so das monumentale
Stammbuch, als welches jetzt schon unsere Karthause betrachtet
werden kann, der Mit- und Nachwelt zeigen, was gemeinsames
Arbeiten vermag !
Dafs das Interesse für unsere Bauthätigkeit und die Neigung
zu Stiftungen, um dieselbe zu fördern , insbesondere in den aller-
höchsten und höchsten Kreisen fortdauert, dafür ist uns aus den
Reihen der Souveraine Deutschlands ein neuer Beweis geworden.
indem Se. Durchlaucht der regierende Fürst Heinrich XIV. von
Reufs j. L. 500 m. zu solchen Zwecken bestimmt hat.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von Privaten: Dresden: Abeken, Staatsminister, 10m; A.
Collenbusch, Kaufmann, 10 m.; Dr. Th. Distel, Archivar, 3 m.;
E. Giese, Professor, 5m.; H. Klofs, Kaufmann, 3m.; E. Lohse,
Rentier, 10m. Forchheim. A. Streit, Buchhändler, 2m. Fürth.
Eugen Ehrlich, Staatsanwalt, 2m.; Dr. Fronraüller, jun., prakt.
Arzt, 2m.; Jacob Meyer, Baumeister, 2m. Leipzig. Dr. v. Hahn,
Reichsoberhandelsgerichtsrath, (statt früher 3 ra.) 4 m4 Ludwig,
Advokat, (statt früher 3m.) 4m.; Adolf Mackroth, Buchhändler,
(statt früher 3 m.) 4 m.; Otto Weickert, Kaufmann, (statt früher
3ni.) 4 m.; Johann Wernz , Reichsoberhandelsgerichtsrath, 4m;
Windscheid, Geh. Rath, (statt früher 3 m. 50 pf.) 4 m. Mergent-
heim. Weber, Kameralverwalter, 2m. lUlilheim a. d. Ruhr. Lob,
Kreisrichter, 3m. Münchberg. Richard Fleilsner, Fabrikant, 2 m.
Nürnberg. Friedrich Heibig, Theatermaler, 2 m.; Dr. A. Kreitmair,
Augenarzt, 10 m.; Vocke, Bezirksgerichtsrath (statt früher 2 m.) 3m.
ünsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen,
(Nr. 7754—7764.)
Leipzig. H. Altendorf, Baumeister: Aufnahme der Kirche
zu Dippoldiswalda. Frau Anna Krug, geb. Schippan : Plan von
Freiberg in Sachsen, 2 Blätter in Kupferstich von A. Schip-
pan. — Mainz. Friedr. Schneider, Dompräbendat u. Gustos:
3 Blatt Photographieen eines buntglasierten Thongefäfses nebst
einer Aquarellabbildung desselben ; 2 Blätter Photographieen eines
Schwertes. — IHondschUtz. v. Köokritz, Rittmeister a. D. : v. Kö-
kericz'sche Siegel 1308 — 1876, Lichtdrucktafel. — München. H. J.
v. Hefner-Alteneck, Direktor des bayr. Nationalmuseums: 25
verschiedene Blätter Kupferstiche und Handzeichnungen, 17. — 18.
Jahrh. — Nürnberg. Bingold, Vergoldermeister: 2 Bruchstücke
von Schnitzwerken, 17. Jahrh. Karl Daumer, Privatier: Karte der
Bergwerke zu Schlaggenwald, Handzeichnuug auf Pergament, 17.
Jahrh. Gösch el, Sohreinermeister : Geschliffenes Schnupftabak-
glas, 18. — 19. Jahrh. Ungenannter: 2 Silbermünzen, 17. Jahrh.
— Regensburg. W. Neuraann, Hauptmann a. D. : Ehrengeschenk
zum 25jährigen Juliiläum des Museums: Silberner Siegelstock des
Andreas Pergauer, 17. Jahrh. ; siebenbürgisches Messingbüchschen
mit Email, 16. Jahrh.; 222 Silbermünzen, 16.— 18. Jahrh. — Waller-
stein. Frhr. v. Löffelholz, Frstl. Domanial-Kanzleirath u. Ar-
chivar : Geschnitztes Handmangholz v. 1734.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 36,621—36,662.)
Augsburg. Historisch er Verein f. Schwabenu. Neuburg:
Ders., Zeitschrift: IH. Jahrg. 1.— 3. Heft. 1876. 8. — Berlin, kais.
Statist. Amt: Monatshefte etc. f. d. J. 1877, Januarheft. 4;
Dass., Statistik des deutschen Reichs; Bd. XXIII. 1877. und Bnd.
XXIV, 4. ; Vierteljahrshefte etc. f. d. Jahr 1876. IV. Jahrg. 4. H.
1877. 4. Curatorium d. d. Reichs- u. k. pr. Staats-. An-
zeigers: Deutsche Monatshefte etc. IV. Jhg. 1876, Bnd. VIII,
Heft 4. u. 6. 1876. 8. — Bern. Allgemeine geschichtfor-
schende Gesellschaft der Schweiz: Dies. Jahrbuch etc.
L Bd. 1877. 8. Dr. A. Jahn: Der Antikritiker, 1877, Nr. 4. 8.
87
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
88
- Dorpat. F. Sintenis: Ders. H. Heine. 1877. 8. — Dresden.
Statistisches Bureau der Stadt: Dass., Mittheilungen etc.
Heft IV. A. 1877. 8. Dr. Emil W. Peschel, Direktor des Kör-
ner-Museums : Das Körner-Museum in Dresden. 1876. 8. — Frank-
furt a. M. Dr. JohannesJanssen, Professor: Ders., Geschichte
des deutschen Volkes ; Bnd. I, 4. Lief. 1877. 8. — Göttingen. Die-
te rieh 'sehe Buchhandlung: Forschungen zur deutschen Geschichte
Bd. XVII, 1. 1877. 8. K. Gesellschaft der Wissenschaften:
Dies. Nachrichten etc. aus d. J. 187(5. 187ü. 8. Göttingische ge-
lehrte Anzeigen; 1876. 2 Bde. 8. — Greifswald. Dr. A. Hacker -
mann, Oberlehrer: Ders.. e. Kaiserjahr; Königin Luise. 1877. 8.
K.Universität: Dies, index scholarura etc. 1877. 4; Verzeich-
niss der Vorlesungen etc. 1877. 4. — Halle. G. Schwetschke's
Verlag: Die Natur, herausgegeben v. Müller; 1876, 4. Viertelj. 4.
Hermannstadt. Verein f. siebenbürg. Landeskunde : Ders.,
Archiv; n. F. XIII. Bnd., 3. Heft 1877. 8. — Königsberg. UnWer-
sität: Fried'tender, dissertatio de Judaeorum coloniis. 1876. 4;
Lorenz, Beiträge zur Kritik der Geschichtsschreibung über den
schmalkald. Krieg. 1876. 8. Schulz, die englische Grcgorlegende
nach dem Auchinleck-Ms. 1876. 8. Zippel, quaestionum Illyricarum
specimen. 1876. 8. u. 2 weitere akad. Schriften. — Mainz. Heck-
maiin u.^ehender: Dies. Heizung u. Ventilation. 1876. 4. —
Meiningen. G.Brückner, geh. Hofrath : Ders., hennebergisches
Urkundenbuch; VII. Teil. 1877. 4. — St. Nikolaas. Oudheids-
kundige Kring van het Land van Waas: Ders., Annalen
etc.; VL Deel, 3. Aflev. 1877. 8. — Nürnberg. R. Bergau: Pro-
fessor: Lohmayer, de Richardo I. Angliae rege, cum in Sicilia
commorante, tum in Germania detento. 1857. 8. Göschel,
Schreinermeister: Bamberger Hochstiftskalender auf d. J. 1789.
16. Ungenannter: Anzeige der zur Abhilfe der nöthigsten
Bedürfnisse unserer im Felde stehenden Soldaten eingesendeten
Beiträge. 1795 u. 96. Nebst Nachtrag 1799. 4. — Prag. Verein
f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen: Ders., Slittheilun-
gen etc. XV. Jahrg. Nr. IH. 1877. 8. — Schwabach. Adler, Be-
zirksgeometer : Purbachii theoricae novae planetarum ab Erasmo
Reinholdo auctae. 1542. 8. Stengel, gnomonica universalis. 1679.
8. — Schwarzenberg. A. Mörath, frstl. Archivsassessor: Kutschera,
Joh. Anton Leisewitz. 1876. 8. — Strassburg. C. F. Sohmidt'a
Univers.-Buchhandl. : Reifseisen, Strafsburger Chronik v. 1667 — 1710,
hgg. V. Rud. Reuls. 1877. 8. — Terlan. (Tirol) K. Atz, Benefiziat:
Ders., d. christliche Kunst in Wort u. Bild ; 5. Lief. 8. — Tü-
bingen. II. Lau pp' sehe Buchhandlung: Theol. Quartalschrift.
58. Jhg. 4. H. u. 59. Jhg. 1. H. 1876 u. 1877. 8. — Utrecht.
Historische Genootschap: Dies. Kroniek, 31. Jaarg. 1875,
VI. Ser., 6. D. 1876. 8.; Werken etc.; nieuwo Ser. Nr. 23. 24.
1876. 8. — Würzburg. A. Stuber's Buchhandlung: Friedrich d.
Gr., ausgewählte Werke, ins Deutsche übertragen v. Merkens ;
Bnd. II., 2. Hälfte, 2. Abth. u. Bd. III, 1. Hälfte. 1875. u. 76. 8.
Schriften (kr Akadeniieen, Museen und historischen Vereine.
Archiv des Vereines für siebenbürgische Landes-
kunde. N. F. XIII. Band, 3 Heft. Herausgegeben vom Ver-
eins-Ausschufs. Hermannstadt. 8.
Skizzen zur vorrömischen Culturgeschichte der mittleren Do-
naugegenden. Mit Abbildungen. Von Carl Gools. — Die For-
schungen über die Herkunft des siebenbürgischen Sachsenvolkes in
ihrefl wesentlichsten Erscheinungen. Von Dr. K. Reii'senberger. —
Michael Conrad von Heidendorf. Eine Selbstbiographie. Mitgeth.
von Dr. Rudolf Theil. Forts. — Notizen. Berichtigung.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen. Redigirt von Dr. Ludw. Schlesinger.
XV. Jahrgang. Nr. III. Nebst der literarischen Beilage,
redig. v. Dr. Mathiaa Pangerl. Prag, 1877. 8.
Deutschböhmische Dorfvveisthümer. Von Dr. L. Schlesinger.
— Die Wahl Ferdinand's I. zum König von Böhmen 1526. Ur-
kundlich dargestellt von Oscar Gluth. — Uffo Hörn , Lebens-
und Literaturbild. Von K. V. Ritter von Hansgirg. (Schlul's.)
— Miscellen. — Sagen aus dem südlichen Böhmen. 8 — 11. Von
Fr. Hübler. — Vereinsangelegenheiten.
Mittheilungen der k. k. Centr al-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und histori-
schen Denkmale. Neue Folge. II. Band. 4. (Schlufs-)Heft.
(Mit 2 Tafeln u. 39 in den Text gedruckten Holzschnitten.) Wien,
1876. 4.
Die Sitzung des schwäbischen Kreises, gemalt anno 1540.
Ein Gemälde der k. k. Ambraser Sammlung, beschrieben von Dr.
Ernst Edlen von Hartmann -Franzenshuld. (Mit Abbild.) — Die
Pfarrkirche Waldhausen im untern Mühlviertel (Oberösterreich).
Von Johann Gradt. (Mit Abbild.) — Grabdenkmale in Oberöster-
reich. Von Adolf W^inkler. (Mit Abbildung.) — Mittelalterliche
Städte-Befestigungsbauten in Niederösterreioh. Von Dr. Karl Lind.
(II.) (Mit Abbild.) — Notizen.
Mittheilungen der anthropologisch en Gesell Schaft
in Wien. VI. Band, Nr. 3—10. 1876. 8.
Mittheilungen über einige noch nicht beschriebene prähistori-
sche Erdwerke in Niederösterreich. Von Heinrich Grafen Wurm-
brand. — Ueber den natürlichen und künstlichen Ursprung von
Feuersteinmessern und andern Objecten aus Stein. (Mit Abbild.)
Von Dr. M. Much. — Entdeckung neuer Steinkisten in der Krym.
Von Johann Havelka in Moskau. — Dritter Bericht über die Pfahl-
bau-Forschungen im Mondsee. (1875 — 76.) (Mit Abbild.) Von
Dr. M. Much. — Tumuli in Nord- und Süd-Bulgarien. Von F. Ka-
nitz. — Zur prähistorischen Ethnologie der Balkanhalbinsel. Von
Dr. Fligier. — Eine vorgeschichtliche Ansiedelung (AVall mit Trich-
tergruben) bei Unter -Siebenbrunn im Marchfelde. (Mit Abbild.)
Von Dr. M. Much. — Urgeschichtliche Controversen. Von Dr.
Hermann Rollett. — Kleinere Nachrichten. — Literatur.
Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Ver-
eines für Steiermark. Jahrgang 1876. (Mit 3 lithographier-
ten Tafeln.) ' Graz, 1876. 8.
Vereinsangelegenheiten. Abhandlungen.
Der Kirchenschmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diöcese Seckau. VII. Jahrg. 1876,
Nr. 12 u. VIII. Jhg. 1877, Nr. 1—3. Graz. 8.
Der Altaraufsatz im sechzehnten Jahrhunderte. (Mit Abbild.)
— Maria Rehkogel am Fraunberge im Mürzthale. (Mit Abbild.)
— Der König der Instrumente. (Zur Geschichte der Orgel.) Von
P. Pius Strasser. — Ein Besuch in Klosterneuburg. Von B. M.
— Die Kapelle am Sekkauberge bei Leibnitz. — ,,Tabulae merao-
riales ," gewidmet dem Gedächtnisse der IV. Conseoration der
Kirche des Erzstiftes Martinsberg in Ungarn. — Alte Wegkreuze.
Die Renaissance und der Altaraufbau. — Symbolik in der christ-
lichen Kunst. — Miscellen. — Notizen. Vereinsangelegenheiten.
Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger
89
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
90
Landeskunde. XVI. Vereinsjahr, 1876. II. Heft. Redigirt
von E. Richter, k. k. Professor. Salzburg. 8.
Auszüge aus den Original- Urkunden der fürsterzbischöflichen
Consistorial-Archive zu Salzburg. (1481—1500.) Von Adam Dopp-
ler. — Launige Geschlechtsnamen aus salzburgischen ürbarien und
Steuerbüchern des 14. Jahrhunderts. Gesammalt von Dr. Zillner.
— Gesellschaftsangelegenheiten.
Forschungen zur deutschen Geschichte. Herausge-
geben von der historischen Commission bei der König-
lich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Sieb-
zehnten Bandes erstes lieft. Göttingen, Dieterich, 1877. 8.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte des siebenjährigen Krie-
ges. Mitgeth. von Prof. Arnold Schäfer in Bonn. — Graf Ber-
thold von llenneberg als Verweser der Mark Brandenburg. Von
Dr. J. Ileidemann. — Ueber die Entstehung des Metropolitan-
Ranges der Trierischen Kirche. Von Dr. Fr. Görres. — Vereins-
angelegenheit.
Die Wartburg. Organ des Münchener-Alterthums-
vereins. IV. Jahrgang. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe
mit Berücksichtigung der Neuzeit. IV. Jahrg. Nr. 5 — 7. 1876
— 77. 8.
Das deutsche Kunstgewerbe auf der Münchener Ausstellung
1876. IV. (Schluls.) Von K. F. — Vereinsangelegenheiten. —
Kleinere Mittheilungen etc. (Mit Abbild. : Kolbenturnierhelm aus
dem 15. Jahrb.)
Zeitschrift des Kun st-G e werbe -Verein s zu Mün-
chen. Jahrg. XXVI, Heft 9—12. München, 1876. Theodor Acker-
mann. 2.
Die deutshe Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung. II u. III.
Von Dr. Lichtenstein. — Vereinsangelegenheiten. Abbildungen
von Schildchen aus alten Constanzer Büchern von 1540 — 1598.
Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben
und Neuburg. Dritter Jahrgang, erstes bis drittes Heft. Augs-
burg. 1876. 8.
Beiträge zur Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Memmin-
gen. Von Stadtbibliothekar Friedr. Dobel. — Augsburg unter
den Römern, nachgewiesen an der Hand der vorhandenen Denk-
male. Von Direktor und Prof. Dr. Rud. Schreiber. — Die Mei-
stersinger und ein Volksfest zu Donauwörth. Von Dr. Franz Lud-
wig Baumann. . — Hans Lutz und Clemens Sender. Von Biblio-
thekar Kränzler. Kleinere Mittheilungen. Von Domcapitular Grofs-
hauser in Augsburg. — Beiträge zur Verfassung und Geschichte der
Reichsstadt Donauwörth. Von Felix Stieve. — Schicksale des
Klosters Elchingen und seiner Umgebung. Von Prof. P. L. Bru-
ner. — Die Seelhäuser und die Seelgeräthe in Augsburg. Aus
dem Nachlasse von Archivar Herberger. — Die Augsburger Boten-
anstalt. Von Bibliothekar Kränzler. — Sprachliches von Prof. Dr.
A. Birlinger. — Die Urkunden des historischen Vereins für Schwa-
ben und Neuburg. Vereinsangelegenheiten.
Kunst U.Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayrischen
Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0. von Schorn.
Elfter Jahrgang. Nr. 5—11. Nürnberg. 1877. 8.
Aus der deutsehen Kunst- und Kunst-Industrie-Ausstellung in
München V. (Schlufs). Mit Abbild. — Silberne Buchschliefse
aus dem 17. Jhdt. — Buchschnitt 16. Jhdt. — Reliquien -Kästchen
— Ornamentfüllung von J. Sibmacher (1590) — In Leder ge-
prefste Buchdeckelverzierungen 16. u. 17. Jahrh.) — Steigbügel.
— Die Fächer - Ausstellung im Mährischen Gewerbemuseum in
Brunn. Von Heinr. Frauberger.
Mittheilungen des Bayrischen G ev/erbemus cum s
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst u. Gewerbe.
Redigirt von Dr. Otto von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 2—6. 1877. 8.
Bekanntmachung. — Museumsangelegenheiten. — Feuilleton.
— Notizen.
Achtunddreifsigster Bericht über Bestand und
Wirken des historischen Vereins für Oberfranken zu
Bamberg im Jahre 1875. Bamberg, 1876. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Das Verfahren vor dem Zentge-
richte zu Bamberg im XV. Jahrh. Von G. Freih. von Hörn. —
Der Zweidlerische Plan der Stadt Bamberg und deren Beschrei-
bung von Bonius. Von denis. — Wo stand der Reulsenthurm,
und woher hatte derselbe seinen Namen? Von dems. — Die
Familie Esel zu Bamberg. Von dems. — Zur Geschichte des
Gasthofs zum deutschen Haus zu Bamberg. Von dems. — Ge-
schichtliche Ergänzungen zu: Brevis notitia monasterii Ebracensis,
vom letzten Conventualen der Abtei, P. Gregor Gundermann.
Mitgeth. von Prof. B. Kilian. — Schenkungsbrief von Conrad Zol-
ner an das Kloster von St. Clara dahier. Mitgeth. von Dr. Valen-
tin Loch. — Die Grabstätte des Bamberger Bischofs Heinrich von
Schmiedefeld. Von Prof J. Metzner. — Die Bamberger Dom-Hei-
ligthümer und das hl. Kaiser-Grab. Von Reichsarchivrath Dr. Chr.
Häutle. ^
Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart.
Tübingen, 1876. 8.
CXXVII. Des dodes danz nach den Lübecker drucken von
1489 und 1496, herausgegeben von Herm. Bäthcke. — CXXVIII.
Nikolaus Muffel's beschreibung der stadt Rom, herausg. von Wilh.
Vogt. — CXXIX. Quellen zur geschichte des bauernkriegs in Ober-
schwaben, herausg. von dr. Franz Ludwig Baumann. — CXXX.
Simon Dach, herausg. von Herm. Osterley.
Korrespondenz blatt des Vereins iür Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Zweiter Jahrgang,
1877. Nr. 1 und 2. Ulm, 1877. 8.
Zum Münsterjubiläum. Von G. v. Bezold. — Ausgrabung
römischer Alterthümer bei Mengen. Von Prof. Paulus. — Wie-
sensteig. Helfenstein. Pflummern. Von Bück. — Bilolveshusa
in pago Vihvesgewi. Von Baumann. — Ulmische Häuser. II. Von
Kornbeck. — Ausgehobene Sätze aus alten Aulendorfer Strafpro-
tokollen. II. Von Bück. — Riss, Rauns, Roth, Rottum. Von
Baumann. — Literatur. — Briefkasten. — Vereinsangelegenheiten.
Correspondenzblatt des G esammtvereines der
deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine. Her-
ausgegeben vom Verwaltungsausschusse des Gesammtvereines in
Darmstadt. Vierundzwanzigster Jahrgang, 1876. Nr. 10 — 12. Oc-
tober, November u. December. 4.
Angelegenheiten des Gesammtvereins. — Drei in Holstein
gefundene Gürtel. Von J. Mestorf. (M. Abbild.). — Die aretini-
schen Töpferwaarenarten und deren falsche Benennungen. Von
August Demmin. — Fränkische Skulpturen in der Mainzer Ge-
gend. Von Friedr. Schneider. (Mit Abbild.) — Der Gangbau auf
dem Brutkamp beim Kirchdorfe Albersdorf (Kreis Süder-Dithmar-
schen). Von Heinr. Handelmann. — Notizen über alterthümlicbe
Funde etc.
91
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
92
Fünfuudzwanzigster Jahrgang. 1877. Nr. 1. Januar. Bronze-
grab bei Emmerloff. Von Heinr. Handelmann. — Die ehemalige
Liebfrauenkirche zu Mainz. Geweiht 1311, zerstört 1810. Nebst
Grundril's. Ton Friedr. Schneider. — Irmindrud von Bolanden,
die Mutter des ersten Keichsschenken von Limburg. Von Dr. G.
Frhr. Schenk zu Schweinsberg. — Wirksamkeit der einzelnen
Vereine, literarische Anzeigen, Notizen etc.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober-
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften heraus-
gegeben von Prof. Dr. Schönwälder , Sekretär der Gesellschaft.
52. Bd. 2. Heft. Görlitz, 1876. 8.
Wandelungen und Schicksale deutscher und wendischer Fami-
liennamen. Von C. B. Bronisch , Pastor, em. — Eine Conjectur
über den Volksnamen Wende. Von ebendems. — Die Abfassungs-
zeit der geistlichen Lieder Johann Franck's von Guben. Von
Dr. Jentsch. — Zu Saufse's Geschichte des Jungfrauenklosters und
der Klosterkirche von Guben. Von ebendems. — Die Küchenmei-
ster des Meifsnerlandes am Hofe der Wettiner und an dem der
Meifsner Bischöfe im 13. bis Anfang des 15. Jahrb. Von Medi-
cinalrath Dr. Friedr. Küchenmeister in Dresden. Mit Abbild. —
Literarisches zur Landesgeschiehte. — Miscellen. — Gesellschafts-
angelegenheiten.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 33. u. 34. Be-
richt des Vereines für dasMuseum seh I esischer Alter-
thümer. Breslau, im Januar u. Februar 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Ueber Alterthümer in Jägerndorf.
Von Spazier. — Metallgürtel aus dem 17. Jahrh. — Zur Geschichte
der Wachsbildnerei mit Belegen aus 3 Jahrhunderten (insbes. über
20 französische Medaillons um das Jahr 1570. Von Luchs. —
Ueber Polnische Wappen und Familiennamen in Schlesien. Von
Schefler. — Schlesische Steinmetzzeichen (insbes. in Schweidnitz
u. a. 0.) Von Wernicke. Mit Abbild. — Nachtrag über die Zu-
gehörigkeit der schlesischen Steinmetzen.
Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesell-
scliaft zu Königs berg. Sechzehnter Jahrgang. 1875. Erste
und zweite Abtheilung. Königsberg. In Commission bei W. Koch.
1875. 4.
Altpreul'sische Küchenabfälle am frischen Haff. Von Prof.
Dr. G. Berendt.
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte,
unter Mitwirkung des Vertreters derselben, R. Virchow, herausge-
geben von A. Bastian und R. Hartmann. 8. Jahrgang, II. — V. Heft,
mit Tafel III— XX. Berlin, 1876. 8.
Prähistorische Funde in der Niederlausitz. Von Dr. Jentsch
^ Miscellen und Bücherschau. — Vereinsangelegenheiten.
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu
Berlin. Band II, Nr. 9 u. 10; Band ÜI , Nr. 1—8. Band IV,
Nr. 1. Berlin, 1876 u. 77. 8.
Vereinsangelegenheiten.
Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alter-
thuraskunde des Herzogthums und Erzstifts Magde-
burg. 11. Jahrg. 1876. 4. Heft. Mit 1 lithogr. Tafel. Magde-
burg, 1876. 8.
Die wallonische Gemeinde vor ihrer Einwanderung nach Mag-
deburg. Vom Prediger Tollin. — Wanderungen durch das Sülze-
thal. Von F. Winter. — Miscellen. (Heinrich, Dom-Custos, und
Th. Stengel). — Literatur. — Vereins-Chronik, etc.
Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Auf-
sicht der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Erster und zweiter Band auf das Jahr 1876. Göttingen. Verlag
der Dieterich'schen Buchhandlung. 8.
Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der Georg-Augusts-Universität aus dem
Jahre 1876. Göttingen. In Commission der Dietericli'scheu Buch-
handlung. 1876. 8.
Mittheilungen aus dem Göttinger anthropologi-
schen Vereine. Im Auftrag des Vereines herausgegeben von
Dr. Herrn. V. Ihering. Erstes Heft. Leipzig u. Heidelberg. 1874. 8.
Ueber den Ursprung der Kenntnifs und Bearbeitung des Er-
zes oder der Bronze in Europa. Von Prof. Dr. Friedr. Wilh.
Unger.
Jahrbuch für Schweizerische Geschichte herausg.
auf Veranstaltung der allgemeinen geschichtforschen-
den Gesellschaft der Schweiz. Erster Band. Neue Folge
des Archivs für schweizerische Geschichte. Zürich. S. Höhr.
1877. 8.
Der Gottesfreund im Oberland. Von Prof. Dr. A. Lütolf —
Etterlin's Chronik der Eidgenossenschaft, nach ihren Quellen un-
tersucht. Von Dr. A. Bernoulli in Basel. Nachträge dazu. —
Die französischen und lombardischen Geldwucherer des Mittel-
alters, namentlich in der Schweiz. Von J. J. Amiet, Staatsschrei-
ber in Solothurn. I. — Vereinsangelegenheiten.
Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons.
Glarus. Dreizehntes Heft. Zürich und Glarus. Meyer u. Zeller.
1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Das Leben und Wirken Glareans.
(Schlufs.) Von Decan Freuler. -- Urkundensamnilung zur Ge-
schichte des Kantons Glarus (Foi'ts.).
Annales du cercle archeologique duPays de Waes.
Tome sixieme. Troisierae Livraison. Fevrier 1877. Sint-Nico-
laas. 8.
Vereinsangelegenheiten. — De Waassche Primussen der Hoo-
geschool van Leuven, dor L. Billiet. — Notice sur le Landhuis
ou maison dite du Pays de Waes, par J. Geerts. (Mit Abbild.)
— Geschiedkundige Mengelingen door A. de Maere-Limnander
Oud vlaamsche leenen, gelegen binnen den van Waas. Vervolg.
Kroniek van het historisch Genootschap, gevestigd
te Utrecht. Een en dertigste Jaargang, 1875. Zesde Serie. Zesde
Deel. Utrecht, Kemink eu Zoon. 1876. 8.
Rapport der Geheime Staatscommissie, nopens de toekomstige
inrigting en huishouding van den Staat. Medeg. door Mr. G.
W. Vreede. — Bydragen tot het Charterboek van Drenthe. Medeg.
door Mr. L. Oldenhuis Gratama. — Bewys van betaling van zoen-
geld voor en Doodslag, van 1541. Medeg. door Mr. L. Oldenhuis
Gratama. — Brieven van den Heer J. C. Martens, Gcdeputerde
van wege Utrecht ter Vergad. der Stat. Gen. Jan. cn Febr. 1746.
Medeg. door Jhr. Mr. J. L. A. Martens. — Advies van het Ka-
pittel van St. Marie te Utrecht, op. een rekwest van de Regee-
ring van IJsselstein, om zekere belasting te mögen helfen. — Re-
glement voor de predicanten in het leger. (Msta Acta der Prov.
Synode van Utrecht, 1692; Art. 38). — Contract tusschen Elias
Trip en Diderik van Valkenburgh, over de levering van wapenen
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
94
aan Gustav Adolf, 17. Mei 1629. Journaal van Splinter Helmich,
soldaat en later Hopman in dienst van den Land, van 1572 tot
1589. Medeg. door R. Fruin. Project eener Hollandische Kolo-
nie tusschen Moezel en Kyn. (Mit Abbild.) De Magistraatsbe-
stelling Utrecht onder de Republiek. — Bijlagen bij eene Neder-
duitsehe Kroniek van Gelderland. Uit het Archief van Hilten. —
Johannes Arnoldus Corvinus. I. J. D.' Nepweu. — Reinoud III.
van Brederode. Mr. B. J. L. de Geer van lutfaas. — Brieven
van Prins Maurits. Medeg. door H. De Jager. — Tolrecht te
Utrecht, uit den tijd van Fred, van Weselinckhoven. Naar een
HS. op het Rijks- archief, medeg. door den Heer J. G. Frederiks.
— Brieven, van Prins Willem V. 18. Jan. 1786—1. Jan. 1793. —
Historische aanteekeningen 1672, — Prinselijke opvoeding.
Werken van het Histor. Genootschap, gevestigd te
Utrecht. Nieuwe Serie Nr. 23. Journal van Constantijn Huygens
den zoon, van 21 October 1688 tot 2 Sept. 1696 (Handschrift van
den Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam).
Eerste Deel. Nr. 24. De Rekeningen der Grafelijkheid van Hol-
land onder het Henegouwsche Huis , uitgegeven door Dr. H. G.
Hamaker. Tweede Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. 1876. 8.
Bidrag tili kännedom af Finlands natur och folk,
utgifna afFinska Vetenskaps-Societeten. Tjugondefjerde
Haftet. Mit Profilkarten. Helsingfors. 1875. 8.
Handlingar rörande politisca sinnesstämningen i Finland. Aren
1748—50.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
2) Etüde sur le triptique d'Albert Durer, dit le tab-
leau d'autel de Heller par Charles Ephrussi. Avec 25
gravures tirees hors texte. Nürnberg, S. Soldan. 1877.
4. 49 Stn.
Dem Interesse, welches die Franzosen seit einer Reihe von
Jahrzehnten der älteren deutschen Kunst zuwenden, verdanken
wir die Veröfl'entliohung so manches schönen Denkmales, das viel-
leicht noch lange nicht zum Gemeingut geworden wäre, wenn auch,
angeregt durch die Franzosen, die deutsche Literatur — oder viel-
mehr das deutsche Verlagsgeschäft, denn Veröffentlichungen dieser
Art hängen fast ausschliefslich von finanziellen Fragen ab — in
jüngster Zeit uns manches nahe gebracht. Die jüngsten Ereig-
nisse haben an diesem Interesse nichts geändert. So hat uns
wiederum die französische Literatur in dem oben angezeigten
Büchlein, von welchem der deutsche Verleger eine Partie zum
Verkaufe für Deutschland übernommen, in mustergiltiger Weise
eines der hervorragendsten Werke deutscher Kunst erschlossen
und dessen Verständnifs vermittelt.
Das fragliche Gemälde wurde von dem Frankfurter Bürger
Jacob Heller bei A. Dürer im Jahre 1507 bestellt und es ist die
weitgehende, keineswegs in idealen Sphären sich bewegende Cor-
respondenz des Meisters über dasselbe erhalten. Der Künstler
hat eine Reihe von Studien zu dem Bilde gemacht, von denen die
Mehrzahl glücklicher Weise auch noch erhalten , wenn auch in
verschiedenen Sammlungen zerstreut ist. Wir erfahren aus Dürer's
Briefen, dafs er das Gemälde ohne Zulassung irgend einer frem-
den Hand in 15 Monaten, vom April 1508 bis August 1509 fer-
tigte, dass die Flügel dazu aber von seinen Schülern gemalt sind.
Um so bedauerlicher ist es, dafs nur letztere im Original erhalten
sind, während des Meisters eigenes Werk, durch eine Copie von
Juvenel ersetzt, in den Besitz des kunstliebenden bayerischen
Fürstenhauses übergegangen, im Jahre 1674 in München verbrannte.
Die Copie und die Studien lassen uns jedoch das Werk noch er-
kennen und beurtheilen. Das Bild hatte natürlich längst die
Kunstforscher lebhaft beschäftigt; die Studien waren bekannt, der
Briefwechsel war veröffentlicht; aber alles war zerstreut. Unter
Nachweis dreier seither übersehener Studien hat nun der Verfasser
das gesaramte Material zu einem handlichen Buche vereinigt, wel-
ches in künstlerisch nach Art des 16. Jahrh. hergestelltem Drucke,
die Studien alle in Lichtdruck, also den Originalen unbedingt
treu nachgebildet, es für das Studium überflüssig macht, irgend
andere Werke nachzuschlagen, und das in seiner angenehmen
äufseren Erscheinung geeignet ist, auch jenen, welche nicht, durch
den Ernst des Studiums gestählt, sich durch eine ganze Literatur
durcharbeiten wollen, den Genufs des Kunstwerkes zu vermitteln,
das Verständnifs des Meisters zu erleichtern und einen Blick in
die Art seines Schaffens , ja seines ganzen Wesens zu geben.
Möchte die deutsche Literatur recht viele ähnliche Werke her-
vorbringen ! A. E.
Vermischte Naclirichten.
32) Die Wiener neue freie Presse theilt unter dem 12 A. M.
mit, dai's der Kaiser dem aulserordentlichen Professor der Grazer
Universität, Dr. Fr. Piehler, zur Vornahme von Ausgrabungen im
Gebiete der Römerstädte Flavium Solvense, Celeia, Poetovia, Viru-
num und Teurnia eine Subvention von 500 fl. bewilligt hat.
33) Man schreibt der Augsburger Postzeitung aus Regensburg
vom 16. Februar : „Unsere alte ehi-würdige Donaubrücke, welche als
deutsches Wahrzeichen nun schon 732 Jahre steht, soll in diesem
Jahre auch modernisiert werden. Nach einem Ausschreiben des
k. Stralsen- und Flufsbauamtes wird bereits Submission angenom-
men auf Lieferung der Granithausteine zur Ausführung von Trot-
toirs und Brüstungen. Möge dadurch der ungemein rege Verkehr
auf dieser Brücke einige Erleichterung finden ! Unsere Stadt ist
durch die Donau und den Bahnhof so eingezwängt, dafs sie nur
nach Osten und Westen sich ausdehnen kann." Möge — fügen wir
hinzu — am alterthümlichen Charakter der Brücke nicht mehr ge-
rüttelt werden, als unbedingt nöthig ist!
34) Zu den Berichten über Restaurationsarbeiten wichtiger
Baudenkmale im vergangenen Jahre haben wir nach dem Archiv
für kirchliche Kunst und Kirchenschmuck nachzuholen, dafs am
Reformationsfeste (5. November) die St. Maria -Magdalenenkirche
zu Neustadt-Eberswalde, welche auf das würdige Alter von circa
630 Jahren zurückblicken kann , dem Gottesdienste wieder über-
geben wurde, nachdem sie der Bauten wegen 2 Jahre geschlossen
war. Die Kosten waren durch ein Geschenk von 18,000 m. des
Kaisers, einen Beitrag von 45,000 ni. von Seiten der Gemeinde
und circa 33,000 m. gesammelte Liebesgaben gedeckt worden.
35) Der bereits unter Friedrich Wilhelm IV. geplante Um-
und Ausbau der Schlofskirche zu Wittenberg, damals auf SüO.OOO
Mark veranschlagt, scheint jetzt, da der Zahn der Zeit an dem
Gebäude arg genagt und eine durchgreifende Reparatur noth-
wendig geworden ist , wieder aufgenommen werden zu sollen.
95
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
96
Dabei ist der Ausbau des nördlichen der beiden runden Thürme
der jetzigen Citadelle für die Kirche in's Auge gefal'st. Vollendet
war die Kirche im 1499 worden, wurde aber bei einem Bombarde-
ment am 13. Oct. 1760 fast gänzlieh zerstört, 1770 wieder aufge-
baut. In den Jahren 1813 und 1814 litt sie wieder bedeutenden
Schaden und wurde darauf nur flüchtig repariert. Im Jahr 1858
stiftete Friedrich Wilhelm IV. die mit den 95 Thesen Luthers ge-
schmückte Erzthüre, nachdem die alte 1760 verbrannt war.
(.\rchiv f. kirchl. Baukunst und Kirchenschmuck.)
36) In der Comitesitzung der Gesellschaft für Erhaltung der
historischen Denkmale des Elsafs vom 18. Dec. v. J. wurde bekannt
gegeben, dal's die Summe, welche die Landesverwaltung für nö-
thige Herstellungen des Schlosses Hohen -Königsburg angewiesen,
auf 3827 m. 76 pf erhöht worden, sowie dafs die Restauration der
80 hochinteressanten Margarethenkapelle zu Epfing beendet sei.
Der gräfl. Familie v. Türkheim wurde Dank für die Sorgfalt und
für die Opfer ausgesj^rochen, welche sie der Erhaltung des Schlos-
ses Hohenlandsberg widmet. Die Restauration der zwei interes-
santen „Custodes" (Sakramentshäuschen V Wandschrank "?) zu Cer-
nay und Thann wird nur geringen Aufwand erfordern und ist ge-
sichert, ebenso jene der Banwarthütte zu Thann.
In der Sitzung vom 15. Januar wurde über die Restauration
der Kirchen St. Georg und St. Fides zu Schlettstadt und der
Schlofskirche zu Zabern Bericht erstattet und ganz besonders die
intelligente Leitung der Arbeiten belobt.
Unter dem Boden der Krypte von St. Fides zu Schlettstadt
wurde ein interessanter älterer Fufsboden aufgefunden.
In der Sitzung vom 5. Februar wurde ein Einschreiten zu
Gunsten des romanischen Glockenthurms der durch Einreil'sung
bedrohten Friedhofkirche zu Bolsenheim beschlossen.
37J Die Wiener Zeitung meldet, dafs seit dem 14. Januar 1. J.
im k. k. österr. Museum f. Kunst und Industrie die grol'se Samm-
lung von Aquarellcopicen ausgestellt ist, welche die k. k. Centr.-
Com. f Kunst- und bist. Denkmäler durch die Herren Ad. Becker
und C. Nordio nach den Wandgemälden des Schlosses Runkelstein
hat fertigen lassen. Eine Würdigung der interessanten Gemälde,
die aus der trefflichen Copie weit besser beurtheilt werden können,
als aus der darüber vor einigen Jahrzehnten erfolgten Publikation,
ist hier nicht am Platze. Das Interesse für dieselben ist durch die
Copieen aufs Neue in weiten Kreisen angeregt worden. Es ist
bekannt, dafs das Schlofs seit Jahrhunderten vernachlässigt ist;
es ist Thatsache, dafs die Gefahr für den reichen Schatz, der in
den Wandgemälden der Burg niedergelegt ist, sich stets vergrö-
l'serte. Man war jedoch über deren Schicksal durch die in letzter
Zeit bethätigte P'ürsorge der österr. Staatsregierung beruhigt
worden. Leider erfahren wir aber bei dieser Gelegenheit, dafs
alle Fürsorge vergebens ist, dafs das Schlofs und mit ihm die
Gemälde sicherem Untergang entgegengehen müssen, weil der
Fels, auf welchem das Schlofs steht, zerbröckelt und verwittert,
dafs vielleicht sogar in kurzer Zeit das ganze Schlofs zusammen-
stürzen mufs. An eine gründliche Rettung könnte nur gedacht
werden, wenn die enormen Summen aufgebracht werden könnten,
welche eine gänzliche Untermauerung des Felsens erfordert. Wenn
nun auch durch die trefflichen Copieen das Andenken an diese
Schätze der Nachwelt gesichert ist, so glauben wir doch, dafs man
es nicht wieder darauf ankommen lassen sollte, dafs ganze Stücke
der Mauer mit ihren Wandgemälden sammt den Felsen , worauf
sie stehen in den Abgrund stürzen, sondern, dafs man versuchen
sollte, wenn das Schlofs nicht zu retten ist, die Wandgemälde ab-
zunehmen und auf diese Weise im Original zu erhalten.
38) Die Nr. 11 der Saxonia meldet, dafs der Hausbesitzer
Zimmermann in Klein -Bobritsch bei Freiberg beim Ausgraben
eines sog. „Steinrückens" ein Gefäfs mit ca. 50 Bracteaten gefun-
den habe. Das alterthümliche Gefäfs sei in Folge von Aberglau-
ben zerstört worden. Nähere Angaben über die Bracteaten sind
in der Mittheilung nicht enthalten.
39) Das Programm der Preisausschreibungen der Gesellschaft
für Ermunterung der Wissenschaften, Literatur und Kunst zu
Dünkirchen enthielt unter andern folgende historische Aufgaben :
Die Geschichte der Entsumpfung des Arrondissements Dünkirchen,
dann eine Studie über das Leben und die Arbeiten des zu Dün-
kirchen 1803 geborenen Charles Coquelin, endlich Literatur und
Kunst von Seeflandern seit der Vereinigung mit Flandern. Preise:
Goldene Medaille von 300 frcs. Werth. Einsendungstermin : 3. Oc-
tober 1877.
40) In den jüngsten Sitzungen der philos.-bistor. Classe der
k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien legte Herr F. Kalten-
brunncr, z. Z. in Berlin, eine Abhandlung vor über „ein Fragment
eines Formelbuches König Rudolfs I. ," Prof Dr. Bischoff in Graz
eine solche übef „das älteste Olmützer Stadtbuch", Herr Dr. Gu-
stav Winter über „Urkundliche Beiträge zur Rechtsgeschichte
ober- und niederösterreichischer Städte, Märkte und Dörfer vom
12. bis 15. Jahrb.," Prof. Dr. Gindely in Prag „Berichte über die
Schlacht auf dem weifsen Berge," Ferd. Tadra daselbst über
den „Feldzug Bethlem Gabors gegen Kaiser Ferdinand II. im
Jahre 1623," Privatdocent Dr. Cech in Berlin eine Abhandlung
„zur Würdigung des Atomistikers Ruggiero Boscowich," Dr. E. Müh-
lenbacher, Chorherr von St. Florian, „über die Datierung der Ur-
kunden Lothar's I.," Prof. Werner, über die „Sprachlogik des Jo-
hannes Duns Scotus."
41) Die Kunsthandlung von H. G. Gutekunst zu Stuttgart
versteigert, am 9. April d. J. beginnend, eine reichhaltige Samm-
lung von Ornamentstichen des 15. — 18. Jahrh. Der Katalog um-
fafst 2729 Nummern, meist grol'se Folgen, so dafs etwa 18—20,000
Einzelblätter, darunter die seltensten Stücke, unter den Hammer
kommen.
42) Von dem in reichem Farbendrucke ausgeführten schwedi-
schen Wappenbuche, herausgegeben von A. W. Stjernstedt und
C. A. Klinspor, Verlag von Fr. G. Beyer in Stockholm, stehen
die bis jetzt erschienenen Theile (Grafen 112, Freiherren 403,
Adelige 1044, zusammen 1559 Wappen) für 150 Mark zum Ver-
kaufe. Auskunft durch die Redaktion d. Bl.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg;. Daa Abonnement dea Blat-
tes, welches alle Monate erBcheint, wird
ganzjährig angenommen xuxd beträgt nach
derneueaten Poatconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreicha 3fi. 36kr. im 24 fl.-FuIs
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man m
Paria bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klinckaieck, Nr. 11 nie de Lille; für
MZEIdER
FllR mu DER
Nene Folge.
England bei WilliamB & Norgate, 14 Heu -
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den PoBtämtem Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege dea
Buchhandels werden durch den Commis-
alonär der literar.-artist. Anstalt dea Mu*
seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
Yierundzwanzigster Jalirgang.
1877.
ORGAN DES GERMAMSCHEX MüSErMS.
JVf 4.
April.
Wissenschaftliche Mitth«iluDgen.
Urkundliche Beiträge zur Künstlergeschichte
Schlesiens.
II. Görlitz. 3. Maurer, Steinmetzen, Baumeister.
(Zweiter Theil. *)
Veit Lempeck. 1487 — 1494. In der oben angeführten
Urliunde von 1487 heifst er Vitus Lentpegk. 1493. dornstag
n. Reminisc. (7. März) Recognicio Veit Lempeck steynmeczen
gegeben. Wir Bürgermeister und Rathmanne von Görlitz be-
kennen, dafs die vorsichtigen Conrad Pfluger unser Werkmei-
ster und Matthias Bottener unser Mitbürger ,,\-fi" heute vor
uns an rathes stat vorczalt haben : Veith Lehmpeg czeiger disz
brives, mit derbalben die gesellen der steynmeczen bey vnd
neben im nicht stehen noch arbeten wulden, sulde angeczogen
und besagt sein vnd haben doruff bekant . . , das sie von ge-
meltem V. Leympig nicht anders denn das er erlich vnd from-
lich ist wissen wolden, im auch gerne als einen andern fromen
gesellen ires hantwerks in(en) zu arbeten vergönnen" etc.
(Lib. missiv. 1491—96).
1494 folgte der Künstler einem Rufe als Baumeister nach
Weifsenkirch in Oesterreich. Der Görlitzer Magistrat stellte
ihm bei seinem Abschiede folgendes Attest aus. „Kundschaft
V. Lempeck dem Steinmetzen gegeben, der Nie. Hofmanns
Tochter zur Ehe hat. Den ehrsamen, weisen Richter, Rath
und Gemeinde des Markts Weifsenkirchen im Lande zu Oester-
reich etc. entbieten wir — unsern freundlichen dienst zuvor.
*) Vgl. Anzeiger, 1876, Nr. 12, Sp. 360 ff.
Da uns V. Lempeck angezeigt, dafs Ihr ihn zu Euerm Bau-
meister erwählt habt, und begehrt seinen Abschied zu erhal-
ten, bekennen wir hiermit, dafs er sich einige Zeit und bisher
als Steinmetz aufgehalten und mit seiner Frau Margarethe,
die bei uns von redlichen und frommen Eltern in der Ehe er-
zeugt ist, ehrlich und fromm aufgeführt hat, wofür wir ihm
danken, und nur Gutes von ihm wissen ; und wenn es ihm ge-
nehm gewesen, hätten wir ihn wohl noch länger bei uns be-
halten. Da er es aber vorzieht, bei Euch seinen Aufenthalt
zu nehmen, ersuchen wir Euch, ihm Gunst und Förderung zu
erzeigen, und sind beflissen es um Euch zu verdienen. Sonn-
abend n. Jakobi Ap." (26. Juli). (Ebendas.)
Conrad Pfluger. 1488—1504. Auf diesen Meister
habe ich bereits bei Olmützer hinzuweisen Gelegenheit gehabt.
Aus dem Folgenden und den schon angeführten urkundlichen
Erwähnungen wird hervorgehen, dafs er ein ebenso geschickter
und gesuchter Künstler wie ein händelsüchtiger Störenfried ge-
wesen, den schliefslich ein Excefs gröbster Art in Görlitz un-
möglich machte. Sein Hauptwerk daselbst ist die Vollendung
des Neubaues der Petrikirche, woran aufser ihm noch die Ar-
chitekten Blasius Börer und Urban Lubanisch thätig
waren ; über den ganzen Bau ist das Nähere in den Script,
rer. Lusat. IL angegeben. Die Kirche wurde nach der bei
Büsching, Alterthümer v. G., S. 75 abgedruckten Inschrift 1497
fertig, nachdem 1423 der Grund gelegt war. Sein Name er-
scheint zunächst in den Rr. 1488 dom. p. omn. sctorum (2.
Nov.) „meister Conrad dem wergmeister gegeben 3 Schk. X^
99
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
100
Gr." Ebendaselbst wird noch Erwähnung gethan eines ,,Un-
terbaumeisters'' Forster: item Forstern dem vndern bawbe-
meister geg. mittw. n. Lucie (17. Dec.) 9 mrc. ad racionem;
im sint auch vormols wurden 6 m. 12 gr. — Freit, n. Innoc.
(2. Jan. 1489) 9 M. ; ist domit ganz vorgnuget bysz Ostern
nehstkunftig, so hebt sich sein dinst wider an ; item am obind
assumpc. Mar. (14. Aug.) vff sein lohn 3 Mr. — 1489. dem
wergmeister sein lohn: item sofi. vor omn. sct. (31. Oct.) m.
Conrad dem wergmeister gegeben eyn gancz iargelt, vnd ist
domit vorgenuget bisz vff diszen heutigen tag ; sofi. n. cruc.
exalt. (19. Sept.) m. Conrad dem w. gegeben 7 Seh.
In den Rathsrechnungen dieses Jahres finden sich noch
folgende Eintragungen: 26. Juli, meister Herten Prawn
(mir weiter nicht bekannt) 10 Flor. ungr. — 2. Aug. des ko-
niges bawmeister vorczert 1 Seh. 21 Gr. (ist dies etwa der
bei Olmützer erwähnte Benesch v. Laun gewesen ?) — Der
Unterbaumeister von vorhin erhielt 14. Nov. 6 M., 21. Febr.
4 M., 11. April 4 Seh., 15. Aug. ebensoviel.
Um 1496 bat sich Konrad Pflugern der Kurfürst Fried-
rich der Weise vom Görlitzer Magistrate zu einem nicht näher
bezeichneten Baue aus. Der Rath antwortete auf dieses Er-
suchen am 24. Sept. an den Kurfürsten und seineu Bruder
Johann bejahend. Die bezüglichen Worte dieses Schreibens
lauten wie folgt : „Wiewohl wir in unserer Pfarrkirche zu St. Pe-
ter einen trefflichen, grofsen Bau haben, der uns etwas Merk-
liches und viel gekostet und noch bis zur Yollführung kosten
wird, wie Meister Konrad wohl hewufst ist, und solcher Bau,
soweit wir davon unterrichtet sind, seine Abwesenheit kaum
zuläfst, wollen wir dem Meister doch erlauben, dafs er, wie
Ew. fürstliche Gnaden begehren, von einem Bau zu dem
andern ab- und zuziehe, und durch seine Angaben, falls
er nicht gegenwertig sein sollte, auch unsern Bau nothdürftig
versorge." Es folgt noch die Bitte, den Meister anzuhalten,
zur Vermeidung von Nachtheilen seinen Verpflichtungen in
Görlitz nachzukommen. (Lib. missiv.)
Ueber den bereits berührten Excefs des Meisters und ein
Gesuch um Rehabilitation werden wir durch 2 Urkunden der-
selben Quelle unterrichtet.
1498. 5. Oct. An hern Johanszen bisschoven zu Me3-ssen.
Erwürdiger in got vater etc. So vns ew. gnaden vff an-
suchen meister Conrad Pflugers geschriben hat vnd im vnser
freyword (?) gelöst zugehn vnd zuzeschicken begeret mit weiter
ew. gnaden meynung, haben wir von e. gn. demutiglichen vff-
genomen vnd vorstanden ; vnd wiewol wir allezeit willen
sein e. gn. beheglich dinst zuerczeigen, dennoch dieweil ge-
melter m. Cunrad einen frevel, desgleichen wir nicht erfaren,
— nicht leserliches Wort, wol „begangen", — deszhalben men-
uiglich bey vns grosz myssefallen tregt, wil vns not sein etc.
vnser antwort vnd meynung dorvff zu erkennen zu geben etc.
Datum quinta aü. Michaelis.
1498. 20. Oct. Dieselbe Ueberschrift und Anrede.
„Ew. gnaden schreiben in Sachen, so sich zwischen dem
ersamen Niclas Geringe vnserm ratesfrunde vnd meister Cun-
rad Pflugern halden, haben wir vnsern nesten Schriften noch
an vnsere eldsten vnd radesfrunde, so sie nu wider herzu-
kommen, gelangen lassen — Nachdem gemelter meister C.
etzliche bew bey vns vffgericht vnd vorsorget hat, wolden wir
vns auch ye gerne also gen in erzeigen, das er vns vndang-
samkeit nicht zumessen dorfte. Dieweil er aber vber gen.
N. G. — , vnangesehen das er im mit fruntschaft verwandt
vnd mit seinem pferde bey im zur herbrige gestanden, in sei-
nen vier pfelen vnd hawse ein mörtlich gewere gezogen vnd
in in seinen armen vnd ins heupt vnd angesicht vorwundt
hat, also das er in, wo er im nicht seinen armen vor seiner
brvst getroffen, durchstochen gehabt hette etc., wil vns nicht
fügen in wider hirein zugeleiten, dat. vig. XI. M. V."
Man befürchtete eine Wiederholung des Streites und
wünschte einen Bevollmächtigten des Meisters, der seine Ange-
legenheiten regeln sollte. Am Rande dieses Briefes ist übri-
gens vermerkt, dieser Brief sei nicht abgegangen, da keine
Antwort gefordert.
Den Künstler treffen wir noch 1504 in Meifsen. Wo er
dort gebaut haben mag , vermochte ich bislang nicht in Er-
fahrung zu bringen.*) In diesem Jahre richteten die Görlitzer
folgendes Schreiben an ihn.
„An meister Cunrad Pflugern wergmeistern zu Meissen.
Vnsern etc. zuvor. Vorsichtiger guter frund. Nie. Ge-
ring lewft vns teglich an vnd beclaget sich seiner armuth vnd
anliggender noth vnd begeret, das er von den 200 marcken
so vff dem hawse verschrieben sein, möchte versorget werden.
So denn ir von wegen ewrcr tochter vnd irer kynder euch
sulchs geldes anmost, müget ir euch vffs förderlichste, als
füglich gescheen mag, zu vns hirein verfugen, domit derhalben
ein entliche richtung gemacht vnd wir sulchs anlauffens von
gen. N. G. Vortrag haben möchten. Dat. 2 a p. Letare (18.
März) 1504."
Blasius Tewfel. Dieser Steinmetz verfertigt 1488
selbander den steinernen Röhrkasten an der Neifsegasse vor
Paul Eylenbergs Hause und erhält zuletzt 3 Schll. Trinkgeld.
(Script, r. L. II, 360.)
Blasius Börer. 1489 — 1503. Die Ueberlieferung nennt
ihn übereinstimmend den Erbauer der h. Grabeskapelle in Gör-
litz, einer getreuen Nachahmung des gleichnamigen Gebäudes
in Jerusalem, welche der reiche Georg Emerich auf Grund
von Zeichnungen und Messungen daselbst hatte errichten las-
sen. Mir ist eine auf die Thätigkeit des obigen Werkmeisters
bezügliche Urkunde nicht begegnet. Nach Büsching a. a. 0.,
S. 56 ff. stammte Börer aus Leipzig und vollendete den Bau
1489. Der Künstler war verheiratet mit Agnes, Tochter des
t Daniel Thyme aus Freistadt, 1499. f. 6. p. 3 reg. (12. Jan.)
*) War er etwa der Nachfolger des Baumeisters Arnold von
Westfalen am Baue des Schlosses zu Meifsen geworden V Vgl. E.
Förster, Gesch. der deutsch. Kunst II, 12.
101
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
102
(Lib. iniss.) — 1501 wird er erwähnt als Vormund der Ursula
Döring, Frau des Paul D., wahrscheinlich des Steinmetzen die-
ses Namens, der bei Olmützer vorkam. (Lib. iud. fol. 241 b.)
— 1502. die Mauric. (22. Sept.) bekennt der Görlitzer Magi-
strat in einem Briefe an die Stadt Zittau, dafs der ehrsame
Blasius Börer, städtischer Werkmeister, den Steinmetzen
Lorenz zu Zittau ermächtigt habe, seine Ansprüche gegen-
über Georg Canitz, wo er ihm immer beikommen möge, gel-
tend zu machen. (Lib. miss. 1502 — 1505.) In demselben
Jahre am Abend Aller Gottesbeiligen (31. Oct.) schreibt Bö-
rer selbst an G. Canitz folgeudermafsen ; „Meinen fruntlichen
dinst zuvor. Lieber George Canicz, gutter frund. Ewer schrei-
ben iczund hey kegenwertigem boten der burgenschaft halben,
so ich neben den andern gutten frunden gen dem rate vor
euch getan vnd das noch euch zu vorstehn geben wolde, ap
vns der rat auch dorvmb angeczogen habe, euch wuszet dor-
nach zu richten, habe ich gutlich verstanden vnd gebe euch
doruff zu erkennen — , dieweile ir nichtes vngeborlichs der
burgenschaft entkegen anphoen wurdet, das sich der rat alles
Schadens an vns erholen wolde. Dorvmb ist mein vnd der
andern bürgen aller fruntliche bethe, wollet betrachten vnd zu
herczen nehmen, was wir gen euch getan haben vnd wes wir
dem rat vnd gemeiner stadt domit vorhafft sein , vff das wir
mit euch, dermasze wo ir etwas vngeborlichs furnemet, zu fei--
nerem schaden nicht komen dorfften, wollen wir fruntlich vor-
dinen." (Ebendas.)
1503. f. 3. p. Let. (28. März). Nachdem seine Frau Ag-
nes ihm ihr Eigenthum vermacht, hat er ihr wieder vermacht
200 Mark zuvor und gleichen Kindestheil, falls sie Nachkommen
haben würden, wo nicht, das Haus in der Neifsegasse und dazu
300 Mark in allen seinen Gütern. (Lib. iud. 292 a.)
Matis. 1501 ist Anna, die Frau des Maurers, bevormun-
det von Hans Eschenloer. (Ebendas. f. 243 a.)
Albrecht, Steinmetz und Werkmeister *). 1510 beginnt
er mit dem Stadtzimmermeister Job st den Bau des Raths-
thurmes. (Script. III, 138.) Letzterer ist gewifs identisch mit
dem Röhrmeister Jost Möller, dem der Rath 1505 einen Macht-
hrief, hetreffend eine Forderung an einen Laubaner Bürger,
ausstellt. (Lib. miss.)
Jörg Garbe meurer von der deutschen Byle (Bielau b.
G.) wird 1517 Bürger. 3 soll. (C. C)
Peter von Pirna, Werkmeister des Herzogs Johann von
Dresden, gibt 1512 Anordnungen über den Fortbau des Raths-
Ihurraes, der gefährliche Risse bekommen hatte. (Script. III,
268.) 1513 wird die Spitze aufgesetzt. (Ebend. 410.)
*) Es ist gewils dieselbe Person wie Ulbricht .Stiglitzer, des-
sen Grabmal von 1514 sich auf dem Nicolaikirchhofe vor dem
Beinhause befinden soll ; er gilt für den Erbauer der Annenkirclie
und die daselbst der Frauenkirche zugewandte Figur mit dem Zir-
kel für sein Bildnifs. Sein Monogramm ist abgebildet bei Bü-
sching, S. 168, sein Brustbild selbst unter einem h. Joseph auf
der vorletzten Bildtafel.
Wendel Rofskopf. 1519 — 1536. Er ist Schüler
des obersten Werkmeisters Benedix vom Baue des
Prager Schlosses, leitet 1519 den Erweiterungsbau der
Görlitzer Nicolaikirche (Script. III, 574 ff.), und 1536 erhält
er den Auftrag, Leute, die des Wasserbaues kundig wären,
aufzutreiben, um die projectierte steinerne Brücke über die
Neifse zu bauen. (Script. N. 299.) 1520 war er Bürger ge-
worden (C. G. mit dem Zusätze „ist ihm geschenkt") und wird
1528 nach dem Steuerregister dieses Jahres als im Neifsevier-
tel wohnhaft genannt. Es würde sehr lohnend sein, noch wei-
tere und genauere archivalische Untersuchungen über diesen
Meister anzustellen ; er soll auch am Rathhause zu Görlitz ge-
baut haben.
Mathis Cunrad von Ludwigsdorf wird 1526 Bürger.
III soll. (C. C.)
Matis Zachris, der Baumeister, erwähnt als Schwieger-
vater des Sattlers Just Rauscher. (Ebendas.)
Abraham Werner von Hansdorf (1577—1591), der
Steinmetz, wird 1577 Bürger. 1591 als gestorben bezeichnet
in den „Gericht-Hendel-' des G. Rösler der Milich. Bibl. f. 35 a.
Dieselbe Quelle macht uns mit einem italienischen Bau-
meister bekannt (f. 14 b. iF.) :
Thomas Martinotus Italus, des Markgrafen von
Brandenburg Maurermeister. „14. November 1591 Cristoff
Meuern lassen furfurdern vnd sich mit ihme berechnet vnd
folgende posten angegeben, nerablich :
erstlich 300 r. , darfür Melchior Straupitz vnd Lorentz
Thomas vom Lauben (Lauban) bürgen; 400 r. , so auf sein
gut zu Bisznitz (b. Görlitz) vorsichert vnd sein Weib mit hafft
welche seinen wegen haben (?) ; vber disz 34 r. 11 arg. an
den 300 r. Frangkfortischer schuld vnd von denselben 300 r.
ein iahr zins, 18 r. ; mehr 39 r., so ihme zurecht zuerkannt
vnd er für ihn zu Frauckfurtt ausgezalt ; mehr 14 r. 15 arg.
zuerkanter gerichtlich vnkosten wegen Mats Hassen (des Stadt-
schreibers V) ; mehr 2'/2 r., seinem söhne für einen geburts (?)
ausgezalt. —
Drauft' hette er von Cristoff Meuern in abschlag entpfan-
gen erstlich 30 r. an drey Denischen gutschenpferdlein, 38Vi r.
au barem gelde ; thun etc. 68Vi r. Da solches von der ob-
gedachten summa der 5 (letzten) posten abgekürzt, bleibet
pro resto 40 r. 2 arg., vud weil C. Meuer solches nicht ge-
nugsam widerlegen konnte, ist ihme innerhalb 14 tage dy za-
lung auferlegt. — Martinotus gebeten vrab ein schriftliche
kundschaft solcher rechnung vnder der gerichte insiegel, ist
ihm gefolgt den 9. Jan. 1592. — M. Straupitz vnd L. Tho-
mas begeren, das C. Meuer aussagen solde, wy er den aus-
stand an den 300 r., darfür sie gegen dem Welschen für ihn
bürge sein vnd mit ihme strittig bekommen haben, vnd solcher
seiner aussag begeren sy mit schriftlich bekentnisz etc., wy
sy dan auch bekommen. — Cristoff Meuer hat ausgesagt, dafs
ihme nicht eigentlich bewust vnd in gedechtnusz, ob er sol-
chen ausstand, darumb seine bürgen etc. mit dem Welschen
103
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
104
strittig, von ihme dem Welschen T. M. zu seinen banden em-
pfangen habe oder ob er es ihme sonst abgerechnet oder nicht."
Christoph Zimmer von Striegau, der Bildhauer,
wird 1604 Bürger.
Im Anschlufs hieran will ich einen Contract anführen, be-
treffend die Anlage einer Wasserleitung, welcher auf dem er-
sten Pergamentblatte des Lib. res. von 1470 steht.
1477. 27. Sept. „Gescheen ist eine vertraclit mit meister
Mathis Ilaüwriz von Brunn, so das er zeugesagt vnd ge-
lobt had das wasser ausz der Xeiszen in roren zcu füren vff
den kyrchbergk (wo die Petrikirche steht) vnd vngefehrlich
zcwcher mannen hüer, dann der kyrchbergk ist, uff das man
dasselbie wasser fortleyten vnd füren möge eyn dy Stadt, eyn
die gassen vnd höfe ; vnd wil das fertigen mit köpperen roren,
dy giessen, fertigen vnd zcwuh kunste anrichten uff sine kost
vnd zcerung vnd dasselbie den rath geweren vnd eczliche an-
weiszin, wy das von tage zcu tage vnd hynfur zcu halden. Do-
vor em der rath, so dis folbrocht vnd er den rath geweret
had, vjTdehalb hundert hungarisch guldin gebin sal ; darczu
sal em der rath schicken vnd bestellen alles kopper, zcehnn,
bley, eyszin, holcz, kolen vnd allen gezcewg, nichts auszgelos-
sen, der dorzcu geboret; vnd ap er odir sine knechte, smyde,
zcymmerlewthe adder irkeyner handreichung bedorffte, sal em
allis vorgehalden vnd verriebt werden von dem rathe vnd vom
rathhause vergnügt. Disse vertracht ist gescheen vor dem
rathe in geinwertigkeit meister Maths" obengenant am sunn-
obend Coszme vnd Damiani nach Christi geburt tawsent vyr-
hundert in dem sebenvndsebenczigsten iar vnd nach siner
vorwilligung vnd des ratis entpbelung in das stadtbuch gezeich-
ent." —
Im Rechnungsbuche dieses Jahres ist vermerkt: ..meister
Matis von Brunn, so em dy roren vor IV C. hung. gldn. vor-
dingt sein, doruff gegeben 4 hung. gldn.'
Brieg. Dr. E. Wernicke.
Ein Schreiben des Rathes von Nürnberg an Florenz
ans dem 16. Jahrhundert.
Es ist vor mehreren Jahren in diesen Blättern (1867,
Xr. 10, 11, 12) der Beziehungen Nürnbergs zu Venedig, und
zwar speziell der Handelsbeziehungen, gedacht worden. Diese
waren jedoch keineswegs die einzigen, welche zwischen den
beiden mächtigen Städterepubliken obwalteten. Den Forschern
auf dem Gebiete der nürnbergischen Geschichte ist gewifs
nicht unbekannt, dafs die deutsche Reichsstadt im Jahre 1506
sich von der befreundeten Lagunenstadt deren Vorraundschafts-
recht erbat und nach dessen Vorbild im folgenden Jahre das
.,Amt der obersten Vormundschaft" errichtete. Davon berich-
tet schon Christoph Scheurl in seiner — 1516 verfafsten —
Epistel über die nürnbergisfche Stadtverfassung (im 20. Kapitel
„von obersten Vormunden der wittiben und waisen," heraus-
gegeben von Prof. C. Hegel in Erlangen, dem ich auch die
Kenntnifs dieser Stelle verdanke, in Band 11 der „Chroniken
der deutschen Städte" etc., S. 781 ff'.) Die Briefe, welche über
diese Angelegenheit zwischen Nürnberg und Venedig gewechselt
wurden, und das von Venedig übersandte compendium legnm
ac ordinum reipublicae Venetae de tutelis pupillorum ist aufser
bei Wagenseil, de civitate Noriberg., auch in der „Tractatio
Historico- Juridica de iudicio tulelari Reip. Norib." (Altorf
1745) von Adam Birkner veröffentlicht.
Ein interessantes Seitenstück nun bietet das meines Wis-
sens noch unbekannte Schreiben, welches ich nachstehend mit-
theile. Es ist ein Brief des Nürnberger Rathes an den Flo-
rentiner aus dem Jahre 1531, aufweichen ich beim Durch-
blättern der Indicesbände der „Atti publici del Commune di
Firenze" im Florentiner Archiv (gelegentlich eines Aufent-
haltes daselbst im Sommer 1875) aufmerksam wurde. Senat
and Konsule der Stadt Nürnberg bitten darin um Zusendung
der für die Armen- und Krankenhospitäler geltenden Satzun-
gen, betonend, dafs es für sie nichts Neues sei, aus Italien
Gesetze zu entlehnen, wie sie dies früher mit dem venetiani-
schen Vormundschaftsrecht gethan.
Es sei mir erlaubt, hier einzuschalten, dafs auch anderer,
nicht blos italienischer Städte Einrichtungen und Verfassungen
die Nürnberger sich zum Muster genommen zu haben scheinen.
Wenigstens führt Wagenseil (a. a. 0., p. 202 ff.) dafür die Zeug-
nisse zweier Männer an, des Lodov. Guicciardiui und des Job.
Limnäus, von denen der erste in seiner Beschreibung Belgiens
(cf. französ. Ausgabe, Amsterdam 1625, p. 406) sagt: „Norin-
bergenses, cum ad singulas paene urbes certos homines
mitterent, ut exemplo veterum Romanorum viris prudentibus
omni in re imitandum, bonas ac laudabiles aliorum leges in
usum suum transferrent, eas hie (d. h. in Valenciennes) in-
venerunt consuetudines, ut cupide statim nonnullas arripuerint,
quae hucusque in excellenti illa optimeque instituta Republica
Norinbergensi observarentur;" Limnäus aber schreibt in Tom.
I. Addition. Juris publ. inter 1. 7, c. 35, n. 9 (Ausg. von 1650
p. 266): „Credibile est, a variis Norimbergenses Republicae
suae formam petiisse. Hinc factum ut alii Venetam, alii Va-
lentinianensem in Hannonia, alii Bruxellanam matricem Norim-
bergensis nominaverint."
Die Richtigkeit dieser Angaben zu prüfen, liegt mir ferne;
nur daran möchte ich hier noch erinnern, dafs das Heilige-
Geist-Spital, welches Konrad Grofs bekanntlich schon im Jahre
1331 gestiftet hatte (cf. Städtechroniken, Nürnberg Bd. 1
S. 348, Anm. 1), eben damals, im Jahre 1527, fertig ausge-
baut war (Lochner, Nürnberg und seine Merkwürdigkeiten,
1873, S. 99). Vielleicht gab das durch die Vergröfserung des
Spitals hervorgerufene Bedürfnifs einer neuen Einrichtung des-
selben den Anlafs zu der oben gedachten Bitte. Dafs man
aber mit derselben sich gerade an Florenz wandte, hatte seinen
guten Grund ; denn Florenz zeichnete sich auf dem Gebiete
der Wohlthätigkeitsstiftungen vor anderen Städten in der That
105
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
106
weit aus. Es ist dies zufällig erst kürzlich von einem gründ-
lichen Kenner der florentinischen Geschichte rühmend hervor-
gehoben worden in einem Nekrolog auf den jüngst verstorbe-
nen Florentiner Historiker und Direktor der Biblioteca Maglia-
becchiana, Luigi Passcrini, (Beilage der „Augsb. Allg. Ztg."
vom 8. Febr. ds. J.), dessen erste, 1853 erschienene, gröfsere
selbständige Arbeit eben die Geschichte der Wohlthätigkeits-
und Elementarunterrichts -Anstalten von Florenz zum Gegen-
stand hatte. Wie aus Passerini's Vorrede, p. XXVI erhellt,
soll die Arnostadt gegen Ende des 15. Jahrhunderts nicht
weniger als fünfunddrei fsig Spitäler gezählt haben — gewifs
ein sprechendes Zeugnifs des daselbst herrschenden Wohlthä-
tigkeitssinnes. —
Ob auf unser Schreiben eine Antwort erfolgt ist, vermag
ich nicht anzugeben. Die äufsere Aufschrift desselben nun
lautet: „Magnificis et prudentissmis viris, Dominis Prioribus
libertatis et Vexillifero iusticiae inclytae Florentinorum Rei-
publicae." Der Brief selbst beginnt also: „Magnificis ac prü-
den tissimis viris, Senatoribus et Magistratui Reipublicae Flo-
rentinorum, Senatus et Consules Reipublicae Norinbergensis
Salutem.
Cum non solum eos, qui Christiano noraine censentur, sed
et quoscunque alios, praesertim qui Rebuspublicis praesunt,
summa diligencia curare deceat, ut eorum qui aetate, morbo,
vel angustia rei familiaris aliena ope indigent, publice racio
habeatur, id quod prudentissimis olira principibus, Romanis
imperatoribus , magnopere curae fuisse tot praeclarae de hac
re editae sanctiones testantur, non indignum nostra functione
arbitrati sumus, si nostrae quoque urbis Xenodochiorum ac
Nosocoraiorum legibus restauraudis et ad meliorem frugem re-
ducendis animum adiecerimus. Porro cum hac parte Floren-
tina Civitas non modo Italiae sed ue aliarum quidem Provin-
ciarnm uUi Reipublicae cedat, magna fiducia a vobis petere
non sumus veriti, ut Xenodochiorum ac Nosocomiorum vestrae
urbis leges et racionem fovendi ac curandi valetudinarios egen-
tes ad nos transmitti curetis. Neque enim novum hoc exem-
plum nobis est petendarum ex Italia legum. Quipjie qui et
pupillares leges ab incljto Veuetorum Senatu ante annos ali-
quot magno nostrae urbis commodo mutuati sumus. Impetra-
bit hoc a vobis vel communis in egenos et valetudinarios affe-
ctus, ad quos imprimis maxima huius commodi pars est redi-
tura, cuius tamen nihil Interim vobis decedet. Quod ad nos
attinet, nullum est officii genus, quod pro hoc beneficio in no-
bis sitis unquara desideraturi. Valete.
Norinbergae quarto Calendas Julias
Anno MDxxxi.
Consules et Senatus Reipublicae
Norinbergensis.
München. Dr. H. Simonsfeld.
Zum Nürnberger Schempartlauf.
Da in jüngster Zeit gewisser Fastnachtsspiele oder Volks-
belustigungen mehrfach gedacht worden ist, mag eine Bemer-
kung zum früheren Nürnberger „Scbempartlauf" nicht am un-
rechten Orte sein, zumal der Ursprung dieses Mummenschanzes
irrthümlicher Weise neulich aus der Zeit Karl's IV. vnd vom
J. 1349 auf Karl V und ins Jahr 1549 versetzt worden ist,
in eine Periode, in welcher er durch den Einflufs der Refor-
mation wohl ziemlich aufser Gebrauch gekommen sein mag.
Der „Schempart", {später „Schünbart" geschrieben, (weil
man die Bedeutung und Ableitung des Wortes nicht mehr
verstand : schem = Larve, Maske, Holzmaske ; vergl. Schmel-
1er II, 418 f. Weigand II, 629 und Sanders III, 907) ist 1349,
nach Dämpfung eines plebejischen Aufruhrs gegen das patri-
zische Regiment durch gewaltsames Einschreiten Karl's IV,
eingeführt worden, und zwar zunächst als eine Bewilligung für
die rathsgetreue Metzgerzunft.
Die Hof- und Staatsbibliothek besitzt drei sogenannte
„Schempart-Bücher" oder Beschreibungen des Schempartlaufes
in Nürnberg, und zwar von anno 1449—1539, in den codd
bav. (germ.) 2063 , 2082 , 2083. Das beste der Bücher ist
die Handschrift 2083, deren Einsicht mir in der Reihe der
lateinischen' Handschriften, welche ich gegenwärtig für den
Druckcatalog beschreibe, dieser Tage geboten war: sie ent-
spricht nämlich, wie ich nachweisen kann, dem cod. lat. 21297.
Dieselbe gibt neben dem Text noch 66 Figurenbilder der
Schempartläufer mit ihren Wappen, zwei gröfsere Tafeln mit
dem Lauf oder Tanz und 20 Abbildungen der „Hell," welche
das erste Mal i. J. 1475 zur Aufführung kam, und deren ab-
sonderliche Art und Ausstattung mit eine Hauptsache des
„Spektakels" geworden ist. Das Buch ist in dieser Hinsicht
wirklich belehrend; auch sind noch andere chronologische
Einzeichnungeu für die nürnbergische, brandenburgische und
deutsche Geschichte bemerkenswerth. Als Anhang des „Schem-
partbuches" folgt noch eine Aufzählung der Ritterspiele, Tur-
niere, Rennen und Stechen, welche in Nürnberg vom Jahre
1430 — 1561 gehalten worden sind.
Das „Schempartbuch" im cod. 2082 ist dem ersten gleich,
aber spätere Abschrift; die Abbildungen ebendesselben sind
viel roher und ungefälliger. Voran geht eine kurze nürnber-
gische Chronik und ein Geschlechterbuch mit den Wappen-
schilden, ziemlich gut ausgeführt.
Im cod. 2062, welchen „Hanns Schedtncr, der Zeit Under-
vogt zu Onoltzbach, seinem freundt und vertrauten Bruedern
Johann Michael Beulten verehrt hat" (14. Sept. anno 87 =
1687?) steht der „Schünbart" nur als „kurtze Anzeugung"
f. 1—11 vor einer nürnbergischen Chronik, welche bis zum
Jahre 1573 reicht.
Es möge nun die gereimte Vorrede des erstgenannten
Codex (2083) Platz finden — man lernt daraus hinreichend,
was im allgemeinen zu wissen frommt.
107
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
108
Vorrede in das Schempart Buch.*)
Cod. bav. Monac. 2033, f. 3.
Als man zält drcitzchundert jar
Und neun und viertzig Jar fürwar
Als Keyser Karolus der Vierdt
Das he3iig Römisch Reich regierdt
5 Da machten in Nürnberg der Stadt
Die Zünflt ein Bündtnu|5 widern Radth
Und die Gayspert**) in der Schmidt Zunfft
Fiengcnn das an wider Yernunfft
Am dritten Pfingstag vberfallen
10 Wolltens den Rath erschlagen allen
Nun an dem heiligen Pfingstag
Do liürt ein Münich den Anschlag
Von zwey Zunfftmeistern angefer
Als hinter einer Thür stunde er
15 Von stundan er gewarnet halt
Vor der Auffrur einen Erbarn Rath
Der yder wich aufs seinem Hawfs
(Mie er möcht) bringen liefs hinaufs
In Truhenn, fessern vnnd in Secken
20 Wie sich ir ider möcht verdecken
Kamen all zu Heydeck zusamen
Nach dem die Zünfft die Stat einnamen
Unnd setzten einen Newen Rath
Von den Gemeynen au(J der Stadt
25 Vill Handwercksleut au(i der Schmidt Zunfft
Die herschten mit kleiner Vernunift
Mitt vill ungepürlichen Sachen
W'olten die Stadt auch weitter machen
Anfiengen etlich Thürcn***) unnd Mauren
30 Also plieb der alt Rath in Trauren
Zu Haydeck, aulf anderhalb Jar
Pils auff Michaelis zwar.
Von Prag Kayser Karolus kam
Gebn Nürnberg, vnnd gefenklich nam
35 Alle Ursacher der Auffrur
Auß inn mancher enthaubtet wur
Auff dem Weinmarck vor dem Rathhau(5
So reutet er die Auffrur auß
Brach ab des newen Raths gepew
40 Unnd thet ab all ir Ordnung new
Unnd alle Zünfft in der Gemein
Setzt den alten Rath wider ein
In ir Herschung unnd Regiment
*) Diese gereimte Vorrede ist zwar in M. M. Mayer's nürn-
berg. Schembartbuch (Nürnb. 1831) bereits gedruckt, jedoch in ge-
neuerter Sprache und mit einigen Abweichungen von dem vor-
liegenden, handschriftlich getreuen Texte. D. Red.
**) Vgl. Anzeiger 1857, Sp. 33 ff.
***) so, d. i. Thürm.
Dammit nam die Auffrur ein endt.
45 Die Metzger aber mit Yerlanngen
Dem alten Rath warn angehangen
Trewlich in dieser Affrur hie
Deshalb ein Rath begäbet Sie
Mit einem freyen Faßnacht Tantz
50 Mitt den Stadtpfeiffern zierlich ganntz
Unnd mit eim Faßnacht Spill bekannt
Welches der Schömpart ist genannt
Des Spill hettens bey iren Händen
lerlich habens von inn bestanden
55 Die Bürger unnd von Erbern Geschlechten
Umb ein Sum Gelts, das sie mit rechten
Den Schenpart selb mochten verwalten
Also kams auff vnns von den Altenn
Ir Kleydung erstlich leynen war
60 Darauft" schlcchtlich gemalet gar
Unnd vber lanng trugens Parchandt
Hosen von gutt wullen Gewandt
Entlich loff er auch in Atlas
Unnd ye lannger köstlicher was
65 Das darunter lufl'en all Jar
Viel Holtzleut vnnd der Rawhen Par
Manchcrley Art mit Abeutewr
Auch wurffens viel fliegender Fewr
Verpranten auch almall ein Hell
70 Mit grosser Kurtzweil vnnd Geschell.
Sölchs als in diesem Schempart Buch
Nachfolgent ordenlichen such
Sambt aller Form vnnd Gestalt
Geschribenn vnnd darzu gemalt
75 Sambt den Hauptleuten alle Jar
Was Färb ein yder Schempart war
So viel ir alhie sind gelofi'enn
Macht dir dis Büchlein dar und offenn.
Die „Hell" hatte ihrem Namen nach viel mit dem Teufel
und seinem Gefolge zu thun ; Lindwürmer, Basilisken, Alt-
Weiber-, Narreu-Fresser u. dgl. kommen zum Vorschein, aber
auch Gelage, ein „Dendelmarkt", ein Yogelherd, „darauf
man Narren fieng," Festungen u. a. ra. Das letzte Spiel, wel-
ches der Cod. 2083 beschreibt, wird also erzählt: „1539
Jar laff ein grosser Schempart, dergleichen noch nie geloffen,
waren haubleut Jacob Muffel Joachim Tezel und Merten von
Plabenn, waren ir bey 200 luffen auff der Herrn Trinckstuben
auff der Wag auß. War gleich ein selzams spectacl, dan sie
waren in 15 Jaren nie geloffen, luffen auch in rauhen Klay-
dern, vnnd schöne vnd wolgezterte Holtzraenlein vnd Holtz-
freulein mit, heften ein grosse hell wie ein schiff doriu stund
ein feister Pfaff in der Mit vnd zwen Teuffei neben im, hiel-
ten im ein pretspill für, vnd oben auff der Hell war ein Stern-
seher, brachten sie biß für das Rathauß do sturmeteu sie die
Hell."
109
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
110
Dieser Auszug mag zugleich die V^'erse 65 und 66 erläutern.
Ob nicht in dem Auftreten der „Holzleute" und der „Rau-
chen", d. i. Pelzleute, ein Stück altgermanischen Aberglaubens
herüberspielt ?
Wenn ich Schmeller, namentlich in den Nachträgen der
2. Auflage (I, 1104 f.), unter ..Ilolzweiblein," „Holzmann",
„Holzleut" in Betracht ziehe, so möchte ich ohne Bedenken
antworten : Ja ! Unsere Stelle gibt der Muthmafsung des
einzigen Sammlers und Forschers neuen Hintergrund, wenn er
in der ,,Klagred der wilden Holzleut über die ungetreue Welt"
im cod. lat. Monac. 5208 (= Monac. Augustin. 202), fol. 305 v.
— so ist das lückenhafte Citat zu ergänzen — einen gewissen
Anklang der Sage findet.
Auch die „Rauchen", d. h. gleichsam die „Pelzleut", wei-
sen auf alte Bräuche und Vorstellungen zurück. Der „Pelzä-
Mertel" (Schmeller I, 1656) machte noch in meiner Kindheit
am Martinsabend seine Besuche im ansbachischen und nürn-
bergischen Stadt- und Landbezirk, um dem Kinderschrecken
reichliche Spende von Nüssen u. dgl. folgen zu lassen. In
Bayern ist dieser bekanntlich der „Klaubauf" (Schm. 1, 1321)
gewesen am St. Niclastag.
Weil ich bei Ergänzungen des heimischen Wörterschatzes
bin, mag aus unserer Handschrift noch ein guter Beleg zum
„gailen Montag", d. h. zum lustigen Montag vor Fastnacht
(Schm. I, 890), gehoten werden. Auf fol. 43 v. steht nämlich
folgende Bemerkung: „1495 Jar ^Yas Wolff Haller, Hanns
Krefs, Stefl'an Baumgartner, Jörg Ketzell Hauptmenner im
Schempart, vnd waren ir 64 Mendlein in schwarz vnd gelb,
vnd luffen 3 Tag, den geylen Montag, die Faßnacht vnd den
Aschermittwoch vnd verpranten 2 Hell, vnnd luffen auß am
Obßmarckt zum Mylla in des Stören Hawß , bestunden von
Flaischhackenn vmb 18 gülden. Umb dise Faßnacht was Marg-
graf Fridrich hie zu Nürnberg mit all seim Hoffgesindt, vnnd
heften ein Gesellenstechen 10 Markgreflich vnnd 10 Nürnber-
gerisch."
München. Dr. Georg M. Thomas.
Altdeutsche Oitsnaiueu in Wälstli-Lotliriugeii.
(Sohluls.)
Zweifelhaft sind :
Chanville: enthält wahrscheinlich den kirchlichen Namen
Johannes, der im lothringischen Patois zu Chan wurde.
(Vgl. das Gedicht „Chan Heurlin", Patois Messin). In
Deutsch-Lothringen gibt es ein Johannsweiler; in Frankreich:
Jauville, Jeancourt, Jeanmenil; und
Preville (Gem. Moulins). P. N? oder = pres de ville, wie
Preville bei Nancy, welches 1725 so hiefs.
Romanisch sind:
Domangeville (Gem. Sanry) = Dominici villa, und
Noisseville: 13. Noassiville, Nowasseville (mit Einschiebung
eines euphonischen v, um den Hiatus zu vermeiden; vergl.
Diez, Grammat. d. rom. Spr. 4. Aufl. I, 189); entstanden
aus Nucetum, Nocetum (Nufshain), frz. Noisy, dem ville als
erklärender und erweiternder Beisatz angefügt wurde, wie
in Gravelotte (12. Graveium, Gravei; 15. Gravilette, 16. Gra-
velette, Gravelatte) das vilette, lothringisch velatte, velotte.
Am besten erklärt sich die Anhäiigung des ville, wenn man
annimmt, dafs Noisseville nur die romanische Uebersetzung
eines altdeutschen Nusdorf ist. (Förstem. II, 1172.)
Eine neuere Bildung ist:
Charleville, 1618 gegründet und nach Karl von Lothringen
(Charles de Lorraine) benannt, der damals Abt des nahege-
legenen Klosters Villers -Bettnach war (Bouteiller, Diction.
topograph. de l'ancien Dep. de la Moselle, Paris 1874, S. 50).
Auf — mon t:
Allemont oder Aleraont (Gem. St. Jure): 12. Alamont, Alen-
munt, 13. Aleumont. P. N. des Stammes AlaV (Forst. 39)
oder der Volksname der Alanen? Allamont bei Conflans
heifst 12. Alani mons.
Grimont (Gem. St. Julien): 15. Grymont. P. N. des Stammes
Grim? (Forst. 547).
Landremont (Gem. Silly) : 15. Landrimont; deutsch: Lemmers-
berg. Die französ.Form klingt, wievonLandrich, die deutsche
wie von tandmar abgeleitet.
Landremont (Gem. Maizery): P. N. Landrich.
Tignomont (Gem. Plappeville) : 12. Tignomons. 14. Thignemont,
Tignommont. Wahrscheinlich aus Titino mons, vom P. N.
Titin, Tidin, der auch in Deidesheim, dem weinberühmten,
steckt (7. Didincsbaim, 11. Titinesheim). Vgl. die Ortsna-
men Tittono mons, Dodino mons (Polyptych. Irminon.) und
Thidinisberg 9. (bei Schlettstadt).
Vaucremont (Gem. Bazoncourt) : 15. Walcremont. P. N. Wal-
cher oder Waltcar (Forst. 1232 und 1242).
Vnlmont: 16. Wulmont. Auch Valraont (Kr. Forbach) heifst
16. Wulmont. Das wie U ausgesprochene W trübte das
folgende a zu u. P. N. Wal, Wala, Walo (Forst. 1230).
Ein Wala war im 9. Jahrh. Bischof zu Metz.
Romanisch ist:
Jaumont (Gem. Roncourt), dessen Steinbrüche im J. 1870 so
berühmt geworden sind. 14. Jalmont. P. N. Gallus. (Wie
Jailly aus Galliacum, Jaulny aus Galliniacum.)
Auf — villers:")
Amanvillers: 12. Almanviller. P. N. Alman (Forst. I, 153
und II, 66).
Landonvillers, deutsch Landdorf: 13. Landonis villare. P.
N. Lando (Forst. 830).
LeoviUers (Gem. Vaudoncourt), dtsch. Lauweiler: 17. Leaweiller.
P. N. Leodoald, Litald, Ledalt. Die jetzige deutsche Form
ist der romanischen nachgebildet. Thiaucourt (Meurthe-et-
Moselle) heifst urkdi. Theodalci (= Theodalti) curtis.
") Der Franzose hängt an Ortsnamen gern ein s an , wie der
französische Schweizer ein x.
111
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
112
Zweifelhaft, weil einen kirchlichen Namen enthal-
tend, ist;
Pierre villers: 10. Pierswiler, Petrae und Petri villare.
16. Petrovillare.
Auf — vaux:
Bronvaux: 12. Brenval. 14. Brenvault. P.N. Bero (Forst. 224).
Convaux (Gem. Bazoncourt), Hof in einer Thalmulde: P. X.
Conrad, Cunz?
Marivaux (Gem. Hayes), Hof mit Kapelle: 15. ,.Mariae vallis
in sylva." Vgl. dagegen Marimont, Kr. Chateau-Salins.
Auf — fey:
Bonfey (Gem. Les £tangs): 11. Bonfagit. Kicht Bonum fa-
getum, sondern Bodonis fagetum, Bodo's Buchenwald, wie
Bonmoutier, urkdl. Bodonis monasterium.
Ketonfey: 12. Ritunfait, Retonfait. Scheint zu den zahl-
reichen oberdeutschen ,,Raitenbuch" zu gehören (althochd.
Raitinbuoch, Reitinbuoch), welche einen P. N. Raito voraus-
setzen (Forst. Raido, und fem. Raitun, 1, 1029). Es ist
bemerkenswerth, dafs der letzte Theil der Zusammensetzun-
gen mit Raito in der Regel ein Waldnarae ist : Raiten-Buch,
Raiten-Hart, Raiten-Haslach (8. Raitinhaselach.) Vgl. Schmel-
ler, bayer. Wbch., 2. Ausg., II, 174.
Romanisch ist:
Befey (Gem. Villers-Bettnach) : 18. Belfey. Entspricht dem
deutschen Waldnamen „Schönbuch."
Auf — champ:
Franclonchamp (Gem. La Maxe) : 1336 Frankillon champ.
Frankillon j. Fransquillon ist ein Spottname der belgischen,
lothringischen und luxemburgischen Nachbarn für die Fran-
zosen. Den Lothringern galten namentlich die Bewohner
der Grafschaft Bar als „Frankillons" (Französlein), weil sie
nur romanisch sprachen. Es könnte daher sein, dafs Franc-
lonchamp einem Lager der Barer im sogenannten „Vierher-
renkriege" (1223 — 26; s. Westphal, Gesch. von Metz I,
S. 164 fi".) seinen Namen verdankt. Dann stünde aber wahr-
scheinlich camp für champ. Frankillon ist hier daher ver-
muthlich ein P. N., und die Uebersetzung wäre Fränkleins-
oder Französleins-Feld. Forst. (413) hat einen P. N.
Francolin.
Ladonchamps (Gem. Woippy) : 14. u. 15. Laidonchampt, Lai-
donchamp, Landonchamp. P. N. Lando. Das u fiel aus,
weil der dreifache Nasallaut zu unschön war.
Auf — pre:
Cainonpre (Gem. Moulins) : P. N. Cagano (Forst. 456).
Zweifelhaft ist :
Senorroy (Gem. Norroy-le-Veneur), en patois : „Snoreu", wel-
ches sowohl einen P. N. des Stammes Sig enthalten, als
aus j.Sous Norroy" entstanden sein kann. (Norroy, urkdl.
Nugaretum, bedeutet „Nnfshain"). Sechamps (französ. Lo-
thringen) heifst urkdl. Siccus campus; es könnte demnach
Senorroy =: Siccum Nugaretum sein und wäre romanisch.
Da es schon ein Norroy-Ie-Sec (bei Gonflans) gab, so sagte
man hier vielleicht absichtlichtlich Sec-Norroy mit Voran-
stellung des Adjektivs.
Aufserdem scheinen mir noch folgende Orte im altroraa-
nischen Sprachgebiet hieher zu gehören, obwohl sie theilweise
erst nach der fränkischen Zeit entstanden sein mögen :
La Wade (Gem. Valliferes), vom dtschn. Warte, ahd. Warta.
Vgl. das lothring. banwade , Feldhüter , vom dtschn. Ban-
wart. La Wade hatte den Zweck, die nach Osten führende
Hauptstrafse zu bewachen (1429 Wade, 1308 La Warde.)
Villers ? Es gibt in unserem Gebiete fünf Orte dieses Namens,
welche natürlich unterscheidende Beisätze erhalten haben :
Villers-Laquenexy, Villers-lez-Plesnois, ") Villers-lez-Rombas,
Villers-l'Orme und Villers-Stoncourt (Villers-Bettnach; s.
unten im ursprüngl. deutschen Gebiet.) In den lateinischen
Urkunden heifsen sie Villare; ob vom ahd. wilari oder
mittellatein. villare, ist um so weniger zu entscheiden, als
ja Forscher wie Weigand (dtschs. Wörterb., 2. Aufl., II,
1075) das deutsche Wort als dem Mittellatein entlehnt be-
betrachteu.
Ban-Saint-Martin, Dorf bei Metz, zeigt im ersten Theil
noch das deutsche Wort Bann (ahd. ban), das in die französ.
Sprache aufgenommen wurde. Als lothringische Enklave
im Metzer Gebiet hatte das Dorf sein eigenes , abgeschlos-
senes Gerichts- und Zoll -Territorium. 10. „Ad sanctum
Martinum" ; Villa Sancti Martini. 1404 Ban Saint Martin.
Wasnanque oder Wassenanque (Gem. Plesnois) und
Halsidrac (Gem. Sablon) ") sehen entschieden deutsch aus und
repräsentieren wol den Namen des ursprünglichen Besitzers,
wie das bei einzelnen Gehöften häufig der Fall ist.
Es sind nun noch diejenigen Orte anzuführen, welche im
Mittelalter noch deutsch sprachen und erst seit dem 16. u.
17. Jahrh. durch die französische Eroberung von Lothringen
verwälscht sind. Im Kreise Metz sind es folgende :
Auf — ange, aus dtsch. — ingen:
Amelange (Gem. Haueoncourt): 12. Amelenges.
Epange (Gem. Charleville) : 12. Epingen.
Hagondange: 13. Augondanges, Angoldanges. 14. Agondange
En patois: ,,Augondauge" dtsch. Hagelingen (Hageldingen?)
Bouteiller, Diction. S. 109.
Hessange (Gem. Vigy), dtsch. Hessingen.
Marange, dtsch. Märingen: 8. Maringen; 11. Marengis ;
12. Marenges.
Nidange (Gem. Charleville), dtsch. Nidingen : 11. Nydenges.
12. Nidingis.
Rinange (Gem. Charleville.)
Silvange (Gem. Marange): 14. Snlvange, SuIIevange, Suilvange
P. N. Sigulf.
") lez oder les = bei, neben, vom latein. latus, Seite (Diez,
etym. Wbch., 3. Ausg., II, 358).
'^) 1610 Sidrac; en patois: „Halsigrec" (Volksetymologie mit
Bezug auf y oder i grec).
113
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
114
Talange: 10. Tatolinga, Tatelinga, Tatilinga. P. N. Tatilo.
Auf — bas, dtsch. — bach:
Rabas (Gem. Villers -Bettnach), en patois : „Raibay^- ; dtscb.
Rebach. Förstern. II, 1235 hat zwei deutsche RehbachfO).
Rombas, urkdl. Rerabacum, Ramesbacum, Ruraesbaz, Rumes-
back, Romebar, Rombar; en patois: Rombair. Förstem.
hat ein Rammespach u. Rumbach (9.)
Auf — ach :
Villers-Bettnach: 12. Beddenacker, Betnairach (sie) ; 13.
Vilers, Viliers, Villiers, Vilarium. — 14. Bethenak, 16. Bet-
tenach. Liegt an einem Bach.
Auf — chure, dtsch. — scheuern:
Godechure (Gem. Villers-Bettnach): 16. Gadersch euren. 17.
Gaudechure. 18. Gadtschures, Gadtscheuren. P. N. des
Stammes Gad (Forst. 455).
Vorstehende Orte bezeichnen genau die Sprachgrenze,
wie sie sich nördlich und nordöstlich von Metz im Mittelalter
festgestellt hat. Sie hat sich in den letzten Jahrhunderten
auf Kosten des deutschen Elements um 1—2 ") Stunden ver-
schoben, wird aber unter der deutschen Herrschaft hoffentlich
bald wieder die frühere Linie einnehmen und mit der Zeit
selbst im entgegengesetzten Sinne — zum Nachtheil der fran-
zösischen Sprache — vorrücken.
Der Metz am nächsten gelegene vormals deutsche Ort
ist Ämelange, in genau nördlicher Richtung S'/^ Kilom. (etwas
über eine Meile) entfernt. Es ist ein am linken Moselufer
gelegener Hof, der im 12. Jahrh. dem Erzbischof von Trier
gehörte. Setzt man auf den Punkt Ämelange der Karte einen
Zirkel ein und beschreibt von Westen nach Norden ein Kreis-
segment, dessen Entfernung von Ämelange ungefähr 4 Kilom.
beträgt, so trifft man die Orte Marange, Silvange und Talange.
Letzterer liegt nördlich von Ämelange, auch am linken Mosel-
ufer. Dazwischen und am rechten (^östlichen) Moselufer liegen
noch lauter romanische Orte, so dafs Ämelange als vereinzelter
Posten des Deutschthums dasteht. Ueber der Mosel drüben,
im Nordosten, ist der nächste ehemals deutsche Ort Ilessange
13 Kilom. von Metz entfernt.
In rein östlicher Richtung liegen die ersten deutschen
Orte (die schon dem Kreise Bolchen angehören) über 20 Kilom.
von Metz entfernt.
Daraus geht bervor, dafs das Einströmen der Franken
hauptsächlich längs der Mosel erfolgte, und dafs der Damm,
den das romanische Metz dem Deutschthum entgegensetzte,
sich gegen Osten wirksamer erwies als gegen Norden und
Nordosten, der vom Flusse begünstigten Hauptverkehrsrichtun g
nach Deutschland. Die kirchliche Verbindung mit dem rasch
germanisierten Trier mag für die längs der Mosel liegenden
Orte ebenfalls von Einflufs gewesen sein.
Die Sprachgrenze in Lothringen zeigt uns an, wie weit
diese Gegenden im 5. Jahrh. von der Mehrzahl ihrer romani-
schen Bewohner verlassen worden waren. Dieselben hatten sich
vor den unaufhörlichen Raubzügen der germanischen Stämme
bis unter die Mauern von Metz, Marsal, Vic zurückgezogen.
Viele mochten auch als Gefangene fortgeschleppt worden sein.
Nur ein kleiner Theil überdauerte die Stürme der Völker-
wanderung auf der heimischen Scholle, sei es, dafs diese ver-
steckt und abseits der Heerstrafse gelegen, oder nach verzo-
genem Ungewitter von den zurückgekehrten Bewohnern wieder
besetzt worden war. Daher rühren die zerstreuten keltischen
und romanischen Ortsnamen in Deutsch -Lothringen, wie z. B.
in waldiger Gegend bei St. Avold'^) Longeville, dtsch.
Lubeln, Lungenfeld, Langendorf, Langweiler; L'Höpital, dtsch.
Spittel, früher offenbar eine Herberge; Porcelette, dtsch.
Porselt, von porcile (Schweinstall)? Bei Diedenhofen: Yutz
oder Yeutz, dtsch. Geits, latinisiert 9. Judicium, aber wahr-
scheinlich keltisch; Terville, dtsch. Terwen, urkdl. 13. Ter-
ven. Ist dasselbe wie Therouanne (Dep. Pas de Calais), urkdl.
Tervanna; kymr. derwen, armor, deruenn die Eiche, der Eich-
baum (Bacmeister, kelt. Briefe, S. 47). Wie im heutigen
Deutsch -Lothringen die zurückgebliebenen Romanen von den
in überlegener Zahl eingewanderten Deutschen germanisiert
wurden, so mufsten die letzteren da, wo sie mit dichtgesäter
romanischer Bevölkerung zusammen wohnten und vom deutschen
Hinterland schon weiter entfernt waren, allmählich romanisiert
werden.
Was die Verth eilung der fränkischen Ansiedelungen
im Kreise Metz betrifft, so finden sie sich fast ausschliefs-
lich links (westlich) der Mosel, auf der steinigen Hochebene
der sogenannten Wolvre'") (dem alten pagus Wabrensis) und
deren waldigen Abhängen und Seitenschluchten. Die milde-
ren, fruchtbareren Striche im Thale und rechts der Mosel wa-
ren eben schon von romanischen Orten besetzt und boten zu
neuen Ansiedelungen wenig Raum. Auch mag die Vorliebe
der alten Deutschen für den Wald als Faktor mitgespielt
haben.
Metz. Dr. K. Uibeleisen.
'*) Am stärksten im Moselthale, weil hier die deutsche Spra-
che am weitesten vorgedrungen war. Erst von Ückingen, der
letzten Eisenbahnstation vor Diedenhofen, an überwiegt jetzt die
deutsche Sprache. Die Entfernung von Uckingen nach Talange
beträgt 8 Kilom.
'*) deutsch „Santerfor" aus Sanct Naher.
'^) Die Schreibart und Aussprache zeigt, dafs der Name nicht
unmittelbar vom latein. vepres, Dorngestrüpp, sondern aus dem
Deutschen stammt. Vgl. mittellat. wavra, wevra Buschwald, und
deutsch Waberwald, Waberlohe.
115
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
116
Ein Buchbeutel in der kgl. Hof- und Staats-Bibliothek
München.
Unsere Kenntnifs mittelalterlicher Utensilien ist bis jetzt
vielfach auf Darstellungen derselben in Miniatur- und ande-
ren Gemälden, sowie in Stein- und Holzsculpturen beschränkt,
so dafs es immer ein Gewinn heifsen kann, wenn man eines
Originals habhaft wird. Im Anzeiger 1862, Sp. 324 f. ist der
im Besitze des germanischen Museums befindliche kostbare
Buchbeutel abgebildet, dem kein zweites Exemplar in diesen
wie andern Publikationen folgte. Als solches läfst sich der
schaflederne Buchbeutel bezeichnen, auf welchen Hr. Hofbiblio-
thek-Sekretär Fr. Keinz mich aufmerksam zu machen die Güte
hatte. Er umhüllt ein kleines lateinisches Pergament-Gebet-
buch der Serie von Tegernsee mit der Nr. 1309. Auf pag.
535 ist die mit Schrift und Einband harmonierende Jahres-
zahl 1503 nebst der Bitte um das Gebet für den Schreiber
angebracht. Das Büchlein im 32. Format trägt auf den grün-
lichen Deckeln je ein Messingknöpfchen runder Form in der
Mitte und an den Ecken einfache Messingbeschläge des 16.
Jahrhunderts. Der Beutel bildet die Verlängerung des Eiu-
bandes und zeigt das ziemlich abgegriffene Leder in unbear-
beitetem Zustande. Er endet nach oben, wie das schöne
Nürnberger Exemplar, in einem Knopf von ineinander gefloch-
tenen Riemen, worin noch der Messingring eingefügt ist, mit-
tels dessen das Buch im Gürtel getragen wurde. Die den
Buchbeutel des germanischen Museums nach unten auszeich-
nende kurze Verlängerung des Einbandes fehlt zu München,
so dafs jenes Exemplar dem prachtvollen Buche in der Hand
der hl. Jungfrau auf dem berühmten Genter Altarbild von 1432
gleichkommt, indefs das Tegernseer den an mehreren Statuen
des kgl. National-Museums, an den Blutenburger Aposteln und
mehreren Gemälden der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
vorfindlichen , theils im Gürtel, theils in der Hand geführten
gewöhnlichen Gebetbüchern entspricht.
München. Dr. Mefsmer.
Das so oft bewahrheitete Dichterwort: „Des Volkes Sprache
ist des Volks Geschichte" wird uns auch durch den Buchbeu-
tel bestätigt, der mit seinem niederdeutschen Namen Books-
büdej (= Buchbeutel), den die spätere Zeit aus Mifsver-
ständnifs an das hochdeutsche Wort „Bock" anlehnte und in
Bocksbeutel umdeutete, heute noch in den sprichwörtlichen
Ausdrücken: „ein alter Bocksbeutel," „eine Bocksbeutelei" für
ein althergebrachte Sitte und Gewohnheit, einen alten Schlen-
drian in unserer Sprache fortlebt*), sei es nun, dafs darunter
jene mit der Zeit veraltete und lächerlich gewordene Tracht
im allgemeinen gemeint ist, oder auch insbesondere das von
den Hamburger Rathsherren, wenn sie in der Amtstracht in
den Sitzungen erschienen, in solchem Beutel an der Seite ge-
tragene Statuten- oder Satzungsbuch, so dafs jene Redensart
mehr das pedantische Festhalten an althergebrachten, überleb-
ten Rechtsgewohnbeiten bedeutet. In diesem Sinne scheint das
"Wort auch von dem niederdeutschen Satiriker Job. Laurem-
berg (f 1623) gebraucht zu sein, wenn er in einem auf die
Stadt Hamburg bezüglichen Gedichte sagt:
„Dat golden Klenod disser Stad, de Booksbü'el is to nicht:
Dabier is nu keen Minsch nich mehr, de sik na sülkem rieht."
Scherzgedichte von Job. Lauremberg, herausgegeben von
J. M. Lappenberg (1861), S. 149, 3. 4. Vgl. auch dessen Sa-
tire „Köst-Booksbüdel (a.a.O., S. 107 ff.), zu welcher Lappen-
berg (S. 251 f.) die Erläuterung gibt: „Kös tbook sbüdel,
der Buchbeutel, d. h. die Lehre, das Gesetz vom alten Her-
kommen bei Kosten, Hochzeiten," und auf den „Patriot" vom
J. 1725, Nr. 79 verweist, wo gesagt wird, dafs vor kaum 50
Jahren von den Frauen beutelförmige Ueberzüge für Andachts-
bücher noch getragen seien. Männer, wie Rathsherren, Rich-
ter, Vorspraken, scheinen in ähnlicher Weise das Stadtbuch in
einem Beutel bei sich getragen zu haben. Hernach erhält je-
ner Beutel die Bedeutung einer Sammlung alten Herkommens
und Schlendrians. Vgl. ferner Schmeller, bayer. Wbch. P, 198,
wo es heifst : Das alte Wahrzeichen Hamburgs, der weltbekannte
Bocksbeutel, eine weibliche Figur an der Petrikirche mit
einem Gesangbuch im Beutel. Es ist in dem grofsen Brande
von 1842 in Flammen aufgegangen. AUgem. Zeitung 1842,
S. 1286." Grimm, Wbch. IL, 206 und die Berichtigung dazu
in Pfeiffer's Germania IL, 301. Richey, idioticon Hambur-
gense 21. Schütze, holstein. Idiot. L, 126.
Dr. Frommann.
*) „Jeder Studirende fordere auf seiner Akademie vom Pro-
fessor der Physik einen Vortrag sämmtlicher Phänomene nach be-
liebiger Ordnung; fängt dieser aber den bisherigen Bocksbeu-
tel damit an: „Man lasse durch ein kleines Loch einen Licht-
strahl" u. s. w., so lache man ihn aus." Goethe 60, 33. „Betrach-
ten wir aber die beiden, sowohl die freien als die strengen Künste,
in ihren vollkommensten Zuständen, so hat sich diese vor Pedan-
terei und Bocksbeutelei, jene vor Gedankenlosigkeit und Pfu-
scherei zu hüten." Goethe 23, 161.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Froramann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZÜ3I ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JW 4. April.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. April 1877.
Den erfreulichen Mittheilungen über den Fortbau unserer
Karthause in der letzten Numnaer dieses Blattes können wir die
fernere angenehme Nachricht folgen lassen, dal's die städtischen
Behörden von Nürnberg sich bereit erklärt haben, dem Museum
jenen durch das Bauprojekt erforderten, über unsere Besitzlinien
hinausgreifenden Strafsengrund unentgeltlich zu überlassen , wo-
gegen wir einen frei werdenden Theil unseres Eigenthums gleich-
falls unentgeltlich an die Stadt abzutreten hätten. Ebenso haben
die genannten Behörden im Interesse der Feuersicherheit geneh-
migt, dafs die nöthigen Röhrenstränge, anknüpfend an die städti-
sche Wasserleitung, durch unsere Gebäude geführt werden. End-
lich haben sie den Jahresbeitrag der Stadt von 800 auf 3000 m.
mit der Bestimmung erhöht, dafs jener Ueberschufs von 2200 m.
Bauzwecken gewidmet werde.
Gleichzeitig mit obigen Beschlüssen der städtischen Behörden
wurde uns die erfolgte Genehmigung der Uebertragung der städti-
schen Gemäldesammlung in das Museum mitgetheilt, so dal's wir
für alle diese Förderungen nicht warm genug danken können.
Auch von andern Seiten sind uns abermals hocherfreuliche
Unterstützungen zu Theil geworden. Se. Durchl. der souveräne
Fürst von Liechtenstein hat unter schmeichelhaftester Anerken-
nung der stets steigenden Bedeutung des Museums diesem ein Ge-
schenk von 3000 m. zukommen lassen. Die Gesammtfamilie der
Grafen und Freiherren von Egloffstein, sowie Herr Keichsrath
Freiherr von Würtzburg zu Würzburg haben im Anschlüsse an
die früher gemeldeten Stiftungen fränkischer Adelsgeschlechter
je 500 m. für den Augustinerbau gewidmet.
Als ein Zeichen besonderer Pietät haben wir eine Stiftung der
Frau Louise Wagner in München hervorzuheben, welche, anschlie-
fsend an die im Anzeiger Nr. 5 des vergangenen Jahres gemeldete
Zuwendung des Handexemplars aller Stiche ihres Gatten, des
rühmlichst bekannten f Kupferstechers Fr. Wagner, das dieser
noch wenige Tage vor seinem Hinscheiden uns überlassen hatte,
jene köstlichen Zeichnungen, die der Meister mit äufserster Sorg-
falt nach den Originalgemälden angefertigt und seinen Stichen zu
Grunde gelegt hatte, als werthvolles Geschenk übergeben hat,
damit der gesammte künstlerische Nachlafs ihres Gatten als Ehren-
denkmal seines Wirkens bei uns vereinigt sei.
Leider haben wir neben so vielen freudigen Mittheilungen
auch einen Verlust zu beklagen, indem unserem Gelehrtenaus-
schusse durch den Tod des Geh. Oberregierungs - und Baurathes
V. Quast, Generalconservators der Kunstdenkmale von Preufsen,
ein thätiges Mitglied entrissen wurde.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von politischen Coritoratioueu : Eisfeld. Magistrat (st.
fr. 6 m.) 12 m. Görlitz. Magistrat (auf 5 Jahre) 30 m. Helmbrechts.
Magistrat 6 m. Nürnberg. Magistrat (st. fr. 800 m.) 3000 m. Distrikts-
gemeinde (st. fr. 18 m.) 20 m. Schweinfurt. Distriktsgemeinde
(St. fr. 18 m.) 20 m.
Von deutschen Standesherren : Friedrich Graf zu Solms-
Laubach, Erlaucht (st. fr. 51m. 50 pf.) 55 m.
Von Privaten: Altenburg. Theodor Wolf, Advokat, 3 m
Bozen. Aloys Ueberbaoher, Antiquar, 6 m. Breslau. Dr. Häser
Geh. Med.-Rath u. Prof. (st. fr. 3 m.) 5 m. Coburg. Lotz, Staats
rath, 3 m. Dresden. G. Beuchelt, Kaufmann, 5 m.; G. A. Bösen
berg, Kaufmann, 5 m.; Eltzner, Architekt 5 m. Friedberg. Pistor.
Landrichter, 1 m. ; Schüfer, Seminardirektor, 2 m. Fürth. W. WoU
ner, Dr. med., 3 m. Kelpin. Wüstenberg, Kreisgerichtsrath a. D.
3 m. München. Max v. Loe, Ministerialrath (st. fr. 2 fl.) 5 m.
Frau von Prätorius, geb. Gräfin Pappenheim (st. fr. 1 fl.) 3 m
Nürnberg. M. BuUnheimer, Braumeister, (st. fr. 3 m.) 5 m.; G. L
Herforth, Kaufmann, 5 m.; G. Knösel, Direktor der Aktienbrauerei
(st. fr. 3 m.) 5 m.; Karl Maier, Postofficial, 2 m.; Fr. Maser, Kauf
mann, (st. fr. 3 m.) 5 m. ; Heinrich Meerwald, Kaufmann, 3 m.
Christ. Müller, Kaufmann, 5m.; Christoph Rath jun., Flaschner-
meister, 3 m. ; Heinr. Wirthmann, kgl. Generalmajor, 5 m.; Clara
Zippelius, Kaufmannsgattin, 3 m. Prust. v. Natzmer, Gutsbesitzer,
3m. Schweinfurt. Bayer, quiesc. kgl. Gymnasialprofessor, 2m.;
August Fischer, Kaufmann, (st. fr. 2 m.) 3 m.; v. Segnitz, Kauf-
mann, 2 m. Schwerin. Dr. Hensa, Gymnasialdirektor, 3 m. Tu-
chel. Jonas, Kreisrichter, 3 m.; 0. Martens, Kaufmann, 3 m. ; Maske,
Kreisgerichtsrath, 3 m. ; J. C. Schmidt, Stadtverordnetenvorsteher
und Kaufmann, 3 m. ; Wentzke, Seminardirektor, 3 m.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von regierenden Häusern : Johann Fürst zu Liechten-
stein, Durchlaucht, 3000 m.
Von Privaten : Friedberg. Jäger, Oberstlieutnant, 2 m.
Für den Augnstinerklosterbau : Grafen und Freiherren
V. Eglofl'stein 500 m. ; Carl Frhr. v. Würtzburg , k. bayr. Kämme-
rer und erbl. Reichsrath der Krone Bayern, 500 m.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I, Für die kunst- und kulturgeschicMichen Samm-
lungen.
(Nr. 7765—7771.)
Breslau. Dr. Stickel, Garnisonsauditor: Nürnberger Thaler
von 1765. — Friedberg. Dr. Matthias, Direktor der Taubstum-
menanstalt : Aufruf von M. E. Arndt, Flugblatt von 1814. — Nürn-
berg. Heerdegen, Grofshändler : Holzstock vom 16. Jhdt. M. Pi-
ck er t, Antiquar: Modell eines Friedhofes des 16. Jhdt. Spiefs,
Professor an der Industrieschule : 2 Blätter Kupferstiche von J.
E. Ridinger, 4 Blätter Kupferstiche von J. L. Rugendas nach G.
Ph. Rugendas. — Wien. Dr. Karabacek, Professor: 43 Kurs-
zettel aus den Jahren 1811 — 1813. — Wiesbaden. Julius Mül-
ler, Gerichtsassessor a. D. : 2 galvanoplastische Medaillenkopien.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 36,663—36,776.)
Altkirch. Realprogymnasium: Moormeister, Beiträge zur
Geschichte der Stadt u. Herrschaft Altkirch. 1876. 4. Pr. — Am-
berg. Freiherr Lochner v. Hüttenbach: Biedermann, Ge-
dächtnil's -Predigt als Georg Adam von Varell zu Untersteinach
beygesetzt worden. 1766. 2. — Arnstadt. Fürstl. Gymnasium:
Kroschel, Gedächtnifsfeier der Gräfin Catharina v. Schwarzburg.
1877. 4. — Augsburg. Dr. Fikentscher: Ders., zur älteren Ge-
schichte Creulsens. 8. Sonderabdr. — Barr i. E. Realschule:
Cramer, Jahresbericht etc. 1876. 4. — Berlin. K. preufs. sta-
119
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
120
tist. Bureau: Dass., Zeitschrift etc., 16. Jhg., 1876. Heft III,
IV. 1876. 2. F. A. Herbig, Verlagsh. : Vierteljahrsschrift für
Volkswirthschaft, Politik u. Kulturgesch. , hgg. v. Faucher; XIII.
Jhg. 4. Bd. 1876. 8. Mitscheru.Röstell, Bnchhandl. : v. Borcb,
rechtsgeschichtliche Untersuchungen über d. Familien v. Brandis,
Dohna, Grumbach, Hohenlohe, Makesherve , Surberg. 1876. 8. Dr.
K. Graf Still fr ied-Alcantara: Ders., Kloster Heilsbronn.
1877. 8. — Bern. Frhr. Karl von Estorff: Ders., Brief an
Professor E. Desor. 1876. 8. — Bischweiler. Realprogym-
nasium: Froitzheim, d. westfälische Frieden und Deutschlands
.Abtretungen an Frankreich. 1876. 4. Pr. — Braunsberg. Gym-
nasium: Kawczynski, Polnisch-Preufsen zur Zeit des ersten schwe-
disch-polnischen" Krieges. 1876. 4. Fr. — Bremen. Archiv der
freien Hansestadt: Ehmck ii. v. Bippen, bremisches Urkun-
denbuch ; Bd. III. 1. L. 1877. 4. — Breslau. K. katholisches
St. Matthias-Gymnasium: Merkelt, Untersuchungen über den
Frejja- Mythus. 1876. 8. Pr. Xebst Jahresbericht. — Brieg. Dr.
Ewald Wernicke: Ders., schlesische Steinmetzeichen, b. Son-
derabdr. — Brunn. Buschak u. Irrgang, Verlagsh.: Genealog.
Taschenbuch der Ritter- und Adelsgeschlechter; II. Jhg. 1877. 16.
— Brüssel. Socitite Beige de Geographie: Dies., bulletin ;
I. annee, 1877. No. 1. 8. — Chemnitz. St at ist. Bureau d. Stadt:
Dass., Mittheilungen etc.; 3. Heft. 1877. 2. — Deutz. Progym-
nasium: Schwörbel, Mittheilungen zur Geschichte d. Stadt Deutz.
1876. 4. Pr. — Dresden. K. sächs. statist. Bureau : Dass., Zeit-
schrift etc.; 22. Jahrg. 1876, H. 3. u. 4. 1877. 4. Comite der
Tiedge-Stiftung: Dass., Mittheilungen etc. 1876. 4. Dr. C. F.
V. Gerber, k. sächs. Kultusminister, Exe. : Archiv f. d. sächs. Ge-
schichte, hg. V. K. V. Weber; n. F. HI. Bd. 1876. 8. Vitzthum'-
sches Gymnasium: Arnold, Aristophanis poetae de vera et
falsa misericordia sententia. 1877. 4. Pr. — Elbing. Gymnasium.
Volckmann, die Originalurkunden des Elbinger Stadtarchivs ; I. II.
1875 u. 76. 4. Pr. Reusch, Wilh. Gnapheus, d. erste Rector des
Elbinger Gymnasiums. 1877. 4. Progr. — Emden. Gesellschaft
für b ildeude Kunst : Dies., Jahrbuch, etc.; II. Bd., 2. Heft.
1877. 8. — Frankfurt a. M. Real- u. Volksschule d. israel.
Gemeinde: Bärwald, zur Orientirung über einige Schulfragen;
1877. 4. Progr. Selecten-Schule: Becker, Jahres -Bericht etc.
1877. 4. Verein für Geschichte u. Alterthumskunde :
Ders., Mittheilungen etc.; Bd. V. Nr. 2. Neujahrs -Blatt etc. für
1875. 1876. 4. Batton, örtliche Beschreibung der Stadt Frankfurt
a. M. 7. Heft. 1875. 8. Königstein, Tagebuch ; hgg. v. Steitz. 1876.
8. — Freiburg i. Br. Grofsh. Gymnasium: Häufsner, de Hora-
tianorum carminum libri quarti octavo. 1876. 4. Pr. Herder'-
sche Verlagsh.: Janssen, Geschichte d. deutschen Volkes; Bd. I.
5. 1877. 8. — Friedberg. Dr. L. Matthias: Knorr, Gratulation
zur Vermählung des Grafen Josias zu Waldeck. 1725. 2. Mieg,
Rede am 4. akadem. Jubelfeier (zu Heidelberg). 1786. 4. Volrat
dem Geliebten von seinen Solmsern. 1814. 4. Des Berggeistes
Wanderung vom Schnellert nach dem Rodenstein. 1834. 8. Hs. —
Gera. Fürst). Gymnasium: Augustiny, d. Substantivum in den
gernian. Sprachen. I. 1876. 4. Pr. — Gernsbach. Höhere Bür-
gerschule: Ruppert, Ufgoviana ; I. 1876. 4. Pr. — Görlitz. C. A.
Starke, Verlagsh.: Grünenberg, Wappenbuch, herausg. v. von
Stillfried u. Hildebrandt; 7. Lief. Imp. 2. — Göttingen. Vanden-
hoeck u. Ruprecht's Verlag: Müldener, bibliotheca historica.
24. Jhg. l.Hft. 1876. 8. — Graz. Franz Ferk, Professor: Ders.,
über Druidismus in Noricum. 1877. 8. Sonderabdr. — Gr. Stre-
litz. K. Gymnasium: Gombert, Bemerkungen und Ergänzungen
zu Weigands deutschem Wörterbuche. 1876. 4. Pr. — Halle. Buch-
handlung des Waisenhauses: Zeitschrift f. deutsche Philo-
logie. Bd. VIII. 2. 1877. 8. Latein. Hauptschule: Schmidt,
Schum u. Müller, d. Manuscripte der Waisenhaus-Bibliothek. 1876.
4. Pr. — Hamburg. Realschule der evang. reform. Ge-
meinde: Dahlmann, the Indo-European Systems apara and para
in their development in the Teutonio languages. 1876. 4. Pr. —
Hanau. K. Gymnasium: Dunker, kurze Geschichte d. Bibliothek
des Gymnasiums u. Verzeichniis der alten Drucke derselben. 1877. 4.
— Hannover. Architecten- u. Ingenieurverein: Ders.. Zeit-
schrift, Bd. XXIII ; 1. Heft. 1877. 4. Die Kunst im Gewerbe ; Bd. V.
Hft. ö. 6. 1876. 4. Hahn'sche Ilofbuchhandlung : Monumenta
Germaniae historica : Deutsche Chroniken u. andere Geschichts-
bücher d. Mittelalters ; II. Bd. 2. Abth. 1877. 4. Scriptores rerura
Germanicarum : Liudprandi opera. ed. II. 1877. 8. Neues Archiv
d. Gesellschaft f. alt. d. Geschichtskunde Bd. II. 2, 1877. 8.;
Bodemann, G. W. Leibniz. 1876. 8. — Hildesheim. Bischöfl.
Gymnasium Josephinum; Müller, Nachriclit über d. Biblio-
thek des Gymnasii Josephini. 1876. 4. — Jena. Herrn. Dufft's
Verlagshdig. : Häser, Lehrbuch der Geschichte der Medicin ; Bd.
II, 3 u. III, 3. 3. Autl. 1877. 8. -- Insterburg. Gymnasium:
Wiederhold, Geschichte der Lateinschule zu Insterburg: I. Teil.
1876. 4. Pr. — Köln. K. kathol. Gymnasium an der A postel-
kirche: Dass.; Programm etc.; 17. Schulj. 1876 — 77. 4. Histor.
Verein f. d. Niederrhein: Ders. Annalen etc.; 30. Heft; 1876.
8. — Königsberg. Dr. Reicke: Beheim-Schwarzbach, Colonisato-
risches aus Ostpreulsen. 8. Sonderabdr. K. Wilhelms-Gymna-
sium: Merguet, über den Einflufs der Analogie u. Diflerenzi-
rung auf die Gestaltung der Sprachformen. 1876. 4. — Konstanz.
Gymnasium: Keller, zur Geschichte u. Kritik d. unendlichen
Urtheils. 1876. 4. Pr. — Laibach. Historischer Verein für
Krain: Dimitz , Geschichte Krains bis auf d. J. 1813; 2 Bde ;
1875. u. 76. 8. — Leipzig. K. Expedition der Leipziger Zei-
tung: Wissenschaltliche Beilage der Leipziger Zeitung. Jahrg.
1876. 4. Museum f. Völkerkunde: Dass.; 4. Bericht 1876.
8. E. A. Seemann, Verlagshdig.: Deutsche Renaissauce etc.;
Lief. 70—78. 2. Wilh. Violet, BuchhdI. : Bilderbeck, teutscher
Reichs-Staat. 1715. 4. — Lübeck. Verein für lübeckische
Geschichte: Ders. Zeitschrift etc.; Bd. HL 3, 1876. 8. Bericht
etc. üb. d. J. 1875. 4. — Luxemburg. Comite d' Organisation
du congres international des Americanistes: Dass.,
Conipte-rendu de la seance publique du 29. janvier 1877. 1877. 8.
— Magdeburg. Verein f. Gesch. u. Alterthumskunde d.
Herzogt h. u. Erzstifts Magdeburg: Ders., Geschichts-ßlät-
ter etc.: 12. Jhg. 1877. 1. Hft. 1877. 8. — Mainz. Dr. V. A.
Franz Falk : Das Gnadenkreuz i. d. St. Christophskirche zu Mainz.
1868. 8. — Montabaur. Kaiser Wilhelms- Gymnasium: Wer-
necke, Schulnachrichten. 1876. 4. Pr. — München. T h. Acker-
mann, Buchhdig. . V. Bezold, König Sigmund u. die Reiohskriege
gegen die Husiten ; 3. Abth. 1877. 8. J. Würdinger, Major
a. D. : Ders., Platten - u. Reihengräber in Bayern. 8. Sonderabdr.
— Nürnberg. II. Barbeck, Antiquar: Köhler, Entwiokelung der
Tracht in Deutschland. 1877. 8. A erztli ch er Lokal verein :
V. Dietz u. Cnopf, zur Geschichte d. ärztl. Standes u. des ärztl. Ver-
einswesens in der Stadt Nürnberg. 1877. 4. Hanns v. Weifsen-
bach, Sekr. d. gernian. Museums: Ders., die Stilgesetze der Glas-
malerei 1877. 8. Wolf, Fabrikbesitzer: Francus, relationis hi-
storicae semestralis continuatio; 1668 — 71. 4. — Osnabrück. Gym-
nasium Carolinum. Thyen, d. Bibliothek des Gynmasii Carolini;
2. Abth. 1876. 4. Pr. — Paderborn. Verein i'. Geschichte
und Alterthumskunde Westfalens : Ders., Zeitschrift etc. ;
4. Folge, IV. Bd. 1876. 8. — Posen. K. Marien-Gymnasium:
Hassencamp, Abhandlung über das anlautende F im Griechischen.
Nebst Schulnachrichten 1876. 4. Pr. — Prag. Verein für Ge-
schichte der Deutschen in Böhmen: Ders., Beiträge zur
Geschichte Böhmens ; Abth. IV : Städte-Bücher, 1. Bd. : Stadtbuch
von Brüx, 1876. 4. Ulrich v. Eschenbach, Wilhelm von Wenden,
hgg. von Toischer. 1876. 8. — Riga. N. Kymrael, Buchhdig.:
Pawlowskj', russ.-deutsches Wörterbuch : 2. Aufl. 1876. 8. — Ro-
stock, Gymnasium u. Realschule: Labes, comparantur inter
se Ph. Melanchthonis loci theologici et Jo. Calvini institutio re-
ligionis christianae. 1877. 4. Pr. — Schwerin. Verein f. meklen-
burgische Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Jahr-
bücher u. Jahresbericht; 41. Jhg. 1876. 8. — Stralsund. Gymna-
sium: Mojean, städt. Kriegseinrichtungen im 14. u. 15. Jahrh.
1876.4. Pr. — Thann. Real-Prögy mna sium: Riechelmann,
Beitrag zur Gieschichte des früheren College communal de Thann.
1876. 4. Pr. — Tübingen. Universität: Uuiversitätsschriften aus
dem J. 1875. 1875. 4. XXII. Zuwachsverzeichnifs der k. Univer-
sitätsbibliothek 1874—75. 4. Systemat. -aiphabet. Haupt-Katalog
etc. C. Philologie, Bgn. 15,2—26. 1876. 4. u. 9 weitere akadem.
Gelegenheitsschriften. — Ulm. k. Gymnasium: Germann, das
irreguläre Siebeneck des Ulmer Mathematikers Job. Faulhaber.
121
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
122
1876. 4. Pr. — Weimar. Herrn. Böhlau, Verlagshdlg-. : Zeit-
schrift für Rechtsgesohichte ; Bd. XIII ]. 1876. 8. — Wertheim
a. M. Grofsh. Gymnasium: Platz, Beiträge zur Geschichte des
Wertheimer Gymnasiums. 1876. 4. Pr. — Wien. Kais. Akademie
d. Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte etc. philosoph.-hi-
stor. Cl. Bd. 80. 4. Ilft. — 82., 2. Hft. 1875 u. 76. 8. Denkschrif-
ten etc. philos.-histor. Cl., 24. u. 25. Bd. 1870. 4. Almanach etc.,
26. Jhg. 1876. 8. Archiv etc., Bd. 54, 1. 1876. 8. Fontes etc.,
Abth. II. 38. Bd. 1876. 8. Karabacek, Univers. Professor:
Speculum exemplorum. Argent. 1495. 2. — Wiesbaden. Heinr.
Killinger, Verlagshdl. : Arnim u. Brentano, des Knaben Wunder-
horn, neu bearb. v. Birlinger u. Crecelius ; 18. — 22. Lfg. 1876. 8.
— Zabern. Gymnasium: Peltzer, Programm etc. 1876. 4. —
Zella S. Bl. G. Späth, Bürgermeister: Ders., ein durch das
Reichsoberhandelsgericht endgültig entschiedener Procefs. 1877. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4514—4515.)
Friedberg i.d.W. Dr. Matthias, Direktor d. Taubstummen-
anstalt : Brief der Frau Sophia Magd. Hilchen an ihren Gemahl
Herrn Hilchen, kurmainzischen Hofrath und ersten Syndikus der
unmittelbaren Reichsritterschaft in Friedberg. 1752. Pap. Orig. —
Brief Kaiser Joseph's II. an den Feldmarschall Lasky. 1790. Pap.
Abschr.
Schriften der Akadeinieen, Museen und liistorisclicn Vereine.
Beiträge zur Geschichte Böhmens. Herausgegeben
vom Vereine für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Abth. IV. Städte- Bücher. Bd. I. Stadtbuch von Brüx. Bear-
beitet von Dr. L. Schlesinger. Prag. Im Selbstverlag des Ver-
eins. Leipzig und Wien. In Comm. bei F. A. Brockhaus. 1876.
4. Vni u. 236 Seiten. — (Mit Abbild.)
Bibliothek der mittelhochdeutschen Litteratur in
Böhmen. Herausgegeben von Ernst Martin mit Unterstützung
d. Vereins f. Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Bd. I. Wilhelm von Wenden, ein Gedicht Ulrichs von Eschenbach,
herausgegeben von Wendelin Toischer. Prag. Verl. des Verems,
in Comm. bei F. A. Brockhaus in Leipzig. 1876. 8. XXXIV
u. 223 Seiten.
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LXXX. Bd.
Hft. IV. LXXXI. Bd. Hft I. 11. III und LXXXII. Bd. Hft. I u. II.
AVien. 1875 und 76. 8.
Wortschatz und Sprachformen der Wiener Notker-Handschrift.
I. und II. Von Heinzel. —
Almanach derselben Akademie. Sechsundzwanzigster Jahr-
gang. 1876. Wien 1876. 8.
Archiv für österreichische Geschichte. Herausge-
geben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte
aufgestellten Commission ders. Akademie. Vierundfünfzig-
ster Band. Erste Hälfte. Wien 1876. 8.
Des Abtes Heinrich zu Bretenau Passio (inedita) S. Thimmo-
nis Archiepiscopi Juuauiensis. Von Dr. Nolte. — Die Krönungs-
ordnung der Könige von Böhmen. Von Dr. Johann Loserth. —
Ein Jahr böhmischer Geschichte. Georgs von Podiebrad Wahl,
Krönung und Anerkennung. Von Adolf Bachmann. — Archiva-
lische Reisen im vorigen Jahrhundert. Mitgeth. von Dr. Häutle.
Denkschriften ders. Akademie. Philosoph.- histor. Classe.
Vierundzwanzigster Band. Wien. 1876. 4.
Römische Bildwerke einheimischen Fundortes in Oesterreich.
Von Conze. (Mit Abbild.) — Fünfundzwang'igster Band. Ueber
die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa's
V. V. Miklosich. Die catalanische metrische Version der sieben
weisen Meister. Von Mussafia. — Zur Kritik und Quellenkunde
der ersten Regierungsjahre K. Karls V.
Fontes rerumAustriacarum. (österrreicbische Geschichts-
quellen). Herausgeg. von d. histor. Commission ders. Akademie.
II. Abtheilung. Diplomataria et acta. XXXVIll. Bd. Wien. 1876.
8. XXVIII und 437 Seiten.
Der Congrefs von Soissons. Nach den Instructionen des kai-
serlichen Cabinetes und den Berichten des kaiserlichen Botschaf-
ters Stefan Grafen Kinsky herausg. von C. v. Höfler. II. Bd.
Die Instructionen und Berichte der kaiserlichen Botschafter in
Paris vom 2. Januar 1730 bis zum 6. März 1782.
Kunst u. Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayrischen
Gewerbemiiseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0. von Schorn.
Elfter Jahrgang. Nr. 12—17. Nürnberg. 1877. 8.
Ueber dekorative Wandmalerei. Vortrag von Dr. J. Stock-
bauer. — Aus der deutschen Kunst- und Kunstindustrie- Ausstel-
lung in München. VI. — Kleine Nachrichten. Mit Abbildungen:
Steinzeugkrug, 16. Jahrhdt. ; alte Venetianer Gläser u. Glocke;
Initialen aus dem 11. — 12. Jahrhdt.; Leinenstickerei und Buch-
deckel aus d. 16. Jahrhdt.
Mittheilungen des bayrischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift : Kunst und Gewerbe.
Redigirt von Dr. C. von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 7—9. 1877. 8.
Bekanntmachungen. — Museums- Angelegenheiten. — Feuilleton.
Notizen. — Anzeigen.
Jahresbericht des Bayrischen Gewerbe museums
für 1876.
Neujahrs-Blatt des Vereins für Geschichte und
Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. f. d. J. 1875 u. 1876.
Frankfurt a. M. 1875 u. 76. 4. Enthalten :
Das A ufruhrbuch der ehemaligen Reichsstadt Frankfurt a. M.
vom Jahre 1525. Zum ersten Male herausgegeben von G. E.
Steitz. . . . Frankfurt a. M. Selbstverlag des Vereins. 1875. 4.
XII. u. 52 Seiten.
Frankfurter Concert- Chronik von 1713 — 1780. Zusammengest.
von Carl Israel. Frankfurt a. M. Selbstverlag des Vereins. 1876.
4. 74 Seiten.
Oertliche Beschreibnng der Stadt Frankfurt am
Main von Job. G. Battonn. Aus dessen Nachlasse herausge-
geben von dems. Vereine durch den Director Dr. L. H. Euler.
Siebentes Heft, die Beschreibung von Sachsenhausen enthaltend.
Frankfurt a. M. Veriag des Vereins. 1875. 8. (M. Abbild.) VI.
u. 244 Seiten.
Tagebuch des Canonicus Wolfgang Königstein am
123
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
124
Liebfrauenstifte über die Vorgänge seines Capitels und die Ereignisse
der Reichsstadt Frankfurt am Main in den Jahren 1520 bis 1548.
Im Namen desselben Vereines .... herausgegeben . . . von
Dr. Georg Eduard Steitz . . . Frankfurt a. M ., Selbstverlag d.
V. 1876. 8. XIX u. 224 Seiten.
Mittheilungen an die Mitglieder desselb. Vereins
V. Bd. Nr. 2. Juli 1875. Frankfurt a. M. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Miscellen. — Studienkosten Peter's
zum Jungen 1451. Mitg. von Dr. Baur. — Alte Wallfahrtsorte
in Oberhessen. Von Dr. Falk. — Die historischen Beziehungen
von Frankfurt zu Nordamerika. Von Dr. W. Stricker. — Eine
Weltausstellung des sechszehnten Jahrhunderts. — Zur Geschichte
der Senkenbergischen Stiftshäuser. Von Dr. W. Stricker. — Nach-
trag zu dem Neujahrsblatt des Vereins für 1874 : zur Rechtsge-
schichte der Reichsstadt Gelnhausen. Von Dr. I'^uler. — Beschrei-
bung eines alten Schuhhorns. Von 0. Cornill. — Mittheilungen
aus meiner Bibliothek. Von Dr. Euler.
Jahrbücher des Vereins für m eklen burgische Ge-
schichte u n d Alt erthumskunde, aus den Arbeiten des Ver-
eins herausgeg. von Dr. G. C. Friedrich Lisch. Einundvierzigster
Jahrgang. Mit angehängten Quartal- und Schlufsberichten. Schwe-
rin. 1S76. 8*)
A. Jahrbücher für Geschichte. Aus dem Leben der
Königin Sophie Louise von Preul'sen, von Archivrath Dr. Wigger.
— Ueber Herzogin Anna, Tochter des Herzogs Magnus IL von
Meklenburg. Von dem Geh. Archivrath Dr. G. C. F. Lisch. —
Ueber den Bildhauer Rudolph Kaplunger und sein Bild, von dems.
— Ueber Heinrich Alkopf zu Wismar. Von dems. — Ueber
die Johanniter-Comthureien Mirow und Nemerow, von dems. (Mit
Abbild.) — Ueber die Drenow auf Poel, von dems. — Ueber
die Bisthuras- und Kirchspiels - Grenzen bei und in Wismar, von
Dr. Crull. (Mit Abbild). — Ueber die Verwandtschaft des Meklen-
burgischen Fürstenhauses mit den Königen von Schottland, von
Archivrath Dr. Wigger. — Ueber ein Bild der Prinzessin Katha-
rina, Enkelin des Herzogs Carl Leopold, von Amtmann Schlett-
wein. — Zur Geschichte d. alten Schlofsbaues zu Schwerin, v. Geh.
Archivrath Dr. Lisch. B. Jahrbücher für Alterthumskun de.
I. Zur Alterthumskunde im engern Sinne. 1. Vorchristliche Zeit
a — d. 2. Christliches Mittelalter und neuere Zeit. II. Zur Bau-
kunde. Christliches Mittelalter. Kirchliche Bauwerke. Kirche
und Pfarre Vellahn, von Archivrath Dr. Lisch. Kirche zu Rus-
sow. Von dems. Kirche zu Kirchdorf auf Poel, v. Dr. Crull.
III. Zur Münzkunde. Münzfund von Granzin. Vom Archivrath
Dr. Lisch. Münzfund von Züsow. Von dems.
Zeitschrift desVereins für Lübeckische Geschichte
und Alterthumskunde. Band 3. Heft 3. Lübeck, Ferdinand
Grautoff. 1876. 8.
Gesandtschaftsbericht über die Theilnahme der Hansestädte
an den Friedensverhandlungen zu Brörasebro im J. 1645. Mitge-
theilt von Staatsarchivar Wehemann. — Bericht über die Gesandt-
schaft der Hansestädte nach Stockholm zur Beglückwünschung
der Königin Christine im J. 1645. Mitgetheilt von dems. — Hein-
rich Brehmer, b. R. Dr., Senator der freien Hansestadt Lübeck
Von dems. — Beköstigung aus dem Jahre 1542. Mitgetheilt v.
Professor Mantels. — Niedersächsische geistliche Gedichte. Mit-
getheilt von dems. — Ein verschollener Lübecker Festtag. Von
Dir. Krause. — Beiträge zur Lübeckischen Glockenkunde. Von
Dr. jur. Theodor Hach. — Kleine Mittheilungen. Von Staats-
archivar Wehrmann. — Beitrag zur Zeitbestimmung der Lübischen
auf Leinen gestickten Altardecke aus dem 14. Jahrhundert. Mit-
getheilt v. Prof. Mantels. — Vereinsangelegenheiten.
Bericht dess. Vereins über das Jahr 1875. 4.*)
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtaus -
gäbe der Quellenschriften deutscher Geschichten des
Mittelalters. Zweiter Band. Zweites Heft. Hannover. Hahn'-
sche Hofbuchhandlung. 1877. 8.
Reisebericht. Von Wilh. Arndt. — Reise nach Lothringen,
Nordfraukreich u. Belgien v. Octob. 1875 bis März 1876. Von
Joh. Heller. — Reise nach Italien im Frühjahr 1876. Von
G. Waitz. — Bericht über eine Reise nach Steyermark im August
1876. Von W. Wattenbach. — Miscellen : Einige Bemerkungen
über die Bibliothek des verstorbenen Sir Thomas Philipps. Von
R. Pauli. — Aus Oxforder Handschriften. Von dems. — Aus
Handschriften. Von W. Wattenbach. — Todesanzeige des Bi-
schofs Otto von Gurk (1214). Von G. Waitz. — Nachrichten.
Vermischte Nachrichten.
43) Auf einem völlig unbebauten und mit Steinen dicht über-
säeten Feld der Gutsherrschaft Brzezie (Kreis Pleschen , Provinz
Posen) wurden von dem Eigenthümer, Herrn v. Sieminski, als er bei
einem grofsen Stein ausgraben liefs, um ihn dann zu zersprengen,
in grofser Anzahl Spangen und Ringe von reinem Golde aus der
vorgeschichtlichen Zeit aufgefunden. Ihr Werth wird auf minde-
stens 30,000 m. geschätzt. Ein Posener Goldarbeiter hat eine der
kleineren Spangen, auf 36 Ducaten gewerthet. Aehnliche Ringe
und Spangen besitzt auch das Kunst- und Alterthums- Museum
des polnischen Vereines der „Freunde der Wissenschaft" zu Posen.
Doch sind dessen Stücke an Spangen und Ringen nur aus Bronze.
(Wartburg Nr. 8.)
44) Bei Rauschenberg am Rhein wurden sehr ausgedehnte
alte Gräberstätten ausgegraben, welche unzweifelhaft germanischen
Ursprunges sind und, wie man mit der Sicherheit höchster Wahr-
scheinlichkeit annehmen zu dürfen glaubt, der Periode des 4. Jahr-
hunderts angehören mögen. (Dieselbe.)
Soll diese Mittheilung wol denselben Fund kundgeben wie
die folgende ?
45) Römische Funde bei Reuschenberg. Bei den vom
Kölner Alterthumsverein unter Leitung des Betriebsinspektors
der Köln -Mindener Eisenbahn vorgenommenen weiteren Aus-
grabungen bei Reuschenberg ist wieder eine grofse Reihe von
Gräbern aufgedeckt worden. Mehrere derselben zeigten weiter
nichts als Asche und Reste verbrannter Gebeine. Verschiedene
andere enthielten einfache Graburnen von rohem Thon, der bei
der leisesten Berührung an der Lufl zerfiel. In zwei Grabstätten
fanden sich römische Urnen von terra sigillata oder richtiger are-
tinischem Thon. An der Beschaffenheit dieser rothen Erde läfst
sich annähernd die Zeit bestimmen , in welcher die Knochenreste
*) Der 40. Jahrg. ist uns nicht zugekommen.
*) Berieht über d. J. 1874 ist uns nicht zugekommen.
125
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
126
beigesetzt worden sind. Die Gefäfse aus der Zeit der Kaiser
des Augusteischen Hauses zeichneD sich von den späteren durch
Schönheit der Form, durch Feinheit der Masse und Güte der Ar-
beit aus. Auffallend verschieden von ihnen sind die Urnen, Krüge
und Schalen aus den Gräbern des zweiten Jahrhunderts. Die
Form bleibt zwar noch dieselbe, aber die Masse, ihre Bearbeitung
und Färbung verschlechtert sich und zeigen den Verfall der
Töpferkunst. Die gebrannten Gefäfse von terra sigillata aus der
Zeit der ersten Kaiser haben die schönste, glänzendste Röthe,
eine steinartige Härte, einen metallhellen Klang, reiche, mannig-
faltige Ornamente. In der Zeit der Flavier ist die Erde zwar
noch echt, wie man an dem rothen Bruche sehen kann, aber schon
nicht mehr so rein und fein ; sie scheint mit gewöhnlichem Thon
vermischt zu sein. In den Gräbern aus der Zeit der Antonine
findet man keine rothen Thongefäfse von echter arentinischer Erde.
Die Formen sind zwar noch gefällig, aber das Material ist eine
eigens präparierte, mit einer künstlichen Glasur versehene gemeine
Thonerde; sie kann weder in Bezug auf den Glanz , noch auf die
Haltbarkeit den Vergleich mit dem echten Thon aushalten. Die
beiden bei Reuschenberg ausgegrabenen Urnen stammen unzwei-
felhaft aus der Zeit der Antonine ; sie zeigen nicht den feinen,
reinen Thon der ersten Kaiserzeit, sondern den gemischten und
imitierten aus dem Ende des zweiten und Anfang des dritten Jahr-
hunderts nach Christi Geburt. Die eine ist 7 Centim. breit und
3 Cent, hoch, ohne jedes Ornament und scheint vor ihrer Ein-
setzung in das Grab schon zu anderen Zwecken in Gebrauch
gestanden zu haben ; die andere, 8 Centim. breit und 4 Centim.
hoch, zeigt ein aus Blumen, Sternen und gewundenen Stäben be-
stehendes zierliches Ornament. Die Scherben der anderen Urnen
aus einheimischem , grauem oder schwärzlichem Thon sind theil-
weise ganz glatt , theilweise mit Rippen und Punkten versehen.
Unter den Knochenresten fand sich neben geschmolzenen Bronze-
stücken eine römische Fibula, dann ein kleines, dünnes, noch
sehr scharfes Schabinstrument, Reste von schön geschnittenen el-
fenbeinernen Messergriffen und ein ziemlich grolses Stück eines
zierlich gearbeiteten Kammes von Elfenbein. Beim Eintritt günsti-
gerer Witterung werden die Ausgrabungen fortgesetzt, bis das
ganze Todtenfeld blofsgelegt ist. (Köln. Zeitg.)
46) Auf dem Terrain zwischen Dürkheim und Worms, das
jeden Tag Reste der Vorzeit an den Tag bringt, entdeckte un-
längst ein Landmann beim Roden eines Weinberges ein Grab, das,
ohne Zweifel der fränkisch-alemanischen Periode angehörig, merk-
würdig ist durch die Art der Bestattung und die Beigaben. West-
lich von Freinsheim, auf das Hardtgebirge zu, fand er auf der
„Zollstak" 1 Meter im Boden einen wohlerhaltenen Leichnam,
dessen Gesicht genau nach Osten schaute. Der Schädel, gut er-
halten, trägt stark dolichocephalen Charakter; eine Messung er-
gab als Längenbreitenindex 70. Zur Seite lagen dem Skelet: ein
eisernes Messer, einschneidig, Länge 40 Centimeter, ein eiserner
Speer von 75 Centimeter Länge, dessen Spitze allein eine Länge
von 22 Cent, besitzt, eine eiserne Scheibe von 8 Cent. Durchmes-
ser, 1 Cent. Dicke, 2 eiserne Pfeilspitzen von 12 Cent. Länge,
Fragmente eines Halsschmuckes, die aus grünen Thonperlen, durch-
bohrten Stückchen von Achat und Feldspath, sowie einem Bronze-
ringlein (1 Cent. Durchmesser) bestehen , Bruchstücke einer Urne,
deren Reste aus nicht verzierten , regelmäfsig gestalteten , dicken,
nicht mit Graphit geschwärzten Scherben bestehen. Das Gefäfs
hatte eine ziemliche Ausbeugung im untern Theile. Von Stein-
setzung fand sich nichts; dicht daneben grub man vorher einen
steinernen Sarg aus, den der Ackersmann wieder eingrub, ohne
ihn zu öffnen. Die Gegenstände befinden sich im Dürkheimer
Alterthumsverein. Der ganze Habitus des Schädels, der Thonper-
len, des Bronzeringleins u. s. w. erinnert an die Reste der Wei-
fsenheimer Gräber. (Korresp. v. u. f. D., Nr. 156.)
47) Beim Anlegen von Weinbergen entdeckte, am westlichen
Rande der Rheinberge nördlich von Worms, in Aisheim Gutsbe-
sitzer Braun eine Todtenstätte mit trefflich erhaltenen Skeletten
mit dolichocephalen Schädelformen. Als Beigaben treffen wir von
Eisen : Spatha, Scramasax und Angon, von Bronze : Bulla, Finger-
ringe, Halsketten ; von Glas u. Thon : hübsche Perlen. Aufserdem
grub man Elfenbeinstüoke, Kammfragmente, Steinamulette,
Römermünzen in durchlöcherten Exemplaren aus. Die Leichen
lagen mit dem Gesichte nach Osten, wahrscheinlich zwischen zwei
Brettern, am Haupte lag je ein Stein. Das Todtenfeld trägt früh-
fränkischen Charakter; nach den Beigaben möchte es aus dem
Anfange des 5. Jahrhunderts herrühren. C. M.
48) Die Darmstädter Zeitung vom 7. d. M. bringt einen sehr
eingehenden Bericht über Ausgrabungen und Untersuchungen auf
dem Petersberge bei Gau-Odernheim, wo die Reste einer romanischen
Kirche zum Vorschein kamen, die seit der Reformation, wo sie
aufhörte, dem Cultus zu dienen, verfiel und als Steinbruch benützt
wurde, so >lafs zuletzt über der Erde keine Reste mehr sichtbar
waren. Durch Grabung wurde der allgemeine Grundrifs, sowie eine
ausgedehnte Cryptenanlage festgestellt, und aus den Details, ins-
besondere den Säulenfüfsen, nachgewiesen", dafs das Bauwerk etwa
der Mitte des 12. Jhdts. angehört hatte. Auch Gräber fanden
sich unberührt vor, von denen das eine eröffnet wurde und eine
scheinbar viel ältere Bestattungsweise zeigte, ohne dals besondere
Funde gemacht worden wären. Die Lage der Gräber, unmittel-
bar an der Fundamentmauer der Kirche, gestattet es jedoch nicht,
dieselben für älter zu halten, als den Bau selbst, und es zeigt sich
also auch hier wieder, wie lange sich einzelne Gebräuche erhielten.
49) Der ungarische Primatialarchitekt, Ritter v. Lippert, hat
bei genauer Untersuchung des Domes zu Fünfkirchen, die zum
Zwecke der Aufstellung eines Restaurationsprojektes erfolgte, eine
interessante Anlage entdeckt, zu der Parallelen bisher nicht be-
kannt geworden sind. In dem von der Crypta zugänglichen Un-
terbau des nordöstlichen Thurmes, welcher eine Kapelle enthält,
findet sich in einer Nische ein Steinbau, der einem Altartische
gleicht, dessen obere Fläche jedoch innerhalb des Randes eine
Vertiefung der ganzen Fläche von etwa 10 Centim. zeigt und mit
einem Loche zum Ablaufe von Flüssigkeit versehen ist, darüber
ein Aufsatz, ein rother Marmorblock , zu zwei Becken ausgehöhlt,
die an den Vorderseiten Oeffnungen haben, aus denen Reste von
Röhren (Hähne V) hervorragen, deren auslaufende Flüssigkeiten
in der Mulde der Mensa sich sammeln und von dort abfliefsen
sollten. Eingehauene gothische Buchstaben A und V (aqua und
vinum), wie solche auch auf den Mefskännchen sich finden, beleh-
ren uns, dafs das eine Becken Wein, das andere Wasser enthalten
sollte. Während diese Anlage, die den gothischen Stil zeigt und
schon von Henselmann in seiner Beschreibung des Domes zu Fünf-
kirchen als Piscina bezeichnet wurde, etwa dem 15. Jahrh. an-
geliören mag, fand Lippert aufserhalb des Domes einen Stein,
welchen er sofort als Vorgänger jenes doppelten Beckens mit den
127
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
128
gothischeii Minuskeln erkannte. Er enthält gleichfalls zwei Be-
cken, deren Mündungsöfinungen durch verstümmelte Thierküpfe,
einen Löwen- und einen Greifenkopf (V), gehen. Neben denselben
sind an der Vorderfläche kleine schildartige Vertiefungen ange-
bracht, in denen ehemals Einlagen von Metall oder anderem Stein
an<»ebracht waren, auf denen wohl auch die Buchstaben standen.
Dieses Becken, von weifsem Marmor, zeigt in allen Formen den
Stil des 13. Jahrhunderts und mag also im 15. beseitigt und durch
das jetzige ersetzt worden seien.
Eine ähnliche Anlage ist bis jetzt nicht bekannt. Wozu
diente sie? Lippert stellt die Vermuthung auf: weil es im Mit-
telalter Sitte war, in der Osterwoche in der Crypta zu communi-
cieren, so sei anzunehmen, dafs der Priester hier in einem gro-
fsen Kelche Wasser und Wein gemischt uud die Mischung den
Gläubigen nach der Communion gereicht habe.
Vielleicht aber, und das ist unsere Vermuthung, war der Zweck
einfach der, für den grofsen Clerus, der täglich die Messe feierte,
den uöthigen Wein und das Wasser an einem kühlen Orte aufzu-
bewahren und bequem die vielen Melskännchen der Reihe nach
füllen zu können.
50) In Ulm beabsichtigt man, den 16. Juni, den fünfhundertsten
Jahrestag der Grundsteinlegung des Münsters, festlich zu begehen.
Bei grofsen Vorbereitungen hofl't man auf zahlreiche Theilnahme
von aufsen.
51) Im Schlosse Monbijou zu Berlin, das längst eine grotse
Zahl von Erinnerungen an die verstorbenen preufsischen Herrscher
enthielt, wurde nunmehr ein Hohenzollern-Museum eingerichtet und
vom Verein für die Geschichte Berlins am Geburtstag des Kaisers,
22. März, eröffnet. Es sind gemüthvolle historische Erinnerungen,
welche die Fürsten zeigen, wie sie in ihrem Privatleben, im Kreise
ihrer Familie sich bewegten. Es sind Möbel, Hausgeräthe, Tep-
piche, die sie umgaben, Kleidungsstücke, die ihnen gedient haben.
Jede Abtheilung gibt auf diese Weise aber auch ein Gesammtkultur-
bild der Zeit eines Regenten, so dafs das Museum zugleich ein
kulturgeschichtliches im vollsten Sinne des Wortes ist. In der Er-
öffnungsrede gab Dr. Dohme auch einen Abrifs bis aufwärts zum
Jahr 1603 über die Geschichte der preufsischen Kunst-, Raritäten-,
Silber- und Schatzkammer, aus denen die jetzt so bedeutenden
Berliner Museen herangewachsen sind.
52) Die Uebersiedelung der k. k. Akademie der bildenden Künste
zu Wien in ihr neues Prachtgebäude gab Veranlassung zu einer
historischen Kunstausstellung, durch welche eine Uebersicht über
den gesammten Gang des Kunstlebens in Wien, resp. Oesterr«ch,
seit Gründung der Akademie zur Anschauung gebracht wird.
Sie wurde, in Verbindung mit der feierlichen Wiedereröffnung,
am 3. April dem Besuche übergeben. Es sind architektonische
Risse und Modelle, Skulpturen, Medaillen, Gemälde, Kupferstiche,
und sonstige Werke der vervielfältigenden Kunst u. s. w. ver-
treten. Die Betheiligung an der Ausstellung durch Darleihung
entsprechender Werke war eine erfreuliche, das Interesse, welches
ihr entgegengebracht wird, ist schon jetzt ein Allgemeines. Die
Auswahl und Leitung ist eine verständige, die Zahl der Werke
eine namhafte, die Anordnung eine vortreffliche. Sind auch Zeiten
zu vertreten, in denen trostlose Leere auf dem Kunstgebiete über-
haupt herrschte, so stand doch, seit die Akademie herrschte, zu
anderer Zeit Wien wiederholt an der Spitze der deutschen Kunst-
bewegung. Das Bild einer fast 200jährigen Kulturentwicke-
lung aber bietet das höchste Interesse.
53) Im bayrischen Gewerbemuseum zu Nürnberg findet im
Monate September eine Ausstellung statt, welche die PJntwickeluno-
der graphischen Künste vom Beginne des 16. Jahrh. bis auf un-
sere Tage, in Rücksicht auf die technische wie künstlerische Seite,
darstellen wird. Von besonderem Interesse wird natürlich der
Theil werden, welcher die ältere Periode vor Augen führt.
54) Ueber die in Berlin abgehaltenen Konferenzen der
Mitarbeiter an der europäischen Staatengeschichte er-
fährt die „Magd. Ztg.", dafs sich die Berathung hauptsächlich auf
die Wahl der Verfasser der deutschen Geschichte bezogen hat und
beschlossen wurde, den ersten Band, der die germanische Urzeit
auf Karl bis den Grofsen umfassen wird, von Felix Dahn (Königs-
berg) verfassen zu lassen. Den zweiten Band, der von der Auflö-
sung des karolingischen Reiches bis zu Rudolf von Habsburg reicht,
übernimmt W. von Giesebrecht (München). Der dritte Band, der
die Geschichte des deutschen Reiches bis zum Anfange der Refor-
mation umfafst, hat Fr. H. Wegele (Würzburg) zum Verfasser. Für
den vierten Band, die Periode der Reformation und der Religions-
kriege, ist August Kluckhohn (München) gewonnen. Karl Heigel
(München) schreibt den fünften Band, der das Jahrhundert nach
dem westfälischen Frieden behandelt. Das Zeitalter Friedrichs
des Grofsen und Maria Theresia's, das- den sechsten Band bildet,
übernimmt Alfred Dove (Breslau). Alfred Dove wird auch im
siebenten Bande die Auflösung des Reiches und die Begründung
des Deutschen Bundes behandeln, und Richard Röpell (Breslau)
umfafst im achten Bande die Zeiten des Deutschen Bundes und
die Begründung des neuen Reiches. Sämmtliche acht Bände wer-
den 1880 fertig sein. Hierdurch erfährt die bekannte Heeren-
Uckertsche Sammlung, die in der deutschen Literatur seit vielen
Jahrzehnten einen hervorragenden Platz einnimmt, eine werthvolle
Erweiterung. (D. Reichsanz., Nr. 84.)
55) In Paris hat am 7. April die Auktion der Kunstschätze
des Herzogs von Berwick und Alba begonnen. Für die Bedeutung
der Sammlung, aber auch für die Sorgfalt, welche die Franzosen
solchen Arbeiten zuwenden, mag angeführt sein , dafs der von den
Autoritäten Frankreichs auf den betreffenden Gebieten verfafste
und von den trefflichsten Stechern illustrierte Katalog die Summa
von 20,000 Frcs. gekostet hat und so zu einem bleibenden Denk-
mal der nun zersplitterten Sammlung geworden ist. Leider haben
wir ihn nicht zu Gesicht bekommen. Zeitungsberichte nennen als
das wichtigste 75 Stück gewirkte flanderische Tapeten des 16. — 18.
Jahrh. Unter den Gemälden wird u. a. Rubens genannt, ebenso
die bedeutende Kupferstichsammlung hervorgehoben.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Seb.ild in Nürnberg.
Pirürnberg'. Das Abonnemeat des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Detttschlands
incl. Oesterreichs 3 ti. 36 kr. im 24 fl.-Fuis
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man in
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P. Küncksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
AniZEidiER
FÜR KM DEII
Nene Folge.
England bei Williams & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege dea
Buchhandels werden durch den Commis-
sionär der literar. -artiat. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaua in Leipzig, be-
fördert.
Yierundzwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1877.
JW5.
Mai.
Wissenscliaftliche Mttheijungen.
Die Pistolen vom 15. — 17. J.ahrhuuderte.
Die älteren mitteralterlichen Handbüchsen haben verbält-
hältnifsmäfsig kurze Läufe. Was dem Laufe an Länge abgeht,
wird durch Zusatz eines Stieles, der rückwärts eingeschoben
ist, ersetzt, so dafs die Handhabung erleichtert wird. Es sind
uns jedoch keine Stücke Fig. i.
in Original noch Abbildung
bekannt geworden, die in
der Weise unserer Pistolen
ohne langen Stiel für die
Benützung blos einer Hand
bestimmt gewesen wären.
Es konnte natürlich daran,
so lange nicht Schlösser im
Gebrauche waren, nicht gedacht werden.
Solche linden wir zuerst etwa zwischen 1460 und 1470,
als bereits auch die Läufe etwas an Länge gewonnen hatten.
Der Codex German. 734 der Münchener kgl. Hof- und Staats-
bibliothek, von Johannes Formschneider, Büchsenmeister in Nürn-
berg, (der 1440 als Bürger aufgenommen wurde) geschrieben
und gezeichnet, w^elcher sagt, dafs er die Künste darin nie-
derlege die er in Nürnberg erst 30 Jahre geheim gehalten
habe, dessen Entstehung also wol in jenes Jahrzehnt gesetzt
werden mufs, zeigt geschäftete Handbüchsen mit sehr deutlich
gezeichnetem Hahn. Ebensolchen finden wir auf den Handbüchsen
in fler Breslauer Handschrift des Froissart von 1468. In deut-
lichster Weise zeigt uns nun der Cod. Germ. 599, der wenigstens
V4naKÖP.
zum Theil von der Hand des Amberger Büchsenmeisters Martin
Merz (t 1501) herrührt und etwa ein Jahrzehnt jünger ist als
der Formschneider'sche, eine Handbüchse mit Schlofs in nahezu
natürlicher Gröfse, deren Lauf so kurz ist, dafs wir darin eine
Pistole sehen müssen. Die Schäftung stimmt, soweit nicht die
Länge einen Unterschied macht, so ziemlich mit jener des
Baseler Gewehres überein,
das wir in Nr. 1 dieses
Jahrganges unserer Zeit-
schrift (Sp. 12) besprochen
und (in Fig. 4) abgebildet
haben.
Bereits mit Radschlofs
versehen ist die älteste Pi-
stole, die uns im Original begegnet ist, und die wir seiner Zeit
ans der Sammlung des Herrn Hofantiquars Pickert für die unse-
rige erwerben konnten. Das Radschlofs soll ja 1517 zu Nürn-
berg erfunden sein, eine Thatsache, an der zu zweifeln wir kei-
nen Grund finden, wenn es auch uns bis jetzt nicht gelang, die
Original quelle zu finden, aus der jene Nachricht geflossen.
Wir bilden die Pistole in V4 der Naturgröfse hier in Fig. 1 ab.
Sie ist ganz von Eisen; das Gliederungsprofil, durch wel-
ches sich der Kolben an den Lauf anfügt, stimmt vollständig
mit jener Merz'schen Zeichnung überein, ebenso der Drücker.
Auch alle sonst vorkommenden Profile klingen noch an den gothi-
schen Stil an. Am Radschlosse selbst, das überdies, als wir das
Stück erhielten, defekt war, ist irgend einmal eine Aeuderung
vorgenommen worden, indem der auf der Zeichnung sichtbare
131
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
132
Hebel angebracht wurde, um das Ende der Feder zu fassen,
der aber das wirkliche Aufziehen des Schlosses unmöglich macht.
An seiner Stelle befand sich wol ehemals eine aus mindestens
drei Gliedern bestehende Kette, welche sich um den mittleren
Dorn legte. Mit Rücksicht
auf die Form glauben wir
das Stück in die ersten Jahr-
zehnte des 16. Jahrhunderts,
spätestens in die Zeit von
1530 setzen zu müssen.
Eine ganz ähnliche Pi-
stole findet sich auf einem
datierten Stiche von C. B.
Hopfer vom Jahre 1531 (Pas-
savant, peintre graveur Nr. 6).
Wir geben hier in Fig. 2 ein
Facsimile. Deutlich ist auch
hier die ähnliche Kolbenform,
das Rad des Schlosses, so-
wie der Drücker erkennbar.
So oft nun auch im
Laufe des 16. Jahrhunderts
Handbüchsen abgebildet sind,
so kommen doch Darstellun-
gen von Pistolen erst gegen
den Schlufs häufiger vor. Es
ist besonders Jost Amman,
der um etwa 1580 eine An-
zahl Reiter mit Pistolen vor-
führt, und im Beginn des 17.
Jahrhunderts gehören solche
bereits zur regelmäfsigen
Ausstattung der Cavallerie.
Die in jener Zeit übliche Bezeichnung ist Faustrohr,
Fäustling. Wallhausen hat 1616 bereits die Bezeichnung „die
Pistol." Die Schaffung der Stücke ist meist reich mit Bein
eingelegt oder sonst verziert. Unsere Sammlung bietet ver-
schiedene Muster, von denen wir in Fig. 3 — 6 vier Stück ab-
bilden, welche in die Zeit von 1580 — 1600 fallen; besonders
charakteristisch sind die grofsen Kugelknöpfe am Ende der
Schäftung. Theilweise zeigen sie einen starken Winkel beim
Ansätze des Griffes an den Lauf (Fig. 3), theilweise sind sie fast
gerade. Dafs ein wesentlicher Zeitunterschied zwischen diesen
beiden Arten nicht obwaltet , zeigen Jost Amman's Reiter , wo
sie nebeneinander gebraucht vorkommen ; doch sind die stärker
gebogenen etwas älter.
Die in Fig. 7 dargestellte Pistole trägt das sächsische
Fig. 3.
Fig. i.
Wappen und die Jahreszahl 1610. Sie ist vollkommen gerade
und bereits ziemlich lang geworden. Noch länger ist das in
Fig. 8 abgebildete Stück, das jenem entspricht, mit welchem
Wallhausen seine Kavallerie ausstattet. Im Verhältnisse eben
so lang, aber äufserst zierlich,
zugleich reich verbeint ist
Fig. 9, als dessen Besitzer
wir wol einen wohlhabenden
Mann zu denken haben, der
sich auf der Reise damit be-
waffnete.
Im Laufe des 17. Jahr-
hunderts wurden die Pistolen
wieder kürzer, wie Fig. 10
und 11 zeigen. Letztere hat
bereits jene Gestalt auch in
Bezug auf Griff und Knopf,
die ins 18. Jahrhundert hin-
übergieng und sich noch fast
die erste Hälfte des unseri-
gen hindurch erhielt.
Bekanntlich waren es
nicht nur der Schaft und
Griff, die reich verziert wur-
den, wenn die Stücke für
vornehme Herren bestimmt
waren, sondern auch die
Schlösser, bei denen theils
Gravierungen, theils in Ei-
sen plastisch geschnittene Ver-
zierungen oft zu grofsem
Reichthum sich entwickelten.
Wann das Batterioschlofs zu-
erst bei Pistolen auftrat,
können wir bis jetzt nicht
feststellen. Es ist uns kein
Stück bekannt, das noch in
Doch konnten wir nicht in
Jj Fig. 5.
Fig. 6.
nat-(9p-
das 17. Jahrhundert hinauf gienge.
allen Sammlungen alle Jahreszahlen prüfen.
Nürnberg.
A. Essenwein.
Urkundliche Beiträge zur Künstlergescliichte
Schlesiens.
4. Zimmer- und Röhrenmeister.
1342. (A. Sb. S. 81. 82.)
II. Görlitz.
1) Petzold.
2) Nickel. 1353—1407? 1353. Nikil roremeister,
(das. S. 117.) — 1380 erhält er für Reparaturen am Nico-
laithurm 7 Gr. (Rr.) — 1395. „dy leinwant an dem graben
by dem nuwen huse waz abir eyn stucke nyder gefallen, mei-
ster Nykel czimmerman myt synen gesellen, daz sis wyder
133
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
134
machten, 6 Gr." (das.) In demselben Jahre erhält er mit
seinen Gesellen für „berichten" des Zimmers, welches auf dem
neuen Markte lag, für 4 Tage 3 Seh. — 1403 erwähnt im
A. Stb. S. 264. — 1404 arbeitet er mit dem Zimmermeister
Frauenstein (s. d.) im Marstall für 1 Seh. — 1405 legt er
Fig.
Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. 11.
mit seinen Gesellen die eichenen Einnen auß dem Neißthurme,
nimmt auf dem Reichenbacher Thurme den „Keffer" ') ab und
deckt das Dach wieder für 3 Seh. und arbeitet an der Brücke
nach Ebersbach für 18 Gr. — 1406 macht er mit seinen Ge-
sellen eine Zugbrücke und legt einen Boden auf den Nicolai-
thurm, arbeitet auch weiter im Marstall, 1407 heim Büttel
') Käffer, Kaffer, m., (v. kaffen = gaffen, schauen) eine Oeff-
nung im Dache, Luke, gewöhnlich mit einem hölzernen Laden
verschliefsbar. Weinhold, schles. Wboh. 39. Grimm, d. Wbch.
V, 24. Dr. Fr.
und an dem Häuschen am Rathhause (Rr.) Der Meister er-
langte 1393 das Bürgerrecht (das.).
Kaum identisch mit ihm dürfte ein 1443 erwähnter Zim-
mermann sein :
3) Niclas, mit dem man sich auf ein Jahr um 30 M. Gr.
einigte. Das Jahr trat ein mit
dem Sonntag Lätare (31. März).
4) Hannus Arnold. 1376
—1396? Sein vollständiger
Name erscheint 1376 (Rr.), wo
er „roremeyster" heilst; mög-
licherweise ist er eine Per-
son mit dem Zimmermanne
Hannus, von dem die Rr. 1396
aussagen: „daz her uns dy
schyrmen machte und daz her
alhy lag noch dez ratis ge-
heyse".
5) Tile cy mm er man
1380. (A. Stb. S. 182.)
6) Gunczil cym. 1384.
(das. S. 198.)
7) Jekel. 1398—1408.
1398. Jekil dem Zimmermanne
selbander an der RöLrbütte
"Wochenlohn 3 Seh. ; an dem
Thorhause zu Kleppelswalde,
als es fallen wollte, und an der
Wand beim Frauenthore 12
Gr. — 1399. „selbander an
dem stabichin off dem torhuse
by vnser liben vrowen vir
tage 24 Gr." — 1399? selb-
ander, als er einen neuen
Schwengel am Neifsthore ge-
macht hat, und für eiserne
Bleche und einen grofsen Schlofsnagel und für Thornägel (tor-
nail) und Haspen und Ketten dazu und für Eichenholz 18 Gr.
1400 macht er das Thor an dem neuen Hanse gegen den
Rademarkt und repariert den Reichenbacher Thurm. 1408
arbeitet er wieder an Thorhäusern (Rr.).
8) Lachmund. 1399—1427. 1399. mit seinen Gesellen
am Hirtenhause, machten eine Kammer und ein „slagevenster"
für 18 Gr. und 3 Gr. Trinkgeld ; machten eine neue Bühne
auf dem Nikolaithurm 28 Gr., den Knechten 31 Gr., Trink-
geld 4 Gr. Für Brettbalken zu der neuen Bühne 41 Gr. und
zu einer Treppe, ebenso für Nägel 13 Gr. — 1408 arbeitet
er au dem Hause des Henkers die Woche 3 Tage „als die
Behmen das hus gancz vorterbit hattin" selbander 18 Gr. —
In demselben Jahre liefert er Baumaterialien für das Rath-
haus, restauriert den Steinthurm und setzt 1409 den Bau des
Thores am Rathhause fort. 1413. 1415. 1427 arbeitet er
135
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
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am Thorhause hinter dem Pfarrhofe, auf dem Rathhause und
Thorhause nach Lauban und au deu Wehren. (Rr.).
9) Frauenstein, (Vrowensteyn). 1404 — 1411. 1404.
s. oben: Nickel. 1408 arbeitet er für deu Büchsennieister.
1411 macht er für seine Frau und Kinder ein Testament.
L. II, 282. f. 6. an. Oculi (13. März).
10) Gebel. 1405 — 1419 an den städtischen Bauten be-
schäftigt. (Rr.).
11) Hyller. 1408 schneidet er mit seinen Gesellen Eichen
für die Rührbütte auf dem Markte, 15 Gr.
12) Franz Drus. 1408—1448. Ueber diesen Stadt-
zimmermeister war schon bei den Maurern genügend die Rede.
13) Hannus Moller. 1416 est proscriptus pro vulnere
camp, commisso in quodam alio carpentario (Aechtsb. f. 30 a.).
14) Hannos von Lichtenberg; arbeitet 1419 als Röhr-
meister mit seinen Knechten für 6 Gr. (Rr.).
15) Matthis von Halle. Seine Frau wird 1422 ge-
ächtet und in die Stirne gebrannt, weil sie Beutel abgeschnit-
ten. (Aechtsb.)
16) Nie. Reiche schwört 1428 Urfehde wegen des Ge-
fängnisses, in das er aufgenommen, als der Zimmermann Lo-
del im sitzenden Rathe ausgesagt, jener hätte geäufsert, wenn
die Ketzer in die Stadt kämen, so wollte er das hohe „Kul-
ner-' abtrennen und zu ihnen gehen, er könnte wohl Böhmisch
und wollte ihnen sagen, dafs die Stadt nirgends weniger be-
festigt wäre als hinter dem Vogtshofe. Darum ist er aus der
Stadt verwiesen worden, darein nicht zu kommen, man sende
denn nach ihm, und sonderlich auch wegen vieler unnöthiger
Rede, die er treibt, (das. f. 8b; abgedr. Zeitschr. d. Ver. f.
Gesch. Schles. XII, S. 220.)
17) Stephan. 1415. Lohn für 15 Tage für „Unter-
steifen" der Mauer an dem Wege unter G. Ermilrich's Vorwerk
und Arbeit an den Büchsen, darauf gegeben 2 Seh. Gr. (Rr.)
18) Georg Meyer. 1436. 1437. 1436 hat er auf dem
Rathhause „geschefert" und im Pärchen hat er alte Wehren
abgebrochen 3 Seh. 1 Gr. — 1437 arbeitet er an der Brücke
6 Tage für 18 Gr. (das.)
19) Andris. Meister A. Zimmermann bekommt 1474
83 Gr. von der Stadt Arbeit, (das.)
20) Jost Möller. 1505. Der Görlitzer Magistrat stellt
dem Röhrmeister J. M. einen Machtbrief aus wegen einer
Forderung an einen Laubaner Bürger, (lib. miss. 1502 — 1505.)
21) Jacob Hörn. 1515 wird er als Stadtzimmermann
Bürger, ohne etwas zu zahlen zu brauchen (B. L.).
5. Goldschmiede und Münzmeister.
l)Apezko; Apecz von Radeberg. 1305 — 1314.
1305. Münzmeister. (Aelt. Stb. f. 1.. b.) Unter dem zweiten
Namen wird er erwähnt bei Kühler, cod. dipl. Lusatiae sup.
(Görlitz 1851) S. 131: anno 1308. S. 133: a. 1309. S. 144. 145.
146. 147: 1312. S. 148. 149: 1314.
2) Conrad. 1327. (A. Stb. S. 41.)
3) Peter. 1330—1387? 1330. „Herman genant Ton-
menger hat vorsaczet sinen hof vnd die goldsmidekaraer Pe-
tere goltsmit vor zehen marg." (das. S. 48.)
1335. Petrus goltsmit resignavit vxori sue Mechthildi
quindecim marcas suum post obitum. (das. S. 64.) In dem-
selben Buche findet man ihn noch 134-5 (S. 91) und 1347
(S. 98.). Fraglich mufs es bleiben, ob er identisch mit einem
Meister gleichen Namens, der von 1381 an in den Urkunden
vorkommt. Derselbe erhielt in diesem Jahre dominica an.
Mich. (22. Sept.) 1 Mark für ein Siegel des Bischofs von
Meifsen (Rr.) und erscheint 1385 (A. Stb. S. 212.) und
1387 (Liber voc. proscr. etc. f. 63 b.) noch weiter. Es sind
wol zwei gleichnamige Goldschmiede 1330 — 47 und 1381 — 87
zu trennen. Auch möge hierbei erwähnt werden, dafs 1343 ein
4) „Petrus Shriber vs der muncze" (A. Stb. S. 84)
vorkommt. Ebendaselbst wird auch eines
5) „Vlman vs der muncze"' Erwähnung gethan, der
ein Enkel des obigen Apezko war cf. Köhler, a. a. 0., S.
151: a. 1315 und S. 228: a. 1332.
6) Hannus; 7) Cunzel Pessyn.
1349. „Hannus goltsmit ist dy stat vorsagt, das her besagte
Cunczil Pessyn den goltsmit vmme ein falz, daz by ym bleybe."
(Lib. voc. etc. f. 9. b.)
8) Niclas. 1351—1383. 1351. „Niczil goltsmit." (A.
Stb. S. 113.) — 1381. „Magister Stephanus hot ofgegebin sin
hus Nicoiao goltsmeit sinem omen noch sime tode vnd wil
des gewaldig sin zu vorrucken, ap her wil, di wile her lebt."
(das. S. 187.) 1383 vermacht er seiner Frau Käthe 10 Mark,
(das. S. 195.)
9) Heinrich. 1355 — 1387. 1355 Heyne goltsmit.
(das. S. 124.) 1376. Henricus goltsmet. (Lib. voc. etc. f.
32 b.) 1387. Heynlyn goltsmit. (f. 61 a.)
10) Stephan. 1375. Steffan goltsmet. (das. f. 31a.)
11) Rüdiger. 1387. „Rudeger goltsmet est proscri-
ptus ex parte Nicze Schultis de Windisch Bela, quod furavit
ex vna cista xlij inr. et xii gr." (das. f. 79 b.)
12) Andris. 1390—1404. 1390. (A. Stb. S. 232.) —
1395. (das. S. 250). Seine Knechte erhalten 1404 6 Gr. „von
den czeychen (Emhlemen ?), dy sy machtyn den bruwern." (Rr.)
13) Georg von Glogau. 1395—1416. 1395. Jorge
gultsmet (A. Stb. S. 250.) 1403 (das. S. 264.). 1414. „Ent-
scheiden ist meister Jorge der goltsmed von Glogaw mit dem
gardian vnd den brüdcrn des closter der monche (Franziskaner)
czu Gorlicz, also das dy scheppen, czu den sie is an beiden
geteilen gesaczt hatten, awsgesprochen haben, das en Jorge
beczalen sal xviii m. gr. von Petir Donats sones wegiu, der
in dem closter ist vorscheiden . . . (folgen die Termine) bey
dem seibin huse, doruffe das gelt stet, adir sal sie an das erbe-
gelt wisen, ab her das haws verkewfte, so han en dy monche
gelobet aws dem banne czu brengen an allen schaden off Ire
czerunge vnd sust gancz vnd gar ledig gelassen." (Lib. act.
1413—22. f. 11 b.)
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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
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1415 (das. f. 33 a.). 1416 (das. f. 69 a.), wo auch seines
Sohnes Vincenz gedacht wird.
14) Michel. 1410—1416. 1410 veräufsert er eine Schuh-
bank. (L. II. 282 u. A. Stb. S. 285.) 1413 (Lib. act. f. 2 a.).
1415 (das. f. 30 b). 1416 (das. f._ 69 a).
15) Thomas. 1415—1418. 1415. Erwähnt als Vor-
mund der Kinder seines Bruders des Goldschmieds
16) Niclas von Löbau (A. Stb. S. 307.). — 1418 (Lib.
act. f. 115 a.).
17) Hans Pletzel. 1422—1437. 1422. „Hans Pleczil
vor eynen lewen czu grabin und zu giessen und vor LIII stücke
buchstaben zu den buchsen XLII gr." (Rr.) — 1426. Am
Sonntage vor Hedwigis (13. Oct.) haben meine Herren, die
Kämmerer, empfangen von H. PI. dem Goldschmiede von des
Barbiers Hause 8 Schk. (Er.) 1434. Für eine Mark Silber
und 4 Loth zu dem Messer dem Kaiser zum Geschenke,
welches auch der hiesige Goldschmied gearbeitet, (das.) —
Für rothen Sammt dazu 3 Seh. 2 Gr. — Hans PI. für einen
golduen Ring mit einem Saphir zum Geschenke für un-
sern Herrn den Kaiser 6 Seh. Gr. — Dem Goldschmiede
für das Messer 3 Seh. 15 Gr. — f. 3. p. Palm. (26. März.)
Zur Vergoldung des Messers 10 ungr. Floren; zur Zehrung
3 Seh. Gr.; für 1 Mrk. Silber 5 Loth. XIII Schk. 11 Gr.
(das.) — 1437. Sonntag n. Purific. (3. Febr.) Hans Pletzel
und seinem Sohne Zehrung, als sie nach Prag ritten, 14 Seh.
12 Gr. (das.) Sein Sohn erhält 1450 zur Hochzeit „eine löge
welsch wein 3 Seh. Gr." (das.)
15) Matthis. 1423—1447. 1423. „Mathis goltsmede
vor phenningin vnde besen groschin czu hörnen vnde den
kannengisser vorreichen ysen iij seh. (Rr.) — 1424. ,,M. dem
goltsmede vor erbeit vnde silber(ne) horner 2 seh. 20 Gr.
(das.) — 1447 verkauft er sein Haus in der Brüdergasse.
(Lib. resign. 1432—50. f. 126 b.)
16) Johannes von der Löban wird 1424 Bürger.
1 seh. (Rr.)
17) Jocuff. 1443—1483. 1443. „meister J. dem golt-
smede, als her die wappen an der grossen buchsen hat ge-
graben, 22 Gr." (Rr.) — 1466. Meister J.'s und seiner Frau
Barbara Testament. (Lib. resign. 1450 — 70. f. 118 b.). —
1470 ist er Hauptmann bei der Stadtvertheidigung an der
Pforte hinter dem Hofe (jetzt Zuchthaus) (cf. Neumann, Gör-
litz S. 201.) 1483 will er sein Haus zwischen f. 6. p. visit.
Mar. (4. .Juli) und Kirmefs verkaufen. (Lib. res. v. 1470.)
18) Vecenz, (Sohn des Georg von Glogau?). 1447.
„Veczencz goultsmeid contra Jencken Pheil vmmb eynen fre-
vel an seinem weihe begangen, daz her ir gerethe hat geno-
men." (Lib. act. 1445—51.)
19) Michel. 1470 — 1491. Zwei Besitzveränderungen
werden erwähnt 1470. (Lib. res. v. 1450 — 70 f. 150 b. u.
1470 f. 4 b.) 1475 verkauft er sein Haus und macht ein
Testament zu Gunsten seiner Frau Dorothea (das. f. 61 a u.
75 b.) — 1483. Verkauf und Kauf von Häusern (das. f. 3. p.
üdalr. (8. Jul.) und f. 3. p. Valent. (18. Febr.) — 1491 Ge-
genseitiges Testament zwischen ihm und seiner Frau Marga-
retha. (Lib. iud. f. 65 b.)
20) Lorenz. 1470—1481. 1470. Hausverkauf. (Lib.
res. f. 6 a.) — 1474. Testament für seine Frau Agnes, (das.
f. 37 a.) 1481 ist er in Schweidnitz ansässig. (S. diese Stadt.)
21) Andris. 1476—1485. 1476 vermacht Meister A.,
der Goldschmied, seiner Frau Elisabeth durch ihren Vormund
Meister Heinrich, den Maler, 10 Mrk. Gr., dazu alles Werk-
zeug. (Lib. res. v. 1470. f. 75 b.) 1485. Seine Frau rt.
der Pradelln von Reichenbach 23 Gr. und ein Loth Silber,
(lib. Act. 1484—90. f. 20 b.)
22) Bernhardt. 1477 erwähnt. (Lib. res. v. 1470.
f. 105 a.)
23) Gregor Pyrner. 1479, f. 3. p. Reminisc. (9. März.)
Testament für seine Frau Anna durch den Maler Heinrich,
ihren Vormund.
24) Wolfgang Richter. 1481—1516. 1481. Kauf
eines Hauses hinter dem Kloster, (das. f. vac.) — 1485.
„meister WuliFgang gouldtsmidt had lossin vffbittin eyn willig
phand, eyn vorsilbertin gortel, anlangend Otten von der Zit-
taw vor 8 gld." (lib. act. v. 1484 — 90. f. 61a.); — f. 3.
p. Leonh. wird dem Meister von den Schoppen erlaubt jenes
Pfand zu veräufsern, so dafs 0. v. d. Z. den Erlös in 13 —
14 Tagen bekommen kann, (das.) — 1488 ist er Vormund
der Barbara, Frau des Malers Wendel Smogerer (Lib. iud.
f. 14 b.), 1489 der Dorothea Smedich (f. 19 b.) — 1489
verkauft er einen Garten auf der Neuen Gasse (f. 29 b.),
1490 einen andern in der Salomongasse (das. f. 45 a.), 1493
eine Scheune auf der Viehweide (das. f. 107 a.) — 1493 ist
er Vormund der Barbara Libing (f. 108 a) , die er nachher
heiratete, da es 1495 (f. 134a.) heifst: W. g. Richter genant
vnd Barbara seine eliche hawsfraw.
1498. am Freitage des Abends trium reg. (5. .Jan.) er-
theilt ihm der Rath einen Geleitbrief: „Wolgang g. Richter
genant, der die Libingen hat ; sie ist von der stat geweist vnd
im bepholen hynnoch czu czyhn". Dem Inhaber des Briefes
wird bezeugt, dafs er von rechtlichen Eltern ehelich gezeugt
sei. (Lib. miss. 1496 — 99.) — Nach Script, rer. Lus. II.
341 ff. haben wir übrigens diesen Goldschmied als eine Art
von mittelalterlichem ,. Gründer" zu betrachten, der 1491 mit
dem Ziegelstreicher Joeoff einen betrügerischen Bergbau en-
triert hatte. Von 1503 an erscheint Richter allerdings wieder
in den Urkundenbüchern und zwar zunächst als Vormund der
ApoUonia Weyner (lib. iud. f. 297 b.) 1515 arbeitet er aus
einem alten vergoldeten Kreuze das grofse silberne in der
Peterskirche (Script. III, 410) und erhält 1516 24 ungr.
Floren zum Vergolden des Thurmkopfes auf dem Rathhause
(das.)
25) Hans Steynbeer. 1502. 30. Sept. ertheilt ihm
der Rath das Attest, dafs er längere Zeit Mitbürger gewesen
und sich gut aufgeführt habe. (Lib. missiv. 1502 — 1505.)
139
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
140
26) Georg Burchart. 1510—1516. Zieht 1516 nach
Kamenz in Sachsen. (B. Kat.) ; er ist wol der Sohn des
gleichnamigen Görlitzer Malers (s. d.) Verrauthlich fällt er
zusammen mit dem in den Script II, 20 erwähnten Goldschmied
Georg, der von Matthias Axt zur Rede gestellt wird wegen
eines silbernen Bechers, den dieser in des Meisters Arbeits-
laden bemerkt hat und für den seinigen zu halten versucht ist,
welchen man ihm auf der Reise nach Frankfurt gestohlen
hatte. Dieser Verdacht erwies sich jedoch durch die Aussa-
gen des oben erwähnten Goldschmieds Wolfgang, der an des
Klägers Becher gebessert, als unbegründet, sowie durch die
Angaben des Burggrafen Nie. v. Dohna, Besitzers des frag-
lichen Geräthes. 1510.
27) Oswald Folkalt von Fridberg. 1522 — 1528.
1522. Bürger. 3 Schk. (B. K.) : wohnt im Reichenbacher
Viertel nach dem Steuerregister von 1528.
28) Hans Lange von Bamberg. 1522—1567. „hat
seinen abscheyd gebeten vnd vffs rats anfordern 6 seh. vffge-
legt ; von im genomen angesehn sein armut 1 seh. 3 a p. Math,
apli. (23. Sept.) 1522. rediit 1523." (B. K.) 1567 war
nach Neumann's Gesch. v. Görlitz S. 72 die Apotheke in sei-
nem Laden unterm Rathhause.
29) Antonius Towsener. 1528—1549. Wohnt nach
dem erw. Steuerregister 1528 im Frauenviertel; „von raeister
Anthony goltschmides laden vflf Joannis (24. Juni) 1549." —
3 Seh. 12 Gr. (Reg. percept. et distr. v. 1548.)
30) Hans Bai du ff, Münzmeister, im Frauenviertel
1528 wohnhaft. Die Scriptores rer. Lus. thuen seiner häufig
Erwähnung.
31) Florian Stosz, wohnt im Eeichenbacher Viertel
1528. — Es ist mir bei der verhältnifsmäfsig nur kurzen
Dauer meiner, archivalischen Forschungen nicht möglich ge-
jvesen, das Verwandschaftsverhältnifs mit dem allbekannten
Bildschnitzer dieses Namens festzustellen. Doch hat meines
Wissens Herr Stadtsekretär Heinrich in Görlitz vor drei Jahren
im städtischen Anzeiger über diesen Gegenstand einige Mit-
theilungen veröffentlicht und die Zusammengehörigkeit beider
überhaupt zu constatieren vermocht.
32) Peter Waddein von Hamburg, Goldschmiedge-
selle, wird 1557 Bürger. (B. K.)
33) Hans Stoller von Zürich. 1560 Bürger (das.).
34) Christoph Scholtz. 1564. Bei Neumann, a. a. 0.
S. 364.
35) Marcus Piritz von Grossen. 1578 Bürger.
Bürger werden weiter:
36) Joachim Leucke von Hameln 1599 („sein bür-
gerrecht erlanget im sitzenden rathe, beschehen 21. Aug. die
Sat. dedit 4 seh.");
37) Merten Schubart von Brieg, 1606;
38) Balthasar Elersch von Lübeck, 1612;
39) Joachim Heroldt, 1624.
Brieg. Dr. E. Wernicke.
Die Normalgewichte des Kurtürsteutliums Sacliseu
von 1585.
Auf einer jüngst im alten Zeughause zu Dresden abge-
haltenen Versteigerung kamen die oben genannten Gewichte in
drei Exemplaren von verschiedenem Umfange zu Tage und
wurden, bereits dem Einschmelzen nahe gebracht, vom neuge-
gründeten kgl. Kunstgewerbe-Museum gerettet und, wenigstens
in den beiden grüfseren Stücken, als vorzügliche Zierden in
dessen Sammlungen aufgestellt. Abgesehen von der wissen-
schaftlichen Bedeutung dieser Denkmäler für die Gewichtsver-
hältnisse der früheren Zeit, sind sie von solchem künstlerischen
Werthe, dafs es sicher gerechtfertigt erscheint, in weiterem
Kreise darauf hinzuweisen. Sie bestehen aus Bronze, die dem
Weifsgufs des 16. Jahrhunderts sich nähert, doch nicht mit
demselben völlig übereinstimmt. Ihre Gestalt ist die auch
heute noch übliche eines gestürzten, abgestumpften Kegels.
Doch an Gröfse gehen sie weit über das Mafs hinaus, welches
wir zu sehen gewohnt sind. Das erste mifst ohne die reich-
lich angebrachten Verzierungen 20 cm. in der Höhe und 25 cm.
im Durchmesser, das zweite 7 cm. in der Höhe und 20 cm.
im Durchmesser. Das dritte, welches den anderen an Kunst-
werth bedeutend nachsteht und nicht erworben ist, hat viel
kleinere Verhältnisse. Nr. 1 besteht aus 13, Nr. 2 aus 7 Ein-
sätzen. Was die Gewichtsverhältnisse betrifft, so haben wir
auch hier den oft gelieferten Beweis, dafs man im Alterthume
es keineswegs sehr genau mit der Bestimmung solcher Ver-
hältnisse nahm, selbst wo die Tendenz ausdrücklich auf ihre
endgültige Festsetzung ausgieng. Denn die einzelnen Abthei-
lungen entsprechen einander in ihrer Folge nicht der Art, dafs
stets die Bezeichnung und wirkliches Gewicht zusammenfielen.
Im gröfseren ist das Pfund 480 Gramm schwer, im kleine-
ren, das als „Leipziger" bezeichnet ist, 475 Gr. Nach den In-
schriften enthält jenes 128 Pfund, gleich 256 Mark; dieses
64 Pfund. Als Angabe, die sich ebenfalls auf das Gewicht zu
beziehen scheint, ist im ersten Stücke mehrmals eingeschlagen :
D 2048, V 17280, K 17744, R 18496. Dieselben Buchstaben
mit Ziffern in absteigenden Proportionen kehren auf den ein-
zelnen Einsätzen wieder.
Was diesen alten Gewichten aber den Hauptreiz verleiht,
ist die fast überreiche ornamentale Ausstattung, welche vor-
zugsweise auf dem Deckel angebracht ist und aus geschnitte-
nem Gufs vom selben Metall besteht. Auf dem gröfseren er-
heben sich als Gehre für den Henkel zwei Halbfiguren gehar-
nischter Männer mit dem kursächsischen Wappen in den Hän-
den in der Höhe von 12 cm. ; der Henkel selbst ist zusammen-
gesetzt aus zwei aufsteigenden Löwen, welche das nämliche
Wappen mit hoher Krone emporhalten, im Mafse von 24 cm.
über dem Deckel. Das Charnier reicht hinten mit Schnörkel-
werk im mittleren Renaissancestil und drei Löweuköpfen weit
hinab und legt sich mit zwei Delphinen und zwei Löwen,
welche Kugeln unter je einer Tatze halten, nach vorn.' Zwi-
141
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
142
sehen diesen ist ein Seepferd eingefügt, welches nach vorn
über den Rand wegspringt und das Charnier für den Riegel
hält, der seinerseits, aus Wappenschild, Löwenkopf und be-
weglichem Handgriff in passender Einfassung, breit und wuch-
tig die ganze Höbe des Gefäfses deckt. In ähnlicher Con-
struction ist das zweite Gewicht verziert. Doch bestehen die
Oehre aus zwei Seemännern, der Henkel aus zwei Delphinen.
Drachen lagern sich, den Eidechsen der romanischen Periode
nicht unähnlich, über den Deckel und senken sich vorn als
Riegel hinab. Die Zeichnung ist markig, die Ausführung nicht
übertrieben sorgfältig, wie es sich für den Gegenstand ziemt,
doch meisterhaft, der Schnitt vorherrschend. Die Aufsenseite
der Gewichte ist mit aufliegenden, gedrehten Reifen und ein-
geschlagenen Ornamenten, darunter stilisiertes Blattwerk, kleine
Rosetten, Sterne, Thierfiguren u. a., verziert. Als Verfertiger
nennt sich auf beiden Albertus Wein mann unter einer
Zusammenstellung von drei Lämmern mit der Siegesfahne als
Handwerksmarke. Im kleineren Gewichte sind einige Einsätze
erneuert und mit L. E. Weifse bezeichnet.
Unter diesen Namen dürften aber nur die Gelbgiefser zu
verstehen sein, welche den Gufs, wie zu vermuthen, nach Mo-
dellen ausgeführt, die von einer vielleicht mehr berufeneu Hand
vorgebildet worden. Fragen wir nach einer solchen, so schei-
nen einige Urkunden im Dresdner Staatsarchive Auskunft zu
geben, deren gütige Mittheilung wir Herrn Architect R. Steche
verdanken. In einem Fascikel: „Artolorey vnd Bausachen",
1553—1581 (Loc. 9126 S. 158—162) findet sich ein Bitt-
schreiben des kurfürstl. Zeugmeisters und Schraubenmachers
Paulus Buchner, worin er um ein Darlehen von 600 Gul-
den nachsucht. Er führt darin die vornehmsten Stücke auf,
welche er neben seinem „Dienst und Aufwarten" für den Kur-
fürsten in's Werk gerichtet, und nennt neben dem, was er alle
Jahre zum heil. Christ verfertigt u. a. auch „die grofse Wag
in's. Zeughaus." In einem Gopialbuche, Fol. 90 Loc. 492 fin-
det sich sodann ein Schreiben des Kurfürsten August, ohne
Nennung des Adressaten, doch ohne Zweifel au P. Buchner
gerichtet, worin es heilst :
„Lieber getreuer, Wir haben Dein schreiben und bericht
sammt beiliegenden Anschlag was ungefehrlich eine grofse
Schnell wage, die man in ein Zeughaus oder auch zu felde ge-
brauchen, und bis 150 Centner darauf wegen kan, kosten und
sich uff 350 fl. erstrecken wirdt, entpfangen und verlesen. Be-
geren darauff uud bevehlen dir hiermit gnedigst du wollest
eine solche Schneiwage alsbald andingen und mit vleis uffs be-
stendigste, künstlichste und über eheste als es möglich machen
auch auff einer selten mit dem Sächsischen Churwappen und
auf der anderen selten mit den landgreffischen Hessischen
Wappen ziehren und die wage sambt dem gewichte nach dem
Nürrenberger Centner und gewicht richten lafsen, was darauff
gehen wirdt das soll dir aus unser Cammer entrichtet werden.
Daran u. s. w. Dato Siegenwerda den 15. Augusti Ann. 84.
Dresden. Dr. v. Eye.
Die Sammlung von Handzeichnungen in der Bi'es-
lauer Stadtbibliotheli.
Vor mehr als hundertfünfzig Jahren lebte in Breslau ein
Mann, der zwar wenig Geschmack und Kunstverständnifs besafs,
dagegen vom Sammeleifer beseelt war, und der in seine Albums
Gutes und Schlechtes , meistentheils aber von der letzteren
Sorte, zusammenklebte. Drei solche Bände in grofs Folio sind
noch erhalten und im Besitz der Breslauer Stadtbibliothek.
In dem einen, betitelt „Handzeichnungen", fand ich sieben Blät-
ter Studien zur Schule von Athen und zur Disputa, einen Fund,
über den ich an andrem Orte noch berichten werde; hier will
ich mich allein mit dem Inhalt der beiden andren Bände, die
„dessins originaux" bezeichnet sind, beschäftigen.
In der Bibliothek sind diese beiden Sammelbände als
Willmann'sche Handzeichnungen bekannt. Dafs die Skizzen
nicht von dem schlesischen Raphael herrühren, ergibt sich sofort
daraus, dafs ein grofser Theil derselben mit dem Künstler-
namen versehen ist. Ich glaubte daher zuerst die Sammlung
sei von Willmann wenigstens angelegt, habe ihm gehört; aber
auch diese Annahme ist unhaltbar , da mitten in dem Album
ein Blatt, datiert 1718, eingeklebt ist. Willmann aber schon
1706 gestorben war.
Die M«hrzahl der Handzeichnungen ist unter jeder Kritik
schlecht; einige sollten aber doch näher von Kennern unter-
sucht werden. So sind einige schöne Rothstiftzeichnungen zu
oder nach den Psychegemälden des R a f a e 1 vorhanden, eine
mit Bister getuschte Federzeichnung, bezeichnet Guido Reni,
darstellend eine Studie zu einem nackten Weibe, eine mit Reifs-
blei gezeichnete Gewandstudie , einen sitzenden Jüngling dar-
stellend, bezeichnet Baccio Baudinelli, (auf der Rückseite
des Blattes einige Köpfe, mit der Feder trefflich gezeichnet).
Von Giacomo del Po (f 1726) eine mit Bister getuschte
Federzeichnung, ein nackter Mann in Landschaft.
In der Rembrandt'schen Art sind im ersten Bande drei,
im zweiten zwei Skizzen. Bezeichnet mit dem Namen P. Ru-
bens eine Skizze, Feder und Bister, darstellend eine Frauen-
gestalt. Von Martin de Vos eine schöne getuschte Feder-
zeichnung nach einer Tiziau'schen Idylle. Zwei Landschaften
von Egidius S ade 1er. Ein Nymphenreigen, sehr schön mit
Rothstift und der Feder gezeichnet von Job. Waltz, eine
Rothstiftzeichnung von Cordon, darstellend eine Opferscene etc.
Es wäre immerhin der Mühe werth, diese Blätter eingehender
zu prüfen.
Ich will hier die datierten und mit den Namen der Künstler
bezeichneten Skizzen aufzählen , bemerke jedoch , dafs viele
Namen unleserlich waren und deshalb von mir nicht aufge-
führt sind.
1574. Crispino IV. Ausgiefsung des hl. Geistes, blau getuscht.
1593. „Philip Zieglcr in Ciagenfurt" Auferstehung Christi
nach Tintoretto auf grüngrauem Papier weifs gehöht.
1602. Georg Schablandt('?) Satyr und Nymphe, getuschte
Federzeichnung.
143
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
144
1G04. „K. fecit. Zu S. Benno gemacht'- ; der todte Heiland,
von Engeln umgeben, und Maria."
1604. „Ich. Fetter Schleich Maller Von Nürnberg macht
di(J mein Vetter Jan Dreckt er meiner in bestem zu ge-
denken, gesehen den 20 October Anno 1604." Schlecht ge-
zeichnete Seegottheiten, Stammbuchblatt.
1616. Venus u. Amor „Henrich Eberhart zu gedechtnus ge-
schehn inPrespurck 1616. Federzeichnung, Stammbuchblatt.
1620. George Genner in Elwing. Jünger zu Emmaus, ge-
tuscht. Schauderhaft schlecht.
1620, den 2 Juny. Poseidon, Federzeichnung. „Das mäht Vnd
schreibt zu freundlicher gedechtnus Johann baumgartner
Maller in Ybbs-'. Stammbuchblatt.
1621. „Adam Wolsky Elbingk 21 January 1621." Ein Mann
geifselt einen andren, den er über einen Kasten gebeugt hat:
„So sindt im streytt
Kunst vnd der neydt."
Getuschte schlechte Federzeichnung, Stammbuchblatt.
1623. „Kiliann Fabritius, Churfürstl. Hofmaler in Dresten
den 10 Sbr. Anno 1623 . . . inspector mp." Frauengestalt,
Rothstiftzeichnung des bekannten Dresdener Hofmalers.
1624. M. Miller. Madonna zwischen zwei Engeln; sie trägt
das Kreuz, der eine Engel die Dornenkrone, der andre eine
Lilie. Grün getuscht und mit Weifs gehöht.
1642. J. d. H. (Herdt) Studie zu einem Mönche ; blaues Papier,
weifs gehöht. Von demselben:
der ewige Jude, Rothstiftzeichnung, J. d. H. undatiert.
Thomas und der Heiland, getuschte Federzeichnung, desgl.
desgl. von demselben, mit dem vollen Namen J. D. Herdt
bezeichnet, Christus am Kreuz, Federzeichnung, mit Bister
getuscht.
Geifselung desgl.
Maria, Anna und das Jesuskind, desgl.
Alle diese Skizzen sind liederlich, aber effectvoU hingeworfen.
1648. Johannes Spizmacher in Augspurg. Landschaft mit
zwei Figuren Bleistiftzeichnung.
1650. Friedrich Schenck (oder Schanck) d. 27 April. Land-
schaft, Staffage zwei schlafende Männer.
1651. Jacob Lindnitz. Israel ringt mit dem Engel, sorg-
fältig gearbeitete, aber durchaus unbedeutende getuschte Fe-
derzeichnung. „Zu Immer wehrendem Andenken. Gesehen
in Bre|Maw dea 3 Febr. 1651. — Von Jacob Lindnitz der-
zeit Mahler Alda." Stammbuchblatt.
1653. „Wilhelm Frommer Maler und Ivupferstecher in augs-
purg 1653 d. 29 Martij." Vater und Sohn, Federzeichnung,
Stammbuchblatt.
1654. „Franz Schoffhueber lUuminist Wien den 3 Apprilli
1654. "Apollo und Phaeton. Tuschzeichnung, Stammbuchblatt.
1656. CM. Haberkorn Mahler in Camenz. Frauenkopf,
Studie mit Rotlistift.
1657. „Bartolomeus Schröder Maller gesel gesehen im Anno
1657''. Landschaftsstudien.
1657. Jo. Melch. Otto in Graz. Ein schlafender Jäger mit
zwei Hunden.
1667. „(Si)byllaSandrart in, November". Frauenkopf. Rothstift.
1681. Wilhelm von Bemmel. Getuschte Landschaft.
1696. Bothschildt. Kopf. Rothstiftzeichnung.
„ desgl. desgl. undatiert.
1696. Felsting(?) Junor. Kinderstudie, Rothstift.
1698. Fehling (Heinr. Christoph, geb. 1653 f 1725 als
sächsischer Hofmaler). Studienkopf, getuscht.
0. J. „Fehling Ober H(of)Maler.'' Männlicher Act, getuscht.
1703. „H.C.Fehlingk del. Ober Hofl'mahler". Baumstudie. Erle.
Undatierte Blätter finden sich vor von
A. . . . Vogl, Meleager und Atalante.
Sebastian Geötz, Bildhauer; knieender Edelmann und
knieende Dame, gute Studien zu einem Epitaph.
A. C. Moxin, zwei Köpfe. Rothstift.
Stella, drei italienische Landschaften. Getuschte Blei-
stiftzeichnungen.
Moog, Studie nach einer E'ichte.
F. P. Roos, Vordergrundstudie. Tusche.
„Hans Melcher WidennV" Zwei Engel, die das Sacra-
ment tragen. In rothbrauner Tusche ausgeführt.
„Zinck, Dresten." Männerkopf. Rothstiftzeichnung.
Ders., ein getuschter Studienkopf, sehr sauber ausgeführt.
„J. JochmujJ Maller." Männerkopf. Rothstiftzeichnung.
„Sandrart fec." zwei Römer, Brustbild. Rothstift.
Viel Bedeutendes ist unter den vorgenannten Zeichnungen
nicht zu linden, indessen erfahren wir von einigen bisher wenig
oder gar nicht bekannten Malern, die allerdings ihren hier vor-
liegenden Leistungen nach kaum verdienen, dafs man sich wei-
ter mit ihnen beschäftigt. Besonders schlecht sind die Zeich-
nungen in dem Stamm buche, von dem sechs datierte Blätter
(1614—54) schon erwähnt sind. Es gehörte einem Jan Dreck-
ter, der wol auch Maler war. Auf einer undatierten Zeich-
nung, darstellend den Erzengel Michael, lesen wir „mein Bru-
der Hansen Debr gemacht Abraham mache (od. muche)." In
dasselbe Stammbuch gehört auch eine Tuschzeichnung von Hans
Wilhelm Kurmann in Stuttgart, darstellend allegorische Fi-
guren, und eine aquarellierte Federzeichnung, die Hoffnung vor-
stellend, von Johannes Gorbl, „Maller Jung". Für den Ar-
chäologen interessant sind zwei mit der Feder gezeichnete An-
sichten des Farnesischen Hercules mit der Unterschrift „Cava-
te av palais de Fer'', sowie eine Ansicht des Mausoleums des
Theodorich in Ravenna, wo dies Gebäude noch durch Anbauten
aller Art verunziert ist.
Breslau. Alwin Schultz.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JW 5. Mai.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Mai 1877.
Im Anschlüsse an frühere Mittheilungen über Stiftungen frän-
kischer Adelsgeschlechter können wir jetzt melden, dafs Herr
Obristlieutenant Freiherr Ulrich von Hütten in München sich be-
reit erklärt hat , zur entsprechenden Ausstattung des von fränki-
schen Adelsgeschlechtern gestifteten Bautheiles zehn Jahre lang
jährlich 360 m. beizutragen. Mehr und mehr schliefst sich somit
der Kreis der heute noch blühenden Familien, welche diesen Stif-
tungen beitraten, und das Gesammtresultat wird eine glänzende Be-
reicherung unserer Lokale ergeben.
Die kgl. bayer. Regierung hat den früheren Ueberlassungen
von Gemälden zur Bildung einer würdigen Galerie einen neuen
Akt des Wohlwollens folgen lassen, indem sie ein Gemälde Al-
brecht Dürers, Hercules die Harpyen bekämpfend, dem Museum
überlassen hat.
Für unsere zweite Verloosung ist nunmehr von der Mehrzahl
der deutschen Regierungen die Genehmigung zum Loosverkaufe
in den betreffenden Staaten erfolgt, und es soll demnächst mit der
Ausgabe der Loose begonnen werden. Wir haben Herrn Groi's-
händler und Generalagenten Alb. Rösl in München den Gesammtver-
kauf ausschlielslich übertragen, bitten also, in allen diesbezüglichen
Geschäften sich an denselben zu wenden.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von deutschen Standesherren : Carl Egon Fürst von
Fürstenberg, Durchlaucht, (auf 5 Jahre) 50 m.
Von politischen Corporationen : Stralsund. Bürgermei-
ster und Rath (auf 5 Jahre) 30 m.
Von Privaten : Kronstadt. Joseph Fabritius, Dr. med., 1 m. ;
Heinrich Fink, Gymnasialkonrektor, ] m. ; Dr. Franz Linz, Notar,
1 m. Meissen. A. Steiger, Oekonomierath, 3 m. Nürnberg. Hart-
mann, kgl. Advokat, 12 m. ; Friedrich Keiner, Kaufmann, 2 m.;
Wilhelm Richter, Opernsänger, 5m.; Ernst Spitzner, Buchhalter,
2 m. ; Christ. Stadler, Chromograph. 2 m. Oppeln. Sigbert Schmu-
ler, Kreisgerichtsrath ,2m.; Dr. Carl Uschner, Kreisgerichtsratb,
(st. fr. 2 m.) 3 m. St. Petersburg. Ed. Fremann, Kaufmann, 9 m.
72 pf.; H. Knatz, Kaufmann, 9 m. 72 pf.; C. Kolbe, Zahnarzt, 9 m.
72 pf.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von Privaten : St. Petersburg. Ad. Fabricius , kais. Staats-
rath, 9 m. 72pf
Für den Angustinerklosterban : Freiherren von Hausen
in Sachsen 300 m.
Ünsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst-
und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen,
(Nr. 7772—7782.)
Altdorf. J. Zahn, Seminarinspektor: „Eine schöne Dancksa-
gung zu Gott dem AUmechtigen." Druck von Paul Donat zu Mag-
deburg. 1599. — Berlin. Lüderitz' scher Kunstverlag: ,,La dis-
cesa della croce" nach Daniello Ricciarelli da Volterra. „Lq spa-
simo di Sicilia" nach Raphael. 2 grofse Kupferstiche von P. To-
schi. — Dresden. Frhr. von Eberstein: Porträt des Generals
von Tottieben. Lichtdruck. — Fürth. Röder, k. Pfarrer : 3 neuere
Silbermünzen. — Germershelm. Wündisch, Decan : Eine Anzahl
französ. Assignaten. Eine Anzahl Kupfermünzen. — Malland. Ca-
valiere Reich mann: Etruskische Grabkiste aus gebranntem Thon,
mit Skulpturen geschmückt. — Münchaurach. Georg Helm reich:
Dachziegel von 1587. Silberpfennig, 15. Jhdt. — Nürnberg. Ernst
Frhr. von Bibra, Dr. phil. & med.: Auszug zum Nürnberger
Stückschiefsen. 1614. Anton Glötzner, Magistratsofficiant :
Römische Bronzemünze. Sigm. Pickert, Hofantiquar: 2 byzan-
tin. Bronzemünzen, 2 antike Thränenfläschchen, einige Mosaikreste,
2 Schleudersteine aus den Ruinen von Karthago. 1 Tisch zu einem
Puppenhause. Weck werth, Medailleur : Medaille auf den 80. Ge-
burtstag des Kaisers Wilhelm ; Kupfer. — Rudolstadt. Se. Durchl.
Georg, Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt: 2 marmor-
artig glasierte Thonfliese aus Schlofs Leutenberg, 17. — 18. Jbdt.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 36,777-36,893.)
Aachen. Frhr. v. Scheibler, k. Landrath a. D. : Geneal.
Notizen über das Geschlecht der Edlen und Freiherren von Scheib-
ler. 8. — ftrtlSterdam. Academie royale des seien ces: Dies.,
Verhandelingen etc.; Afd. Letterkunde, X. Deel. 1876. 4. Ver-
slagen en Mededeelingen etc. ; Afd. Letterk., H. R., 5. Deel. 1876.
8. Pavesi, Hollandia. 1876. 8. — Basel. Ludw. Sieber, Biblio-
thekar : Zwei Reliquien aus Isaac Iselins Studienzeit. 1877. 8. —
Bayreuth. Histor. Verein für Oberfranken: Ders., Archiv
etc.; Bd. XIH, 2. H. 1876. 8. — Berlin. Kais, s tatist. Amt:
Dass., Monatshefte etc. f. d. J. 1877, Februar - Heft ; März-Heft. 4.
Besser'sche Buchh. (W.Hertz): Lorenz, Deutschlands Geschichts-
quellen im Mittelalter; 2. Bd. 1877. 8. Dr. v. Cuny, Univers.-
Prof: Kraus, Kunst und Alterthum in Elsafs - Lothringen ; L Bd.
2. Abth. 1877. 8. Gesellschaft für Anthropologie, Eth-
nologie U.Urgeschichte: Zeitschrift für Ethnologie ; 8. Jahrg.,
1876, Heft VL 8. Verein „Herold": Ders., Vierteljahrsschrift
etc.; Jahrg. 1876. IV. Heft. 8. Dr. Fr. Oetker, Univ.-Professor :
Halck, Prognosticon astrologicum etc. auf d. J. 1720. 12. Christ-
u. Türeken Allmanach auf d. 1718. Jahr. 12. Dr. Stephan, Ge-
neral-Postmeister: Poststammbuch; 3. Ausg. 1877.8. Universi-
tät; Bruuner, die Rechtseinheit. 1877. 4. Hosch, Untersuchungen
über die Quellen und das Verhältnifs der provencjal. u. der latein.
Lebensbeschreibung des h. Honoratus. 1877. 8. u. 12 weitere aka-
dem. Gelegenheitsschriftea. — Bonn. F. Sonnecken: Ders., die
Rundschrift; X. Aufl. 1877. qu. 4. — Brunn. K. k. mähr.-schles.
Gesellschaft z. Beförderung des Ackerbaues, der Na-
tur- u. Landeskunde: Dies., Mittheilungen etc. 56.Jhg., 1876.
4. Mähr. Landes- Ausschuf s : Ders., Rechenschaftsbericht f.
d. J. 1876. 1877. 8. — Brüssel. Louis Albin, Ober-Conservator
d. k. Bibliothek : Ders. , la plus ancienne gravure en taille-douce
executee aux Pays-Bas. 1876. 8. Sonderabdr. Ders., les grandes
armoiries du duc Charles de Bourgogne gravees vers 1467. 1859.
8. — Dorpat. Gelehrte estnische Gesellschaft: Dies., Si-
tzungsberichte etc., 1876. 1877. 8. — Dresden. Kunstgewerbe-
verein: Ders., Statuten. 1877. 8. Richard Steche, Architekt :
Ders., Führer durch die Ausstellung kunstgewerbl. Arbeiten vom
Mittelalter bis zur Mitte des 18. Jahrh. in Dresden. 1875. 8. —
Frankfurt a. M. F. Kreylsig, Direktor u. Prof d. Realschule:
Röhrich, Kaiser u. Reich. 1871. 8. Pr. Veith, Biographie Wöh-
ler's. 1871. 8. Pr. E. F. A. M ünzenberger , Stadtpfarrer ; Ders.,
zur Restauration des Frankfurter Domes. 1877. 8. — Freiberg.
Dr. M. Rachel, Gymnasialoberlehrer: Rachel, Reimbrechung und
147
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
148
Dreireim im Drama des H. Sachs. 1870. 4. Pr. — Glarus. Histor.
Verein d. Cantons Glarus: Ders., Jahrbuch etc. 14. H. 1877.
8. — Göttingen. Die terich'sche Buchh. : Forschungen zur deut-
schen Geschichte; Bd. XVII, 2. 1877. 8. — Halle. G. Schwetsch-
ke'scher Verlag: Die Natur etc.; 26. Jahrg., 1877. 1. Viertelj. 4.
— Hanau. Realschule II. 0.: Ehlers, geschieht!. Entwickelung
d. franzüs. Sprache; II. Thl. 1877. 4. Pr. - Hannover. Hahn'-
sche Buchh. : Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde; Bnd. II, '6. 1877. 8. His to r. V erein für N ie-
dersachsen: Ders., Zeitschrift etc.; Jahrg. 1876. 8. — — Hei-
delberg. Universität: Erdmannsdörfl'er, Friedr. Chr. Schlosser.
1876. 4. Becker, zur Geschichte der medizin. Facultät iu Heidel-
berg. 1876. 4. Behaghel, die modi im Heliand. 1876. 8. Cohn,
d. Justizverweigerung im altdeutschen Recht. 1876. 8. Elkan. die
Gesta Innocentii III. im Verhältnifs zu den Regesten desselben Pap-
stes. 1876. 8. Meyer, d. Leben d. Trobadors Gauselm Faidit.
1876. 8- Neumann , d. german. elemente i. d. provenzal. u. fran-
zös. spräche; I. 1876. 8. u. 11 weitere akadem. Gelegenheitsschrif-
ten. — Karlsruhe. Braun'sche Hofbuchh. : Zeitschrift f. d. Ge-
schichte d. Oberrheins; Bd. 29, 2. 1877. 8. — Klagenfurt. Kärnt-
nerischer Geschichts- Verein: Ders., Archiv etc. ; XIII. Jahrg.
1876. 8. Carinthia etc.; Jahrg. 57 — 62 u. 65. 1867—72 u. 75. 8.
— Koburg. A. Freih. v. Üxküll: Ders., Bericht an den Cobur-
ger Localverein d. deutschen anthropolog. Gesellschaft pro 1875.
1876. 8. — Krakau. K. k. Akademie: Dies., Rozprawy etc., filo-
log. tom II — IV. 1875 — 76. 8. Rozprawy etc.; histor. -filozof.,
tom. IV. V. 1875—76. 8. ~ Kupferzell. F. K. Fürst zu Hohen-
lohe- Waidenburg, Durchl. : Cronica de Tutti li Dosi Venetiani.
Pap.-Hs. 16. Jahrh. kl. 4. — Leeuwarden. Friesch Genoot-
scliap van Geschied-, Oudheid- enTaalkunde: Dies., 48.
Verslag etc. 1875—76. 8. De vrije Fries etc. XIII. Deel, 2. 1876. 8.
— Leiden. Maatschappij der nederlandsche Letterkun-
de: Dies., Haudelingen etc.; 1876. 8. Levensberichten etc. 1876.
8. Alphabetische Lijst der Leden. 1876. 8. — Leipzig. F. A.
Brockhaus, Verlagsh. : Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts ;
10. u. 11. Bd. 1877. 8. Wander, deutsches Sprichwörter-Lexicon ;
61. Lief. 1877. 8. Statistisches Bureau der Stadt Leip-
zig: Dass., Mittheilungen etc.; XI. Heft. 1877. 4. Museum für
Völkerkunde: Dass., vierter Bericht etc. 1876. 8. 0. Sparaer,
Verlagsh. : Müller u. Mothes, illustr. archäolog. Wörterbuch. Lief.
16 — 22. 8. — Lübeck. Verein f. Lübeckische Geschichte u.
AI t erthumsk. : Ders., Bericht etc. über das Jahr 1874. 4. —
Luxemburg. Section historique de l'institut roy al grand-
ducal : Dies., Publications etc.; annee 1876, vol. XXXI. 1877. 8.
Dies., chartes de la famille de Reinach, deposces aux archives du
grand-duche de Luxembourg; I. fasc. 1877. 8. — IVIainz. Friedr.
Schneider: Ders., die Katharinenkirche zu Oppenheim u. ihre
Denkmäler. 1877. 4. — Montauban. Societe ar cheologique
de Tarn et Garonne: Dies.. Bulletin archeologique et histo-
rique; tome IV, 1 — 4. 1876. 8. — München. K. Akademie der
Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte der philos. -philol. u.
histor. Cl. 1876; H. 5. 1876. 8. Monumeiita Boica; vol. XLIII.
(XVI.) 1876. 4. Abhandlungen der mathem.-physikal. Cl. ; Bd. XII,
2. 3. 1876. 4. Sitzungsberichte der mathem.-physikal. Cl., 1876,
H. III. 8. V. Liliencron, über den Inhalt d. allgem. Bildung in der
Zeit der Scholastik. 1876. 4. Trumpp, Nanak, der Stifter der Sikh-
Religion. 1876. 4. Dr. v. Löher, k. b. geh. Rath, Reichsarchiv-
dir. u. Univ.-Prof. : Archivalische Zeitschrift; hgg. von v. Löher;
I. Bd. 1876. 8. - Neuburg. Histor. Fi lial-Verein : Ders., Col-
lectaneen-Blatt ; 40. Jhg. 1876. 8. — Nürnberg. Bayr. Gewerbe-
museum: Dass., Jahresbericht etc. 1876. 4. Hilfs-Comitii f.
Einrichtung und Ausschmückung d. ev. Friedenskir-
che zu Frosch Weiler : Schönniger, d. evangel. Friedenskirche
zu Fröschweiler im Elsafs. 1877. 8. Mit 2 bildl. Beil. Maximi-
lians-H eil ungs- Anstalt: Dies., 63. Jahres - Bericht etc. auf
das Jahr 1876. 1877. 4. Ungenannter: Wappen der löbl. Bür-
gerschaft der Stadt Set. Gallen; 1. — 3. Lief. 1855. 8. Wappen-
buch der löbl. Bürgerschaft v. Rappersweil. 1855. 8. Wappen d.
löbl. Bürgersch. Baden. 1855. 8. Wappen d. löbl. Bürgersch. von
Winterthur. 1855. 8. Jenni, Wappen der Anno 1857 lebenden Ge-
schlechter der Stadt Solothurn. 8. Sprecher, Wappen der Anno
1854 lebenden Geschlechter der Stadt Chur. 1855. 8. Wappen-
Tafel der löbl. Bürgerschaft der Stadt Zürich. 1854. 8. Wappen-
buch der Stadt Schaffhausen. 1819. 2. v. Nordenskjöld, Genealo-
gie des deutschen Kaiserpaares Wilhelm I. u. Augusta, zurückge-
führt auf den Kaiser Sigismund. 1871. 8. — Prag. Verein f. Ge-
schichte der Deutschen in Böhmen: Ders., Mittheilungen
etc.; Jahrg. XV, 4. Heft. 1877. 8. — Salzwedel. K. Gymnasium:
Walter, die Politik der Hohenzollern bei den deutschen Kaiser-
wahlen. 1877. 4. Pr. — St. Gallen. Histor. Verein des Kan-
tons St. Gallen: Wartmann, Urkundenbuch etc. T. III, Lief. 2.
3. 1876. 4. St. Gallens Antheil an den Burgunderkriegen. 1876.
4. Der Kanton St. Gallen in der Mediationszeit. 1877. 4. Mit-
theilungen etc.; neue Folge, 5u. 6. Heft: St. Gallische Geschichts-
quellen, hsg. durch Meyer von Knonau , III: Ekkehardi (IV.) ca-
sus scti. Galli. 1877. 8. — Schwerin. Verein f. meklenburg.
Geschichte und Alterthumskunde: Ders., Quartalbericht
etc.; XLII, 2. 3. 1877. 8. Ders., meklenburgisches Urkundenbuch;
X. Bd. 1877. 4. — Sigmaringen. Eug. Schnell, f. hohenzoll. Ar-
chivar: Ders., Dr. Marcus Roy. 1877. 8. — Stuttgart. K. Mini-
sterium des Innern: Staats- Anzeiger f. Württemberg; Jahrg.
1875. 2. — Terlan. K. Atz, Benefiziat : Ders., die christl. Kunst;
6. Lief. 8. — Upsala. Albert Wallis: Ders., Evangelium der
Gotteskindschaft. 1873. 8. — Utrecht. Pro vinciaal-Utrechtsch
Genootschap van Künsten en Wetenschappen: Dies.,
Verslag etc.; 1875. 1876. 8. Aanteekeningen etc.; 1875. 1876. 8.
Pleyte, la construction de Teglise jiar. St. Jacques ä Utrecht. 1876.
Imp. 2. — Wien. K. k. Central-Commission zur Erforsch,
u. Erhaltung der Kunst- u. histor. Denkmale: Dies.,
Mittheilungen etc. ; n. F. III. Bd., 1. Heft. 1877. 4.
Schriften der Akadeniieen, 3Iuseeii und historischen Vereine.
Mittheilungen der k. k. Mährisch-Schlesischen Ge-
sellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, derNatur-
und Landeskunde. 1876. 56. Jahrg. 1876. Brunn. 4.
Notizenhlatt der histor. statist. Section der genann-
ten Gesellschaft. Jahrgang 1876. Brunn 1876. 4.
Zur mahrisch - schles. Biographie. Von d'Elvert. (Forts.) —
Zur mährisch - schles. Adelsgeschichte. Von dems. (Forts.) — Die
Einführung der Erdäpfel in Mähren und Oesterr.-Schlesien. Von
dems. — Die Sparkassen in Mähren und Oesterr.-Schlesien. Von
dems. — Zur mährisch-schles. Balneographie , der Besuch der vor-
züglicheren Kurorte Mährens und Oesterr.-Schlesiens. Von dems.
— Aufzeichnungen aus dem vorigen Jahrhunderte. Von Koller.
— Der Verkauf der Studien- und Religionsfonds-Güter, der Studien-,
Religions - und Schulfond in Mähren und Oesterr.-Schlesien. Von
d'Elvert. — Hebung und Vorziehung des Soldaten-Standes, Recru-
tirung, Desertion, Aufhebung des -lebenslänglichen Militärdienstes.
Von dems. — Zur CTeschichte der Industrie und des Handels in
Mähren und Oesterr.-Schlesien. Von dems. - Die Burgen in Mäh-
ren. Von Koller. — Das Mafs und Gewicht in Mähren, insbeson-
dere in Olmütz. Von Peyscha. — Mähr. Zwolfkreuzer - Stücke
1619—21. Von Czikann. — Die Buch- und Steindruckereien in
Mähren und Oesterr.-Schlesien. Von d'Elvert. — Der Streit zwi-
149
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
150
sehen dem Collegiat-Capitel St. Peter und der Pfarrkirche St. Ja-
cob in Brunn. Von Koller. — Zur Geschichte des Gemeindewesens,
insbesondere der Gemeinde-Gebahrung in Mähreu und Oesterr.-
Schlesien. Von d'Elvert. — Ueber die alten Künstler in Olmütz
oder die Olmützer. Von dems. — Die Volkserhebung in Mähren
und Schlesien zur Zeit des Preufsen-Einfalls 1741 — 1742. Von
dems. — Zur Geschichte des Gauner- und Räuber- Wesens in Mäh-
ren und Oesterr.-Schlesien. Von dems. — Mährisch-schles. Brand-
Chronik. Von dems.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut-
schen in Böhmen. XV. Jhg. Kr. IV. Kedigirt von Dr. Lud-
wig Schlesinger. Nebst der literarischen Beilage, redigirt
von Dr. Mathias Pangerl. Prag. 1877. 8.
Künstler der Neuzeit Böhmens. VI. Josejjh von Fürich. Bio-
graphische Studien von Prof. Rud. Müller. — Die Wahl Ferdi-
nand's I. zum König von Böhmen 1526. Urkundlich dargestellt von
Oscar Gluth. (Schlufs.) — Der Bergbau auf dem Dominium Ossegg
und in seiner nächsten Umgebung. Quellenmälsig bearbeitet von
Prof. B. Scheinpflug. — Sagen aus dem südlichen Böhmen. 12—17.
Von Fr. Hüller. — Vereinsangelegenheiten. Literarische Beilage.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung u. Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale. Neue Folge. IIL Band, Erstes Heft. Mit 4 Tafeln
und 68 in den Text gedruckten Holzschnitten. Wien. 1877. 4.
Ein Wiener Sculpturwerk des XVI. Jahrhunderts und eine
Wiederholung in Nürnberg. Von Alb. Ilg. (m. Abb.) — Die Kirche
zu Pyhra in Niederösterreich. Von Ed. Freih. v. Sacken, (m. Abb.)
— Ein mittelalterliches Vortragekreuz im Dome zu Triest. Be-
sprochen von Dr. K. Lind. (m. Abb.) — Grabdenkmale in Ober-
Osterreicb. Von A. Winkler. (m. Abb.) — Kirche und Schlofs-
ruine zu Gars. (m. Abb.) — Commissionsbericht. Notizen.
Archiv für vaterländische Geschichte und Topo-
graphie. Herausg. von dem Geschichtsverein für Kärnten.
Dreizehnter Jahrgang. Klagenfurt. 1876. 8.
Die Baugeschichte des Domes zu Gurk. Von G. Frhr. v. Ankers-
hofen. — Regesten aus Lehen- Urkunden des Benedictiner - Stiftes
St. Paul vom XVL bis XVIII. Jahrh. Mitgetheilt v. Beda SchroU.
— Der Helenaberg bei Ottmanach als Fundstätte römischer Alter-
thümer. Von A. R. v. Gallenstein. — Die Hügelgräber bei Tscher-
berg im Jaunthale. Besprochen von A. R. v. Gallenstein.
Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Be-
lehrung und Unterhaltung. Herausgegeben vom Geschichts-
verein u. naturhistor. Landesmuseum in Kärnten. Re-
digirt von Marcus Freiherr von Jabornegg. Fünfundsechzigster
Jahrgang. 1875. Klagenfurt. 8.
Das Herzogthum Kärnten in der Zeit von 1269 - 1335. Ein
Auszug aus Dr. C. Tangl's theils gedruckter, theils ungndruckter
Periode des Handbuches der Geschichte von Kärnten. Forts. Be-
arbeitet V. Beda Schroll. — Cultur- Zustände. — Zur Geschichte
des oberen Drauthales. Von P. Kohlmayer. (VI.) — Museumsvor-
trag über das römische Bad. Von Prof. Bäumer. — Kleine Chronik.
— Die Farben der kärntnerischen Landesfahne. Von G. Frhr.
von Ankershofen. — Zum Leiflinger Münzfunde. Von G. — Aus-
zug aus dem Zeitbuche des kärtnerischen Geschichtsvereines (begon-
nen mit dem Jahre 1800.) — Die höchste Menschenwohnung in Eu-
ropa. (Goldzeche.) Aus dem Nachlasse Joh. Prettners. — Die
Funde in Maria Rast und Folgerungen daraus. Von J. C. Hofrich-
ter. — Eingesendet. (Ein Nachtag zum Artikel über die Maria
Raster Funde.) Von J. C. H. — Nachträge zu dem Werke : „Kärn-
tens Adel bis zum Jahre 1300." Von Alois Weifs. — Neu ent-
deckter antiker Inschriftstein. — Verzeichnis der Jahresdurchschnitts-
preise der Hauptgetreidegattungen von 1834 bis 1874 in Klagenfurt.
— Bilder aus dem kärtnerischen Volksleben. Von Rud. Walzer.
— Die Alpenwirthschaft in Kärnten. Von G. A. Zwanziger. —
Mittheilungen aus dem Geschichtsvereme. — Kärntnerische Volks-
sagen. Nekrologe.
Monumenta Boica. Volumen quadragesimum tertium. Edi-
dit Academia scientiarum Boica. (Collectio nova. Volumen
XVI.) Monumenta episcopatus Wirciburgensis 1372—1385. Mona-
chii. MDCCCLXXVI. 4. 4. Bl. 554 Stn.
Forschungen zur deutschen Geschichte. Herausg.
von der historischen Commission bei der königlich bayerischen
Akademie der Wissenschaften. Siebzehnten Bandes zweites Heft.
Göttingen. Dieterich. 1877. 8.
Vicelin und seine Biographen. Von Dr. K. Höhlbaum. —
Ueber den Primat des Erzstifts Magdeburg. Von Arohivseoretär
Dr. K. Palm. — Die ersten Versuche zu einer römischen Königs-
wahl unter Friedrich III. Von Dr. Ad. Bachmann. — Kleinere
Mittheilungen.
Sitzungsberichte der philosophisch - philologi-
schen und historischen Classe der k. b. Akademie der
Wissenschaften zu München. Jahrg. 1876. 8.
Gesellschaftsangelegenheiten. Ueber die Originale von Me-
lanchthon's Briefen an Camerarius und Melanchthon's Brief über
Luther's Heirath. Von Wilh. Meyer. Vorgelegt von v. Halm.
Ueber eine angebliche Rede des Kaisers Otto IV. Von Winkel-
mann.
Abhandlungen der mathematisch-physikalischen
Classe ders. Akademie. Zwölften Bandes zweite und dritte
Abtheilung. In der Reihe der Denkschriften der XLIV. Band.
München, 1876. 4.
Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen
Classe ders. Akademie. Jahrg. 1876. Heft III. München,
1876. 8.
Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins in Mün-
chen. Jahrgang 1877. 1. u. 2. Heft. München. 1877. 2.
Die Kunst im Zusammenhange mit dem Volkswohlstand. Von
Dr. Max Haushofer. — Unsere kunstgewerblichen Muster -Blätter.
(m. Abbild.) — Vereinsangelegenheiten. — Abbildungen: Stühle
aus dem Bayerischen Nationalmuseum, deutsche Spätrenaissance.
Thürklopfer, nach einer Originalzeichnung von Peter Candid, 16.
Jahrh.
Colleotaneen-Blatt für die Geschichte Bayerns, ins-
besondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und des
ehemaligen Herzogthums Neuburg, bearbeitet von Mitgliedern des
historischen Filial- Vereins zu Neuburg. Vierzigster Jahr-
gang, 1876. Neuburg, 1876. 8.
Pfalzgraf Philipp des Streitbaren Vertheidigung Wiens gegen
die Türken unter dem Sultan Suleiman I. 1529. Von J. Wür-
dinger. — Ueber Römerbauten. Eingesandt von H. Vocke. —
Bayern in den ersten Jahrhunderten seines historischen Daseins.
Von Grandauer. — Flucht der Klosterfrauen zu St. Agnes in
Lauingen und deren Aufnahme in das Kloster Mariahof bei Nei-
151
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
152
dingen durch den Grafen Heinrich VIII. zu Fürstenberg i. J.
1562 — 1578. Von Köberle. — Nekrologe. Vereinsangelegenheiten.
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förde-
rung deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom
Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0.
von Schorn. Elfter Jahrg. Nr. 18 u. 19. Nürnberg, 1877. 8.
Der Reformator der dänischen Kunstindustrie. Von Dr. J.
Stockbauer. — Ueber Elfenbeinschnitzerei. Von Prof. Dr. Kuhn.
— Kleine Nachrichten. Abbildungen: Vase mit Deckel aus altem
Meilsener Porzellan. Ofenkacheln (16. Jahrb.) Thürbeschlag (15.
Jahrh.) Laibung eines Pokals v. J. Sibmacher (1590).
Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst und Gewerbe.
Redigirt von Dr. 0. von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 10. 8.
Bekanntmachung. Feuilleton. Museums- Angelegenheiten. An-
zeigen.
Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von
Oberfranken. Dreizehnter Band. Zweites Heft. (Als Fort-
setzung des Archivs für Bayreuthische Geschichte und Alterthums-
kunde XVII. Bd.) Hsg. vom historischen Verein von Ober-
franken zu Bayreuth. Bayreuth. 1876. 8.
Zur älteren Geschichte Creufsens. Von Dr. Fikenscher. (m.
Abb.) — Der Name Creufsen. Von Dekan Stobaeus. — Die eth-
nographische Dreitheilung des bayerischen Voigtlandes. Von Lud-
wig Zapf. — Berichtigungen und Zusätze zu der Abhandlung in
Bd. XII. Heft 2 des Archivs: Das Reichs -Erzkämmereramt der
Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg von E.
Schnell . . ." nebst einigen Bemerkungen über die burggräflichen
Erbämter. Von H. Frhrn. von Reitzenstein. — Regösten bisher
ungedruckter Urkunden zur bayreuthischen Landes-, Orts- und
Familiengeschichte. Gesammelt u. hrsg. von H. Frhrn. von Rei-
tzenstein. — Jahresbericht.
Corresp ondenzblatt des Gesammt Vereins der deut-
schen Geschichts- u. Alterthumsvereine. Herausg. von
dem Verwaltungsausschusse des Gesammtvereins in Darmstadt. Fünf-
undzwanzigster Jahrgang. 1877. Nr. 2 u. 3. Februar u. März.
4. Nebst Beilage, zusammengestellt von Arohitect R. Redten -
bacher.
Marken an Baumaterialen. Von Friedr. Schneider. — Beiträge
zur Würdigung der unter den Namen Hinkelstein, Spindelstein,
Golenstein, Lange Stein u. s. w. vorkommenden monolithischen
Denkmale. Die Hinkelsteine am Mittelrhein auf hessischem Ge-
biet. Von Ernst Wörner. (m. Abbild.) — Alanen in China. Von
L. Diefenbaoh. — Wirksamkeit der einzelnen Vereine. Literarische
Anzeigen. Notizen etc.
Vierter Bericht des Museums für Völkerkunde
in Leipzig 1876. 1877. 8.
Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Heraldik,
Sphragistik und Genealogie. Organ des Vereins „Herold"
in Berlin. VHL Jahrgang. Nr. 1—3. 1877. 4. Mit 3 Kunst-
beilagen.
Vereinsangelegenheiten. — Hartheim. Von v. Oidtmann. —
Urkunde Karl's V. an die Reichs-Freiohnmittelbare Ritterschaft
im Unter-Elsafs d. d. Augsburg 8. Oktober 1550; erneuert von
Ferdinand II. d. d. Wien 28. August 1637. Mitgeth. von Frhrn.
H. V. Müllenheim. — Die zwölf Tugenden des Edelmanns. Von
Eufemia von Kudriaffsky. — Die Wappen der serbischen Lande
und Dynastien. Zusammengestellt und gezeichnet von Milan A. Si-
mitsch. Eingesandt und übersetzt von Dr. Reiter, blas, von L. C.
— Die Schongauer'schen Wappen, von K. v. Kn. — Recensionen.
— Die Herren Barone. Von v. Prittwitz und Gaffron. — Die
Familie von Wenzky. Von L. Clericus. — Nachrichten über gröfsere
Sammlungen. 2. Die Wappensammlung des Barons von Linstow.
Von dems. — Une fleur de lis. — Die Rodenberge. — Ueber den
Ursprung der Familie Langwerth von Simmern. Von J. Gf. 0. —
Une fleur de lis. (Frts.) — Ein maurisches Wappen. Von L.
Clericus. — Sphragistisches Curiosum. Von v. Oppen. — Kleine
Mittheilungen. Sphragist. Anfrage. Vermischtes. Literatur, etc.
Vierteljahrsschrift für Heraldik Sphragistik und
Genealogie. Herausg. vom Verein „Herold" zu Berlin. Redi-
girt von Ludw. A. Clericus. 1876. IV. Heft. Berlin. 1876. 8.
Adelsbuch des Königreichs Bayern (1820 — 1875.) Bearbeitet
von Gustav Adalb. Seyler, Redacteur. (Schlufs.) — Genealogie
der Familie von Sydow. Von Hans von Sydow. (Schlufs.)
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte. Unter Mitwirkung des Vertreters derselben herausg.
von A. Bastian und R. Hartmann. Achter Jahrgang 1876. VIII.
Heft. Mit Tafel XXI-XXVI. Berlin. 1876. 8.
Die Mikorzyner Runensteine. Von Albin Kohn.
M eklenburgischea Urkundenbuch, herausg. von dem
Vereine für Meklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde. X. Band. 1346—1350. Nachträge Bd. I— X.
Schwerin 1877. 4. 2 Bl. u. 662. Seiten. (M. Abb.)
Quartalbericht desselben Vereines. XLII. 2. u. 3. 8.
Geschichts-BIätter für Stadt und Land Magde-
burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Mag-
deburg. 12. Jahrgang. 1877. I. Heft. Mit drei lithogr. Ta-
feln. Magdeburg, 1877. 8.
Ein Formelbuch des dreizehnten Jahrhunderts aus der Mag-
deburger Kirchenprovinz. Mitgeth. von Pastor Winter. — Bei-
träge zur Baugesohiohte des Domkreuzganges. Vom Oberlehrer
0. Müller. — Zur Fehde des Fürsten Bernhard VI. zu Anhalt
mit der Stadt Magdeburg 1426. Vom Archivrath Prof. F. Kind,
scher. — Der Streit um die Abtei Ammensieben im J. 1579. Vom
Archivsecretair Dr. Palm. — Miscellen von F. Kindscher und
Oberprediger Meyer. Literatur. Vereins-Chronik.
Neues Archiv der Gesellschaft'für ältere deutsche
Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtaus-
gabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des
Mittelalters. Zweiter Band. Drittes Heft. Hannover. Hahn'-
sche Hofbuchhandlung. 1877. 8.
Georg Heinrich Pertz und die Monumenta Germaniae histori-
ca. Von G. Waitz. — Beiträge zur Kritik der Karolingischen
Annalen. Von E. Dünzelmanu. — Beiträge zur Kritik deutscher
Geschichtsquellen des 11. Jahrh. Von Harry Bresslau. (m. Taf.)
— Miscellen. - Nachrichten. — Nachträge etc.
Zeitschrift des historischen Vereins für Nieder-
sachsen. Herausgegeb. unter Leitung des Vereins -Ausschusses.
Jahrg. 1876 und 38. Nachricht über dens. Verein. Hannover.
Hahn'sche Hofbuchhaudlung. 1876. 8.
Mittheilungen aus dem alten Bürgerbuche und dem alten
Stadtbuche der Stadt Hannover. Vom Ober- Amtsrichter G. F.
153
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
154
Fiedeler. — Zur ältesten Geschichte des Klosters Loccum. (Frts.)
Von H. L. Ahrens. — Die Homburg. Vom Dir. H. Dürre. — Bei-
träge zur Geschichte der Cistercienserabtei Amelungsborn. Von
dems. — Der bremensche Zweig der Familie Königsmark. Von
W. H. Jobelmann. — Nachrichten über die früheren Münzstätten
im Fürstenthume Lüneburg. — Miscellen. 1. Eine Fehde Braun-
schweigischer Edelleute. Von Joh. Graf v. Oeynhausen. — 2. Job.
Jeep, aus Dransfeld, ein niedersächsischer Musiker des 17. Jahrh.
Vom Postsecr. A. Quantz. — 3. Kosten einer Lüneburger Ge-
sandtschaft zum Hansetage nach Lübeck im Jahre 1540. Mitgeth.
von Ed. Bodemann. — 4. Bestallung eines Hofpredigers im 16.
Jahrh. Migeth. von dems. — 5. Die Salzburger in Rethmar.
Vom Pastor Nolte. — Nachträge.
Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und
vaterländische Alterthümer zu Emden. Zweiter Band.
Zweites Heft. Emden. Verlag von W. Haynel. 1877. 8.
Ostfriesland in der Römerzeit. Von General -Superintendent
Bartels. — Güterverzeichnifs des Klosters Langen in Ostfriesland.
Mitgeth. von Dr. Ernst Friedländer. — Das Leben des Arnold
Creveld , Priors zu Marienkamp bei Esens. Nach der Original-
handschrift herausgegeben von Dr. Sauer. — Zur Geschichte
des dreifsigjährigen Krieges in Ostfriesland. Von Dr. A. Pannen-
borg. — Einiges üher die Authentie und Entstehungszeit von
Ernst Friedrich von Wichts Chronik. Vom General-Superinten-
dent Bartels. — Miscallenea. Von dems. — Vereinsangelegen-
heiten.
Zeitschrift für vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde. Herausgeg. von dem Verein für Ge-
schichte und Alterthumskunde Westfalens durch dessen
Directoren. Vierte Folge, vierter Band. Mit 1 photolithogr.
Tafel. Münster, 1876. 8.
Heft I. Die Urkundenfälschungen des Klosters Abdinghof
und die Vita Meinwerci, von Dr. R. Wilmans, Geh. Archiv -Rath.
— Beziehungen Westfalens zu den Ostseeländern, besonders Liv-
land , von Caspar Geisberg, Archivar und Kanzleirath. Nach dem
Tode des Verfassers revidirt von Dr. Carl Tücking, Gymnasial-
Direkter. — Aus der Correspondenz des Münsterischen Stadtsyn-
dikus Joh. von der Wieck mit dem Herzoge Ernst von Braun-
schweig-Lüneburg. — Altmünsterische Drucke, von J. B. Nord-
hoff. — Vereinsangelegenheiten etc. Heft II. Beschreibung des
Bisthums Minden, von L. A. Th. Holscher. — lieber den Ursprung
des Ortsnamens „Paderborn" von Prof. Dr. Jul. Evelt.
Annalen des historischen Vereins für den Nieder-
rhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln. 30. Heft. Köln,
1876. 8.
Die Buchhandlungen und Buohdruckereien zum Einhorn in
der Strafse Unter-Fettenhennen zu Köln, vom sechzehnten Jahrb.
bis zur Gegenwart. Von J. J. Merlo. — Alphabetisches Namens-
Verzeichnil's der Buchhändler und Drucker. — Das Kloster Frau-
weiler bei Bedburg. Von Pfr. Müller. — Aebte, Pröpste und
Mönche der Abtei Siegburg (1156—1771). Mitgetheilt von Dr.
J. B. Dornbusch. — Aus dem Leben und Treiben einer alten
Siegstadt im 15., 16. und 17. Jahrh. Von dems. — Kölnische
Chronik. Mitgeth. v. Prof Dr. G. Eckertz. — Legende von
St. Reinold. Von Prof. Flols. — Miscellen. — Vereinsangelegen-
heiten.
Zwei Reliquien aus Isaac Iselins Studienzeit. Fest-
grufs zur Säcularfeier der gemeinnützigen Gesellschaft in Basel,
Ostern 1877. Basel. 1877. 8.
Anzeiger für schweizerische Geschichte. Herausgeg.
von der allgemeinen geschichtsforschenden Gesell-
schaft der Schweiz. Achter Jahrgang. (Neue Folge). Nr. 1.
1877. 8.
Das Meieramt Glarus. Von Dr. G. v. Wyfs. — Der letzte
Zähringer. Von Dr. J. Bächtold. — Lienhard Kenmetter und
Pfalzgraf Friedrich bei Rheine. Von Th. von Liebenau. — Zur
Entstehungsgeschichte von S. Münster's Cosmographey. Von
Dr. S. Vögelin j.
Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Teil IH.
Lieferung II und III. 1241 — 1296. Herausg. vom historischen
Verein des Kantons St. Gallen. Bearbeitet von Hermann
Wartmann. Set. Gallen. 1876. 4.
St. Gallens Antheil an den Burgunderkriegen.
Herausgegeben von dems. Vereine. Set. Gallen. 1876. 4.
(M. Abb.) 2 Bl. u. 24. Stn.
Der Kanton Set. Gallen in der Mediationszeit. Neu-
jahrsblatt für die Set. Gallische Jugend; hrsg. von dems. Vereine.
Set. Gallen 1877. 4. (M. Abb.) 2 Bl. u. 23 Stn.
Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte.
Hrsg. von dems. Verine. Neue Folge. 5. u. 6. Heft. (Der
ganzen Folge XV. u. XVI.) Set. Gallische Geschichtsquel-
len. Neu hgrausg. durch G. Meyer von Knonau. III. Ekkeharti
(IV.) Casus sancti Galli. Set. Gallen. 1877. 8. (m. 1 Plänchen).
XC. u. 487 Stn.
Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons
Glarus. Vierzehntes Heft. Zürich und Glarus. Meyer und
Zeller. 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Dr. J. J. Blumer. Sein Leben und
Wirken, dargestellt nach seinen eigenen Aufzeichnungen. Von
Dr. J. Heer. — General von Bachmann, sein Biograph Emanuel
Friedrich von Fischer und das „Cordonsystem" in seinen Bezieh-
ungen zum Gebirgskrieg. — Mit besonderer Berücksichtigung des
Feldzuges von 1815. Von Dr. jur. F. Dinner.
Bulletin archeologique et historique publie sous
la direction de la Societe Archeologique de Tarn-et-Ga-
ronne. Tome IV. Premier — quatrieme trimestre 1876. Mon-
tauban. 1876. 8.
Gesellschaftsangelegenheiten. — Les Statuts des corporations
professionelles de Montauban. Par M. G. Bourbon. — Les armes
des corporations de Montauban. Par M. l'abbe Pottier, president
de la Societe. — Le poingon des orfevres de Montauban. Par
le meme. — Tapisserie commandee ä Aubusson par les consuls
de Montauban, 1688. Par le meme. — Extrait d'un inventaire
municipal de Montauban. Par M. Ed. Forestie, secretaire de la
Societe. — David Alexandre Alles, Ingenieur en chef pour Louis XIV.
ä Strasbourg. Par M. Guirondet. — Les debuts de l'imprimerie
ä Montauban. Par M. E. Forestie Neveu. — Testament de Pierre
de Bertier. Par M. l'abbe Pottier. — Pierre Textoris, Le Tessier,
Cardinal. Par M. L. Guirondet. — Monuments historiques du
Tarn-et-Garonne. Par M. l'abbe Pottier (M. Abb.) — L'Ostal de
l'Avescat. Par M. Henri De France. — Ancien hotel-de- ville de
Saint Antonin. Par M. Trutat. (M. Abb.) — Notices et docu-
ments extraits des archivea departementales. Par M. Bourbon. —
Notice historique sur le College de Montauban, depuis sa fonda-
155
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
156
tion jusqu'en 1792. Par M. G. Bourbon. — La faiencerie d'Ardus
(Manufactur royale) , Notes et additions. Par M. E. Forestie. —
Inventaire du mobilier de Pierre de Bertier, evcque de Montauban.
Par M. l'abbe Pottier. — Le colombier du Toureil ä Beaumont-de
Lomagne. Par M. Jules Frayssinet. Bibliographie. — Procös-ver-
baux des seances. — Chronique.
Societe Beige de geographie. Bulletin. Premiere
annee. — 1877 — Nr. 1. (Mit Karten.) Bruxelles. 1877. 8.
Publication de la Section historique de l'Institut
Roy al-Grand-Ducal de Luxembourg. Annee 1876. — XXXI
(IX). Luxemburg. 1877. 8.
Chartes de la famille de Reinach. Deposees aux ar-
chives du grand-duche de Luxembourg. Annees 1221 ä 1455. —
No8 1 ä 1673. Premiere fascicule. Luxembourg. 1877. 8.
Gesellschaftsangelegenheiten. — Table chronologique des
Chartes et Diplomes relatifs ä l'histoire de l'ancien pays de Lu-
xembourg .... Du 23 novembre 1457 ä la fin de l'annee 1462.
Par M. F. H. Wurth-Paquet. — Supplement ä ma derniere Notice
sur les travaux de transformation de la forteresse de Luxembourg,
inseree dans le Yolume XXX des Publications de la Section histo-
rique p. 166. Par M. J. Ulveling. — Invasions dans le
Luxembourg de la part de Valeran, com.te de St. -Pol, de la mai-
son de Luxembourg-Ligny, en 1392 et respectivement en 1395.
Par le meme. — Histoire des seigneurs et du bourg d'Esch sur
Lüre dans le canton de Wiltz, Grand-Duohc de Luxembourg. Par
M. le docteur Aug. Neyen. — Blason des comtes et ducs de Lu-
xembourg. Par M. Ch. München. (M. Abb.) — Etat du Duche
de Luxembourg et du Comte de Chiny depuis le Traite des Pyre-
nees jusqu'au Traite de paix d'Aix-la-Cbapelle (7 novembre
1659 — 2 mai 1668). Par M. J. Schoetter. — Trois pains antiques
conserves au Musee historique de Luxembourg. Par M. J. Eng-
ling. — Nachtrag zu dem in der Nr. XII der „Luxemb. histor.
Public, u. s. w.", S. 16 — 23 erschienenen Aufsatze : Das Römer-
begräbnifs bei Heffingen. Von J. Engling. — 1762, 13 decembre
Bruxelles. Avis du Conseil de finances de S. M. au sujet des
droits dus au domaine du duche de Luxembourg par la ville de
Treves, ä titre de droit de protection .... Par M. F.-X. Wurth-
Paquet.
Verslagen en Meededelingen der Koninklijke Aka-
demie van Wetenschappen. Afdeeling Letterkunde. Tweede
Reeks. Vijfde Deel. Amsterdam, C. G. van der Post. 1876. 8.
Numismatische mededeeling. Von J. Dirks. — Bijdrage tot
de geschiedenis der Zigeuners. Von M. J. de Goeje. — Eeue
gissing omtrent de oudste verhuizing der volken. Mededeeling
van W. G. Brill. Over den Zwaardcultus. Von M. J. de Goeje.
— AEI4>AP. Bijdrage van M. de Vries.
Verhandelingen der Koninklijke Akademie van
Wetenschappen. Afdeeling Letterkunde. Tiende Deel. Am-
sterdam, C. G. van der Post. 1876. 4.
Het dijks- en molenbestuur in Holland's Norderkwartier ouder
de grafelijke regeering en gedurende de Republick. Door Mr.
G. de Vries. Az. IV. u. 638 Stn.
Verslag van het Verhandeide in deAlgemeene Ver-
gadering van het Provinciaal Utrechtsch Genootschap
van Künsten en Wetenschappen, gehouden den 29. Juni 1875
und den 20. Juni 1876. Utrecht, Gebr. van der Post. 1875 und
1876. 8.
Aanteekeningen van het Verhandeide in de Sectie-
Vergaderingen van het Provinciaal Utrechtsch Genootschap
etc., ter gelegenheid van de algemeene vorgadering, gehouden in
het jaar 1875 und 1876. Utrecht, Gebr. van der Post. 1875 und
1876. 8.
La construction de l'eglise paroissiale de St. Jacques ä Utrecht.
Plan et coupes architectoniques avec indication des agrandisse-
ments successifs, precedes d'une note explicative par W. Pleytte.
Sous les auspices de la societe „Het Provinciaal Utrechtsch
genootschap van Künsten" etc. Leide, E. J. Brill. 1876.
Imp. 2.
Ilandelingen en Mededeelingen van de Maatschap-
pij der Ned erlandsche Letterkunde te Leiden, over het
Jaar. 1876. Leiden E. J. Brill 1876. 8.
Levensberichten der afgestorvene Medeleden van
de Maatschapij etc. Bijlage tot de Ilandelingen van 1876.
Leiden, E. J. Brill. 1876. 8.
Alphabetische Lijst derLeden van de Maatschapij etc.
Opgemaakt 15. Juni 1876.
Acht-en-veertigste Verslag der Handelingen van
het Friesch Genootschap van Gesohied-, Oudheid- en
Taalkunde te Leeuwarden, over het Jaar 1875—1876. 8.
De Vrije Fries. Mengelingen, uitgegeven door het Friesch
Genootschap etc. Dertiende Deel. Derde Reeks. Eerste deel.
Twede stuck. Leeuwarden, H. Kuipers. 1876. 8.
Johannes Hesener en Balthasar Cohlerus. Een episode uit
den tijd dor Labadisten in Friesland. Door Dr. J. Reitsma. —
Een en ander over Friesche Eigennamen. Door Joh. Winkler. —
Inscription van verscheidene edelen in het album van Ilessel van
Ostheim. • Medegeeld van J. Holtmans. — De Muntenvond van
Beets in Friesland, Afgebeeld en opgehelderd door Mr. J. Dirks
en Ihr. J. E. Hooft van Iddekinge. — De Geldersche en Friesche
stad Staveren, Stavoren , Steveren. Door W. E. — Nog iets tot
lof van Caspar van Robles. Door W. E.
Sitzungsberichte der gelehrten estnischen Gesell-
schaft zu Dorpat. 1876. Dorpat. 1877.
Beiträge zur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands,
herausgegeben von der Estländischen Literarischen Ge-
sellschaft.. Band IL Heft 2. Reval, 1876. Verlag von Lind-
fors' Erben. 8.
Zeitungen über Livland im 16. Jahrhundert. Von Dr. Konst.
Höhlbaum. — Anhang (Regesten und eine Urkunde). Ueber den
letzten Urkundenfund im Revalschen Reichsarchiv. Von Gotthard
von Hansen. — Regesten der im Jahre 1875 im Rathhause zu
Reval wieder aufgefundenen Documeute. Angefertigt von Eduard
Pabst und Gotthard von Hansen. — Etwas über Renner's Littauer-
schlacht beim Dorfe Kauren in Kurland. Von Eduard Pabst. —
Jahresbericht.
Literatur.
N&U, erschienene Werke.
3) Kloster Heils bronn. Ein Beitrag zu den hohenzolleri-
schen Forschungen, von Dr. R. G. Stillfried. Berlin.
1877. Carl Heymann's Verlag. 8. XX u. 398 Stn. u. 92
Tafeln.
Das Kloster Heilsbronn hat von jeher durch seine Beziehun-
157
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
158
gen zum hohenzollerischen Herrscherhause das Interesse der Ge-
schichtsforscher eben so sehr in Anspruch genommen, als durch
seine Architektur und die Alterthümer, die es noch in sich scliliefst,
jenes der Kunstforscher. Seit 40 Jahren hat sich darum der Ver-
fasser des vorliegenden Buches eingehend mit der Geschichte wie
mit den Alterthümern Heilsbronns beschäftigt, insbesondere zur
Zeit der Restauration des Bauwerkes, auf deren Vornahme er so
wesentlich emgewirkt hatte. Zwar läfst sich der Besitz der vog-
teilichen Rechte über Heilsbronn sammt dem Besitze der Herr-
schaft Abenberg, ebenso die Stiftungen und Gräber der Hohen-
zollern in Heilsbronn nicht über 1246 hinauf verfolgen ; aber da
beim Verkaufe der Burg und Stadt Abenberg im Jahre 1296 die
vogteilichen Rechte als ein von den Vorfahren ererbter Besitz be-
zeichnet werden, so wendet der Verfasser den Abenbergischen
Stiftungen und Gräbern als solchen der Vorfahren des Hauses Ho-
henzollern dieselbe eingehende Aufmerksamkeit zu, wie den der letz-
teren. Er betrachtet zunächst den Namen, der urkundlich zuerst
Haholdesbrunnen gelautet, später in Halesprunnen zusammenge-
zogen ist, woraus nach Vergessen der Abstammung Hailsprun-
nen, Heilsbrunneu und lateinisch schon im 15. Jahrb. fons salu-
tis geworden. Das Kloster ist 1132 vom heiligen Otto gestiftet,
1141 vom Papst bestätigt und dem Cisterzienserorden einverleibt.
Die Grafen von Abenberg statteten die Stiftung reichlich mit Gü-
tern aus, deren die Insassen immer mehr dazu erwarben, so dafs
die ausgedehnte Bewirthschaftung und die Seelsorge der umlie-
genden Orte die Hauptthätigkeit der Mönche bildete und die Be-
schäftigung mit der Wissenschaft ihr gegenüber fast zurücktrat,
obwohl auch diese gepflegt wurde und befähigte Mitglieder auf
den berühmtesten Universitäten studierten. Nachdem der Verfasser
die äui'sere Geschichte bis zur vollständigen Auflösung des Klosters
im 30jährigen Kriege verfolgt, gibt er im zweiten Abschnitte die
Beschreibung und Baugeschichte der Kirche und der übrigen Klo-
stergebäude. Bekanntlich ist die Kirche, eine romanische Säulen-
basilika, noch der ursprüngliche Bau, nur später vielfach erwei-
tert; doch läfst sie noch jetzt den gesammten alten Kern erken-
nen. Das wichtigste Gebäude nächst der Kirche, welches heute
noch erhalten, wenn auch jetzt zu einer Bierbrauerei umgestaltet,
ist das Refektorium, unter dem Namen „Primizkapelle" bekannt,
dem Beginn des 13. Jahrhunderts entstammend. Auch eine ziem-
liche Anzahl anderer Gebäude ist mehr oder weniger gut erhalten
auf unsere Zeit gekommen.
Der dritte Abschnitt ist den Grab- und sonstigen Denkmälern
der Burggrafen von Nürnberg, sowie der Kurfürsten und Mark-
grafen von Brandenburg gewidmet. Es werden nicht nur die in-
teressanten Denkmale beschrieben, sondern auch genealogische
Probleme erörtert, zu denen die älteste Geschichte der Burggra-
fen von Nürnberg Anlafs gibt. Auch die Siegel der Burggrafen
und ihrer Gemahlinnen finden entsprechende Behandlung. Die Re-
sultate der im Jahre 1853 vorgenommenen Untersuchungen der
Grabstätten und Erhebung der Gebeine werden in diesem Ab-
schnitte dargelegt und mannigfaltige Nachrichten über das Leben
und Ableben, sowie die Begräbnisse und sonstige Denkmäler der
Hohenzollern gegeben. Der vierte Abschnitt behandelt die Denk-
mäler anderer dynastischer und adelioher Personen. Der fünfte
Abschnitt gibt die historischen Aufzeichnungen des Abtes Sebald
Bamberger, der sechste die ehemaligen Kunst- und Reliquienschätze,
der siebente die Nekrologien des Klosters.
Das Buch ist mit zahlreichen Holzschnitten im Texte, nament-
lich Siegelabbildungen, ausgestattet, zu denen nahe an 100 Tafeln
kommen, die, meist photolithographisch hergestellt, die Architektur,
die Altäre und sonstige Kunstdenkmale , vor allem aber die vielen
Grabmäler darstellen und so für die Kunstgeschichte, für die Ko-
stümgesohichte, wie für Heraldik von besonderer Wichtigkeit sind.
Wer es weifs, dafs derartig ausgestattete Werke nur mit
Opfern in's Leben treten können, wird dem Verfasser sehr dank-
bar sein, dafs er solche in dem umfassenden Mafse gebracht hat,
wie dies hier nöthig war, um ein wichtiges Baudenkmal und die
vielen in demselben enthaltenen Kunst- und Geschichtsdenkmale
so erschöpfend vorführen zu können. A. E.
Vermischte Nachrichten.
56) Lüben 6. Mai. Seit voriger Woche sind bei Anlegung
eines Grenzgrabens , sowie beim Riolen eines Grundstückes meh-
rere heidnische Begräbnifsstätten in Tiefe von 1 — 2 Fufs aufge-
deckt worden. Die hiebei vorgefundenen Urnen sollen auf dem
hiesigen Rathhause aufbewahrt werden.
(D. R. Anzeiger, Nr. 109, a. d. Schles. Ztg.)
57) In Nr. 1 des Korrespondenzbl. d. d. Gesch. - u. Alterth.-
Vereine berichtete der württemb. Landesconservator Prof. Paulus
über merkwürdige Funde in zwei Grabhügeln bei Hundersingen.
Im Laufe des Januar d. J. nun liefs er diese Hügel durchgraben,
der eine hatte bei 210 Fufs Durchmesser eine Höhe von 24, der
andere bei 175 Fufs Durchmesser eine solche von 14 Fufs. Unter
den Hunderten von Grabhügeln, die schon in Württemberg eröffnet
wurden, zeigte noch keiner die Bestattungsart dieser beiden : dafs
nämlich eine wohlverwahrte Grabkammer, die mehrere Skelette
enthielt, unter der Sohle des Hügels in den gewachsenen Boden
eingetieft ist, während der Hügel selbst in seiner Masse allent-
halben interessante Gegenstände aller Art in Verbindung mit
Asche zeigte. Schon der gröfsere gehört zu den reichsten bis-
her aufgedeckten, aber der kleinere steht bis jetzt hinsichtlich
der Menge, Kostbarkeit und Schönheit der Magen ganz einzig da.
Das Vorkommen von Goldschmuck , eines golddurchwirkten Ge-
wandes, die Menge des kostbaren Bernsteins lassen auf eine fürst-
liche Begräbnifsstätte schliefsen. Leider ist der Raum unseres Blat-
tes zu enge bemessen, um den Bericht über diese interessanteste
Ausgrabung, die seit vielen Jahren gemacht ist, vollständig zum
Abdrucke zu bringen.
58) Regensburg, 9. Mai. In den letzten Wochen wurde
dahier ein Stück Boden von neuem aufgegraben, welcher eine Ge-
schichte von ungefähr anderthalbtausend Jahren hat. Auf dem-
selben stand nämlich, wol seit dem dritten Jahrhundert n. Chr.,
ein mächtiges Thor des mit kolossalen Quadern ummauerten rö-
mischen Palatiums, von welchem schon wiederholt erhebliche Reste
aufgefunden wurden. Neuerdings kamen von demselben wohler-
haltene Wärmeleitungsröhren und viele gebrannte Steine mit dem
Stempel der dritten Legion zum Vorschein. Ferner fand sich in
einer Tiefe von ungefähr 5 Meter eine römische Handmühle von
röthlichem Granit in gutem Stande. Eine kleine Büste von Bronze
und mehrere stark mit der bläulich- grünen aerugo nobilis ver-
sehene Messingplättchen , welche in der tiefsten Schuttschichte
lagen, schienen zur Zierde eines Schmuckkästchens gedient zu
159
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
160
haben. Auch römische Hufeisen und ein Zügel , sowie zahlreiche
Knochen von Thieren, namentlich auch Eberzähne und Hirschge-
weihe, wurden ausgegraben. Besonderes Interesse verdient eine
im römischen Bauschutt gefundene mittelalterliche Münze, welche
höchst wahrscheinlich mit den Fundamenten des auf ehemals rö-
mischen Grund gebauten „Bamberger Hofs" in die Tiefe kam, aus
welcher sie eben hervorgehoben wurde. Auf den Trümmern des
Bamberger, später Guttensteiner Hofs erbauten die Karmeliten in
der Mitte des 17. Jahrhunderts einen Theil ihrer poch heute be-
stehenden Niederlassung, so dafs bei den Kellerausgrabungen des
jetzigen Neubaus die gewaltigen Grundmauern von drei früheren
Gebäuden zu gleicher Zeit zum Vorschein kamen und zum Theil
so lange freigestellt wurden, bis das Steinmaterial derselben zur
Aufführung der neuen Fundamente in Verwendung kam.
(Korresp. v. u. f. D. Nr. 243.)
59) Aus der Pfalz, 11. Mai. Auf der Höhe zwischen Worms
und Kaiserslautern, südlich vom Eisbach und südwestlich vom alten
Römerorte Eisenberg, entdeckte man jüngst eine Reihe mächtiger
Tumuli, die theilweise mit Steinen bedeckt sind, theilweise aus
blofser Erde bestehen. Dieselben werden demnächst auf Kosten
des historischen Vereines der Pfalz und der PoUichia aufgedeckt
werden. Das Merkwürdige ist hiebei, dafs in der nächsten Nähe
der Tumuli sich, unter dichtem Moos versteckt, riesige Haufen von
Eisenschlacken vorfinden, die bis 400 Wagenladungen Material er-
geben. Es läfst dieser Umstand auf eine ausgedehnte Eisenfab-
rikation in prähistorischer Zeit in dieser Gegend schliefsen. —
Bei Aufräumungen innerhalb des Regierungsgebäudes zu Speyer,
das sich auf den Grundmauern des Römerkastelles zu Noviomagus-
Nemetes erhebt, entdeckte man eine etwa V2 M. hohe Bronze-
statue von vollendeten Formen und reinem Gusse. Dieselbe stellt
einen Knaben dar, der in der Linken einen Fisch hält, in der Rech-
ten vielleicht eine Angel hatte. Die ganze Situation macht es wahr-
scheinlich, dafs er die Zierde eines Brunnens bildete. Die Augen
sind von Silber und dieser Umstand , sowie andere deuten darauf
hin, dafs die Statue aus der besten Kaiserzeit herrührt, etwa dem
2. Jahrhundert n. Chr. Das Kunstobjekt wird, auf einem Piedestal
erhöht, einen hervorragenden Schmuck des Speyrer Museums bilden,
das an Kunstwerken aus der Römerzeit wol das reichste und
werthvollste am Rheine ist und durch seine sachgemäfse Anord-
nung vielen ähnlichen Museen als Muster dienen kann.
(Korresp. v. u. f. D., Nr. 247.)
60) In Heidelberg, auf dem Terrain des akadem. Krankenhauses
hat man beim Umgraben einen wohlerhaltenen, runden, römischen
Brenn ofen für Töpfergeschirr gefunden. Für seine Echtheit
sprechen die vielen Scherben antiken Geschirres, welche man da-
selbst nebst Thierknochen und alten Münzen gefunden hat.
(D. Reichsanzeiger, Nr. 87.)
61) In den Mittheilungen der k. k. Centr.-Comm. f. K. u. bist.
Denkmale theilt Dr. E. Frhr. v. Sacken einen römischen Gold-
schmuck durch Beschreibung und Abbildung mit, welcher bei
Gelegenheit des Salzkammergut-Bahnbaues gefunden und vom k. k.
Münz - und Antikenkabinete zu Wien erworben wurde.
62) Die archäologischen Ausgrabungen im Gebiete
der Römerstädte Flavium, Salvense, Celeia, Poetovia, Virunum
und Teurnia, zu deren Vornahme der Kaiser von Oesterreich dem
Universitätsprofessor Dr. Fritz Pichler in Graz eine Dotation be-
willigte, sind erfolgreich eröffnet worden. Man hat auf den Feldern
von Pumpersdorf die Trümmer eines römischen Landhauses blol's-
gelegt. Unweit der Bahnstation Leibnitz zu Wagna sind ferner
auf einer Fläche von ca. 600 Quadratmetern die weitläufigen Rui-
nen eines besseren römischen Landhauses ausgegraben worden.
Beide Funde bieten wissenschaftliches Interesse, und bei dem letz-
teren wurde auch ein fast vollständig erhaltener Mosaikboden auf-
gedeckt. Derselbe ist 7,20 Meter lang, 6 Meter breit, enthält also
über 42 Quadratmeter. Dieser Mosaikfufsboden, mit Thierdarstel-
lungen und Arabesken reich und farbenbunt geschmückt, ist von
grofsem Werth und jedenfalls der schönste, der bis jetzt in Steier-
mark aufgefunden wurde. (D. Reichsanzeiger, Nr. 113.)
63) Mainz, 20. April. Gestern wurde eine gröfsere Anzahl
Skulpturfragmente in das Museum verbracht, welche auf dem Boden
des karolingischen Kaiserpalastes zu Nieder-Ingelheim bei Gelegen-
heit des Umbaues der auf den Trümmern des alten Kaiserhauses
stehenden Gebäude vor einiger Zeit erhoben worden. Der Antrag
auf Ueberlassung dieser merkwürdigen Reste war von dem Vor-
stande des Alterthumsvereins an den Besitzer Herrn de Bary ge-
stellt und von Herrn Architekt Ph. Strigler in freundlichster
Weise unterstützt worden. Die Stücke begreifen zwei interessante
römische Skulpturen, dabei das Bruchstück eines Frieses mit einer
Frauengestalt, die ein Pferd am Zügel hält, konische Kämpfer
und Kapitale, zum Theil aus weil'sem Marmor, die nebst einem
grofsen Blätterkapitäl der nachklassischen Kunstrichtung angehö-
ren. Die Reste bestätigen in ihrer ganz verschiedenartigen Be-
schafi'enheit und Herkunft, dafs man in Ingelheim, wie an den
Karolingerbauten zumeist, aus Mangel an kunstgeübten Kräften
Materialien allerorts zusammenraffte und sie in willkürlicher Weise
zusammenstellte. Die erhaltenen Bautheile des Palatiums zeigen
ganz dasselbe Verfahren, indem auch hier sonst bereits verwendete
Werkstücke von mächtigen Mafsverhältnissen mit ganz geringen
Materialien z. B. zu Pfeilern einer grofsartigen Bogenstellung ver-
wendet waren. Die letzten Bauarbeiten haben werthvolle Ergeb-
nisse in dieser Beziehung geliefert, so dafs in Verbindung mit den
nun hier befindlichen Resten die Kenntnifs von dem Kaiserhause
zu Ingelheim nicht unwichtige Erweiterungen erfährt. Bei dem
Umbau fand sich auch noch ein auf Pergament geschriebenes Bre-
vier in Oktav aus dem 15. Jahrhundert; es wurde von dem Besitzer
dem Frankfurter Geschichtsverein überwiesen, während ein hüb-
scher gothischer Siegelstempel mit der Inschrift S. JOHANNIS.
CANONICI. REGULARIS. der hiesigen Sammlung erworben ward.
Beide Gegenstände stammen aus der Zeit des durch Karl IV. er-
neuerten Stiftes zu Nieder-Ingelheim.
(Mainzer Journal, Nr. 92.)
64) Wenn auch als Entdeckung im eigentlichen Sinne nur die
erste Erkenntnifs von Thatsachen betrachtet werden darf, die frü-
her niemand beobachtet hat, so ist doch vielleicht ijianche als
neu geltende Entdeckung schon vorher von Andern gemacht
worden , die nur eben dieselbe nicht veröffentlichten, so dafs die
Thatsache auch ferner unbekannt blieb. Deshalb hat für die
Wissenschaft das Verdienst einer Entdeckung nur der in Anspruch
zu nehmen, der seine gewonnenen Resultate auch bekannt gibt.
Dies thut in Nr. 98 der Darmstädter Zeitg. F. Schneider bezüg-
lich einer von ihm entdeckten unterirdischen, frühromanischen Ka-
pelle im Landpfeiler der alten Nahebrücke zu Bingen, die 1011
von E^rzbischof Willigis zu Mainz erbaut ist. Mitunter finden
sich auch in Deutschland auf der Höhe mittelalterlicher Brücken
Kapellen. Eine solche unterhalb des Hochwasserspiegels im Land-
pfeiler befindliche Kapelle ist aber bis jetzt kaum irgendwo be-
161
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
162
kannt geworden. Sie besteht aus einem mit einem Kreuzgewölbe
bedeckten quadratischen Raum von 3,75 m. mit einem schmalen
Fensterschlitze an der Nordseite und einer halbrunden Abside gegen
Osten. Die ganze Technik zeigt, dafs sie dem Beginn des 11. Jahrb.,
also der ersten Bauzeit der Brücke angehört. Jetzt vom Keller
eines benachbarten Hauses aus zugänglich, wurde sie wol ehe-
mals vom Unterraum eines Vertheidigungsthurmes aus betreten.
Es mögen wol bei andern Brücken aus jener Zeit ähnliche,
bis jetzt nicht untersuchte Anlagen sich befinden, weil ja die grolsen
Widerlager, die der Landpfeiler einer Brücke bieten muls, keines-
wegs an allen Stellen gleichmäfsig in Anspruch genommen sind,
so dafs ein Durchbruch an richtiger Stelle schon des Material-
ersparnisses wegen angelegt werden kann. Da bekanntlich der
Bau einer Brücke als frommes Werk galt, lag es ja doppelt nahe,
an jener Stelle durch einen Ort zur Aufbewahrung von Reliquien
ihr noch eine Weihestätte zu geben. Jedenfalls ist die Schneider'-
sche Entdeckung hochinteressant.
65) Der Nationalzeitung wird aus Rudolstadt geschrieben, dafs
der Zustand der Ruine der Klosterkirche zu Paulinzelle ein höchst
gefahrdrohender sei. Baurath Brecht hat daher im Auftrage Sr.
Durchl. des Fürsten von Schwarzburg - Rudolstadt ein Sicherungs-
projekt ausgearbeitet, das allerdings bei dem Zustande des Mauer-
werks auf theilweises Abtragen und Erneuerung des Schadhaften
hinauslaufen mufste. Auf seine Anregung hat der Berliner Ar-
chitekten-Verein sich mit der Frage beschäftigt und gleichfalls
sorgfältige Abtragung und Wiederaufbau mit dem alten Materiale
vorgeschlagen. Die dazu nöthigen Gerüstarbeiten sind bereits be-
gonnen. Wesentlichen Antheil an der Zerstörung hat auch hier
der Pflanzenwuchs genommen , der theilweise mächtige Wurzeln
in die Fugen und Ritzen getrieben und so das Mauerwerk ge-
sprengt hatte. Dafs doch leider der so unendlich malerisch wir-
kende Anblick des Pflanzenwuchses auf Ruinen stets deren weitere
Zerstörung bedingt !
66) Vor einiger Zeit hatte der Architekt R. Redtenbacher
auf den gefahrdrohenden Bauzustand des Helmes auf dem Frei-
burger Münsterthurm aufmerksam gemacht. Eine durch mehrere
Karlsruher Baumeister in Verbindung mit dem Kirchenbauinspektor
und dem Münstermaurer vorgenommene Untersuchung bestätigt
glücklicherweise, wie ein mit Zeichnungen ausgestatteter Bericht
in der Zeitschr. f b. Kunst darthut, die Befürchtungen nicht.
67) Durch alle Zeitungen geht die Nachricht, dafs am 7. Mai
Morgens 4 Uhr Feuer aus der Dachung des Doms zu Metz
schlug, welches das Dach verzehrte und das Innere des Baues
■wesentlich beschädigte. Die Thurmuhr blieb unversehrt, ebenso
die auf der Thurmspitze wehende deutsche Fahne. Einzelne Zei-
tungen gaben einer Illumination und einem Feuerwerk Schuld, die
Abends vorher zu Ehren der Anwesenheit des deutschen Kaisers
stattgefunden. Nach Mittheilung des Reichsanzeigers ist jedoch
die Ursache bis jetzt nicht zu ermitteln gewesen. Die Wieder-
herstellungskosten sind derselben Quelle nach auf 180,000 m. be-
rechnet, die sich, wenn ein eiserner Dachstuhl ausgeführt wird,
auf 320,000 m. erhöhen.
68) Nach einer Mittheilung des Correspondenzblattes d. d.
Gesch.- u. Alterth.- Vereine hatte die Stadtgemeinde Bensheim be-
absichtigt, das alte Rinnenthor, einen interessanten Theil der ehe-
maligen Stadtbefestigung, den befestigten Ausflufs des Winkel-
baches , als den Verkehr hemmend zu beseitigen. Der Kreisrath
des Kreises Bensheim hat jedoch von seinem Widerspruchsrecht»
Gebrauch gemacht, und der Kreisausschufs sowohl, als der Pro-
vinzialausschuls, nicht bureaukratische Behörden, sondern aus freier
Wahl hervorgegangene Bürgercorporationen, haben den Wider-
spruch des Kreisrathes bestätigt und so das Bauwerk gerettet.
69) Die Kirche zu Mühlfrauen in Mähren wurde anläfslich
gröfserer Baugebrechen einer eingehenden Restauration unterzogen.
Es mufste eine gründliche Dachreparatur vorgenommen werden,
um die Gurten und Kuppeln zu entlasten und den Seitenschub
auf die Mauern zu beseitigen; auch war sorgfältiges Verzwicken
und Vergielsen der in Folge der fehlerhaften Dachconstruktion
und durch muthmafsliche Setzungen entstandenen Sprünge der mit
werthvollen Fresken geschmückten Gewölbe nöthig. Durch diese
Arbeiten wurde den Intentionen der Centralcommission nach Mög-
lichkeit entsprochen, indem nicht nur die Gefahr einer weiteren
Bewegung des Mauerwerkes beseitigt, sondern auch die Erhaltung
der Fresken sicher gestellt ist.
(Mittheilungen des k. k. Centr.-Comm. f. K. - u. hist.
Denkmale, Seite XLIII.)
70) Die k. k. n. ö. Statthalterei hat, wie die Mittheilungen
des k. k. Centr.-Comm. i. K. u. hist. Denkmale melden, dem An-
drängen der Gemeinde Korneuburg nachgegeben und trotz der
Schritte des k. k. Conservators und der k. k. Centralcommission
die Niederreifsung des Schifli'thores in jener Stadt genehmigt.
71) Mit-« den demnächst stattfindenden Abbruch des verstei-
gerten Stufenportales am k. Staatsschuldentilgungsgebäude in
München, welches der Strafsenerweiterung in jeuer Stadtgegend
weichen mufs, verschwindet ein Baudenkmal aus der Regierungs-
zeit Herzog Wilhelra's (1576 — 97). Er baute das, ursprünglich
„AVilhelm'sche Feste'', später Herzog-Max-Burg benannte Schlofs,
das später noch verschiedene Umgestaltungen erfahren.
(Versch. Ztgn.)
72) Nach Mittheilung des deutschen Reichsanzeigers soll in
den neurestaurierten Lutherhause zu Wittenberg eine Reformati-
onshalle begründet werden, um historisch denkwürdige Gegenstände
aus der Reformationszeit in geordneter Aufstellung aufzunehmen.
Das mit dem Unternehmen beschäftigte Comite fordert alle Be-
sitzer von Gegenständen gedachter Art auf, dieselben als Geschenk
oder kaufsweise zu überlassen, oder auch unter Eigenthumsvor-
behalt zur Aufstellung zu übergeben.
73) Das märkische Provinzialmuseum in Berlin wendet sich
an das Publikum mit der Bitte, die Autographensammlung zu
unterstützen, welche die Schriftzüge solcher berühmter oder be-
kannter Persönlichkeiten sammeln soll, die in Berlin und der
Mark als Staatsmänner, Diplomaten, Abgeordnete, Beamte, Ge-
lehrte, Schulmänner, Dichter, Schriftsteller, Künstler, Industrielle,
Kaufleute u. s. w. gewirkt haben, oder noch thätig sind.
74) Einen interessanten literarischen Fund hat Prof. Daae bei
der Ordnung einer Sammlung von alten Bibeln der Universitäts-
bibliothek zu Christiania dadurch gemacht, dafs er dabei auf ein
Originalexemplar von Luther's Bibelübersetzung gestolsen ist,
welches mit einer Menge Marginalbemerkungen, die von Johannes
Agricola niedergeschrieben sind, versehen" ist. Diese Aufzeich-
nungen sind theils exegetischen Inhalts, theils geben sie Auskunft
über Personen und Verhältnisse der Reformationszeit. Agricola
soll hier sehr rückhaltslos seine Gedanken niedergeschrieben ha-
163
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
164
Len. Daae beabsichtigt, die erwähnten Marginalbemerkungen zu
veröfi'entlichen. (Korresp. v. u. f. D., Nr. 228.)
75) Ein Theil des Manuscripts der Bibelübersetzung Luther's
■wurde in dem Archiv zu Zerbst kürzlich wieder aufgefunden. Es
ist genau der andere Theil seiner handschriftlichen Uebersetzung
des alten Testaments aus dem Jahr 1523. Der erste Theil von
Luther's Uebersetzung des A. T. erschien 1523 und umfafst die
Bücher Moses. Der zweite Theil war schon am 4. December 1523
übersetzt, erschien in Hochquart wie der erste zu Wittenberg 1524
mit vielen Bildern und umfalst Josua bis Esther auf 216 Blättern.
Fast zu dieser ganzen Abtheilung ist nun durch Archivrath Prof.
Kindscher in Zerbst, wie dieser im Anh. Staats -Anz. mittheilt, in
dem herzoglichen Haus- und Staats - Archiv zu Zerbst Luther's
eigenhändige Uebersetzung, die eben dem Druck von 1524 zu
Grunde gelegen hat, wieder aufgefunden worden. Das Ganze liegt
in Quartformat vor. Gewöhnlich sind 3 Bogen zu einer Lage zu-
sammengeknickt, oft noch geheftet. Die 26 Lagen bestehen aus
halben Bogen und Quartblättern. Die Handschrift ist in den man-
nigfachsten Beziehungen werthvoll und vorzüglich für die Erforsch-
ung des Standes von Luther's damaliger Kenntnifs der hebräischen
Sprache, sowie für die Beurtheilung seiner Auswahl des treffenden
deutschen Ausdrucks von hoher Wichtigkeit. Ueberall schmiegt
sich die Uebersetzung unmittelbar der hebräischen Urschrift an.
Wo eine Vokabel nicht gleich bekannt ist, oder schwer übersetzbar
scheint, wird das hebräische Wort mit hebräischen oder .lateini-
schen Buchstaben vorläufig eingesetzt und erst nachher übertragen,
oder es wird auch statt der Vokabel nur ein Strich gemacht und
diese auf den Band oder Bundsteg geschrieben. Wie eine von
Kindscher für viele Stellen durchgeführte Vergleichung mit dem
Druck ergibt, ist hier und da auch im Satz korrigiert worden.
Eine Verszählung kennt das Manuscrij^t von 1523 nicht. Die Kor-
rektur ward nicht überall ganz streng gelesen oder ausgeführt.
76) Der König von Ungarn Matthias Corvinus hatte eine be-
trächtliche Bibliothek angelegt, deren Verzeichnifs zwar erhalten
ist, die selbst aber, von den Türken 1526 von Ofen weggeführt,
in der Folge zersplittert wurde, zu grofsem Theile aber noch in
Konstantinopel sich befand. Wiederholte Versuche, diese Corvina
zurückzuerhalten, blieben erfolglos; da entschlols sich jüngst der
Sultan, dieselben der ungarischen Nation zurückzugeben, und in
einer mit rothem Sammte ausgeschlagener Kiste gelangten am
28. April 35 Codices nach Pesth zurück. Die Titel derselben
sind von Kertbeny in Nr. 17 des Magazins f. d. Lit. des Auslandes
verzeichnet. Nach einer Mittheilung der Augsburger Postzeitung
ist die Kiste, worin der Sultan das Geschenk hatte verpacken
lassen, sehr kostbar ausgestattet. Leider hatte dessen Sorgfalt sich
auch den einzelnen Bänden zugewendet, die freilich wohl während
ihrer Gefangenschaft nicht stets sehr sorgfältig mögen gehalten
worden sein. Aber nun sind die interessanten Einbände, denen
bekanntlich König Mathias grol'se Aufmerksamkeit geschenkt hatte,
durch kostbare neue ersetzt, die einerseits das corvinische, ander-
seits das türkische Wappen tragen. Aber noch eine andere Ent-
täuschung soll bei der Durchsicht sich ergeben haben, indem nach
Pulszki noch circa 30 meist werthvollere Codices in Konstantinopel
zurückgeblieben seien. Die übrigen Bände, soweit sie erhalten, be-
finden sich in Wien (k. k. Hofbibliothek), Rom (Vatican) und
Wolfenbüttel. Doch sollen unter den jetzt zurückgegebenen Bän-
den sich einige bisher gänzlich unbekannte Bücher befinden.
77) Der Allgemeinen Zeitung wird aus Paris, 14. Mai ge-
schrieben : Seit drei Wochen wird im Hotel Drouot die berühmte
Kupferstich- und Handz ei chnungen - Samm lung des
unlängst verstorbenen Buchhändlers Arnbroise Firmin Didot ver-
steigert. Die letzten vierzehn Tage allein erzielten ein Erträgnifs
von 261,738 Fr. .50 Cent. Im Folgenden seien einige der bedeu-
tendsten Stücke mit ihren Preisen erwähnt : Kupferstiche von
Albrecht Dürer: der heilige Hieronymus, 4500 Fr.; der heilige
Eustachius, 1700; der heilige Antonius, 1140; die Versammlung
der Kriegsleute, 500 ; die Wirthin und der Koch, 600 ; die Melan-
cholie, 1000; die heilige Familie, 600; das grol'se Vermögen, 515;
Erasmus von Rotterdam, 810; Joachim Patenier, Maler von Di-
nant, 800 ; die Wappenbilder mit dem Todtenkopf, 920 ; das Rofa
des Todes, 560 ; das Leben der heiligen Jungfrau (in zwanzig Holz-
schnitten), 2020; die Offenbarung Johannis, 900; Triumph -Bogen
des Kaisers Maximilian I. (vollständiges Exemplar der zweiten Auf-
lage von Bartsch), 3000 ; Triumph-Wagen des Kaisers Maximilian I.
(Serie von acht Tafeln), 4050 Fr. Von Martin Schongauer: die
Geburt Christi, 18,000 Fr. ; die Verkündigung, 820 ; die Anbetung
der Weisen aus dem Morgenland, 1700 ; der Engel der Verkün-
digung, 950; der Heiland, 1055; der Tod der Jungfrau Maria,
2000 Fr. Von Marc Anton Raimond : Adam und Eva (nach Ra-
phael), 1900 Fr. ; Lucretia (nach demselben), 1250 ; das Urtheil des
Paris (nach demselben), 800 ; Venus, Amor und Pallas (nach dem-
selben), 920 ; das Martyrium des heil. Lorenz (nach Baccio Bandi-
nelli), 1000 Fr. Jesus empfiehlt seine Mutter dem Apostel Johan-
nes, von Bolswert (nach Van Dyck) 2050 ; Jesus am Kreuze , von
Wenzel von Olmütz, 1200; Descartes (nach Hals) von Gerhard
Edelinck, 1020 ; Gallius de Bouma, von Vischer, 305 ; Winius, be-
kannt unter dem Namen : der Mann mit der Pistole, von demsel-
ben, 1510; Henriette de Balzac d'Eutragues, von Wierix, 1160;
die Marquise von Pompadour als Gärtnerin gekleidet, von Anse-
lin (nach Vanloo), 510; J.-B. Rousseau, von Daulle (nach Aved),
590; Jakob III. von England (nach Largilliere) , von P. Drevet,
695; Christine Caroline von Württemberg, Gemahlin des Landgra-
fen von Brandenburg-Onoltzbach, von demselben, 880 ; der Cardi-
nal Dubois (nach H. Rigaud), von P. Imbert-Drevet, 1000; Adrienne
Lecouvreur (nach Coypel), von demselben, 1010; ein Todtenkopf,
von Wechtlin, genannt Pilgrim, 1480; Ludwig XIV, von Robert
Nanteuil, 1810; der Philosoph La Mothe Le Vaycr, von demsel-
ben, 1100 : Maria Magdalena in weltlicher Lust , von Lucas von
Leyden, 2400; die Anbetung der Weisen aus dem Morgenlande,
von demselben, 690 ; die Heimkehr des verlornen Sohnes, von dem-
selben, 700 ; Virgil in einem Korbe, von demselben, 600 Fr.
Nach einer andern Zeitungsnachricht wurden für einzelne
Blätter von Rerabrandt bis zu 18,000 Francs bezahlt. Das Ge-
sammtcrgebnifs war 626,575 Fr.
78) Nachdem im vergangenen Herbste einer der eifrigsten,
vielleicht der glücklichste der deutschen Kunstsammler, Hugo Garthe
in Cöln, mit Tod abgegangen', kommt jetzt seine grofsartige
Kunstsammlung, wol die umfassendste aller Privatsammlungen
unseres Vaterlandes, zum Verkaufe. Zwar soll dem Wunsch des
Verstorbenen zu Folge der Versuch gemacht werden , die ein-
zelnen Abtheilungen im Ganzen zu verkaufen, doch ohne Aus-
sicht auf Erfolg, und so wird die Sammlung unter den Hammer
kommen.
Die erste Abtheilung, welche am 28. Mai und den folgenden
165
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
166
Tager. versteigert wird, enthält die kunstgewerblichen Denkmäler
des Mittelalters und der Renaissance, ferner Manuscripte, theil-
weise mit Miniaturen, und Urkunden. Der Catalog enthält nahe an
5000 Nummern. Es würde schwer halten, das Wichtigste daraus zu
bezeichnen. Es sei auf die Kirchengeräthe der romanischen Pe-
riode, auf die mittelalterlichen Elfenbeinsohnitzwerke , auf die
Sammlung von ungefähr 600 Siegelstempeln, auf prachtvolle Ma-
nuscripte des 10. (vielleicht 9.?) Jahrh. bis zum 15. hingewiesen.
Die zweite Abtheilung, die Gemälde umfassend, wird im Juli
zur Versteigerung kommen; die dritte, welche die römischen und
griechischen Alterthümer umfaist , die vierte, den wichtigsten und
hervorragendsten Theil, die Münzsammlung enthaltend, sollen im
Herbste folgen. Mit der Leitung der Versteigerung ist die be-
kannte Handlung S. M. Heberle (H. Lempertz Söhne) in Cöln be-
traut.
79) Die Centraldirection der Monumenta Germaniae hat
ihre jährliche Plenarversammlung in den Tagen vom 9. — 11. April
abgehalten. Mit Ausnahme des Prof. Wattenbach, der sich auf
einer Reise in Italien befindet, waren sämmtliche Mitglieder an-
wesend: Prof. Dümniler aus Halle, Justizrath Euler aus Frank-
furt a. M., Geb. Rath. Prof. v. Gieseb recht aus München, Prof.
Hegel aus Erlangen, Proff.- Mommsen und Nitzsch von Ber-
lin, Hofrath Prof. Sickel aus Wien, Prof. Stumpf-Brentano
aus Innsbruck und der Vorsitzende, Geh. Reg.-Rath Waitz.
Die Centraldirection hat im Laufe des verflossenen Jahres den
Geh. Reg.-Rath Pertz durch den Tod verloren, der eine lange
Reihe von Jahren hindurch die Leitung der Monumenta mit grofser
Einsicht und Energie geführt und sich um das vom Minister v. S tei n
begründete Unternehmen einer neuen Ausgabe der Quellenschriften
deutscher Geschichte des Mittelalters die grölsten Verdienste er-
worben hat. Ein Aufsatz von Waitz im letzten Heft des neuen
Archivs der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichtskunde hat
diese in gebührender Weise zu würdigen gesucht. Besser aber,
als ein solcher Nachruf es kann, werden die 25 Foliobände Mo-
numenta, welche er herausgegeben und zum Theil bearbeitet hat,
sein Andenken bewahren.
In dem verflossenen Jahre sind neu erschienen:
1) Die zweite Hälfte des Bandes deutscher Chroniken und an-
derer Geschichtsbücher des Mittelalters, enthaltend die Reimchro-
nik des Eberhard von Gandersheim, die Braunschweiger Reimchro-
nik, eine Goslarer Chronik und die erhaltenen Fragmente einer
holsteinschen Reimchronik, alle bearbeitet von Prof. Weiland,
jetzt in Giefseu. Ein ausführliches Wö)'terbuch, das namentlich
auch den Sprachschatz der sächsischen Weltchronik zuerst voll-
ständig darlegt, ist von Dr. Strauch angefertigt, das Register
von Dr. H o 1 1 d e r - E g g e r.
2) Neue Octavausgaben der Vita Heinrici IV. und der Werke
Liudprands, jene von Wattenbach, diese von Dümniler be-
sorgt unter Benutzung der Handschriften in München.
.3) Von dem neuen Archiv Heft 3 des ersten Bandes, und der
zweite ebenfalls in 3 Heften, mit Reiseberichten von Arndt, Hel-
ler, Waitz, Wattenbach und aus den Briefen des früh ver-
storbenen Pabst, gröfseren Abhandlungen von Breitenbach,
Breislau, Dünzelmann, Frensdorff, Holder-Egger, Kal-
tenbrunner, P flüger. Rieger, Sickel, Waitz und einer
Reihe von kleineren Mittheilungen aus dem Nachlafs L. Beth-
manns und J. Merkels , sowie von Dumm I er, Ewald, Pauli,
Wattenbach, Zarncke u. a.
Weitere Veröffentlichungen stehen in nächster Zeit bevor.
In der Abtheilung der Auetores antiquissimi, unter der
Leitung von Prof. Mommsen, hat der Druck des Eutrop mit
den Zusätzen und der Fortsetzung des Paulus Diaconus und der
griechischen Uebersetzung des Paianios, bearbeitet von H. Droy-
sen, begonnen. Daran werden sich zunächst die Ausgaben der
Vita Severini des Eugippius von Sauppe und die des Salvian
von Halm schliefsen. Auch die übrigen Arbeiten sind wesentlich
gefördert, von den DDr. Leo, Meyer, Partsch, Seeck, Col-
lationen in Rom, Florenz, Mailand, Paris für die von ihnen über-
nommenen Autoren Venantius, Cassiodor, Corippus und Symmachus
ausgeführt, von DDr. Lütjohann, Peiper die ihnen zugänglich
gemachten Handschriften an Ort und Stelle benutzt; für den Me-
robaudes hat Prof. Bücheier in Sangallen gearbeitet; den Au-
sonius Prof. Schenkl in Wien übernommen. Die Bearbeitung
des Jordanis ist durch Vergleichungen in Rom, Florenz und Chel-
tenham so gefördert, dals Prof. Mommsen dieselbe im Lauf des
Jahres druckfertig herstellen zu können hofft. — Den Verlag die-
ser Abtheilung hat die Weidmannsche Buchhandlung in Berlin
übernommen.
Für die Abtheilung der Scriptores wurde von dem Leiter
derselben. Geh. Reg.-Rath Waitz, und dem Dr. Heller eine Reise
nach Italien unternommen, über die im Archiv nähere Nachricht
gegeben ist. Galt es besonders, eine Anzahl gröfserer Arbeiten
in der vaticanischen Bibliothek zu Rom auszuführen, so wurden
aufserdem Mailand, Venedig, Modena, Monte Cassino und Neapel
besucht, ohne dals es freilich gelungen wäre, das reiche Material,
namentlich in Rom, auch nur für die nächsten Bände vollstän-
dig auszubeuten. Einiges, was zurückbleiben mufste, hat später
Dr. Ewald besorgt. Geh. Reg.-Rath Waitz hat selber auch in
Wien, München, Gotha, Sangallen und Zürich eine Anzahl Hand-
schriften untersucht und entweder gleich benutzt oder die Ueber-
sendung derselben nach Berlin veranlal'st. Einzelne Vergleichungen
übernahmen Prof. Pauli in der reichen Bibliothek des verstor-
benen Sir Thomas Phillipps in Cheltenham, Dr. Baist in Madrid,
Dr. Rosenstein in Petersburg, A. Molinier unb Dr. Schwei-
zer in Paris, Dr. Meyer in Florenz, Dr. Partsch in Mailand.
Die auf verschiedenen Gebieten sich bewegenden Arbeiten wurden
wesentlich unterstützt durch die Mittheilung von Handschriften,
deren sich die Abtheilung, wo es nöthig war, unter geneigter
Vermittelung des auswärtigen Amts oder des Reichskanzleramts,
zu erfreuen hatte, aus Bamberg, Brieg, Darmstadt, Gotha, Ham-
burg, Hannover, Heidelberg, Leipzig, Metz, München, der fürst-
lich Thurn- und Taxisschen Bibliothek in Regensburg; Prag, Wien
und dem Stift Vorau ; Bern und Sängallen ; Kojaenhagen ; Paris und
als besondere Ausnahme Troyes. An der Benutzung dieser Hand-
schriften betheiligte sich, neben den regelmäfsigen Mitarbeitern
Dr. Heller und Dr. Holder-Egger oder den Herausgebern
einzelner Autoren, Dr. Kohl aus Chemnitz.
Die Arbeiten bezogen sich einmal auf den Band der Scri-
ptores rerumLangobardicarum et Italicarum s. VI — IX,
von dem 26 Bogen gesetzt sind, das weitere Manuscript druck-
fertig vorliegt und dessen Erscheinen im Lauf des .lahres erwar-
tet werden kann. Daneben ward für die Supplemente in Band
167
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
168
XIII — XV gesorgt, die hier zu gebende neue Ausgabe von Flo-
doards Historia Remensis vorbereitet, der Codex der Annales ne-
crologici Fuldenses in Rom neu verglichen, einiges für die Samm-
lung der Streitschriften des 11. und 12. Jahrhunderts gethau. —
Eine neue Octavausgabe des Richer ist im Druck begonnen, welche
die ursprüngliche Fassung des Autors vollständiger mittheilt, als
das früher nöthig erachtet war, auch die inzwischen über den Au-
tor und die Geschichte der Zeit erschienenen Untersuchungen zu
verwerthen bemüht ist. — Für die Staufische Zeit sind ungedruckte
Annalen und Chroniken von Köln und Metz gefunden ; beabsich-
tigt wird sodann eine Sammlung kleiner Chroniken aus dem 13.
Jahrhundert, die zum Theil bisher auch nicht veröffentlicht waren ;
worauf mit der Sammlung localer Chroniken : Lambertus Ghisnen-
sis , Fortsetzung der Gesta Trevirorum, den älteren Kölner Bi-
schofschroniken , Aegidius von Lüttich , einer ungedruckten Fort-
setzung der Carabrayer Bisthumsgschichte u. s. w. fortgefahren
werden soll. Was aus französischen Geschichtswerken aufzuneh-
men ist, aus Suger, den Gesta und der Historia Ludovici VII., dem
Rigord, Guillelmus Armoricus und Guillelmus de Nangiaco, ist von
A. Mo linier mit den Pariser Handschriften verglichen und zur
Herausgabe vorbereitet. Für die noch ungleich wichtigeren eng-
lischen Autoren hat Prof. Pauli in Göttingen, in Verbindung mit
Prof. Stubbs in Oxford und unter Zuziehung von Dr. Lieber-
mann, die Bearbeitung in Angriff genommen. — In der Serie der
deutschen Chroniken ist für die Ausgabe der Kaiserchronik und
des Enenkel von Dr. Rödiger und Dr. Strauch rüstig gearbeitet.
Eine neue Ausgabe der Limburger Chronik auf Grund einer voll-
ständigeren Handschrift, als bisher bekannt war, ist vom Staats-
archivar Götze in Idstein übernommen.
In der Abtheilung der Leges sind unter Aufsicht des Prof.
Krüger vom Referendar London in Königsberg für die Ausgabe
der Lex Wisigothorum Vorarbeiten gemacht ; mehrere Handschrif-
ten in Madrid und im Escorial hat Dr. Baist näher untersucht,
eine neu gefundene der historischen Akademie in Madrid, soweit
sie erhalten, vollständig verglichen. Für die Capitularien haben
sich in Rom eine Anzahl wichtiger, Pertz unbekannt gebliebener
Handschriften gefunden, die Geh. Reg. -Rath Waitz bei seinem
dortigen Aufenthalt zu benutzen anfieng, deren vollständige Ausbeu-
tung aber durch den Herausgeber Prof. Boretius selbst dringend
wünschenswerth war ; dieselbe hat in letzter Zeit stattgefunden,
und die neue Bearbeitung wird nun rüstig fortgeführt werden.
Auch Prof. Lorsch ist mit der neuen Sammlung der Reichsge-
setze eifrig beschäftigt. Prof. Frensdorff hat die Vorarbeiten
für einen ersten Band deutscher Stadtrechte gemacht, der Belgien,
die Niederlande und das Rheingebiet umfassen wird. Für die
Sammlung der Formeln ist die von Merkel zuerst benutzte Hand-
schrift der vaticanischen Bibliothek neu verglichen.
Hüfrath Prof. Sickel hat für die von ihm geleitete Abthei-
lung der Diplomata selbst Reisen nach Mittel- und Unter-Italien,
nach der Schweiz, Frankreich und Belgien gemacht, auch in Deutsch-
land mehrere Archive besucht, über die Ausbeute in der Schweiz
auch in einer eigenen Schrift : Ueber Kaiserurkunden in der Schweiz,
Zürich 1877, Nachricht gegeben, während anderswo seine Mitarbei-
ter Dr. Foltz und Laschitzer, aulserdem für einzelne Orte
oder Stücke die DDr. Bayer, Kaltenbrunner, Mühlbacher
und Rieger thätig waren, und durch Uebersendung von Chartu-
larien, in einzelnen Fällen auch von Originalen, nach Wien den
Arbeiten wesentliche Erleichterung zu Theil ward. So sind Ab-
schriften von 850 Diplomen angefertigt, und zwar von 670 aus den
Jahren 911 — 1002 und von 180 aus der vorhergegangenen oder der
nachfolgenden Zeit, welche in die Sammlung imd Bearbeitung der
sächsischen Zeit mit hineingezogen werden müssen, um die Ent-
wickelung des Urkundenwesens im 10. Jahrhundert genau feststellen
zu können. — Ein mannigfach interessantes, auf das Königreich Si-
cilien bezügliches Registrum Friderici II., das Prof. Arndt aufge-
funden, soll möglichst bald im Neuen Archiv zum Druck gelangen.
Die Arbeiten in der Abtheilung Epistolae unter Prof. Wat-
tenbachs Leitung haben sich zunächst hauptsächlich auf die
Briefe Gregor's d. Gr. bezogen, für welche Dr. Ewald, der als re-
gelmäfsiger Mitarbeiter eingetreten, Handschriften von Trier, Wol-
fenbüttel, Sangallen und Paris hier benutzen konnte, während zur
Vergleichung der in Monte Cassino und Rom befindlichen derselbe
sich später nach Italien begab und über einige andere sonst die
nöthige Auskunft erlangt wurde, freilich auch die wenig erfreuliche,
dafs eine früher in Paris befindliche, die als Autograph des Paulus
Diaconus galt, dort im J. 1791 gestohlen und bisher nicht aufzu-
finden sei In Rom ward auch eine vt-ichtige Handschrift merovin-
gischer Briefe nachverglichen. — Aufserdem hat Prof. Watten-
bach eine Ausgabe der von Pertz gefertigten Abschriften von
päpstlichen Briefen aus den Regesten des vaticanischen Archivs
in nächste Aussicht genommen. — Auch dieser Abtheilung kam,
wie früher anderen, ein Geschenk des Buchhändlers Hans Reimer
von Sammlungen in dem Nachlafs Jaffe's zu Gute-
Für die Sammlung der karolingischen Gedichte in der Ab-
theUung Antiquitates wurden von dem Leiter derselben, Prof.
Dümmler, Handschriften aus Bremen, Gent, Leiden, Einsiedeln,
Sangallen benutzt, andere Arbeiten in München und Rom ausgeführt ;
Abschriften oder Vergleichungen lieferten Dr. Ewald aus Rom,
M 0 1 i n i e r in Paris, Bibliothekar B r a d sh a w in Cambridge. Manche
einzelne Stücke sind vorläufig im Neuen Archiv oder anderswo zur
Veröffentlichung gebracht. — Wegen einer Sammlung von Necro-
logien sind Verhandlungen mit Archivar Grotefend in Frank-
furt a. M. angeknüpft.
Die Sammlungen der Monumenta sind im verflossenen Jahre
von Stiftspropst Dr. Döllinger in München, Hofrath Prof.
Ficker in Innsbruck, Archivar Dr. Posse in Dresden, Dr. Scheins
in Beriin, Hofrath Prof. Winkelmann in Heidelberg benutzt.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. £. Sebal d iD Nürnberg.
Xärnberg^. Bas AbonnemeDt des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
inel. Oesterreicha 3 fl- 36 kr. im 24 fl.-Fufs
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
P. Klinckaieck, Nr. 11 rue de LiUe; für
A^ZEICiER
m KIDI DER
Neue Folge.
Erigland bei Williams & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent- Garden in London;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das germau. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commia-
sionär der literar. - artist. Anstalt des Mu-
seums, P.A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
Tierundzwanzigster Jahrgang.
1877.
ORGM DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Juni.
Wissenschaftliche Mttheilungeo.
Eine Reliquie dramatiscLer Dichtliunst aus dem
Mittelalter.
Je seltener die Erzeugnisse der geistlichen dramatischen
Poesie sind, welche über das 14. Jahrh. zurückreichen, um so
freudiger müssen derartige Fundstücke selbst dann noch be-
grüfst werden, wenn sie sich uns nur mehr in fragmentarer
Gestalt präsentieren. Eine solche Reliquie barg der Vorauer
Codex Nr. 223, Fol. Pap. (mit Predigten des M. Johannes
Geuss de Teining a. d. 15. Jahrb.). Das Pergamentblatt, welches
dieselbe überliefert, war auf der Innenseite des Yorderdeckels
angeklebt und gehörte, wie der Falz in der Mitte zeigt, ur-
sprünglich einem Grofsoctav- Bande an. Nach sorgsamer Ab-
lösung ergaben sich demgemäfs 4 Blattseiten, von denen die
letzte unbeschrieben ist. Die ersten beiden sind mit dem zu
besprechenden Bruchstücke bedeckt, die dritte enthält den
Schlufs einer lateinischen Homilie. Der Schriftcbarakter des
ersteren gehört dem Ausgange des 12. Jahrh. an, die letztere,
mit blasserer Tinte angefertigt, weist eine etwas jüngere Hand.
Die dramatische Handlung, deren Eingang uns das vor-
liegende Fragment bietet, spielt in der alttestamentlichen Zeit
und bringt die im Buche Genesis, Cap. XXVII erzählte Be-
gebenheit zur Anschauung mit stetem Hinweis auf ihre typi-
schen Beziehungen zu der in der Erlösungsgeschichte an den
Tag getretenen göttlichen Heilsökonomie. Ein Knabenchor
vermittelt die Erklärung der einzelnen vorbildlichen Stellen.
Der Text war offenbar gröfstentheils zum gesanglichen Vor-
trage bestimmt, doch nur das erste Drittel desselben ungefähr
ist mit neumatischen Tonzeichen überschrieben. Stellt man
unsere Handschrift der ältesten in Deutschland bisher aufge-
fundenen, welche ein geistliches Drama im engeren Sinne ent-
hält, dem bekannten Tegernseeer Osterspiele: De adventu et
interitu Antichristi') aus dem 12. Jahrh. gegenüber, so läfst sich
unschwer eine innige geistige Verwandtschaft der beiden poe-
tischen Schöpfungen nachweisen — eine Verwandtschaft, welche
in den technischen Dispositionen der Scenerie ebenso, wie in
der dramatischen Anlage, in der Unterbrechung der Dialoge
durch das Auftreten verschiedener Chöre und in der Versifi-
cierung des Textes oft recht frappante Parallelen bietet.
Zum Glücke wurde unserem Fragmente bei seiner Ver-
wendung zum Einbände weder durch das Beschneiden, noch
durch die Beklebung erheblicher Schaden zugefügt. Die Eein-
tegrierung des Abgängigen — derlei Ergänzungen sind im Ab-
'drucke zwischen Klammern eingeschlossen — liefsen sich in
den meisten Fällen mühelos zu Stande bringen; nur wenige
Stellen mufsten durch Punkte angezeigt werden, weil sie ent-
weder gänzlich oder in dem Grade unleserlich sind, dafs sie
nur durch vage Conjecturen ausgefüllt werden könnten.
Ordo de Isaac et Rebecca et filiis eorum
recitandus.^)
Tria tabernacula disparatim disponenda sunt cum lectis
et aliis hornatibus prout facultas erit, vnum Ysaac, secundum
') Abgedr. bei B. Pez: Thesaur. anecdot. Tom. II. Pars III.
Col. 187 u. ff.
^) Eine grobe Hand des 15. Jahrh. sehrieb am uutern Perga-
raentrande : Ordo seu ludus.
171
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
172
Jacob et Rebecce, terciura Esau. Coquine Esau et Jacob, vbi
delicate dapes cum pane et nino promte sint. Capreolus, si
esse potest. Duo hedi. Tece manuura pilose. Peius, qua
tegat Collum, pilosa. Pilea^) iudaica Ysaac et filiis coloribus
uariata, cetera simplicia aptentur. Vestes prout decentiores
prouideantur. Arcus cum pharetris. Cuique predictorum
plurirai clare uestiti assistant cum cantoribus suis, qui in sin-
gulis locis historie allegorias dulciter canant.
Hoc cantu producendus est Ysaac*) usque ad lectum hono-
rifice dispositum:
Ecce rugis exaratus Ecce quanta clientela
Ysaac uisu priuatus» tibi defert obsequela, s)
sedulo reticiendus, fessos artus placet quies,
cibis lectoque fouendu(s). senem grauat nox et dies.
Ysaac in lecto rccepto, pueri abientes lectum clare uestiti
allegoriam cantent :
Ysaac uite senectns preostendunt conuertendum
mundi designat defectus, uobis, quod est precauendum.
sed oculi«) caligantes Ysaac fert formam patris,
fidem Christi exsufflantes ') Rebecca gracie matris,
lumeuque religionis gentis Esav tiraentis
in noua superstitiouis legem, Jacob diligentis.
Tunc eleuatus Ysaac manibus astautium*) repetensque excrea-
tiones et suspiria ut senes ad quosdam de astantibus sibi cantet:
Pro Esau properate, nulla restet occasio,
ut ueniat indicate, que uos tardet cum filio.
Abeuntibus missis pueri allegoriam cantent:
Quod iiatus maior uocatvr Ysaac Seyr amaui(t),
synagoga designatur se uenatu cuius pauit,
prior pressa sub onere sie devs primo Judevm,
non Spiritus sed littere. hostiis dum colit eum.
Maior lege praecedentem, Rebecce Jac(ob) placebat,
minor fide subsequentem nam gralia preuidebat
populum notat uocatum de gentibus adoptandos
et in Christo adunatum. et Judeos confutandos.
Missi intrantes ad Esau cantent :
Ysaac euuigilauit uult uerter(e) colloquia
et ut uenias rogauit, rerum, nescimus qualia.
Procedens Esau multis comitatus») et ueste clara in itinere
cantet :
Letvs ad patrcm (arabulo) et rautua colloquia,
(eins) me fouet uisio sie res pelletur anxia.
Esau ueniente ad patrem Rebecca interesse(t) uerbis illorum
relatura omnia Jacob, et ipse stans cantet :
En tuus presto sum natus que iubes, licet grauia,
ad parendum paratus, feram pro patris gratia.
Ad hoc Ysaac :
Esav (mi fi)li parentis cui primogeniture
preces ne spernas petentis, decus dedit ius (na)ture.
raritas quos mo(lenti)um
compellit ad sorbicium.
Vt prius te benedicat
mori quem Status indicat
(fo)ras egredere,
comple, quescis me petere '").
Lustra saltus et nemora
cinctvs arcu cum pharetra,
et quod uenatu capies,
(hoc) in cibos facies.
Pastus senum sunt mollia
mixta dulci cibaria,
Allegoriam pueri cantent:
Venatores misit (dens), Promis(sa) benedictio
per quos captus homo reus est sacri uerbi fusio
armis uerbi iaculatus, soliique spes futuri,
cibus factus deo gratus. quo sunt sabbatizaturi.
Mox (abe)at Esau et more uenantium arcu et pharetra cum
comitibus accinctus, buccina perstre(pente), hinc inde dum ad
horam discurreriut edum uel aliud animal sagittis occis(um)
(fe)rat et inde quod placet faciat, sed ante prcfatos cibos ad
manus habean(tur), quos post exitum Jacob a patre in uasis
argenteis ad Ysaac cum pane et uino deferat. At Rebecca
egressa post Esau ab eo loco, vbi uerba Ysaac de uenatu cum
filio audierat, Jacob sie narrans cantet :
Tuo clam astabam patri, prius quam cedat (hora grata)
cum mandasset (tuo fratri), matris ergo fac mandata.
ut quot feret uenatio Duos hedos fer electos,
sibi foret refectio quos instaurem ut porrectos.
") Ysaac te benedicat,
felicem semper uiuere, mors quem sibi uendicat.
Allegoriam pueri cantent ;
'Quod Jacob aduexit hedos duple(x) : gratiarum sumptio
homines designat fedos, et earum correctio.
quorum Christus incarnatus Teneri quod assumuntur
(amans) soluerat reatus. docibilcs delectabuntur
At in binis designatur et innocentes anime
esus, devs quo letatur, se toUentes in sublime.
Ad hoc quasi ualde stupefactus Jacob respondeat :
Muliebri consilio Nosti lenis quod sim mater
torquerl uis supplicio et pilosus natus frater?
mater quem amas filiura tiraens pater (v)i me tractet,
ut illusorem maximura. maledictum in me iactet.
Ad hoc Rebecca :
Quos gessere mei artvs in me sint hec maledicta,
numquidprodam talespartus? tantum afl'er, que sunt dicta.
Jacob respondeat :
Inter spem et timorem exitus sit anxius,
licet sie et sie laborem, matri parebo filius.
Tunc abeunte Jacob et reportante hedos cantet :
Ecce tuli, que iussisti, , grata si fit refectio,
adaptentur ut dixisti, cessabit indignatio.
Interim, dum mater protegit manus et coUum Jacob pellibus
') Hs. Pillea. ") Hs. Ysac. ^) Hs. obsequia. ') Hs. occuli.
') Hs. exsuflantes. ^) Hs. assantium. ') Hs. commitatus.
">) Bis hieher reicht die Notenschrift. ") Dieser erste Theil
der Reden Rebekkas ist nur mühsam entzifferbar, die oben mit
Punkten bezeichnete Zeile gänzlich verlöscht.
173
Anzeigei- für Kunde der deutschen Vorzeit.
174
pilosis (et ves)tibus optimis domi Esau relictis aromatizantibus
uestit eum, pueri allegoriam cantent:
Seyr (v)estes preciose offert deo cum panibus
relicte domi ociose uerbum (de)signantibus.
decalogus est (!) tabularum Bene cibat ille deum,
a Judeis relictarum. qui per dicta, facta reura
. . . ata plebs gentium, mactat, ut . . . . (pe)reat
pii actus edulium et esus Christo placeat.
Tunc assumptis Jacob ferculis cum pauibus et uino cum se-
quentibus (miui)stris intrans ad Ysaac sie eum cantans salutat:
Pater mi, pater mi, pater Pietas hoc uult (tilior)um,
tu, frater et (sor)or et mater, parentum iussa suorum
tot gradus in te nescio, explicari uiriliter,
quo colam beneficio. nee inmorari segniter.
Post hoc explorans quis sit Ysaac respondeat :
Quis es, fili, quem audio, ut raentem turbes senis
quo urgeris negotio, carne, neruis lassura, uenisV
Jabob quasi matre in(structus) respondeat:
Tuus sum primogenitus cibos tuli, quos (iussi)sti,
pater uenatu concitus, .... me, ut uouisti.
Ammirans de uelocitate uenationis Ysaac respondeat :
(0 mir)anda prosperitas, tam festine se ingessit
quod siluestris captiuitas (et in part)es has digessit.
Jacob respondeat;
Dei fuit uoluntate, . . . occurreret placitum
quod tanta celeritate et propter tuum meritum.
Allegoriam pueri cantent :
. . . quod tam concitum expeditam . . . ium
miratur nati reditum fidem demoustrat gentium.
Ad hec Ysaac :
Vorau.
0 takar Kernstock.
Urkundliche Beiträge zur Küustlergescliichte
Schlesiens.
II. Görlitz. 5. Goldschmiede undMünzmeister. (Schiufs.)
Schliefslich noch ein Auszug aus einer Gerichtsverhand-
lung, betreffend einen Excefs zwischen Goldschmieden, der
uns mit einer Anzahl solcher bekannt macht und wegen seiner
mitunter originellen Darstellung Platz finden möge. Er findet
sich in den „Confessaten" oder Bekenntnifsbuch des G. Rös-
1er. (MiJich. Bibl. L. III. 432.)
1593, den 26. Aug. Martin Gropf, einem Goldschmied-
gesellen ausHainau in Schlesien, welcher bei Caspar Eckartt
gearbeitet und hat wandern wollen, ist von Conrad Lamb,
seinem Werkgesellen, welcher ihn ausgefordert haben soll, mit
einer Wehre auf die rechte Hand auswendig über den Daumen
die Hauptader und Pulsadern entzwei, dafs man ihm drei Ver-
bände hat anlegen müssen, zum andern auf der rechten Seite
an der Stirne eine Wunde Vi Fingers lang bis auf die Hirn-
schale, welche doch auch versehret, zum dritten hat er einen
Schlag bekommen hinter den Ellbogen, die „Röhren" erschellt
und aufgelaufen. Geschehn ^ Abends hora 6.
F. 79. 26. Aug. Conrad Lamb von Hildesheim, ein
Goldschmiedgeselle, so bei Caspar Eckartt in Arbeit steht, ist
„nachten" hora 6 vor dem blauen Löwen auf dem Platze von
Martin Gropf von Hain aus Schlesien etc. in obigem Balgen etc.
verwundet worden. Sagt, er hätte die Wunden bekommen,
ehe er zei seiner Wehr hätte kommen können; hätte auch
mit der Wehre in der Scheide sich vor etlichen Streichen
schützen müssen.
F. 81. 31. Aug. M. Gropf etc. neben seinem Vater,
Apotheker zu Ilainau, klagt und berichtet, dafs er mit Matz
Scheft'ern, „dem Hocken", zum blauen Löwen wäre kommen, da
ihm Marx Fieritzes *) Geselle Mates Ganselt von
Augsburg ein Spitzgröschel auf ein Ringlein geliehen, damit er
die „Orten" -) zahlen könnte. Der hätte hernach solches Ringel
einem andern Goldschmiedgesellen Joachim Meistern ge-
schenkt , und als er ihn darum zur Rede gestellt , hätte ihm
Georg von Reichenbach ein Spitzgröschel geliehen, dagegen
er ihm zwei Ringlein zum Pfände gegeben. Als er das erste
Ringlein wieder auslösen wollte, hätte ihm C. Lamb das Geld
unter den Tisch geworfen, worüber sie miteinander zur Sprache
kommen, so weit, dafs ihn der Conrad herausgefordert hätte.
Darauf wäre er erstlich hinausgesprungen, ihn geschlagen, ehe
er „vom Leder kommen", hernach wäre er von einem andern
mit einer „Cordelasse"^) in der Scheide auf den rechten Arm
hinter den Ellbogen geschlagen worden , dafs er weiter des
Arms nicht mächtig sein konnte. — Erbeut sich auch, solches
mit Matz Scheffern und andern zu beweisen. Und nachdem
sein Vater dem Bürgermeister vorgestellt, wie sein Sohn sehr
schwach und gefährlich (krank), hat dieser auf eigne Hand den
Conrad den 29. Aug. gefänglich einziehen lassen , und haben
am folgenden Tage Caspar Eckartt und Wolf Jost mit „des
Alten" Willen für ihn Bürgschaft geleistet.
Conrad L. stellt Zeugen : Caspar Eckartt hat in dessen Na-
men 3 Goldschmiedgesellen summarisch zu verhören gebeten,
was ihnen um den Hader und die Verwundung erinnerlich.
1. Joachim Meister von Görlitz, der Geselle des
Onuphrius Rosenhain, gibt an, dafs er beim blauen
Löwen zum Biere gewesen, wo denn der Verwundete mit Matz
Scheft'er auch hingekommen, in ihre Zeche eingedrungen und
den Conrad herausgefordert, und wie er zu ihm hinausge-
gangen, wäre der Martin „schon blank" gewesen und hätte den
Conrad verwundet, ehe er seine Wehr herausgezogen. Da hätte
Georg V. Reicheubach seine Wehre dazwischen geworfen, bis
') wol der Goldschmied M. P. von Crossen, der 1578 Bürger
wird. ^) Orte, Erte, l'rte, Jrte, Zeche, Auflage der Handwerksge-
sellen in der Herberge. Schmeller P, 152 f. Dr. Fr. ^) eine Art
Degen. Sohm. P, 1671. Grimm, Wbch. V, 244. 1807. 2800 f. Dr.Fr.
175
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
176
Conrad aneh vom Leder gezogen: hernach wären sie zusammen
gegangen, und hätte der Martin seine Beschädigungen empfangen;
wnfste aber nicht, ob in einem oder zwei Streichen geschehen
wäre : hätten auch den Martin ernstlich ermahnt, er sollte nicht
stechen.
2. Georg Fick, Mars Fieritz' Geselle, sagt, er wäre
wohl in der Zeche mitgewesen, wüfste aber nicht, weshalb sie
zusammengekommen wären : das Schlagen hätte er gesehen und
dafs Martin etc. den Conrad auf den Kopf gehauen, ehe er etc.,
worauf Georg v. R. den Martin mit der Wehre in der Scheide
auf den Arm geschlagen und ermahnt, er sollte innehalten, bis
dieser auch vom Leder gezogen haben würde u. s. w. Her-
nach hätten sie einander um die Wagen gejagt, wobei der
Martin seine Schäden bekommen.
3. Matz Ganselt von Augsbtu-g, der auch bei M. Fieritz
arbeitet, sagt ans, dafs er bei ihnen über Tisch gesessen, als
Martin hereingekommen und über Tisch viel ünfläterei getrieben
und den Conrad herausgefordert ( — es geht imgefahr weiter
wie vorhin — ), da hätte ihn G. v. R. ermahnt, er sollte inne-
halten (wiewohl die andern sagten, er hätte ihn mit der Scheide
auf den Arm geschlagen); indefs wäre der Conrad auch ver-
theidigungsföhig geworden und der Martin beschädigt, was er
jedoch auch nicht gesehen. Es wäre ihnen der Conrad über-
allhin nachgelaufen.
Am 4. Oct. 1593 sind in der Handelsstube die Streitenden
verglichen worden, und zwar soll der Conrad dem Martin
2r. für den Barbier zu Hülfe geben: auch Caspar Eckartt hat
sich erboten Ir. seinem Gesellen zu geben, weil er sein Un-
vermögen so sehr vorschützt, so dafs also der Barbier von
C. E. wegen seines Gesellen 3r. und M. Gropf 4r. empfangen
soll: (denn man hat auf 7r. heruntergehandelt, obwohl er 12
forderte). Und sind darauf mit Handschlag ausgesöhnt _vnd
ein ider behalden, wasz er ehe bekommen. -
6. Glockengiefser und Büchsenmeister.
1377, f. 2. p. P. et P. (30. Juni). Für Speise zu der
Glocke xxsviij Centner Irvij sest. mit der Fuhre von Prag
und Breslau. Es werden weiter die übrigen Ausgaben, welche
zum Glockengufs, Erbauung der hierzu nöthigen Schmelzhütte
gebraucht, an Materialien, Gräber, welche die Grube um die
Glocke machten, nach dem Gusse ausgruben, Handlanger nam-
haft gemacht. Der Meister hiefs Lucas, erhielt 8 M. Lohn
und seine Gesellen 16 Gr. Trinkgeld. Der Klöppel wurde mit
1 M. bezahlt. (Er.i
1390. Meister Polster renoviert mit seinen Gesellen
die Glocke auf dem Rathhause. (das.)
1453. Der Kannengiefser Andres erhält für ein Seiger-
glöckchen 50 Gr. (^das.)
3 Gr. — 1439 erhält derselbe, als er der Stadt Büchsen ge-
gossen, 1 Seh. 10 Gr. (das.)
1442. In diesem Jahre sind die zwei gröfsten Büchsen
gegossen worden. Der Meister war Paul Xeisser von
Breslau. Es kamen dazu 17 Ct. Freiberger Kupfer, femer
20 ft (?) Lauensteinisches Eisen. Der Meister gab dazu auch
7 C. Kupfer, die ihm besonders bezahlt wurden. Er bekam
für den Centner zu giefsen 1 M. Gr. Alle Unkosten auf beide
Büchsen betrugen 206 Seh. 20 Gr. 2 Pf. (das.)
Paul Xeifser gehörte wahrscheinlich zu der Breslauer
Goldschmiedsfamilie dieses Namens, von der von A. Schultz in
d. Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u. Alterth. Schlesiens Bd. Y, 345 ff.
erwähnt werden: 1373 Hannus Xvser; 1375, 1390 Xic. Nysser:
1422 Barth. Neysser.
1474 erwähnt das Schuldnerbuch dieses Jahres einen Büch-
senmeister Yecenus Roszintrvtt
1502. „mittw. am abend nativ. Mar. (7. Sept.) Kuntschaft
des abscheydes meister Heinrichs Bolbyser rotaiessers.
als meister H. B. kegenwertigen brives czeiger eczliche iar
biszher vnser dyner vnd bochsenmeister gewest, er sich
an demselben seinem dinst erlich, fromlich vnd gehorszamlich
gehalden hat, vnd wo esz im füglich gewest, in gerne lenger
bey vns wolden erlyden haben. Dieweil er aber- etc. (Lib.
miss. 1502—1505.)
7. Glaser und Perminter.
1413. Enderlin glaser (A. Stb. S. 297). — 1414 bekommt
..Herr Johannes in dem Spital- 2 Seh. für Glasfenster auf dem
Rathhause. (Rr.) — Ich lasse es vorläufig unentschieden, ob
diese und die nachfolgenden Glaser zugleich auch Glasmaler
gewesen sind, werde aber bei Behandlung der Liegnitzer Künstler
auf diese Frage zurückkommen. — 1431 setzt der Glaser die
Fenster in der oberen Rathsstube für 1 Seh. (das.) In dem-
selben Jahre empfangt Jokoff, der Glaser von Zittau, 2 Seh.
Gr. für ein grofses Glasfenster bei dem Ofen und für das über
dem Ofen in der oberen Rathsstube zu setzen, (das.) Derselbe
kauft 1445 von Meister Paul dem Maler ein Haus (lib. res.
1432—50, f. 117 b.) und erhält 1448 von dem Fenster über
der Herren Gestühle 6 Seh. Gr. (Rr., wo er damals Glassetzer
genannt wird.)
1424. Nickel Meissener, dem Büchsenmeister, für
Bnchsengiefsen und Arbeit über sein Wochengedinge 1 Seh.
1399 wird ein Bote geschickt nach Bernsdorf zu Nik.
Dypoldiswald wegen neuen Pergaments zu dem Buche, das Herr
Benesch schrieb. Item war Herr Benesch der Priester allhier
nach dem Pergamente zu dem Mefsbuche: dem gab man zu
vertrinken und lösete ihn aus der Herberge 10 Gr. (Rr.) Er-
wähnt werden: 1404 Thomas permynter (A. Stb. S. 267);
1414 Niclos p. (Aechtsbnch L. IH. 433, t 26 b.) ; 1417 Han-
nus p. (Lib. act. 1413—22, f. 86 a.)
Brieg. Dr. E. Wernicke.
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179
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
180
mals oft genug ; wegen Herman Ebners und seiner Frau Kuni-
gnnd s. den Stammbaum auf S. 55 der „Christina Ebnerin".
Die Verkäuferin mufs, da ihr Sohn Georg Ebner gar nicht
genannt ist, in ganz ungetbeiltem Besitz des Hauses gewesen
sein. Georg Ebner, der sich z. B. 1425 urkundlich noch fin-
det, starb 1426, Freitag vor Aegidi (30. Aug.) Mit seinem
Sohn Lienbard scheint diese Linie ausgegangen zu sein. Von
dem als Käufer genannten Meister Herman Steub ist vorher
noch nichts bekannt gewesen; doch dürfte, dafs er gerade
im Jahr der obenerwähnten Seuche erscheint, lediglich ein Zu-
fall sein; denn gewifs hatte die Stadt eben so gut schon da-
mals Aerzte und ärztliche Ordnungen. Schon im 13. Jahrh.
kommt in einem Bürgerverzeichuifs ein Otto medicus vor; in
einer Urkunde von 1360, Freitag vor Thomä (18. Dec), be-
fiehlt Kaiser Karl, dafs Meister Meingos (magnus), Arzte zu
Nürnberg, seinem lieben Getreuen und Hofgesind, erforderlicher
Beistand, um 500 fl. von den flüchtig gewordenen Ulrich und
Conrad den Pottensteinern, Bürgern zu Nürnberg, zu erwirken,
geleistet werde; die 1394 begonnene Austheilung des Sonder-
siechen-Almosens erheischte ärztliche Besichtigung; auch ein
paar andere Namen, wie Paul Bieter (gest. 1410), Herman
Lürer oder Lurz (in Wien, dann Erfurt) fallen, obgleich nur
ganz unbestimmt, -in das 14. Jahrh. Aus dem Jahr 1403 wird
ein Meister Raimundus medicus angeführt. Gewifs ist ferner,
dafs schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. die Aerzte,
welche in Nürnberg ihre Kunst ausüben durften, verpflichtet
wurden, wie schon ein aus jener Zeit vorliegendes Gesetz
sagt: „Es ist auch gesetzt, dafs alle Aerzte, wie die genannt
seien, die Arznei hie pflegen wollen, alle schwören sollen, dafs
sie alle Siechen bewahren sollen, so gut ihnen möglich, und
sie sollen auch bescheidenlich Lohn nehmen von den Bürgern,
sollen auch selbst kein Rezept machen, sondern alle Rezepte
von den Apothekern nehmen, auch sollen sie es nicht höher
anrechnen, ais sie es von den Apothekern nehmen" (so dafs
nicht der Patient die Apotheke in unmittelbaren Anspruch
nahm, sondern der Arzt auch die Uebermittlung der vom
Apotheker gefertigten Arznei besorgte). Auf Praktizieren,
ohne vereidigt zu sein, war eine Bufse von 5 Pfd. Heller ge-
setzt (wahrscheinlich für jeden einzelnen Fall, da aufserdem die
Strafe zu geringfügig sein würde). Endlich läfst sich auch
annehmen, dafs die später (1424) im Konzil zu Basel festge-
setzte Besoldung des Meisterarztes oder Stadtarztes von jähr-
lichen 100 fl. schon in jener Zeit bestand. Freie Wohnung,
wie ein Aufsatz im Aerztl. Intellig.- Blatt v. 1870 meint, hatte
nie ein Arzt. Ein solcher Stadtarzt, Physicus publicus, war
der oben genannte Meister Herman Steube, wobei noch zu
beachten, dafs er nicht Bürger war, aber dennoch so berück-
sichtigt wurde, als ob er es wäre. Das von ihm gekaufte
Haus ist das nachher in Löffelholz'scheu Besitz gekommene
und in demselben, wenn auch mit Unterbrechungen, verbliebene,
jetzt mit S. 402 gezeichnete.
Nürnberg. L o c h n e r.
Zur Geschichte der Ritterakademie iu Ettal.
Mit den meisten unserer ehemaligen Benediktinerklöster
waren Studienanstalten verbunden, in welchen die Söhne des
Landes Aufnahme fanden und eine wissenschaftliche Ausbildung
erhielten, die sie für den Dienst der Kirche oder des Staates
vorbereitete. Die Aufnahme war in den meisten Fällen unent-
geltlich. Bei dem Beuedictinerkloster Ettal, einer Stiftung
des Kaisers Ludwig des Bayern , bestand aufser einer solchen
Anstalt auch noch eine Ritterakademie oder das sog. CoUegium
Illustrium , in welchem die Söhne des katholischen Adels eine
standesgeniälse Erziehung erhielten und in allen wissenschaftli-
chen Disciplinen, ja selbst in der Kriegskunst ausgebildet wur-
den. Neben den geistlichen waren auch weltliche Lehrer thä-
tig. Ein solcher Cursus dauerte für die jungen Herren in der
Regel 5 Jahre, manchmal aber auch länger oder kürzer. Das
Vertrauen, das diese Anstalt bei dem katholischen Adel genofs,
war sehr grofs; aus allen Ländern Europa's finden wir dort
junge Leute vom Adel , die nach Ettal zu ihrer Ausbildung
geschickt wurden. Vielleicht bin ich im Stande, über die Ein-
richtung und Verfassung dieser Anstalt ein ander Mal zu be-
richten : für heute will ich an dem Beispiele des jungen Herrn
von Pockstain aus Oesterreich nur ein Verzeichnifs der Kosten
mittheileu, die auf ein Studienjahr ergiengen.
Anzeig
der Verpflegungskosten, welche auf den im allhiesigen Collegio
Illustrium stehenden wohlgebornen Herrn Franz Xaveri von
Pockstein für das verflossene Studierjahr 1741 sowohl in Or-
dinario als Extraordinario erlaufen :
Ordinär i-Unkosten
Für Kost, Trunk, Exercitien — die Reitschul
und Ingenieurkunst ausgenommen — dann
Bedienung, Zimmer, Holz, Licht, Wäsche etc. 350 fl. — x.
Absonderlich, weil selber die heurige Vacanz-
zeit abermals allhier passirt 25 fl. — x.
Dem eigens für allhiesiges adeliches CoUe-
gium aufgesteUten Medico das gewöhnliche
jährliche Wartgcld mit einem Ducaten. . 4 H. 10 x.
Ingleichen dem Chirurgo und Apothekers
Bedienten 1 fl. 30 x.
Summa der Ordinariunkosten 380 fl. 40 x.
Extraordinär i-Un kosten:
Den 8. Dez. 1740 erhielt Herr von Pockstain
zu einem Opfer in die allhiesige Maria-
nische Congregation 6 fl. — x.
Und für eine Kerze dahin — fl. 30 x.
Recreationsgeld empfieng derselbe monatlich
2fl., thut für 12 Monate 24 fl. — x.
Dann zu einem Extra-Recreationgeld in vorig-
jähriger Vacanz 5 fl. — x.
Zu einer mit andern Herrn Cavaliers gehal-
tenen Schlittenfahrt 4fl. 45x.
181 Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 182
Zur Fastnachtzeit 4 fl. 30 x. tende eine schriftliche, lateinische Widmung auf deu Altar der
Item bei der Aderläfse zu einer Extradiversion 6 fl. — x. Gottesmutter, als der Patronin Ettals, niederlegte und dabei
Dieses Jahr an verschiedenen Kleinigkeiten, zugleich einige Gulden opferte. In deutscher Uebersetzung
als: 3 Ellen Zopfband ä 18x — fl. 54 x. lautet die Widmung also:
Ein Paar Fecht-Handschuhe — fl. 40x. „Heilige Maria, Mutter Gottes und Jungfrau! Ich N. N.
Ein sammtner Schliefer-Stutzen 5 fl. — x. verdanke dir alles und weihe mich von dieser Stunde an
2 Paar baumwollene Unterstrümpfe .... 1 fl. 56 x. deinem Dienste. Ich liebe dich als meine Patronin und Be-
Ein Haarbeutel 1 fl. 24 x. schützerin (hospitatricem, Gastfreundin). Deine Ehre und
6'/i Ellen breite Band ä 18 x 1 fl. 57 x. Verehrung sollen mir ewig am Herzen liegen ; ich werde
Ein Paar seidene Strümpfe 5 fl. — x. dieselbe niemals aufgeben und auch nicht dulden , dafs die-
2 Paar weifse Handschuhe 1 fl. — x. selbe von meinen Untergebenen mit Worten oder Thaten
Ein Haarbeutel 1 fl. 24 x. verletzt werde. Sieh , ich werfe mich dir zu Füfsen ; nimm
2 Paar baumwollene Unterstrümpfe .... Ifi. 56x. mich auf, beschütze mich im Leben und vertheidige mich
3V^ Ellen Zopfband ä 18 X Ifl. 3x. in der Stunde des Todes. Amen."
Weifse Handschuhe — fl. 30 x. Diese Widmung wurde alle Studienjahre erneuert ; man
7 Ellen Zopfband ä 18x 2fl. 6x. hiefs dieses die „Renovatio."
4 Ellen rosenfarbige Band ä 20 x Ifl. 20x. München. Baader.
Weifse Handschuhe — fl. 30 x.
Ein Paar seidene Strümpfe 5fl. — x.
Ein feiner Hut 2fl. 15x. Lateinisch -deutsche Sprichwörter des Mittelalters.
Ein Rappier Ifl. — x. In der Münchener Handschrift Clm. 4408 (saec. XV.) fin-
Für erkauften Haarpuder und Pomade ... 4fl. — x. ^g^ gj^j^ ^ jgg^, ^^ ^^^^^ ^g^j gpj.„glj ^^ ^^ ^g^g ^^^jj^ ^g^
Für Briefporto und Zeitungen ausgelegt . . lOfl. 45x. contra audaotior ito (Aen. 6,95) folgende Sprichwörter:
Aus der Ettalischen Buchbinderei erhielt er 1 ^y^l ^ngerent ist halb gefochten
Palmetum coeleste . 1 fl. dO x. sprach ein Igel der hat ain peren erstochen.
Item aus der Ettalischen Buchbinderei erhielt Ericius fatur : super omnia sors dominatur.
er Heinecii antiquitates Korn d fl. x. pgj. gglerem cursum confestim tendit in ursum.
Der Apothekers-Conto betrifft mit Nr. 1 . . 5 fl. 53 x. g. Nach dem vnd der wind gedt soll man den mantel keren.
Dem Kaufmann kommt zu bezahlen laut Conto j^^ Aatum venti debetur pallium verti.
mit Nr. 2 221 fl. 1 x. 2 ^ (Metrisch richtiger: debentur pallia)
Und dem Schneider laut Conto mit Nr. 3 . 24 fl. 49 x. ^ ^ ^^^l^ solvente sumatur stramen avene.
Dem Schuhmacher für 11 Paar neue Schuhe ^ y^^ ^-^^^^^ ^^g^^ ggj^g^ g^j, ^^^ ^^^^^ ^^^^ ^^^^^^
a 1 fl. ^4 X loil. z4x. ^_ jjjg gj(.Q cautavit quem pauca scientia pavit.
In die Nätherei für 25^/4 Ellen feine Lein- ßg^ l^^gj j.,^^^ jg^. j^^^ ^^j^ aufsgesungen.
wand zu 7 Hemden ä 50x 21 fl. 27 x. 2 ^ 5_ Rustj^o curvatur Collum dum sepe rogatur.
Für 1 3/4 Ellen Battist zu Manschetten und ^^^,j ^^^ ^^^ ^^^^^^ ^^^ g^ gggj,ij^iit[ yn^ dgj. hals.
Falbeln a ^ fl. 40 x 4il. 4Ux. g jjjug vicium crescit plus dum nimius honor extat.
Für V-i Ellen Musselin zu 6 Bündeln ... — fl. 53 x. 2 ^ ^^g^. „gtrische Fehler in nimius läfst sich nicht bessern.)
Fürs Macherlohn 2 fl. 25 x. y^^ige g^. jg^ ^alb lasten
Für verschiedene kleine und nützlich befun- 7 jj.g gathenatus non vult canis inveteratus.
dene Nothwendigkeiten 9fl. 12x. Alt hund send pofs zu bannen.
11 Monate die Reitschule frequentirt ä 4fl. 10 x. 45 fl. 50x. g^ pj^ j^^g^, ^^^^^ subsellia sepe ruina.
Dem Bereiter das gewöhnliche Sporngeld be- j.g j^^^p^ ^^^ ^^^ ^^^^^ zwischen zwain stülen auf den
zahlt mit 1 Ducaten 4fl. lOx. ^^j^g^gj, gj^^^
Dem Reitknecht wegen Aufwartens und Bei- 9 jy^^ ^1 ^unc) capra stertit, dum moUior est locus eius.
Schaffung der Spitzgerten monatlich 15 x.. 2fl. 45 x. g^ ^j^ ^^^^^ ^^j g^g^ ^^ ^charrot sy.
Summa der Extraordinari-Unkosten 463 fl. 25 x. 2^ jq ^ ^^^^ procedit fraus sepe reverberat ipsum.
Summarura der in Ordinario und Extraordinario erlaufenen Ver- Vntrw trifft offt ayo-en herrn.
pflegungs-Unkosten 844 fl. 5 x. 2 ^ ^^ ^^^ gg^ ^fggj^,^ quin%aleat precium.
Hier bemerke ich nur nebenbei, dafs jeder Eleve des Col- j,^ j^^ ^^^^ ^^p^jj^ ^^,^ ^j^ ^^^^jj^^
legiums bei seiner Aufnahme der Marianischen Congregation
des Klosters beitrat. Dies geschah also, dafs der Neueintre- ') an, äne, ohne. Dr. Fr.
183
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
184
12. Kou sunt equales iu i)arto lupi sodales.
Dy wolff sendt nit ainl's pellens.
(Man wäre versucht zu emendieren : lupuli iu parte, wenn
der Vers nicht auch suust, wie oben, in Hss. vorkäme.)
13. Rumpitur antiquos damnis amor inter amicos.
Scliud schaidet mengen '^)
14. Xün extat mundus bovis oculus que rotundus •')
Das land ist nit aiu ochsenaug. (bovis!)
15. Vir vehemcns lentura debet (1. debes) equitare iumcntura.
Gaher mau soll esel reyteu.
16. Quod dominus cognoscit velle canis bene noscit.
(Zu bessern: poscit, id velle)
Der huudt waifst seines hern willen wol.
17. (f. 151) Quidam balneator dixit :
Qualis persona tale datur huic perizoma. (tale !)
Dar nach vnd der man ist, gibt man yni ain kost. *)
18. Respondit alter iocando :
Qualis quastus *) talis datur tibi pastus. *)
(Wol: Qualis erit — dabitur.)
19. Ex (1. Est) mala vox rechen "), pejor bezalen (1. bzal),
pessiraa pfandt her.
20. Quo sathane sepe presencia non valet esse
Illic nempe suum conatur ducere servum.
Wa der thufel nit hyn kan, da schick er sein kuecht hyn.
21. Ante suas edes semper canis est auimosus.
Der hund ist alweg frodig') vor seinem haufs,
22. Forcior in saccum detrudit debiliorem.
Wer stercker ist, der schubt den andern in sack.
23. (f. 152) Gaudia sunt stomachi super omnia gaudia mundi.
Magen frod über all frod.
24. Mercede plenus non existit vir egenus.
') mengen, manchen. Dr. Fr. ^) Mir unverständlich. Dr. W.
— Ochsenaug steht wohl hier in dem Sinne von: eine Sache
von geringem Umfang, eine Kleinigkeit, in welchem es auch von
Sigm. Meisterlin in seiner nürnbergischen Chronik (s. Chroniken
der deutschen Städte III, 116,21) gebraucht ist, wenn er sagt:
„Nach Christi gepurt taiisent und dreihundert berüefet Albertus
einen hofl' gen Nurenberg ; zu dem kam der konig von Dacia,
Tennemark und der konig von Behaim und alle fürsten der kur,
herzogen , marggrafen , grafen und fünfzig edel freiherren und
ander treffenlich edel dreihundert und fiinftausent treffenlicher
reiter oder edel knecht, an (ohne) bischöff und ander prelaten.
Nun merk, ob Nürnberg auf diese zeit sei ein ochsenaug ge-
wesen", und dies im lateinischen Texte (das. S. 220,31) ausdrückt :
„num tu stolide bicornate estimas, opidulum parvum hos con-
clusisse?" Dr. Fr. *) quastus, latinisierte Form des deutschen
Quast, Kost (s. Nr. 17) für Badewedel, perizoma. Lexer mhd.
Wbch. II, 324: queste. Grimm, Wbch. V, 1861 f. Pfeiffers Ger-
mania XVII, 48 ff. Diefenbach, glossar. lat germ. p. 427 c. Schmel-
1er 1,2 S. 1307, wo obige Nr. 17 aus der nämlichen Hs. citiert
ist. Dr. Fr. ^j Lohn. Dr. Fr. '; rechnen. Dr. Fr. ') frodig,
d. i. freidig , kühn , keck , später mit freudig vermengt. Vgl.
Nr. 23: frod = Freude. Schmeller I, b06 f. Dr. Fr.
(Statt mercede ist wohl mercatu zu lesen.)
Armer man hat arme kaufschatz.
25. In gremium missa post rana sinum petit ipsa.
So der frosch in die schofs kompt, so wolt er gern in
den pusen.
26. Unum claudis oves plures in ovile volentes.
Man thut vil guter schaf in ain stal.
27. Non est obliqua via (circuiens bona) si qua.
(Das Compendium ist mir nicht verständlich : circum-
ducta'? circuiens bona ist Conjectur.)
Guter weg umb ward nie krom.
28. Grista completur quod gallo (1. gallo quod) abesse videtur.
Das an dem han nit ist, ist in dem han kämmen. -
29. Monti sublimo vallis manet alcior imo.
Ye höcher berg ye tiefer tal.
30. A corince (1. cornice) lupus equitabitur inveteratus.
So der wolf altet so reiten ihn die kreen.
31. Non sumes vulpes si gliscis prendere wlpes.
Es ist nit muglich fuchfs mit fuchfs fahen.
32. Copia pastorum male custos extat hedorum. (hedorum!)
Wa vil hirten sind da wird vbel gehalten s).
33. Murilegi proles bene discit prendere mures.
Katzen kind lernen wol mausen.
34. In propriis domibus extat dominus canis omnis.
Der hund ist da haym ain herr.
35 '^ Dum canis agassit'") vir pro tribus inde recessit.
Bifs der hund beschisfs ist der man um trey kommen.
In einer St. Galler Handschrift Cod. 841 lautet der
Spruch :
So der hund geschist, so ist der man umb in komen.
Dum canis egescit '") pro tribus vir inde recessit.
36. Curia crebra (1. crebro) putes debet donare salutes.
Er sol von hoff gau.
37. Non omnis mundus tristatur si dolet unus.
Ains laid ist nit menklichs '') laid.
88. Dura quesitis non sit responsio mitis.
Vnrecht frag vnrecht antwürt.
39. Vix lapides duri duo parvis sint molituri
Zwen eben hert stain malent selten ciain.
40. Presto tibi bacnlum cum ego (1. ego quando) profero saltum.
So ich spring gib ich dir den stecken.
41. Quod longa coquitur minus assatis sociatur.
Ye lenger gasüt ya raynder gebratt.
42. (f. 149'' ) Wan man den wolf nent so kumpt er gerendt.
Advanit ecce lupus cum mencio sepe fit aius.
Köln. . Dr. F. Weinkauff.
°) halten, hüten (das Vieh). Schmeller I, 1100, 2, wo auch
obige Stelle aus der nämlichen Hs. angeführt ist. Dr. Fr. ') Auch
dieser Spruch ist mir unverständlich. W. '") Lies : egessit. Dr. Fr.
") menklich, männiglich, jedermann. Dr. Fr.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877.
J^6.
Jnni.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Juni 1877.
Unsere Reihe von Grabsteinabgüssen wird noch vor dem Ju-
Itiläumsfeste des Museums eine neue Bereicherung erhalten , die
wir jetzt schon dankend hier einzutragen haben. Unser Pfleger
in Frankfurt, Herr Justizrath Euler, hat die Güte, in Verbindung
mit Dorabaumeister Denzinger Sorge zu tragen, dafs Abgüsse der
zwei bekannten Grabmäler der Holzhausen und Saohsenhausen im
dortigen Dome angefertigt werden und dem Museum als Ge-
schenk der Böhmer'schen Stiftung zugehen.
Der im vergangenen Herbste veröfl'entlichte Katalog der Ci-
melien, welche Herr T. 0. Weigel in Leipzig zum Verkaufe bietet,
enthält auch einige xylographische Bücher : die erste Ausgabe der
Biblia pauperum, sowie die Historia beatae Mariae virginis, für
welche die Summe von 16500 m. gefordert wurde. Um diese kost-
baren Werke Deutschland erhalten zu können, fanden sofort Be-
sprechungen von Seiten mehrerer Freunde der Geschichte der
Xylographie und Typographie statt, welche nunmehr zu dem Re-
sultate führten, eine Subscription einzuleiten, um die Stücke zu
erwerben und sie, wenn möglich noch mit anderen Incunabeln der
Druckkunst , dem germanischen Museum als Jubiläumsgeschenk
zu überreichen. Herr T. 0. Weigel erklärte sich bereit, zu-
nächst fremde Käufer abzuweisen, aber auch einen Nachlafs von
2500 m. als seinen Beitrag zu gewähren, wenn die Erwerbung für
das Museum möglich würde. Das scheint sich nun zu verwirklichen.
In jüngster Zeit wurde eine Subscriptionsliste in einem engeren
Kreise begonnen und bereits sind einige Gaben dazu angemeldet
worden, und zwar, da sich der Aufruf an die Fachgenossen, die
geistigen und geschäftlichen Enkel der ältesten Buchdrucker, an
die heutigen Buckdrucker und Buchhändler gewandt hat, von Herrn
J. A. Barth in Leipzig 30 m., A. Cohn in Berlin 100 m., H. Co-
stenoble in Jena 30 m., Fr. Lipperheide in Berlin 500 m., F. A.
Perthes in Gotha 100 m., Velhagen u. Klasing in Leipzig 100 m.
und von einem Ungenannten 125 m. Wir hoifen, bald Mittheilung
machen zu können, dal's die im Aufrufe erbetene Summe von 20000 m.
gesichert und damit die Möglichkeit gegeben ist, unserer nationa-
len Anstalt ein solch glänzendes Jubiläumsgesohenk zu machen.
In unserem Verwaltungsausschusse ist durch den Tod des Geh.
Rathes Dr. Baur in Darmstadt eine Stelle frei geworden. Auch
in unseren Gelehrtenausschuls hat der Tod jüngst eine bedauer-
liche Lücke gerissen, indem er den Oberbibliothekar Dr. Mei-z-
dorf in Oldenburg aus dessen Mitte nahm.
Im Anschlüsse an die in Nr. 12 des Jahrgangs 1876 unserer
Zeitschrift gebrachten Pflegschaftsnachrichten haben wir folgende
nachzutragen :
Neubegründet wurden folgende Pflegschaften : Deggendorf.
Pfleger: Dr. med. Carl Elsperger, I. Assistenzarzt an der nieder-
bayerischen Kreisirrenanstalt, am 9. April 1877. Tuchel. Pfle-
ger: Köhler, kgl. Landrath, am 27. Februar 1877. Nachstehende
Pflegschaften wurden neu besetzt: Aurich. Pfleger: Dr. Sauer,
Archiv-Vorstand, am 16. Februar 1877. Bergzabern. Pfleger:
Theodor Späth, kgl. Bezirksamtmann, am 5. April 1877. Cadolz-
burg. Pfleger: Franz Kreppel, kgl. Pfarrer, am 11. Mai 1877.
Frankenberg. Dr. A. Mating- Sammler, Realschul-Oberlehrer,
am 16. Mai 1877. Hohen stein (früher Callenberg). Pfleger:
Arnold Weidauer , Pfarrer, am 1. Juni 1877. Metz. Pfleger:
F. Möller, ord. Lehrer am kaiserl. Lyceum, am 12. Juni 1877.
St. Petersburg. Pfleger: Eduard von Lemm, wirkl. Staatsrath.
am 11. Juni 1877. Salzburg. Pfleger: Jobst Schifimann, Mu-
seumsdirektor, am 2. März 1877. Spei er. Pfleger: Ludwig
Heydenreich, Rentner, am 16. Juni 1877. Stettin. Pfleger: H.
Lemcke, Oberlehrer am Marienstifts - Gymnasium und Sekretär
der Gesellschaft für pommerische Geschichte und Alterthums-
kunde, am 3. April 1877.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von Privaten: Altensittenbach. Leonhard Wild, Oekonom,
Im. Artelshofen. Oberster, Pfarrer, (st. fr. 2m.) 3m. Burg-
bernhelm. E. A. Steck, Pfarrer, 3 m. Castell. W. Holzinger, Post-
expeditor, 2m. Dresden. Dr. Bahr, Advocat, 6 m.; Dr. Stübel,
Oberbürgermeister, 10m. Erlangen. Dr. Hilger, kgl. Professor,
(st. fr. ] fl.) 5 m. Flelsnitz. Lauterijach, Bürgermeister, 2 m. Fron-
hofen. Aloys Schlund, Pfarrer, 3 m. Fürth. Brügel, kgl. Bez.ger.-
rath, 2 m.; F. Ehrenberg, Schriftsteller, 2 m.; Silberschmidt, Prof.
a. d. Handels- u. Gewerbschule, 2m. Gerreshelm. Dr. Pelman,
Direktor, 3 m. Glessen. Dr. Clemm, Prof, 3 m. ; Dr. Gareis, Prof.,
3m.; Dr. Perls, Prof, 6m.; Dr. Hermann Seuffert 5 m.; Soldan,
Realschuldirektor, 3m. Grafenberg. Dr. med. Sock, Assistenzarzt,
(st. fr. 2m.) 3m. — Hanau. Dr. Duncker, Gymnasiallehrer, 3m.
Heilsbronn. W. Scharf, Pfarrer, 2m. Helmbrechts. J. G. Jahreifs,
Kaufmann, 2 m.; Joh. Schmidt jun., Bäckermeister, 2 m.: Louis
Seyferth, Kaufmann, 2 m. Hersbruck. H. Lindner, Bezirksamtsfunc-
tionär, 2m.; Dr. Roth, Bezirksarzt, 3m. Höchstadt a. Aisch.
Dauth, Gerichtsvollzieher, 1 m.; Karte, Bezirksamtsfunctionär, Im.;
Mayer, Bezirksamtsassessor, Im.; Merkl , Landrichter, 3 m.; Dr.
Scheiding, prakt. Arzt, Im.; Schnupp, Bezirksthierarzt, Im.
Münchberg. Albert Fleilsner, Färbereibesitzer, 2 m.; Oscar Fleifs-
ner, Fabrikant, 2 m.; Erhard Flessa, Maurermsister , 2 m.; Gustav
Grofs, Kaufmann, 2m.; Hofmann, Gasthofsbes., 2m.; Friedrich
Hofmann, Malzereil)esitzer, 2 m. ; Eduard Jahreifs, Privatier, 2 m. ;
Karl Jahreifs, Fabrikant, 3 m.; Friedrich Kirchhof, Bürgermeister,
2m.; Heinrich Knab, Fabrikant, 3m.; C. E. Ludwig, Kaufmann,
2m.; C. Oberhäuser, Fabrikant, 2m.; S. Richter, Müllermeister,
2 m.; Heinrich Schlenk, k. Notar, 2 m.; J. Seeberger, Fabrikant,
3 m.; Joh. Tümptner jun. , Kaufmann, 2m. Nürnberg. Joh. Peter
Beck, Tabakfabrikant, (st. fr. 3 m.) 10m.; Christ. Wilh. Fleisch-
niann, 3 m.; C. Grübler, Dr. jur., 3 m. ; Heinrich Scharrer, Grofs-
händler, 20m.; Soldan, Kaufmann, 3m.; J. B. Staub, Kaufmann,
10 m. ; Jacob Werder, Fabrikbesitzer, 5 ra. Passau. Eduard Wim-
mer, kgl. Premierlieutn., 2 m. Pfäfflingen. Wilh. Frh. Löffelholz
V. Colberg 2 m. Pommelsbrunn.l Kayser, Pfarrer, 1 m. Sparneck.
Slevogt, k. Oberförster, 2 m. Stuttgart. P. Stotz, Bronzewaaren-
fabrikant, 4 m. Tauberblschofshelm. Löhle, Prof., 2 m. ; Zürn, Prof.,
2m. Wien. Dr. jur. Max Buniau, Hof- u. Gerichtsadvokat, 4m.;
Dr. jur. Leopold Pfart', k. k. ord. Prof. des röm. Rechts, 10m.
Wüstenselbitz. Andreas Burkel, Fabrikant, 3 ra.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von Privaten: Erlangen. Arnold Rüegg, stud. theol. , 2 m.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
195
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
196
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7783—7801.)
Eisenach. Heim, Finanzconsulent : Astrologische Medaille aus
Bronze. 16. Jahrb. — Gibitzenhof. Job. Dietsch: Greiser Stein-
hammer aus geschliö'enem Serpentin, gefunden zu Rasch. — Greifs-
wald. Dr. Th. Pyl, Univers. - Professor : 4 Blatt Abbildungen der
Klosterruinen zu Eldena (je 2 Ex.). — München. Jos. Würdin-
ger, k. Major a. D. : Einige Proben Buntpapiere: 2 Standtabellen
aus den Jahren 1692 u. 1744. F. X. Z etiler, Glasmalereianstalt-
besitzer : Christus am Kreuz, figurenreiohes Relief aus gebranntem
Thon, 15. Jahrh. — NUrnberg. S. Benda, Antiquar: Alabaster-
cylinder mit eingegrabenen Figuren, 18. Jahrh. Friedrich,
Büttnermeister: Eiserner Zirkel, 17. Jahrh. Carl Frommann,
Agent: 5 Porträte u. Flugblätter, 19. Jahrh. Kgl. Industrie-
schule: Grofses verziertes messingenes Einsatzgewicht, 18. Jahrh.
Fräulein Reck, Lehrerin: Tabakspfeife in Gestalt eines Todten-
kopfs : 2 Puppen (Klosterfrauen). 18. Jahrh.; Reliefmedaillon aus
Metali, 18. Jahrh. Schuh, Billeteur: Pfennig v. 17. Jahrh. M.
Schüfsler, Polizeiofficiant : Scherzhafte Landkarte, Handzeich-
nung, 18. Jahrh. Wilh. Tümmel, Buchdruckereibesitzer; „Sack-
calenderlein'' auf das 1751. Jahr. Ungenannter: ca. 500 mo-
derne Porträte. Wolf, Fabrikbesitzer: Silberne Medaille, Schul-
prämie, 18. Jahrh. — Salzburg. Pollack, .\ntiquar: 2 Goldhäub-
chen; 4 silberne Haarnadeln. — Schillingsfürst. Dr. Schwarz:
Schlüssel aus dem 14. Jahrh. — Stuttgart. G. Siegle, Fabrik-
besitzer : Grofse astronomische Uhi-, 18. Jahrh.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 36,894 — 36,980.)
Berlin. Kais, statist. Amt: Das., Statistik d. deutschen
Reichs. Bd. XXI, 2. 4. Dass., Monatshefte etc. ; April 1877. 4.
K. preuls. statistisches Bureau: Zeitschrift etc.; XVH.
Jahrg.. 1877, H. 1. 4. Albert Cohn: Ders., Shakespeare-Biblio-
graphie für d. Jahre 1875 u. 1876. 1877. 8. Sonderabdr. Arnold
Ewald: Ders., die Farbenbewegung. I. Abth. : Gelb, 1. Hälfte.
1876. 8. V. Cuny, Univers. -Professor : Revue d'Alsace etc.; VL
annee, Avr.— Juin, 1877. 8. A. von Hey den: Blätter für Ko-
stümkunde, hg. von A. V. Heyden; n. F. HI. Heft. 1877. 8. Ver-
ein „Herold'': Ders., Vierteljahrsschrift etc.; Jahrg. 1877, 1.
Heft. 8. — Bonn. Dr. Hugo Lorsch, Univ.-Prof : Ders., Aachener
Rechtsdenkmäler aus dem 13., 14. u. 15. Jahrh. 1871. 8. Ders.
u. Schröder, Urkunden zur Geschichte des deutschen Rechtes; I.
Privatrecht. 1874. 8. Kölnische Blätter; Jahrg. 1862 (Apr.— Dcbr.)
1863, 1864 u. 1865 (Jan.— Juni). 2. Bellettristische Beilage zu den
Köln. Blättern; Jahrg. 1862, Apr.-1868. 2. Stenographische Be-
richte über d. Verhandlungen der beiden Häuser des preufs. Land-
tages in den Jahren 1862—65. Nebst Anlagen und Staatshaushalts-
Etat f. d. J. 1876. 4. — Brüssel. Societe Beige de geogra-
phie: Dies., Bulletin etc.; L annee, 1877, no. 2. 8. — Dessan.
VereinfürAnhaltisoheGeschichteu. .Alterthumskuude:
Ders., Mittheilungen etc. 1. Bd., 7. Heft. 1877. 8. — Dorpat. Uni-
versität: Hrehorowicz, das Verbrechen der Abtreibung der Lei-
besfrucht. 1876. 8. V. Keufsler, zur Geschichte und Kritik des
bäuerlichen Gemeindebesitzes in Rufsland ; I. Tbl. 1876. 8., und 16
andere akademische Schriften. — Dresden. Statist. Bureau der
Stadt Dresden: Dass., Mittheilungen etc.: Heft IV. B. 1877. 8.
— Freiburg i. Br. Herder'sche Veriagshandl.: Janssen, Friedrich
Leopold, Graf zu Stolberg; L Bd. 1877. 8. — Greifswald. Rügisch
Pommer'sohe Abtheilung d. Gesellsch. f. Pommer'sche
Geschichte u. Alterthumskunde : Dies. 38. u. 39. Jahresbe-
richt 1877. 8. Pommer'sche Genealogieen ; IIL Bd. 1878. 8. Dr.
Th. Pyl, Univers. - Prof. : Ders., die geheimnilsvoUe Begegnung.
4. — Halle. Buchhandlg. d. Waisenhauses: Die deutschen
Mundarten. Zeitschr. etc. har. v, Frommann. VII. Bd., (u. F.) I. Bd.
3. u. 4. Heft. 1877. 8. — Hannover. Wilh. von Knobelsdorff,
Oberst z. D. : Ders., das v. Knobelsdorffsche Geschlecht in Stamm-
tafeln. 1876. 8. - Helsingfors. Prof. Wilh. Bolin, Bibliothekar
der Univers. : Ders., über Ludw. Feuerbach's Briefwechsel u. Nach-
lais. 8. — Kesselstadt. J. RuUmann, Pfarrer: Ders., urkundliche
Geschichte des Klosters Schlüchtern. 1877. 8. Sonderabdr. — - Königs-
berg. Dr. W. Hensche: Ders. Wappen u. Siegel d. k. Haupt-
u. Residenzstadt Königsberg. 1877. 4. Dr. P. Wagner: Ders.,
Eberhard IL, Bischof von Bamberg. 1876. 8. — Kopenhagen. F.
R. Friis: Ders., Frederiksborg Slot i det 17de Aarhundrede.
1877.8.— Merseburg. Landes -Director d.ProvinzSachsen:
V. Mülverstedt, regesta archiepiscopatus Magdeburgensia 1. Thl.
1876, 8, — Montauban. Societe archeol ogique de Tarn-et-
Garonne: Dies., Bulletin etc. ; t. V. 1. trim. 1877. 8. — München.
Dr. C, Förster, S. Meiningen'scher Rath : Uebersicht d, Gemälde
Raphael's 1825. 8. Ziegler, deutsche Nationalunternehmungen.
1862. 8. Verzeichnifs des Museums schlesischer Alterthümer zu
Breslau, 1863. 8. Marggraff, Georg Kaspar Nagler. 1868. 8. Brunn,
Denkschrift über die Gründung eines Museums von Gypsabgüssen
klassischer Bildwerke in München. 1867. 8. Kyburg, die Stamm-
burg mütterlicher Seite Rudolfs von Habsburg. 1868. 8. Waa-
gen, über die Aufgabe des bevorstehenden ökumen. Concils in
Rom; 1. u. 2. Aufl. 1869, 70. 8, v, Hoverden, zur Wappen-Sym-
bolik : über die Bedeutung der Herold-Stücke, 1870. 8. Curtius,
Kunstmuseen, ihre Geschichte und ihre Bestimmung, 1870, 8.
Holland, Peter von Hels. 1871, 8, Sonderabdr., und 10 weitere
Schriften verschiedenen Inhalts nebst 95 Kunst-Auctions-Katalogen
aus den J. 1856—76, 8. Jos, Würdinger, k. Major a. D. :
Kriegs-Ordnung New gemacht. 2. — Nürnberg. Erdel, Lehrer:
Zunfft Ordnung der Maurer und Steinmetzen zu Vürnsperg. 1693.
2. Pgm.-Hs. Zunfft Ordnung defs Müller Handwerckhs zu Vürns-
perg. 1693. 2, Pgm,-Hs, Zunfft Ordnung Eines Ersamen Handt-
werckhs der Leinenweber zu Vürnsperg. 1693, 2, Pgm,-Hs, Zunfft
Ordnung der Schreiner, Schlosser, Glal'ser vnd Trexler zu Vürns-
perg, 1693, 2. Pgm.-Hs. Zunflft Ordnung der Zimmermaister zu
Vürnsperg. 1693. 2. Pgm.-Hs. — Sigm. So 1 da n 's Hof- Buch- u.
Kunsthandl. : Frisch u. Weltmann, Hans Holbeins d. Ä. Silberstift- MM
Zeichnungen im königl. Museum zu Berlin : IV. u. V. Abth. Imp. ^
2. Unbekannter: Instruction für die Viertelmeister zu Nürn-
berg V. J. 1658. 4. Pgm.-Hs. Ungenannter: Gothaischer Hof-
Kalender; 1789. 1801—1805. 1811. 1818. 16. Almanach de la cour
imperiale. 1803. 16. — Pest. Dr. Jos, Hampel, Conserv.-Adjunkt
am Ungar, Nat. Museum : Ders,, catalogue de l'exposition prehisto-
rique des musees de proviuce etc. ä Budapest. 1876. 8. Romer,
illustr. Führer in der Münz- und Alterthumpabtheilnng des ungar.
National-Museums. 2. Ausg. 1873. 8. — Sonneberg. A. Fleisch-
mann, Commerzienrath : Ders., aus d. Geschichte der Gewerbe,
der Industrie und des Handels des Meininger Oberlandes. Vor-
wort zu HeftlH. 1877. 8. — Tübingen. Dr. L. Schmid, Univers.-
Professor : Ders. , die längst ausgestorbenen Freiherren von Wer-
stein und Isenburg. 1877. 8. Sonderabdr. — Washington. Smith-
sonian Insitution: Dass,, annual Report etc, for the year 1875,
1876, 8, — Wien, Wissenschaftlicher Club: Ders,, Jahres-
bericht; 1876—77. 1877. 8. Dr. Julius Glaser, k. k. Staats-
minister d. Justiz, Exe. : Ders., die geschichtl, Grundlagen des neuen
deutschen Strafprocefsrechts. 8. Sonderabdr. Dr. F. Lei the,
Vorstand der Univers.-Bibliothek : Ders., die k. k. Universitäts-
Bibliothek in Wien. 1877. 8. — Zürich. Dr. J. H. Hotz-Oster-
w a 1 d : Ders. , das Volto santo und Set. Kumernus. 2. Sonderabz.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4516—4518.)
München. Jos. Würdinger, k. Major a. D.: Brief der Grä-
fin Anna Elisabet von Pappenheim an ihren Gemahl, zur Zeit des
dreifsigjährigen Krieges, über häusliche Angelegenheiten; vielleicht
um 1626. Pap. Abschr. — Memorial Georg Sebastian Plingansers
an den Kaiser , worin er um Entlassung aus seinem Verhaft bittet.
1706. Pap. Abschr. — Nürnberg. A. F. Schmid, Kaufmann: Kauf-
brief der Frau Barbara, Stefan Brunners, Burgers, Rotbierbräuers
und Genannten des gröfseren Rathes, Wittwe, zu Nürnberg an
ihren Sohn Johann Brunner und dessen Ehewirthin Rosina Katha-
rina über ihre in S. Laurenzer Pfarr am Häfnersplätzlein gelegene
Behausung. 1728. Perg. Abschr.
197
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
198
Schriften der Akadeniieen, Museeu und historischen Vereine.
Mittheilungen deranthroijologischen Gesellschaft
in Wien. VII. Band, Nr. 1-5. 1877. 8. Mit Abbild.
Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Höhlenbären in Mäh-
ren. Von Dr. H. Wankel. — Ueber einige auf den Gebrauch
von Steinwaffen weisende Ausdrücke der deutschen Sprache. Von
Dr. M. Much. — Zweiter Bericht über die Pulkauer Fundstätte.
Von Dr. J. N. Woldrich. — Die Terremare in Ungarn, von Sr. —
Ueber einen neuen Haushund der Bronzezeit (Canis familiaris in-
termedius) aus den Aschenlagen von Weikersdorf, Pulkau und
Ploscha. Von J. N. Woldrich. — Ein prähistorischer Schädel mit
einer halbgeheilten Wunde auf der Stirne, höchst wahrscheinlich
durch Trepanation entstanden. Von Dr. Wankel. — Aufklärungen
(Entgegnung auf Bemerkungen in Betreff der Bohrung von Stein-
geräthen und in Betreff thönerner Lampen und Löffel). Von
Gundaker Graf Wurmbrand. — Die Forschungen der kaiserlichen
archäologischen Commission zu St. Petersburg. Von Joh. Hawelka
in Moskau. — Vereinsangelegenheiten. — Kleinere Mittheilungen.
— Literaturbericht etc.
Der Kirchenschmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereins der Diöcese Seckau. VIII. Jahrg. 1877.
Nr. 4 und 5. Graz. 8.
Die Renaissance und der Altaraufbau (Schlufs.) (Mit Abbild.)
— Der König der Instrumente. (Zur Geschichte der Orgel. Forts.).
— Die Glocke von Palästina. — Symbolik in der christlichen
Kunst. — Vereinsangelegenheiten. — Correspondenz etc.
Die Wartburg. Organ des Münchener Alterthums-
vereins. IV. Jahrg. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe
mit Berücksichtigung der Neuzeit. Nr. 8 — 10. 1877. 8. (Mit
Abbild.)
Ueber die Goldgläser. Von C. Friedrich. — Vereinsangele-
genheiten. — Kleine Mittheilungen. — Nekrologisches etc. —
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förde-
rung deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom
Bayrischen Gewerbemuseura zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0.
von Schorn. Elfter Jahrgang. Nr. 20 — 23. Nürnberg, 1877. 8.
Ueber Elfenbeinschnitzerei. Forts, und Schlul's. Von Prof.
Dr. Kuhn. — Kleine Nachrichten. — Literatur. — Abbildungen:
Steinzeugkrug aus dem 16. Jahrh. Säulenverzierung vom 17. Jahrh.
Gravirungen auf Bronze-Epitaphien , vom 17. Jahrh. (1632). Lei-
nenstickerei vom 17. Jahrh. (1666). Rahmen vom 16. Jahrh. Lai-
bung einer Kanne von J. Sibmacher, von 1590.
Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseuras
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst und Gewerbe.
Redigirt von Dr. 0. von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 11 und 12.
Feuilleton. Museums-Angelegenheiten. Notizen. Anzeigen.
Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Zweiter Jahrgang
1877. Nr. 3 und 4. Ulm, 1877. 8.
Zum Münsterjubiläum. III. Von J. Hartmann. — Der Minne-
singer Schenk Ulrich von Winterstetten. Von Baumann. — Was
sind Ausschüsse und Walbensinise in den alten ulmischen Bau-
ordnungen? Von G. V. Bezold. — Ausgehobene Sätze aus den
alten Aulendorfer Strafprotokollen. Forts. — Wo lag der Schre-
ckenstein? Von H. Roth von Schreckenstein. — Ueber symmetri-
sche Stellung der Steinmetzzeichen. Von Diaconus Klemm. —
Ulmische Häuser. III. — Anfänge eines oberschwäbisehen Idioti-
kons. Von Justizassessor Beck. — Vereinschronik. — Programm
zu der in Ulm stattfindenden Ausstellung von Werken der Ulmer
Malerschule.
Pommersche Genealogieen. Nach den urkundlichen
Forschungen von Dr. Th. Pyl . . . herausg. von Eug. Richard Schöpp-
lenberg. . . . Dritter Band. Die Patricierfamilie Schöpp-
lenberg in Greifswald. . . . Vereinsschrift der Rügisch-
Pommersehen Abtheilung der Gesellschaft für Pom-
mersche Geschichte und AI terthumskunde. Berlin und
Greifswald. 1878. 8. (Mit Abbild, und Stammbäumen.) Acht-
und Neununddreifsigster Jahresbericht der Gesellschaft.
Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und
Genealogie. Herausg. vom Verein „Herold" zu Berlin. Re-
dig, von Ludw. A. Ciericus. Berlin. 1876. 8. Beilage zum IV.
Heft der Vierteljahrsschrift des „Herold" von 1876. Zur Geschichte
der Herren von Pallant. Von W. Crecelius. — 1877. I. Heft.
Versuch einer Heraldik der Minnesinger. Von H. Gr. Hover-
den. — Regesten der Familie von Sterbfritz. — Beiträge zur
Adelsgeschichte der ehemaligen kaiserlich freien Reichsabtei Cor-
nelimünster und des dazu gehörigen Ländchens. Von E. Pauls.
— Studien anöden Grabstätten alter Geschlechter der Steiermark
und Kärnthens.
Mittheilungen des Vereins für Anhaltische Ge-
schichte u. Alterthumskunde. I. Band, 7. Heft. Dessau.
1877. 8.
Ueber die Helmzier des Anhaltischen Stammwappens. Von
G. A. von Mülverstedt. (Mit Abb.) — Anhaltisches aus dem k. k.
Archive zu Wien. Von A. Formey. — Briefe des Königs Friedr.
Wilhelm I. von Preufsen an den Fürsten Leopold von Anhalt-
Dessau. Von A. von Witzleben. Thomas de Mahy, Marquis de
Favras , und seine Gemahlin. II. Von Ed. Frhr. von Stillfried-
Ratonic. — Ein Theil von Luthers Handschrift seiner Bibelüber-
setzung. Von F. Kindscher. — Bibliographia- Anhaltina. Von
A. Reifsner. — Vermischtes. — Vereins-Nachrichten.
Bulletin archeologique et historique publie sous
la direction de la societe archeologique de Tarn-et-Ga-
ronne. Tome V. Premier trimestre 1877. Montauban. 1877. 8.
Gesellschaftsangelegenheiten. — Documents historiques sur le
Tarn-et-Garonne. Par M. Fran(;ois Moulenq. — Notes et docu-
ments extraits des archives departementales. Par M. G. Bourbon.
— Autographes des saints fran^ais, conserves ä Rome. Par Mgr.
Barbier de Montault. — Une chasse des saints innocents. Par
M. l'abbe Pottier. — Bibliographie. — Chronique. — Proces-ver-
baux des seanoes. —
Tei'mischte Nachrichten.
80) Kaum ist jener bedeutende Fund in Hundersingen gemacht,
von welchem wir unter Nr. 57 in voriger Nummer dieses Blattes
Erwähnung gethan, so hat sich schon wieder ein ganz ähnlicher,
damit verwandter in Ludwigsburg ergeben. Auch hier befindet
sich unter der Ausbeute ein goldener Stirnreif aus dünnem Gold-
bleche, wol über einen Kern getrieben, bei welchem offenbar
199
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
200
mehr der Glanz des Materials als die Formgebung wirken sollte,
wol alteinheimische Arbeit, daneben Bronzen, unter denen ein
Dolch, wol etruskischen Ursprungs, von vollendeter Schönheit,
gleichfalls fast identisch mit einem bei Hundersingen gefundenen.
Beide verwandte Funde sind sofort in der Sammlung vaterländi-
scher Alterthümer in Stuttgart ausgestellt worden.
81) Aus Heidelberg wurde neuerdings die Auffindung römi-
scher Denkmäler gemeldet. Aus dem Neckarbette wurde ein Al-
tar des Neptun ans Land gebracht, welchen Prof. Christ in der
Heidelberger Zeitung ausführlich bespricht und die Ansicht auf-
stellt, dafs derselbe einst auf der römischen Brücke, deren Stellung
durch die StraJ'se nach Speier und die 1812 gefundenen Widerla-
ger bestimmt ist, gestanden habe. Von da herabgestürzt, hatte
er im Wasser die Jahrhunderte überdauert, bis man ihn im Beginn
der sechziger Jahre entdeckte, ohne ihn jedoch damals bergen zu
können. Christ schlägt daher vor, den Stein auf der neuen, an
jenem Orte im Bau begriflenen Brücke aufzustellen.
Auch in der Thibautstrasse sind interessante Gegenstände ge-
funden. Man hat dortselbst die Mauern mehrerer Häuser aufge-
deckt und Funde an Münzen und anderen Gegenständen gemacht,
die, soweit dies möglich war, auf dem Rathhause aufgestellt worden
sind.
82) Der Reichsanzeiger bringt in Nr. 115 eine Mittheilung
über die Generalversammlung des Central - Dombau - Vereins zu
Köln, in welcher der Dombaumeister den Baubericht erstattete,
aus welchem hervorgeht, dafs die milde AVitterung des letzten
Winters den Fortbau der Thürme über das Hauptgesimse des viei'-
ten Stockwerkes hinaus gestattet hat, so dafs am 3. Februar die
Sockelschichte des Steinhelmes des einen Thurmes versetzt werden
konnte. Die grofsen Fialenaufsätze um die Thürme sind beendet.
Der weitere Aufbau der Helme hängt von der Fertigstellung der
Sterngewölbe der Ootogone ab, von denen bereits das südliche
nahezu vollendet ist, so dafs im laufenden Monate mit Aufschla-
gen des Gerüstes für den Helm begonnen werden kann. Der alte
Glockenstuhl ist theilweise abgetragen worden, um dem Aufbau
eines Mittelpfeilers im Thürme Raum zu geben. Gleichzeitig be-
gann die Erneuerung der verwitterten Ornamente an der Aulsen-
seite des Südthurmes, und bald wird nach Beendigung des inneren
Ausbaues auch dieses alten, vom Zahne der Zeit stark mitgenom-
menen Thurmes, der unvollendet Jahrhunderte lang den Unbilden
der Witterung zu trotzen hatte, die Scheidewand fallen, welche
die Thurmhallen vom Innern des mächtigen Domes trennt. Auch
die Herstellung des reichen plastischen Schmuckes des gesammten
Bauwerkes hat grofse Fortschritte gemacht.
83) Das Frankfurter Journal berichtet aus Gelnhausen , dafs
der schiefe Thurm demnächst abgetragen werde. Schon haben
die Zimmerleute begonnen, das Gerüste auf den Kranz des Thurmes
zu setzen.
84) Metz, 15. Mai. Seit einigen Tagen ist man bereits mit
dem Abräumen des Schuttes von den Gewölben der Kathedrale
beschäftigt. Das Gewölbe scheint unbeschädigt zu sein ; die Stich-
balkenträger sind gut erhalten. Der Einsturz des Gewölbes ist
daher nicht zu befürchten. Vor Beschädigung durch das Wetter
soll dasselbe sogleich durch eine Deckung mit asphaltierter Pappe
geschützt werden. (Korresp. v. u. f. D., Nr. 257.)
85) Als ein erfreulicher Beweis, wie tief die durch historische
Studien angeregte kunstgewerbliche Bewegung unserer Zeit ins
praktische Leben eindringt, mag die Thatsache gelten, dafs sogar
die Modezeitungen sich bemühen, jenen Stoff für sich nutzbar zu
machen. So erscheint jetzt als Extrabeilage der „illustrirten
Frauenzeitung" eine Sammlung von Mustern altdeutscher Linnen-
stickerei, mit Ausschlufs jeder modernen Komposition, von Dr.
Lessing nach vorhandenen Originalen , sowie nach alten Gemälden
zusammengestellt und die Zeit vom 15.— 17. Jhdt. umfassend.
86) Die neue Züricher Zeitung bringt in ihren Nummern
250 — 54 Nachrichten von Schweizer Glasgemälden des 16. — 18.
Jahrh. anläfslich einer Ausstellung, welche im Künstlergute zu
Zürich stattfand , wobei für den fremden Leser zu bedauern ist,
dafs nicht gesagt wird, welche der besprochenen Glasgemälde auf
der Ausstellung zu treffen waren, die bei dem Reichthum der
vorhandenen Materialien sicher interessant genug sein konnte.
87) Siegen, 16. Mai. Nachdem der Archivar Dr. Ennen in
Köln den Nachweis geliefert hat, dafs P. P. Rubens in Siegen ge-
boren ist, und die Stadt Köln auf die Ehre, der Geburtsort des
grofsen Malerfürsten zu sein, verzichtet hat, wird am 29. Juni d.
J., als dem 300. Geburtstage desselben, im Rathhause zu Siegen
eine bronzene Gedenktafel enthüllt werden, welche die Geburt
Rubens' in der westfälischen Bergstadt constatiert.
(Versch. Ztgn.)
88) Für die Festchronik des Jahres, die diesmal sehr reich-
haltig ausfällt , haben wir die Feier des 400. Geburtstages des
Historikers und Humanisten Johannes Thurmayr (Aventinus) zu
nennen , welche am 4. Juli dessen Vaterstadt Abensberg festlich
begeht.
B e k a u 11 t m a c li 11 n g.
Am 15. August beginnen die diesjährigen Sitzungen des Verwaltungsausschusses, am 16. August wird
das Fest des 25jährigen Bestehens der Anstalt gefeiert, wozu alle Freunde des germanischen Nationalmuseums
ergebenst eingeladen sind.
Das Direktorium.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Froramann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
185
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
186
Bamberger Bücherkatalog.
Isti sunt libri qui magistro Richarde commissi
sunt.
Expositio Bede in euuang. Origenis periarchon lib. I.
Item Origenis über oraeliarum. Expositio sancti euuangelii se-
cundum Marcum. Beda super Osee proplieta. leronimi su-
per Matheum. Item leronimus super parabolas Salomonis.
leronimus super Ezechielem. leronimus contra louinianum.
Beda super Isaiam. Exposicio Bede in actus apostolorum.
Vita sancti Remigii. Vita sancti Willebrordi. Actus atque
obitus beati Remigii. Vita Augustini. Vita Magni coofessoris.
Vita sanctorum Donati et Hilariani. Passio Philippi apostoli.
Vita sancti Martini. Vita sancti Nicolai. Vita sancti Silue-
stri. Quatuor moralium libri. Epistole Gregorii. Gregorius
Nazanzenus. Gregorius super Ezechielem. Augustinus de ci-
uitate dei. Augustinus super epistolas Pauli. Augustinus su-
per epistolas beati lohannis. Excerptum ex libro sancti Au-
gustini encheridion. Augustinus de doctrina christiana. Item
Augustinus de agone christiano. In eodem uolumine altercacio
eius contra V hereses et de decem cordis et de uita christiana
et de anima Cassiodori et diuerse epistole Gregorii . . dem
Augustini II partes super psalteriura. Item dialogus Augustini.
Expositio super Ezechielem. TuUius de oratore. Augustinus
super lohannem. Item TuUius de oratore. Philippica Tullii.
TuUius Tusculanarum. Tull(ius) de ofliciis. TuUius ad He-
rennium. Vita diuersorum pr(incipum) a diuo Adriane usque
ad Numerianum. Titi Liuii ab urbe condita . . . libri. losephi
IUI. Plinius. Marci Fabii Quintiliani . . . uolumine incipit.
Marciani Memii Felicis Capelle. Historia Romana Eutrepii
gentilis. Historia Romana (a) Paulo digesta. Isidorus de di-
uersis operibus. Liber grece scriptus et latine. Fricolfus.
Aulularia Plauti . . . Epitome Eusebii. Soliuus de situ orbis
terrarum et de singulis mirabilibus. Vegetius Renatns in eo-
dem uolumine. Calcidius. Geometria. Boetius de sancta tri-
nitate. Aritmetice VIII. Ars Donati de partibus orationis.
Liber de signis. Liber lulii Firmi mateseos. Liber de fide.
De Formosiana calamitate. Liber regum. Auctoritas Alarici
regis. Commentum Boetii in Porphirio. Blusica Eneriadis.
Ecclesiastica historia. De topicis differentiis. Historia perse-
cutionis Affricane. Vegetius Renatus. Liber de architectura.
Virgilius Eneidos. Libri numero VII Pauli Orosii. Marcia-
nus Felix CapcUa. Victoriuus. Liber omeliarum Origenis.
Epistole Pauli. Libri IIo medicinales. Liber epistolarum Se-
nece. Liber questionum hebraicarum. Libri IUI periphision. Li-
ber uirorum illustrium. Octoteucus. Liber de institutione le-
gum. Liber de uirtutibus. Liber eorum que gesta sunt inter
Liberium et Felicem episcopos. Canones. Liber historiarum
Eusebii. Liber Marci Fabii Quintiliani institutionum oratoria-
rum. Liber Frigi Daretis. Titus Liuius ab urbe coudita li-
bri X. GeUius. Prefatio Isidori iunioris testimoniorum Chri-
sti. Isidorus de astris celi. Isidorus de uirtutibus. Ysidori
directa ad Braulionem episcopum. Tractatus Ysidori, ubi con-
tinentur permultorum patrum opuscula. Liber rethoricorum.
Liber de fide bonorum et malorum. Liber legum. Rabanus.
Gaius Plinius. lulius Solinus. Commentum Grillii de rethori-
cis. Epistole Hincmari episcopi. Translacio VirgUii de greco
in latinum. Constructiones Prisciani. Pars Oratii. Musica Boe-
tii. Claudianus in Entropium. Statu Thebaldos II. Item pars
Oratii. Item Statins et commentum Persii in eodem uolumine.
Commentum in Porphirium. Categorie Augustini cum Porphi-
rio. Prima edicio in Porphirium. Seeunda edicio in catego-
rias. Item categorie cum expositione. Item musica .... tera
seeunda edicio in categorias. Liber periermenias cum sua
expositione. Topice differentie et Über diuisionum et commu-
nis speculatio de rethorica cognitione. Item editio super Por-
phirium. Item seeunda editio perierminias .... edicio in
categorias. Item perierminias. Eugrafius in Terentium. Ex-
positiunc(ula) beati Augustini de musica. Prefatio Cassiodori
Senatoris.
Aus der Handschrift der Bamberger Bibliothek B III 36,
f. 187 V, von einer Iland des 13. Jahrhunderts. Dieser Katalog
des Bamberger Domcapitels, den Jäck 1829 in Okens Isis
XXII, 1237 bereits ziemlich fehlerhaft herausgegeben hat (vgl.
seine Beschceibung der Bamberger Biblioth. II, p. XLIII) ist
ganz verschieden von dem älteren Kataloge des Klosters Mi-
chelsberg in Bamberg unter dem Abte Wolfram (1112—1123),
den Schannat (Vindemiae literar. I, 50 — 53) aus einer jetzt
verschollenen Handschrift mitgetheilt hat. Eine Anzahl von
Büchertiteln kehren allerdings in beiden wieder. Zur Ergän-
zung des letzteren dienen die Mittheilungen aus der Chronik
des Abtes Andreas von Michelsberg bei (Jäck und Heller) Bei-
träge zur Kunst- und Litteraturgeschichte I, S. XIX — LU.
Halle. E. Dümmler.
Toiletten - Anweisimgeu des 14, Jahrlmuderts.
In aUen gröfseren Bibliotheken findet man zahlreiche Hand-
schriften des 14. und 15. Jahrhunderts, welche bald gröfsere
Abhandlungen über Krankheiten und deren Heilung enthalten,
bald mit einer Menge von Recepten zu allerlei Hausmitteln,
zur Bereitung von Tinten, Farben u. s. w. augefüllt sind.
Diese Recepte, zumal die, welche von Farben, Pergament etc.
handeln, sind heute noch nicht ohne Bedeutung; aber auch die
medicinischen Anweisungen, so unbrauchbar dieselben für uns
immer sein mögen, entbehren des Interesses nicht, da in ihnen
mancherlei Sympathiemittel, ja Besprechungen und Zaubereien
mitgetheilt werden. Häufig trifft man in solchen Sammel-
werken dann auch kosmetische Recepte an, Anweisungen zur
Anfertigung von Waschwassern, Pomaden, Zahnpulvern etc.;
eine vollständige Anleitung zur Pflege und Verschönerung des
Körpers habe ich jedoch nur einmal und zwar in der Mün-
chener Handschrift Cod. lat. 444 gefunden.
187
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
188
Die Handschrift ist um die Mitte des fünfzehnten Jahr-
hunderts auf Papier geschrieben und enthält eine Sammlung
von allerlei Recepten. Am Schlüsse des Buches sind 46 Per-
gameiitblätter eingeheftet (Fol. 184 — 230), die etwa Anfangs
des vierzehnten Jahrhunderts geschrieben sein mögen. Der
Tractat, über den ich hier berichten will, steht Fol. 208» —210 »
und ist betitelt:
Liber de ornatu mulierura secundum totum corpus.
Der ungenannte Verfasser erinnert in der Vorrede au die
Bemerkung des Hippocrates, ein tüchtiger Arzt müsse vor-
bereitet sein, alle Anfragen zu beantworten; er habe, fährt er
fort, die Mittel studiert, durch welche eine Frau, sei sie von
edlem Stande oder nicht, ihre Schönheit erhalten und erhöhen
könne, und wolle nun seine Erfahrungen bekannt machen; denn
schon Persius sagt :
Scire meum nil est nisi scire meuni sciat alter.
Zur Pflege des Körpers und zur Erhaltung einer glatten
Haut ist besonders förderlich ein Schwitzbad. Sollte ein sol-
ches Bad nicht zu erlangen sein, so kann man auch auf eine
andere Weise (stuphis) denselben Zweck erreichen, indem
man das Verfahren der Frauen jenseits der Alpen nachahmt
(sicut faciunt ultramontanee mulieres). Man macht nämlich Zie-
gel oder schwarze Steine (Schieferplatten'?) glühend heifs, wirft
sie in eine Tonne (tina), giefst kaltes Wasser darauf und setzt
sich nun, wohlverpackt mit Tüchern, über den aufsteigenden
Dampf und schwitzt tüchtig. Dann wäscht man sich mit war-
mem Wasser, trocknet sich mit einem recht weifsen Tuche ab
und salbt sich am ganzen Körper und reibt sich am ganzen Kör-
per mit folgendem Enthaarungsmittel ein (sylotrum= xIjUo9qov):
2 Vb ungelöschter Kalk wird mit kaltem Wasser gemischt und
bis zum Sieden erhitzt, dann setzt man 3 Drachmen Auri-
pigment hinzu. Um die Kraft der Mischung zu erproben,
taucht man eine Feder in dieselbe ; verliert sie die Fahne,
so ist die Einreibung gut, ist sie dagegen zu schwach, so setzt
man mehr Auripigment hinzu. Der Verfasser gibt noch ein
anderes Recept zu solchem Enthaarungsmittel (depilatorium).
Ist dasselbe zu stark (spissum), so soll die Frau von ihrem
eigenen Urin zusetzen, da eine Beimischung von Wasser scha-
det. Dies Waschwasser mufs frisch gebraucht werden. Zu
Pulver eingekocht, ist es vielfach zu verwenden, z. B. zum
Fortbeizen des wilden Fleisches und auch zur Beförderung
des Haarwuchses ; ehe jedoch das Pulver auf den Kopf gestreut
wird, mufs derselbe mit Honig oder Oel gesalbt werden. Ein
anderes Enthaarungsmittel, welches die Saracenenfrauen anwen-
den, übergeht der Verfasser.
Nach dem Bade mufs die Frau ihr Haar pflegen. Das
Haarwasser (die Lauge, lexivia) wird aus der Asche von Wein-
reben, den Knötchen von Ruchgras (pallea odorata), Sülsholz
und Panis porcinus gekocht und durch Ruchgras durchgeseiht.
Ich denke, dafs unter Panis porcinus die Knollen der Alpen-
veilchen — Cyclamen — zu verstehen sind, welches in alten Na-
turgeschichten ja mit dem Namen Saubrod bezeichnet wird.
Mit diesem Wasser benetzt man das Haar und läfst es dann
aufgelöst trocknen ; es erhält dadurch Glanz und blonde Farbe.
Wenn dann die Haare wohl gekämmt sind, werden sie par-
fümiert. In Rosenwasser weicht man Rosenblätter, Gewürznel-
ken, Cardamom, Galgant, alles wohl gepulvert, ein, netzt da-
mit das Haar, taucht auch beim Frisieren den Kamm darin
ein. Die Saracenen pflegen ihr Haar auf folgende Weise schwarz
zu färben. Die Schaale von Granatäpfeln und grünen Nüssen
wird klein gerieben, gekocht, Galläpfelpulver und Alaun zuge-
setzt und so ein Brei erzeugt, mit dem man das Haar be-
streicht. Darauf netzt man es mit einer Mischung aus Oel
und Schwefel, die man zusammenkocht, bis sie schwarz werden.
Dann wird die erste Salbe noch einmal aufgetragen, dann das
Haar einen Tag und eine Nacht aufgelöst getrocknet und end-
lich mit warmem Wasser ausgewaschen.
Das Wachsthum der Haare kann man befördern, wenn
man einen ausgehöhlten Coloquintenapfel mit Lorbeeröl füllt,
etwas Bilsenkrautsamen (iusquiomi seraen) und Auripigment zu-
setzt und mit diesem Oel die Haare oft salbt. Fein und weich
werden sie durch Waschungen mit warmem Wasser, in dem
Pulver von Salpeter und Kichererbsen (orobi) aufgelöst ist.
Das Gesicht wasche eine Frau mit warmem Wasser und
französischer Seife (sapone gallico), dann mit Kleienwasser und
nach dem Abtrocknen reibe sie es mit Weinsteinöl (oleo tar-
tari) ein. Dieses Oel wird folgendermafsen gemacht. Klein-
gestofsener Weinstein wird in ein neues Tuch gebunden, in
starkem Essig eingeweicht, dann gebrannt, in eine irdene
Schüssel gethan, zwischen den Fingern zerkleinert und vier
bis fünf Nächte an die Luft gestellt. Die Schüssel mufs schief
stehen, damit sich das Oel sammeln kann. Damit salbt sich
eine Frau acht bis zehn Tage und Nächte das Gesicht, auch
länger, wenn es runzlig ist und Sommersprossen hat (lentigi-
nosa). Des Morgens wasche sie sich mit warmem Mandel-
wasser, in dem Hühnerfett aufgelöst ist, dann gehe sie ins
Bad, oder brauche das obenbeschriebene Dampfbad, salbe sich
mit Weinsteinöl und nach dem Schwitzen und der Einreibung
mit dem Enthaarungsmittel spüle sie das Gesicht mit dem
vorerwähnten Waschwasser ab. Nachdem sie dann das Bad
verlassen und das Gesicht wohl abgetrocknet hat, brauche sie
folgendes Schönheitsmittel. Man schmilzt Colophonium und
Wachs zusammen, setzt einen Tropfen Galban zu, kocht das
lange, mischt Pulver von Mastix, Olibanum, Gummi und Auri-
pigment bei und reibt mit dieser Salbe, so lange sie noch
warm ist, das Gesicht mit Ausnahme der Augenbrauen ein
und läfst sie eine Stunde auf dem Gesicht, so nimmt sie alle
Härchen und Unrcinigkeiten fort und macht das Gesicht glän-
zend und wohlfarben.
Ist die Toilette soweit beendet, so wird das Gesicht ge-
schminkt. Rothe Schminke macht man aus geschabtem Roth-
holz (brasilium), das man in eine Eierschaale thut, setzt et-
was Rosenwasser (aqua ro.) und ein hifschen Alaun hinzu und
taucht in diese Mischung das BaumwoUenbäuschchen, mit dem
189
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
190
man die Schminke aufträgt. Weifse Schminke bereitet man
aus getrocknetem und pulverisierten „panis porcinus".
Malvensaft (succus mat'terre) mit Rindermark, pulverisierter
Aloe und Os Sepiae gerieben, gibt eine gute Salbe für das Ge-
sicht. Aufgesprungene Haut (facies excoriata) wird beseitigt
durch Einreiben mit dem Safte einer gewissen Schwertlilie
(yreos) ; doch darf man den Augen nicht zu nahe kommen.
Zur Enthaarung des Gesichtes und zur Verbesserung des Teints
empfiehlt der Verfasser , ungelöschten Kalk vier Wochen
lang in Wasser einzuweichen, dann zu trocknen, mit Eibisch
oder Butter zu mischen und als Einreibung zu brauchen ; nur
darf nichts an die Augen kommen. Ein anderes, schneller her-
zustellendes Mittel bereitet man aus Boraxpulver, Firnifs (ver-
nicis), Traganth, etwas Kampfer und Bleiweifs; alles wird pul-
verisiert und mit Hühnerfett vermischt.
Für die Lippen bereitet man eine Salbe aus wohlabge-
schäumtem Honig, den man mit verschiedenen Substanzen mischt
(de succo bionie, parum cucu. agrestis, vticelle et tantundem
aqua ro.) und dann kocht ; damit bestreicht man Abends
die Lippen und spült sie Morgens mit warmem Wasser ab;
dadurch wird die Haut weich und fein, und alle Eauheit ver-
schwindet. — Gefärbt werden die Lippen folgendermafsen :
Man nimmt Rinde vom Stamm oder der Wurzel des Nufs-
baumes und reibt damit Lippen, Zähne und Zahnfleisch (gin-
givas), und trägt dann mit Baumwolle die Farbe auf Lippen
und Zahnfleisch auf. Die Farbe wird aus einem Seekraut
(herba marina) bereitet, mit welchem die Saracenen Haare vio-
let färben. Das Kraut wird in weifsem Wein gekocht, durch-
geseiht, klein geschnittenes Brasilienholz zugesetzt, wieder ge-
kocht, und dann, während es noch lau ist, wird Alaunpulver
zugesetzt. Mit diesem Absud färben die Frauen der Sarace-
nen ihre Gesichter. Zur Verschönerung der Hautfarbe aber
haben dieselben eine Wachssalbe (cerotum). Man nimmt da-
zu Rosen- oder Veilchen-Oel oder Hübuerfett, läfst das in ei-
nem irdenen Gefäl's kochen, löst darin weifses Wachs auf, setzt
Bleiweifs hinzu, kocht es wieder und seiht es schliefslich durch.
Zuletzt mischt man noch etwas Kampher, 3 — 4 Drachmen
„nucis mus" (muscatae) und Nelkengewürz darunter und reibt
damit das Gesicht ein.
Als Zahnpulver empfiehlt unser Autor gebrannten Marmor,
gebrannte Dattelkerne (ossa dactilorum), weifses Glas (!) rothe
Ziegel, Biinstein, alles das zusammen zu pulverisieren, das Pul-
ver in frisch geschorene Wolle (lana succida) oder in ein Lein-
tuch zu wickeln und damit die Zähne zu reiben (also ein Er-
satz unserer Zahnbürsten). Nach dem Essen soll man immer
den Mund mit Wein ausspülen und die Zähne putzen , den
Mund mit einem wollenen oder leinenen Tuche abtrocknen
und Fenchel- oder Ligustersamen oder Mastix kauen, denn
das parfümiert den Athem, reinigt das Zahnfleisch und befördert
die Weifse der Zähne.
Zum Schlufs theilt er noch einige Recepte mit, den üblen
Geruch aus dem Munde zu beseitigen, und fährt dann fort:
wenn eine Frau etwas Lorbeerblätter oder ein Stückchen Mus-
kat (paxillum de muscato) unter der Zunge hat, wird man nie
üblen Geruch verspüren, so sehr sie auch daran leidet. Auch
lobe ich es, dafs eine Frau Tag und Nacht und besonders,
wenn sie mit einem, ihrem Freunde, schlafen soll, das unter
der Zunge behält, denn der beschwerliche Geruch wird dadurch
gemindert, der gute verstärkt. — In dieser mäfsigen Abhand-
lung ist über einiges, „was zum Schmucke der Frauen gehört,
wie sie sich angemessen helfen können, ziemlich kurz gehandelt
worden. Möge für jetzt das gegenwärtige Werkchen genügen,
da der Grund für die gedrängte Darstellung schon (?) ange-
geben ist. Damit mögen sich die Frauen schön putzen und
passend conservieren."
Für die Kenntnifs des mittelalterlichen Lebens ist dieser
Tractat doch nicht ohne Bedeutung. Wufsten wir auch, dals
die römischen Damen in der Toilettenkunst wohl erfahren wa-
ren, dafs schon im 12. und 13. Jahrhundert die deutschen und
französischen Damen weifse und rothe Schminke brauchten, so
war meines Wissens es doch nicht bekannt, dafs schon im 14.
Jahrhundert so eingehende Sorgfalt auf die Pflege der Schön-
heit verwendet worden ist. Ungefährlich sind übrigens gewifs
die Mittel nicht; die Anwendung von Auripigment, von Blei-
weifs etc. ist gewifs der Gesundheit keineswegs zuträglich ge-
wesen. IRecht charakteristisch ist, dafs auch der Urin bei der
Composition der kosmetischen Mittel verwendet wird ; bi-aucht
man ihn doch im ganzen Mittelalter ganz unbedenklich zu aller-
lei Compositionen. Ich erinnere blofs an die von Barbazan
und Meon publicierte Geschichte „des trois meschines" (Fabli-
aux III, 446. — Par. 1808). Da kaufen drei Mädchen sich
Schminke, und da dieselbe zu trocken ist, soll sie mit etwas
Urin angefeuchtet werden. Die Operation mifslingt, da ein
Bombulus das Pulver verstäubt etc. — Verfafst ist unser
Tractat sicher nicht in Deutschland. Die Anwendung von Co-
loquinten, Mandelkleie, Cyclamenknollen, Dattelkernen weist auf
ein südlicheres Land hin; die zahreichen Hinweisungen auf
die Saracenenfrauen lassen es wahrscheinlich erscheinen, dafs
die Schrift in Italien abgefafst ist. Dafür spricht auch die
Erwähnung der Dampfbäder der „ulti-amontanee mulieres."
Diese Form des Dampfbades kennt schon Seifried Helbling,
und sie scheint in Deutschland ganz gebräuchlich gewesen zu
sein. Auch das Blondbeizen der Haare weist auf Italien hin;
interessant ist es, dafs schon so früh die Italienerinnen diese
Kunst geübt haben. Allerdings hatten ja die Römerinnen dieselbe
schon tausend Jahre früher trefflich verstanden. Vielleicht ist
damals schon der kopflose Hut in Gebrauch gewesen, vermit-
telst dessen, wie Cesare Vecelliö darstellt, die Venetianerinnen
am Ende des 16. Jahrhunderts ihr gebeiztes Haar an der
Sonne trockneten.
Breslau. A. Schultz.
191
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
192
Kaspuhel, Rasspüchler.
In Xr. 1 dieses Anzeigers vom Jahre 1875 , Sp. 16
tlRuitc Herr Hofrath Professor Winkelmann in Heidelberg mit,
dafs in Selva (Prov. Treviso, Distr. Montebelluao) ein metal-
lenes Petschaft des 12. oder 13. Jahrhunderts ausgepflügt wor-
den sei, welches innerhalb der Umschrift: f S. FRIDRICI .
D' . RASPVl?GL im Siegelfelde einen dreieckigen Wappen-
schild zeige, dessen Bild zwei mit der Spitze senkrecht gegen-
einander gestellte Rechtwinkel seien ; er erbittet sich für den
Finder dieses Petschaftes, Herrn Alcssandro Saccardo in Selva
Auskunft über das Geschlecht Raspuhel, weist auf die in den
österreichischen Älpenländern vorkommenden Ortsnamen Rasch-
büchel, Rastbichel, Rofsbüchel hin und fügt bei, dafs er aber
ein ritterliches Geschlecht dieses Namens nicht nachweisen
könne. Auf eine schon früher an mich gestellte Anfrage konnte
ich keine andere Auskunft geben, als dafs im Mittelalter in
Friaul nicht wenige altangesessene Geschlechter deutscher Her-
kunft sich finden und dafs im J. 1300 unter den Lehensleuten
von Aquileja ein Gebardus de Raspruh vorkommt, eiu Name,
der allenfalls aus Raspuhel verstümmelt sein könnte.
Vor Kurzem bin ich nun bei Gelegenheit anderer For-
schungen auf ein im 14. Jahrhundert in Obersteiermark au-
säfsiges Geschlecht „Rafspuchler-' gestofsen, welches möglicher
Weise mit dem Träger des obenerwähnten Siegelstockes zusam-
menhängen dürfte. — In einer Urkunde vom 4. Oktober 1382
(ohne Ortsdatum) verkauft Gerloch der Metschacher seinem
Bruder, dem Prior Ott dem Metschacher zu Admont, seine An-
theile an dem Hofe zu Talarn bei Pols (ein Seitenthal des
Murthaies in Obersteier, unfern Judenburg) und ein Gut in dem
Möslein um 49 Pfund gute Wiener Pfennige; es heifst daselbst:
„Ich Gerloch der Metschacher, mein hausvraw vnd all vnser
erben, wier vergehen offenlich mit dem prief vnd tuen chunt,
dafs wir veraintlich recht vnd redleich verkauft haben meinem
lieben prueder herrn Otten dem Metschacher, die zeit prior
in dem chloster ze Admund, vnsern tail an dem hof ze Talarn
bey der Pels, der mein vetterlich erb gewesen ist, da man
ierlich von dient zehen Schilling gueter Wiener phening vnd
fvmf phening, auch haben wir in vercbauft den tail an dem
selbigen oigenanten hof, den wir von Pawlen dem Erlspek-
chen gechauft haben, da man auch ierlich von dient drey markch
gueter Wienner oder Gretzer phening vnd ist zu den Zeiten
darauf gesessen Perchtholt der Rasspüchler.
Und in einer Urkunde vom 1. November 1394 (auch
ohne Ortsdatum) , in welcher Abt Hartneid und der Convent
von Admont gegen ihren Mitbruder Ott den Metschacher in
Betreff eines Jahrtages und dreier Wochenmessen reversieren,
die sich dieser mit Gütern zu Thalern bei der Pols, in dem
Tauern, in der Finsterpöls u. s. w. in der Klosterkirche zu
Admont gestiftet hatte, wird das erste dieser Güter ,.ain hof
ze Talern pey der Pels gelegen, da yeczund die Raspuchler
auf gesessen sind-' genannt. — Beide Urkunden betinden sich
im Archiv des Stiftes Admont, Abschriften im steiermärkischen
Landesarchiv in Graz sab Nr. 3440 d und 3829 b. Es ergibt
sich aus ihnen, dafs in Obersteiermark im Pölsthale Ende des
14. Jahrhunderts ein Geschlecht „Raspuchler" sefshaft war ;
ob dasselbe mit dem auf dem bei Treviso ausgepflügten Siegel-
stock erscheinenden Friedrich von Raspuhel zusammenhängt,
müfsten erst weitere Funde, namentlich an Siegeln, ergeben.
Graz. Franz Ilwof.
Drei Gebete der Beforiuationszeit.
In dem Briefkasten der Kreuzzeitung Nr. 62 d. J. findet
sich die Mittheilung, dafs Luther, Melanchthon und Bugen-
hagen mit einander wetteifernd je ein Tischgebet verabfafst
hätten, und dafs Luther dem lateinischen Gebete Melanch-
thons den Preis zuerkannt habe. Die drei Gebete lauteten :
Luther: Komm', Herr Jesu, sei unser Gast, gesegne, was
du bescheret hast.
Melanchthon : Benedictus benedicat.
Bugenhagen: Bit unde dat, trocken unde nat, gesegen
uns Got.
Es wäre der Mühe werth, dafs, was jener Mittheilung in
der Kreuzzeitung gebricht, aus dem weiten Leserkreise des
Anzeigers ergänzt würde, dafs nämlich die Erzählung durch
Nachweis der Quelle auch eine authentische Gewähr erhielte.
Aus inneren Gründen spricht nichts gegen eine solche
Ueberlieferung. Natürlich liegt es auf der Hand, dafs Bugen-
hagen für trocken unde nat — droge resp. dröge gesagt
hat. Die Verbindung droge unde nat weist das mittein.
Wbcb. nur mit Bezug auf Grund und Boden nach. lu dem
heutigen Leben ist die Verbindung, wie bei Bugenhagen,
von Speise und Trank weit üblicher. Unwirthliche Gastfreunde
werden z. B. mit den Worten getadelt: Se hebben mir nich
nat odder drög baden (geboten = angeboten).
Schwerin i. M. Friedr. Latendorf.
Zum Itinerar Kaiser Karl's IV.
„Anno domini M.CCC.LXVIllI., die Sabbati XXVIH. Ju-
lii Serenissimus dominus Carolus Romanorum Imperator, rex
Boemie, applicuit Giuitatem hanc *) per portam Pontis cum
paucis gentibus et non honorabiliter sicut decet. Cum quo
fuit ctiam dominus noster patriarcha i\Iarquardus, et in crasti-
num fuerunt sub domo comunis conzaziones (!) et tripudia
intuentes. Hoc autem fuit tempore quo Veneti obsidebaut ciui-
tatem Tergesti."
Graz. Zahn.
*) Nämlich Austriam, heute Cividale bei üdine. Notiz aus
dem Protokolle des Notars Odorico von Cividale, Notariatsarchiv
zu Udine.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg:. Das Äbounemeut des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreicha 3fl. 36kr. im 24 fl. -Puls
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
AniZEIOER
for kmde der
Nene Folge.
England bei Williams & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg,
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commia-
sionär der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
Vierimdzwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MFSEUMS.
1877.
JM 7.
Jnli.
Wlssensctiaftllche Mittlieilungen.
Zur Blasouuieruug.
„Es gibt auch eine heraldische Logik.'-
Die Beschreibung, die s. g. Blasonnierung der Wappen muls
möglichst einfach und bestimmt sein, so dafs nach dersel-
ben jedes Wappen richtig gezeichnet und tingiert werden l»ann.
In den meisten Ländern hat man von jeher an diesem Grund-
satz festgehalten; nur bei uns, in Deutschland, beachtet man
denselben nicht genug, indem unsere Heraldiker immer wieder
neue Benennungen erfinden, wodurch die Blasonnierung undeut-
lich und zweifelhaft wird und zu Miisverständnissen Veran-
lassung bietet. Es wäre doch wahrlich an der Zeit, sich end-
lich darüber' zu verständigen !
Ich will hier nur eines der auffallendsten Beispiele anführen.
Um den ohne Noth selbst herbeigeführten „Miisver-
ständnissen vorzubeugen" mufste u. A. Dr. 0. T. von
Hefner in seinem bekannten und in mancher Hinsicht trefflichen
Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik (1, S. 58,
Note 1) „ausdrücklich erwähnen": dafs er bei einem
getheilten, gespaltenen oder irgendwie durch Linien in mehrere
gleichgrofse Plätze') zerlegten Schilde nicht die Plätze,*)
sondern die theilenden Linien zähle. Er halte diese Auf-
fassung für die unzweideutigste und deshalb richtigste ; denn,
wenn man einen Schild z. B. siebenmal theile, so müfsten
dadurch acht Plätze entstehen, eben jene, welche die sieben
Theilungslinien zwischen sich und innerhalb der Schildes-
grenzen haben. — Dieser naturgemäfsen Auffassung entgegen
finde man in den meisten Lehrbüchern der Heraldik und in
vielen Blasonnierungen die Sache so, dafs man z. B. unter „ dre i -
mal getheilt" einen in drei Plätze, also nach seiner Definition
einen zweimal getheilten Schild verstehe. Den französischen
heraldischen Ausdruck tierce en bände müsse man also nach sei-
ner Blasonnierungsart mit „zweimal getheilt" oder vielleicht
besser „in drei Plätze getheilt", aber nie „dreimal getheilt'-
übersetzen.
Schon durch diese nothwendige, ausführliche Erklärung
widerlegt Hefner selbst seine Behauptung von der unbeding-
ten Zweckmäfsigkeit seiner Blasonnierungsart auf das Schla-
gendste !
Da die Theilungslinien, als die Conturen ^) der verschiede-
nen Streifen, nur die Nebensache, dagegen die Streifen
selbst die Hauptsache sind, so mufs auch auf letztere bei der
Blasonnierung der betreffenden Wappen das Hauptgewicht gelegt
werden, v. Hefner und andere hätten es aber einfach bei der
Blasonnierung der „meisten (guten) Lehrbücher der Heraldik"
belassen sollen ! Wenn z. B. Trier das Wappen von Ungarn
als achtmal von Roth und Silber quer gestreift blasonniert, so
wird dies gewifs niemand mifsverstehen. Wenn man aber jetzt
') Unrichtig ! Es sollte heifsen gleichbreite Streifen.
^J resp. Streifen.
') Wollte man auf die Conturen ein besonderes Gewicht le-
gen, so müfste man bei senkrecht gestreiften Wappen folgerichtig
auch die „Schildesgrenzen" mitzählen und würde bei einem sechs-
mal gestreiften Wappen (Fig. 5) eher 7 abgrenzende Linien (Con-
turen) blasonnieren müssen, statt nur 5 nach Hefner's Theorie.
203
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
204
von einem fünfmal getheiiten Wappen spricht, so werden
die einen darunter das Wappen Fig. 1 des hier stehenden
3. ö. 7.
\
Holzschnittes verstehen, die andern das Fig. 2; ebenso, wenn
man von einem fünfmal gespaltenen Wappen spricht, werden
die ersteren darunter das Wappen Fig. 5, die letzteren aber
das Fig. 6 verstehen; manche werden zweifelhaft sein.
Blasonniert man aber ganz einfach Fig. 1 als von w. und
seh. 6mal quer gestreift; Fig. 3 von w. und seh. 6 mal schräg
gestreift, ••) Fig. 5 von w. und seh. 6 mal senkrecht gestreift und
Fig. 7 von w. und seh. 6 mal gesparrt, so wird es sicher nie-
mand mifsverstehen.
Bei zweifarbig gestreiften Wappen mufs die Zahl aller
Streifen immer eine gerade sein; denn bei einer ungeraden
Zahl derselben bildet die ungerade Zahl das Feld, die ge-
rade die Figur oder die Figuren: Balken Fig. 2, Schrägbalken
Fig. 4, Pfähle Fig. 6, Sparren Fig. 8.
Bei dreifarbigen Streifen, wie z. B. im Wappen der
Bart (enBourbonnois) von g., b. und w. dreimal quer gestreift
(tierce et retierce en fasce d'or d'azur et d'argent), kann die
Zahl der Streifen dagegen auch eine ungerade sein. Hiebei
ist aber ausdrücklich zu bemerken, dafs in den gestreiften
Wappen die zusammengesetzten heraldischen Tinkturen*)
(dessins), und namentlich alles zweifarbige Pelzwerk, wenn
sie mit einer anderen (einfachen) Tink-
tur abwechseln, nur als eine Tinktur ci 'b
gelten und also in derartigen , im
Mittelalter häufig vorkommenden ge-
streiften Wappen die Zahl aller Strei-
fen auch eine gerade sein mufs (Fig. a),
mit einziger Ausnahme der nur vom
gleichen Pelzwerk gestreiften Wappen (Fig. b).
Die oben angeführte üebersetzung v. Hefner's des fran-
zösischen technischen Ausdruckes: „tierce*) en bände" heifst ein-
fach dreifarbig Schrägrechts gestreift; (wie tierre en barre
dreifarbig schräglinks gestreift).
Solche dreifarbig gestreifte Wappen sind in Deutsch-
land sehr häufig, namentlich von seh., w. und r. ') ; aber auch
von b., w. und r., von w., seh. und g., von seh., g. und r.
von b. , g. und r. und von g. , r. und w. , in verschiedener
Keihenfolge und Richtung. Auch das Wappen der Freiherren
von Ulm möchte ich als von b. , w. und r. im Zickzack quer
gestreift blasonnieren , (tierce en fasce vivree d'azur, d'argent
et de gueules '^).
Bei diesen dreifarbig gestreiften Wappen wird nur
die Reihenfolge der verschiedenen Tinkturen angegeben, die
Zahl der Streifen (weil selbstverständlich) aber nicht beson-
ders blasonniert; es wäre denn, dafs sich die dreifarbigen
Streifen wiederholten, wovon mir aber im Augenblick, aufser
dem oben angeführten Wappen der Bart, kein weiteres Beispiel
bekannt ist.
Gestreifte Wappen mit mehr als drei verschiedenen Tink-
turen sind äufserst seltene Ausnahmen ; Trier bezweifelt sogar,
„dafs hievon ein Exerapel anzutreifen sein werde." Auch in
der französischen Heraldik findet sich kein technischer Ausdruck
dafür.
Das einzige mir bekannte Beispiel findet sich im Wappen
der Stadt Pforzheim : im gespaltenen Schilde rechts das ba-
dische Wappen, links von r., w., b. und g. quergestreift»).
Da die Geschichte dieses, wie so vieler Städtewappen, bis jetzt
unbekannt ist, so läfst sich über den Ursprung und die Be-
deutung desselben und namentlich seiner Tinkturen nichts Be-
stimmtes behaupten. Nimmt man die beiden oberen und die
beiden unteren Streifen zusammen (wodurch aber aus der vier-
farbig gestreiften Hälfte dieses Wappens ein je in zwei Far-
ben quer getheiltes Feld entstehen würde), so liefse sich, wie
mir mein gelehrter Freund Bader mittheilt, das Roth-Weifs
auf die kalwisch-ebersteinischen Farben beziehen; aber das
Blau -Gelb (burgundisch) läfst hier keine Deutung zu. Viel-
leicht wäre diese vierfarbig gestreifte Hälfte des Wappens „auf
die Fahnen der pforzheimischen Singer- und Schützengesell-
schaften zurückzuführen, da es Vereine waren, welche in der
Stadtgeschichte eine namhafte Rolle gespielt."
Xach Dorst's Abbildung ^") könnte allerdings auch das 2. u.
3. Feld des quadrierten Wappens der Freiherren Forstner von
Dambenoy als vierfarbig von g., r.,.b. und w. schräglinks ge-
streift blasonniert werden; Dorst's Blasonnierung stimmt aber
damit durchaus nicht überein; auch seine Zeichnung harmoniert
mit derselben insofern nicht, als sie den von g. und w. ge-
*) Warum nicht „sohräg-re chts" ? s. unten.
') Z. B. gewürfelte, besäete, belegte etc. Streifen.
^ „Tierce se dit de l'ecu divise en trois parties en long, en
large, diagonalement, ou en mantel."
') Das Wappen von Osterhausen blasonniert Sibmaeher I, 144 :
von r., „aschfarb" (wol auch seh.) und w. quer gestreift.
") Manderscheid führt im g. Felde einen r. solchen Zickzack-
Querbalken.
') Sibmaeher I, 225 gibt diese Streifen fälschlich und ganz
unheraldisch als : gr., r., g und w. an. Das mittelalterliche Pforz-
heimer Stadtsiegel enthält aber einfach den badischen Schild mit
dem Schrägbalken.
'") Württembergisches Wappenbuch etc. Halle a. d. S. 1846,
Nr. 90.
205
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
206
spalte nen Schild, über welchen der r. und b. linke Schräg-
balkeu geführt sein soll, nicht erkennen läfst, wie es bei rich-
tiger Eintheilung resp. Zeichnung dieser beiden Felder des
Wappens der Fall sein sollte.
Schliefslich ist noch zu bemerken, dafs bei gestreiften
Wappen die Zahl der Streifen oft Nebensache ist und ohne
Alterierung des Charakters des betreffenden Wappens durch
den Stil, den Geschmack und die Form und Gröfse des Schil-
des bestimmt wird.
Ein weiterer mifslicher Umstand bei der Blasonnierung ist
die noch so häufig vorkommende Verwechslung von Rechts
und Links bei heraldischen Darstellungen mit der entgegen-
gesetzten rechten und linken Hand des Beschauers, wodurch
es immer nothwendig ist, die selbstverständliche Bezeichnung
,,heraldisch" beizufügen. Uebrigens wird auch immer noch auf
die Richtung der heraldischen Figuren nach rechts oder
links ein Gewicht gelegt, welches sie, mit sehr wenigen Aus-
nahmen, gar nicht verdient.
Die Richtung der Querbalken und der Quertheilungen ha-
ben zwar in manchen Fällen allerdings eine charakteristische
Bedeutung, weshalb die Franzosen den rechten Querbalken
als „bände" und den linken als „barre" , die schrägrechte
Theilung als „tranche", die linke als „taille" blasonnieren. Im
üebrigen aber geben die Franzosen die Richtung der heral-
dischen Figuren nicht besonders an, aufser wenn deren unge-
wöhnliche Stellung es durchaus erheischt ; so z. B. im Wappen
der alten Grafen von Charolois der Löwe mit rückwärts ge-
kehrtem Kopfe: „au Hon d'or, la tete contournee," und im
Wappen der Le Duc in der Normandie der nach links gewen-
deten durch zwei rechtsschräge Zwillingsstreifen (jumelles) durch-
gesteckte Delphine : „au dauphin contourne d'argent entravaille
dans une jumelle d'azur en bände."
Nicht nur bei den Alliance-Wappen (von Mann und Frau)
sollen die Wappenbilder gegen einander gekehrt sein, wenn die
Wappen paarweise stehen, wie in vielen Wappenbüchern ") und
bei symmetrischer Anbringung der Wappen als Decoratiou in
der Architektur, der Plastik und der Malerei: sondern auch bei
Anbringung einzelner Wappen empfiehlt es sich bisweilen, den
Schild nach links zukehren. Die Hauptregel bleibt immer,
dafs das Bild die Richtung seines Schildes anzunehmen hat;
es wird nur äufserst wenige historisch nachweisbare Ausnahmen
von dieser Regel geben.
Die Pseudo-Regel, dafs alle heraldischen Bilder durch-
aus nach rechts gekehrt sein müssen, und dafs alle vorkom-
menden Ausnahmen charakteristisch sind, ist falsch. Sie
kommt mir fast vor. als ob man durchaus immer nach der
rechten Seite hin grüfsen müfste, wenn auch die zu grüfsende
Person nach links steht, was, wie Figura zeigt, der ritterlichen
Courtoisie, mit welcher stets die edle Herlodskunst ausgeübt
werden sollte, keineswegs entsprechen würde.
Kupferzeil. F.-K.
") Dieser Umstand war und ist häufig die Veranlassung zu
dem Miisverständnifs, als ob diese Stellung den betrefienden Wap-
pen eigenthümlich wäre.
Urkuudliche Beitrüge zur Kiiustlergeschichte
Schlesieus.
III. liiegnitz.
Während meiner Thätigkeit am Liegnitzer Gymnasium
fand ich Muse, das mir durch auerkennenswerthe Liberalität
der Behörde zugänglich gemachte städtische Archiv, welches
in dem alten Landschaftsgebäude untergebracht ist, für kunst-
geschichtliche Zwecke auszubeuten. Schon früher war Ein-
zelnes aus dem mittelalterlichen Künstlerleben dieser Stadt von
Luchs : „Bildende Künstler" in der Zeitschrift f. Gesch. u.
Alth. Schlesiens, V. Bd. nach den Liegnitzer Jahrbüchern des
Thebesius publiciert worden.
Ueber das Archiv selbst gibt das Liegnitzer ürkundenbuch
von Schirrma'Cher (Liegnitz, 1866) genügende Auskunft; es hat
mir dieses Werk auch für manche Untersuchungen recht er-
wünschte Unterstützung geboten.
Benützt sind von mir fast ausschliefslich die Stadtbücher
von 1372 an, welche früher unter dem unpassenden, von spä-
terer Hand auf den Einbanddeckeln verzeichneten Titel „libri
contractuum-' citiert zu werden pflegten ; — ich eitlere sie mit
Stb. L etc. — und die vielfach in der Reihenfolge der Jahre
unterbrochenen Schöppenbücher von 1383 an, welche ich nach
der bezüglichen Archivnummer, die übrigen Quellen dagegen
mit den bestimmten Bezeichnungen anführen werde. Die Reihe
der Liegnitzer bildenden Künstler mögen, wie bei Görlitz, eröff-
nen die
1. Maler.
Von einer Innung im Mittelalter liel's sich keine Spur ent-
decken, wie überhaupt in den schlesischen Provinzialstädten
keine Malerzüufte bestanden haben mögen. Vielmehr lassen
sich auch hier, wie in Schweidnitz, Beziehungen zu der Bres-
lauer Innung nachweisen, welche ja nach einer in der Zeitschr.
etc. XII, S. 490 angeführten Urkunde von 1504 auch für
Maler des übrigen Deutschlands nicht ohne Bedeutung geblie-
ben war. Erst 1613 supplicieren die damaligen Liegnitzer
Maler Sigmund Gornig, Sohn des Hans G., Georg Süsse,
Lorenz Müller, Heinrich Rehor, Georg Hantschke,
und Samuel Goldthain um eine Ordnung, derzufolge u. A.
der Lehrling einen Geburtsbrief bringen und 5 Jahre lernen
sollte. (Acta, Nr. 1237.)
1. Nicolaus Büttner und 2. Cunzelinus (Cunadus).
1345. „Heusil nepos seu cognatus Nicolay pictoris, qui
207
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
208
dicitur Buthner eodem die (iud. p. Barth.) proscriptus pro
vulnere coramisso in Cuuczlino pictore, Henslino fratre eius
agente. — Nicolaus doliatur dictus (also = Büttner) scilicet
pictor proscriptus est f. 2. prox. p. festum Mart. (14. Nov.)
pro homicidio commisso in Cun(r)ado pictore, fratre eiusdem
agente s. Henslino-'. (Buch der Verfestungen, Mss. Lig. Nr. 3,
p. 157 u. 168.)
Zwei Maler desselben Namens erwähnt Stb. I, f. 32 b.
in einer Rechnung über einen Bau in der Oberkircbe :
3. „Nicoiao dem moler von czweyen venstirn 12 Marc
vnd eyn firdung" (vorher steht „zu molen dem moler 2 seh.
3 gr.") — „Nicoiao vnd
4. Cunczin 10 M. vor eyn venstir ') vnd den knechtin
6gr. czu vortrinken. 1390." — A. Schultz in seiner Gesch.
der Breslauer Malerinnung thut des Konrad von Liegnitz Er-
wähnung 1374—94 als „Conradus Glaser alias moler de Leg-
nicz" S. 44. 45. 46. (1403) S. 50. Der 1412 S. 51 erwähnte
„Cuncze der moler von Legnicz" ist mit ihm gewifs eine
Person. !> wurde 1374 in Breslau Bürger und gelobte 1394
den Mönchen in Brieg 12 Tafeln „glasewerkes-' fertig bis zum
10. August zu überantworten.
5. Nie. Lawbros (Lobris). -) 1397, f. 4. an. Agn. (17.
Jan.) kauft er mit seiner Frau Katharina ein Haus auf der
Hainauerstrasse. (Nr. 890). 1416 wird eines Mertin, Sohns des
N. L., gedacht, ohne dafs die Identität dieses mit dem Maler
klar wäre. (Nr. 893.)
6. Hannus Ludwig. 1415 — 1451. Er kommt vor in
Acten freiwilliger Gerichtsbarkeit 1415, wo er das zweite Mal
„Johannes moler" heifst. (Nr. 892.) In den Schöppenbüchern
1416 — 1425 begegnet man hin und wieder einem Hans Lud-
wig ohne nähere Bezeichnung, der auch kaum nach Inhalt der
Signaturen mit dem Maler identisch sein dürfte. Wahrschein-
licher ist dieser gemeint mit einem H. L., welcher nach
dem Geschofs-Bnche des Stadtschreibers Ambrosius Bitschen
von 1451 ein Haus auf dem Ringe besafs.
7. Andres moler. 1431, f. 4. p. Lucie (19. Dec.)
klagt er wegen zwei Geldposten gegen Barth. Tschepan und
den Goldschmied Joh. Dresler. (Nr. 902.)
8. Alatis moler, erwähnt 1451 bei Bitschen, a. a. 0.
') Glasgemälde sind in dieser Kirche nicht mehr vorhanden ;
von Bezahlung der Maler ist mir aulser in einem noch anzufüh-
renden Contract nur noch begegnet : ,.1483. item 14 gr. dedimus
dem moUir vor eyn crucifix zu der newen pastey." (Bauamt, Nr. 129.)
') Ein gleichnamiges Dorf zwischen Liegnitz und Jauer. —
Ueber dieses Wort, das heute noch als Familienname, sowie ur-
kundlich in den alten Formea Laubreis, Laubreuß, Laubbroß,
Laubbrust u. a. {:= Laubfall, Laubbruch) begegnet, also sowohl
dem verlornen Verbum reisen, fallen (mhd. risen; vgl. nhd. rie-
seln), als dem Substantiv Brust, Bruch (von bresten = bersten)
zuneigt und in der alten Sprache bald die Monate October und
November, bald das Laubhüttenfest (scenopegia; vgl. nhd. Laub-
rüst) bezeichnet, s. Schmeller P, 367. 1404. IP, 143 f. Dr. Fr.
sub v. aliud latus plateae militum (Ritteigasse, wo sich auch
sonst Wohnungen der Maler befanden).
9. Mertin der moler. 1460. „Gregor Seidel hat be-
claget meister M. d. m. vmb obilhandlungc' und hat Bürgen
gestellt, worauf der Maler das Gleiche thut und u. A. als
Bürgen den Caspar Lindner aufstellt, der für ihn gelobt hat.
(Nr. 913.)
10. Nickel moler. 1467, f. 4. an. Palm. (18. März)
kauft er ein Haus an der neuen Pforte; am 2. Dec. verkauft
er eins in der Jauerstrasse (Nr. 920).
Anm. Ich darf bei dieser Gelegenheit nicht unerörtert
lassen, dafs man nicht vorsichtig genug verfahren kann, wenn
einem ein Vorname mit dem blofsen folgenden Wort „raoler"
begegnet. So findet sich 1435 ein Peter moler, der aber ein
Fischer ist.
11. Christoph, ein Glasmaler. 1469 — 1502 (?). 1469,
{. 4. in die Lucie (13. Dec.) wird Erwähnung gethan eines
Cristoff moler in einer Pfandangelegenheit, die schliefslich den
Charakter eines Hausverkaufs annimmt. (Nr. 922.) Sie be-
tiiftt eine gew. Profan, mit der dasselbe Schöppenbuch einen
Christoph Glaser streitig anführt. Die Vergleichung der Sig-
naturen beweist die Identität mit aller Evidenz. Der Maler
wohnte nach Nr. 924 1471 an der Ecke der Rittergasse.
Möglicherweise ist mit ihm auch gemeint Cristoff moller, von
dem meister Hans der Goldschmied 1502 d. 2. Dec. bekennt,
dafs er ihm seine Besitzung in der Petersgasse vollkommen
bezahlt habe.^)"
12. Hans der Schnitzer, angeführt 1502, f. 4. an. Mart.
(9. Nov.) in einer Gerichtssache gegen H. Matzke von Lefswitz.
(Nr. 938.)
13. Felix der Maler (1504—1512) bekennt 1510, f. 4.
an. Palm. (20 März.), dafs er Balth. Güttel sein Haus auf der
Frauengasse um 112 ungr. Gld. verkauft habe. Unter den
Zeugen findet sich Jacobus raoler,*) sein Bruder, der die Ur-
kunden (zvvei ausgeschnittene Zettel) geschrieben hat. (Stb.
III, f 170 b.) — 1512. sabb. au. Kath. (20. Nov.) gelobt er
der Marg. Tyle 9 Seh. Gr. in zwei Raten zurückzuerstatten.
— Nr. 939 (1504) enthält eine weitläufige Procefssache in einer
Erbschaftsangelegenheit, worin die Brüder auch fungieren.
14. Wolfgang der Maler (1508—1510) besitzt
1508 ein Haus auf der Burggasse. (Nr. 940 a.) In Stb. III,
f. 176 a. ist eine Art von Vergleich zwischen ihm und seinem
^) Ich erwähne hierbei, dals in Nr. 912, 1459, f. 4. p. Qua-
sim. (4. April), erwähnt wird Meister Hannos der Glassetzer.
Ich bin versucht, auch in ihm einen Glasmaler zu finden; vgl.
dazu Schultz, a. a. 0., S. 83, wo 1496 „Wilhelm von Oche moler
oder glassetzer" genannt wird, was mich auch veranlassen könnte,
die bei Görhtz vermerkten Glaser für solche Maler zu halten.
") Wie aus mehreren Urkunden hervorgeht, die seinen Namen
enthalten, war er selbst kaum Maler ; ich vermuthe, dafs sein Va-
ter einer gewesen und er mit seinem Bruder die Standesbezeich-
nung jenes gemeinsam geführt.
209
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
210
Lehrlinge vermerkt, der als Seitenstück zu dem bei Meister
Paul von Görlitz abgedruckten im Wortlaut wiedergegeben
werden möge :
„Meister Wolfifgang der moler an eynem vnd
15. Bartel Bi thman am andern teyle haben sich freunt-
lich gescheiden, also das m. W. sal heben iii mrg. zw Khwnitz
(Kunitz bei Liegn.) von B. B.'s veterlichem erbe vnd ... sal
ehm geben ein bekenthnis, das ehr drey fyertel iaer bey ehm
in leheriaern gestanden vnd gelernet hatt vnd das er ehn nicht
will hyndern, bey weme er wil, sich zu vordingen vnd zu ler-
nen. Solchen entscheydt beyde parth lobten , libten vnd ge-
lobten stete, feste vnd vnvorbreuchlich zu halden. Actum 1510,
freitag am abentb Bartholomey" (23. Aug.).
Ueber die Lehrzeit bei der Breslauer Innung handelt
Schultz, a. a. 0. S. 19 u. 28.
16. Michel. 1517, f. 5. an. Invoc. (26. Febr.) Markus
Kretschmer als Seelwärtel der verst. Margareta, Wittwe Meister
Michels des Malers, tritt ab das nachgelassene Haus ihres Man-
nes auf der Burgstrasse. (Nr. 946.)
17. Caspar, Maler von Liegnitz, wird bei Schultz,
a. a. 0. S. 89, 1511 und 1512 erwähnt; mir ist er in den
Urkundenbüchern nicht vorgekommen. —
Zum Schlufs bemerke ich, dals Stb. I, f. 63 b. 1411 ein
„Bartholom aeus tofilmecher ■' erwähnt wird, der wol
für einen Bildschnitzer gelten könnte.
2. Architekten und Bildhauer.
1. Meister Wilandus. 1284?— 1333. Anno dni MOCCC
tercio . . . facta est talis convencio cum raagistro Wilando
de fabrica ecclesie S. Petri construenda, quod murum ecclesie
versus curiam plebani exteriorem totam cum hostio magno et
turri debet ducere in altum sue mensure usquo ad tecti super-
posicionera cum omnibus ad murum pertinentibus, scilicet fene-
stris, lapidibus secandis et alio ornatu muri, quod de iure ad
ipsum pertinet. Preterea pilarios intra ecclesiam predicto
muro correspondentes debet similiter ducere in altum muro
similem cum omni ad ipsos pertinente. Preterea rotam (das
große, runde Fenster) debet facere inter turres magnam. Et
dabunt sibi in {Schirrm. pro) mercede centum marcas {Hdschr.
marchas) et quinquaginta marcas pecunie vsualis. Testudinem
et lapides ad ipsam pertinentes, qui dicuntur cruczerstein
{Seh. unr. csuczstein) non tenetur facere". Folgen die Zeugen
des Contractes, der bei Schirrmacher, a. a. 0. S. 71, zuletzt
abgedruckt ist aus einem Pergamentbüchlein für die Einkünfte
der Peters-(Ober-jkirche ; es ist unter ihnen zn verbessern :
Petro Hecardi st. Chardi. Ueber den Meister selbst vergl.
Luchs, a. a. 0. S. 3, wo er zusammengestellt wird mit einem
Baumeister desselben Namens in Breslau (1284), dem vermeint-
lichen Erbauer der dortigen Kreuzkirche.
2. Meister Heinrich Lammeshaupt der Maurer.
Anno dni M^CCCXL primo est completum tectum chori ad
S. Johannem (dem ehemaligen Born in L.) et est murata ec-
clesia auterior ibidem per magistrum Hinricum Lammeshewbt
muratorem." (Geschofsb. S. 47.)
3. Meister Conrad von Krakau. 1378—1390. 1378,
12. Febr. Meister Conrad der mowerer bekennt, dafs ihm der
Kirchenvater zu St. Peter, Paul Ziegelstreicher, seinen Bau
an dieser Kirche contractmäfsig bezahlt habe. (Stb. I, S. 14,
abgedruckt b. Schirrm. S. 201.)
1383, 8. Dec. „Wir burgermeister etc. bekennen, daz etc.
meister Cunrad von Cracow der mouwerer hat sich
vorlübit, ab her ymande mowern wurde vnd daz der dan den
ratmannen obir in clagete, daz her der stat vir mark groschen
wolde syn bestanden, it were denne, daz her redelichen bewysen
mochte, daz her die clage czu vnrechte vff in tele. Actum
fer. 3 a in die concepc. aö diii MOCCCLXXXIIP." (Stb. I,
f 22 a.) 1389, 5. Jan. bekennt er, dafs ihm Peter von der
Heyde alles, was er ihm gearbeitet, gebaut oder gemauert, rich-
tig bezahlt habe, (das., f 31 a.) Angaben weniger interessanter
Art über ihn finden sich im ältesten Schöppenbuch 1383, 1387
(Stb. I, f 28 b.) — Seine Frau hiefs Agnes: 1390. ,,Agneth
Conrad mouwrcris howsfrauwe". (das. f. 33 a.) Krakauer
Bürger in Liegnitz finden sich aul'serdera bei Schirrm. S. 208
1357 und 1382.
4. Meister Clawis der parlirer. 1380—1390. 1380,
f 3. prox. p. Franc. (9. Oct.) einigt er sich mit seinem Lehr-
ling Niclos Czelder folgendermafsen : „daz N. Cz. demselben
meister Clauwis dinen sol 6 iar, so sol in m. Cl. syn hantwerk
leren. Vnd di ersten 2 iar sol her im dynen vnd erbeiten
by syner eygenen koste, doch also, wen her im mouwert yn
dem soraer, so sol her im iczliche woche geben 5 groschen,
vnd wenne her im yn dem wynter steyne heuwet, so sol her
iczlichen tag geben 6 heller. Wenne abir di 2 iar owsko-
men, so sol in meister Clawis vorbas di 4 iar czu im nemen
vnd sol im geben kost vnd gewand vnd schue vnd sol in by
im halden als synen dyner vnd sol im iczlichen suntag geben
2 heller czu trankgelde." (Stb. I, f 18 a.)*) — 1383 wird
er im Schöppenbuche dreimal erwähnt. — 1386, 10. Januar
bekennt er als Parlirer mit den Maurern
5. Heinrich Berynger und
6. Nie. Becker und den Zimmerleuten Hensil Rose-
nig^) und Petsche Pfaffendorf, dafs ihnen der oben ge-
nannte Kirchenvater von dem Bau sowohl der Frauen-
(Nieder-)kirche, als auch der Peterskirche nichts schul-
dig wäre, worauf dieser bekennt, dafs sie ihm auch nichts
schuldig seien. Und dankten einander freundlich. (Stbch. I, p. 26,
bei Schirrm. S. 214.)
^) Nach den Statuten der Breslauer Maurer- und Steinmetz-
zunft V. 1475, deren Abschrift aus der dortigen Lade ich der Güte
des Hrn. Prof. A. Schultz verdanke, mulste der Lehrling, der bei-
derlei Handwerk lernen wollte, vier Jahre dienen, der Maurer nur
drei Jahre.
') Nach Schirrm. S. 250 wohnte der Zimmermann 1400 auf
dem Kohlenmarkte.
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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
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1390 ist Meister Claus wieder an der Peterskirche thätig
gewesen nach der bei den Malern bereits erwähnten Rechnung
(Stb. I, 32 b), welche jetzt mit Ausnahme des Früheren hier
in Vollständigkeit folgen möge: Peter Hertel (1374—1423
bei Schirrni. häufig als Eathsmitglied vorkommend) bekennt,
„das her hette gehabit von der brudirschaft wegin 70 m. gr.
vnd hette gegeben 10 m. czu dem steynwege keyn Haynow
vnd . . czu dem gewelbe czu sente Petir raeister Cla-
wis 6 m. — — Hannus Melczer 22 gr. vor cysin vnd den
ruschtuschern 18 gr. vor ysen vnd — meistir Regil (einem
Schmiede) czu lone Vj seh. gr. vnd Mertin Meysener vnd
Tschaslawen 32 gr. vor bley vnd — Cranch 9 m. vor eyn
messebuch — vnd 18 gr. vor Vi czentener bleyes vnd meistir
Regil vor ysinwerg 4 firdung ;
7. meistir Vilkunst 1 mr. von den pfusten czu hau-
wen vnd 5 gr. czu scherfen dy ysen vnd Stephan Melczer 1
fertonem vor steyne vnd aber 1 firdung vor steyne etc. Actum
f. 5. in die S. Egidii (1. Sept.) M«CCC»XC«." Mit Meister
Hans Vilkunst einigt sich 1418 in die Prise. (18. Jan.) Franz
Schobir, dafs er ein Schock Gr. geben will um Steine zu dem
Rinnstein, den jener hauen soll „vnd is legen, daz Fr. Sch's
wassir weggee." (Stb. I. Zettel bei f. 70.)
8. Hannus parlirer. 1397 — 1426? 1397. f. 4. p.
Invoc. (14. März). Nr. 890. Vielleicht bezieht sich auf ihn
eine Notiz 1426 (Nr 899, f. 40), wonach er einen Entscheid
des Herzogs Ludwig zwischen ihm und den Geschwornen der
Wollenweber annimmt; die Bezeichnung ist ,.Hannus mewerer.-'
9. Matthis Eudorlin Maurer. 1404—1419. 1404 (Stb.
I, 54 a). 1413, vig. Kath. (24. Nov.) vermacht er seinem
Stiefsohne
10. Nie. Mewrer all sein Gut. (Nr. 891.) In den Schöp-
penb. Nr. 842, 893, 894, 895 erscheint er 1415—1419.
11. Nie. Gultberg Maurer. 1413, Dinst. n. Cant.
(23. Mai) werden erwähnt seine Söhne Caspar und Alexius
(Stb. I, 68 a.), zu denen noch 1423 ein Nickel Gultberg kommt
(Nr. 896). Nr. 895 u. 901 erwähnen 1420 und 1429 einen
Nickel mewerer, von dem ich es unentschieden lassen mufs,
ob er mit N. G. oder dem Stiefsohne des Enderlin identisch ist.
12. Bartusch der Steinsetzer. 1426. Nr. 899, f. 32 a.
13. Gregor Steinmetz. 1427, vig. corp. Chr. (18.
Juni). Nr. 900.
14. Peter parlirer. 1435-1441. 1435, f. 6. an. nativ.
Mar. (2. Sept.) — 1439, f. 4. an. purif. (28 Jan). (Nr. 904
und 906). —
15. Ludwig parlirer bekennt 1451 Freitag Vincent.
(22. Jan.) die Bezahlung von 2 Mk. jährlichen Zinses von der
Scholtisci zu Maltsch (3 Meilen von Liegnitz).
16. Stenzel Maurer. 1447—1451. 1447 über ihn
Schirrm. , S. 431 ff. — 1451 im Geschofsbuch S. 65, s. v.
platea Judeorum.
17. Jacob Bloeschuh, Maurer. 1451 — 1454. In der-
selben Quelle, S. 67 u. 100, werden zwei Häuser eines Maurer-
meisters Jacob auf dem Kohlenmarkte und eines an der Ecke
der Gerbergasse angeführt ; die eine Angabe ist wol auf den
später zu erwähnenden J. Weifshentschel zu beziehen.
1454, f. 4. an. Clement. (20. Nov.) bekennt Hannos Bloe-
schuch, dafs ihm Meister Jacob der Maurer, sein Stiefvater
vollkommene Auszahlung seines väterlichen und mütterlichen
Erbtheiis geleistet habe, ausgenommen 4 Mrk. Heller, die ihm
der Meister noch geben soll, wenn er sich „vorweibin" wird.
(Nr. 908). Am 11. Dec. des Jahres bekennt Meister J. Blo-
schuch der Mewerer, dafs ihn sein Nachbar Th. Piymberg voll-
kommen bezahlt habe wegen einer Mauer, die er von der
Katzbach an bis auf die Gasse zwischen ihren beiden Häusern
gebaut, (das. S. 78.)
18. Bartusch Bloeschuch erscheint 1469, über welchen
bei Gelegenheit des Baues auf dem Görlitzberge 1473 zu reden
sein wird.
19. Michel Doryiig parlirer. 1458, f. 4. an. Mart.
verklagt ihn eine Breslauer Kaufmannsfrau, weil er sie eine
„abgerethene raere" geschimpft habe. (Nr. 911.)
20. Jacob Weifshentschel Maurer. 1458 (Stb.
II, f. 102 b.) seine Wittwe Brigida angeführt. — Ein Andris
W. war 1462 Lehrling des Breslauer Malers Nicol. Obilmann
(Schultz, a. a. 0. S. 66.)
21. Meister Michel Reynszberg, der Stadtmaurer.
1460—1468. 1460, f. 6. p. concepc. (12. Dec. Nr. 913).
1465 errichtete er eine Mauer in der Frauenstrafse, die mit
28 Mk. 1 Vierd. taxiert wurde. (Nr. 918.) Er wohnte selbst
(nach Nr. 922) an der Frauenkirche. 1468 (Nr. 921,, f. 4 a)
bekennt er, von seinem Nachbar für eine Mauer zwischen ihnen
14 Mk. erhalten zu haben.
22. Christoph Leidermann und
23. Nie. Reiche!, die Maurer, bekennen 1461 (Nr. 915,
f. 51 a.), dafs ihnen Mat. Worsager für Arbeit an 2 Oefen
und an dem Brunnen 3 Vi Mk. 3 Gr. bezahlt habe.
24. Hans Heusler, Maurer. 1465, f. 4. p. conc.
(11. Dec.) Der Rath bekennt, dafs vor ihm die in der Stadt
wohnenden Maurer erschienen wären , um eine von H. H. in
der Gerbergafse errichtete Mauer zu taxieren ; sie hätten sie
berechnet auf 21 Mk. 1 Vierdg. ; worauf erkannt wird, es solle
niemand auf solche Mauer bauen, er bezahle ihm denn die
Hälfte der genannten Summe. (Nr. 918.)
25. Sparndinst der mewerer. 1469. (Stb. II, f. 179b.)
26. Jorge Kottener bekennt 1479, f. 6. an. Math.
(17. Sept.), dafs er Meister Jorge dem Schellenschmied einen
Keller um iVi Ellen weiter gemacht und dafür 6 Vierd. zu
beanspruchen habe. (Nr. 928.)
27. Meister Urban, Stadtmaurer. „1483. item VI.
mr. dedimus meister Vrban von den pasteyen zu decken.'-
(In den Rechnungen, die in Nr. 129, Bauamt betreffend, einge-
heftet sind.)
28. Bernhard Maurer besafs 1505 ein Haus auf dem
Steinwege. (Nr. 940.)
213
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
214
29. Wilhelm von Lüneburg, Baumeister. Das
Stadtrechnungsbuch v. 1533—44, Nr. 627 führt ihn an 1537,
s. V. auf der stadtbefestung : dem bawmeister Wilhelmen von
Lünenburgk 7 Mark. Es ist möglich, dal's er einer der bis
jetzt noch unbekannt gebliebenen Baumeister des herzoglichen
Schlosses gewesen , dessen Bau nach Luchs,' „schlesische Für-
stenbilder", Bog. 19 a. u. b. 1527 von Friedrich IL begonnen
und nach seinem 1547 erfolgten Tode durch die Nachfolger
fortgesetzt wurde. ')
30. Andreas Fiebig, Steinmetz.^) 1543, s. v. Mew-
rer, in derselben Quelle, werden 8 Gr. gezahlt „Andres Fibigen
dem newen Steinmetzen".
31. Balthasar Jentzseh (1585), „ein kunstreicher Mau-
rer und Tischler", baute den südlichen Kapellenanbau der
Pfarrkirche zu Reichenbach in Schlesien, wo auch sein Werk-
zeichen. (Schlesiens Vorzeit, 24 Ber. 1875 bei Galle, 10 Kir-
chen der Uebergangszeit.)
Ueber die Liegnitzer Maurer- und Steinmetzenzunft findet
sich im städtischen Archive ein Actenfascikel , dessen erstes
Document die Abschrift der 1563 von Kaiser Ferdinand I.
confirraierten Straf sburger Ordnung enthält. Die CoUation
derselben mit den entsprechenden Abdrücken bei Heideloff und
Janner, über die Bauhütten, ergab eine Anzahl wichtiger und
interessanter Varianten, die an einer andern Stelle publiciert
werden sollen. An das Document selbst schliefst sich eine
Mittheilung der Ilauptzeche des Landes Schlesien, unterzeichnet
von den vier Aeltesten derselben: Jacob Grofs, PaulKrause,
Georg Kennerer, David Grundtmaun, in Betreff des Büch-
senpfennigs für erkrankte Zunftmitglieder. Die Zugehörigkeit
Schlesiens zur Strafsburger Haupthütte ist dadurch wol erwiesen.
Von Wichtigkeit ist aus demselben Actenstück eine Ein-
gabe der Liegnitzer Zunft an den Magistrat daselbst (praes.
am 23. Sept. 1595), worin gegen das Treiben der italieni-
schen Baukünstler Klage erhoben wird. Es heifst u. A.:
„Dazumal die Welschen Meurer in der Steinmetzen und Meu-
rer Zusammenkunft ohne Grund und Schein, ob sie ehelicher
Geburt und Herkommens wären, und dafs sie auch ihr Hand-
werk von ehrlichen Meistern gelehret, dasselbe aufrecht be-
kommen und sich redlich und fromm gegen Männiglich wohl
verhalten hätten, sich mit einmischen wollten, also hat man
dieselben nicht auf- und annehmen können.'' Um sie also
noch weiter fernzuhalten, sollen die Statuten der Innung er-
neuert und verschärft werden.
Von Briefen des 16. Jahrb. findet sich ebendort eine
Eingabe des Steinmetzen Christoph Tscheche (praes. d.
27. Jan. 1596).
') Ueber den Schlofsbau sind zu vergl. zwei Briefe des Herzogs
Ludwig d. d. St. Denis, 25. März 1416, abgedr. b. Schirrm., S.
305. 306. Von dort schickte er nach Liegnitz einen Steinmetzen,
um den Sims (czemys) zu dem grofsen Schlofsthurme zu machen,
dessen Bau ein Jahr vorher in der Hauptsache beendet war
(S. 306. cf. Schirrm., Ambrosius Bitschen, der Stadtsohreiber v.
L., Programm der Ritterakademie, 1866, S. 7.)
") Ein Verwandter des Breslauer Steinmetzen u. Architekten
Adam Fiebigk? f 1605 (bei Luchs, S. 35). Sein Monogramm in
d. Schles. Fror. Blättern, 1871, S. 632.
Ich nehme hierbei Gelegenheit, einige zufällig aufgefundene
Notizen über Architekten der Städte Bunzlau und Löwen-
burg einen Platz finden zu lassen.
An der Bunzlauer Pfarrkirche, deren heutige Gestalt nach
den Inschriften aus der Zeit von 1482—1521 stammt, lassen
sich gegen 30 Arten von Steinmetzzeichen nachweisen. Eine
vereinigte Zunft der Maurer und Steinmetzen mag bereits im
IC. Jahrhundert bestanden haben, deren Documente bei einer
Feuersbrunst verloren giengen. Diesen Verlust zu ersetzen,
wandten sich die Bunzlauer am 3. Jan. 1653 an die Haupt-
zeche nach Breslau, welche ihnen 11 Tage später 25 Artikel,
wie es bei ihnen gehalten werde, übersandte. (Der pergamen-
tene Brief in der Lade der Bauhandwerker.)
Auch von der späteren Renaissance finden sich in Bunzlau
Ueberreste. Der Name eines italienischen Baumeisters ist uns
erhalten in der Grabschrift der Ursula Mariana, Tochter des
Julii Simonetti, Baumeister allhier, und der gleichna-
migen Mutter, t 1692, d. 16. Nov. (Denkmal im Innern der
kath. Kirche auf der Nordseite.)
In Löwenberg finden sich an der k. Pfarrkirche (z.
Tb. 15. u. 16. Jahrhh.) und am Rathhause (1546) gegen 50
verschiedene Werkzeichen. — Die bist, topogr. Beschreibung
der Stadt von Bergemann (Hirschberg, 1824j Bd. I, S. 555
bemerkt: „1551 waren 11 Steinmetzen in der Stadt. In die-
sem Jahre hatten die beiden Steinmetzen Caspar Maywaid
und Urban Clauss einen Streit wegen einiger Arbeitsstücke,
zu denen sich keiner als Verfertiger bekennen wollte. Um
dergl. Streitigkeiten zuvorzukommen, befahl der Rath, dafs
von nun an jeder Steinmetz ein gewifses Zeichen in jedes Stück
Arbeit hauen sollte, um den Verfertiger sogleich kenntlich zu
machen. ") Die hiesigen , mit Führung solcher Zeichen beauf-
tragten waren aufser den genannten: Wolf von der Weydt,
Hans Lindner, Gregor von der Schweidn itz, Hans
Fiebig, Hans Claus, Michel Lindner, Georg Claus,
Michel Lachmann, Barth. Royn. — 1657 kamen die
beiden Gewerke beim Rathe um die Genehmigung ein, besse-
rer Ordnuung wegen eine eigene Zunft zu errichten, deren
Artikel der Schweidnitzer Zeche mit einigen örtlich nöthigen
Abänderungen entlehnt wurden. (Das. ; über die Zunft wird
weiter bis S. 564 gehandelt.)
Am Rathhause hat sich in den Zügen des 16. Jahrb. mit
Röthel verewigt ein Paul Schneyder vonLauban; an der
Kirche auf dem Begräbnifsplatz 1574 ein Casparus Lange
mit einem Werkzeichen und 1574 Caspar Her man. Erste-
') Ueber diesen Gegenstand vgl. Homeyer, die Haus- und
Hofmarken; Berlin, 1870, S. 277.
215
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
216
rer war nach der vorigen Quelle ein Tischler und 1596 Schü-
tzenkönig (S. 800; dort auch erwähnt 1581—1606 Balth.
Würfel, Baumeister.)
Anm. Bergemann bringt noch folgende zerstreute kunst-
geschichtliche Nachrichten : 1364 lebte in L. der Goldschmied
Zacharias Klemm (S. 567); 1494 Meister Hans der
Goldschmied (S. 469); 1510 stiftete die Bruderschaft der
Bürger einen Schnitzaltar zu Ehre der h. Anna, wofür der
Bildschnitzer 40 Mark Angeld erhielt (S. 495); 1584 arbeitete
in Lieguitz ein Maler Andreas Conrad, der von Kaiser
Rudolf II. die Genehmigung erhielt, da er von. der Malerei
mit Weib und Kind nicht leben könne, allerlei Naschwerk
backen zu dürfen (S. 471 ff.); 1617 erbat sich der Magistrat
wegen des Bildhauers Balth. Becker in Betreff der Lehr-
zeit seines angenommenen Lehrlings Auskunft von Görlitz,
woher geantwortet wurde, dafs, wer sich der freien Kunst der
Bildhauerei widmen wolle, 6 Jahre lernen und das 7. Jahr
bei seinem Lehrmeister als Geselle gegen ein zu vereinbarendes
Wochenlohn arbeiten solle. (S. 568.)
Brieg. Dr. E. Wernickc.
Eine Glocke zu Geuiii bei Lübeck.
In der Kirche des Dorfes Genin bei Lübeck findet sich
unter den Glocken auch eine, welche durch ihren Giefser so-
wohl, als durch den Inhalt ihrer Aufschrift Beachtung zu ver-
dienen scheint. Diese Glocke hat eine äufsero (schräggemessene)
Höhe von 0,87 m., einen unteren Durchmesser von 1,04 m.
bei 0,60 m. oberem Durchmesser. Die Henkel der Krone sind
einfach; interessant die obere Randverzieruug: zwischen Nep-
tun mit dem Dreizack und einer in einen Fischschwanz enden-
den, in der linken Hand einen Spiegel haltenden weiblichen
Figur steht eine Art von Blumenvase, welche Darstellung sich
9 oder 10 mal neben einander wiederholt.
Darunter folgen drei schlichte Reifen und zwischen zwei
weiteren Reifen die Umschrift :
H * HERMANNVS PINCIER SENIOR VND GROSFOGT •
lOCHIM GRVBE • SCHWORIES NAGEL • lOCHIM
ROTGERT • St^'^^ *
Es folgt wieder ein schlichter Reifen, dann wieder zwischen
zwei Reifen die Fortsetzung der Umschrift :
SC^ 'SiJ * KIRGHGESCHWORENE ANNO 1661 •
S^«" "'^^ * M • STEFFEN WOLLO VND NICLAVS
GAGE • AVS LOTRAIN HABEN MICH GEGOSSEN •
Es folgt eine ca. 6 cm. breite Verzierung, abwechselnd
zwei einander zugekehrte Pelikane auf dem Neste und zwei
ebenfalls einander zugewandte greifartige Thiere darstellend.
Darunter auf der vordem Seite ist ein grofses Domkreuz •{•
mit der Unterschrift: DES DOMCAPITTELS WAREN •
Diese Glocke hat zwei Merkwürdigkeiten. Die eine liegt
in dem eigenthümlich unangenehmen, unreinen Ton; sie hat
nämlich, an den verschiedensten Stellen ihrer Höhe ange-
schlagen, nur zwei Töne, und zwar stehen diese in dem Ver-
hältnifs einer kleinen Sekunde zu einander, woraus der widrige
Klang sich einigermafsen erklärt.
Die zweite Merkwürdigkeit ist eine Bereicherung der deut-
schen Sprache, welche die Giefser vorgenommen haben in dem
Namen Schwories Nagel. In jener Gegend wenigstens, wie
überhaupt in Niedersachsen, ist dieser Taufname sonst nicht
bekannt ; und angenommen auch, was höchst wahrscheinlich ist,
es liege darin die entstellte Form eines andern Taufnamens
vor, so hat sich doch bis jetzt keinerlei Anhaltspunkt für den
eigentlichen Namen finden wollen.
Ebenso habe ich bisher über die beiden Giefsermeister
Steffen Wollo und Niclaus Gage, die sich als aus Lotrain, also
als Lothringer , bezeichnen, nichts Näheres erfahren können.
Jede Mittheilung über sie, sowie über das Wort Schwories
wäre sicher höchst erwünscht. In der Hoffnung auf solche
Auskunft von kundiger Seite habe ich diese Mittheilung hier
machen zu sollen geglaubt. .
München. Dr. jur. Th. Hack.
Der Taufname Schwories klingt allerdings seltsam und
ist, wie mir scheint, ein Ilapaxlegomenon ; doch nicht ohne
Analogie. Ich erinnere nur an die zahlreichen Kürzungen la-
teinischer Namen auf — ins in den niederdeutschen Mundarten,
wie z. B. Bories für Liborins, Gillies, Gilles für Aegidius,
Gories (vgl. Görres) für Gregorius und Georgius, Knellies,
N ellies für Cornelius, Laries, Aries, für Hilarius, Tönnies
Tünnies (vgl. Dönniges) für Antonius u. a. m. und an die
ähnlichen derer auf — us, wie: Dores für Theodorus, Me-
wes für Bartholomäus, Niles für Nicolaus, Neres für Wer-
nerus, Tewes für Matthäus u. a. ra. So wäre denn auch
wol für Schwories zunächst ein lateinischer Kalendername
auf — orius mit vorangehendem S im An - oder Inlaute zu
suchen. Entfernter schon läge es, an Severus, Severinus oder
Ahasverus zu denken, obwohl bei letzterem Namen das hol-
ländische Zuerius (niederd. Swärdt; s. Strodtmann, idioticon
Osnabrugense 238) zu Hülfe käme.
Dr. Frommann.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedi-uekt bei U. K. Sebald in Nüi-nberff.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜIVDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JM 7. Juli.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Juli 1877.
Je näher der Tag des Jubiläums unserer Nationalanstalt heran-
TÜckt, um so mehr nehmen die Vorbereitungen dazu, für welche
sich mehrere Comites gebildet haben, bestimmte Gestalt an. Die
Verwaltung des Museums hat die Festfeier diesen Comites voll-
ständig überlassen. Von ihrer Seite werden nur die Vorberei-
tungen mit Eifer betrieben, um zum Neubaue des Ostflügels, wel-
cher aus den vom deutschen Reiche uns gebotenen Geldmitteln
bestritten werden soll, den Grundstein legen zu können. Ebenso
wünschen wir die noch im Gange befindlichen Arbeiten zum Ab-
schlüsse zu bringen.
Die in der letzten Nummer erwähnte Abformung zweier Grab-
denkmale im Dom zu Frankfurt a. M. ist beendet, und wird soeben
die Aufstellung der Abgüsse vorbereitet, welche hoffentlich so
rasch austrocknen werden, dals sie noch vor dem Jubiläum gleich
den Orginalen polychrom hergestellt werden können. Jedenfalls
sind wir unsern Freunden in Frankfurt zu grofsem Danke für diese
Förderung verpflichtet.
Auch jene zunächst in den Kreisen der Buchhändler und
Buchdrucker angeregte Sammlung zu einer Jubiläumsgabe nimmt
gutep Fortgang. Es sind seit der letzten Mittheilung folgende
Gaben angemeldet worden: von Herrn J. Bachern in Köln 20m.;
von der F. A. Brookhaus'schen Verlagsbuchhandlung in Leip-
zig 300 m. ; von der J. G. Cotta'schen Verlagsbuchhandlung in
Stuttgart lÜOm.; von Herrn W. Drugulin in Leipzig 75 m.; von der
F. Enke'schen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart 50 m. ; von Herrn
E. Frommann in Jena 20 m.; von der Grote'schen Verlagsbuch-
handlung in Hamm (Berlin) 50 m.; von Herrn Geh. Commerzienrath
Ed. v. Hallberger in Stuttgart 200 m.; Herrn Casp. Haugg in Augs-
burg 100 m.; von der Herder'schen Verlagsbuchhandlung in Frei-
berg i. B. 200 m. ; von Herrn Ernst Keil in Leipzig 300 m. ; Herrn
Dr. M. Huttier in München 50 m.; Herrn Arnold Kuczinski in
Augsburg 20 m. ; Herrn Fr. Pustet in Regensburg 50 m. ; Herrn E.
Rohmer in Nördlingen 20 m.; Herrn Ludwig Rosenthal in Mün-
chen 100 m.; Herrn A. S. in Leipzig 30 m.; Herrn W. Spemann
in Stuttgart 50 m.; von der Merkel'schen Familienstiftung in Nürn-
berg 100 m.
Von einigen Mitgliedern des Berliner Domchores wurde, bei
Gelegenheit eines in Nürnberg gegebenen Concertes, dem Museum
der Betrag von 85 m. für die musikalische Abtheilung übergeben.
Einen grol'sen Verlust hat unser Verwaltungs- und Lokalaus-
schul's durch den Tod eines der ältesten Mitglieder, des schon
seit der Gründung der Anstalt denselben angehörenden kgl. Hof-
rathes und Professors Dr. v. Dietz erlitten. Auch unserem Gelehr-
tenausschusse wurde ein thätiges Mitglied in Geh. Hofrath Dr. H.
Zöpfl in Heidelberg entrissen.
Neue Jahresbeiträge wurden seit V'eröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von politischen Corporatiouen: Ansbach Landrath von
Mittelfi-ankeii (statt triiher 515 m.i ijOO m.
Von Vereinen : Altenburg. Kunstverein 6 m.
Von Privaten : Altenburg. Dölitzsch, Advokat, 3 m. ; Kamp-
rad, Rittergutsbesitzer auf Poderschau. 3 m. ; Karl Pitschel, Kauf-
mann, 3m. Cannstatt. Eduard Scharrer, Kaufmann, 3m. Fürth.
Julius Braun, Kaufmann, 2 m.; Dr. Mayer, prakt. Arzt, 2 m.; Franz
Mois, k. Bahnverwalter, 2 m. Innsbruck. Dr. A. Jele, Direktor d.
Tiroler Glasmalerei- Anstalt , (statt früher 2m.) 5m. Kassel. Al-
brecht, Polizeidirektor, 3 m. ; v. Brauchitsch , Regierungspräsident,
3 m.; Freiherr Hugo von Dörnberg 3 m.; Freiherr v. Ende, Ober-
präsident d. Prov. Hessen-Nassau, 3 m. ; Freyschmidt, Buchhändler,
3 m.; Fröhlich u. Wolff, Kaufleute, 3 m.; von Gilsa, Intendant der
kgl. Schauspiele, 3 m.; Goehde, Regierungsrath, 3 m.; Herm. Klöff-
1er, H. Bürgermeister, 3 m.: Lindstedt , Geh. Justizrath , 3 m.;
Quincke, Kaufmann, 3m.; Karl Rupert, Partikulier, 3m.; Karl
Scheel, Fabrikant, 3 m.; Dr. med. Reichard Schefifer 3 m.; Schmidt,
Konsistorialpräsident , 3 m.; Schulz , Kreisgerichtsdirektor , 3 m. ;
Vierhans, Kreisrichter, 3 m. ; Freifrau v. Wintzingerode, Excellenz,
3 m. München. Gabriel Seidl, Architekt, 3 m. Nürnberg. Frau Hof-
rath Feuerbach, (statt früher 1 m. 75 pf.) 3 m.; Moriz Fried. Kauf-
mann, 3 m. -^Th. ileinriohmeyer, Kaufmann, 3 m. : Heinr. Mensel,
Patentstiftfabrikant, 5m.: Carl Schuh, Kaufmann, 3m.; Heinr.
Schuh, Kaufmann, 3m.; Gustav Seiler, Pfarrer, 2m.; \V. Freih.
V. Tröltsch, Stiftungsconsulent, 5 m. Roth a. S. Christoph Ess-
linger, Lehrer, 2m.; Christian Pfister, Lehrer, 2m. Schmalkalden.
Grol'sheim, Amtsgerichtssekretär, 3 m.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von Privaten: Soest. Bettmann, 3m.; Dörrenberg, Rath-
mann, 3 m.; Fix, Seminardirektor, 3m.; Fritsch, Landrath, 3 m.;
Josephson, Pastor, 3 m.; W. von Koppen 3 m.; Lentze, Rechtsan-
walt, 3m.; von Michels, Geh. Justizrath, 3m.; Rademacher. Ge-
richtsrath, 3 m. ; Vorwerck, Oberlehrer, 3 m.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst-
und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7802—7811.)
Berlin. Dr. W. Wattenbach, Univers.-Professor : 3 Photo-
graphieen aus Stralsund ; 6 Bl. Lithographieen über Kloster Eldena.
— Frankfurt a. M. Böhmer'sohe Stiftung: Gypsabgüsse des
Sachsenhausen'schen und des Holzhausen'schen Grabdenkmales im
Dome zu Frankfurt a. M. — Haunsheim. Frhr. v. Hauch: Wap-
pen der Hauch, .\quarelle; 3 Siegelabdrücke. — Münchaurach.
Sperl, Dekan: Schlüssel vom 14. Jahrb., Silberner Miederhacken,
17. Jahrh. — München. Geyer, Kupferstecher: 9 Blätter (.ab-
drücke vor der Schrift) , Stiche des Herrn Geschenkgebers. —
Nürnberg. F'rau Braun: Rococopuppe. Lara precht, Bankbuch-
halter : 8 mittelalterliche Silbermünzen. Tümmel, Buchdruckerei-
besitzer: Eine gröfsere Sammlung alter Holzstöcke, 17. u. 18,
Jahrh. — Prag. K. Renner, Buchhandlungsgehilfe : 7 Holzstöcke
des 17. u. 17. Jahrliunderts ; 1 Karte von Asien in Gestalt des
Pegasus, Holzschn. des 16. ,Iahrh., neuer Abdruck.
IL Für die Bihliothek.
(Nr. 36,981 - 37,055.)
Berlin. Gesellschaft für Anthropologie. Ethnologie
und Urgeschichte: Dies., Zeitschrift etc. ; Jahrg. IX, 2. H. 1877.
219
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
220
8. F. A. Herbig, Verlagsh. ; Vierteljahrsschrift für Volkswirth-
schaft etc.; Jahrg. 14, 1. Bud. 1877. 8. Dr. W. Wattenbach,
Univers.-Professor : 6. Jahresbericht des hansischen Geschichtsver-
eins. 1877. 8. Den Theilnehmern an der Versammlung des hans.
Geschichtsvereins, 22. u. 23. Mai 1877 zu Stralsund. 8. — Breslau.
Verein für Geschichte u. Alterthum Schlesiens: Ders.,
Zeitschrift etc.; Bd. 13, 2. 1877. 8. Scriptores rerum Silesiacarum;
10. Bd. 1877. 4. — Christiania. Foreningen til Norske For-
tidsmindesmerkers Bevaring: Ders., Aarsberetning for
1875. 1876. 8. Nicolaysen, Register til Selskabets Skrifter. 1876.
8. K. norweg. Universität: Unger, Postola Sögur. 1874. 8.
Herztberg , Grundtraekkene i den aeldste Norske Proces. 1874. 8.
— Coblenz. Dr. Jul. W egeler: Ders., philosophia patrum. 1877.
8. — Darmstadt. Verein für Erdkunde etc.: Ders., Notizblatt
etc.; III. Folge, 15. H. 1876. 8. — Freiburg. Societe d'histoire
du canton de Fribourg: Dies., recueil diplomatique; vol. VIII.
1877. 8. — Görlitz. Oberlausitz. Gesellschaft d. Wissen-
schaften: Dies., neues Lausitz. Magazin; Bd. 53, 1. 1877. 8.. C.
A. Starke, Verlagsh.: Gritzner, Standes-Erhebungen und Gna-
den-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahr-
hunderte ; Lief. 1. 1877. 8. Grünenberg, Wappenbuch, hg. von
V. Stillfried u. Hildebrandt; 8. u. 9. Lfg. 1875. Imp. 2. — Göttin-
gen. Vandenhoeck u. Ruprecht, Verlagshandlung: Müldener,
biljliotheca historica; 1876, 2. H. 8. — Halle. Buchhandlung
des Waisenhauses: Die deutschen Mundarten, hrsg. v. From-
mann; Bd. VII, 1. 2. 1875. 76. 8. — Hannover. Arohitekten-
u. Ingenieur-Verein: Ders., Zeitschrift; Bd. XXIII, 2. H.
1877. 2. Die Kunst im Gewerbe ; Bd. VI, 1. H. 1877. 2. Katalog
der geliundenen Werke der Bibliothek etc. 1877. 8. — Schloss
Haunsheim. Franz Karl Freih. v. Hauch: Haunsheim bei Lau-
ingen a. d. Donau. 1877. 2. — Heidelberg. Dr. K. Wassmanns-
dorff: Ders., zur Belehrung über die Bedeutung u. das Geschlecht
des Turnwortes der Hantel. 1877. 8. — Jena. Hermann Dufft,
Verlagsh.: Häser, Lehrbuch der Geschichte der Medicin ; Bd. II,
2. III, 1. 2. 1876—77. 8. — Ingolstadt. Histor. Verein in u.
für Ingolstadt: Ders., Sammel-Blatt etc.; II. Heft. 1877. 8. —
Kiel. Ernst Homann, Verlagsh.: Jensen u. Michelsen, schlesw.-
holstein. Kirchengeschichte; III. Bd. 1877. 8. — Lausanne. Soci-
ete d'histoire de la Suisse romaude: Dies., memoires et
düouments etc.; t. XXXIV, 1. 1877. 8. — Leipzig. F. A. Brock-
haus, Verlagshdlg. : Deutsche Dichter des 17. Jahrb.; 9. Bnd.
1876. 8. E. A. Seemann, Verlagshandlg. : Thausing, Charles
Ephrussi , etude sur le triptyque d"Albert Durer, dit le tableau
d'autel de Heller. 1877. 4. Sonderabdr. — Mainz. Fried r. Schnei-
der: Ders., über die Architektur Rhein- Hessens. 2. — München.
K. b. Akademie der Wissensch.: Dies., Abhandlungen der
philos.-philol. ('lasse; Bd. 14, 1. 1877. 4. Sitzungsberichte der
philos.-philol. u. histor. Classe ; 1877. Heft 1. 8. Gümbel, d. geogn.
Durchforschung Bayerns. 1877. 4. v. Prantl. Verstehen und Beur-
theilen. 1877. 4. Histor. Verein von u. für Oberbayern:
Ders., Archiv etc.; Bd. 30, 3. H. u. 35, 2. u. 3. H. 1875—76. 8.
Fr. Otto Schulze Architekt: Ders., Kunstschmiedearbeiten:
H. 1. 2. 1877. 2. Ders., Tischlerarbeiten im Charakter der Renais-
sance; H. 1. 1877. 2. — Nürnberg. H. Ball hörn. Verlagshndlg.:
Nürnberg; 4. Aufl. 1877. 8. — Prag. Handels- u. Gewerb -
kammer: Dies., I. u. II. Bericht. 1877. 8. — Schwarzenberg.
Anton Mörath, frstl. Archivassessor: Ders., Beiträge zur Ge-
schichte der rhein. Linie des Fürstenhauses Schwarzenberg. 1877.
8. Sonderabdr. — Stettin. Gesellschaft für pommersche Ge-
schichte u. Alterthumskunde: Baltische Studien; 27. Jahr-
gang. 1877. 8. ~ Tübingen. H. Laupp'sche Buchhndlg. : Theolog.
Quartalschrift; Jahrg. 59, 2. 1877. 8. — Turin. R. Deputazi-
one di storia patria: Dies., Miscellanea di storia italiana ;
t.XVI (IL ser. t. 1). 1877. 8. — Wernigerode. Harz-Verein f.
Geschichte u. AI terthuniskund e : Ders., Zeitschrift etc. ; Er-
gänzungsheft zum 9.Jahrg. 1877. 4. — Wien. Dr. M. Thausing,
Univers.-Professor u. Direktor der Albertina: Ders., Charles Ephrussi,
etude sur le triptyque d'All)ert Durer, dit le tableau d'autel de
Heller. 1877. 4. — Würzburg. Stahel'sche Buchh.: Chilianeum
etc.; Bd. VII, 5. H. 1865. 8. — Zittau. G. Korscheit, Oberleh-
rer : Baldeweg, das Zeitalter der Richter etc. 1877. 4. Pr. Nach-
richten über die allgemeine Stadtschule zu Zittau. 64. Stck. 1877.
8. — Zürich. Antiquar. Gesellschaft: Dies., Mittheilungen
etc.; XL. (XVHI, 3. Schi.) u. XLI (XIX, 4). 1876. 77. 4. Uni-
versität: Nägeli, d. german. Selbstpfändungsrecht in seiner hi-
stor. Entwicklung. 1876. 8., u. 26 weitere akadem. Schriften. —
Zwickau. Otto Coith, Vice-Präsident des k. sächs. Appellations-
Gerichtes: Ders. , Kunz von Kauffungen ; II. Abth. (Schluls). 1877. 8.
Schriften der Akademieen, Museen und historischen Vereine.
Abhandlungen der philosophisch-philologischen
Classe der k. bayer. Akademie der Wissenschaften zu
München. Vierzehnten Bandes I. Abtheilung. In der Reihe der
Denkschriften der XLIX. Band. München, 1877. 4.
Register zum Capitular des Deutschen Hauses in Venedig
nach der Handschrift im venetianischen Archiv „Capitolare dell'
officio del fontego dei Todeschi." Eingeleitet und herausgegeben
von Dr. Gg. Martin Thomas. — Commission des Dogen Andreas Dan-
dolo für die Insel Creta v. J. 1350. Eingel. u. herausg. von dems.
Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen
u. hi storischen Classe ders. Akademie. Jahrg. 1877. Heft I.
München, 1877. 8.
Oberbayrisches Archiv für vaterländische Ge-
schichte, herausg. von dem histor. Vereine von Oberbayern.
Fünfunddreifsigster Band. Zweites und drittes Heft. München,
1875—76. 8. Mit Abbild.
Zur Hochäckerfrage. Von Aug. Hartmann. — Aus dem kur-
bayer. Hof -Leben und Treiben unter Karl Albrecht. Von Dr.
Chr. Häutle. — Sitten und Gebräuche in den Landgerichtsbezirken
Dachau und Brück bei der Geburt, der Hochzeit und dem Tode.
Von Fr. H. Hartmann. — Römische Stralsenzüge bei Tölz. Von
Dr. Wilh. Schmidt. — Ein bayer. Reiterstück aus dem Jahre 1805.
Von J. Würdinger. — Das Hofgesinde der Fürstbischöfe in Mitte
des XIII. und im XIV. Jahrhunderte. Von Fr. H. Grafen Hundt.
— Regesten ungedruckter Urkunden zur bayerischen Orts-, Fa-
milien- und Landesgeschichte. Von Aug. Klaftner. — Burgstel-
len und alte Befestigungen in Oberbayern. Von Aug. Hartmanu.
Die Wartburg. Organ des Münchener Alterthums-
v er ein. IV. Jahrgang. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe
mit Berücksichtigung der Neuzeit. Redakteur : Rath Dr. C. För-
ster. Nr. 11 u. 12. München. 1877. 8.
Die Catacomben von San Gennai'o dei Poveri in Neapel. Eine
culturhistor. Studie v. V. Schnitze. — Studien zur Kunstgeschichte
Nürnbergs. XXVII. Verlorne Werke von Peter Vischer. Von
R. Bergau.. — Vereinsangelegenheiten. — Kleine Mittbeilungen. —
Literatur etc.
Sammel-Blatt des historischen Vereines in und für
Ingolstadt. II. Heft. Ingolstadt, 1877. 8.
221
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
222
Alphabetisches mit genealogischen, biograi^hischen u. histo-
rischen Notizen versehenes Namensverzeichnils von Einwohnern
Ingolstadts aus früheren Jahrhunderten. Von Fr. X. Ostermair.
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayerischen
Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0. von Schorn.
Elfter Jahrgang. Nr. 24—27. Nürnberg, 1877. 8.
Die Ausstellung der Sammlungen des deutschen Buchhändler-
Börsen-Vereins zu Leipzig. Von R. Steche. — Die äufsere Aus-
stattung der Bücher. Von 0. von Schorn. — Kleine Nachrichten.
— Literatur. — Abbildungen : Kännchen für Essig und Oel. Alt-
französ. Fayence. — Leibung eines Pokals von H. Sibmacher.
1590. — Alte französ. Seiden - Spitze. (Blonde). — Buchdeckelver-
zierung vom 16. Jahrh. — Schmiedeisen - Gitter. 17. Jahrh. —
Italien. Weihwasser -Becken. 16. Jahrh.
Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst und Gewerbe.
Eedigirt von Dr. 0. von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 13 und 14. 8.
Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Zweiter Jahrgang
1877. Nr. 5. Ulm, 1877. 8.
Zum Münsterjubiläum. IV. Von E. Paulus. — Ein Münzfund
in Schussenried. Von A. Wintterlin. — Das Siechenkirchlein unter-
halb Altenstadt. Von Hierlemann. — Ausgehobene Sätze aus den
alten Aulendorfer Strafprotokollen. Von Bück (Forts, u. Schlufs). —
— Vereins-Chronik.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober-
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausg.
V. Prof. Dr. Schönwälder, Sekretär d. Gesellsch. Dreiundfünfzig-
ster Band. Erstes Heft. Görlitz 1877. 8.
Johann Franck von Guben. Ein Beitrag zur Geschichte seines
Lebens und seiner Dichtungen. Von Dr. H. Jentsch. — Mono-
graphie über den Meistersänger Adam Puschman von Görlitz.
Nebst Beiträgen zur Geschichte des deutschen Meistergesanges.
Von Dr. Edm. Goetze.
Scriptores rerum Silesiacarum. Herausgeg. von dem
Vereine für Geschichte und Alterthum Schlesiens.
Zehnter Band. Annales Glogovienses bis z. J. 1493. Nebst ur-
kundl. Beilagen. Namens des Vereins herausgeg. v. Dr. Herm.
Markgraf. Breslau, J. Max & Comp. 1877. 4. XV u. 166 Seiten.
Zeitschrift des Vereines für Geschichte und Alter-
thum Schlesiens. Namens des Vereins herausgegeben von
Dr. Colmar Grünhagen. Dreizehnter Band. Zweites Heft. Breslau,
1877. 8.
Mittel- und Niederschlesien während der königlosen Zeit.
1440 — 1452: (Schluls.) Von Dr. H. Ermisch. — Ueber Schlesiens
auswärtige Beziehungen vom Tode Herzog Heinrich IV. bis zum
Aussterben der Pfemysliden in Böhmen (1290 — 1306). Von Dr.
Eich. Doebner. — Die Belagerung Brieg'a durch Torstensohn (1642).
Von Dr. Julius Krebs. (M. e. Plane v. Brieg). — Ueber schlesi-
sche Klosterarchive. Von Dr. R. Doebner. — Wiener Berichte des
hannoverschen Residenten von Lenthe aus dem Beginne des er-
sten schlesischen Krieges. Mitgetheilt von C. Grünhagen. — Bei-
träge zur Geschichte der Grafschaft Glatz in der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts. Von A. Nürnberger. — Archivalische Miscel-
len. — Bemerkungen etc. zu neueren Schriften auf dem Gebiete der
schlesischen Geschichte. — Nekrologe. — Vereinsangelegenheiten.
Baltische Studien. Herausgegeben von der Gesellschaft
für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde.
Siebenundzwanzigster Jahrgang. Doppelheft. Stettin, 1877. 8.
Manuscripta Pomeramica. Von Dr. II. Müller. — Ueber Brand-
gräber. Von Major a. D. Kasiski. (Mit Abb.) — Die in Pommern
gemachten römischen, arabischen, und christlich-wendischen Münz-
funde. Von Dr. Kühne. — Mittel gegen das Fieber. — Zwei
pommersche Münzfunde aus dem XI. Jahrhundert. Von Dannen-
berg. (Mit 1 Karte.) — Kirohenglocken. Von Kypke und Kla-
wonn. — Beiträge zur Geschichte der Stadt Bahn. — Vermischtes.
— 38. u. 39. Jahresbericht.
Monatshefte für Musik-Geschichte herausgegeben von
der Gesellschaft für Musikforschung. IX. Jahrg., 1877, Nr. 3—6.
Berlin. 1877. 8. (Mit 4 Musikbeilagen.)
Nicolaus Wolliok aus Serovilla. Von P. Bohn. — Joachim
vanden Hove's Lautenbuch von 1601. Von Eitner. — Ueber den
Gebrauch der Diesis im 13. u. 15. Jahrhundert. Von R. Schlecht.
— Die polyphone Musik auf dem Concile von Trient sess. XXII.
Von Wilh. Bäumker. — Sixt Dietrich in Wittenberg. Von 0.
Kade. — Wolfgang Figulus. Von Eitner. — Reoension. — Nach-
träge zum Verzeichnifs neuer Ausgaben alter Musikwerke. Von
Eitner. — Mittheilungen.
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft fü r Anthropo logie, Ethnologie und Urge-
schichte. JJnter Mitwirkung des Vertreters derselben*) heraus-
geg. von A. Bastian u. R. Hartmann. Neunter Jahrgang. 1877.
Heft II.**) Mit Tafel V. Berlin. 1877. 8.
Ergänzungsheft zum neunten Jahrgange der Zeitschrift des
Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde
Herausg. i. Namen des Vereins von . . . Dr. Ed. Jacobs. Wer-
nigerode, Selbstverlag. Quedlinburg in Comm. b. H. C. Huch.
1877. 4. VI u. 50 Seiten.
Ueber das Kaiser -Heinrichs -Grab. Vom Baurath Hase. (Mit
Abb). — Die Gräber der Aebtissinen in der Schlofskirche zu Qued-
linburg. Von Fr. v. Quast. (Mit Abb.). — Abbildung und Be-
schreibung dreier Paramente aus der St. Silvesterkirche zu Wer-
nigerode. Vom Sanitätsrath Dr. A. Friederich. — Ilsenburger
Siegel. Von Dr. Jacobs. (Mit 1 Taf ). — Neue Schriften zur Har-
zischen Geschichte. — Das von Wolfenbüttel -Asseburgische Wap-
pen. Von K. E. H. Kreufse. — Vereinsangelegenheiten.
Vermischte Nachrichten.
89) Ein eigenthümlicher Fund wurde in der Winkelmann'schen
Braunkohlengrube bei Altenburg in diesen Tagen beim Ab-
bau unmittelbar über der Kohle gemacht. In einer ungefähren
Tiefe von 6 Meter fand man unmittelbar über dem Kohlenflötz
zwei übereinanderliegende, 2 Meter lange Balken, welche fast auch
zu Braunkohlen geworden waren. Auf denselben lagen drei tisch-
förmige, ziemlich einen Meter im Durchmesser haltende Steine,
eine Art Quarz, und zwischen diesen Steinen befand sich eine Axt
ohne Stiel. Das Ganze machte dem Deckgebirge nach den Ein-
druck, als wenn früher eine Höhle hier gewesen sei, die als mensch-
liche Wohnung oder Opferstätte oder sonst dergleichen gedient
haben mag. (Frank. Kurier, Nr. 337.)
*) K. Virchow. *») Heft I. ist uns nicht zugekommen.
223
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
224
90l H'jhenwestedt, 30- Juni. Vor einigen Tagen wurde
am hiesigen Bahnhofe beim Wegschaffen der Erde ein Fund ge-
macht, bestehend in drei Urnen mit Knochen und Knochenresten.
Leider waren die Urnen so mürbe, dafs sie beim Herausnehmen
zerbrachen. Dieselben hatten am Boden einen Durchmesser von
45 Cm., nach der Mitte zu verminderte sich derselbe bis auf
22 Cm., oben hatten sie eine Weite von 28 Cm., die Höhe betrug
ca. 35 Cm. Die Farbe war grau -braun, das zur Bereitung be-
nutzte Material war anscheinend schlecht. Die in demselben lie-
genden Knochenstiicke hatten alle eine Länge von 4- Ü Cm., eine
Urne enthielt zugleich einen Metallstift von der Gröl'se eines gro-
fsen Nabels. Auch dieser war leider abgebrochen ; die Bruch-
fläche deutete auf ein edleres Metall. Die Urnen lagen kaum
80 Cm. tief in der Erde zwischen greisen Massen von Steinen.
(D. Reichs- Aiiz. n. d. Kieler Ztg.)
91) Bei der Stadt Nassau, etwa eine Meile aulserhalb des
Pfahlgrabens, der Gränze des römischen Reiches, sind Gräber ge-
funden worden, über welche der Reichsanzeiger mittheilt, dafs sie
nach der Untersuchung des Obersten v. Cohausen trotz ihrer Lage
entweder von Römern oder von Leuten herrühren müssen, die
durch die Berührung mit denselben vollständig romanisiert waren,
da die Gräber sich ganz in römischer Art und mit römischen
Thongeschirren ausgestattet fanden.
92j In der Comitesitzung vom 7. Mai der Gesellschaft für
Erhaltung der historischen Denkmäler des Elsals wurde über einen
jüngst auf einem Felde zu Heidolsheim gemachten Goldfund be-
richtet. Etwa 700 Meter von der alten römischen Strafse, 40 Meter
von der sie kreuzenden Strafse nach Markolsheim, wurde ein mas-
siver goldener Armring gefunden, der etwa 1200 — 1250 Frcs. Gold
repräsentiert, nebst 10 spiralförmigen Armringen aus demselben
Metalle von verschiedener Gröfse. Dem Anscheine nach gehören
die Stücke der fränkischen Periode an.
93) In der Aprilnummer (2) des Anzeigers für schweizerische
Alterthumskunde gibt A. Quiquerez Nachrichten über jüngst ge-
fundene burgundionische Grabstätten in Bassecourt, wo deren
auch schon im vergangenen Jahre gefunden wurden, und in Cour-
faivre.
94) Am 24. Juni d. J. fand in Gegenwart des Kronprinzen
des deutscheu Reichs und seiner Familie die feierliche Einweihung
der wieder aufgebauten Kirche des ehemaligen Cisterzienserklosters
Lehnin in der Mark Brandenburg statt.
95) Die altberührate Abtei Eberbach im Rheingau ist vor
kurzem durch Restauration des ehemaligen Kapitelsaales, der lange
Zeit als Holzremise diente, um einen köstlichen Schatz bereichert
■worden.
96j Die Arbeiten am Pfarrthurme zu Frankfurt a. M. schreiten
rüstig vorwärts, so dafs im Beginne des Oktobers voraussichtlich
■die Kreuzblume der Laterne auf die Kuppel gesetzt werden wird.
97) Das alte Rathhaus zu Hannover, ein Bauwerk des 15. Jahrb.,
mit dessen Abbruch vor Jahrzehnten bereits begonnen und dessen
Erhaltung lange Zeit fraglich war, wird jetzt einer durchgreifenden
saohgemäfsen Restauration unter Hase's Leitung unterzogen, welche
am 9. d. M. begonnen wurde.
99j Das Austerlitzer Thor, einer der Reste des alten Stial's-
burg, vom Jahre 1543, ein Thurm in Bossenquadern, mit schöner
Gliederung, soll abgerissen werden, worüber das Comite der Ge-
sellschaft für Erhaltung der histor. Denkmale des Elsafs in seiner
Sitzung vom 4. Juni sein Bedauern aussprach.
100) Zu Krosigk am Fufse des Petersberges, unweit der
Preulsisch- Anhaltischen Gränze, wurden jüngst wohl an 300 Brac-
teaten und einige Denare gefunden. Leider sind nur 100 Stück
etwa gerettet worden. Dieselben liegen mir durch die Güte des
Vorstandes des Thür.- Sachs. Geschichts - Vereins, sowie eines eif-
rigen Sammlers in Halle vor. Nach vorläufiger Sichtung vertheilen
sich die ca. 50 div. Stempel aus der Zeit von 1240 — 1L'70 etwa so:
1) Fürstenthum Anhalt 16 Stempel , 2) Kaiserbracteaten und Gos-
lar (?) 10 St., 3) Erzbisthum Magdeburg (Wilbr. und Rud.) 8 St.,
4) Bisthum Naumburg (Dietr. II.) 5 St., 5) Abtei Pegau (Heinr. III.)
2 St., 6) Grafschaft Mansfeld 1 St., 7) Grafschaft Schwarzburg (?)
1 St., 8) Stadt Erfurt (?) 1 St., 9) Bisthum Halberstadt (?) 1 St.,
10) Abtei St. Gallen 1 St., llj Mark Brandenburg (1 Denar
= Wdhas. V. 9) 1 St., 12) Erzbisth. Köln (?) 1 Denar 1 St.
Aul'serdem einige undeutliche, für jetzt nicht näher zu be-
stimmende. Viele Exemplare haben leider sehr gelitten. Nur
einige Stempel von Magdeburg, Naumburg und Pegau haben Um-
schriften. Etliche Stempel erscheinen mir — bis jetzt — inediert.
St. (Blätter f. Münzfr.)
101) Bei Baasdorf, 1 Stunde südlich von Cöthen, wurden vor
einigen Wochen an derselben Stelle, wie im October vor. J., wie-
derum etwa 100 Braoteaten und Denare gefunden. Aufser einigen
der in Nr. 59 der Blätter f. Münzfreunde beschriebenen Stempel,
finden sich etwa 19 andere Stempel, worunter mir bis jetzt meh-
rere inediert erscheinen. Den Hauptbestandtheil bilden wieder
Anhaltische Bracteaten aus dem 3. Viertel des 13. Jahrb. Zwei
Stempel gehören nach Magdeburg; ein Stempel ist nach Umschrift
vom Erzbischofe Willbrand. Interessant sind zwei gewifs seltene
Mansfelder, darunter ein kleiner Reiter -Bracteat. Als das älteste
Stück dürfte der in 1 Exemplare vorkommende markgrätl. Branden-
burgische Denar, Weidhas II. 21., zu betrachten sein , welcher be-
gleitet war von W. III., 7 und 14, uud IV., 4. Die Denare III,
7 u. IV, 4 waren schon im früheren Funde. Wdhas. VI., I fand sich
diesmal leider nicht wieder vor. St. (Dies.)
102) In der Umgebung von Bischheim am Berg (Elsafs) wur-
den gegen 400 Silbermünzen gefunden, deren jüngste das Datum
1523 trägt. Sie gehören der Stadt und den Bischöfen von Strafs-
burg, jenen von Constanz und Salzburg, ferner Oesterreich, Ba-
den und der Stadt St. Gallen an.
103) Aus Veranlassung der 300 jährigen Geburtstagsfeier P.
P. Rubens fand in Cassel, wo sich eine beträchtliche Zahl hervorra-
gender Arbeiten des Meisters befindet, eine interessante Rubens-
ausstellung statt.
104) Nach einer Mittheilung der fränkischen Zeitung sind
die werthvollen Sammlungen des historischen Vereins für Mittel-
franken in einem Flügel des Schlosses zu Ansbach, neu geordnet,
übersichtlich aufgestellt.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
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tes, welches alle Monate erscheint, wird
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rietta-Street Covent - Garden in London;
für Nord-Amerika bei den Poatimtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
sionär der literar. - artist. Anstalt des Mu-
seums, r. A. Broclihaus in Leipzig, be-
fördert.
Vierimdzwanzigster Jahrgang.
1877.
ORGAN DES GERMANISCHEN MÜSEMS.
JW8.
Angust.
Wissenschaftliche Mltthellungen.
10
15
20
DE qUODAM LUGGONE IttERIBIBULO.
Inter florigeras leiiti dum sedimus lierbas,
Nostros se Bachus protulit ante oculos.
Huic quidam iiimium uerbis affatur amicis
Lurgo ait et : „Noster sis quoque nunc sotius.
Exsomnes pariter maneamus, quaeso, hodieque,
Ac libeat gremio sie cubitare meo,
Quo ualeam cantare satur, te Bache iuuante,
Inflatis buccis cannina Pieria."
Talia cui cessit necnon affatur lachus :
,,Pulticulis senas sume tibi cotilas,
Ut sie distentus ualeas sorbere gulose
Innumeros ciatos, ludere post satius."
Quo dicto subito somno Bachoque repressus,
Tum podex Carmen estulit borridulum.
Nulla fuit requies illique in tempore noctis,
Donec digerere sumpta nimis ualuit.
Nee quantum uoluit, fateor tarnen ipse remouit
Incoctas propter pulticulas nimium.
Unum sed factum uerecundor nempe referre
Quod magis occulere quam reserare decet.
Pro pudor! hoc stratus patefecit nam quoque eiusdem,
Quod plectro linguae comprimere uolui.
Hoc quicumque legis noli tu credulus esse
25
Consiliis Bachi, sed memor esto tui.
Paruus amator enim sis illius omne per aeuum,
Ne te diuersa subripiautque mala.
Das vorstehende moralische Mönchsgedicht steht in der
grofsen, aus St. Ricquier an der Somme stammenden Samm-
lung der Brüsseler Handschrift 10470—10473 von einer Hand
des zehnten Jahrhunderts, lieber diese von Bethmann für die
Monumenta Germaniae längst abgeschriebenen Dichtungen der
carolingischen Zeit berichtete eingehender Reiffenberg in dem
Annuaire de la bibliotheque roy. de Belgique IV, 104—122.
Die Anfaugsworte unseres Gedichtes klingen an Beda's „versus
de die iudicii" an : „Inter florigeras fecundi cespitis herbas."
Halle. E. Dümmler.
V. 2. oculos optutibus Hs. 3. amicis am Rande amicalibus Hs.
4. Lurgo (in der Ueberschrift Luggone) Hs. 17. Ne quantum Hs.
21. patefacit Hs.
Ein „Exultet."
(Mit einer Tafel.)
Der Antiquar S. Pickert in Nürnberg hat kürzlich ein
merkwürdiges Manuscript erworben von einer Gattung, welche
in deutschen Sammlungen wol noch nicht vertreten ist, nämlich
ein Exultet. In der Ostervigilie wurde nämlich die Osterkerze,
der cereus paschalis, eine Kerze von ungeheurer Gröfse auf
einem säulenförmigen Leuchter, feierlich geweiht; die Anfangs-
worte der Liturgie lauten: Exultet jam angelica turba caelo-
rum. Der ganze, mit Neumen versehene Text stand auf
einer sehr langen schmalen Pergamentrolle, von welcher ihn
der auf dem Ambo stehende Diacouus absang; je weiter er im
Texte kam. desto länger wurde der Theil der Bolle, welchen
227
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
228
er über den Ambo herabhangen liefs, um ihn dem Volke zu
zeigen. Hier befinden sich nämlich zwischen dem Texte regel-
mäfsig farbige Bilder, welche gewöhnlich in umgekehrter Stel-
lung gegen den Text sind, damit das Volk sie in richtiger
Lage sehen konnte. Auf der hier besprochenen Rolle dagegen
ist es nicht der Fall, und der Diaconus mufste also die Rolle
umgewendet dem Volke zeigen. Nur aus Unteritalien ist diese
Sitte bekannt, und die erhaltenen Exemplare scheinen alle dem
elften und zwölften Jahrhundert anzugehören. Die ausführ-
lichste Nachricht davon mit zahlreichen Abbildungen gibt Se-
roux d'Agincourt in seiner Histoire de l'Art par, les Monuments,
Tome II, Peinture p. 66—70 und Tome V, pl. 53—56. Eine
damals bei den Theatinern in Capua befindliche Rolle der Art
beschreibt Natale in seiner Lettera intorno ad una colonna del
duomo di Capua (es ist der Leuchter der Osterkerze) 1776,
p. 49 — 66. Raimondo Guarini in den Ricerche suU' antica
cittä di Eclano (2. ed. Napoli 1814, 4.) gibt am Ende, in den
Osservazioni sopra un rotolo Eclanese, den ganzen Text nebst
Abbildung der Gemälde.
Ueber die Herkunft und zuweilen auch über die Entsteh-
ungszeit geben die Fürbitten am Ende Auskunft; aber dem
hier vorliegenden Exemplar fehlt leider der Schlufs. Es ist
1,85 m. lang und 0,23 m. breit, von feinem, auf der Vorder-
seite sehr weifsem Pergament und besteht aus drei an einan-
der genähten Häuten. Die Schrift ist, wie auf allen diesen
Rollen, longobardisch oder beneventanisch, mit Neumen ver-
sehen und mag vielleicht dem elften Jahrhundert angehören.
Die ersten Buchstaben sind reich verziert. Die Bilder sind
von roher Ausführung: zuerst Christus, thronend zwischen
zwei Engeln, ein Buch in der Hand; dann die Kreuzigung,
oben Sonne und Mond als Brustbilder mit Fackeln; dann die
Ueberwindung des Teufels und die Befreiung der Seelen aus
der Hölle.
Weiterhin stellt ein kleineres Bild in höchst origineller
Weise die Geburt Christi dar. Der weitere Text lautet : ,,To-
tus ac plenus in te es. qui dum per virginea viscera mundo
illaveris (d. i. illaberis). virginitatem etiam crcature commen-
das. Apes siquidem dum ore concipiunt. ore parturiunt. casto
corpore non fedo disiderio copulantur. Denique virginitatem
servantes. posteritatem generant. sobole gaudent. matres di-
cuntur. Intacte perdurant. filios generant. et vires non no-
runt."
Diese fabelhafte Naturgeschichte der Bienen, mit welcher
unsere Rolle leider endigt, bildet regelmäfsig den Uebergang
zu der Wachskerze und ist mit Bildern aus dem Bienenleben
versehen.
Um den Charakter dieser eigenthümlichen Denkmäler zu
zeigen, die bei uns seltene beneventanische Schrift, und die
noch sehr kindliche Malerei, genügt das Bruchstück vollkommen.
Berlin. W. Wattenbach.
Ein „Hedwigsbecher" im gevmanischeii Museum.
Es befinden sich in Breslau einige gläserne Becher, die
als ehemaliges Besitzthum der heil. Hedwig angesehen werden.
Einen derselben hat Luchs abgebildet und beschrieben. ') Er
ist aus schwerem, gelblichem, blasenreichem Bleiglase etwa 7 "
hoch, unten mit silbernem Rande versehen, welcher auf den
Schultern von drei Engelchen aus demselben Metalle ruht.
Diese Fassung zeigt den ausgesprochenen gothischen Gold-
schmiedestil des 14. — 15. Jahrhunderts.
Der ganze Körper des Glases ist jedoch durch Schleiferei
verziert. Es sind einzelne Flächen, schräg nach innnen ge-
schliffen, so dafs die Gestalten von zwei Löwen in strengster
Stilisierung von der ursprünglichen Oberfläche stehen geblieben
sind. Einzelne eingeschliffene Strichgruppen zeigen eine Art
von Modellierung an. Nach der Beschreibung von Luchs ist
einerseits zwischen den zwei Löwen ein steifes, romanisches
Blattornament, anderseits ein unten abgerundetes, schildar-
tiges Viereck, darüber ein Stern in einer querliegenden Mond-
sichel. Der Becher war seit uralten Zeiten im Rathsarchive
aufbewahrt und befindet sich jetzt im Museum zu Breslau. Ein
zweiter, gleichfalls im Museum, war ehemals im Matthiasstifte
dieser Stadt. Ihn hatte der Meister desselben, Bartholomäus
Mandel (1567—82), neu fassen lassen.
Von einem dritten gibt Grünhagen Kunde*), indem er
einen Brief des Breslauer Bischofs, Erzherzogs Karl (1608—24)
an den Herzog von Brieg (1609—39) vom 2. Februar 1614
mittheilt, worin er vom Herzoge nachträgliche Bewilligung ein-
holt, weil er ein aus dem Besitze der heiligen Hedwig stam-
mendes Glas aus dessen Schlots Ohlau mitgenommen habe.
Da er nach Ansicht des Verfassers mit keinem der beiden ge-
nannten identisch ist, so haben wir den folgenden als vierten
zu bezeichnen.
Er befindet sich im Domschatze zu Krakau. '') Auf dem-
selben sind durch Schliff drei Thierfiguren dargestellt : ein Adler
mit aus(,'ebreiteten Flügeln und zwei von beiden Seiten sich
ihm nähernde Löwen (Fig. 1 und 2). Er ist auf einen sil-
bernen Fufs aufgesetzt, so dafs er offenbar die Bestimmung
hatte, als Mefskelch zu dienen. Darauf deuten auch die Dar-
stellungen am Fufse. Auf zweien der sechs Flächen sind pla-
stische Medaillons aufgelegt, deren eines das Veronikatuch,
das andere einen männlichen bärtigen Kopf (Johannes d. T. ?)
zeigt. Die übrigen vier Flächen haben eingravierte Verzie-
rungen: Samson mit dem Löwen und den Pelikan, der für
') Romanische und gothische Stilproben aus Breslau und Treb-
nitz, Seite 12. 13 und Fig. 16.
^) Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 16. Bericht des
.... Vereins f. d. Musenm schlesischer Alterthümer, S. 92.
') Abgebildet in Monuments du moyen-äge et de la Renais-
sance dans l'ancienne Pologne par A. Przezdziecki et A. Rasta-
wiecki, sowie in des Verfassers Buch : Die mittelalterl. Kunstdenk-
male der Stadt Krakau, woher die Abbildungen Fig. 1 u. 2 ge-
nommen sind.
229
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
230
seine Jungen sein Blut gibt einerseits, anderseits eine Hei-
lige, vor welcher ein Abt kniet, lieber die früheren Schicksale
des Kelches ist nichts bekannt; 1641 schenkte ihn Sigismund
Porembski der Kirche der heiligen Hedwig zu Ivrakau, und als
diese um die Wende des vergangenen Jahrhunderts aufgehoben
wurde, kam der Kelch an den Domschatz.
Fig. l.
ihn mehrere Jahre nicht los werden konnte, weil ihn niemand,
selbst der Sage nach verschiedene Museumsdirektoren nicht,
seinem Werthe nach erkannte. Als jedoch die vorjährige
Münchener Ausstellung einen der Breslauer Hedwigsbecher zur
Schau brachte , wurde auch der fragliche rasch gewürdigt,
gieng von Besitz zu Besitz, bis ihn ein bekannter, hervorragen-
der dortiger Künstler erwarb, der ihn unserem Museum ab-
trat, nachdem er ein weit höheres Offert eines ausländischen
Privaten abgelehnt hatte.
Auch dieser Becher hat eine gothische Fassung, freilich
höchst einfach und nur von vergoldetem Kupfer. Er sollte of-
fenbar als Reliquienbehälter oder etwa als Ciborium dienen
und hatte deshalb die fragliche Fassung erhalten. Ob auch
ihn ehemals die Tradition mit der heiligen Hedwig in Ver-
bindung gebracht, ist nicht bekannt. Wenn Verfasser die
übrigen Hedwigsbecher genügend in Erinnerung hat, so ist
das Glas etwas gelber als die übrigen, (es spielt mehr in's
Braune, als in Grüne) und etwas reiner. Es gleicht beinahe
einem Glasflusse, welcher einen Halbedelstein imitieren sollte.
Er hat mit der Fassung eine Höhe von 29,2 cm. (Fig. 3) ; das
Glas selbst hat 9,.j cm. Höhe und einen oberen Durchmesser
von 9,2 cm. Es sind darauf drei Thiere dargestellt, die, nach
der gleichen Richtung gehend , einander folgen : zwei Löwen,
fast identisch mit jenen des Breslauer und des Krakauer Be-
chers und ein Greif (Fig. 4). Der Fufs zeigt drei Ausschnitte,
Fig. 2.
Ein fünfter solcher Glasbecher fand sich jüngst im Han-
del vor und wurde für das germanische Museum erworben.
Nachrichten über die Schicksale dieses Bechers sind, wie bei
fast allen durch Händlerhände gegangenen Stücken, unbekannt,
da der Handel alle früheren Spuren, wo er sie nicht vernich-
ten kann, verschweigt, oder durch absichtlich falsche Nachrich-
ten entstellt. Wir wissen nur, dafs vor einigen Jahren ein
Privater aus Stuttgart den Becher in der Schweiz gekauft hat,
ihn, weil er ihm nicht glänzend genug für die Ausstattung
seiner Zimmer wirkte, an einen Händler in München gab, der
die wol von vornherein für eine Metallfassung gemacht, bei
der jetzigen aber überflüssig sind.
Die grofse Uebereinstimmung der Becher unter sich zeigt,
dafs wir es mit Erzeugnissen einer schwunghaft betriebenen
Industrie zu thun haben. Die Hedwigstradition war bis jetzt
stets unangezweifelt geblieben, und es kann auch nicht gerade
auffallen, dafs eine Fürstin des 13. Jahrhunderts (die Heilige
starb 1243) eine Reihe ähnlicher Gläser besessen, obwohl eine
Mahnung zur Vorsicht in Aufnahme der Tradition darin liegt.
Absolut identisch sind sie jedoch nicht und so der Gedanke
231
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
232
ausgeschlossen, dafs, wie bei den bekannton Lutherringen, später
Nachahmungen eines Originals gefertigt worden seien. Oftenbar
aber haben wir es mit einer Industrie zu thun, die in Verbin-
dung mit der Kr^-stall- und Gemmenschneiderei stand. Schon
das klassische Alterthum hatte Gefäfse, welche aus einem Stein
herausgeschliffen und geschnitten waren. Es hatte aber auch
Glas als Surrogat für Stein verwendet. Die klassische Form-
vollendung schwand, die Technik rettete sich in das Mittel-
alter. Wie man im Mittelalter Edelsteine für Ringe schliff
und in sie einschnitt, wovon Proben allerdings unendlich sel-
tener als aus der klassischen Epoche, so sind auch Geräthe
und Gefäfse, aus Bergkrystall geschliffen, bekannt, die dem Mit-
telalter angehören. Wir erinnern u. A. an jene kostbaren
Stücke zu Quedlinburg, an die Mefskännchen in Privatbesitz zu
Köln ■») und in der Marcuskirche zu Venedig =*), an das Kännchen,
jetzt Reliquiar der Kirche St. Georges les Landes") (Haute
Vienne), den Knauf des ungarischen Königsscepters u. s. w.
Man schreibt allen diesen Werken orientalischen Ursprung zu.
Sicher ist auch die Thierwelt des romanischen Stiles aus dem
Nr. 4.
'^M^ ..J^^^-^^rm^'
dafs es wol die Gewebe waren, an welchen unsere abendlän-
Fig.
Orient zu uns gekommen. Springer hat darauf hingewiesen,
*) Abgebildet in den Mittheilungen der k. k. Central-Commis-
sion für Baudenkmale, IX. Jahrg., Seite 10, Fig. 6.
5) Daselbst Seite 15. 16, Fig. 9-
«) Daselbst Seite 17, Fig. 13.
■11.
dischen Meister ihre Phantasie belebten. Aber man hatte die
Thierwelt bei uns heimisch gemacht, und wir haben deshalb
nicht nöthig, allen Gegenständen, die mit Thieren geziert sind,
orientalischen Ursprung zuzuschreiben. Dafs der Stil unserer
Gläser ein etwas anderer ist, namentlich ein härterer, als bei
233
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
234
den genannten Arbeiten aus Bergkrystall, ist freilich kein genü-
gender Grund, sie für abendländisch zu halten, da ja mehrere
hundert Jahre inzwischen liegen, während welcher die Kunst
auch im Oriente sich änderte.
Für die Beurtheilung wichtig scheinen mir die Schilde
über dem Körper des Löwen. Ob die Dreiecke auf denselben
heraldische Bedeutung haben, ob also nicht blos die gemein-
same Industrie, sondern auch gemeinsame Bestimmung alle
jene Becher vereinigt, mag dahingestellt sein. Die Gestalt
der Schilde verweist uns auf das 13. Jahrhundert, wo die Be-
zeichnung der Gegenstände durch Wappen bei uns noch sehr
selten war. Ob die Becher etwa arabisch sein und die Schilde
der muselraännischen Heraldik angehören können, ist uns
nicht klar. Die Thiere selbst haben sicher, wie alle der ro-
manischen Periode, soweit nicht symbolische Bedeutung in ihnen
liegt, keine heraldische, sondern nur ornamentale.
So lange als etwa nicht Orientalisten jene Schilde und
damit die Thierfiguren und Becher für sich mit Gründen in
Anspruch nehmen, bleiben wir dabei, jenen Hedwigsbechern
abendländischen Ursprung zuzuschreiben.
Nürnberg. A. Essenwein.
Beiträge zur Geschichte Jaiuitzers.
Die Veröffentlichung des noch ungedruckten Testamentes
Wenzel Jamitzers, sowie der aus den Rathsverlässen der Reichs-
stadt Nürnberg geschöpften Nachrichten über diesen hervor-
ragenden Künstler wird dem Kunsthistoriker nicht unwillkom-
men sein. Es ergeben sich daraus über sein Leben und Wir-
ken als Mensch und Künstler neue Aufschlüsse, die um so zu-
verlässiger, als sie gleichzeitig und amtlicher Natur sind.
Bei den verhältnifsmäfsig spärlichen Nachrichten über Ja-
mitzer und dem hohen Interresse, das er beanspruchen darf, ist
auch dem Unbedeutenderen die Aufnahme nicht versagt worden.
Bezüglich des Namens dürften einige vorläufige Bemer-
kungen am Platze sein.
Die Familie Jamitzer stammt höchst wahrscheinlich aus
dem Städtchen Jamnitz in Mähren, nach dem sie in der neuen
Heimat ihren Namen empfieng. Auf Mähren weisen auch die
nahen Beziehungen Wenzels zu dem aus der Iglau in Mähren
gebürtigen Valentin Maler'), den er nach Nürnberg herüberzog
und seiner Tochter Marie vermählte 2).
Hienach müfste Jamnitzer geschrieben werden, wie auf
einigen Medaillen,''), wo aber auch Jamitzer vorkommt, und
auf dem Epitaph steht*).
Die Form „Jamnitzer" indefs, welche ohne Zweifel die
■) Rathsverlafs vom 12. Febr. 1569.
') Ebendas. und vom 14. April 1579, dann Testament.
') S. den Aufsatz von R. Bergau im Anzeiger, 1874, 177 ff.
*) R. Bergau im Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst,
1874, Nr. 11.
ursprüngliche, ist schon zur Zeit unseres Künstlers dem leichter
auszuprechenden „Jamitzer" gewichen, zum wenigsten in den
amtlichen Aufzeichnungen. So schreiben die Rathsverlässe
(49 mal) Gamitzer oder Jamitzer, zweimal auch Ganitzer; letz-
tere Schreibweise, welche nur in den ersten Jamitzer berüh-
renden Rathsverlässen vorkommt, ist eben deshalb eher auf
Rechnung eines unrichtigen Auffassens durch das Gehör, als
der Neigung, dem Dialekt widerstrebende Laute umzumodeln,
zu setzen. Aus diesem Bedürfnisse gieng vielmehr die Form
Gamitzer oder Jamitzer hervor. Das G, welches anfangs in
den Rathsverlässen vorwaltet, später aber durch das richtigere
J verdrängt wird, findet in der Vorliebe der älteren Nürnberger
Mundart für diesen Konsonanten an Stelle des verwandten J
seine Erklärung.
Im Bürgerbuch der Stadt Nürnberg (20. Mai 1534) steht
Wentzel Gammitzer, im Meisterbuch (29. Juli 1534) Wenntzel
Jamitzer, ebenso im Todtenbuch der Pfarrrei St. Sebaldi (19.
December 1585).
Schwerer wiegend, ja entscheidend unseres Erachtens, ist
das Testament, welches ebenfalls die Form Jamitzer hat. Denn
das Testament wurde unter seiner innigsten Betheiligung und
Aufsicht abgefafst ; und so ist wohl anzunehmen , dafs er selbst
sich dieser J'orm bediente.
I. Testament Wenzel Jamitzers.
12. August 1584.
Ich Wenntzel Jamitzer goJtschmidt, auch burger vnnd des
deinen raths der statt Nurmberg bekenn vnnd thue kunnth
öffentlich in craft dits briefs das ich in betrachtung dises zer-
gennglichen lebens bey guether wesenlichen Vernunft vnnd der
zeit noch gott lob gesundten leibs gannz frey willkhürlich vnd
auß selbst aigner bewegnuß rechts wissens mir furgenomen
hab mein testament vnd entlichen lezten willen zu machen vnnd
aufzurichten, ich seze vnnd ordne auch das alles also wie mir
die recht vnnd diser ehrlöblichen statt Nurmberg reformation
zulest vnnd will das solches zum getreulichsten volzogen vnnd
exequirt werden soll darüber ich außtrucklich bezeuge Vnnd
erstlichen so beuihle ich meinen leib vnnd seel in gottes gene-
dige erbarmung, ich tröste mich auch des verdiennsts vnd ge-
nuegthuung meines herrn vnnd seligmachers Christi Jhesu.
Wann ich dann in Christo meinem Herrn entschlafen bin das
mein todter leichnam andern Christen menschen meines standts
gemeß ehrlich zur erden bestattet vnd begraben werde alda
hoffe ich neben andern christglaubigen der herrhchen vnnd
frölichen auferstehung zum ewigen leben zu erwarten.
Darauf schicke vnnd schaffe ich in den gemeinen allmuß-
casten alhie zu Nurmberg zehen gülden in munntz.
Item dem würdigen herrn magister Hainrich Schmidel
der zeit predigern in S. Sebaldts pfarrkirchen alhie schaffe
ich zu guether christHclien gedechtnuß zehen gülden.
Item Agnesen meiner mumen welche bey mir nunmehr
vber funnf vnnd zwaintzig jähr lanng gedienth hat vnnd noch
235
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
236
schaffe ich vmb irer ehrlichen diennst willen funnfzig gülden
vnnd will das ir ir ausstendiger lidlohu was sich in rechnung
erfinden wirdt auch erbarlich zngestelt vnnd souerrn sie vf die
zeit meines tödlichen abganngs noch bey mir diennet, so will ich,
das ir vber obberuertes legat vnnd lidlohu noch funnftzigk gülden
von meiner verlasseuschaft geraicht vnd gegeben werden sollen.
Ferrner erstgedachter meiner mumen Agneseu Schwestern
souil derselben meinen todtsfahl erleben werden schaffe ich
jeder sonderlich vier gülden.
Item meines lieben bruedern Albrechten Jamitzers seligen hin-
terlaßeuen kindern souil meinen todtsfalhl erleben schaffe ich je-
dem sonnderlich funnf gülden mein im besten darbey zu gedencken.
Vnnd dann gedachts meines bruedern seligen wittib schaffe
ich mein zu guether gedechtnufj acht gülden.
Mer Ursula weilunudt Simon Aufdieners goldschmidts vnd
burgern alhie seligen wittib meiner lieben geschweyen schaffe
ich zehen gülden mein zu guether gedechtnup.
Item Ursula Holweckin jetzt , Sebastian Wurstin alhie
schaffe ich zehen gülden vnnd ihren mit gedachtem Holwecken
erzeugten kindern jedem mein contrafect von Silber mein zu
guether gedechtnuß.
Vnnd nach dem ich vnnd Anna mein liebe Ehewurthin
selige vnns im verschinen der wenigem zal 63. jähr bede
eines testaments also verglichen das vnnsere zuuor ao. 1534
aufgerichte heirathsbrief vnnd heirathsgedinng cassiert vnnd
aufgehebdt vnnd also zwischen vnns (da sich ein fahl an vnnser
einem begibdt) ein versampte heirath sein vnnd pleiben soll
in welchem testament wir geordnet das das pleibendt ehegenoß
in vnnser beder haab souerr es seinen wittibstanndt nicht ver-
ruckt mit erziehung vnd hinbringung der vnuerheiratheu kinder
sitzen pleiben soll dieweiln ich aber seit gedachter meiner
lieben Ehewurthin seligen absterben vnuerheirath gepliben vnnd
wie sich geburth bißhero also gehauset das ich gott lob mehr
erobert dann eingepuest vnnd aber vf gedachter meiner lieben
ehewurthin seligen absterben irem letzten willen gemeß vnnd
meiner kinder vorwissen des inventirns erlassen dessen sie auß
gehörten vrsachen wol ergötzt werden sollen vnd so innen dann
kein muetherlich gueth an gewiser Suma (weiln nicht inuentirt
worden) gerechnet werden kann, so pleipen sie vnnd jedes was
ich ime vergönne billich mit jetziger erbschafft zufriden.
Vnnd ob ich wol vrsach hette meinem söhn Hannsen Ja-
mitzer das jhenige so er mir schuldig pliben vnnd ich für ine
bezalt habe alles in künnftiger thailunng einzuwerffen zu uer-
ordnen, dieweilen er sich aber diser zeit widerumb in ein
bürgerlich leben eingestelt vnnd also ich mit ime seines jetzigen
Verhaltens wol zufriden der hoffnung er soll sich in konnftig
wenigers nicht alls ime wol billich zusteet vnnd geburth er-
zaigen, derhalben ist mein will vnd maiuung das ime in könnf-
tiger erbschaft't für alles das Ihenige so ich ime gelihen vnd
für ihne bezalt mehrers nicht dann nur einhundert gülden
abgezogen vnnd zugerechnet werden soll. Das vbi-ige aber
will ich ime auß freyem vätterlichen guethen willen verschafft,
geschenkt vnd nachgelassen haben des Versehens er werde sich
vorthin noch mehr heußlich vnnd eingezogen verhalten vnnd
solches zu sonderm danck von mir annemen vnnd erkennen.
Was ich nun vber solches alles weiteres oder mehrers
hinter mir verlassen es sey an ligenden oder vahrenden haab
vnnd guethern, kunnststucken vorrath vnnd allem andern wie
das namen haben mag nichts außgenommen vnnd hindan ge-
setzt vnnd in suma was ich vber obberuerte legat hinterlassen
werde dasselbige alles vnnd jedes schicke vnnd schaf ich erstlich
Hannsen vnd Abraham meinen beden söhnen dann Anna Hann-
sen Strauben vnnd Maria Valenthin Malers beder burgern al-
hie ehelichen hausfrauen, meinen beden döchtern, deßgleichen
meiner dochter Susanna Marthin Holweckin seligen hinterlaß-
nen kindern meinen eniglein welche anstatt irer muether seli-
gen für ein persohn gerechnet werden sollen Vnnd will also
bemelte meine liebe kinder vnnd eniglein in der vbermaß mei-
ner vnuerscbafften haab vnnd guether für meine rechte vnnd
wahre erben ernauntb, erwölt, instituirt vnnd eingesetzt haben,
mein darbey alls ires getreuen lieben vatters vnd anherrn
jeder zeit im besten zu gedenncken.
Welches aber nun vnter meinen kindern von zeit Anna
meiner lieben Ehewirthin seligen absterben biß vf meinen tödt-
lichen abganng etwas beweißlichs an gelt oder fahrenden haab
empfanngen hat, ist mein will vnnd mainung das ein jedes
das jhenige so es albereith eingenomen in gemeine erbschaft
wider einwerfen oder so lanng still stehn soll, biß der andern
eins auch souil bekomet was ich aber für meinen söhn Hannsen
hievor betzalt soll es bey obstehendem seinem gesetzten punc-
teu der einwerfung halber gentzlich pleiben.
Vnnd ist hiemit an meine liebe söhn, döchter vnnd enig-
lein vnnd in sonnderheit an ein jede persohn samptlich mein
vatterlich begern vnnd maiuung dessen ich mich zu inen
genntzlich versehen haben will das sie mit danncksagung solches
was innen durch den segen gottes (welches mir zu erobern
wol säur worden) von mir erblich werden mag in fridlicher
ainigkeit tliailn vnnd das je eins dem andern in aller gottes
forcht (dartzu ich sie jeder zeit genntzlich gehalten^ gehorsam
vnnd getreuw sein soll welches ich von inen mir zu ehrn
zu beschehen verhoff'e. Vnnd souerrn aber meiner kinder
vnnd erben eins oder mehr dises mein testament anfechten
oder sich sonnsten widerwertig oder strittig erfinden vnnd er-
weisen wurdet, dem oder denselben vngehorsamen vnnd zänn-
ckischen will ich hiemit eben mehrers nicht dann nur die plose
legittima vnnd notherbschafft verordnet vnnd verschafft das
vbrige aber will ich den dannckbaren vnnd benuegigen meinen
erben in ire thailung geordnet vnnd verschafft haben.
Darauf setze vnnd benenne ich zu executorn vnnd auß-
richtern dises meines testaments vnnd letzten willens die er-
barn Mathes Hartmann vnnd Georgen Kinsecker notarium bede
meine liebe Schwäger bürgere alhie gib inen hierauf \ ollen
gewaldt dises mein testament alles seines Inhalts zum getreu-
lichsten zu uolziehen vnnd anßtzurichten dessen ich inen vnnd
237
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
238
alles guethen genutzlich wol vertraw vnnd glaube schaff der-
halben ir jedem für seine muhe vnnd zu meiner gedechtnu(3
ein Silber vergult trinckgeschirr von einer marck silber.
Ob aber dises mein geschafft an icbten was zu einem
zierlichen testament gehörig gebrechlich were, so will ich doch,
das es zum wenigsten alls ein codizill mundtlich letzter will
oder alls ein vbergab auf den todtsfahl gestelt gegen menig-
lichs ansprach vnnd verhinterung creftig sein voltzogen vnnd
gehalten werden soll darüber ich bezeuge.
Yedoch bedinnge vnnd behalte ich mir hiemit außtruck-
lich beuor dises mein testament zu endern zu mindern, zu
mehren, gar ab, vnnd ein anders von neuen zu thun wann vnnd
wie offt ich will, dieweiln ich lebe.
Actum 12. Augusty ao. 1584.
Aufschrift : Testament des erbarn vnnd weißen hern Wenzel
Jamitzers burgern vnnd des deinen raths diser statt Nurmberg
alhie ertzeugt vnd auffgerichtet den 12. Augusty ao. Christy 1584.
rp -. ^ Leonhardt Dilher
Inannß Waltter
Jjc ccc geschriben.
Nürnberg. Ernst Mummenhoff.
Buntglasierte Thonwaaren des 15.— 18. Jahrhunderts
im germanischen Museum.
XX.
Die seither betrachteten Arbeiten zeigen zwar verschiedene
Härtegrade des gebrannten Thones. Im Allgemeinen kann man
sie aber sämmtlich als weiche Masse bezeichnen. An verschie-
denen Orten Deutschlands hatte sich jedoch auch eine stän-
dige Industrie ausgebildet, welcher Thonwaaren aus harter
Masse, sog. Steinzeug, zu verdanken sind, welche von ihren
Sitzen aus auf Handelswegen ganz Deutschland ihre Erzeug-
nisse zugeführt und weit über dessen Grenzen hinaus ihren Markt
hatte. Eine Reihe solcher Sitze fand sich in einer Anzahl
kleiner Städtchen des Rheingebietes zerstreut. Man hat in
jüngster Zeit in erfolgreichster Weise die Herkunft der einzel-
nen Gruppen in sich gleicher, von andern verschiedener Thon-
waaren festgestellt, indem einerseits die Archive Notizen gelie-
fert, anderseits die Töpferstätten untersucht wurden, wo Trüm-
mer sowie Ansschufswaaren, weggeworfen. Berge und Halden
gebildet hatten, die Generation über Generation aufgehäuft. Da
naturgemäfs die höheren Schichten jüngere Waare, die tiefern
ältere zeigen, da sich einzelne Jahreszahlen fanden, da jede
Schichte in ■ sich Verwandtes enthielt, so gelang es sorgfältiger
Untersuchung, für mehrere einzelne Orte festzustellen, welche
Formen nach und nach in Gebrauch gekommen, und wie sich
stufenweise Fabrikat, Formenbildung und Glasur der Arbeiten
änderte. Im Wesentlichen zeigt sich bei allen, im Gegensatz zu
den von uns betrachteten Arbeiten, dafs neben der Güte des Zeugs
die plastische Verzierung für sie charakteristisch ist. Origi-
nelle Formen, meist von grofsem Adel der Erscheinung, treff-
lich berechnete, echt künstlerisch angelegte Gliederung, feiner
Wechsel einfach gehaltener und ornamentbedeckter Theile zei-
gen uns die Meister, welche jene Formen erfunden als bedeu-
tende Künstler, auch wo etwa die Modellierung einzelner Fi-
guren zu wünschen übrig lärst. Die Arbeiten sind zwar gla-
siert, meist jedoch einfarbig, und fallen daher zunächst nicht in
den Bereich unserer Abhandlung. Die schönen, gelblichen Ar-
Pig. 1.
beiten von Siegburg, die braunen von Frechen und Raren sind
so charakteristisch, dafs wir das thatsächliche Vorkommen
wirklich bunter Arbeiten aus diesen Fabrikationsstätten als
vereinzelte, sehr interessante Ausnahmen anzusehen haben. Da-
gegen verpflichtet uns die Ueberschrift, allerdings von jenen
Gefäfsen Notiz zunehmen, die, meist in Grenzhausen, aber auch
an einigen andern Orten der Gegend von Koblenz gefertigt,
graue Farbe zeigen, die durch blaue (bei spätem Werken auch
durch violette) Färbung im Einzelnen wirklich bunt zur Er-
scheinung kommen. Wir bilden daher in Fig. 1 und 2 zwei
solche Krüge ab, von denen der erste, die Jahreszahl 1588
tragend, 27 cm., der zweite 20,5 cm. hoch ist. Wie jedoch
aus den Abbildungen ersichtlich, liegt die Bedeutung auch die-
ser Krüge in der Plastik und nicht in der Färbung, um so
mehr, als das dunkle Blau derart flüssig und flüchtig aufge-
tragen ist, dafs es sich eben auf jene F'üllungen, die es
239
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
240
ursprünglich durch dunklere Färbung noch mehr hervorheben
sollte, nicht beschränkt, sondern auch oft die erhöht stehen-
den Ornamente überdeckt hat.
Es findet sich jedoch noch eine andere Gruppe von harten
Steinzeugarbeiten, bei denen die Farbe eine hervorragende Rolle
spielt und wesentlich die künstlerische Erscheinung bedingt.
Zwar sind auch diese Arbeiten plastisch und aus Formen geprefst;
sie haben jedoch wenig künstlerische Gesanimtform. Bei vie-
Fig. 2.
len sieht man, dafs geradezu verschiedene -kleine, in sich un-
zusammenhängende Einzelformen dem Töpfer zur Verfügung
gestanden, aus denen er einzelne Figuren und Ornamente prefste,
die er dann, oft roh, auf den Körper des Kruges auflegte und
die sodann beim Brennen angeschmolzen wurden. Häufig ge-
nug ist beim Aufsetzen der Dinge auf das Gefäl's unter den
Händen des Töpfers die Form derselben wieder fast unkennt-
lich geworden. Die Farbe dieser Gefäfse ist dunkelbraunroth,
und manche sind einfach in dieser Gestalt in den Handel ge-
kommen. Bei anderen jedoch ist durch bunte Emailfarben
eine förmliche Polychromie eingetreten ; die Farben sind Weifs,
Gelb, Roth, Violett, Blau, Grün, Braun und Schwarz, Fleisch-
farbe u. s. w. Dazu kommt noch Vergoldung, sowie schwarze
KonturzeichnuDg, welche derartig bunten Krügen ein sehr rei-
ches Aussehen geben. Die Farben haben eine glänzende Fri-
sche, welche die aller Faienceu weit übertrifft, oft aber, wo
die Sorgfalt des Malers keine grofse war, die Arbeiten grell
und roh erscheinen läfst.
Am häufigsten finden sich die Figuren der Apostel einzeln
zwischen architektonisch oder anders getheilten Feldern, oder
auch in einer Reihe neben einander. Es sind die unter dem
Namen „Apostelkrüge" bekannten Werke. Die Darstellung der
Apostel ist geradezu vorherrschend, so dafs mitunter auch jene
Fig. 3.
Krüge dieser Fabrikation, welche Darstellungen enthalten, die
allen erdenklichen andern Gebieten entnommen sind, ,. Apostel-
krüge- genannt werden, weil unter diesem technischen Aus-
drucke jedermann sofort das Fabrikat kennt.
So viel verbreitet diese Arbeiten sind, so sehr gerade sie
das Interesse der Sammler, der Liebhaber, der Händler er-
wecken, so wenig ist doch für die wissenschaftliche Feststellung
derselben bis jetzt gethan. Sogar der Ausdruck „Apostelkrüge"
ist ein von Händlern und Sammlern unserer Zeit gefertigter
neuer. Man nimmt an und verbreitet, dafs sie in dem ehe-
mals markgräflich braudenburgischen Städtchen Creufsen in
Franken gefertigt seien. Es liegt kein Grund vor, an dieser
Tradition zu zweifeln ; aber eine wissenschaftliche Untersuchung
und Feststellung ist bis jetzt nicht erfolgt.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JW8. • August.
Chronik des germanischen Museums.
Xiirnberg, den 10. Juli 1877.
Wir geben diesmal unsere Mittheilungen einige Tage früher
als gewöhnlich in die Presse , damit sie die zum Jubiläum des
Museums kommenden Gäste begrül'sen können, denen wir ein herz-
liches Willkommen zurufen. Mögen sie an der Anstalt Freude
empfinden, die durch ihre Theilnahme gehoben worden ist! Möge
das Fest aber allen ein Sporn sein zu neuem Eifer, zu neuen
gemeinsamen Anstrengungen, die uns zum gedeihlichen Ziele
führen !
Wir sind in der erfreulichen Lage, melden zu können, dal's
das bevorstehende Fest bereits zu neuen Gaben und Stiftungen
Anregung gegeben. So hat Herr Buchdruckereibesitzer W. Tümmel
sich bereit erklärt , im Neubau , dessen Grundstein beim Feste
gelegt werden soll, ein Fenster für den Betrag von 500 m. her-
stellen zu lassen.
Von Herrn Freiherrn v. Hauch in Haunsheim bei Lauingen sind
uns als Geschenk 300 m. zugegangen , ebensoviel von Herrn Ban-
quier Cnopf, der Firma Heim und Heller und einem Ungenann-
ten dahier, je 100 m. von Herrn Kaufmann M. L. Gutmanu
Sohn, sowie der Firma Seckendorf, le Vino u. Comp, beide in
Nürnberg.
In den Kreisen der Buchdrucker und Buchhändler macht die
Subscription für unsere Incunabelnsammlung beträchtliche Fort-
schritte. In einigen Städten bemühen sich einflulsreiche Männer
bei ihren Collegen. Leider liegen uns die Listen im einzelnen
z. Z. nicht vor, und wir müssen die Veröffentlichung für nächste
Nummer zurückstellen. Heute schon können wir indessen melden,
dafs die Herren Jos. Bär in Frankfurt a/M. 100 m. , W. Ritter
V. Braumüller in Wien 100 m., A. Enslin in Berlin 30 m., F. Göbel
in Stuttgart 20 m. , E. Manz in Regensburg 50 m. , Just. Perthes
in Gotha 300 m. , U. E. Sebald in Nürnberg 50 m., W. Tümmel in
Nürnberg 50 m. gespendet haben. Die Summe von 300 m. verdan-
ken wir dem Frhrl. v. Tucher'schen Gesammtgeschlechte, ebenso-
viel Herrn Th. Frhrn. v. Tucher in Nürnberg.
Das Verzeichnil's der übrigen Beiträge folgt in nächster Nummer.
Unsern Sammlungen giengen folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7812—7822.)
Amberg. Georg Freiherr Lochner v. Hüttenbach,
Gutsbesitzer ; Wappen der Pfinzing und Gugel , Glasgemälde des
16. Jahrhunderts. — Augsburg. Caspar Haugg, Antiquar: 9
Blätter Photographieen von Druckproben. — München. A. Höchl,
Kunstmaler und Gutsbesitzer: 8 Blätter Photographieen nach Grab-
denkmalen und sonstigen Skulpturen, 12.— 17. Jahrb. Lindner,
Kupferstecher: 8 Blätter Stiche des Herrn Geschenkgebers. —
Nürnberg. S. Benda, Antiquar : Sackkalender v. 1797 u. Taschen-
kalender V. 1 795. Distel, Fabrikbesitzer :Pessingenes Astrolabium
von Georg Hartmann 1532. Domeyer, Privatier: Goldwage u.
Gewichte vom Jahre 1704. S. Pickert, Hofantiquar: Venetianer
Glasflasche, 16. Jahrh. L. Ritter, Maler u. Kupferstecher: 4
Blätter Entwürfe zu Gartenanlagen, 18. Jahrh. W. Tümmel,
Buchdruckereibesitzer; Thonfigürchen vom 14. Jahrb., bei Ausgra-
bung eines Kellers in Nürnberg gefunden.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 37,056 — 37,090.)
Amsterdam. Kon. oudheidkundige Genootschap: Dies.
Jaarverslag etc. 1877. 8. — Berlin. Kais, statist. Amt: Dass!,
Monatshefte etc.; 1877, Maiheft 4. Verein „Herold": Ders.,
Vierteljahrsschrift etc.; 1877, 2. Heft 8. — Briix. Co mm. Real-
u. Obergymnasium : Löffler, kurze Darstellung der wichtigsten
Bestrebungen zur Sicherstellung der Nilquellen. 1877. 8. Pr. —
Düsseldorf. Dr. J. Schneider, Professor: Ders., neue Beiträge
zur alten Geschichte und Geographie der Rheinlandc; 10. Folge
1877. 8. — Erfurt. Kön. Akademie gemeinnütziger Wis-
sensch. Dies.. Jahrbücher etc.; neue Folge, H. VII — IX. 1873. u.
77. 8. — Frankfurt a. 0. Histor. statist. Verein: Ders., Mit-
theilungen etc.; 9.— 12. Heft. 1873. 8. — Freiburg. Societe d'hi-
stoire du ofinton de Fribourg: Dies., recueil diplomatique
etc., 7nie annee. 1863. 8. — Genf. Societe d'histoire et d'ar-
cheologie de Geneve: Dies., menioires et documents. etc; t.
XIX, 2 livr. 1877. 8. — Halle. Buchhandlung des Waisen-
hauses: Zeitschrift für deutsche Philologie; Bd. VIII, 3. 1877.
8. — Hermannstadt. Heinr. Herbert, Gymnas. - Prof. : Ders.,
Beiträge zur Geschichte von Schule u. Kirche in Hermannstadt
zur Zeit Carl's VI. 1877. 8. — Kopenhagen. Kong. nordiske
Oldskrift-Selskab: Dies., Aarbuger etc. 1875. 8. Memoires
etc.; nouv. ser., 1875—76. 8. — Köthen. Dr. R. All ihn, Hofrath:
Catalogus oder Verzeichnus der Bücher, welche Samuel Seifisch
verleget vnd drucken lassen. 1608. 4. — Kreuznach. Antiquar,
histor. Verein f. Nahe und Hunsrücken: Engelmann, die
Sammlung des antiquar.-liistor. Vereins zu Kreuznach. 1877. 4. —
Leipzig. Otto Spam er, Verlagshndlg-. : Müller und Mothos. ar-
chäolog. Wörterbuch; 23.-25. Lief. (Schluls.) 1877. 78. 8. —
IMagdeburg. Verein f Geschichte u. Alterthumsk. des Her-
zogth. u. Erzstifts Magdeburg: Ders., Geschichts-Blätter
etc., 12. .lahrg. 1877, 2. Heft. 1877. 8. - Montauban. Societe
archeologique de Tarn - et - Garonne : Dies., bulletin
archeologique etc.; t. V, 2. trim. 1877. 8. — München. Histor.
Commission bei der k. b. Akademie d. Wissensch.: AU-
gem. deutsche Biographie; 21—25. Lief. (5. Bnd.) 1877. 8. Briefe
und Acten zur Geschichte des dreilsigjäbrigen Krieges ; 3. Band :
Ritter, der Jülicher Erbfolgekrieg. 1877. 8. —St. Nicolaus. Oud-
heidkundige Kring van het Land van Waas: Ders. An-
nalen etc.: VI. Deel , 4. Aflev. 1877. 8. — Nürnberg. Agentur
der Gothaer Lebensversicherungsbank; Emminghaus,
zur fünfzigjährigen Jubelfeier der Lebensversicherungsbank für
Deutschland zu Gotha. 8. Dr. Gottl. Merkel, k. I^ezirksarzt;
Der entlarvte Bösewicht, oder die Geschichte Job. Gabr. Legankers.
1782. 8. Bufs- und Strafpredigt über das Leben und Ende eines
Gottlosen, 1782. 8. Hystoria von eynem stolzen Schalk. 1782. 8.
Wöchentliche Frage- und Anzeige-Nachrichten. 4. Verschiedene
Gedichte auf die Betrügereyen eines verschmitzten Bössewichts.
1782. 8. Mit 5 handscbriftl. Beilagen. Gottfr. Lohe, Bnchhdlg. :
Wilh. Löhe's Leben; 2. Bd. 1. Hälfte 1877. 8. — Paderborn. Ferd.
Schöningh, Verlagshdl. ; Weinhold, mittelhochdeutsche Gramma-
tik, 1877. 8. V. Muth, Einleitung in das Nibelungenlied. 1877. 8.
Meyer, Sprache und Sprachdenkmäler der Langobarden. 1877. 8.
251
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
252
— Strassburg. Dr. F. '\V. Bergmann, Univers.-Prof. : Des Heh- 8. — Wien. Heraldisch-genealog. Verein „Adler": Ders.,
ren Spriiche (Iläva Mal) u. altnord. Sprüche, Priameln und Runen- Jahrbuch; 3. Jahrg. 1876. 4. Dr. Th. Sickel, Univers.-Prof.:
lehren, krit. hergestellt, übersetzt und erklärt v. ßergmaiai. 1877. Ders., Beiträge zur Diplomatik VI. 1877. 8. Sonderabdr.
Schriften der Akadeniieeii, Museen nnd historischen Vereine.
Miscellanea di storia italiana. Edita per cura della
regia deputazione di storia patria. Tomo XVI. Primo
della seoonda serie. Torino. 1877. 8. XXVIII u. 717 Stn.
Relazione del Piemonte del Segretario francese Saint-Croix.
Von M. Antonio. — Tasse per refiuto a diverse cariche nella Re-
pubblica Fiorentina. Von P. Vincenzo. — La Ribellione di Fi-
lippo senza Terra narrata da un contemporaneo. Von E. Bollati.
— Ambasciata di Francesco Manfredi di Luserna a Praga nel 1604.
Von P. Vincenzo. — Dei prinii conti di Savoia e della loro Sig-
noria sulla Valle d'Aosta di Giantommaso Terraneo. Von E. Bollati.
Heraldisch- geneal ogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines Adler in Wien.
VI. Jahrg. 1876. XVII, u. 174 Stn.
Jahrbuch etc. III. Jahrg. Mit 10 Bildtafeln u. 43 i. d. Text
gedruckten Illustrationen. Wien. 1876. 4.
Vereinsangelegenheiten. — Verzeichniis der an geistliche Wür-
denträger während der Regierung Sr. Maj. d. Kaisers Franz Josef I.,
bis Ende des Jahres 1875 verlieheneu Wappenurkunden. — Ver-
zeichnii's derjen. Gemeinden (Städte u. Märkte etc.), welchen von
Sr. Maj. d. Kaiser . . Franz Josef I .... bis . . 1875 Wappen neu
verliehen, oder bestätigt worden sind. — Blasonirung der 41 . . .
angeführten Ortswappen. — Länderwappen, welche seit dem Re-
gierungsantritte S. Maj. d. Kaisers Franz Josef I. bis . . 1875 ver-
liehen worden sind. — Oesterreichisches Reichswappen und Titel
Sr. Maj. d. Kaisers Franz Josef I. — Die Wappen der Aebte von
Seitenstetten in Nieder-Oesterreich. Von A. Grenser. (Mit Abb.) —
Uebersicht sämmtlicher Aebte von Seitenstetten von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart. — Die Wappen der Päpste. Von Dr.
C. 0. V. Querfurth. — Die Grafen von Clam-Gallas. Von Pusikan. —
Grabdenkmäler der Stadtpfarrkirche zu Enns im Traunviertel Ober-
österreichs. Von A. Winkler. (Mit Abb.) — Die Ennser Hartmanu
und die Augsburger Breyschuch. Eine Note zu den Ennser Grab-
steinen. Von Dr. E. v. Hartmann -Franzenshuld. — Ueber den
Adel in Portugal. Von Fr. Altmann. — Schauplatz des nieder-
österreichischen landsälsigen Adels vom Herren- und Ritterstande
vom XI. bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts. Von Fr. K.
Wissgrill. (Frs.) — Das Wappenbild von Basel. Von Dr. C. 0.
von Querfurth. (Mit Abb.) — Zwei Stammbücher von Siena. Be-
schrieben von Dr. E. v. Hartmann -Franzenshuld. (Mit Abb.) —
Verkehrtstehende Inschriften auf mittelalterl. Siegeln, Münzen und
Denkmälern. Von F. K. Fürsten v. Hohenlohe- Waidenburg. (Mit
Abb.) — Die Wappen des Landes, der Städte, Märkte und Stifte
von Oberösterreich. Von A. Winkler. — Literatur etc.
Mittheilungen des k. k. Oesterreich. Museums für
Kunst und Industrie. (Monatschrifi für Kunst und Kunstge-
werbe.) Xn. Jahrg. 1877. Nr. 136—142. Wien, 1877. 8.
Katalog der Ornamentstich-Sammlung des Museums. (Frts.) —
Die Tiroler Glasmalerei und Kathedralglashütte. 1876. — Italie-
nische Renaissance-Spitzen- nnd Stickmusterblätter. Hrsg. v. dens.
Museum. — Die Anfänge der Manufactur- und Graveurschule
(1758—1772). (Aus d. Gesch. d. kais. Akademie d. Künste i. Wien
von K. V. Lützow.) — Aus den kleineren Mittheilungeu glauben
wir hervorheben zu sollen : Inventarisierung der Kunstschätze
Frankreichs. Alte Stickereien. Zwei Wiener Goldschmiede. V.
Dr. Dg. ^ Vereinsangelegenheiten. — Literatur etc. etc.
Jahresbericht dess. Museums für 1876.
Der Kirchenschmuck. Blätter des christlichen
Kunst Vereines der Diözese Seckau. VIII. Jahrg. 1877.
Nr. 6 u. 7. Graz. 8.
Die Glocken der St. Peterskirche in Rom. Von P. Gerard
Bautraxler. — Das mittelalterliche Ciborium von St. Oswald ob
Landsberg. (Mit Abb.) — Der König der Instrumente. Forts. —
Das Mel'sgewand und seine Form. — Vereinsangelegenheiten, etc.
Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins in Mün-
chen. Jahrgang 1877. 3. u. 4. Heft. München 1877. 2.
Die Kunst im Zusammenhange mit dem Volkswohlstand. Von
Dr. M. llaushofer. (Schluls). — Unsere kunstgewerblichen Muster-
Blätter. (Mit Abbild). — Vereinsangelegenheiten. — Abbildungen:
Brauner Steinkrug aus der Fabrik Frechen bei Köln. (1604). —
Helme aus der k. Kupferstich- und Handzeichnungen-Sammlnng
zu München. (2. H. d. 16. Jahrh.)
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutoher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayerischen
Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0. von Schorn.
Elfter Jahrgang. Nr. 28—31. Nürnberg, 1877. 8.
Die äul'sere Ausstattung der Bücher. Von 0. v. Schorn.
(Schluls.) — Die Bedeutung der arabischen Schrift für Kunst und
Gewerbe des Orients. Von Prof. Dr. Karabacek. — Literatur. —
Kleiue Nachrichten. — Abbildungen : Laibung eines Pokals von
H. Sibmacher (1590.) Wappen (von Oelhafen) aus dem Anfange
des 17. Jahrh., Abdruck eines alten Holzschnittes. Dolch vom
17. Jahrh. Blasbalg ; Italien. Holzschnitzarbeit a. d. 16. Jahrh.
Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg, Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst u. Gewerbe.
Redigirt von Dr. 0. von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 15. u. 16.
Notizblatt des Vereins für Erdkunde und ver-
wandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittel-
rheinischen geologischen Vereins. Nebst Mittheilungen
aus der Grossh. Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik.
Herausgegeben von L. Ewald. Des Notizblattes des Vereins für
Erdkunde HI. Folge, XIV. und XV. Heft 157-180. Mit 4 litho-
graphirten Tafeln. Darmstadt, 1875 u. 76. Hofbuchhandlung von
G. Jonghaus. 8.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 35. Bericht
des Vereines für das Museum schlesischer Alterthümer.
Breslau, im Mai 1877. 8.
Geschichte der Gemälde -Galerie im Ständehause. Von B.
V. Prittwitz. — Neue Ansicht von den Inschriften auf den bekann-
253
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
254
ten messingenen Schüsseln aus dem Ende des Mittelalters. Von
Dr. A. Schultz. — Ueber den Zusammenhang einiger mittelalter-
lichen Gemälde des Museums mit der Richtung Wohlgemuths,
Von dems. — Ueber ein Gemälde, wahrscheinlich von Georg Preu
(polnische Schlacht aus dem Anfange des 16. Jahrh.) Von dems.
— Ueber die in den letzten Jahren gemachten schlesisch- heidni-
schen Funde. Von Dr. Biefel. (Mit Abb.) — Über slavieche
Schläfenringe. Von S. Müller. (Mit Abb.) — Ueber den Dah-
sauer Münzfund (13. Jahrh.) Von F. Friedensburg. (Mit Abb.)
Der deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik,
Sphragistik und Genealogie. Organ des Verems „Herold"
in Berlin. VHI. Jahrg. , Nr. 4. 5. u. 6. 1877. 4. Mit 1 Kunstbeilage.
Die Rodenborge. Von Dr. A. Leesenberg. — Une fleur de
lis. Fs. — Zwei von Lüderitz'sche Leichensteine. Von L. Clericus.
(Mit Abbild.) — Das Geschlecht der von Moerder. Von G. v. Bü-
iovf. — Die Familie von Daum. Von W. v. Holtzendorff. (Mit
Abb.) — Heraldisches. Von L. C. (M. Abb.) — Die Wappen der
Lehensleute des Hochstifts Würzburg im Jahre 1588. Von F. W.
— Die Hohenlohe'sohen Schilde in der Herrgottskirche bei Creg-
lingen a. d. Tauber. Von Dr. v. Weifsenbach. — Zum Artikel
Langwerth von Simmern. Von v. Oidtmann. — Vereinsangelegen-
heiten. Recensionen. Literatur. Anfrage etc.
mentik des Münsters selbst, der Chorstühle, Glasmalereien, Altäre
u. s. \v. gebildet sind. Dieser Schmuck , sowie überhaupt die ge-
sammte typographische Ausstattung geben der Festschrift, deren
innerer Gehalt sie zu einem würdigen Denkmal macht, auch äul'ser-
lich ein passendes Festgewand. A. E.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
4) Ulm und sein Münster. Festschrift zur Erinnerung an
den 30. Juni 1377 von Friedrich Prefsel. Ulm, J. Ebner.
1877. 8. 136 Stn. mit Holzschnitten und 1 Radierung.
Die 500. Wiederkehr des Tages der Grundsteinlegung zum
Ulmer Münster hat der alten Reichsstadt grol'se Feste gebracht.
Damit aber auch ein dauerndes Denkmal des Tages errichtet werde,
hat Prof. Prefsel, der Chronist Ulms, eine Festschrift gegeben, welche
die Geschichte des Münsters und dessen Beziehungen zur Stadt
urkundlich feststellt, und der v. Egle eine kritische Würdigung des
Bauwerkes im Vergleiche zu andern gothischen Kirchen beigefügt
hat. Es ist eine ziemliche Anzahl neu aufgeschlossener oder seit-
her übersehener historischer Nachrichten, eine Prüfung des Werthes
alter Aufzeichnungen, Untersuchungen über die beim Bau thätigen
Personen, die Baumeister und Pfleger und deren .\ntheil am Werke,
dann Untersuchungen über die Kunstwerke, welche den Münster
schmücken , die uns der Verfasser bietet. Wohl ist sorgfältiges
Suchen, noch sorgfältigeres Untersuchen des Gefundenen nöthig;
denn die Quellen zur Geschichte des Münsters fliefsen nur sehr
spärlich, theilweise sind sie dichterisch ausgestattet, wie Felix
Fabri's Erzählung , so dal's die trockenen urkundlichen Nachrich-
ten widersprechen. Der Verfasser hat nun mit Eifer und Sorgfalt
beides gethan , und so ist wol für immer die Geschichte des
Münsters erschöpft, so viele Lücken sie noch bieten mag, wenn
nicht noch einmal ein Zufall neues Material entdecken läfst. Zum
Glücke ist sie aber auch trotz der Lücken klar genug gestellt
und auch die allgemeine Kunstgeschichte deshalb um einen
wichtigen Baustein reicher. Eine Reihe trefflicher Holzschnitte
erläutern theilweise den Text , wie die von Prof. Baidinger und
Riefs gegebenen, und theilweise schmücken sie ihn, wie die Initialen
und Randleisten von Maler Dirr, welche nach Motiven aus der Orna-
Vermischte Nachrichten.
105) Ausgrabungen bei Eisenberg. Südlich von der Eis
(Isa), dem Flülschen, das vom Schorlemberge nach Worms zu fette
Triften durchfliefst, auf der alten Stralse zwischen dem Vangio-
nensitze im Nibelungenlande Borbetomagus-Worms und der Haupt-
stadt der Mediomatricer Divodurum-Metz breitet sich ein ausge-
dehntes Gräberhügelfeld aus. Im sogenannten Stumpfwalde ge-
legen, dehnt es sich wol 2 Stunden in die Länge, '/i Stunde in
die Breite aus und reicht bis an das Gebiet der Isenach. Eine
alte Stralse, die von Ramsen nach Wattenheim führt, theilt das
Terrain in zwei Abschnitte, einen östlichen und einen westlichen.
Dieser, der ausgedehntere, enthält Gräberhügel , die aus Steinauf-
häufungen bestehen, unter denen in förmlichen Gewölben die
Leichen der Vorzeit gebettet liegen. Schwierig sind diese Reste
der Vorzeit zu heben. Der Umfang dieser ovalen Grabhügel mifst
40 — 100 m., und sie besitzen eine durchschnittliche Höhe von
Vi — 2 m. Z^ei Hügel sind nach langer Arbeit durchgegraben.
In beiden waren von den Skeletten nur die Theile erhalten, die
vom naheliegenden Metalle imprägniert waren. DasErgebnils be-
stand bis jetzt aus Halsringen und Armringen aus Bronze, Resten
eines Panzers aus dünnem Bronzeblech, Fragmenten eines Leder-
gürtels , der mit Bronzeperlen gestickt ist, Trümmern von Urnen
und Ueberbleibseln von Knochen. Die Bronzeartefakte nähern
sich sehr denen, die Troyon aus Hügelgräbern der Schweiz ent-
nahm , und ihre Technik läfst schliefsen , dafs sie einem bereits
hochgebildeten Volke angehörten, womit noch nicht gesagt sein
soll , dafs diese Hügelgräbermenschen die Bronzen selbst her-
stellten. Die östliche Abtheilung enthält nur Gräber, die aus
Sandanhäufungen bestehen. Zwei davon wurden aufgedeckt. Das
erste ergab nichts als ein gebogenes, eisernes Schwert von '/i M.
Länge mit bronzenem Grifi'beschlage. Das zweite, das bedeutendste
dieser Art, mit 42 M. Umfang, 13 M. Durchmesser, 3 M. Höhe,
ergab in seinem Innern zwei Steinplattensetzungen nach Westen.
Die eine enthielt eine regelmäfsig gedrehte Urne mit hübschen
Formen, daneben eine Bronzefibel, aussehend wie unsere Shwal-
nadeln, verziert mit Koralle und echter Perle oberhalb der Falze.
Der zweite Plattenverschlufs enthielt eine gröbere Urne und einen
Knöchelring aus Bronze. Sollten alle diese östlichen Sandgruben
nur Kenotaphien , d. h. Erinnerungshügel an fern Verstorbene
sein? Oder repräsentieren sie ein jüngeres Geschlecht, das die
Todten schon, wie wir, fakultativ dem Verbrennungsofen auslie-
ferte? • — Weitere Nachgrabungen müssen hierein Klarheit bringen.
Sehr interessant ist noch der Umstand, dafs meistens zwischen
den westlichen Steinhügelgräbern mächtige Eisenschlackenhaufen
liegen; ihr Material bessert Wege und Strafsen aus; ein kleinerer
lieferte hiezu 400 Wagenladungen. (Korresp. v. u. f. D., Nr. 386).
106) Kopenhagen, 29. Juli. Ein interessanter Fund, aus
dem älteren „eisernen Zeitalter" stammend, ist dieser Tage unweit
des Städtchens Storehedinge auf Seeland gemacht worden. Bei
255
Anzeiger füi" Kunde der deutschen Vorzeit.
256
einer von den Professoren Engelhardt und M. Petersen vorgenom-
menen Untersuchung stiefs man auf eine Grabkanimer in Form
eines länglichen Vierecks, eine weibliche Leiche enthaltend. Oben
beim Kopf des Leichnams fand man eine ganze Sammlung von
Gefälsen, darunter eine blaue Glasschale mit einer prächtigen sil-
bernen P^infassung von durchbrochener Arbeit mit der Inschrift :
evTvxoK- Glück auf! Dies ist das erste Mal, dafs man im Norden
eine griechische Inschrift aus der Vorzeit gefunden hat.
Ferner enthielt die Sammlung ein kleines Gefäfs aus rubinrothem
Glase, eine grofse Vase aus grünem Glase u. s. w. Neben dem
Leichnam lag eine Goldmünze aus der Zeit des römischen Kaisers
Probus, also während des Zeitraums von Ü76 — 282 n. Chr. geprägt.
Die Leiche war mit zahlreichen Hals- und Fingerringen aus Gold
sowie mehreren Silbersehmucksachen geziert. Das Grab enthielt
ferner einige Thierknochen, einen hölzernen Eimer mit Bronzebe-
schlag, 42 knöcherne Spielbricken, sowie ein grol'ses römisches
Bronzegefäl's. (D. Reichsanz., Nr. 178.)
107) Der Dom in Minden wird einer weiteren gröfseren
Ausbesserung unterworfen, deren Kosten sich auf etw-a 100,000 m
belaufen sollen. Schon seit Jahren geschieht alles Mögliche , um
den Dom würdig zu erneuern und zu erhalten.
(D. Reichsanz., Nr. 174.)
108) Leipzig, im Juli. Der Börsenverein der deut-
schen Buchhändler hat unter dem 29. April die Herausgabe
einer „Geschichte des deutschen Buchhandels von Er-
findung der Buchdruckerkunst an bis zur neuesten Zeit" beschlos-
sen. Das Werk soll auf wissenschaftlicher Forschung beruhen und
die Ergebnisse derselben gemeinverständlich und übersichtlich
darstellen. Das Druckereigeschäft soll nur insoweit berücksich-
tigt werden, als es ursprünglich die Grundlage des buchhändleri-
schen Geschäfts bildete, und als es später durch Blüthe oder Ver-
fall irgend einen wesentlichen Einflufs auf den deutschen Buch-
handel ausgeübt hat. In ähnlicher Weise sollen Literatur- und
Kulturgeschichte in den Rahmen der Darstellung hineingezogen
werden unter steter Rücksicht darauf, inwieweit sie Einflufs auf
das buchhändlerische Gewerbe ausgeübt haben und wie der Buch-
handel auf die Literatur fördernd oder schädigend zurückgewirkt
hat. Die Hauptaufgabe des Werks bleibt, den Charakter des Bücher-
markts historisch zu verfolgen und die Geschichte des Geschäfts-
betriebes in ihrer allmählichen Entwicklung festzustellen. Eine
Einleitung soll die Geschichte des Buchhandels bis zur Erfindung
der Buchdruckerkunst geben und eine übersichtliche Darstellung
des buchhändlerischen Geschäftsbetriebes aller der Länder enthal-
ten , welche ein hervorragenderes Schriftenthum aufzuweisen haben.
Namentlich soll der Buchhandel in Egypten , in Griechenland
und Rom , sowie der Handschriftenhandel des Mittelalters kurz
geschildert werden. Die Lösung der hier gestellten Aufgabe ist
mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft und kann nur gelingen
durch ausdauernde Hingabe an das so beschränkt erscheinende,
thatsächlich aber tief in das gesammte Kulturleben unseres Vol-
kes eingreifende Thema. Zur leichteren Erreichung des Zieles
hat die mit der Aufgabe betraute historische Kommission des ge-
nannten Börsenvereins jetzt an alle deutschen Gelehrten und
Schriftsteller, deren Studienrichtung die gestellte .Aufgabe nahe
liegt, die Bitte gerichtet, sich wegen Uebernahme des Werkes oder
Betheiligung daran mit ihr in Verbindung zu setzen. Zugleich
soll für die Vorstudien, und um zu der unbedingt nothwendigen
Mitarbeit weiterer Kreise kräftig anzuregen , ein Archiv für die
Geschichte des deutschen Buchhandels begründet werden, das,
in zwanglosen Bänden oder Heften erscheinend, einen wesentlichen
Theil der ,. Publikationen des Börsenvereins der deutschen Buch-
händler" bilden soll. (D. Reichsanz. Nr. 81).
109) Kiel, 12. Juli. Seit Anfang des Maimonats ist der in-
nere Umbau des alten Universitätsgebäudes Behufs .Aufnahme der
Sammlung schleswig-holsteinischer Alterthümer inAn-
grifl' genommrn worden und soll contractiich im nächsten Monat
vollendet sein. In dem Museum soll auch das grofse sogenannte
Nydamer Boot, das bis jetzt sich noch in Flensburg befindet, auf-
gestellt werden. Dasselbe wurde in dem Nydamer Moor im Sunde-
witt, einer ehemaligen Bucht des Alsensundes, im Jahre 18tj3 auf-
gefunden, mifst 75 dänische Fufs und war für 28 Ruder bestimmt.
Es ist aus Eichenholz gebaut und stammt aus dem früheren Eisen-
alter, dem zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christo. Für
die Uebersiedelung wird das Boot, wie bereits die Provinzialblätter
berichtet haben , wieder auseinander genommen werden müssen.
Verschiedene Ergänzungen werden nothwendig sein. Im Uebrigen
enthält die Kieler Alterthunissammlung einestheils alles, was seit
1834 von der früheren, jetzt aufgelösten, Gesellschaft für Samm-
lung und Erhaltung schleswig-holsteinischer Alterthümer erwor-
ben worden ist, anderntheils die umfangreiche ehemalige Flens-
burger Sammlung, (D. Reichsanz. Nr. 166).
110) DieSt. Ulrichskirche in Augsburg, deren Restau-
ration schon früher in diesen Blättern erwähnt wurde, in der sich
mehrere, von den Fuggern gestiftete Kapellen mit der Gruft dieser
alten Familie befinden, erhielt dieser Tage dadurch einen neuen
künstlerischen Schmuck, dals der jetzige Fürst Fugger- Babenhau-
sen das Denkmal seines Ahnherrn Hans vom Schlols Kirchheim im
Mindelthale in Schwaben in die Kapelle, unter welcher letzterer
ruht, versetzen liefs. Dieses Denkmal ist 1598 von Alexander Co-
lin, dem berühmten Meister der Erzstatue des Kaisers Maximi-
lian I., sowie auch der vier personifizierten Kardinaltugenden und
der meisten Marmorreliefs am Maximiliandenkmal in der Stifts-
kirche zu Innsbruck, gefertigt und stellt, aus Schlanders- Marmor
gearbeitet, Hans Fugger auf einem Teppich schlummernd dar. Das
edelgeformte Haupt mit dem Ausdruck ergreifender Ruhe, die fein
modellierten Hände, die ungezwungene, elegante Haltung des mit
einer reich verzierten Rüstung umgebenen Körpers auf dem schön
gegliederten Sarkophage von rothem Marmor verdienen die grölste
Bewunderung. Die Kapelle, in der dieses Denkmal nun s>leht, er-
hielt einen Altar mit einer altdeutschen plastischen Gruppe , „die
Abnahme Christi vom Kreuz", welche sich von einer Predella
erhebt, an der drei Steinreliefs, „die Kreuzabnahme'-, „Grab-
legung" und „wie Christus in die Vorhölle steigt" angebracht sind.
Die Umfassung der Kapelle bildet ein werthvolles, eisernes Gitter-
werk, von welchem ein einzelner Thürhalter allein auf 200 Mark
geschätzt werden darf. (Zeitschr. f. b. Kunst.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Se bald in Ntirnbeif,'.
241
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
242
Allerdings ist nachweisbar, dafs die Tüpferei in Creufsen
stets eine Rolle gespielt und dafs sie, wenn die Stadt durch
Krieg gelitten, ihr zu raschem Aufschwünge wieder verholten.
Das Stadtwappen zeigt einen Topf. Das Münzzeichen der dort
geschlagenen Münzen ist ein Topf. Aber dafs die in Creufsen
fabricierten Töpfe gerade unsere Apostelkrüge seien, ist bis
jetzt zwar unbezweifelt, aber nicht bewiesen. So lange nicht
auch dort die Stätte untersucht wird, wo die Töpfer ihre Oefen
hatten , wo die zerschlagene oder mangelhaft ausgefallene
Ware, weggeworfen, aufgehäuft wurde, so lange nicht festge-
stellt ist, dafs jener in dortiger Gegend sich findende Geschirr-
thon identisch ist mit dem der Apostelkrüge, fehlt jeder
wissenschaftliche Beweis; denn die wenigen Stücke, die sich
dort gefunden haben, könnten ebensogut durch den Handel
dorthin gebracht sein, als sie an jeden andern Ort gebracht
sind, wenn wir auch wissen, dafs die Gefäfse von Creufsen
einen weiten Markt hatten. Sehr natürlich ist es, insbesondere
wenn, wie wir ruhig annehmen, diese Krüge in Creufsen ent-
standen' sind, dafs die Nürnberger, welche in Italien Geschirre
mit ihren Wappen fertigen liefsen, auch Geschirre mit solchen
an dieser Fabrikationsstätte fertigen liefsen.
Nürnberg hatte direkte Beziehungen zu Creufsen und sei-
nen Hafnern. Ortwein hat in seiner deutschen Renaissance
einen in Nürnberg gefundenen, leider inzwischen nach Paris
gewanderten Ofen veröffentlicht, der von einem Flafner Vest
aus Creufsen gefertigt war und dessen Namen trug. Aber der
Thon und die grüne Glasur desselben stimmen derart mit den
hiesigen Fabrikaten überein, dafs wol jener Hafner aus Creu-
fsen den Ofen in Nürnberg selbst gefertigt hatte.
Das germanische Museum besitzt einige kleine gebrannte
Thonplättchen. Eines derselben mit dem trefflich modellierten
Wappen der Nürnberger Familie der Derrer trägt auf der
Rückseite die Inschrift : Den 26 T^er Georgius Vest Possirer
vnd Hafner zu Creuszen Anno 1608. Der Thon ist nicht jener
der Apostelkrüge; er stimmt jedoch auch nicht mit dem ge-
wöhnlichen Nürnberger. Wohl aber sind aus Nürnberger Thon
zwei schöne Plättchen, Planetenpersonifikationen in der Weise
des Virgil Solls darstellend, von denen Mars als Arbeit des
Caspar Vest, Venus als solche des Christoph Vest 1610 be-
zeichnet ist. Beide haben das gleiche Monogramm.
Wir können deshalb nicht unterlassen, darauf hinzudeuten,
wie nothweudig sorgfältige Untersuchungen der Scherbenberge
in Creufsen wären.
Es gibt jedoch noch verwandte Waren, welche nicht
braune, sondern schwarze Glasur als Grund der Malerei zeigen,
oft'enbar später, jedenfalls entschieden roher sind als jene.
Auch ihr Ursprung ist nicht festgesellt; eben so wenigjeuer einer
dritten Gruppe, deren Grund grau und mit weifs und schwarz
ausgeführten Ornamenten aus Zirkelschlägen bedeckt ist. Mit-
unter kommen noch andere Emailfarben dazu. Ihre Farbstira-
mung ist aber durch Weifs, Grau und Schwarz eine ernste, und
unsere Sammler und Händler haben sie deshalb „Trauerkrüie"
genannt. Auch was über deren Ursprungsort gesagt wird,
beruht auf blofser Annahme, ohne jeden positiven Grund.
Wir schliefsen hiermit die Spaziergänge auf diesem Gebiete
ab, indem wir uns vorbehalten, einige interessante Einzelwerke
noch gelegentlich in diesen Blättern zu besprechen. Wir dürf-
ten nicht schliefsen, ohne das Porzellan ebenfalls betrachtet
zu haben. Unsere Sammlung ist jedoch zu ungenügend, um
an ihrer Hand den Versuch zu machen.
Wir hatten eine Anzahl Hypothesen aufzustellen, wir hat-
ten da und dort anzudeuten , dafs für die Betrachtungen noch
der sichere wissenschaftliche Boden fehlt. Und gerade darauf
sei zum Schlufs der Hauptnachdruck gelegt, dafs aus dem
Nachweise des Mangels an zuverlässigen Quellen die An-
regung zu genauen Untersuchungen gegeben werde. Die
Handwerksgeschichte ist nicht zu unbedeutend. Mögen auch
unsere Archivare zu Aufspürung zuverlässiger Anhaltspunkte be-
hülflich sein, und mögen jene, welche aus der Erde wissen-
schaftliche Resultate hervorgraben, auch die Töpferansiedelun-
geu des 16. — 18. Jahrhunderts nicht übersehen.
Nürnberg. A. Essenwein.
Eiue Hochzeit zu Nüruberg zu Aufaog des 16.
Jahrhunderts.
Anno 1501 hat Sixt Oelhafen, Kaiserlicher Majestät Se-
cretarius und des Reichs-Regiments Secretarius und Burger
zu Nürnberg (geboren 1466), zu heirathen beschlossen und seine
Verlobung und Hochzeit in seinem Buche „Bleibender Händel''
genannt, wie folgt, selbst beschrieben.
Anno dominj , funffzohenhundert und im ersten Jar, am
Sonntag vor unserer lieben frawen tag Purifikationis , hab ich,
Sixt Oelhafen, Secretarj, meiner hertz lieben Gemahl, Jungk-
fraw Anna, Seytzen Pfintzings zu Nüremberg eeliche Tochter,
mit Barbara, Ulrichen Grundherrn tochter, erzeugt, das Sacra^
ment der heyligen Ehe gelobet , in des hochwirdigsten hoch-
geborenen Fürsten und Herren Dr. Bertholden, Ertzbischoffen
zu Meintz , des heyligen römischen Reichs durch Germanien
Erzkantzlers und Churfürsteu , meines gnedigeu Herren, und
des genannten Pfintzings, meines swehers, banden. Dabey ist
gewesen auf meiner Seiten der bemelt mein gnedigster Herr
von Meintz , und Friedrich Bischoff zu Augsburg, und Paulus
Volkamer und Herr Antoni Tucher, bede Elter herreu des
Raths zu Nüremberg, Doctor Johann Löffelholz, lierr Leonhardt
Oelhafen, mein Bruder, und auf der Jungkfrawen Seiten Ir
Vater auch des Raths zu Nüremberg, Jeeronimus und Sebald,
die Schürstab, Leonhard Grundherr, Sebald Pfintzing, Enndres
Stromer und vil andere mehr auff beden seytten. Auch dane-
ben mein gnediger Herr Graf Georg von Hennenberg, Com-
menthur teutsch Ordens zu Mergentheim und Georg von Frey-
berg, Ritter, und viel Hofgesinds, Ritter und Knecht. Die
243
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
244
lauttmerung ist nach gewohnheit der Stat gehalten den fünf-
ten tag februarj, da vil Grafen, herrn, Kittei- und knecht bey
waren.
Danach im 1501 Jar obbemeldt, den sechtzehcnden tag
februarj, bin ich mit gedachter meiner Vermelielten in der
besten stund zu morgens zu Sanol Schalt j'u Kirchen. Und
mir zu ehren in eygen personen, mein genedigist und genedig
herreu, die Churfürsten und Fürsten, nemblichen, Bertholdt zu
meintz, Hermann zu Cöln, Ernnst zu Magdenburg, P]rtzbischof-
fen, Friedrich herzog zu Sachsen und Churfürst, und Ericus,
herzog zu Braunschweig, Graf Georg von Hennenberg, Adolf
Gräfe zu Nassau ; auch sonst vil merrklicher und treft'enlicher
Grafen herrn Ritter und Knecht, Und die Regenten und Reth
des Reichsregiments die dazumal zu Nürniberg waren, gegan-
gen. Da dann Sy und Ir Jeder von Fürsten und Pottschaf-
ten nach Ordnung des Reichs seinen vorstandt und Vorgang
hatte, wie Ine des Reichs marschall, einer von Pappenheim
geordnet hatte. Erstlichen ist der Brewtigam neben beden
Churfürsten Meintz und Cöln gegangen, und hat ihn der von
Meintz bei der handt gefürt und in der Kirchen oben Jme
stehen lassen. . . .
Zu Oberst im Chor in mitten vor dem Altar war ein ge-
pew von Prettern gemacht, darauf kniet die Braut mit Jren
nächsten Frewndin und anndercn Erbarn frawen.
In den Stülen des Chors stunden zu der rechten hanndt
zu Oberst der Brewtigam.
Darnach mein genedigst und genedig herren
p. Jobbestimpt Churfürsten.
hertzog friedrich zu Sachfsen, datzumal kayserl. Mjst. Stat-
halter des Regiments, Churfürst.
Ertzbischoff zu Magdenburg und halberstat, was auch ein
geborner hertzog von Sachfsen.
darnach Ericus, hertzog von Braunschweig.
Nach diesem Graf Georg von Hennenberg, Teutsch Ordens
Commenthur zu Mergentheim.
Graif Adolff von Nassau.
h. Heinrich von Bunaw, Ritter, sechfsischer Rath.
Doctor Lamparter, Ritter, kayserl. maistät gesandter Rath ;
Meer ein Teutscher Herr.
Meer herr Johann Hucstat, Thumsherr, des Bischoffs von
Wnrmbs gesanndter Rath.
Auf der Linckhen seytten im Chor stunden:
h. Hanns von Helmstat, Pfalzgraff Philipps Churfürsten
Rath.
h. Caspar Weltsch, hertzog Friedrichs von Sachssen obbe-
melt Rath.
Doctor Disca, marggraff Joachims Churf. Rath.
Doctor von Neydeck, Kays. Mjst. Rath, gesandter als
von wegen eines Ertzhertzogen von Oestereich.
h. Wolffgang von Aheym, Ritter, gesandter von dem Be-
zirkh oder Kreifs Beyrn.
h. Günter von Bunaw, Ritter, von wegen des Kreifs Tü-
ringen und Meyfsen.
h. Johann Schrennkh, von wegen des Kreifs Hessen.
Der Abt von Schufsenried von wegen aller Prelaten.
Graft' von Oettingen von wegen der Grafen.
Graff Wilhelm von Honstein.
Der Canntzler von Cöln.
herr Walter von Stadion, Ritter.
Sonst geladener waren vil und aufserhalb des chors.
Die Hochtzeyt hielt mein gnedigister Herr von Meintz
obgemeldt hochfürstlich in seiner Gnaden und genediglich ohn
aller meiner Kosten aus. Unnd hat die obberürten Fürsten
und Herren Auch des Reichs Regiment zu Nüremberg mit sammt
der Brawt, Iren Junckhfrawen , frawen und anderen zu dem
Mahl gebetten, die dann all zu Morgens und Nachts, mit den-
selben seiner fürstlichen Gnaden, afsen, das vast reichlich und
zierlich mit efsen und trinkhen zugericht war. — Nach ennde
des Mahls fürrt der offtgemelt, mein genedigster herr von
Meintz die Brawt selbst persönlich zu morgens und nachts
auff das Rathhaufs zu dem Tanntz und gungen die anderen
fürsten und herrn mit den übrigen frawen und Junckhfrawen
auch mit.
Tischsefs in des obgemeldten herrn von Meintz herberg
und hofhaltung am den ersten tag solcher hochtzeit.
Der Erste Tisch.
Ist gesessen die Brawt die recht hanndt frei, an dem ort.
Darnach der Ertzbischoff zu Cöln neben Ir.
Dann ein fraw, der Brawt Muter.
dann hertzog friderich von Sachssen.
Ein fraw
Mein herr Ertzbischoff zu Meintz.
Der Annder Tisch.
hertzog von Braunschweig.
Ein lunckhfraw.
Graff Jörg von Hennenherg.
Ein Junckhfraw.
Graf Adolft" von Nassaw.
Ein Junckhfraw.
Der Dritt Tisch.
Johann von Helmenstett.
Ein fraw.
herr Caspar Weltsch.
Ein fraw.
Doctor Diesca.
Ein fraw.
Neydecker.
Ein fraw.
Der Vierte Tisch
h. Wolfgang von Aheim.
Ein fraw.
h. Günter von Bunaw.
Ein fraw.
245
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
246
h. Schenukh von Hessen.
Ein fraw.
Graft' Wolff von Oettingen.
Ein fraw.
Der fünfte Tisch.
Graff Wilhelm von Honstein.
Ein fraw.
Doctor Lamparter, Ritter.
Ein fraw.
Canntzler von Cöln.
Ein fraw.
h. Walther von Stadion, ein Ritter.
Ein fraw.
Der sechste Tisch.
-Graft" von Kirchperg.
Ein fraw.
Graft" von Gleichen.
Ein fraw.
h. von Kunigstein.
Ein fraw.
Der von Schechingen, Thumsherr.
Folgen noch mehrere Tische.
Der annder Hochtzeittag wurd in des Swehers haus ge-
halten, darzu Grafi'en, herrn, hofifgesindt und Bürger etc. ge-
laden, unnd nach enndunge des frumals von meinem genedigi-
sten und genedigeu berren und anuderen guten Freunden ge-
schenkht wie folgt:
Zum Ersten, mein genedigister herr von Meintz und Chur-
fiirst. Ein vergulten Pecher mit einer Deckh und ein schönes
Hefftlein.
Stat Nüi'dlingen, ein silbrin verdeckthen Pecher.
Stat Diinkelspühel, ein silbrin verdeckthen Pecher.
Stat Nüremberg, ein verguldten Pecher mit einer deckh.
mein genedigster herr von Worms ein vergulten Pecher
mit einer deckh.
Stat Worms vierzigck guldin.
von der Stat Coln wegen irer pottscbafi't geschenkt vj fl.
von der Stat Reutlingen wegen iiij tl.
Stat Ysen (Isny) wegen vj fl.
Stat schwebischen Hall ein Innen und aufsen vergulten
Pecber ohne deckh.
die Stat Augsburg x fl.
Stat Weyfsenburg am Norrkhaw ein pecher.
Mein genedigister herr von Cöln u. Churfürst ein vergul-
ten pecher mit einer deckh.
mein genedigister herr bertzog friedrich von Sachfsen Chur-
fürst ein güldene Ketten.
mein genediger herr von Bamberg, ein Rinng.
Graff Adolff von Nassaw, ein Rinng.
mein genedigster herr von Magdeburg ein vergult pecber-
-lein mit einer deckh.
Item mein genedigister herr bischoff friedrich zu Augspurg
hat mich raitsammpt meiner und vil anndern erbarn Frawen und
Jungkfi-awen und Mennern am Sontag Inuocauit zu Gafst geladen,
herrlich erbotten und Tantz gehalten, und nach dem malh mei-
ner hausfrawen ein güldene Ketten, daran ein Kleinodlein mit
edelen gesteynen Jhesus geschrieben hienge, geschenkht. was
das Kleinod allein 24 fl. werth.
Graff Wilhelm von Honstein ein Rinnglein.
Graff Jörg von Hennenberg ein Ringlein.
Mein herr von Kirchperg ein Rinnglein.
Mein herr von Kunigstein ein Rinnglein.
Abt zu Salennweiler ein Sillbrin pecher mit einer dekch.
der Abt von Weyngarten x fl. Rh.
Abt zu Schussenried, ein silbrin pecherlein.
Mein muter ein pecher und zwen guldin.
h. Lienbart Oelhafeu mein Bruder ein vergulten pecher
mit einer deckh.
Statammau von Ulm ein Rinnglein unnd 3 fl.
Gabriel Kramer ein Silbrin pecherlein mit einer deckh.
Ulrich Straufs vij fl.
Fuchshart von Dinkbelspubel, mein Vetter, ein silbrin pe-
cherlein mit einer deckh.
Sixt Bruderlein, mein Schwager, drei guldin.
Michel Hertfeldt, kaiserlicher Secretarius vier guldin.
Worm, Richter zu Weissenburg drey guldin.
Heinrich von Smalkalden ein Rinnglein.
Hertzog von Braunschwcigk ein Rinnglein, mit einem Ru-
bin und Diemant.
Jobann Wennckh meins gnedigsten h. von Meintz Cam-
merschreiber ein guldin Rinnglein.
Doctor Lamparter Sr. Mjst. gesandter Rath drei guldin.
Jobann Grym v fl.
Wilhelm Lang 2 fl.
Martin Forner von Nördlingen ij fl.
Statscbreiber zu Nördlingen ij fl.
Heinrich Stiber, Ritter, ein Rinnglein.
Schecheninger Thumsherr zu Meintz ein Rinnglein.
Meins gnedigsten herrn von Meintz Marschall Osswald
Groschlag ein Ringlein
Doctor Kuchenmeister, ein Rinnglein.
Doctor Camberger ein Rinnglein.
Ambrosj Dietrich ein Rinnglein.
Graft' Wolfgang von Oettingen ein Rinnglein.
Doctor Kilian Munich ein Rinnglein.
Meister Leonhard Testel ein pecher.
Vitzthumb von Araberg
Caspar Weltsch
Doctor Neydecker
Heinrieb i ^^ ^^^^^^
Günther \
Johann Schreunkh, hessisch
Doctor Lettseber ein Rinnglein.
Einbogen ein guldin.
Alle in gemeyn ein vergults
verdeckths pecherlein.
247
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
248
Die drey Ebner gebrüder ein silbrin pater noster.
b. Peter Voltsch, Fiscal ein guldin Kettlein mit einem an-
hanngenden Creutzlein.
Johann Tuchscherer, Gerichtsschre3'ber zweu guldin.
Stauber, Gramer, ein stückhlein weyfs leinwat.
Benedictus Ballof j^j,^ ^^^,^^^ ^.^ ,.,^5,^^^ „^^^^^^ ggjlgj^_
Johannes Rudolfus \
Michel Lotter, ein schwartzen ganntzcn Arras.
Leonhajd Gruntherr hausfraw ein Steuchlein.
Sigmundt Fürer ein silbren pecher.
AnthonjKoburger ein vergultes pecherlein mit einem decklein
Ulrich Erckhel ein silbrne Schaln unnd drey hungrischh
gülden.
lieonhard Odheimer unnd sein Hausfraw ein silbrin pecher.
h. hanns von Halstat Thumsherr zu Basel und wurmbs ein
seyden zu einen Unterrockh.
Veyt heinlein, marggrafischer secretarj ein kleines Rinnglein
mit etlichen Beerlein.
hanns Eberhart sein hausfraw ein Wasserkandel und einen
Leuchter.
Bartholme Til und Ludwig Steuffier sammentlich meiner
hawsfrawen ein Schiller seyden zu einer Schaubeu.
Statschreiber von Hall ein Elln schwartz Sammt.
hainrich Pauer ein vergulten Bissen Apffel (Bisamapfel)
an einem pater noster.
Doctor Pewtinger ein silbrin pecher.
Roseutalerin ein silbrin pecher.
Johann Meyssgin ein schöne silbrin Innwenndig vergälte
Shaln.
Allein Got sey geehret. Amen.
Dinkelsbühl. Carl von Oelhafcn.
nennen, ob dem hindern an der wurzln an die weit bringen.
Daraus ist das Sprichwort entsprungen, das die Englosen hoch
vertreust : Engelman, den sterz her ! Und ich wollt den frai-
digeu gern sehen, der in demselben dorf Euglsterz ! schreien
dörft. Er müst sich kurz austreen, wolt er nit erschlagen
werden. Wölicher Frauen aber der luft oder zeit in irer ge-
berung wirdet, das si nit mer, dan über das waßer, in das
ander dorflein kumbt, gebürt ir kint au (ohne) schwänz." *)
Berlin. \V. Wattenbach.
*) Einige Belege für den Spottnamen .,oaudati'', welchen man
im Mittelalter den Engländern beilegte, sowie verschiedene Ab-
leitungen desselben finden sich auch bei Ducange (ed. Henschel)
II, 252. Dr. Fr.
Geschwäuzte Engländer.
Im Jahrgang 1874 des Anzeigers, Sp. 214 habe ich in
einem Gedicht über die Eigenschaften der verschiedenen Völker
aus dem späteren Mittelalter auch den Vers mitgetheilt:
Anglicns a tergo caudam gerit: est pecus ergo.
Diesen Vers wufste ich damals nicht zu deuten. Jetzt
hat mich Herr Prof. Ulmann auf eine Stelle in den Geschich-
ten Wilwolts von Schaumburg (Bibl. d. Lit. Vereins L, 1859)
S. 98 aufmerksam gemacht, wo von dem h. Thomas von Ganter-
bury berichtet wird, er sei einmal auf seinem Eselein nach
einem Dorfe geritten, wo die Bauern ihn verspotteten und sei-
nem Esel den Schwanz abschnitten. „Darumb beklagt sich der
lib heilig, das noch auf den heutigen tag alle die knaben, die
in dem dorf geboren werden, schwenzlein, das sie zegelein
Bestrafnng des Kauzelmissbrauchs in Nürnberg.
Item nachdem herr Jobst custos und prediger im newen
spital an saunt Michels tag verganngen anff offner cantzel unter
der predig auls ainem sonndern neid und Widerwillen, so er
zu den araptleuten im selben spital unverursacht tregt, etliche
ungepurliche red und wort denselben amptleuteu zu schmach
unnd Verunglimpfung aujigesagt, die den amptleut unnd zu-
vorderst dem spital nicht zu clainer nachrede und kunfftig scha-
den raichen mögen, dergleichen er vor mer gepraucht unnd
das er sich auch sunst an seinem stannd ains unfreuntlichen
und unleidenlichen wesens bisher gehalten hat, ist in aim wol-
gesametten rat mit ainem statlichen mer ertailt dem gedachten
hern Jobsten das predigampt noch heut diß tags abzukünden
unnd das er des zustundan abstee und nicht mehr des orts
predig. Per herrn Anthonien Tucher spitalpfleger actum sabato
omnium animarum (1510).
Nürnberger Kreisarchiv, Rathsbuch H, Bl. 184.
Döbeln. W. Loose.
Zählspiel.
Von den Juden czum czelen, die in einem schiff saßen und
über mer füren, warn 15 kristen und 15 jüden, dafs man albeg
den zeheten hinau(i werften soll. Die strichlein sen kristen
und die 0 Juden, stell sie bie (ivie) hernach stet.
11 13 9 1 4
0 0 0 0 0
14 8
0 0
15
0 0
i I ^
0
5 12 10
0 0 0
Aus Sebald Tucher's Gült- und Zinsbuch 1497 im freiherrl
Tucherischen Geschlechtsarchiv.
Döbeln. W. Loose.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg;. Das Abonnement des Blat-
tea, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutachlands
incl. Oesterreichs 3fl. 36kr. im 24 fi. -Puls
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man in
Paria bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
AIZEIdlER
füll KIDI DER
Neue Folge.
England bei Williams & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London;
für Nord-ÄmeT-iJca bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Bnchhandela werden durch den Commia-
Bionär der literar. -artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
Yieruudzwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERNANISf^HEN MSE€MS.
1877.
M 0.
September.
Wissenschaftliche Mittheilungen.
Beiträge zur Geschichte Jamitzer's.
II. Den Rathsverlässen der Stadt Nürnberg entnom-
mene Mittheilungen.
1) Samstag 1. Junij 1538. Wenntzeln Ganitzer sein fa-
tale*) zu einpringung der appellation handlnng gegen Juliana
Spenglerin noch 14 tag erstrecken.
2) Donnerstag 12. Junii 1539. Wenntzeln Ganitzer den
goldschmit mit seim ansuchen vmb einnemmung*) Clausen von
Bambergs in spital an comenthur im teutschen hof weisen,
daselbst solch begern zu thun.
3) Freitag 18. Martii 1541. Zu dem pawhanndel zwi-
schen Juliana Spengler vnd Wenzeln Gamitzer ist an h. Sebol-
den Heller stat neben h. Jobsten Tetzel beschiedeu.
4) Freitag 7. Julij 1542. Wenzeln Gamitzer dem gold-
schraid in seiner appellationsachen (?) contra Juliana Spenglerin
noch 4 Wochen zeit setzen, doch ansagen, das man sich kein
aduocaten entschuldigung mer werd lassen aufechten.
5) Freitag 18. Maij 1543. Wenzel Gamitzer der kunst-
reich goldschmid ist zu eim Eisengraber s) meiner h. gepregs
erwilt vnd sol zur pflicht gefordert werden. W. Tetzel.
6) Montags 4. Maij. Wenzel Jamitzer hat wider pflicht
zu seinem ampt gethan zum schneiden.
7) Montag 10. Maij 1546. Auf Wenntzl Gamitzers Su-
plicirn sol vleifs gethan werden, ob er des geschwornen ampts
mit gutem willen der goldschmit möcht erlassen vnd ein ander
>) Nothfrist ') Aufnahme. ^) Stenipelschneider : vgl. Nr. 10.
19. 25. Lexer, mittelhochd. Wbch. I, 1456.
dazu gepraucht werden; in ansehung seiner anzeigten ehafften *)
Verhinderung.
8) Mitwüch 12. Mai 1546. Wenntzln Gamitzer zusprechen
noch das jar beim goldschmidgeschworen ampt zu pleiben dweil
die vrsach vorhannden das ondas zwen dauon kommen, mit
der verwehnung das er bifs jar^) dessen erlassen werden soll.
9) Donnerstag 19. Decembris 1549. Petern Küster dem
Goldschmid auflegen, dj warheit anzuzeigen, woher ime des
Wentzls Gamitzers mödel vnd kunsteisen komen vnd wers ime
geben hab. Im fal dan das ers sich widersetzen wirt, sol er
ins loch geschafft werden.
10) Freytags 11. Aprilis 1550. Nach dem man Wenntzel
Gamitzers als ains eysenschneiders zum müntzen yetzo nit be-
darf sol man ine mit offner haudt eichen lassen vnd nit zu
der pflicht eruodern.
11) Erichtags ") 11. Apriliis 1553. Dieweyl man yetzo wi-
der gemünzt hat, vnd villeicht noch mer müntzen würdet, sol
man Christoffen Diethern als müntzmaister vnd Wentzel Gamitzer
den eysenschueyder auch wider zu der pflicht vordem lassen.
12) Erichtag 6) Marie schidung') 15. Augusti 1553. Nach
dem hertzog Hainrich von Praunschweigks gesanndter Johann
Prochmann Secretarj oder Cammermeister bericht gethan, das
er beym goldtschmid Wenntzel Gamitzer souil in erfarung be-
funden das die credentz vund sylbergeschirr so im herzog
Philips Magnus hochlöblicher gedechtnus angedingt»), bifs in
*j gesetzlich, rechtsgültig. *) bis über das Jahr, ^j Dienstag ;
Schmeller P, 127. ') Maria Himmelfahrt. Schmeller IP, 374.
"j auftragen, bestellen. Schm. P, 517.
251
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
252
4800 fl. cossten wurde, wiewol er nur die 4000 fl. auf abzug
an seiner H. gn. erdienter besolduug so derselbe auf sein per-
son vnd stat noch aussen stüunde, daran zu erstatten begert
wolt haben. Sei man sich zuuor ehe man sich etwas ge-
gen ime bewilligt gelegenheit aller Sachen bey ime auch dem
Theowaldt Rotscheib als dem Steffan Schmid derhalbeu zuuor
auch geschryben wie teurs ime am ersten angediugt worden
wie ') . . . vnd wie lanng er zu Verfertigung desselben zeit
haben muefs, erkundigen vnd alles widerpringen den gesannd-
ten aber mitlerweil mit guten werten aufhalten.
Auff den bericht das sich bey Wenzel Gamitzer goldt-
schmid erfindet, wie man ime die credentz von wegen herzog
Philips Magnusen von Praunschweigk hochloblicher gedechtnus
auft' 440 marck sylbers angedingt. Darauf mau ime 500 fl.
alspaldt zugestelt, damit er dann der Sachen ainen aufang ge-
macht, aber gleichwol als er gehört das herzog Philips in der
Schlacht vmbkumen, mit weitter arbeit still gestanden mit ver-
nerm anzaigen das er sollich werck ungeuerlich in ainem viertl
jars zuuerfertigen vermainet. Ist darauff bey meinen herrn
den eitern verlassen das man dem Praunschweigkischeu ge-
sanndten Johann Prachman mit begerter erlegung der 4000 fl.
zu Verfertigung sollicher credentz auf ain Obligation vnd sein
erpieten vnd bewilligten abzug an der besoldung so man herzog
Philipseu auf sein stat vnnd person schuldig plyben wilfaren,
ime soUichs ansagen vnd sol dasselb bemelten goldtschmid
doch erst wann der gesanndt hinwegk vnd dabey anzeigt
werden , das er sollich credenz auf kain höhere Summa ma-
chen wöll.
So sol mans herrn Erafsmusen Ebner auch also hinein-
schreyben mit beuelch solliche -iOOO fl. au herzog Philipsen
ausstandt wider abzuziehen vnd wanns nit souil treffen wurde
herzog Hainrichen von Praunschweigk das vberig an seiner
schuld der 41™ taler abzuschlagen.
13) Sambstags 19. Augusti 1553. — Eodem die post
pranndium. Nachdem Johann Prachmann herzog Hainrich von
Praunschweigks gesanndter auff sein vbergeben hanndtschryfft
die 4000 fl. zu seinen hannden zu empfahen begert, mit anzaig
das er von seinen genedigen herrn beuelch hab nit allain dem
goldtschmid zu Verfertigung der angedingteu credentz, sonnder
auch dem Ochsenfelder, Rosentaler vnnd andern etlich gelt
dauon zu geben vnd annder ding auch machen zu lassen etc.
sol man ine wider erynnern das meine herrn nit änderst mit
ime , dann auf den goldtschmid vnd bezalung der credenz wie
er auch kain anders begert, gehanndelt, darauf sy auch dem
goldtschmid die 4000 fl. zu Verfertigung sollicher credentz zu
geben bewilligt, dabey sy es dann noch weiten pleybeu lassen,
weren aber zum vberflnfs vrptitig'"), ime dem goldtschmid
Wenntzel Gamitzer yetzo alspaldt ains oder zway tausendt
gülden zu zustellen damits werck dester ehe möcht verfertigt
werden vnnd im fahl das der goldtschmid verrer gelts notturftig
sein würdet vnd meinen heren desselben bericht geschieht,
wollen sy ime dasselb nit ehe zustellen , dann es werde inen
sonnderlich von sein des gesanndten wegen durch den Ochsen-
felder oder Rosentaler oder wem ers beuehlen mag, anze-
zaigen etc. wo er nun sollichs auch nit wil annemcn sol mans
herzog Hainrichen von Braunschweigk wie es gehandelt wor-
den wider zuschreyben , vnnd den gesandten damit wie er
begert hat abfertigen.
14) Sontags 3. Decembris 1553. Auft' herzog Hainrichs
von Braunschweigks schreyben vnnd begern sol man seinen
fürstlichen gnaden mit darleihung der 2000 taler zu Verfer-
tigung dels beym Wenntzel Gamitzer angedingten sylberge-
schirrs weils sein fl. gn. an der schuldt zu Leiptzigk wider
will abziehen lassen, wilfaren vnnd sollichs Joachim Ochseufeld
dem mans zustellen sol anzaigen auch dem fürsten also zu-
schreyben.
15) Sontags 10. Decembris 1553. Hertzog Heinrich
v. Praunschweigks widerschryfft vnnd anntwurt, der zu wissen
gemachter acht erklerung, auch herr Haugen i^) von Parfspergs
ritters vnnd Wenntzel Gamitzers angedingten Sylbergeschirs
halben also ruhen lassen, doch sein fl. gn. wenn man sonst
schrcybt, vermelden daz mans empfangen hab. Daneben bemel-
ten goldschmid zu Zeiten manen das ers fUrderlich aufsmach.
16) Erichtags 18. Decembris 1554. Endresen Albrechten
pildhawer sol man noch ain jar vnaufgesagt seines burgerrech-
tens in Frannckreich wonen lassen vnd sollichs Wenntzl Ga-
mitzer der von seintwegen angesucht also ansagen.
17) Montag 1. Aprilis 1555. Vnangesehen das Wenntzel
Gamitzers bruder schulden halben von hynnen gewichen ist
sol man ine dannocbt im leerbrief den der goldschmids jung
der bey im gelernt nemen wil noch burger setzen vnd sollichs
in der canntzley ansagen.
18) Mitwochs 8. Aprilis 1556. Zu Gnannten des grössern
Rats seyen bey meinen herren ainem erbarn rate ertheilt her-
nachuolgennde personen die sol mann eruordern inen die pflicht
in der canntzley vorlesen vnnd im rathe gehorsam thun lassen :
(Aul'ser 14 anderen wird dabei auch „Wenntzel Gamitzer goldt-
schmidt" aufgeführt.)
19) Montags 8. Junij 1556. Auf der Bambergischen rethe
desgleichen meins gnedigen herrn von Würtzburg vnnderschid-
liche schreiben vnnd anntwurt des gemeinen Secrets halben soll
Kiliau Thein inn beiseiü Wcntzl Gammitzers vernemen vnnd
gehört wie das new gemein Secret gemacht vnnd alfsdann
darauf demselben Gamnitzer beuolhen werden derselbigen viere
zu machen daneben aber das jhenig secret so man bifshero
gebraucht zerschlagen werden.
20) Sambstags 2. Martij 1560. Auf der herren hochge-
lerten verlesenen ratschlag die gefangne im loch betreffendt
soll mann erstlich Caspar Heufsnern vft" die so stattlich für
') Das Wort ist wegen eines Tintenfleckens unleserlich. '") er-
bötig. Schm. I, 307 f.
") Hugo.
253
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
254
iue beschehene turbit des lebens frissten vnnd ime aus gnaden
diese stat neun meil wegs hindan'^) sein lebenlanng verpieten
vnnd soferrnu Wentzl Gamitzer goldtsclimidt sein gewesener
raaister vrab sein empfangnen sciiaden abtrog") von irae begert
soll man deu Heufsuer darumb hanndthaben '*).
Aber iue Gamitzer dergleichen auch die annderu goldt-
schmidt durch die geschwornen maister des goldschmidt bandt-
werclihs ernstlich warnen , dermasseu ien iren werckstatten
vnnd mit irrem gesind zutzesehen das dergleichen schalckhung '^)
mit der muntz noch inn annder weg bej inen nit geuebt wer-
den kbönne.
Wolffen Leickham aber soll mann als ainen dieb vff scbie-
risten'") donnerstag einen ernnstlichen peinlichen recbtstag
ansetzen vnnd ime dan der Ordnung nach vff den Erichtag '^)
verkünden.
21) Montags 16. Martij 1562. Wentzel Gamitzern vnd
D. Johann Heupoldten sol man des Henfslein Rofsners sag ")
im loch **) furhalten deren ein wissen zu haben.
22) Erichtags 1. Augustij 1564. An Frannzen Spenglers
stat sol man Wenzel Gamitzern zu einem bauptman aufnemen.
23) Erichtags 25. Maij 1568. Wentzel Gamitzern sol
man vmb seine kunstbücher 40 fl. verehren vnd ine damit in
die losuugstubeu weissen.
24) Sambstags 12. Februarij 1569. Woferr der suppli-
cirendt künstler Valtin Maler von der Yglau sich zu Wennzel
Gamitzern tochter verheirat sol mau ine ungeacht der ge-
schwornen goldschmidt widerfechten '*) zum maister rechten
khumen lassen. Da er dann maister alfsdann auch zu burger
annehmen vnd in acht haben weil meine berrn ein ofne'^)
band wann dann solche künstliche gesellen hieher khumen
wanngleich die geschwornen sie nicht einkhumen lassen wollen
das man mit demselben ein vmbseben der zeit halben tbue
damit wider kunstler zu gemeiner Stadt gezogen.
25) Erichtags 26. Julij 1569. Dieweil sich befindt das
der alt Wentzel Gamitzer meiner herren stempfeissen'-') zu
sein banden genumen vnd dieselben seinem aiden'^*) zu fer-
tigen geben soll man im sagen wann die gefertigt mein herrn
dieselben zugestehen. H. Welfser.
26) Montags 13. Octobris 1572. Dem supplicirenden
Wentzel Gamitzer die gepeten fürschrift in lateinischer sprach
an den konig in Franckreich seins hinein geschickten schonen
tisch vnd kleinaten mitheiln.
27) Erichtags 24. Martij 1573. Dieweil Mercuci Herdegen
der elter durch herrn Gabriel Nutzl seines alters schwacheit
vnd kummernus halben vmb erlassung des rats gepeten ist
") hinweg, entfernt. ") Entschädigung, Ersatz. Sohm. I",
654. '*} festnehmen, verhaften. Schm. P, 1123. '*) Hintergehung,
Betrug. Sohm. IP, 411. '^) nächsten. Schm. IP, 458. ") Aus-
sage. '") Lochgefängnils. ") Einsprache, Widerstand. Vgl. Nr.
38. *") frei, ungebunden. '') Stemi^el. ^^j Eidam, Schwiegersohn.
Schm. P, 37.
ime wilfart vnd Wentzel Gamitzer goldschmidt an sein stat
zum genanten des klaiueu rats ertheilt.
28) Freitags 11. Martij 1575. Auf Wentzel Gamitzers
ansag was grosen hochmuts vnd gotslesterns zwen peckenknecht
der eine der stoltz Paulus vnd Jörg in seiner gassen geübt sol
man den knechten ein trinckgelt verheifsen sie einzuziehen.
29) Montags 24. Octobris 1575. Herrn Wentzel Gamitzer
sol man gein Regenspurgk erlauben vnd inmittelst ein andern
haubtman an sein stat ordnen.
30) Montags 7. Januarii 1577. Auf herren Wratifslau
herren zu Bernstain vnd auf Tocratschau defs Königreich
Behems obristen cantzlers schreiben vnd dancksagung der
furgestreckten 1700 fl. halben zu Verfertigung seiner gnaden
alhie verdingten siibergschirrs soll man zu Wentzl Jamitzer
beschaiden. vm.b befurderung der arbeit anhalten, vnd befelhen
wauns gefertigt solches meinen herren anzuzeigen damit man
neben vberschickung defs Silbergeschirrs auch vmb widerbetza-
lung der angetzogenen 1700 fl. bei dem von Bernstein an-
maneu mus.
31) Mitwochs 27. Februar 1577. Dieweil defs herren
Wradifslaw von Bernstain bei Wentzl Gamitzern goldschraid
alhie bestellt vnd angedingt silbergschirr nun mehr fertig wor-
den ist, soll man bei seinen gnaden der 1700 fl. halben, so
man seinen gtaden dartzu furgeliehen vmb bezalung anman-
nung thun.
32) Mitwochs 3. Aprilis 1577. Wenntztln Jamitzer ver-
gönnen mit seinem gemachten Schreibzeug zu der Key. M. gein
Prag zu uerreifsen vnnd daneben anzaigen es were von vnnot
sie denselben Schreibzeug zuuor sehen zu lassen.
33) Sambstags 24. Maij 1578. Herrn Wentzel Jamitzern
rathsfreund soll angezaigt werden die herren eitern heten au-
gehört was Erafsmus Horneck burger vnnd goldschmid zu
Augspurg allerley new erfundner kunst halben zum geschütz
vnd kriegsrüstung gehörig an ine geschrieben vnnd meinen
herren defswegen für anpietung gethan das nemen Ir Erparn
zu sonderm gefallen an weil aber gemaine stat got lob yetzo
nit vrsach het nach solchen vnnd dergleichen kriegsrusstungen
zu trachten so wurde er sein gelegenheit an andern orten zu
suchen vnd seinen nutz damit zu schaffen wol wissen das
möchte er gedachtem Horneck also zuschreiben.
34) Donnerstags den 31. Julij 1578. Den supplicirenden
Jörgen Reuter von Straubing Rechenmaister vnd Schreiber soll
man dem alten herreu Wentzl Jamitzer zu ehren weil er sich
zu seiner freundin '^'') ainer verheurat zum burgerrechten kom-
men lassen.
35) Donnerstags den 7. Augusti 1578. Herren Wentzl
Jamitzern goldschmid soll man mit seinem gemachten prunnen-
werk zu der Rö. kay. Mat. gen Prag erlauben vnd zu solcher
raifs gluck wünschen.
36) Samstags 1. Novemb. 1578. Herren Wentzl Jamitzern
') Verwandte.
255
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
256
dem rathsfreund soll man auf sein ansuchen IV2 cl. (Centner)
vnd Herman Hehern Vj cl. infslits^) von meiner herren vor-
rath vmb die bezalung volgen lassen.
37) Erichtags 14. Aprilis 1579. Auf das mundtlich be-
schehen furpringen das sich Valtin Maler dcfs herren Wentzl
Jamitzers dochterman vber alle bifsher mit irae geptiogne
handlung ein mehrers vmb Michel Chanlers behausung dann
zwölfhundert vnd funffzigk gülden zu geben nicht erpieten
will. Dagegen es den laut hat das Elias Bauer vnd sein
bruder Conrad der bifsher im haus gewohnt den messinghan-
del anzurichten vnd zu treiben Vorhabens vnd villeicht ange-
regte behausung dieweil bifsher derselbig handel daryn ge-
wesen vnd desselben gerechtigkeit hat selbst kauffen möchten
ist befolhen sich desselben bei inen zu erkhundigen vnd ein
versuchen zu thun da sie darumb kauften wolten ob ein meh-
rers bei inen daraus zu pringen da sie aber nicht zu kauffen
lust haben alfsdann mit obgedachtem Valtin Maler in dem
naraen gottes vmb die dreitzehenthalbhuudert gülden abzu-
drucken -^).
Mitwochs den 22. Aprilis 1579. Da Valtin Maler sich
bezügl. Kaufes des Chanler'schen Hauses nur auf die 1250 ü.
Kaufsumme, wovon er 650 fl. sofort abzahlen und 600 fl. zu
5% auf dem Hause als ein gatterschaft '^"') stehen lassen will
wird verlassen zuzuschlagen und den Kauf aufzurichten.
38) Montags 4. May 1579. Auf herren Wenntzl Jamitzers
goldschmids vnd rathsfreunds ansuchen soll man seinem son
Abraham Jamitzer zu Verfertigung seines Meisterstück weil
ime die ordentlich zeit zu kurtz sein will vnd die geschwor-
nen defs goldschmidhandtwercks dasselbig nicht widerfechten '9)
noch drei wochen zeit geben.
39) Donnerstags 8. Septemb. 1580. Herren Wenntzl
Jamitzern dem rathsfreund soll man auf sein ansuchen zwen
centner vnschlits volgen lassen.
40) Erichtags 25. Octobris 1580. In dem strit zwischen
Michel Kneutzel hendlern vnd herren Wentzel Jamitzern gold-
schmit vnd rathsfreund den vorhengelein ^') betreffend den ein
jeder morgen zur hochzeit haben will soll man dem Kneutzel
sagen weil der herr Jamitzer den vorhengelein ehe dann er
bestellt , so wifs man ime denselben nicht zu nemen vnd ime
Kneutzel zuzesprechen vngeacht ob schon defs herren Jamitzers
sons hochzeit allain ein Wirtshaus hochzeit dagegen aber sein
defs Kneutzels oder seiner freundin hochzeit ein verleg hoch-
zeit were.
41) Mitwochs 11. Januar 1581. Auf der geschwornen
vnd aines gantzen handwercks der platschlosser beschwerung
") Unschlitt, Talg. Schm. P, 113. ") abschliefsen. ") Ei-
genschaft eines Grundstücks, nach welcher von demselben Gatter-
zins (Gattergült), d. h. eine Abgabe, welche nicht als Grundgült
oder Laudemiura darauf haftet, zu entrichten ist. Schm. P, 957 f.
■") Hegelein, auch Hegenlein, Hengelein, Vorhengelein,
der Vortänzer (Tanzordner) bei Hochzeiten. Schm. P, 1069. 1130.
Grimm, Wbch. IV, H, 439. 777. Lexer I, 1205.
wider Martin Sporer klaiuen vhrmacher, welcher weder burger
noch maister sei vnd sich doch vnderstehe vnder dem schein
als ob er für die Romische kay. Mat. etliche vhrwerck zu
machen hab, aigne werckstat zu halten, maisterrecht zu treiben
gesellen zu furdern, ist verlassen, den gesellen zu erfordern
vnd zured zu halten, was er für arbeit vnder banden hab, für
wen dieselbig gehörig, vnd da er antzaigen würde, das solche
für die kay. Mat. gehört verrer zu fragen, wann er vermaint
gar damit fertig zu werden vnd ob er bedacht were, nach
volprachter solcher arbait in die maisterstuck zu sitzen vnd
sich alhie under zu thun den herren Wentzl Jamitzer seinet-
halben auch zu hören vnd alles wider pringen.
42) Donnerstags 12. Octob. 1581. Herren Wentzl Ja-
mitzern vnd Johan Neudorffern soll man auf ir suppliciren
darynn sie pitten dem Lucas Fülle zu begünstigen das er
seinen erkaufften garten zum Gosteuhof der Helena RugFsge-
wanndtin als verkauft'erin one bezalung einichs verrern^®) handt-
lons wider haimbschlagen vnd dadurch dem langwirigen zwi-
schen inen geschwebten stritt ausser weitleufl'tigkait abgeholffen
werden mug, der benannten Rugsgewandtin darauf gegebnen
bericht widerumb hören lassen vnd sagen das meine herren
der trauen wider ir gute gelegenheit defs wider annemeus hal-
ben defs garten nichts auferlegen köndteu, da sie ine aber ye
wider annemen, so wolten sich meine herren bewilligt haben
inen zu gefallen das halbe handtlon schwinden zu lassen.
43) Mitwochs 24. Julij 1583. Esaias Preisensyn gold-
schmidgesellen der sich zu Hansen I^enckers goldschmids doch-
ter verheurat soll man auf seines Schwehers^^) vnd defs alten
herren Wentzl Jamitzers fürpit dieweil sonderlich sein schwe-
her so ein kranker pettriser ^o) man ist das er seiner arbeit
nicht mehr vorstehen kan vnuergrifflich^i) der gesetz vnd Ord-
nung in die maisterstuck einsitzen lassen solches auch mit den
geschwornen defs goldschmidhandwerks also in der gute handien.
44) Sambstags 13. Februarii 1585. Auf herrn Wentzl
Jamitzers anruft'en soll man in gericht befehlch geben in der
zwischen Valtin Maler seinem aiden'^'^) vnd Hansen Chanler da-
selbst rechthengigen Sachen furderlich zu prozediren.
45) An Stelle des verstorbenen Jamitzer wird am 13. Dec.
1585 Paulus Furenberger zum Hauptmann ernannt.
Nürnberg; Mummenhoff.
^"j ferneren, weiteren. ^') Schwiegervater. ^°) bettlägerig
Schm. P-, 302. ^^ 146. "] unvorgreiflich. Schm. P, 990.
Dr. F rem mann.
Oblateneiseu des 16. Jahi'h. im germanischen Museum.
Die äufsere Form der Speisen sollte von Alters her dem
Auge ähnlichen Genufs gewähren, wie der Inhalt dem Gaumen ;
sie sollte gleichzeitig, indem sie das Auge anzog, den Sinn
für den Genufs vorbereiten, die Lust an denselben mehren.
257
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
258
Unsere Altvordern
giengen darin viel wei-
ter, als wir liente ge-
wohnt sind. Bei Spei-
sen, welche erst in
einem Model Consi-
stenz gewinnen müs-
sen, liegt natürlich der
Gedanke am nächsten,
den Model in irgend
welcher Form künst-
lerisch zu gestalten, so
dafs die darin festge-
wordene Speise dann
jene Form trägt. Da-
hin gehört eine Reihe
von Backwerken nnd
insbesondere die stets
so beliebten Zucker-
oblaten. Es hat sich
manches Eisen, das
zu ihrer Herstellung
benützt wurde , er-
halten. Es sind stets
zwei gleichgrofse ei-
serne Platten, in -ivel-
che Muster eingegra-
ben sind, mit langen
Stielen, die sich um
Scharniere drehen, so-
wie scherenartig öfl-
nen und schliefsen.
Zwischen diese zwei
gemusterten Eisenplat-
ten wird der Teig ge-
gossen , dieselben ge-
schlossen und aufs
Feuer gelegt. Das
dünne Backwerk zeigt
sodann beiderseits die
Muster, welche in's
Eisen gegraben sind.
Eine Anzahl solcher
Eisen befindet sich auch
im german. Museum,
und wir geben in ne-
benstehender Abbil-
dung je die beiden
Seiten von fünfen der-
selben wieder. Der
Leser wird die zusam-
mengehörigen erken-
259
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit
260
neu. Dafs die Heraldik auch hier eine Hülle spielt, geht aus
den Abbildungen hervor. Die Schriften sind natürlich ver-
kehrt, so dafs sie auf dem Backwerke richtig er^cheinen.
Nürnberg. ^- Essenweiu.
Altdeutsche Ortsnameu iu Wälsch-Lothiiugeu.
IL
Meiner Abhaudlnug in Xr. 3 u. 4 des diesjährigen An-
zeigers habe ich noch einen kleinen Nachtrag anzufügen, indem
ich versiiumte, unter den Ortsnamen deutschen Ursiirungs bei
Metz die jetzige Zollstelle La Lobe (Gem. Arryj zu erwähnen.
Ich halte diesen Namen für das ahd. louba, mhd. loube, lobe,
nhd. Laube.
La Lobe, aus wenigen Häusern bestehend, liegt 18 Kim.
südwestlich von Metz, am rechten Moselufer, der französischen
Grenzstation Pagny (Eisenbahn Metz-Nancy) gegenüber. Ganz
nahe, noch auf deutschem Boden, ist ein Gehöft Voisage, iu
Metzer Chroniken als einer der Orte genannt, wo im 14. u
15. Jahrb. sogenannte ,,journees amiables", d. h. freundschaft-
liche Gerichtstage zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen
den Angehörigen der Stadt Metz und der angrenzenden Län-
der und Herrschaften abgehalten wurden; hier z. B. zwischen
der Stadt Metz, Grafschaft (dann Herzogthum) Bar und den
romanisch sprechenden Unterthanen von Lothringen. Ein sol-
ches Grenzgericht hiefs im Metzer Patois „marche d'estault"
(wie ich glaube durch wörtliche Uebertragung des deutsehen
„march-stuol", d. b. Grenz - Kichterstuhl ") entstanden). In
den Metzer Chroniken von Huguenin kann man unter den
J. 1324 und 1325 das Nähere über diese „marches d'estault"
finden. Zur Vermeidung von sprachlichen Schwierigkeiten wa-
ren für die deutsch redenden Unterthanen andere Gerichts-
orte bestimmt als für die romanisch redenden („les AUemans"
— „les Romans-').
La Lobe nun verdankt seine Entstehung wahrscheinlich
dem eben genannten Grenzgerichte; denn das alte loube, lobe
bedeutet so viel als „ofi'eue Halle", namentlich Gericlitshalle.
So verleiht eine Urkunde Kaiser Ludwig's des Bayern vom
J. 1330 den Einwohnern von Oberehnheim (Elsafs) das Recht,
nur vom kaiserlichen Schultheifsen abgeurtheilt zu werden, und
zwar die Adeligen am „Seelhof" (Kirchhof), die Bürgerlichen
dagegen „unter der Laube". In Berlin hat sich die alte „Ge-
richtslaube" bekanntlich bis in die jüngste Zeit erhalten. (S.
auch Ducange, glossar. med. latinit. ed. Henschel IV, 138 s. v.
lobia). Ferner gehört noch hieher :
') Zu dieser Bedeutung von stuol vgl. Schmeller, bayer. Wbch.
IP, Sp. 752 f. (Königs-Stuhl, Kaiser-Stuhl, Dingstuel, Stuelsäfs etc.),
sowie die „Stühle" in Siebenbürgen und Ortsnamen wie Stubl-
weil'senburg u. a.
La Maxe*), en patois „lai Mache", Dorfgemeinde, 5 Kiloni.
nördl. von Metz; im 14. Jahrb. Marax; 15. La Mairs.
Diese urkundlichen Formen werden erst verständlich, wenn
man weifs, dafs das lothringisch -romanische Patois den deut-
schen ch-Laut besitzt, welcher in den französischen Urkunden
des Mittelalters gewöhnlich durch x (griechisches x'') wieder-
gegeben wird, ferner dafs die Verbindung rs im Patois eben-
falls häufig wie deutsches ch lautet (personne spr. pachonne
oder auch pachöne, morceau spr. moche^). In neuerer Zeit
geht dieser Laut, welchen französische Patois- Schriftsteller mit
hh oder c'h bezeichnen, mehr und mehr in das französische
ch (deutsches seh) über (vgl. Lorrain; Glossaire du Patois
Messin. Nancy 1876, S. 2).
Ich führe daher La Maxe unbedenklich auf ahd. marca,
marcha (in manchen Urkunden auch maracha; s. Förstern. II,
1058) = Grenzwald, Grenze, Gemarkung zurück (oder mhd.
marc, march, marche*). Diese Ansicht wird bestätigt durch
den Ort Maixe (Dep. de la Meurthe), welcher in Urkunden
des 12. — 14. Jahrh. „Marches" heilst, im 17. Maxe, Maixe.
Weitere Beispiele für x (ch) aus rc in lothringischen Ortsna-
men sind :
Maxei sur Voise, urkundlich Marceium supra Vesiam ;
Maxei sur Meuse, urkundlich Marceium ad Blosam;
Maxeville bei Nancy,- urkundlich Marchainville, Marcheville;
Mechy, Kr. Metz, 12. — 15. Marcey; 15. Maixey, Marchey,
Merchey, Mercey, Merxeie, Marxy, Marcy, Merxy ; 1 7. Mechi,
Meschy; 18. Mexy.
Hiemit dürfte das Verzeichniis der Ortsnamen fränkischen
Ursprungs im Kreise Metz im Wesentlichen erschöpft sein,
wenn auch bei näherer Betrachtung der eine oder andere hin-
zukommen mag. Ich bemerke noch, dafs ich, um die Arbeit
nicht zu sehr auszudehnen, die unbewohnten Orte (Berg-, Wald-,
Bach- Namen) ganz bei Seite gelassen habe.
In welchem Zahlenverhältnisse stehen nun die fränkischen
Ortsnameu zur Summe der übrigen (keltischen, römischen und
französischen)? Dasselbe wird immer nur annähernd festzu-
stellen sein, da es bei einer Anzahl von Ortsnamen stets un-
gewifs bleiben wird, in welche Periode sie gehören. Im Kreise
Metz bilden- die fränkischen Ortsnamen etwa 'A der Gesammt-
snmme, in den angrenzenden, meist bei Frankreich verbliebenen
Theilen von Wälsch - Lothringen aber einen weit gr()r5eren
*) Bei Begin (Eist, des rues de Metz, 1843 — 44) heilst der
Ort „La Marche."
') Der Ortsname Rombach (20 Kilom. nordwesthch von Metz)
heilst in mittelalterlichen französischen Urkunden und heute noch
im Patois Romebar, Rombair, weil das französische r dem deut-
schen ch lautlich am nächsten kommt. Der Franzose bildet das
r am hinteren Theile des Gaumens, der Deutsche ganz vorn, nahe
den Zähnen.
"l Der Ortsname La Marche ist in Frankreich und Belgien
nicht selten. La Marche en Famine (Luxemburg) heilst urkund-
lich Marca in Falemannia.
261
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
262
Brucbtbeil. Diese unerwartete Tbatsache bedarf der Erläu-
terung.
leb babe scbon in meinem ersten Artiliel erwähnt, dafs
Metz mit seiner nächsten Umgebung ein romanisches Bollwerk
gegen das andringende Germanenthum bildete. Wegen seiner
wichtigen und festen Lage auf einem von zwei bedeutenden
Flüssen (Mosel und Seille) umflossenen Hügel hatten die Rö-
mer eine starke Festung daraus gemacht, und in der frucht-
baren, lieblichen Gegend entstand rasch eine Menge blühender,
grofstentbeils durch AVarttbürme geschützter Dörfer. So kommt
es, dafs wir hier trotz der austrasischen Residenz s) verhält-
nifsmäfsig weniger fränkische Ansiedelungen finden, als in den
weiter südlich und westlich gelegenen Strichen gegen Chateau-
Salins, Luneville, Nancy, Toul und Verdun zu, wo es von frän-
kischen Ortsnamen auf -court und -ville förmlich wimmelt.
Man darf daraus schliefsen, dals letztere Gegenden zur Römer-
zeit noch wenig kultiviert und bevölkert waren.
Die zahlreichen Ortsnamen auf -court können übrigens
leicht zu einem Trugschlufs verführen. Man könnte daraus
eine besondere Vorliebe der alten Franken für die (dativische)
Benennung -hovun (-hofen) entnehmen woller. Nun findet
man aber in den unmittelbar angrenzenden deutsch sprechen-
den Bezirken, wo doch der gleiche mittelrheinfränkische Volks-
stamm sitzt, nur wenige Ortsnamen auf -hofen. Vielmehr
weisen die an der Sprachgrenze gelegenen Orte mit Doppel-
(deutschen und französischen) Namen darauf hin, dafs die Ro-
manen mit ihren -court deutsches -inga, -ingas oder auch -dorf
wiedergaben. Als Beispiele führe ich an:
Gelucourt, dtsch. Giselfingen, im Kr. Chateau-Salins (Personen-
name Gisulf, umgestellt Gislutj ;
Plappecourt, dtsch. Peplingen, Kr. Metz (P. N. Papilo) ;
Rechicourt, dtsch. Eixingen, Kr. Saarburg (P. N. Eichis) ;
Semecourt, dtsch. Sesmeringas, Kr. Metz (P. N. Sigismar);
Aboncourt, dtsch. Ebendorf, Kr. Diedenhofen (P. N. Abo);
Arraincourt, dtsch. Armesdorf, Kr. Bolchen (P. N. Arin, Ari-
man oder Armin) ;
Assenoncourt, dtsch. Essersdorf, Kr. Saarburg (P. N. wahrsch.
Azzilo) ;
Thicourt, dtsch. Diedersdorf, Kr. Beleben (P. N. Tiether,
Diether.)
Die Ortsnamen auf -ville lauten im deutschen Munde meist
-dorf:
Bettlainville, dtsch. Bettendorf, Kr. Diedenhofen (P. N. Bettelin) ;
*) Die berüchtigte und heute noch in unserer Gegend im
Volksmunde lebende Königin Brunhild (Brunehaut), aus dem west-
gothischen Königshause in Spanien, begünstigte übrigens romani-
sche Sitte und Kultur.
*) Es ist leicht möglich, dals dieser Ort seinen Namen dem
Vater Karl's des Greisen verdankt ; denn Pipin sowohl, wie letzte-
rer verweilten öfters in Diedenhofen, und fürstliche PersönUchkei-
ten sind es ja vorzugsweise, nach denen Orte neu benannt oder
umgetauft werden.
Bouzonville, dtsch. Busendorf, Kr. Diedenhofen fP. N. Buoso);
Pepinville, dtsch. Pipensdorf, Kr. Diedenhofen (P. N. Pipin ß);
Vergaville, dtsch. Wirdorf, Kr. Chateau-Salins (P. N.'?);
seltener entspricht -ville dem deutschen -ingen, wie in Raville
— Eollingen (P. N. Radolt, Rodalt), oder -hofen, wie in Thi-
onville — (Diedenboren, P. N. Theodo, Thiodo), oder -weiler,
wie in Torcheville — Dorsweiler, Kr. Chateau-Salins (P. N.
Dor oder Torolf.)
Metz. Dr. Uibeleisen.
Theilzifferii in Datierungen.
Einen interessanten F'all der Anwendung von Tiieilungs-
zeichen in der Datierung bietet eine Pergamenturkunde Lud-
wigs III., Provinzials von Thüringen, von 1182 Sept. 16 im
Hauptstaatsarchiv zu Dresden. (Orig. Nr. 85. Regest bei
Beyer, das Cistercienser - Stift Altzelle, S. 517.) Die Zeitan-
gabe lautet vollständig : acta sunt hec anno ab incarnatione
domini m'C'Lxxxij. xvi k. octob. — inditione xv. regnante
Friderico gloriosissimo Romanorum imperatore anno regni eins
xxxi. imperii xxX'^iiij. Statt der letzten Zahl würde man
xxviii erwarten ; das 28. Kaiserjahr Friedrichs I. reichte von
1182 Jnni 18 bis 1183 Juni 18. Es kann xx^üü schwerlich
etwas anders als 28V2 sein, und ich wüfste dies nicht anders
auszulegen als : in der ersten Hälfte des 28. Kaiserjahrs.
Aehnlicbe Fälle dürften äulserst selten sein.
Dr. H. Ermisch.
Mittel alteiiiclie Augenärzte.
Das hiesige Staatsarchiv erhielt vor einiger Zeit von einem
Privatmann eine Pergamenturkunde zum Geschenk, die sich
früher ebenfalls in Privathänden befunden hat und aller Wahr-
scheinlichkeit nach aus Sachsen stammt, wo „Zeiger dieses
Briefs" sich später aufgebalten zu haben scheint. Sie lautet
wörtlich :
„Ich Hederich von Dernnbach edelknecht thun kunt aller-
meniclich das uff hüt datum difs briefs vor mich komcn ist
der erber meister Hanns Rose von Boedelin us Zipsenn zaiger
difs briefs bat, fordert unnd begerte in kundschafl't der warheit
sovil mir nach volgennder sachen halben wissent sie zugeben,
darin ich angesebin sin vlissig bitt und die billicheit das man
kuntschaft der warheyt nymant versagen sol und sage auch wis-
sentlich in crafft des briefes das was mir auch kunt und wissennt
ist, auch warhaffticlich von den jenen gesehenn und vernommen
habe an den er solich sin kunst unnd meisterscbaft bewert hat,
das der obgnannt meister Hanns Rose in deme dryunndsybenn-
tzigsten jare in der stat Marpurg eintzitlang gewesen ist und
defsmals einer frawen von Slirbacb, die min undersas und gots-
263
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
264
lehen ist, an jreu ougen trulichen geholflten hat, die do viert-
zehenn jare an deme rechten ougc starublindt und an derae
lincken ouge ein jar blindt gewesin ist, derselbenn frawen er
mit der hilff des ahnechtigen gotis auch siner Ivunst und mey-
sterschafft truwlicheu geholffenn hat, des sie jme hochin lob und
dannck sagen ist. Und das solchis ungevärlich war und also
sie, han ich obgnanter Hederich vonn Dernnbach edelknecht
zu 'warera urchunt und bekennttnisse min eigen ingesigell an
disenn briefe thun heungen, der gegeben ist als man zalte
nach Christus gehurt tusint virhuudert unnd in dem dryeund-
sybenntzigisteu jaren an Sannte Symonis et Jude abennt der
heiligen apostelnn- (27. Oct. 1473). Das angezeigte Siegel ist
abgefallen.
Augenärzte kommen in Mitteldeutschland schon in den
Jahren 1366 und 1372 vor; die vorliegende, unseres Wissens
bis jetzt noch ungedruckte Urkunde ist aber um dessentwilleu
von besonderer Bedeutung, weil hier das Augenleiden näher
bezeichnet wird. Die Heimat des betreuenden Arztes ist Pud-
lein (Podolin) in der Zipser Gespannschaft. Wie der Name
zeigt, ist er von deutscher Nationalität. Der Aussteller gehört
dem bekannten Buchisch -Fränkishen, in der Person des Frei-
herrn Ludwig von Dernbach, Regierungsrathes zu Posen, heute
noch blühenden Geschlecht dieses Namens an, aus dem Peter
Philipp V. D. Bischof von Würzburg (1675 — 1683) und Balt-
hasar V. D. Fürstabt von Fulda (1570 — 1606) stammten.
Die Heimat der Patientin wird das Dorf Schlierbach im Kreise
Biedenkopf bei Marburg sein. Doch gibt es auch noch ein
Dorf dieses Namens im Kreise Fritzlar.
Breslau. K. Herquet.
Zur Geschichte der Privatschiileu.
.Ich Joachim Schierner burger alhie zu Kerapnitz bekenne
hie mit dieser meiner handschriefi't, nachdem ein erbar und
wolweiser rath meinem weibe uff ein jharlang zu versuchen
gunstig nachgelassen, das sie vier und zwantzigk meidlein und
darüber nicht, darunder uffs wenigst acht sein sollen, die das
a b c lernen, halten mag, als gelobe diesem nach ich ihnent-
halben treulich, das ich und mein weib diesem also nachkom-
men und verhalten wollen und sollen, do aber welhs nicht
sein soll künftig befunden, das wier mehr dann ob ernennede
meidlein aufnemen und halten wirden, so soll wolgeachter radt
fug und macht haben meinem weibe solhe erzeigte guthat als-
beldt gar abzustricken'). Urkundlich hab ich disen revers
mit meinem gewonlichen beetschaft beisiegelet, geschehen zu
Kempnitz den 27. october anno [15]92.
Chemnitzer Stadtarchiv IV, 4, nr. 1.
Döbeln. W. Loose.
') vorenthalten, entziehen, z. B. ein Recht, eine Freiheit.
Schmeller IP, 809.
Schlofs Eberuburg.
In gegenwärtiger Zeitschrift, Jahrg. 1874, Sp. 370, ist
unter Anderem auch eine Initial -Inschrift erwähnt, welche an
dem Gemäuer der Ruine des Schlosses Ebernburg angebracht
ist und also lautet:
H. S. V. S B. V. S G. V. L
1592
Dies heifst offenbar nichts anderes als : Hans Schweikard
von Sickingen — Beatrix von Sickingen — geb. von Lützelburg
(1592). Ist doch unter der Inschrift auch das Sicking'sche
Wappen mit den Kugeln und das Lützelburg'sclie mit dem
Löwen im Schilde angebracht.
Hans Schweikard von Sickingen, ein Enkel des berühmten
Franz von Sickingen, war nämlich mit Beatrix, Tochter des
Bernhard von Lützelburg, Herrn auf Saareck, herzogl. loth-
ringischem Statthalter zu Sarburg, vermählt.
Störend ist hier nur die Jahreszahl 1592, wenn es richtig
wäre, wie es bei Hartard, Hoheit des deutschen Reichsadels I,
538 heifst, dafs nämlich Hans Schweikard von Sickingen schon
anno 1589 mit Tod abgegangen ist. Denn nach gedachter
Inschrift mufs man doch nothwendig annehmen, dafs i. J. 1592
Hans Schweikard von Sickingen und seine Gemahlin noch ge-
lebt haben, dafs sie damals Schlofs Ebernburg bewohnt, dafs
sie vielleicht gerade zu jener Zeit an dem Schlosse in baulicher
Beziehung etwas vorgenommen haben, — ja, indem Hans
Schweikard von Sickingen speciell als Herr von Ebernburg und
Gründer der Ebernburger Linie vorkommt, hat man allen
Grund, anzunehmen, dafs er wesentlich zum Wiederaufbaue
des zerstörten Schlosses beigetragen haben wird. Leider ent-
halten die Lützelburg'schen Familienpapiere nichts über das
Todesjahr des Hans Schweikard von Sickingen und seiner Ge-
mahlin. Auch der mir durch das aufserordentliche Wohlwollen
des Herrn Uberbibliothekars Dr. Laubmann in W^ürzhurg zu-
gekommene Auszug aus der Würzburger Handschrift der Flers-
heimer Chronik, quoad pass. concern. , gibt nichts weiter zu
entnehmen, als dafs Hans Schweikard ursprünglich am lothrin-
gischen Hofe sich befunden, dafs er dann später an den Hof
Kaiser Maximilian's IL gekommen und unter Lazarus von
Schwendi mit nach Ungarn gezogen ist, auch dafs er sich im
Jahre 76 (also 1576) mit einer von Lützelburg vermählt hat.
Einstweilen mufs ich nach dem oben Beregten annehmen,
dafs i. J. 1592 Hans Schweikard von Sickingen und auch seine
Gemahlin sich noch am Leben befunden, dafs also die Annahme
Hartard's, als wäre ersterer bereits i. J. 1589 mit Tod abge-
gangen, auf einem Irrthum beruhe.
Wörth a/D. Willi. Freih. von Lützelburg.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. E
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt
ssenwein. Dr. G. K. Frommann.
des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. J\i 9. September.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. September 1877.
Zwischen unserer jüngsten und der heutigen Mittheilung liegt
das 25jährige Jubelfest des germanischen Museums, die Ver-
sammlung des Gesammtvereins deutscher Geschichts- und Alter-
thumsforscher, sowie jene unseres Verwaltungsausschusses. Unsere
Mittheilungeu an dieser Stelle nehmen also selbstverständlich einen
gröfsern Umfang in AnsiJruch, als gewöhnlich.
Die Versammlung des Gesammt- Geschichts- und Alterthums-
vereins hatte bereits am 13. v. M. begonnen. Auch dieser Verein
und, als drittes Glied im Bunde, das röm.-germ. Museum in Mainz
hatten ihr 25 jähriges Jubiläum zu feiern. Neben ernster Arbeit,
welche die Versammlung des Vereins sich zur Aufgabe gemacht
hatte , fanden festliche und gesellige Zusammenkünfte statt. Das
erste Fest gab am 14. Abends die Gesellschaft Colleg in ihrem
prachtvollen Garten.
Am 15. Abends, an welchem Tage der RiedeFsche Oratorien-
verein aus Leipzig hier eintraf, fand im Saale und Garten der
„Harmonie" ein Abendfest statt, dessen Haupttheil ein vom Ren-
ner'schen Madrigalquartett aus Regensburg vorgetragenes histori-
sches Concert bildete, in welchem nach Minneliedern des 13. — 15.
Jahrhunderts die in der Originalmelodie vorgetragen wurden,
jene das Ohr so sehr ergötzenden Madrigale und Liedlein des 16.
Jahrhunderts, gleichfalls in ihren vierstimmigen Originalmelodien,
vorgetragen wurden.
Am Vormittag des 16. fand die feierliche Grundsteinlegung,
verbunden mit dem eigentlichen Festakte, auf dem Bauplatze hinter
dem Ostflügel des Kreuzganges statt. Auf Musik und Gesangs-
vorträge folgte eine Ansprache des l. Direktors, welche wir nach
ihrem Wortlaut hier wiedergeben.
„Wir feiern heute die fünfundzwanzigste Wiederkehr jenes
Tages, an welchem Frhr. v. Aufsefs zu Dresden der dort tagenden
Versammlung deutscher Geschichts- und Alterthumsforscher den
Plan vorlegte, das germanische Nationalmuseum, für welches er
alle Vorbereitungen getroffen, zu begründen, und an welchem diese
Versammlung ein Comite einsetzte, um die Vorlagen zu prüfen,
und damit thatsächlich unter Anerkennung des Prinzipes die Be-
gründung aussprach, indem sie untersuchen liefs, ob die vorge-
schlagene Art zweckmäfsig sei. Die Versammlung stimmte nach dem
Vorschlag des Comites auch dem Plane bei , eine grofsartige An-
stalt zn gründen, welche allen verwandten Bestrebungen als An-
haltspunkt und Stütze dienen und so für das Kulturleben der
Nation von mächtigem Einflüsse sein sollte. So wichtig jener Be-
schlufs war, so gab er doch nur eine schwache Stütze ; denn die Ver-
sammlung konnte keine Mittel zur Ausführung bieten ; doch gab
ihre Autorität den Frhrn. von Aufsefs die nöthige Kraft, alle
Schwierigkeiten zu besiegen. In der That bedurfte es auch un-
gewöhnlicher Energie von Seite des Gründers, um sein Werk le-
bensfähig zu machen. Neid und Mifsgunst hemmten seine Schritte;
Mifstrauen lionnte in damaliger Zeit einer Anstalt nicht fehlen.
welche sich eine nationale nannte, und die Schwierigkeit, Mittel in
dem Umfange, wie sie hier nöthig waren, zu schaffen, war
eine aufserordentliche. Mit eiserner Energie aber verfolgte der
Gründer seinen Zweck. Einen wohlwollenden Gönner nach dem
andern erwarb er durch eifrige Correspondenz ; er setzte die ge-
sammte deutsche Presse in Bewegung, um durch ihre Hilfe das
Volk für die Idee zu erwärmen. Eine Reihe von Eingaben be-
seitigte das Mifstrauen mancher Regierungen und stimmte sie
zur Theilnahme und wohlwollenden Unterstützung. Der Bundestag
sprach sein Interesse an der nationalen Anstalt aus und empfahl
sie den Regierungen. Die bayrische Regierung verlieh ihr die
Rechte einer Stiftung. Beitrag um Beitrag wurde angemeldet.
Es war eine Zeit dornenvoller Arbeit und dennoch inniger Freude,
wenn ein kleiner Erfolg sich an den andern schlofs, wenn ein
Beitrag dem andern folgte, wenn die junge Anstalt nach müh-
seligem Ringen Schritt um Schritt in ihrer Entwicklung sich be-
wegen konnte. Sie glich der Freude der Eltern an der Ent-
wicklung eines Kindes, das unter Sorgen aller Art und mit der
gröfsten Aufopferung gepflegt werden mufs. Dem Fernestehenden
freilich war das Bild der Sorge verhüllt ; er sah nur die Resultate
und die reine Freude , welche dieselben hervorriefen ; deshalb ist
es Ehrenpflicht , jener Bemühungen zu gedenken und die zähe
Energie zu preisen, welche nicht vor der Sisyphusarbeit er-
schreckte, der die Beseitigung der Schwierigkeiten glich. Dieser
Energie war zunächst die Organisation der Anstalt selbst zu dan-
ken , die Gewinnung tüchtiger Beamtenkräfte, die Organisation der
Ausschüsse und durch sie die Mitwirkung bewährter und gelehrter
Kräfte , die Organisation des Pflegschaftswesens , um der Anstalt
regelmäfsige Zuflüsse zu sichern. So konnte sie denn eine rege
Thätigkeit entwickeln. Bald war es möglich, ein entsprechendes
Lokal zu erwerben, das, wenn es auch nur eine Ruine war, doch
für den Anfang nothdürftige Räume bot, für die weitere Ent-
wicklung aber freie Hand gewährte. Nach lOjähriger Thätigkeit
legte Frhr. von Aufsefs die Leitung der Anstalt nieder, nachdem
sie, wie er sagte, in der Zwischenzeit mündig geworden und nun
ihren eigenen Weg gehen könne. Schritt für Schritt entwickelte
sie sich, wenn auch die Nachfolger des Gründers gleich ihm vor
Schwierigkeiten nicht erschrecken durften. Aber, wenn wir heute
zurückblicken, so dürfen wir sagen : es ist viel geschehen ; ja, es ist
sehr viel geschehen, wenn die unendlichen Schwierigkeiten in
Rechnimg gezogen werden. Wir danken dies dem Umstände, dafs
Tausende und aber Tausende aus allen deutschen Gauen, aus
allen Schichten des Volkes, vom Fürsten bis zum Bürger, sich
verbunden haben, weil die Anstalt nicht aus der Initiative der
Regierimgen, nicht aus dem Willen eines einzigen mächtigen oder
eines reichen Mannes hervorgegangen ist, sondern weil im Auf-
rufe des Frhrn. von Aufsefs sich alle begegneten , weil das ganze
Volk die Anstalt geschaffen. Wenn wir daher heute dankbar
aller jener gedenken wollen, welche das grofse Werk gefördert,
267
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
268
so können wir nicht die Namen der Tausende aufzählen , nicht
einmal jener, welche das Hervorragendste gethan haben; sie sind
alle in einem Ausdrucke begriflen: das ganze deutsche Volk und
seine Fürsten; jenem und diesen daher unsern Dank; daher der
Wunsch, dafs die Anstalt, welche durch gemeinsames Zusammen-
wirken entstanden, auch allen Freude bereiten möge; allen die
Bitte, dafs sie der Anstalt ihr Wohlwollen erhalten mögen. Und
wenn wir nicht allen besonders danken können, so sei doch unser
Dank dargebracht dem greisen Kaiser des deutschen Reiches, sei-
nem erhabenen Verbündeten, Bayerns Könige, allen deutschen
Fürsten und dem Kaiser von Oesterreich , denen ein dreifaches,
donnerndes Hocli dargebracht sei.
Wir haben rückwärts geblickt zu den bescheidenen Anfängen
unserer Anstalt, als sie auf eines Mannes Kraft beruhte und diese
Kraft ihr Schatz war. Wir blicken heute um uns und sehen ein
grofses Werk, das uns mit Freude erfüllt. Aber wir sehen, dafs
es nicht vollendet ist, und wenn wir vor uns blicken, sehen wir
das Ziel noch in weiter Ferne. Noch ist Vieles zu thun, um das
germanische Museum dahin zu führen, wohin es strebt: es zum
Stolze und zur Freude der Nation, zum sichern Horte der Wissen-
schaft zu machen, und wenn wir in jene Ferne blicken, so fühlen
■wir uns zu neuer Thätigkeit angespornt. Jeder Abschnitt in der
Entwicklung ist ein Stück für sich, und so stehen wir auch heute
wieder an einem Abschnitte, bereiten wir heute wieder ein Werk
vor, zu welchem, wie zu einem Neubaue, der Grundstein zu legen
ist. Wir thun das in der That für den Bau, welcher sich auf die-
sem Platze erheben soll, wir thun es bildlich für die ganze Thätig-
keit der Anstalt in den nächsten Jahrzehnten, für welche das heu-
tige Fest den Grund legen soll durch die Mahnungen , welche es
uns gibt, und die Kraft, welche wir in dem Rückblicke schöpfen.
Ich habe vorhin daran erinnert, dafs die Karthause eine Ruine
war, als sie erworben wurde. Nach und nach haben wir Stück
um Stück hergestellt oder zugefügt, weil freundliche Beihülfe es
ermöglichte. Der Flügel, welcher sich hier erheben soll, ist er-
möglicht durch die Mittel, welche das deutsche Reich und dessen
Regierung uns bietet. Wenn da und dort in der Karthause In-
schriften und Wappen erinnern, dafs der und jener die Mittel zu
einem Bautheile gespendet, so wird des Kaisers und des Reiches
Adler an diesem Baue prangen zum Zeichen, dafs Kaiser und
Reich hier Bauherr sind. Wir legen Münzen mit des Kaisers
Bilde in den Stein. Wir fügen eine Urkunde bei, die unserm
Danke Ausdruck gibt. Wenn wir diese Urkunde in den Stein
senken, damit sie nie wieder erhoben werde, aber doch vorhanden
sei im Innern des Baues, wie der Dank in unserer Brust, so können
wir die Freude nicht in unserm Herzen versohlielsen, sie drängt
hervor und äufsert sich im lauten Jubelrufe, welcher abermals
dem Kaiser gilt, dem Kaiser und dem Reiche, der Regierung des
Kaisers und dem Kanzler, welcher des Reiches Geschicke lenkt.
So festige sich der Stein unter Ihren Hammerschlägen und unter
dem lauten Ruf: Es lebe der Bauherr, Deutschlands Kaiser und
sein Kanzler!-'
In den Grundstein selbst wurde eine Urkunde, unterschrieben
von den anwesenden Ehrengästen, eingelegt folgenden Inhaltes:
Nürnberg, den 16. August 1877.
„Im siebenten Jahre der Regierung des Kaisers Wilhelm , im
vierzehnten der Regierung des Königs Ludwigs II. von Bayern
wird heute am 25. Jahrestage der Gründung dieser Anstalt vor
einer zahlreichen Zuschauermenge, die sich aus ganz Deutschland
versammelt hat , dieser Stein gelegt. Möge er nie wieder das
Licht des Tages erblicken! Möge fest und dauernd der Bau auf
ihm ruhen , welchen die Verwaltung des germanischen National-
museums aus den Geldmitteln bestreitet, welche die Regierung des
deutschen Reiches zu diesem Zwecke bietet.
Das deutsche Reich aber möge als Reich des Friedens dauern
bis ans Ende der Tage !
Im Namen der Versammelten unterzeichnet diese Urkunde:"
Die ersten Hammerschläge that der erste Bürgermeister der
Stadt Nürnberg und brachte während derselben ein Hoch auf das
germanische Museum aus.
Nach einem fernem Hoch auf den Gesammtverein, auf das röm.
gei-m. Museum, als Mitjubilare, und auf die Stadt Nürnberg, endlich
nach einem Dank an die Sänger und alle, welche das Fest mit ge-
feiert , wurde der Platz der Grundsteinlegung verlassen , und es
begann ein buntes Leben und Treiben in den Höfen des Museums,
wo die Festgäste ein Frühstück nahmen , unterbrochen durch
Toaste auf die Direktoren des Museums und durch allerlei Privat-
vorträgo von Musikstücken an einzelnen Orten.
Grofse Freude erregten eine Anzahl während des Festes ein-
getrofl'ener Beglückwünschungs -Zuschriften und Telegramme, die
der grofsen Zahl wegen nicht alle hatten verlesen werden können,
und welche theilweise von Festgaben begleitet waren, wie denn
eine grofse Zahl der Gaben , welche unsere heutigen Geschenke-
verzeichnisse aufführen, als Jubiläumsgaben bezeichnet wurden.
Unter lautem Jubel wurde das folgende Telegramm Sr. Maje-
stät des Königs Ludwig II. von Bayern verlesen, allerhöchst-
weicher der Anstalt und ihrer Feier gedacht hatte:
Herrn Direktor Essenwein Nürnberg.
Seine Majestät der König nehmen an dem Feste der Stiftung
des germanischen Museums freudigen Antheil und sendet unter
vollster Anerkennung der trefflichen Leitung dieser grofsartigen
LTnternehmung den Wunsch, dafs das Museum den deutschen Lan-
den zur Ehre stets blühen und gedeihen möge.
Im allerh. Auftrage: Legationsrath v. Ziegler.
Aehnlichen Jubel rief folgendes Telegramm Ihrer Kaiserl.
Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin des deut-
schen Reiches hervor, die zur Zeit in Ostende verweilend im Geiste
am Feste Theil genommen.
Direktor Essenwein Nürnberg.
Wir senden Ihnen und allen Festtheilnehmern unsern Grul's
und herzliche Wünsche für das fernere Gedeihen des Museums.
Friedrich Wilhelm. Victoria.
Unter den Beglückwünschungsschreiben können wir es uns
nicht versagen, das einer verwandten nationalen Anstalt, des freien
deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main hier folgen zu lassen.
Das Freie deutsche Hochstift für Wissenschaften, Künste und
allgemeine Bildung in Goethe's Vatorhause zu Frankfurt am Main,
gestiftet am 10. Wintermonates 1859 im Namen der geistigen
Einheit des deutschen Volkes zur, Jahrhundertfeier der Geburt
Schiller's, auf Grund seiner genehmigten Satzungen mit den Rech-
ten einer Körperschaft bekleidet durch Beschlufs hohen Rathes
der Freien Stadt Frankfurt vom 30. des Weinmonates 1863, beehrt
sich , das Germanische National-Museum zu Nürnberg , die ruhm-
volle Pflegestätte deutscher Geschichte und deutscher Eigenart
zur Jubelfeier der Vollendung des 25. Jahres Seines unter Bayerns
269
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
270
erhabenem Königshause gegründeten und von allen Fürsten und
Völkern Deutschlands gepflegten Bestehens mit wärmster Theil-
nahme verehrungsvoll zu begrül'sen und zu beglückwünschen.
Als wiederum ein stürmischer Versuch, den deutschen Landen
eine neue staatliche Gestaltung zu geben, hoffnungslos mil'slungen
war, da rief der edle Freiherr Hans von Aufsefs das trostreiche Wort :
Wir haben eine gemeinsame Geschichte und Entwicklung, sie
sei unser Hort und das Pfand unserer Hoffnungen ! und er gründete,
unter froher Zustimmung der deutschen Geschichtsforscher-Vereine,
ermuthigt durch Sachsens gelehrten König Johann und vertrauend
auf Bayerns begeisterten König Ludwig L, in Nürnberg, der ehren-
reichen Stadt, das Germanische National-Museum, welches nunmehr
nach 25 Jahren unter stets gewachsener Anerkennung und För-
derung zu einer Herrlichkeit und Bedeutung gediehen ist, deren
Gröfse die kühnsten Hoffnungen überstiegen und die letzten Zweifel
der Zaghaftigkeit überwunden hat. Solchem Erfolge muthigen
Wagens und treuen Wirkens ruft ihren freudigsten Glückwunsch
eine Stiftung zu, welche einst, als Schiller's Jahrhundertfeier die
deutschen Geister auf dem ganzen Erdenrunde in reinster Weihe
einigte, die zeitgemäfse Losung auszugeben wagte :
Wir haben eine gemeinsame Wissenschaft , Kunst und allge-
meine Bildung, einigen wir uns um das Haus unseres gröfsten
Dichters und Denkers zum Dienste des deutschen Geistes.
Und so lasset uns wirken aller Orten , wo deutsche Herzen
schlagen, für und für !
Verehrungs vollst
die Verwaltung des Freien deutschen Hochstiftes.
L. S.
Dr. G. H. Otto Volger gen. Maler Hermann Junker MFDH.
Senokenberg MFDH. d. Z. Ob- d. Z. Obmann -Stellvertreter,
mann.
Gegeben im Goethehause zu Dr. Adolf Petermanu MFDH.
Frankfurt a. M. zum 16. Ernte- d. Z. Verwaltungsschreiber,
monats 1877.
Der Nachmittag des 16. gehörte dem Riederschen Vereine
aus Leipzig, welcher in der gefüllten St. Lorenzkirche ein kirch-
liches Concert zur Aufführung brachte, das historisch angeordnet
die Geschichte der Kirchenmusik von Palestrina bis Bach in wohl-
gewählten Stücken zum Vortrage brachte und dessen herrliche
Ausführung alle Zuhörer entzückte.
Im Saale des „goldenen Adler" fand Abends ein Festmahl
statt, das wieder durch eine Reihe von Toasten belebt wurde.
Dr. E. Förster versetzte die Gäste im Geiste um 25 Jahre weiter
vorwärts, indem er in Versen die Feier des 50jährigen Jubiläums
im Jahre 1902 schilderte.
Freitag den 17. fand abermals ein Concert des EiedeFschen
Vereines in der Katharinenkirche zu Nürnberg statt , in welcher
seiner Zeit die Meistersinger ihre Singschulen gehalten und die,
lange dem Gottesdienst entfremdet und den verschiedensten pro-
fanen Zwecken dienend, zuletzt von der Stadt zu einem Concert-
raum eingerichtet und nun durch unser Concert eingeweiht
worden ist. Auch dieses trug historischen Charakter. Nach
einigen Stücken von Nürnberger Musikern des 15.— 17. Jahrhun-
derts, unter denen, dem Orte entsprechend, Hand Sachs' 121. Psalm
von Herrn Renner vorgetragen wurde, folgten Compositionen moder-
ner Meister, und das Ende bildeten, wieder dem Orte entsprechend,
mehrere Abtheilungen aus R. Wagners Meistersingern ; zum Schlüsse
erscholl: „Nürnberg Heil!" Durch plötzliches Gewitter wurde lei-
der das für den Abend bereitete Schlufsfest gestört, das in dem
Garten der Rosenau stattfinden sollte, theilweise auch stattfand;
denn es konnte noch mindestens ein Schwank von Hans Sachs
„der fahrende Schüler" aufgeführt werden.
Wie würde es möglich sein, allen, die das Fest verschönert,
zu danken? Herrn Professor Riedel und seinem Vereine aber sei
aufs innigste gedankt für die unvergel'slichen Genüsse , welche sie
bereitet, nicht minder Herrn Renner und seinem Quartette, Herrn
Kammermusikus De Muuk aus Weimar , welcher alle 3 Concerte
durch seine Cellovorträge unterstützte, Herrn Kapellmeister Kogel,
dem Singverein und Männergesangverein Nürnbergs und ihrem
Dirigenten Herrn Musikdirektor Bej'erlein, sowie der Künstlerklause,
endlich dem Lokalcomite, welches das ganze Fest vorbereitet und
geleitet hat, wobei sich insbesondere Herr Hofbuchhändler S. Sol-
dan die wesentlichsten Verdienste erworben.
Der Verwaltungsausschufs trat am 15. zusammen und hielt
seine Sitzungen bis zum 17. Es hatten sich persönlich betheiligt
die Herren: Dr. Baierlacher von Nürnberg, Dr. Beckh von
Rathsberg, Hofrath Dr. Ernst Förster aus München , Professor
Dr. Gengier von Erlangen, Direktor Gnauth, Grofshändler
v. Grundherr und Direktor Herz er aus Nürnberg, Historien-
maler A. von Heyden aus Berlin, Direktor Dr. Lindenschmit
von Mainz, Dr. Freiherr v. Löffelholz, fürstl. Domanialkanzlei-
rath und Archivar, von Wallerstein, k. Advokat Nidermaier
aus Nürnberg-, Geh. Baurath Dr. von Ritgen aus Giefsen, Senator
und Reichstagsabgeordneter Römer von Hildesheim, k. k. Reg.-
Rath Freiherr von Sacken, Direktor des k. k. Antikenkabinets,
aus Wien, Professor Dr. Schultz von Breslau, Geh. Rath Dr.
Waitz und Professor Dr. Wattenbach aus Berlin, Dr. Zeh I er
und Fabrikbesitzer Zeltner von Nürnberg.
Es wurde der Bericht über die Thätigkeit im abgelaufenen
Jahre zur Kenntnifs genommen , der Zustand sämmtlioher Samm-
lungen untersucht, die Rechnung für 1876 erledigt, die Anträge
für die Fortsetzung der Thätigkeit im Jahre 1878, theilweise auch
für die spätere Zeit, berathen und genehmigt, der Etat für 1878
festgestellt; endlich an Stelle der jüngst gestorbenen Mitglieder,
neue gewählt, welche inzwischen die Annahme der Wahl erklärt
haben, nämlich die Herren Univ. -Prof. Dr. Hegel von Erlangen,
kgl. Advokat Frhr. v. Krefs in Nürnberg, Prof Dr. Reber, kgl.
Centralgemäldegaleriedirektor in München , k. k. Universitäts-Pro-
fessor Dr. Stumpf- Brentano in Innsbruck und Gutsbesitzer Frhr.
V. Tuch er in Nürnberg.
Nachdem vor Kurzem auch der Direktor der hiesigen Kunst-
gewerbschule Herr A. Gnauth in Folge schriftlicher Wahl in den-
selben getreten, ist nunmehr der A^erwaltungs-, wie der Lokalaus-
schufs, wieder vollzählig.
Im Anschlüsse an das Jubiläum sind dem Museum auch neue
Geldgaben zu besondern Zwecken zugeflossen. S. Erlaucht Graf
Botho zu Stolberg-Wernigerode hat 300 m. als Beitrag zum Bau-
fond gegeben, zum selben Zwecke die Sohlüsselfelder'sche Stiftung
in Nürnberg 350 m. Zum Ankauf des Jubiläumsgeschenkes sind
uns zugegangen 200 m. von Sr. Exe. Herrn Grafen v. Dörnberg in
Regensburg , 300 m. von Herrn Grofshändler und kgl. niederl.
Consul Karl Meyer in Nürnberg, 20 m. von Herrn Hermann Blanke
in Berlin, 20 m. von Herrn Buchhändler Emmerliug in Heidelberg,
50 m. von Herrn Fleming in Glogau, 20 m. von Herrn Dr. Hein-
271
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
272
rieh Meyer in Braunschweig, 50 m. von E. R. in 6., 50 m. von
Herrn J. G. Pfingsten in Itzehoe, 100 m. von Herrn Wilh. Wöll-
mer in Berlin, 14 m. von den Mitgliedern der Wittich'schen Buch-
druckerei in Darmstadt, 10 m. von Herrn Archivar Zimmermann
in Hermannstadt.
Als Beitrag zum Ankaufe anderer als der zunächst in Aussicht
genommenen Incunabeln hat Herr Stadtrath und Buchdruckereibe-
sitzer Korn in Breslau 300 m. gespendet.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröfi'entlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von politischen Corporationen. Würzburg. Distrikts-
gemeinde VVürzburg 1. d. M. (statt früher 17 m. 14 pf.) 20 m.
Von Vereinen. Eger. üewerbeverein 4 m. Plauen. Alter-
thumsforschender Verein 2 m.
Von Privaten. Amsterdam. Rudolf Redtenbacher, Architekt,
10 n. Berlin. K. E. 0. Kritsch , Architekt und Redakteur der
deutschen Bauzeitung, 10 ni. Breslau. Dr. phil. Herquet, k. Archiv-
sekretär, 3 m. Dutzendteich b. Nürnberg. Wilh. Uammerbacher,
Kaufmann, 5 m.; J. Külb, Fabrikant, 5 m. Eger. W. F. Grul's,
rechtsk. Stadtsekretär, 2 m. Fürth. Julius Böhm, Kaufmann, 3 m. ;
Donle, k. Bezirksgerichtsdirektor, 2 m.; Jean Farnbacher, Privatier,
2 m. ; Phil. Farnbacher sen. , Privatier, 2 m. ; Georg Meerwald,
Privatier, 2 m. ; Martin Neumeister, Privatier, 2 M. ; Justus Offen-
bacher, Sensal. 2 m. ; Gottlieb Pfeifer, Privatier, 2 M. ; Franz Schmidt,
Stadtkirchner, 2 m.; Friedr. Wening, Gasthausbesitzer, 2n].; Karl
Wollner, k. Bezirksgerichtsrath, 2 m. Grimma. Dr. med. Clarus 1 m.;
Eckardt, Bezirksschulinspektor, 3 m.; Heise, Diakonus, 1 m.; Höhne,
Pfarrer, in Burkartshain, Im.; Dr. med. Kindt 2 m.; Kühn, Pfarrer,
in Döben, (statt früher 1 m.) 2 m.; Posern, Oberlehrer, 2 m.; Dr.
Weinhold, Professor, 2 m. Hermannstadt. Zimmermann, Archivar,
3 m. Innsbruck. Hochwürd. Prälat von Wüten 10 ra. ; Schvvarzen-
berger, Zeichner, 2m. MIchelstadt. Gg. Diehl, Lehrer, Im.; Fuld-
ner, Postsekretär, 1 m. ; p'riedr. Hartmann, Elfenbeinschnitzer, Im.;
J. L. Kredel, Lehrer, IM. Nürnberg. G. Bockjun., Zahnarzt, 10 m.;
Frhr. v. Ebner, k. Oberst u. Commandeur des k. 14. Inf.-Regiments,
10 m.; August von Grundherr, k. b. Oberstlieutenant a. D., 5 m.;
Gg. M. Gundel, Hopfenkommissionär, 3 m.; Heinr. Günther, Tape-
zier, 3 m.; George Jung, Weinwirth, 2 m.; Kaiser, k. Hanptzoll-
amtsverwalter , 3 m.; Dr. med. Ludw. Marr, prakt. Arzt, 3 m. ;
Karl Schrankenmüller, Garniscns-Verwaltungs-Oberinspektor, 5 m.;
Weckwerth, Medailleur, 5 m.; Alexander Zadow, Kaufmann, 5 m.
Oschatz. V. Boxberg, Regierungsassessor, 5 m.; Böttger , Dia-
konus, 1 m.; Facilides, Gerichtsrath , 2 M.; Krause, Vicedirek-
tor, 1 m. ; Pernitzsch, Rechtsanwalt, 3 m.; Valz, Advokat, 3 m.;
Walter, Bürgermeister, 1 m.; Dr. Winkler, k. Bezirksschul-
inspektor, 3 m. Pforzheim. Phil. Fees, Schuldirektor, 2 m.; C. Rob.
Gerwig, Fabrikant, 2 m.; C. F. Gschwindt, Fabrikant, 3 m.; L. Kup-
penheim, Stadtrath, 3 m.; E. Landenberger, Fabrikant, 2 m.; Job.
Müller, Fabrikant, 2 m.; Arth. Reimann, Chemiker, 3 m. ; Carl
Rupp, Fabrikant, 2 m.; Theod. Schober, Fabrikant, 2 m.; Gust.
Siegle, Fabrikant, 3 m. : Gust. Straufs, Fabrikant, 2 m.; Alb. Wit-
tum, Stadtrath, 2 m. Plauen. Schmiedel , Amtshauptmann, 3 m.;
Dr. W^rth, Oberlehrer, 2 m. Rudolstadt. Dr. med. Härtung , Hof-
zahnarzt, 2 m.; Hauthal, geh. Regierungsrath , 3 m. ; v. Ilolleben,
Landrath, 3 m.; Schäfer, Assessor, 2 m.; H. Sempert, Instrumenten-
Fabrikbesitzer, 2. m. Schmalkalden. Koppen , k. Kreisbaumeister,
3 m. Schwabach. Georg Adler, k. Bezirksgeometer, 3 m. Staffel-
Stein. Heinr. Deuber, k. Notar, 3 m. Wien. Firma: Leopold Käbdebo
4 m. ; Dr. Anton Mayer, 10 m. Zahna. Voigt, Superintendent, 3 m.
Einmalige Beiträge zu allgemeinen Zwecken wurden nach-
stehende gegeben :
St. Gallen. E. Faller, Architekt, 3 m. London. Miss Turck,
Künstlerin, 5 m. Oschatz. Dr. Frommholt, Arzt, 2 m. ; Sohöncke,
Superintendent, 2ra.; Sej-ferth, Gerichtsamtmann, 2 m.; Dr. Wink-
ler, k. Bezirksschulinspektor, 3 m. Wurzach. A. Schabet, fürstl.
Kanzleirath, 2 m. Würzburg. Dr. Reubold, k. Bez.-Ger.-Arzt, 3 m.
Berichtigung. Der Spender eines in Nr. 7 der Beilage an-
gemeldeten neuen Jahresbeitrages von 3 m. in Kassel ist nicht
Dr. Reichard Scbeffer, sondern Dr. Reinhard Schäffer.
Unseren Sammlungen gingen folgende Geschenke zu:
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7823-7839.)
Amsterdam. P. J. H. Cuypers, Architekt: 4 Blätter neue
Abdrücke alter Kupferplatten mit Ansichten und Baurissen der
Kirche zu Zierikzee. — Ansbach. Schnizlein, k. Bezirksgerichts-
rath: 2 mittelalterl. Silbermünzen. Zinnmedaille auf Erd. Neu-
meister, Pastor und Scliolarch, in Hamburg. — BÜCkeburg.F. W.
Mosebach: Eine Anzahl Kupfermünzen. Drei ältere Karten. —
Erlangen. Frau N. F i s ch e r : Gedrechseltes Spinnrad mit Einlagen und
Zinnschüsselchen. — Forchheim. F.Streit, Buchhändler: Photogr.
Ansicht des Nürnberger Thores zu Forchheim. — Giessen. Dr. Otto
Buchner, Reallehrer: Bleiabgüsse der Medaillen des Laux Kreller
und der Elisabeth Krellerin, 1520. — Kempten. Gareis, Bauamt-
niann: Konigsegg'sches Wathssiegel , 16. Jahrh. Karte von Polen,
18. Jahrh. — Leipzig. Albert Anders: Zwei Flugblätter, 2 Por-
träte, 1 Kupfer- und 2 Zinnmedaillen. Dr. Wachsmuth, Direktor
des Kreditvereins : Goldener Abschlag des Friedensthalers der Stadt
Nürnberg, 1698. — München. Reichardt, Maler: 2bemalte Thon-
figürcheu, 17. Jahrh. Bruchstück eines buntglasierten thönernen
Weihbrunnkessels, 17. Jahrh. 2 Stickereien auf Papier, 18 Jahrh. —
Nürnberg. Glötzner, Officiant: 2 buntgestickte Mustertüchlein,
18. Jahrb. Halstuch von feinstem Seidenbattist mit durchbrochenem
Rande und gemalten Guirlanden , 18. Jahrh. Gestickte leinene
Tischdecke, 18. Jahrh. Ungarisches 10 Kreuzerstück, 1743. Gutt-
knecht, Kaufmann: Einige Ziegel- und Gefäfsbruchstücke aus der
Saalburg bei Homburg. Schröder, Kaufmann: 12 Aquarelle,
Blumen, Buchzeichen. Dr. H. Frhr. v. Weifsenbach: Einige
Handzeichnungen eines Dilettanten, 18. Jahrh. 3 bayerische Stamm-
tafeln, 18. Jahrh. — Passau. H. A. W^ Strafsner, Reichsgrfl.
Bentiuck'scher Verwaltungsdirektor: Fibula, Haarnadel, 3 Armringe
von Bronze, kleines Ringchen von Gold, Bernsteinperle, eisernes
Messer mit Bronzebeschlag, Wetzstein, Gefäfsbruchstücke, Kno-
chen, vor längerer Zeit in der Oberpfalz gefunden. — Schwabach.
Adler, Bezirksgeometer: Die 6 Hauptstücke der christlichen Lehr;
Schreibkunststück, 1775. — Wien. Radnizki, k. k. Professor:
Medaille des Herrn Geschenkgebers auf die Eröffnung des neuen
Gebäudes der k. k. Akademie der bildenden Künste zu Wien.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 37,091—37,237.)
Ansbach. Schnizlein, Bez. - Ger. - Rath. : Christmannus,
epistola chronologica ad cl. v. Justum Lipsium. 1593. 4. Christman-
nus, de anno, raense et die passionis dominicae. 1593. 4. Düntzius,
disputatio physica de mundo. 1649. 4. Heideggerus , de origine
animae humanae. 1677. 4. Waserus, isagoge in philosophiae sa-
crarium. 1657. 4. Ortlob, Würtemb. - Oelsnische Himmelfahrt.
1661. 4. Seidel, Davidischer Hertzens- Wundsch etc. 1670. 4. Leh-
mann, die geistliche Müllerin etc. 1671. 4. Wölfllin, diatribe m^e-
taphys. de causis. 1678. 4. Trombsdorff, de calore nivis. 1678. 4.
Lombardius, religionis papisticae cum judaismo , paganismo atque
haeresibus variis consensus. 1685. 4. Pretten, göttliche Christen-
und Widwen-Versuchung. 1685. 4. Thill, memoriale quotidie mo-
rientis Christiani. 1709. 2. Bul'smann , die durch Christum ge-
schehene Erlösung etc. 1691. 2. Metzger, Freude und Wonne
eines alten und auf den Trost Israelis w-artenden Dieners Jesu
Christi. 1708. 2. Strölin , Leichenpredigt für Joh. Joach. Mülber-
ger , Prediger zu Regensburg. 1706. 2. Marcenay de Ghuy, l'idee
de la gravure. 1764. 4. — Berlin. K. pr. Statist. Bureau:
Dass. , Zeitschrift etc.; XVH. Jhg. 1877. Heft 2 u. 3. 2. — Dr.
V. Cuny, Univers.-Prof. : Revue d'Alsace; VI. annee, 1877, Juillet —
Sept. 8. A. V. Ileyden, Historienmaler: Blätter für Kostüm-
kunde; n. F, I. II. IV. 1876 u. 77. 8. - K. Oberceremoni en-
meisteramt: Ceremonielle, Reglements etc. bei verschiedenen
Hoffesten von 1850—1877. 2. (54 St.). Verein „Herold": Ders.,
Vierteljahrsschrift etc. 1877, 3. H. 8. — Bonn. Verein von Al-
terthumsfreunden im Rheinlande: Ders., Jahrbücher etc.,
Heft LIX, LX. 1876. 77. 8. — Braunschweig. Nitsche, geh. Rath:
273
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
274
Braunscliweigische Anzeigen, Jahrg. 1876: Nr. 193—195. 238. 240.
242. 259. 267. 300. 305. Jahrg. 1877. Nr. 75. 157. 175. 4. —
Brüssel. Societe Beige de geographie: Dies., bulletin etc.;
1. annee, 1877, Nr. 3. 4. 8. — Budapest. Emerich Henszlraann:
Ders. , l'äge du fer. Etüde sur l'art gothique. 1877. 8. — Chur.
Franz Gsell, Buchhandl. : Jecklin , Volksthümliehes aus Grau-
bünden. 1874. 8. — Dessau. Verein f. Anhaltische Ge-
schichte und AI terthumskunde : Ders., Mittheilungen etc.;
Bd. I, 8. Hft. 1877. 8. — Dinkelsbü'hl. K. Gewerbschule: Dies.,
Jahresbericht; 1876—77. 4. — Dresden. K. sächs. Alterthums-
verein: Ders., Mittheilungen etc.; 25. Heft. 1875; 26. u. 27.
Heft. 1877. 8. K. sächs. statist. Bureau: Kalender und
Statist. Jahrbuch f. d. Königr. Sachsen auf d. J. 1878. 8. P'olz, Ge-
schichte der Salzburger Bibliotheken. 1877. 8. Statist. Bureau
der Stadt Dresden: Dass., Mittheilungen etc.; Heft V. 1877. 8.
Dr. Edm. Götze, Professor: Ders., das Spruchbuch des Hans
Sachs. 8. Sonderabdr. — Edenkoben. K. Lateinschule: Dies.,
Jahresbericht; 1876—77.4. — Frankfurt a./M. Freies deutsches
Hochstift: Berichte üb. die Verliandlungen des freien deutschen
Hochstiftes etc.; I. Jahrg. 1861. 8. Volger, Güthe's Vaterhaus;
2. Aufl. 1863. 8. Des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, des
Herzogs Karl August v. Sachsen -Weimar und Herders Entwurf zu
einer Vereinigung der geistigen Volkskraft Deutschlands etc. 1864. 8.
Satzungen des freien deutschen Hochstiftes; 3. Ausg. 1865. 8. Beyer,
Leben und Geist Ludwig Feuerbach's. 1873. 8. v. Stein -Koch-
berg, Dido, ein Trauerspiel, hg. v. Düntzer. 1867. 8. Röder , der
entscheidende Einflufs richtiger Begrifi'e von Recht, Staat und Ge-
sellschaft auf die Lösung der wichtigsten Zeitfragen. 1869. 8.
Herzfeld, zur Erinnerung an Friedr. Schiller. 1877. 8. Fulda, die
dramat. Kunst auf der deutschen Bühne. 1877. 8. Berichte des
freien deutschen Hochstiftes; n. F. 1876. 8. Volger, Vorbemer-
kungen zu einer neuen Würdigung der Quellenlehre des Aristoteles.
1877. 4. — Fiirstenwalde. Dr. Paul Mitzchke, Gymnasiallehrer:
Ders., Naumburger Inschriften; Lief. 3. 1877. 12. — Germersheim.
Karl Th. von Sauer, Oberst: Ders., Grundrils der Waffenlehre;
2. Aufl. 1876. 8. — Greifswaid. Universität: Dies., index seho-
larum etc.; 1877 — 78. 4.; Verzeichniis der Vorlesungen etc. 1877 —
78. 4. — Halle. G. Schwetschke's Verlag: Die Natur etc.; Jahrg.
1877, Nr. 14—26. 4. — Hamm. M. F. Essellen, Hofrath: Ders.,
Geschichte der Grafschaft Tecklenburg. 1877. 8. — Havre. Ar-
thur Engel: Ders., documents pour servir a la numismatique
d'Alsace. 1877. 8. — Stift Heiligenkreuz bei Baden (Oesterreich).
Dr. Leop. Janauschek, Prof. d. Theo), etc.: originum Cisterciensium
tom. L 1877. 4. — Hermannstadt. Verein für siebenbürg.
Landeskunde: Ders., Archiv etc., n.F. 14. Bd., 1. Hft. 1877.8.
Jahresbericht f. 1876—77. 8. — Hildburghausen. M. Werner,
Lehrer: Ders., wilde Blüthen. 1877. 8. — Hof. K. Studienanstalt:
Netzle, psychologische Betrachtungen. 1877. 8. Pr. — Jena. H.
Dufft, Verlagshdlg.: Häser, Lehrbuch der Geschichte der Medi-
cin; Bd. HI, 4. 1877. 8. — Karlsruhe. G. Braun'sche Hofbuchhdlg.:
Zeitschriftf.d. Geschichte des Oberrheins; Bnd. 29, 3. H. 1877. 8. —
Kempten. Gar eis, k. Bauanitmann: Penther, praxig geometriae.
1732. 2. Walter, architectura hydraulica. 1765. 2. — Krems. Nie-
derösterr. Landes-Oberrealschule: Ehrenberger, die Gam-
mafunction und deren Anwendung. 1877. 8. Pr. — Leipzig. F. A.
Brockhaus, Verlagshdlg.: Fefsler, Geschichte von Ungarn; 19.
Lief. 1877. 8. Wander, deutsches Sprichwörter-Lexikon; 62. Lief.
1877. 8. Satitisches Bureau d. Stadt Leipzig: Dass., Mit-
theilungen etc.; Xn. Hft. 1877. 4. Hasse, die Waisenpflege in
Leipzig etc., 18G5— 1876. 1877. 8. Realschule L Ordn.: Opitz,
die Germanen im röm.. Imperium vor d. Völkerwanderung. 1867.
8. Pr. Schuster, d. deutsche Ritterorden bis zum Tode Hermanns
von Salza. 1868. 8. Pr. Zimmermann , Leipzigs Vorzeit bis zum
15. Jahrh. 1870. 8. Pr. Pfalz , ein Wort über den Urkundenscbatz
der Handwerksladen. 1872. 8. Pr. Walsh, Lord Bacon. 1875. 8.
Pr. Störl, Woifg. Ratke (Ratichius) 1876. 4. Pr., u. 4 weitere Ge-
legenheitsschriften. — Leipzig - Reudnitz. Richard Schmidt:
Simic, zice Ott. Drag. Alfr. Moschkau. 1877. 12. — Leisnig. Ge-
schichts- und A It erthums - V erein : Ders., Mittheilungen
etc. ; 4. Heft. 1876. 8. — Leutkirch. Rud. Roth, Buchhändler:
Ders., Geschichte der ehemaligen Reichstadt Leutkirch ; Th. I u. 11.
1870 u. 72. 8. — Linz. K. K. Staats-Oberrealshule: Groag,
Lord Byron als Dramatiker. 1877. 8. Pr. — Mainz. A. Freih.
v. Hoyningen-Huene: Ders., Berichtigung und Nachtrag zu
den Bemerkungen über gleichnamige Geschlechter Hoyningen und
Huene. 8. Sonderabdr. F. Schneider, Dompräbendat: Zum from-
men Andenken an Wilh. Emmanuel Freih. v. Ketteier, Bischof
V. Mainz. Imp. 2. — Marburg. Oscar Ehrh ardt's Univers.-Buchh. :
Fulda und Hoffmeister, hessische Zeiten und Persönlichkeiten von
1751 — 1831. 1876. 8. Lic. Dr. Th. Kolde Docent an d. Univ.:
Ders. , der Kanzler Brück und seine Bedeutung für die Entwick-
lung der Reformation. 1874. 8. Ders., Luthers Stellung zu Coneil
und Kirche bis zum AVormser Reichstag, 1521. 1876. 8. Ders.,
Walther v. d. Vogelweide in seiner Stellung zu Kaisertum und
Hierarchie. 1877. 8. — Moskau. B. de Daschkow, directeur des
musees: Cornpte rendu des Musees public et Roumiantzow, 1864.
65. 67 — 69. 70—73. 73—75. 8. Catalogue du Musee ethnographi-
que Daschkow. 1877. 8. Catalogue des manuscrits fonds Oundolsuy.
1870. 8. Catalogue des manuscrits fonds Piskarev. 1871. 8. Ca-
talogue des antiquites prehistoriques etc. 1873. 8. — MUncheberg.
Verein für Heim athshunde: Ders., Sitzungsberichte. 1869 — 77.
4. u. 8. (56. Stück). — MiJnchen. K. b. Akademie der Wis-
sensch. : Dies., Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl.,
1877, H. II. 8. Histor. Commission bei der k. b. Akade-
mie der Wissensoh.: Deutsche Reichstagsakten; III. Bd. 1877.
8. Dr. H. Holland: Ders., Franz Graf Pocci als Dichter und
Künstler. 1877. 8. Carl M erhoff, Verlagshndlg. : v. Lützow,
Münthener Antiken. 1870. 2. — Münnerstadt. K. b. Studienan-
stalt: Dies., Jahresbericht; 1876 — 77. 8. Palladius , de insitione
über, ed. Schmitt. 1877. Pr. — Münster. K. Akademie: Diekamp ;
Widukind, der Sachsenführer, nach Geschichte und Sage. 1877. 8. —
NeckarSulm.^W. Ganzhom, Oberamtsrichter: Ders., Lowenwirth
Peter Heinrich Merckle von Neckarsulm und Kaufmann Gottlieb
Link von Heilbronn. 1871. 8. — Neuburg a. D. Max Eich heim:
Ders. , die Kämpfe der Helvetier und Sueben gegen Cäsar. 1876.
8. — Nürnberg. G. Guttknecht: v. Hefner, die Saalburg bei
Homburg. 8. AVilh. Kohlmann, Handlungslehrling: Das Merk-
würdigste von der löblichen Nürnberger Universitäts- Stadt Alt-
dorfl'. 1723. qu. 8. Georg Freih. v. Krefs, königl. Advo-
kat: Ders., Briefe des Sixt Tucher, Propsts bei St. Lorenz in
Nürnberg, an seinen Nachfolger Anton Krefs, 1502 — lö04. 8.
AVilhelm Tümmel, Buchdruckereibesitzer: Ganz Nürnberg um
25 Pfg. 1877. 32. Dr. H. Freih. v. Weifsenbach: v. Ledcbur,
Adelslexicon der preufs. Monarchie. I.— III. Bd. 8. — Offenburg.
Grofsh. bad. Progymnasium: Dass., Programm etc. 1877. 4.
— Prag. Handels- u. G ew erbekamm er : Dies., IV. Bericht
etc. 1877. 8. Deutsches Staats- Real gymn asium : Bach-
mann, Bemerkungen zu Johann's von Rabenstein „Dialogus". 1877.
8. Pr. — Rastatt. Grofsh. Gymnasium: Rivola, über das Ver-
hältnils der Vorstellungen und Begriffe zum Sein. 1877. 4. Pr. —
Regensburg. Dr. Wilh. Vogt, Studienlehrer: Ders., Bayerns
Stimmung u. Stellung im Bauernkrieg von 1525. 1877. 8. Pr. —
Saaz. K. k. S taats-Obergymnasium: Schwarz, Herzog Fried-
rich IL, der Streitbare, v. Oesterreich in s. polit. StellunEr zu den
Hohenstaufen u. Premysliden ; II. Th. 1877. 8. Pr. — Salzburg.
K. k. Staats-Gymnasium: Richter, d. histor. Geographie als
Unterrichtsgegenstand. 1877. 8. Pr. H. F. Wagner. Professor:
Ders., der Pädagog Jos. Wismayr in Salzburg. 1876. 8. Pinicia-
nus , brevis institutio de octo partibus orationis. 1531. 4. Ex
promptuario vocabulorum Piniciani variar. rerum vocabula col-
lecta. 1532. 4. Praecepta ac doctrinae domini nostri Jesu Christi
parvis in ludis literariis tradendae. 1532. 4. Ex Erasmi colloquiis
dialogi decem. 1531. 4. — Schässburg. Evang. Gymnasium:
Hillner, volksthüml. Glaube u. Brauch bei Geburt und Taufe im
Siebenb. Sachsenlande. 1877. 4. Pr. -- Sonneberg. Fleischmann,
Commerzicnrath : Gewerbe, Industrie und Handel des Meininger
Oberlandes; 3. Lief. 1877. 8. — Speier. K. S tu di enanstalt :
Harster, Walther von Speier, ein Dichter des X. Jahrh. 1877. 8.
Pr. — Strassburg. Universität: Baumgarten, Jacob Sturm.
1876. 8. Faust, zur indogerm. Augmentbildung. 1877. 8. Franck,
über das mittelniederländ. Gedicht Flandrijs. 1876. 8. Lichten-
stein, Eilhart von Oberge ; l. Ueberlieferung. 1877. 8. Schmar-
275
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
276
sow, Justus-Georgius Schottelius; I. Leibuitz u. Schottelius. 1877.
8. Stieda, zur Entstehung- des deutschen Zunftwesens. 1876. 8.
Wil'smann, Studien zu King Hörn. 1876. 8. — Stuttgart. Würt-
temberg. Alterthurasverein : Ders., Schriften etc.; Bd. II,
2. Heft. 187.5. 8. Paulus, die Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Bd. II,
2. 1875. Im]). 2. K. öffentliche Bibliothek: Festschrift zur
vierten Säcular-Feier der Eberhard-Ivarls-Universität zu Tübingen.
1877. 4. H. G. Gutekunst, Kunsthandlung: Weifser, die Kunst
für Alle; Lief. 1—4. gr. 2. — Terlan. K. Atz, Benetiziat : Ders.,
die Christi. Kunst in Wort u. Bild. 7. u. 8. Lief. 8. — Tübingen.
Dr. Adelb. von Keller, Univers.-Prof. : Ders., altdeutsche Ge-
dichte Nr. 6. 1877. 8. — Ulm. P. Beck, Justizassessor: Ders.,
Beiträge zur Geschichte des Gesindels in Oberschwaben ; (besond.
Beilage des Staats-Anzeigers für Württennberg, 1877. Nr. 4 n. G).
8. Friedr. Pressel. Ders.. Ulm u. sein Münster. 1877. 8. Ver-
ein f. Kunst u. Alterthum in Ob er seh waben. Pressel, Ulm
u. sein Münster. 1877.8. — Wien. K. k. akadem. Gymnasium:
Hintner, Beiträge zur tirol. Dialectforschung; II. 1877. 8. Pr.
Heinr. K;ibdebo: Ders.. Katalog der histor. Kunst-Ausstellung
1877. 1877. 8. Dr. Jos. Karabacek, Univers.-Professor: Ders.,
die Bedeutung der arab. Schrift für Kunst und Gewerbe des
Orients. 1877. 8. Dr. M. T hau sing, Univer.-Professor u. Direc-
tor der Albertina: Ders.. Charles Ephrussi, etude sur le triptyque
d'Albert Durer, dit le tableau d'autel de Heller. 1877. 4. — Wiirz-
burg. Polytechn. Central-Verein für Unterfranken und
Aschaffenburg: Ders., Jahres-Bericht etc., 1876—77. 1877. 4.
— Würzen. Georg Bötticher, Zeichner: Ders., Original- Com-
positionen zu Flachmustern; 1. u. 2. Lief. gr. 2. — Zug. Kon-
to n a 1 -Ind us tri eschul e: Utiger, der Kampf auf dem Gubel,
1.531. 1877. 8. Pr. — Zwickau. Verein für Naturkunde: Ders.,
Jahresbericht etc., 1876. 1877. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4519-4530.)
Bückeburg. Friedrich Wilhelm Mosebach: Kaufbrief
zwischen Jobst Herman de Malaspina, Sehauraburg- Lippischem
Landhauptmann, und Anton Vogelsang, Rektor der Stadtschulen
zu Büokeburg, über ein adeliges freies Wohnhaus das. Bruchstück,
s. d. 17. Jahrh. Perg. — dessen. Dr. Otto Buchner: Kaufbrief
Henkel Schenks zu Schweynsberg an Henrich Grebe, Burger zu
Marpurg, über ein Haus und Hofreite, bei der St. Kilianskirche
daselbst gelegen. 1446. Perg. — Kaufbriefe des Henchin Doms,
Burgers zu Marpurg, an Valtin von Laupach , Burger daselbst,
über ein Haus sammt Garten, zu Bilchenstein unter Marpurg ge-
legen. 1551. Perg. — Marktbreit. P lochmann, Pfarrer: Vermächt-
nifsbrief Wolframs, des Küsters der Kirche von Feuchtwangen,
an den Konvent der Schwestern vom Predigerorden in Rotenburg
über seine Güter in Ampfrach. 1276. Perg. — Uebereinkommnifs
zwischen Burgermeister, Rath und Burgern der Stadt Rotenburg
und dem Abte Erckinger sammt dem Konvente zu Comburg über
eine von dem dem Gotteshause gehörigen Dorfe Gebsattel an Ro-
tenburg zu entrichtenden Abgabe und den dafür zu leistenden
Schirm. 1414. Pap.-Orig. — Schreiben Kralfts von Rupingen, De-
chanten, und des Stifts zu Comburg an Burgermeister und Rath
zu Rotenburg, worin sie den letzteren das Dorf Gebsattel zu milder
Behandlung empfehlen. 1525. Pap.-Orig. — Nürnberg. Dr. G. Mer-
kel, Bezirksarzt: Zeugnifs Woifg. Sebast. Frölichs, Burgers und
Handelsmanns in Frankfurt a. M., für Joh. Nik. Bassy von Sulz-
bach über die bei ihm verbrachte Lehrzeit. 1684. Perg. — Zeug-
nifs Joh. Münchs, Burgers und Handelsmanns in Frankfurt a. M.,
für Joh. Nik. Bassy aus Sulzbach, über dessen Aufführung und
Leistung als Handelsdiener in seinem Hause. 16S5. Perg. — Zeuo--
nifs Joh. Adam Spoors, Handelsmanns und Burgers in der königl.
freien Stadt Stralsburg, für Johann Nikolaus Bassy aus Sulzbach,
über dessen Aufführung und Leistung als Handelsdiener in seinem
Hause. 1687. Perg. — Zeugnifs Wolf!' Magnus Schweyers, Ge-
nannten des Gröfseren Raths und Handelsmanns in Nürnberg, für
Joh. Nik. Bassy, Sohn des verstorbenen Plerrn Ernst Kasimir
Bassy, gewählten Oberschultheifsen zu Echzell, über dessen Ver-
halten als Handelsdiener in seinem Hause. 1696. Perg. — Staffel-
Stein. Erhard Kraus, Assessor: Echtbriefe Joachim Leonard
Mulzers, hochf. bamberg. wirkl. Geheimraths und kais. Pfalzgrafen,
für Friedrich Griebel aus dem Kloster Banzischen Ort Schönsreut,
wodurch die Schmach der unehelichen Geburt des letzteren aus-
gelöscht und derselbe in den Stand aller ehelich Gehörnen ein-
gesetzt wird. 1796. Pap.-Orig. — Wörth a. D. Wilhelm Freih.
V. Lutz el bürg, k. Landgerichtsassessor: Belehnungsurkunde der
Gebrüder Ernst Christof, Philipp Eglof u. s. w. von Lützelburg
an Henrich Dietrich, Jakob Niclaus und andere Einwohner von
Erschweiller, vor dem Stadtschreiber zu Sarburg, über verschie-
dene Aecker zur Gründung eines Dorfs. 1616. Pap.-.\.bschr.
Scliririon der AktUlciiüeen, Museen iiiul lüstorisclieu Vereine.
Archiv des Vereins für siebenbürgische Landes-
kunde. Neue Folge. Vierzehnter Band, I. Heft. Herausgeg.
vom Vereins-Ausschufs. Hermannstadt. 1877. 8.
Ueber einen Fund römischer Consulardenare. Von Carl Wer-
ner. — Skizzen zur vorröraischen Culturgeschichte der mittlem
Donaugegenden. (Forts, u. Schlufs.) Von Carl Goofs. — Aus
dem sächischen Leben, vornehmlich Hermannstadts, am Ende des
fünfzehnten Jahrhunderts. Von Dr. Fritz Teutsch. — Michael
Conrad von Heidendorf. Eine Selbstbiographie. Von Dr. Rud.
Theil. — Vereinsangelegenheit.
Jahresbericht des Vereines für das Jahr 1876/7. Redig.
vom Vereins-Secretär. Hermannstadt. 8.
Originum Cisterciensium tomus I. in quo . . . veterum
abhatiarum a monachis habitatarum fundationes ad fidem anti-
quissimorum fontium primus descripsit P. Leopol dus Janau-
schek, . .monasterii ... de Claravalle-Austriae (vulgo Zwettel),
ord. Cisterciensis presbyter, s. s. theologiae doctor etc. etc. Opus
caes. reg. academia literarum Vindobonensi subsi-
dium ferente editum. Vindobonae . . . apud A. Hoelder ....
MDCCCLXXVH. LXXXII und 894 Stn.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und histori-
schen Denkmale. Neue Folge. III. Band, zweites Heft. Mit
4 Tafeln und 68 in den Text gedruckten Holzschnitten. Wien,
1877. 4.
Zwei Krummstäbe aus dem Domschatze zu Görz. Besprochen
von Dr. Lind. (.Mit Abbild.) — Die eisengetriebenen Tabernakel-
thüren von Seefeld in Tirol. Von Fr. Schneider. (Mit Abbild.)
— Die Gemäldesammlung in der kaiserlichen Burg zu Prag.
Von A. Woltmann. — Der Römerstein von Pichelhofen und die
Strafse Noreia - Viscellae. Von Fritz Pichler. — Römische Tuch-
walkerei in Pola. Von Alois Hauser. (Mit Abbild.) — Schlosser-
arbeiten des XVII. und XVIII. Jahrhunderts an Grätzer Profan-
Bauten. Von H. Kabdebo. (Mit Abbild.) Grabdenkmale in Ober-
Oesterreich. Von Adolf Winkler. (Mit Abbild.) — Die Burgruine
Kunetic bei Pardubic. (Mit Abbild.) — Mittelalterliche Städtebe-
277
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
278
festigung. Von Dr. K. Lind. (Mit Abbild.) Vereinsangelegenhei-
ten. — Notizen.
Allgemeine deutsche Biographie. Einundzwanzigste
bis fünfundzwanzigste Lieferung. Herausgegeben durch die histo-
rische Commission bei der k. Akademie d. Wissensch.
zu München. Leipzig. Duncker und Humblot. 1876 u. 77. 8.
Decken, Claus van der — Ekkehart.
Briefe und Acten zur Geschichte des dreifsigjäh-
rigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der
Witteisbacher. Herausg. d. d. histor. Commission bei d.
kön. Akademie der Wissenschaften. Dritter Band. Der
Jülicher Erbfolgekrieg. Bearbeitet von Moriz Ritter. München
M. Rieger'sche Universit.-Buchhdlg. (G. Himmer). 561 Stn. 8.
Sitzungsberichteder philosophisch-philologischen
und historischen Classe der k. b. Akademie der Wis-
senschaften zu München. Jahrg. 1877. Heft II. München.
1877. 8.
Die Wartburg. Organ des Münchener AI terthums-
V er eins. V. Jahrgang. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe
mit Berücksichtigung der Neuzeit. Redakteur: Rath Dr. C. För-
ster. Nr. 1. 1877/78. München. 1877. 8.
Byzantinische Kunst. L — Vereinsangelegenheiten. — Kleine
Mittheilungen etc.
Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins in Mün-
chen. Jahrgang 1877. 5. u. 6. Heft. München. 1877. 2.
Ueber die Kunstweberei der Alten. Von Prof. Dr. Kuhn. —
Der Königsmantel Salomon's und die Lilien darin. Von Prof.
Dr. Sepp. — Vereinsangelegenheiten. — Abbildungen : Genueser
Sammt. (16. Jahrh.)
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung deut-
scher Kunst- Industrie. Herausgegeben vom Bayerischen Ge-
werbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0. v. Schorn.
Elfter Jahrgang. Nr. 32—37. Nürnberg, 1877. 8.
Die Bedeutung der arabischen Schrift für Kunst und Gewerbe
des Orients. Von Prof. Dr. Karabacek. (Forts, u. Schlufs.) —
Die Teppichwirkerei und Sammlung des Hauses Este. — Der an-
tike Schmuck und seine Wiedergeburt. Von Alessandro Castel-
lani. — Abbildungen : Chorgestühle von Wettingen. (16. Jahrh.)
— Thürklopfer aus dem Palais Moro in Venedig. — Italienischer
Rahmen. (16. Jahrh.) — Laibung zweier Pokale v. J. Siebmacher.
(1590.) — Ornamente vom 16. Jahrh. aus dem Hofe der Plassen-
burg bei Kulmbach. — Venetian. Medaille : Der Doge Memmo. —
Altitalien. Majolik-Schüssel. — Pulverhorn vom 16. Jahrh.
Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums
HU Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift : Kunst und Gewerbe
Redig. von Dr. 0. von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 17 — 19.
Feuilleton. Museumsangelegenheiten. Notizen. Anzeigen etc.
Schriften d. Württemb. Alter thums Vereins. 11. Bd.
Zweites Heft. 1875. 8.
Einige Hohenstaufensiegel. Von Archivrath P. Fr. Stalin. —
Württembergische Baumeister bis ums Jahr 1600, ihre Werke
und Zeichen. Gesammelt von Diaconus A. Klemm. (Mit Abbild.)
— Die Inschriften und Heiligenbilder am Hochaltar und im Chor
der Klosterkirche zu Blaubeuren. Von C. Eichler. (Mit Abbild.)
— Eine Württemberg. Lohntax-Ordnung vom Jahr 1425. Mitgeth.
V. Archivrath F. Fr. Stalin. — Verzeichnifs des Aufwandes für
den Bebenhauser Slockenthurm. Mitgeth. v. dems. — Sprüche etc.
an Alterthumsgegenständen i. d. Lettenmayer'schen Sammlung in
Stuttgart. — Ueber vorrömische Alterthümer in Württemberg.
Von Finanzrath v. Paulus. (Mit Abbild.) — Ausgrabungen, Ent-
deckungen und Restaurationen in Württemberg in den Jahren
1873, 1874, 1875.
Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Zweiter Jahrgang.
1877. Nr. 6. Ulm, 1877. 8.
Der Vortritt der Schwaben in den Reichskriegen. Von Stalin.
— Ein Gedicht von C. M. Wieland aus seiner Knabenzeit. Von
Ofterdinger. — Zum wirtembergischen Urkundenbuoh. Von Cas-
part. — Lesefrucht. Mitgeth. von J. H. — Beutenmüller, Beuten-
mühle. Von Bück.
Correspondenzblatt des Gesammt Vereins der deut-
schen Geschichts- und AI terthum s vereine. Herausgeg.
vom Verwaltungsausschusse des Gesammtvereins in Darmstadt.
Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1877. Nr. 2 — 5. Februar — Mai.
Marken an Baumaterialien. Von Fr. Schneider. (Mit 1 lithogr.
Beil.) — Beiträge zur Würdigung der unter dem Namen Hinkel-
stein, Spindelstein u. s. w. vorkommenden monolithischen Denk-
male. Die Hinkelsteine am Mittelrhein auf hessischem Gebiet.
Von Ernst Wörner. (Mit Abbild.) — Die Alanen in China. Von
Lorenz Diefenbach. — Historisch topographische Beiträge. Rara.
Breitingen. Von Frh. Schenk zu Schweinsberg. — Terra sigillata-
Gefässe im ^ossh. Museum zu Darmstadt. Von R. Hofmann. —
Die Geltorfer Goldbracteaten. Von H. Handelmann. — Figuren-
Urne von Borgstedtfeld. Von ebendems. (Mit Abbild.) — Eine
neue Runeninschrift. Von M. Rieger. (Mit Abbild.) — Die Aus-
grabungen auf dem Petersberg bei Gau-Odernheim in Rheinhessen.
Von Fr. Schneider und Ernst Wörner. (Mit Abbild.) — Die Ka-
pelle unter der Nahebrücke bei Bingen. Von Fr. Schneider. —
Der Elendstein bei der Kirche zu Ersheim (bei Hirschhorn a. N.)
Von P"r. Ritsert. (Mit Abbild.) — Wirksamkeit der einzelnen
Vereine. — Notizen etc. etc.
Mittheilungen des Geschichts- und Alterthums-
Vereins zu Leisnig im Königreiche Sachsen. IV. Heft. Zu-
sammengestellt und im Auftrage des Vereins herausg. von Wilh.
Haan. Leisnig. 1876. 8.
Regesten, die Burggrafen von Leisnig betreffend. Vom ver-
storb. Geh. Rath von der Gabelentz. — Abfchriften a.) einiger
Leisnig betreffenden noch ungedruckten Urkunden; b.) historische
Miscellen. Von Cantor Hingst. ■ — Ueber Leichenbestattung, ins-
besondere der alten Völker. Von Dr. med. Müller. — Leisnigs
Schicksale in den letzten Jahren des dreifsigjähr. Krieges. Von
Cantor Hingst. — Der alte Wartthurm im Schlofshofe zu Leisnig
und seine Restauration und Ueberbauung. Von Dr. Haan. (Mit
Abbild.) — Der Kirchen -Collaturbezirk des ehemaligen Klosters
Buch. Von Cantor Hingst. — Der sogen. Kamin im Schlosse zu
Schweta bei Dobeln. Von Dr. Mirus. (Mit Abbild.) — Eine Ur-
kunde vom Jahre 1442 über die Schankgerechtigkeit in dem Gast-
hofe zu Fischendorf. Mitgeth. von v. der Gabelentz. — Vereins-
angelegenheiten.
M itth eilungen des Königl. Sächsischen Altert hums-
V er eins. Fünfundzwanzigstes bis siebenundzwanzigstes Heft.
Dresden. 1875 und 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Aus dem chursächsischen Marstall.
Von Freih. 6 Byrn. — Die Theater in Dresden 1763 bis 1777.
279
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
280
Von Moritz Fürstenau. — Die Steuerverhandlungen des Kurfür-
sten Johann Georgs II. mit den Landständen 1656 bis 1660. Von
Dr. Joh. Falke. — Der braunschweigische Krieg im Jahr 1545. Von
Dr. S. Ifsleib. — Die Schlacht bei Sievershausen am 9. Juli 1553.
Von Dr. W. Glafey. — Dietrich, der Bedrängte, Markgraf von
Meifsen und der Ostmark. Von Dr. 0. Sigismund. — Die Bezieh-
ungen des Beuedictiner- Klosters zu Chemnitz zur Pfarrei Penig.
Von Dr. H. Ermisch.
Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und
Genealogie. Herausg. vom Verein „Herold'' zu Berlin. Redig.
von Ludw. A. Clerious. 1877. 2. Heft. Berlin, 1877. 8.
Regesten der Familie von Sterbfritz. Frts. und Schlufs. —
Beiträge zur Adelsgeschichte der ehemaligen kaiserlich freyen
Reichsabtei Cornelimünster und des dazu gehörenden Ländchens.
Von E. Pauls. (Frts.) — Studien an den Grabstätten alter Ge-
schlechter der Steiermark und Kärnthens. (Forts.) — Berichtigung
und Nachtrag zu den Bemerkungen über gleichnamige Geschlechter
Hoyningen und Huene.
Monatshefte für Musik-Geschichte, herausgegeben von
der Gesellschaft für Musikforschung. IX. Jahrg., 1877,
Nr. 7 u. 8. Berlin, 1877. 8. (Mit 2 Musikbeil.)
Die polyphone Musik auf dem Concile von Trient, sess. XXIV.
Von Wilh. Bäumker. (Schlufs.) — Briefe von Jörg Neuschel in
Nürnberg, nebst einigen anderen. (Im Besitze des k. geh. Archivs
in Königsberg i. Pr.) — Nachträge zum Verzeichnis neuer Aus-
gaben alter Musikwerke. Von Eitner. — Die k. k. Universitäts-
Bibliothek in Prag. Von Eitner. — Catalogue de la bibliotheque
de F. J. Fetis acquise par l'etat Beige. — Mittheilungen.
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropo logie , Ethnologie und Urge-
schichte. Unter Mitwirkung des Vertreters derselben R. Vir-
chow herausgeg. von A. Bastian u. R. Hartmann. Neunter Jahr-
gang, 1877. Heft III. Mit Tafel VI-IX. Berlin, 1877. 8.
Aus den Verhandlungen der Gesellschaft glauben wir folgende
hervorheben zu müssen: Heidnische Grabstätten von Schlieben.
Von Schlesier und Vofs. — Eisernes Geräth von der Inwa. Von
Tepluchoff und Friedel. (Mit Abbild.) — Inschriften mittelalter-
licher Schwertklingen. Von H. Weil's. (Mit Abbild.)
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu
Berlin. Band IV, N. 2, 3 u. 4. Berlin, 1877. 8. Vereinsange-
legenheiten.
Zeitschrift des Deutschen Graveur- Verei ns zu Ber-
lin. H. Jahrg. Nr. 1. Berlin, 1877. 4.
Heraldische Fingerzeige. (Frts.) Von R. Otto. — Erläute-
rungen zu den 4 Kunstbeilagen. — ■ Statut und Geschäfts -Ord-
nung des Deutschen Graveur- Vereins. Anhang: Mitglieder-Liste.
Berlin 1877. 8.
Jahrbücher der Königlichen Akademie gemein-
nütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. — Heft
VIII u. IX. Erfurt, 1877. 8.
Kaiser Heinrich V. und Papst Paschalis II. im Jahre 1112. Ein
Beitrag zur Geschichte des Investitur-Streites auf Grund ungedruck-
ten Materiales. Von Dr. W. Schuni. Vereinsangelegenheiten.
Geschichts - Blätter für Stadt und Land Magde-
burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde des Herzogt hum s und Erzstifts Mag-
deburg. 12. Jahrg. 1877. 2. Heft. Mit 2 lithogr. Tafeln. Mag-
deburg, 1877. 8.
Die Erwerbung des Schlosses und der Stadt Egeln durch das
Erzstift Magdeburg, 1417. Von Pastor F. Winter. — Geschichte
und jetzige Beschaffenheit des alten Doms und der Pfarrkirche zu
Walbeck. Von Pastor Dannenberg. — Die Französische Colonie zu
Magdeburg im Jahre 1721. Von Dr. L. Götze. — Wanderungen
durch das Sülzethal. Von Pastor F. Winter. — Miscellen. Li-
teratur. Vereins-Chronik.
Mittheilungen des Vereins für anhaltische Ge-
schichte und Alterthuraskunde. I. Band, 8. Heft. Dessau,
1877. 8.
Anhaltisches aus dem k. k. Archiv zu Wien. Mitgeth. von
Prediger A. Forney. — Die Sohlacht an der Eibbrücke bei Dessau
(im April 1626.) Von Georg Irmer. — Der Rathmannsdorfer Ge-
sundbrunnen. Von F. Siebigk. — Briefe des Königs Friedrich
Wilhelm I. von Preufsen an den Fürsten Leopold von Anhalt-
Dessau. Von A. von Witzleben. — Thomas de Mahy Marquis de
Favras u. s. Gemahlin. IV. Von E. von Stillfried - Ilatonic. —
Vermischtes. Von B. von Fock. — Vereinsnachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
4) Stammtafeln. Mit Anhang: Cale ndarium medii aevi.
Von H. Grote. Leipzig, Hahn. 1877. XIV, 556 u. 24 Stn.
gr. 8.
Der etwas unbestimmt gehaltene Titel läfst den reichen Inhalt
dieses Buches kaum errathen. Der als Autorität im Gebiete der
Numismatik und der Heraldik bekannte Verf. beschenkt uns hier
mit einem Werke, für das ihm in der That jeder Geschichtsfreund
dankbar sein mufs. Auf mehr als 400 Tafeln gibt er uns in über-
sichtlichster Weise die Genealogie nicht nur der Herrscherfamilien
der civilisierten Staaten aller Zeiten, sondern auch einer grofsen Reihe
von ausgestorbenen und noch blühenden Dynastengeschlechtern des
Mittelalters und der Neuzeit, namentlich solcher, welche durch Hei-
raten ihre Wappen auf die noch souveränen Häuser vererbt haben,
oder deren Besitzungen anderweit auf diese übergegangen sind. Mit
dem orientalischen Alterthume beginnend, führen uns die Tafeln
weiter durch die Herrscherhäuser der Römer, Gothen, Longobarden,
Frauken etc. aus dem Mittelalter bis in die neueste Zeit. Es hat
aufserhalb des Planes des Verf. gelegen, seinen Stammtafeln eine
Vollständigkeit zu geben, wie sie der noch immer durch kein neue-
res Werk ersetzte Hübner enthält und wie sie für die souveränen
Häuser Camill Behr's und Voigtel-Cohn's Tabellen liefern. Er will
eben nur zu den Specialtafeln dieser AVerke die Generaltafeln lie-
fern, die den genealogischen Zusammenhang und die Verzweigung
der Linien auf den ersten Blick anschaulich machen, und das
hat er natürlich nm- erreichen können, indem er auf die Angabe
derjenigen Mitglieder der Geschlechter, welche jenen Zusammenhang
vermitteln, sich beschränkt, also auch in der Regel die weiblichen
Mitglieder, mit Ausnahme der Erbtüchter, weglafst. Dadurch und
aufserdem vor allem durch den consequent durchgeführten Grund-
satz, dafs in den Tafeln wagrecht, d. h. neben einander, nur
diejenigen Personen, welche in gleichem Grade, lothrecht,
281
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
282
d. h. unter einander, nur diejenigen stehen, welche in glei-
cher Linie mit einander verwandt sind, ist es dem Verf. gelungen,
auch bei dem gewählten handlichen Formate seinen Tabellen (die-
selben da, wo es noth thut, über zwei Seiten laufen lafsend) eine
Uebersichtlichkeit zu geben, wie sie kein anderes genealogisches
Werk erreicht. Selbst die von Cohn bei einzelnen starkverzweigten
Fürstenhäusern bearbeiteten Uebersichtstabellen dürfen sich , eben
weil sie den obigen Grundsatz nicht festhalten, mit den hier vor-
liegenden an Anschaulichkeit gar nicht vergleichen. Besondere Sorg-
falt ist auf den für die Historiker so wichtigen Uebergang der
Besitzungen von einem Geschlechte auf das andere , sowie auf die
Vererbung der Wappen verwandt. Der freie Kaum der Tafeln ent-
hält hinsichtlich jener genaue sprachliche Angaben und geographi-
sche Nachweise, hinsichtlich der letzteren kleine heraldische Tableairx
und aufserdem die Blasonierung der einzelnen Wappen in so sorg-
fältiger Weise, wie sie nur ein Heraldiker von Fach geben kann.
Durch diese weise Benutzung des Raumes haben die Tafeln auch
in jenem ihrem Beiwerke einen Eeichthum von Notizen erhalten,
der den Besitzer des Buches eines Nachschlagens in vielen andern
Werken überhebt.
Neben diesen äufsern, von besonderm Redactionstalente des
Verf. zeugenden Vorzügen ergibt sich aber auch auf jeder Seite
der innere Werth des Werkes durch die grofse Zuverlässigkeit sei-
ner Daten, welche beweist, dafs der Verf. stets die besten Quellen
für seine Genealogieen zu Rathe gezogen hat. Ueberall, wo wir ihm
nachzugehen im Stande gewesen sind, haben wir seine Angaben be-
währt gefunden. Eine sehr angenehme Zugabe bilden noch die die
Hierarchie behandelnden Tafeln. Es finden sich Verzeichnisse der
Päpste, der reichsständisclien Bischöfe, der Grofsmeister des Johan-
niterordens, der Hoch- und Deutschmeister, auch der Dogen von
Venedig und Genua. Den Schlufs bildet ein compendiöses, sehr
praktisch eingerichtetes „Calendarium medii aevi" nebst Anweisung
zu dessen Gebrauche behufs Reduction der Daten mittelalterlicher
Urkunden. Eine grofse Reihe von Nachträgen und Berichtigungen
bekundet die Gewissenhaftigkeit und Akribie des Verfassers. Dal'ür,
dafs diese Zusätze zu ihrem Rechte kommen, sorgt der neben dem
Inhaltsverzeichnifse vorhandene, auch auf sie sich erstreckende dan-
kenswerthe Blattweiser.
Was die Auswahl der Tafeln anlangt, so bleibt dabei auch in-
nerhalb der vom Verf. in der Vorrede für die Aufnahme festgestell-
ten Kriterien natürlich immer viel Spielraum für das subjective Er-
messen. Unseres Bedünkens hat der Verf. die niederländischen und
französischen Geschlechter mit einer gewissen Vorliebe bedacht,
gegenüber z. B. den Dynastenfamilien Niedersachsens, von denen
die freilich früh erloschenen Grafen von Wölpe, Wunstorf, Dassel
und, neben ihren ausführlich berücksichtigten schwäbischen Stammes-
genossen , auch wol die niedersächsischen Grafen von Eberstein
Aufnahme verdient hätten, letztere, in dem Seitenzweige Naugart
bis in's 17. Jahi-h. fortblühend und in zwei Herforder Aehtissinen
vertreten, auch schon deshalb, weil ihr Wappen, wenn auch nicht
als ein wh-klich ererbtes, doch als ein sogen. Besitzeswappen in
das von Braunschweig- Lüneburg übergegangen ist. Doch wir wol-
len mit dem Verf. nicht rechten wegen dessen, was wir gern noch
von ihm gehabt hätten, sondern dankbar sein für das, was er uns
gegeben, und für die Art, wie er es uns gegeben hat. Einzelne
seiner Tafeln, wie z. B. die der Häuser Pfalz, Braunschweig - Lüne-
burg, Holstein -Schauenburg sind in ihrer, die coraplicierten Linien-
verzweigungen sofort klar machenden Anschaulichkeit wahre Muster-
stücke, an denen man, zumal bei der Sauberkeit des Druckes und
Papieres, wie an einer hübschen Landkarte seine Augenweide ha-
ben kann.
Es ist erfreulich, dafs uns der Verf. in der Vorrede noch einen.
Supplementband in Aussicht stellt, in den er verschiedene interes-
sante Anhänge verwiesen hat. Einen derselben, den Nachweis der
seinen Tafeln zu Grunde liegenden Literatur, hätte er billig schon
diesem Bande beifügen sollen. Der versprochene erste Aidiang,
worin wir von den noch blühenden Geschlechtern seit Anfang die-
ses Jahrh. eine vollständige Genealogie nach Einrichtung der
vorliegenden Tafeln erhalten sollen, wird, selbst bei Beschränkung
des Planes auf die souverainen Häuser, sicher geeignet sein, dem
Werke eine auch über den Kreis der eigentlichen Geschichtsfreunde
hinaus sich ausdehnende Verbreitung zu geben.
Der Raum dieses Blattes verbietet uns, noch näher auf Einzel-
nes einzugehen. Wir können aus voller Ueberzeugung das vorlie-
gende Werk allen Freunden der Geschichte aufs wärmste empfehlen.
Keiner derselben wird, wenn er die Tafeln erst einmal in Händen
gehabt, glauben, sie entbehren zu können.
D. 0. Pr.
Yermisclite Nachrichten.
111) De» sog. Druiden- oder Trudenstein bei Cadolzburg,
ein 4 Meter hoher, elliptischer, 4 und 7 M. im Durchmesser hal-
tender, oben flacher Steinfelsen, von dessen Platte eine herrliche
Aussicht sich darbietet, steht auf dem Grunde eines Privatmannes,
welcher ihn, da er den Grund als Steinbruch benützt, zu entfernen
und zu zerstören beabsichtigt. Auf Veranlassung des kgl. Be-
zirksamtes Fürth wurde daher der jüngsten Generalversammlung
des Gesammtvereines der deutschen Geschichts- und Alterthums-
vereine die Frage vorgelegt, ob es im öffentlichen Interesse wün-
schenswerth sei, etwa durch Ankauf des Grundstückes, den Stein
auch weiter zu erhalten. Die Literatur hatte sich mit dem Steine
zwar vielseitig beschäftigt*); allein sowohl die gegebenen Ab-
bildungen, als die Mittheilungen liefsen ein sicheres Urtheil nicht
zu. Auf Veranlassung der Versammlung machten daher Dr. Ohlen-
schlager aus München und Dr. Mehlis aus Dürkheim, denen sich
noch Dr. v. Weifsenbach anschlofs, einen Ausflug dahin, um Be-
richt zu erstatten. Diese Commission sprach sich für Erhaltung
des Steines aus, und es schlofs sich diesem Antrage auch die Ver-
sammlung an, weil, wenn auch nachweisbare Spuren von Men-
schenhand nicht sichtbar, doch einerseits die ganze Umgebung
und Lage derart seien, dafs der Gebrauch als Opferstein ange-
nommen werden könne, anderseits die Tradition dafür spreche,
endlich aber sich an den Stein Sage und Volksglaube ange-
schlossen hätten, so dafs er schon um der Sage willen zu erhalten
sei, selbst wenn er blofses Naturgebilde wäre.
Daran anknüpfend, hat Dr. Mehlis einen zweiten, in der Nähe
Nürnberg's befindlichen, ganz ähnlichen Stein, den sog. Schüssel-
stein, östlich vom Schmaufsenbuck, besucht, der bei 3,70 M. Höhe
eine ebenfalls elliptische Grundform von 7 M. Länge, 4 M. Breite
hat und an der ehemaligen Heerstrafse steht, die noch zu Zeiten
der Karolinger südlich von der Pegnitz von dem Ringwalle der
') Zuletzt: FronmüUer, Chronik der Stadt Fürth, 1872, S. 5 f. 323 f.
283
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
284
Houbirg bei Ilersbruck über Cadolzburg- und Rostall (Horsedal)
Each Westen führte, wovon Spuren in der Nähe des Sohiissel-
steines noch deutlich erkennbar sind.
112) Im Correspondenzblatte des Gesammtvereins .der deut-
schen Geschichts- und Alterthumsvereine Nr. 6 berichtet Fr.
Schneider über neue Erwerbungen des Mainzer Museums. Darun-
ter befindet sich ein schon vor längerer Zeit gefundener Bronze-
helm der jetzt erst seinen Weg dahin genommen. Als neuge-
funden wird eine kleine römische Steinsculptur aus dem Lützel-
bacher Schlöfschen, dann der Inhalt eines zwischen Nieder -01m
und Zornheim gefundenen fränkischen Frauengrabes genannt. Ein
Stück ganz einziger Art ist ein bei Bechtolsheim in Rheinhessen
gefundenes Bronze-Messer. Griff und Klinge sind aus einem Stück
gegossen , letztere leider etwa nur in einem Drittheil ihrer ur-
sprünglichen Grösse erhalten. Der Griff ist über einen Kern hohl
gegossen und von kleinen dreiseitigen Oeffnungen durchbrochen.
Der gleichfalls durchbrochene Schlufsknauf hat fünf Ringe mit
theihveise anhängenden Kettengliedern. Den üebergang des Griffes
zur Klinge bildet ein weitgeöffneter Haifisch {oder Wolf?) -Rachen,
gut modelliert und in seiner ornamentalen Anordnung verständig
behandelt. Die Klinge ist einschneidig, — der Rücken mit Perl-
schnüren abgesäumt und die Fläche derselben von Kreuzen und
schiissellochartigen Oeffnungen durchbrochen. Im Character des
Ornaments erinnert das seltsame Stück an die Thiergestalten des
merkwürdigen Reliquiars im Dom zu Kammin. Im Ganzen be-
zeichnet dasselbe eine bei uns fast nicht vertretene Gattung von
Kunstformen , so dafs es nicht leicht ist , es einer bestimmten
Klasse zuzuweisen. Fränkisch im gewöhnlichen Sinn kann es nicht
genannt werden; ob es einer späteren, frühmittelalterigen Zeit
zuzuweisen sei, mag dahingestellt bleiben.
113) Kiel, 19. August. (H. N.) In der verflossenen Woche
sind auf Sylt die amtlichen Ausgrabungen wieder aufgenom-
men worden, welche seit dem Jahre 1870 daselbst im Auftrage
der Königlichen Staatsregierung stattfinden und dem Kieler Mu-
seum eine Reihe interessanter Funde von hervorragendem wissen-
schaftlichen Interesse zugeführt haben. Von der Gruppe auf dem
Morsum Kliff, wo im August 1875 ein Eisenalterhügel eine unge-
wöhnlich grofse Todtenurne mit Eisen-, Bronze- und Glasresten
ergab, hat zunächst Hr. Professor Handelmann vier weitere Hügel
untersucht. In dem kleinsten wurde eine ähnliche grofse Urne
mit verbranntem Gebein und Eisenresten gefunden ; in dem zweiten
ein hufenförmiges , unten ganz abgerundetes Thongefäfs, in wel-
chem aufser verbranntem Gebein ein eisernes Messer etc. und ein
schön verzierter knöcherner Kamm lagen. In dem dritten, grölseren
Hügel waren auf gleicher Höhe vier Steinsetzungen, von denen
die erste ein Urnenbegräbnifs mit einem zur Hälfte messer-, zur
anderen Hälfte sägenförmigen Bronzegeräth , zwei andere nur je
ein mit Sand gefülltes Thongefäfs, und die vierte nur gering-
fügige Bronzegeräthe enthielt. Der vierte Hügel erwies sich als
ganz leer. Gegenwärtig wird ein mächtiger Steinbau auf Middel-
marsch bei Archsum blol'sgelegt , der an Grofse kaum hinter
dem bekannten Wenningstedter Gangbau zurückstehen dürfte.
Während solche Steindenkmäler fast immer auf der hohen Geest
liegen, ist der Archsumer Keller in einer Wiese am Ufer des süd-
lichen Haffs auf der friesischen Urmarsch erbaut und liegt so
niedrig, dafs er bei der grofsen Ueberschweramung von 1825 mit
unter Wasser gesetzt wurde. Die Arbeiter sind gegenwärtig be-
schäftigt, das Wasser eimerweise auszuschöpfen und den Obertheil
des Kellers vollends freizulegen. — Es mag hier noch erwähnt
werden , dafs jene verhängnifsvolle Sturmfluth von 1825 einen
ähnlichen Steinbau, der nur wenig weiter nach Südost am Strande
des Süderhaffs belegen ist, den sogenannten Kolkingehoog, aus-
gewaschen und eine spätere Eisfluth denselben vollends zerstört
hat. Ein drittes grol'ses Steindenkmal auf Archsumer Feld ist
vor Jahren zu wirthschaftlichen Zwecken abgetragen worden.
{Deutscher Reichsanzeiger, Nr. 197.)
114) Die seit einem halben Jahrzehnt begonnene Restauration
des Strafsburger Münsters schreitet rüstig vorwärts. Die zahl-
reichen Reparaturen, welche die Ereignisse von 1870 nothwendig
gemacht haben, erstrecken sich auf alle Theile dieses erhabenen
Monuments gothischer Baukunst, von den untern Strebepfeilern
bis zur Spitze. Allüberall sieht man neue Erker, Thürmchen und
Steinleisten, die durch ihre röthlich-graue Farbe sofort in's Auge
fallen und einigermafsen abstechen von dem zum Theil verwitter-
ten Gestein des Domes. Augenblicklich befindet sich in schwin-
delnder Höhe, in der Nähe der „Schnecken", ein fliegendes Ge-
rüst behufs Restaurierung der verdorbenen Theile auf der Nord-
sejte der Kathedrale. Ende voriger Woche wurde über der Mitte
des grofsen Portals, dessen schwere Thüren ebenfalls erneuert
werden sollen , eine lebensgrofse Statue der Madonna mit dem
Christuskinde unter einer reich verzierten Königskrone errichtet.
Daneben soll St. Peter ein Piedestal und gleichfalls eine Königs-
krone erhalten. Auch die vierzehn Kaiser- und Königsstatuen,
welche Chlodwig, Dagobert, Rudolf von Habsburg und Lud-
wig XIV. Gesellschaft leisten sollen, sind schon längst fertig und
harren in den Werkstätten des Frauenstiftes ihrer Aufstellung.
Es sind, zu je vier an den verschiedenen Fagaden gruppiert, die
folgenden: Pipin der Kleine, Karl der Grofse, Otto der Grofse
und Heinrich der Vogelsteller ; Fleinrich II., Heinrich III., Philipp
von Schwaben und Friedrich Barbarossa; Ludwig IL, Friedrich II.,
Karl Martell und Lothar II. ; endlich Karl von Provence (Carolus
junior) und Kaiser Heinrich IV., alles kolossale Reiterstatuen, mit
Ausnahme der beiden letzten. Im Chor und Transepte des Mün-
sters sollen prächtige Freskogemälde angebracht werden, deren
Vollendung aber erst in vier Jahren in Aussicht gestellt wird.
Bis dahin verunziert ein kolossales Holzgerüst das Innere des
prächtigen Gotteshauses. Mit dem Bau der Krönung der Kuppel
endlich hat man noch nicht angefangen.
(Nürnberger Presse, Nr. 225.)
115) Verschiedene Zeitungen bringen die Mittheilung, dafs in
München in der ehemaligen Augustinerkircbe Nachgrabungen
stattfinden, um das Grab Kaiser Ludwig's des Bayern zu ent-
decken. Man verspricht sich jedoch in wissenschaftlichen Kreisen
nicht viel Erfolg und die am 1. Sept. stattgehabte Plenarver-
sammlung des bist. Vereines für Oberbayern sprach sogar ihr
Bedauern über ein solch unnöthiges Unternehmen aus.
116) Maxen bei Dohna. Beim Ausgraben des Grundes
zum Neubau der hiesigen Kirche stiefs man auf viele, dem Mittel-
alter entstammende Gräber, in denen mancherlei Kostbarkeiten
vorgefunden wurden, u. a. kleine silberne Crucifixe, goldene Ringe,
ein sehr schönes Armband etc. {Saxonia, Nr. 4.)
117) Die Schlofsruine Hohenburg am Waldessaume bei Igis
in Tirol, gegenwärtig im Besitze des Herrn Othmar v. Riocabona,
wird, wie das „Innsbrucker Tagblatt" mittheilt, nunmehr voll-
285
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
286
kommen restauriert unJ in bewohnbaren Zustand gesetzt. Schlol'3
Hohenburg war im Jahre 1358 im Besitze des Heinrich Berch-
tinger. (Mittheilungen des k. k. österr. Mus. f. K. u. Ind., Nr. 144.)
118) In der Agraraer Kathedrale wurden, wie „Ell." meldet,
schöne alte Fresken entdeckt. Der croatische Archäologe Iwan
Tkalcsics forschte nach Daten zur Geschichte der Kathedrale und
stiefs hiebei auf Aufzeichnungen, denen zufolge sich in der Sacri-
stei der genannten Kirche vor Zeiten Fresken befunden haben
sollten. Er lief's den Maueranwurf vorsichtig abkratzen und fand
dahinter in der That ein Bild, das einen ganzen Bogenabschnitt
bedeckt. An der oberen Seite ist der Heiland mit einem Strah-
lenkranze gemalt, in der Linken ein geöfl'netes Buch haltend.
Auf der einen Seite desselben ist in gothischer Schrift der Satz
„Ait dominus , qui verbum dei audit etc." und auf der anderen
Seite „Credit et habet vitam »ternam" zu lesen. An der unteren
Seite des Bogens befindet sich ein Heiliger, in einen Mantel ge-
hüllt. Die Farben des Bildes sind lebhaft, und weist das Gemälde
auf die byzantinische Schule des 12. und 13. Jahrb. hin.
(Mittheilungen des k. k. österr. Mus. f. Kunst u. Ind., Nr. 144.)
119) Flensburg, 1. Sept. In der vergangenen Nacht hatten
wir ein starkes Gewitter; ein Blitz fuhr in den Thurm der St. Ni-
colaikirche, zündete und legte den Thurm in Asche. Die Kirche
soll im Jahr 1390 erbaut sein, der Thurm ward 1516 errichtet.
Die Kirche, im Innern ein schönes, grol'sartiges, von zwölf Säulen
getragenes Bauwerk, hat keinen Schaden erlitten, wenngleich
nicht verhindert werden konnte, daCs die Flammen durch zwei
vom Thurme aus auf die Orgel führende hölzerne Thüren einen
Theil der Orgel ergriifen; dieselbe ist hiedurch, mehr aber wahr-
scheinlich noch durch Wasser, nicht unerheblich beschädigt worden.
(Frank. Kurier, Nr. 456.)
120) Leipzig. Beim Grundgraben zu einem Neubau auf dem
Grundstücke Nr. 34 in der Ritterstralse wurde in den ersten Tagen
des Juni ein werthvoUes silbernes Trinkgefäfs gefunden. Es hat
die Form eines krugartigen Humpens, ist ganz von getriebenem
Silber gearbeitet und der Deckel mit vielen Zierrathen versehen,
während ihn eine sich auf ein Schwert stützende Gestalt krönt.
Im Innern des Deckels befinden sich einige Inschriften mit den
Jahreszahlen 1588 und 1592. (Saxonia, Nr. 4.)
121) Kleinhartmannsdorf bei Freiberg. Bei Abtragung
einer Mauer auf dem Kempe'schen Gute hier fand man innerhalb
derselben in einem vorgerichteten Fache einen grolsen Beutel, in
dem eine Anzahl kleinere Beutel mit Münzen im Gewichte von
circa 6 Pfund befindlich waren. Es waren Gold-, Silber- und
Kupfermünzen, vom Schlulse des 17. Jahrhunderts und Beginne
des 18. Dabei lag ein Zettel mit der Aufschrift: „1705 den 16.
April wegen Kriegszeiten versteckt worden."
122) In der Sitzung der k. Akad. der Wiss. zu Wien am 6. Juni
legte Herr Hofrath Tomaschek ein Manuscript des Prof. G. E.
Friels in Seitenstetten über die Papierhandschrift I. 27 des Ci-
stercienserstiftes Schlierbach (Ober- Oesterr.) vor. Sie war einst
im Besitze des Freiherrn Job Hartmann Enenkl, Herrn zu Al-
brechtsberg, Hohenegg u. s. w. (gest. zu Wien 1627), enthält von
Seite 434 an , vermuthlich von Enenkl selbst abgeschrieben , das
„Heldenbuoh oder Beschreibung XX Oesterreichischer vmb die
1300. 1330. 1350. 1380 berümbter Helden Ritterlichen Thatten"
u. s. w. Dieses „Heldenbuch" befafst 21 Gedichte, von denen
6—21 mit den Ehrenreden Peter Suchenwirts vollständisf über-
einstimmen, welche A. Primisser nach der gegenwärtig verscholle-
nen Sinzendorf-Thurnschen Handschrift herausgegeben hat (Peter
Suchenwirts Werke von A. Primisser, Wien 1S27). Die Gedichte
1 — 5 führen die Ueberschriften : 1. Bruchstück eines Lobgedichtes
auf Moriz von Hawnfeld. 2. Von Herrn Hansen von Cappel.
3. Von Herzog Albrechten von Oesterreich. 4. Von Herrn Al-
brechten von Rawchenstein. 5. Von Herrn Sumolfif Cappen von
Ernwicht. Es erweist sich, dafs auch diese Gedichte von Suchen-
wirt herrühren. Der Abdruck derselben ist als Ergänzung unserer
Kunde von Suchenwirt willkommen und hat für einzelnes Detail
zur österreichischen Geschichte quellenmäfsige Bedeutung.
123) In den jüngsten Sitzungen der k. Akad. d. Wissenschaften
zu Wien (phil. hist. Classe) legte Herr E. Kittel die „Korrespondenz
der von der Stadt Eger 1742 an das Hoflager Karls VII. nach
Frankfurt Abgeordneten: Johann Christoph von Brusch und Johann
Trampeli, mit dem Rathe der Stadt vor; der Ausschufs des Vereins
für siebenbürgische Landeskunde das von Herrn Dr. Albert Am-
lacher zusammengestellte „Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt
und des Stuhles Broos bis zum Uebergange Siebenbürgens unter
Erbfürsten aus dem Hause Oesterreich 1690 ;" Herr Alb. Czerny
das älteste Todtenbuch des Stiftes St. Florian, Prof Zahn in Graz
eine Abhandlung „Zur Gesch. Herzog Rudolfs IV.," worin die Ge-
fangennehmung und fast zweijährige Festhaltung der venetiani-
schen Gesandten M. Corner und Giov. Gradenigo auf österreichi-
schem Boden^urch die Schenken von Osterwitz, die Unterwerfung
des bis dahin freien Geschlechtes der Schenken unter die Dienst-
barkeit des Landesherren und die Heimgeleitung der andern Ve-
netianer in ihre Stadt durch den Herzog dokumentarisch behandelt
ist. Eine zweite Arbeit Zahn's, welche vorgelegt wurde führt den
Titel: Austro-Friulana und behandelt den Conflikt Rudolfs mit
dem Patriarchen Ludwig de la Torre von Aquileja 1361—65, d. h.
die Absicht des Herzogs das Patriarchat zu mediatisieren und da-
durch seinem Lande freien Zugang zum Meere zu eröffnen. Dr.
Michael Ring in Preisburg übersandte eine Abhandlung: das AVer-
den'sohe Fragment der Historia Apollonii Regis Tyri; Prof. Conze
legte ein neues Heft (das 3.) seiner Schrift „Römische Bildwerke
einheimischen Fundorts in Oesterreich", welches Funde aus Cilli
behandelt, Prof. Dr. Heinzel eine Abhandlung über die Endsilben
der altnordischen Sprache vor; Dr. Ferd. Kaltenbrunner besprach
in einem Vortrag die Polemik über die Gregorianische Kalender-
reform .
124) Die vom k. k. Museum für Kunst und Industrie zu Wien
herausgegebenen Quellenschriften für Kunstgeschichte bringen als
XIII. Band das Buch der Prager Malerzeche von Math. Pangerl
mit Beiträgen von Martin und Weltmann. Der Band ist bereits
unter der Presse.
125) Im Monate August d. J. feiert das Benediktinerstift Krems-
münster sein llOOjähriges Bestehen. Anläfslich dieses Jubiläums
ist eine Anzahl von Schriften aus der Feder der Stiftsgeistlichen,
meist im Verlage des Stiftes, erschienen. Joh. Nordmannn's neue
illustrirte Zeitung zählt folgende auf: 1. Chronik des Benedictiner-
stiftes Kremsmünster, von P. Wolfgang Dannerbauer, Pfarrer zu
Rohr ; 2. Verzeichnils der Kremsmünsterer Studenten in diesem
Jahrhunderte, vom Gymnasialdirector P. Amand Baumgarten ;
3. „Günther und Irmgard", ein Epos, von P. Lambert Gup-
penberger, Professor; 4. der Jubiläumskatalog der gegenwär-
tigen Stiftscapitularen und der seit dem lOOOjährigen Jubiläum
287
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
288
Verstorbenen mit kurzen Biographien, von P. Leonharil Athleuth-
ner, Kanzlei Jirector, Professor und Archivar; 5. von eben dem-
selben das älteste (1290) Urbar des Stiftes ; 6. die Stiftskirche
Kremsmünster und die Schatzkammer, beschrieben von P. Rajihael
Stingeder, Novizenmeister und Sakristan ; 7. die Pflege der Musik
in Kremsmünster, von P. Georg Huemer, Regens chori ; 8. ausge-
wählte Dichtungen des seligen P. Marcus Holter, herausgegeben
von P. Sebastian Mair , Professor ; 9. die Manuscripte der Stifts-
bibliothek, heftweise, von P. Hugo Schmidt, zweitem Stiftsbiblio-
thekar; 10. die Predigten des seinerzeit berühmten Homileten P.
Rudolf Graser, Benedictiners von Kremsmünster, zeitgemäfs um-
gearbeitet und heftweise herausgegeben von P. Wisintho Hart-
lauer, und mehrere andere kleine Schriften.
126) Aus Anlafs des 400jährigen Jubiläums der Universität
Tübingen sind folgende Schriften erschienen. Die „Urkunden zur
Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476 bis
1550'' sind von der Hand des Prof. Dr. Rudolf von Roth zu einem
stattlichen Bande gesammelt und gesichtet, und dadurch, insbe-
sondere durch den Abdruck der alten Matrikel von 1477—1545
neues Licht in die noch vielfach dunklen ersten Zeiten gebracht
worden. Vier Festprogramme zur Geschichte der Universität
wurden ferner von vier Vertretern verschiedener Facultäten ver-
fafst : I. „Lehre und Unterricht an der evang. -theologischen Fa-
cultät der Universität Tübingen , von der Reformation bis zur
Gegenwart," Festprogramm der evang.-theologischen Facultät, von
Prof. Dr. Carl von Weizsäcker; H. „Konrad Summenhart, ein
Culturbild aus den Anfängen der Universität Tübingen," Fest-
programm der kathol.-theologischen Facultät, von Prof. Dr. Franz
X. Linsenmann ; HL „Die strafrechtlichen Consilia Tubingensia
von der Gründung der Universität bis zum Jahre 1600," Fest-
programm der j uristischen Facultät, von Prof. Dr. Hermann Seeger
und IV. „Die Jubiläen der Universität Tübingen nach handschrift-
lichen Quellen," Festprogramm der philosophischen Facultät, von
Prof. Dr. Bernhart Kugler. Eine Festmedaille endlich, von Schwän-
zer in Stuttgart entworfen, und in der kgl. Münze geprägt, soll
das Andenken dieser Feier in ferne Zukunft tragen. Aber auch
von auswärts kamen Festschriften herbei. J. G. Fischer bringt
einen Liedercyclus „Merlin"; Christian Kind, ehemals akademi-
scher Bürger in Tübingen, widmet der Universität in ihrem Jubel-
jahre als Zeichen des Dankes die von ihm zuerst herausgegebene
„Chronik des Hans Fründ, Landschreibers zu Schwytz ;" Dr. Klüpfel,
Universitätsbibliothekar in Tübingen, schildert in gedrängter Ueber-
sicht „die Universität Tübingen in ihrer Vergangenheit und Gegen-
wart" (Leipzig, Fues 1877) und Dr. R. V. v. Rieke, Direotor des
k. stat. -top. Bureau's, veröffentlicht als Festgabe eine „Statistik
der Universität Tübingen," herausgeg. v. k. stat.-top. Bureau.
Stuttgart, 1877. (Neue Illustr. Zeitung, Nr. 34.)
127) In Amsterdam findet z. Z. bei Gelegenheit einer mo-
dernen kunstgewerblichen Ausstellung eine solche älterer Ar-
beiten statt. Es sind kostbare und interessante Besitzthümer der
Stadtgemeinde, so das prachtvolle Trinkhorn, welches auf van der
Helst's berühmten Gemälde des Schützenbankettes zur Feier des
westfälischen Friedens zu sehen ist , mancherlei aus dem Museum
des Alterthumsvereines und aus Privatsammlungen : vorzügl. Gold-
arbeiten, Hängeleuchter von Bronze, Möbel, Gläser, Fayencen,
figurale Stickereien ersten Ranges. Doch hätta dieser Abtheilung
Umfang und Bedeutung verzehnfacht werden können , wenn auch
nur die nächstgelegenen Städte sich in ähnlicher Weise betheiligt
hätten, wie ein Sammler in Roermond im Limburgischen.
(Mittheiluugen des k. k. Mus. f. Kunst u. Ind.)
128) Am 3. September d. J. wurde im bayerischen Gewerbe-
museum zu Nürnberg eine grofse Ausstellung eröfl'net, welche die
Geschichte und den Entwickelungsgang sämmtlicher vervielfälti-
genden Künste vom Jahre 1500 bis zur Gegenwart darstellt und
in letzterer eine Uebersicht über den heutigen Stand gibt. Sie
zerfällt in mehrere Abtheilungen. Die erste umfafst den Buch-
druck, die zweite den Holzschnitt, die dritte den Kupferstich
und sonstigen Metalldruck , die vierte den Steindruck , die fünfte
die Photographie in allen Zweigen , die sechste die mechanischen
Apparate und Hilfsmittel. Wir dürfen mit Genugthuung sagen,
dafs den weitaus gröfsten Theil für die Geschichte der drei ersten
Abtheilungen das germanische Museum und die seiner Verwaltung
unterstellten städtischen Kunstsammlungen geliefert haben und
dafs , wenn nicht die Betheiligung anderer Aussteller erwünscht
gewesen wäre, das Museum noch weit mehr, fast alles Nöthige,
hätte liefern können. Wir haben aber auch auf Veranlassung des
Gewerbemuseums, welches in seiner Raumbeschränkung nicht auch
das 15. Jahrhundert hatte aufnehmen können, eine eigene Uebersicht
über die Geschichte der vervielfältigenden Künste im 15. Jahrhundert,
nebst einem Nachtrage zu der dortigen Ausstellung des 16. Jahr-
hunderts im Saale 35 unseres Museums veranstaltet. Wenn wir
eine Besprechung der drei ersten Abtheilungen jener Ausstellung,
weil sie pro domo geschrieben gelten mül'ste, zu unterlassen haben,
so haben wir uns zu freuen, dafs bereits die Lithographie ihre
Geschichte besitzt, und dafs diese vor allem durch das Material
der kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München in solch voll-
ständiger und schöner Weise von den allerersten Versuchen von
1796 an vorgeführt ist, dafs wir nur Anerkennung und Freude
aussprechen können. Aber auch die Photographie hat bereits
ihre Geschichte, und wenn diese auch nicht so vollständig darge-
stellt werden kann , so ist es gewifs für die Nachwelt wichtig,
dafs auch ihr Material bereits aufbewahrt wird.
Wenn der geschichtliche Entwickelungsgang zeigt , dafs auf
den drei alten Gebieten der vervielfältigenden Kunst die besten
Leistungen dem Schlufse des 15., theilweise der ersten Hälfte des
16. angehören, so zeigen die Arbeiten der allerneuesten Zeit, dafs
die historischen Studien hier wiederum die Grundlage für neuen
Aufschwung gegeben haben , dafs insbesondere auf dem Gebiete
des Buchdruckes, dessen früheste Erzeugnisse von solch uner-
reichter Schönheit sind, sich die neuesten Arbeiten wieder würdig
neben die alten stellen können. Der Ausstellungskatalog selbst
steht in dieser Beziehung als glänzendes Muster da. A. E.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
nürnberg:. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
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ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
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f CR KIDI »ER
Neue Folge.
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rietta-ßtreet Covent - Garden in London ;
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men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
sionär der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
im \
Vienindzwaiizigster Jahrgang.
1877.
ORGAN DES «ERMANISnHEN MÜSECMS.
JWIO.
October.
Wissensclial'tliche Mtthellungen.
Venetianer Gläser im germanischen Museum.
I.
Die Römer hatten das Glas auch in Deutschland eingeführt.
Ob sie solches hier auch verfertigten, ist nicht nachgewiesen.
In der altgermanischen Sage spielt das Glas eine hervorragende
Rolle. Es ist indessen kaum anzunehmen, dafs die bunten
Glasperlen, die Glasbecher, welche in Gräbern gefunden wer-
den, germanisches Fabrikat sind. Die Kirche, welche so manche
antiks Tradition rettete und in ihren klösterlichen Anstalten
einbürgerte, nahm auch die Glasfabrikation auf, und wir haben
während des Mittelalters, anfangs in den Klöstern, später aus
ihnen in den Kreis der bürgerlichen Industrie übergegangen,
die Glasfabrikation unter die bei uns geübten Gewerbe zu zählen.
Theophilus beschreibt als Werke der Griechen Gläser, die mit
Vergoldung und Emailfarben geschmückt waren. Die klöster-
lichen Werkstätten nahmen also wol auch diese, wie die an-
dern Künste des Orients auf. Als sich das Gewerbe später in
Laienhände gezogen, scheint es sich stets auf das Einfachste
in seinen Erzeugnissen beschränkt zu haben. Jene massiven,
grünen Gläser mit Batzen und Buckeln sind als deutsche Er-
zeugnisse bekannt genug. Sie erhielten sich, wie uns die Ge-
mälde belehren, bis ins 17. Jahrhundert ebenso, wie sie in den
Miniaturen des 13. und 14. Jhdts. uns entgegentreten. Die
Rohheit derselben genügte jedoch dem feineren Sinne nicht
stets, und seit Venedig Besseres producierte, wurden die Er-
zeugnisse der Glasindustrie jener Stadt bei uns eingeführt.
Schon im 14. Jhdt. ist in Krakau von venetianischem Glase
die Rede, welches dem gewöhnlichen Feldglase gegenüberge-
stellt wird. In Wien ') bestimmen Verordnungen von 1354
und 1360, dafs alles nach Wien eingeführte Glas, es sei vene-
tianisch oder sonstigen Ursprunges, nur auf dem hohen Markte
feilgehalten werden dürfe, während das Waldglas (vom Wiener
Walde) an jedem beliebigen Orte verkauft werden durfte. Die
Wiener Verordnung bezieht sich dabei auf alte Gewohnheit;
es war also venetianisches Glas schon seit lange einer jener
Artikel, die für den Welthandel gefertigt und in der ganzen
gebildeten Welt, sowie in Deutschland, gebraucht wurden.
Es ist bekannt, dafs die Regierung Venedigs mit Sorg-
falt über die Glasfabrikation wachte, um einerseits den Erzeug-
nissen ihren Ruf zu erhalten und anderseits der Concurrenz
jede Nahrung zu entziehen, indem sie die Ausfuhr des Materials
verbot und den Schleier des Geheimnisses über die Fabrikation
zu halten suchte. So blieb bis ins 18. Jhdt. das venetianische
Glas ein in Deutschland vielbegehrter Einfuhrartikel; Veneti-
aner Gläser bildeten regelmäfsig einen Bestandtheil jeder Haus-
einrichtung in Deutschland, und es haben sich bei uns deshalb
solche auch in grofser Zahl erhalten. Ihre elegante Form,
ihre reine Blasse, verschiedene Färbung, geringes Gewicht ma-
chen sie auf den ersten Blick kenntlich und lassen sie leicht
von den deutschen Gläsern unterscheiden. Sind aber auch alle
diese Venetianer wirklich venetianisch ?
Es würde merkwürdig sein, wenn nicht auch in Deutsch-
land Versuche zur Nachahmung gemacht worden wären. Wir
') Lobmeyer, die Glasindustrie ; J. Theil : Geschiebte des Gla-
ses von Ilg, Seite 82.
291
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
292
finden in Wien*) 1428 einen Glaser Onofrius v. Blondio aus
Marano, welcher dem Herzoge sein Hans versetzte, der ihm
wol Geld zur Glasfabrikation vorgeschossen ; 1486 findet sich
daselbst Nicolaus Walch (der Wälsche), welcher sich erbietet,
bei der Stadt eine Glashütte zu errichten und allerlei Glas-
werk, wie solches zu Venedig gefertigt werde, der Stadt zu
Ehre und Nutzen anzufertigen, ein Anerbieten, das die Stadt
annahm und ihm dafür auf 10 Jahre die Steuer erliefs. In
der jetzigen Pratergegend, der Venedigerau, erhob sich die
Glashütte, die 1563 noch vorhanden war. Auch später noch
errichtete Pithy, der Wildmeister Ferdinands I., eine italieni-
sche Glashütte in Weidlingen bei Wien. Noch 1754 fiel in
Wien Pietro de Vetor nach dem venetianischen Gesetze von
der Hand eines ihm vom Staate nachgesandten Mörders, weil
er Fabrikationsgeheimnisse kannte und nicht nach Venedig zu-
rückkehren wollte.
Wie in Wien, so wurden sicher auch anderswo in Deutsch-
land manche ähnliche Versuche gemacht. Noch sind die ur-
kundlichen Forschungen nicht mit Ernst auf das Gebiet der
Handwerksgeschichte eingegangen. Sicher ruht deshalb noch
reichliches Material für dieses Gebiet in den Archiven. Vom
bayerischen Hofe sind aus dem 16. Jahrh. Nachrichten über
Verträge mit Venetianern bekannt 3). Aber auch anderwärts
werden uns Versuche der Fabrikation venetianischer Gläser be-
gegnen, wenn nur einmal unsere Herren Forscher auch solchen
Gebieten, die ihnen untergeordnet erscheinen, ihre Aufmerk-
samkeit zuwenden.
Dafs auch in Nürnberg solche Versuche gemacht worden
sind, liegt bei den Beziehungen zu Venedig nahe. Demmin*)
hat bereits auf Grund einer Mittheilung Lochner's darauf hin-
gewiesen. Wir verdanken der Güte des Letzteren die Ab-
schrift der darauf bezüglichen Schriftstücke.
Am 1. März 1531 bekennen die Hafner Hans Nickel und
Oswald Reinhardt, dafs ihnen der Eath der Stadt 50 fl. geliehen
hat, die sie in zwei Jahren heimzuzahlen versprechen, ohne
dafs angegeben wäre, zu welchem Zwecke ; doch bekennt gleich-
zeitig Hieronymus Reich, dafs er die 25 Gulden, welche er
seiner Zeit jenen beiden zu Venedig geliehen, zurückerhalten
habe. Dafs es sich um Fabrikation venetianischer Gläser ge-
handelt, geht aus folgendem Vertrage vom 27. December 1531
hervor.
„Hanns Nickel vnd Oßwald Reinhardt bede haffner beken-
nen, Nachdem Inen verganngner Zeit ein Erber Rath vnnser
herrn zu treybung vnd machung Irer kunst der Venedischen
arbait mit dem Schmeltzen vnd Glaßwerck funffzig guldin für-
gestreckt vnd auff pürgschafft geliehen haben. In zweien Jaren
widerumb zu bezalen, laut der bekanntnus Im Conservatorio
') Ilg, a. a. 0., Seite 83 f.
') Stockbauer, die Kunstbestrebungen am bayer. Hof unter
Herzog Albrecht V. und seinem Nachfolger^Wilhelm V.
*) Demmin, guide de l'amateur de faiences et porcelaines etc.
(1867) I, 183 f.
Nr. 33 folio 65 eingeschrieben, vnd aber Ime dem Oßwald
Reinhardt nit fügsam oder gelegen sein will soliche kunst vnd
arbeit mit benanntem Nickel weitter zutreyben, das er demnach
Augustin hirschuogel an sein stat steen lassen vnd Ine sampt
dem Hanns Nickel berürte arbeit gethrewlich vnd mit allem
vleis lernen vnd vnnderweisen, derhalben vnd dar Innen geuer-
lich nichtzit verhalten. Ine fürdern vnd nit hindern, auch mitler
Zeit er Reinhard keinen anndern, ausserhalb seiner kynnder,
berürte arbeit lernen, vnnd er derselben arbeit auff offen marck
nit feyl haben oder ausser seins hauss nicht verkauffen soll
noch woll weder wenig oder vil, wo er aber das nit thet vnd
hirschuogel des (dadurch) schaden erleiden würd, soll er Ime
denselben schaden zuwiderkeren (ersetzen) schuldig sein. Des-
gleichen sollen vnd wollen Nickel vnnd hirschuogel bey solicher
peen keinen andern on des Reinharts willen vnd wissen ge-
dachte kunst auch nit lernen oder vnderweissen.
Darauff verspricht genannter Augustin hirschuogel gemelten
Oßwald Reinhardt seiner schulden vnd pürgschafft als fünff-
vndzwaintzig guidein gegen einem Erbern Rathe, wann die Zeit
der Zaiung kompt zu entheben vnd genntzlich on schaden zu-
halten bey verpfendung aller seiner guter vnd als In erelagtera
eruolgtem vnd vnuerneutem rechten vnnd setzt Ime derhalben
zu einem pürgen vnd selbstschulden Jürgen penntzen maier al-
hie, welcher dieselben pürgschafft alspald gegenwürttiglichen
auff sich genomen hat In egeschriebenem Rechten. Dagegen
hat der erber Jcronimus holtschuer von wegen ains erbern
Rats vnnserer herren vnd derhalb gehapten beuelhs obenannten
Reinhardt vnd seine pürgen vmb die verschrieben fünff vnd
zwaintzig guidein ledig zeit {losgesprochen) Also das gedachte
vnnsere herren derwegen an sie nichtzit (nichts) mer fordern
sonder solicher suma bey gemeltem Augustin hirschuogel vnd
Jörgen penntzen seinem bürgen samptlich vnd vnuerschaidenlich
gewertig sein wollen, die auch soliche zaiung bey verpfenndung
aller Irer guter zuthun versprochen haben, alles In pester form
vnd als in erclagtem, eruolgtem vnd vnuerneutem rechten. Te-
stes rogati von allen tailen. Hanns Tucher der Junger vnnd
Bonauentura furttenpach. Actum quarta post Natiuitatis Christi
den 27 decembris 1532 (also 1531).-' Conserv. 43, fol. 27.
Am 30. März 1532 erhielt Augustin Hirschvogel, abermals
ohne nähere Angabe des Zweckes, leihweise 10 Gulden. Am
15. Mai desselben Jahres schlössen Hans Nickel und Augustin
Hirschvogel folgenden Gesellschaftsvertrag ab.
,, Hanns Nicki ains vnd Augustin hirschuogel anders tails
bekennen Nachdem sie sich der Venedischen arbeit mit dem
schmelzen vnd glaßwerck miteinander vnndterfangen vnd sa-
mentlich zutreiben mit sonndern gedingen gegen einander hie-
uor verpflicht haben, vnd sie aber solicher arbeit vnd handeis
dermassen bericht seien, das sie wissen was Ir Jedem Insonder-
heit mit seiner arbeit darauf gee, vnd darzulegen gepüre. Das
sie sich demnach solicher Verlegung halben dermassen mit ein-
ander verainigt haben, das hirschuogel zu solicher arbeit das
gemele färb vnd das holz als für sein costen dargeben vnd
293
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
294
Nickel all anderen vncosten vnd zeug nichts ausgenomen zu
seinem tail (doch vff gleichen genies) darlegen vnd geben solle,
mit dem zusagen, das Ir keiner ainichen frembden soliche kunst,
OD des anndern vorwissen vnd verwilligung vnnderrichten , des-
gleichen mit keinem andern solichs treiben vnd arbaiten, sonnder
sie sollen vnd wollen sich hier Inn dermassen gegeneinander
halten, das es Ir Jedem on nachteil vnd beschwerd sein soll,
alles one geuerd Testes Augustin Gabißhaupt vnd Pangratz
Altentaler actum in Judicio 4 post Exaudi 15 May 1532."
Cons. 43, fol. 100 b.
Wenn wir also ersehen, dafs Venetianer Gläser nicht blos
aus Venedig eingeführt, sondern auch in Deutschland gefertigt
wurden, so bleibt zu untersuchen, welche der uns erhaltenen
Stücke echte Venetianer und welche deutsche Imitationen sind.
So lange wir aber über den Verlauf des Handelsgeschäftes solcher
deutscher Nachahmer gar keine zuverlässigen Mittheilungen
besitzen, würde jede bezügliche Zutheilung rein willkürlich sein.
Es ist von „Schmelzwerk" die Rede, ebenso von Farbe. Es mö-
gen also die farbig emaillierten Gläser darauf ihren Ursprung
zurückführen; es mögen alle leichten, rein weifsen Gläser hier
imitiert worden sein ; es mag die elegante Form, es mag die
Verwendung verschiedenfarbigen Glases zu Gefäfsen nachgeahmt
worden sein.
Nürnberg. A. Essenwein.
Urkundliche Beiträge zur Küustlergeschiclite
Schlesiens.
III. liiegnitz.
3. Goldschmiede.
1. Paulus aurifaber proscriptus est (anno 1354) pro
mutilacione perpetrata in Henrico cantellorum fusore. (Mss.
Lign. Nr. 3, p. 15.)
2. meister Messchil der gultsmyd. 1383, f. 4. p.
dominic. „factus est dominus" etc. (27. Mai) vergleicht er sich
wegen Baulichkeiten mit Nie. Ungeroten. (Schpb. I.)
3. Lorenz. 1405, 2. Aug. bei Schirrmacher, Programm
etc., S. 46.
4. Bernhard. 1416—1427. 1416 (Nr. 893). 1417,
f. 4. p. invent. cruc. (5. Mai) ermächtigt er seine Frau Nyse
zur Einkassierung aller seiner Guthaben. (Nr. 894.) — 1420
wohnte er in einem Eckhanse des Ringes. (Nr. 895.) —
Nr. 898—900 erwähnen ihn noch dreimal 1425 — 27.
5. Franz Kreutel (Kreutil, Crewtil). 1419 — 1426.
1419, f. 4. an. Walpurg. (26. Apr.) heifst er einfach „meistir
Francze der gultsmyd" (Nr. 895) ; auf der nächsten Seite des
Buches wird sein vollständiger Name und der seiner Frau Ilse
angeführt. Aufzeichnungen über ihn finden sich 1421 Stb. I,
f. 80 b. und in den Schöppenbüchern Nr. 897, 899 : 1424—1426.
6. Burghard Hoendorf. 1425—1461 (?). 1425, f. 6.
an. Prisce (12, Jan.) und Nr. 899, f. 31 b, auch Nr. 911. Er
wohnte nach dem Geschofsbuch S. 106 auf dem Ringe (in
circulo). — 1459, 11. Juni „Burghard Hoendorff hat abege-
rechnit mit Paul seynem dyner, also das her era obiral
schuldig bleibet seynes verdinten lones aller rechnunge 12 mr.
vnd 5 Schillinge heller vnd Paul sal noch an dem seibin Ionen
noch dynen bis uff vnsir libin frawen tag assumpcionis (15. Aug.).
Gescheu am montage vor Viti." Zeugen: meister Job. Tem-
pelfeld, Baitusch der Färber, die Goldschmiedsfrau mit ihrer
Stieftochter Ursula und der Vogt, der das „geczechnit" hat.
— „Auch hat der obgen. Paul em gelegen (geliehen) 2 ungr.
gld., dy hat her em auch becaut, das her sy em schuldig sey."
(Nr, 912.)
Die Wittwe dieses Goldschmieds heiratete nach Nr. 916
im J. 1462 einen Meister
7. Paul Marien bürg, höchstwahrscheinlich den vorhin
erwähnten Gesellen, der auf der letzten Seite von Nr. 912 als
Zeuge einer später zu erwähnenden Urkunde vorkommt mit
der Bezeichnung: Hoendorf s früherer Geselle, der jetzt bei
seiner Wittwe arbeitet. — 1462, f. 6. p. Egid. (3. Sept.) ver-
gleicht sich Paul mit seinem Stiefsohne Vincenz. (Nr. 918).
Weiter wird 1474, f. 6. p. Barth. (26. Aug.) bemerkt: Paul
Mergenberg der goltsmed vergleicht sich mit seinem Stiefsohne
Vecencz Burkhard, der also von seinem Vater nur den Vor-
namen angenommen zu haben scheint. (Nr. 925 )
8. Niclas Wechter. 1427—1440, 1427, f. 4. an. Cant.
(14. Mai) ; Nr. 900. — 1440 wird bei Schirrm., Urkb. 402 u.
405 ein Rathmann dieses Namens erwähnt. Es ist nicht un-
wahrscheinlich, dafs es der Goldschmied gewesen, wir wir einen
solchen später noch in gleicher Eigenschaft treffen werden.
9. Johannes Dresler. 1431—1442. 1434. meister Job.
goldsmed. (Stb. I, f. 103 b). — 1442. Joh. Dresler, aurifaber
(das. f. 128 a). (1431 s. den Maler Andres.)
10. Meister Hannos, goltsmed von Lobin (Lüben).
1433—1437. 1433 (Nr. 903). — 1437. Sigmunt Busewoy (aus
einer alten Adelsfamilie im Liegnitzischen) „in macht Barbaren
siner swester clagte zu meister Hannus goltsmede vmb eynen
silberynnen gortel, den her by en mit der stad gerichte be-
griffen vnd gesperret bette, den her em dobey (?) entwand
hette, den her wirdigit off 50 marg. (Nr. 905, f. 22 a).
11. Matthias Frauenstadt. 1451—1459. 1451 wird
im Geschofsb. S. 16 angeführt „Matis goltsmedis haws circa
novam portam". — 1454. „Mathis der gawltsmed"; Nr. 908,
S. 74. 79—82. — 1459. „M. Frawenstat goltsmed." (Stb. II,
f. 112 a).
12. Hans Stanewitz. 1459, 13. Febr. „Gesehen am
dinstage nach dem suntage Invocavit, das Hans Stanewicz der
goltsmed vnd
13. Schone Lorencz seyn leherknecht sich mit en-
ander geeynet vnd vortragen haben als vmb das iar, das der
gen. Seh. L. noch sulde gelernet haben, hat der obgen. H. St.
etc. der lerunge los vnd ledig gesaget vnd wil em des becant
seyn, wo her sal." Zeugen: Simon Eberlin, der aide bawe-
295
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
296
meister,') Ludwig, der Stadtvogt, Meister Malis der Gold-
schmied, Paul, der frühere Gesell bei Hoendorf, der jetzt bei
seiner Wittwe arbeitet, Vater und Bruder des Gesellen, Schone
Lorenz und Schone Caspar, (letzte Seite v. Nr. 912.)
U. Vincenz Sachse. 1476—1502. 1476 (Stb. II,
f 228 b). — 1488, 17. Nov. wird ein Instrument aufgenommen
„in domo aciali providi viri Y. Sachse aurit'abri et concivis
Legnicensis ibidem in circulo-' als Testamentsvollstreckers einer
Doroth. Brostel.
Auf dem Einbände von Nr. 938 de anno 1502 steht ver-
merkt, dal's der Schöppe V. Sachse f. 2. an. (?) omn. sct.
(31. Oet.) gestorben sei. — Der Name Sachse ist auch unter
den Breslauer Goldschmieden des Mittelalters vertreten : 1422
ein Jacob S., 1428 Stephan S., 1454 Heinz S. bei Schultz, z.
Gesch. d. Bresl. Goldschm.-Innung, Zeitschr. V, 345 ff.
15. Gregor Stragan von Schweidnitz klagt 1485,
f. 4. an. Burgh. (12. Oct.) gegen seinen Gesellen
16. Lorenz Mewerer, „wie das her sich zu im 6 iore
zu der lerunge vordinget had vnd had ag (schlesisch = nur)
4 ior gelernit vnd ist im dorobir entlawffen vnd had des
schaden genomen dy 2 ior, das her nicht awsgelart hat, den
her wirdiget als hoch als 10 marg vnd setzt das uff seyne
eigene wort." — f 4. p. Hedw. (19. Oct.) beschwört dies der
Goldschmied, dessen Name hier in Straban umgewandelt ist.
Auf der nächsten Seite dagegen bestreitet der Geselle die
Richtigkeit der 10 M. Schaden. (Nr. 934). — Ueber den Mei-
ster selbst vergleiche man, was bei Gelegenheit von Schweid-
nitz über ihn festzustellen war.
17. Meister Hans. 1488 ist er auf der Petersgasse wohn-
haft. (Nr. 935: f 4. an. Andr., 26. Nov.) Erwähnt wird er
weiter 1502 (Nr. 938) und in den Signaturen von 1502, die in
das Stb. von 1477 eingeheftet. — 1506 (das. f. 117 b) ist er
Testamentsvollstrecker einer Barb. Jenke. — Ob er eine
Person ist mit Meister H. dem Goldschmied, der nach dem
Stadtrechnungsbuche von 1533 für einen Ring auf den Wett-
lauf 1 Mk. 8 Gr. 1535 bekommt, mufs, da sein Familien-
name unbekannt, dahingestellt bleiben.
4) Glockengiesser, Rothgiefser, Messingschläger,
Büchsenmeister, Orgelsetzer, Perminter.
1441. „Magister Hannus kannengisser recognovit
se obligari ecclesie in Lohdaw (Lobendau bei Liegn.) CG VIII
centenar. glockspeise ; promisit quattuor cent. reponere in pen-
sator. infra XIV dies; de residuo promisit sibi satisfacere."
(Stb. I, f. 126 a.)
1438. Meister Paul rotgisser (Nr. 906, f. 35 a).
1427. Stephan messigslower (Nr. 900).
1455. Benedictus messigsloer (Nr. 909, S. 81). (cf.
Breslauer Messing- und Beckenschläger 1377 — 1501 in „Schle-
siens Vorzeit", 21. Bericht, S. 191 ff.
1423. Langehannus der buchsenmeister; (Nr. 896)
i. 4. an. Let. (10. März).
1453. Frederich buchsenmeister. (Nr. 904, S. 94.)
1459. Hans Richter B. (Nr. 912: f. 4. p. Quasim.
[14. Apr.] u. öfter.)
1460. Sebald (Sebilt). (Nr. 913.)^)
1487, i. 4. an. Valent. (31. Oct.?) bekennt Meister Con-
rad der Orgelsetzer von Breslau, dafs ihn Nie. Hofe-
man , der Kirchenvater zu St. Johannes , für den Bau der
Orgel daselbst vollkommen bezahlt habe. (Stb. II, Zettel zw.
f 43 u. 44.)
1504. Meister Ulrich der Orgelsetzer (Nr. 939:
f 4. p. Egid., 4. Sept.).
1455. Paul perminter (Nr. 909, S. 60), heifst 1467
(Nr. 920, p. 1) Paul der permynttirer, 1476 (Nr. 927) Paul
Hennig der perraynter.
1485. Dompnicus der permynter (Nr. 934).
5. Vier Künstler-Contracte.
I. Vertrag mit einem Breslauer Maler.
Der nachstehende Contract, welchen die Liegnitzer Rath-
manne und der Kirchenvater zu U. L. Frauen mit dem Maler
Nikolaus Schmied aus Breslau behufs der Anfertigung des
früheren geschnitzten Hochaltars am 1. Mai 1481 geschlossen
haben, ist wegen seiner loealen Wichtigkeit und der Seltenheit
gleichartiger Künstler -Urkunden in Schlesien überhaupt öfters
abgedruckt worden, zuerst in Thebesius' Liegn. Jahrbüchern
I, 19 (unvollständig und sehr ungenau), zuletzt bei A. Schultz,
Breslauer Malerinnung, S. 57, jedoch auch nur nach einem
früheren, fehlerhaften Abdrucke, da es dem Verfasser nicht
möglich war, die als über contractuum III. bezeichnete QuelJen-
handschrift in Liegnitz zu Gesicht zu bekommen. Unter diesem
unpassenden Titel verbarg sich das Stadtbuch III, wo fol. 17 b.
Folgendes zu lesen ist:
Das vordinge der hoen toffiP) zcu vnser üben
frawen.
Wir ratmann der stat Legnicz neben Niclas Cuncziln vn-
serm gesaczten kirchenvater zu vnser 1. fr. an eynem vnd ich
') Hierzu einige Angaben aus Liegnitz über die Bedeutung
des Titels Baumeister, der in dem Nachstehenden stets Bauherr
oder aedilis ist: 1457 (Nr. 910) „der burgermeister, der idzund
ist vnd bawmeister gewest ist;" 1467 „Joh. Lamprecht vorwesir
des bawes der kirchin vnsir üben frawen (920)". 1472 ist an
derselben Kirche Verweser und Baumeister Paul Hertil (Stb. IL,
f. 196 a.)
') 1446 wird einer grofsen Büchse Erwähnung gethan, welche
die Herzogin Elisabeth den Bürgern für eine Schuld von mehr
als 500 guten ungr. Gulden verkaufte. — Eine Hand des 16. Jhrh.
hat unter der bezüglichen Urkunde vermerkt, die Büchse sei auf
herzoglichen Befehl zweimal abgeschossen worden (1513) und von
Menschen aus der Stadt auf die Spitalwiese und wieder zurück
geführt , 1531 aber zersprungen und zersprengt. (Schirrmachers
Programm, S. 33.)
*) Gemälde, Schnitzaltar.
297
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
298
Nickil Smed eyn moler zcu Bresslow *} am andern teile be-
kennen, das wir off beydin teilen eyne eynunge vnd gedinge
(ye)tra,&n vnd gemacht habin, also das ich Nickil Smed yn dy
Kirche v. 1. fr. zu L. eyne toffil off das hoe altare machen
vnd vorbrengen ^) sal yn allir weise vnd mose ^), als hernach
geschrebin stet.
Czum erstin, das dy selbe toffil yn der weyte volkomelich
behaldin'') sal czehn ein, vnd sal ynwen(Vy[jig yn dy toffil vnd
yn dy flogil ®) machen gesnetene bilde , dy do alle mit gutem
feynem golde sollen angetragen werdin, sunder ^) das ander
teil der toffil sal seyn mit gemeide vnd angetragen werden mit
schönem geferbetem golde. Awsswen('rf)ig, als man dy tofiSl
czu tut, sal das gemeide seyn gemacht vnd angetragen werden
mit guter Ölfarbe. — Der sarg *"), do dy toffil offe stehn sal,
sal andritshalber elen hoch sein, mit funff halbin gesnetin bil-
den "), angetragen mit feynem golde.
Der awsczog '*) der toflfil sal seyn mit eynem schonen aws-
czoge, mitten dorynn eyn Marienbilde mit eyner Coronacio '•'')
vnd daneben czwey bilde als Hedwigis vnd Barbara mit gutem
geferbetem golde.
Davor sollin im vorsorgit vnd gegebin werden czweyhundirt
vnd sibenczig vngrische goldin, als nämlich newnczig goldin,
wenn her an der tofSl begynnet czu erbeten, vnd achtczig goldin,
wenn her dy toffil setczt, adir eyne korcze czeit danoch. Sun-
dir '*) hundirt goldin davon sal man im off dy genante kirche
V. 1. fr. vorschreiben lossin, viij marg geldis jerlicher czinse zu
leibrenten , als off czwene leibe '*), off en 'ß) vnd sein weib,
*) Ueber diesen Meister finden sich nähere Angaben bei Schultz,
a. a. 0. ') vollbringen. ') mhd. maze, fem., Art, Weise.
') enthalten. ") Flügel. ') aber ; Schultz' Gewährsmann liest
sinnstörend „hinter."
"') Predella , Altarstaffel ; cf. Mitth. d. Centralcommission z.
Erfschg. d. Baudenkmale VII, S. 238 Anm. Dort wird bei Be-
schreibung eines Flügelaltars von dem Maler Michael Fächer erst
„der Sarch" angeführt, dann wird, ähnlich dem spätem Texte der
Liegnitzer Urkunde fortgefahren : „Oben in der tavel unser üben
frawen krönung — vnd an der seite S. Michel vnd S. Erasm,"
wie sie in der Pfarrkirche zu Botzen zu finden sei ; in Liegnitz
standen Hedwig und Barbara zur Seite.
") Brustbilder, wie man sie beispielsweise in einem Sohnitz-
altar der Breslauer Magdalenenkirche (Südseite) und ähnlichen
Denkmälern zu Schwanowitz und Schönfeld bei Brieg findet ; am
letztgenannten Orte waren ursprüngHch auch im untersten Felde
der geschnitzten Innenseiten der Flügel je 2 Halbfiguren ange-
gebracht gewesen.
") Altaraufsatz. Derselbe Ausdruck findet sich bei der „gol-
denen Marie" in Görlitz. Script, rer. Lus. II, 360.
") Schultz sehrieb nach seiner Quelle, „miteym coronato" und
verstand darunter das gekrönte Jesuskind ; cf. 10.
'♦) Fehlt bei Schultz.
") cf. Schirrmacher, Liegn. Urkundenb. S. 387, wo in einer
Urkunde von 1435 die Worte vorkommen : „Wenne wir denne diese
— selegerethe uff vns beyden vnvorscheytlichin, alzo uff czwene
leybe gesaczt vnd gemacht haben." ") ihn.
vnd welchs vndir en ") abestirbet, so sal seyne helffte desselb-
ten verstorbenen komen an dy kirche vnd loss sterben, vnd
so sy daim beide todis halben vorscheiden sein, so sollin dy
genan. viij marg czins gemachlich vnd vngehindert alle irer
frunde an dy kirche sterbin vnd komen vngeferlich. Actum
in die Philippi et Jacobi anno &c.lxxx primo."
Es ist zu bedauern, dafs uns von diesem Flügelaltar nichts
erhalten ist, obwohl Luchs: Bildende Künstler, a. a. 0. S. 9
angibt, es hätten sich noch einige kostbare Reste in den
neuen Hochaltar und die neue Kanzelbrüstung gerettet; nach
Schultz, a. a. 0. stammen diese vielmehr aus der Peter-Paul-
kirche. Wahrscheinlich ist das Kunstwerk, welches Büsching
auf seiner Geschäftsreise durch Schlesien (1813) noch sah, bei
dem verderblichen Kirchenbrande von 1822 untergegangen.
Von der Geschichte des Altars wissen wir, dafs er bis 1671
vor den Chorstufen gestanden habe (Pfingsten, Beschr. v. Lieg-
nitz, S. 70). (Der Standort wird uns bereits 1467 durch einen
Vermerk über einen andern Altar im Schöppenbuche dieses
Jahres bezeichnet : „an den stuffen, als man zu dem hoen altir
(Altar) gehet, uff dy lyncke band gelegen." Auch in der
Pfarrkirche zu Schweidnitz befand sich ein um 1378 errichteter
Marienaltar, „ad gradus chori, mitten in der kirchen an den
stufen, als rfian vff den koer gehit") 1675 wurde er auf den
hohen Cbor selbst versetzt, wo er bis 1770 stand, um wegen
Baufälligkeit einem neuen im Zopfstil zu weichen.
IL Thurmbau auf dem Grüditzberge.
Auf dem 1255' hohen, mit Laubholz geschmückten Grö-
ditzberge, einem abgestumpften Basaltkegel zwischen Gold-
berg und Bunzlau, dessen bereits 1089 in Urkunden gedacht
sein soll, und der 1155 eine herzogliche Kastellanei trug (1175
Grodiz genannt), liefs Herzog Friedrich I. von Liegnitz -Brieg
(j 1488) einen Neubau der Burg vornehmen, über den sich
die Annales Glogovienses (Script, rer. Siles. X), S. 28 kurz
ausdrücken: „a. d. 1473 . . dux Fridericus incepit de novo
reedificare castrum in districtu Goltberg sc. Gradisberg fuitque
in eodem modo continue." Das Liegnitzer Stadtbuch I, fol.
201 b. hat uns aber einen ausführlichen Baucontract erhalten,
der zwar öfters publiziert worden ist, aber durchgängig in so
verderbten Lesarten, lauter Plagiate von Thebesius, dafs sich
ein neuer Abdruck nach dem Originale wol lohnen dürfte. Auf
die Varianten der älteren Texte soll aber erst nicht Bezug
genommen werden.
Vnsers gnedigen herren bawe vnd der mewrer off
Sand Jörgen perg'*).
„Wir ratmann der stad Legnitz bekennen etc. , das vor
vns in sitczenden rat komen seind vnd gestanden haben dese
nachgeschrebene meister der mewerer mit namen meister Bla-
sius Rose, meister Bartusch Bloeschuch vnd Hannvs
') ihnen. ") anderer Name des Gröditz.
299
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
300
Trawernich t ") vnd haben bekaut, das sie mit dem liochge-
bornen fursten vud heireii herczoge Frederich vnserm gnedigen
lierren eyiie worden seint, das sie seinen gnaden den thorm off
S. Jorgenberge, etwan^") deme Gradesberge genand, bawen
sullen in allir mosse *), alsz her angehaben, vnd also hoch der
kewlichte thorm*') off seyner gnaden slos zcu Legnitz, als
man in die stad gehet ist, vnd mit eyner sulchen herrenwere '^*),
als derselbige thorm had, vnd auch also hoch obir der herren-
wehre, also der selbige thorm ist. Auch sullen sie den selbigen
thorm decken, wenne her gesperret wird, vnd innewendig des
thormes sal seyn eyu wendelsteyn '^3) bisz an die herrenwere,
vnd sal haben fier gewelbe vnd die gewelbe iczlichs '*'•), nach
deme is bered'^) ist. Auch sullen sy machen fewerraawern,
rawchlocher vnd anders, das dorczu gehöret, vnd an allen enden
fenster, do is nod seyn wird, fensterkoppe vnd symmes czu
machen, vnd in aller mosse ^), ap icbtis**) doran vngeferlich
vorgessen were, als der obgenante thorm zcu Legnitz ist; vnd
auch sunderlich ettliche almarion '^"), heymliche gemach vnd
sust verborgene gemach. — Czu sulcbem bawe had en der
hocbgeborne furste vnser gnediger herre geglobit^^) zcu schi-
cken kalk, steyne, hawlczwerg, strenge, eysen, vnd was dorczu
geboren wird, vnd dorczu zcu irem lone vnd solde zcu geben,
so sie sulchen bawe vorbrengen *), czwwehundert gutter vngari-
scher gülden, der sie denne alsobalde funffczig bereid'^') wff
sulchen bawe beczalt worden seind, vnd dornoch wff weynach-
ten sich irfolgende abir etc., dornacb wff Ostern etc. vnd wff
S. Johannis tag des tewff'ers Christi abir funffczig gldn. vnd
dorczu speise vnd trangk en vnd eren gesellen. • — Vnd in sul-
cher czeit haben dy vorgenanten meister der mewerer (folgen
die Namen) geglobif^*) etc. den genanten bawe czu vorbren-
gen*) bey eren guten trawen, auch bey irem hantwerke vnd
bey vorlust aller irer gutter, die sy haben, czu geczewgniss.
Actum ao. dni. ttc.lxxiij" 30j.
Was die Baumeister selbst anbelangt, so ist der dritte
Hans Trauernicht unzweifelhaft dieselbe Persönlichkeit,
deren ich bereits unter Görlitz in den Streitigkeiten der
") über die Architekten unten Näheres.
") ehemals, früher.
") w^ahrscheinlich ist der sog. Hedwigsthurm gemeint ; cf.
Schlesiens Vorz. Bd. II, H. 7, S. 140. Die Bezeichnung „keulicht",
rund, für Thürme ist in Schlesien geläufig gewesen ; so heifst es in
Urkunden der Stadt Brieg (1870) S. 161: ,.1495 sint vorbrocht
die fier kewiichen thormleyn mit der mawer". Luther hat das
Wort noch I. Könige 7, 41 : „käuliche Knäufe auf den Säulen".
") wahrscheinlich ist der „Wehrgang" hinter den Zinnen der
Mauer zu verstehen.
*') Wendeltreppe. '*) jegliches.
'^) beredet, verabredet. Von den früheren Abdrücken kann
man sich eine Vorstellung machen, wenn man dort „bard" findet.
*') ob etwas. ") Almern, Wandschränke. ") gelobt. ") baar.
'") Als Datum geben die Annales Glogovienses an „circa festum
S. Stanislai", die altern Abdrücke des Contracts den 4. November.
dortigen Steinmetzen Erwähnung gethan ; in den Liegnitzer
Urkundenbüchern ist mir sein Name sonst nicht begegnet.
— Blasius Rose wurde 1480 Breslauer Bürger und hatte
1468 in Gemeinschaft mit dem Steinmetzmeister Jost Tauchen
und dem Maler Paul für den Maurer Hans Brockener Bürg-
schaft geleistet, cf. Schultz, de vita Jodoci T. diss. Bres.
1864, S. 9. — Bartholomäus Bloeschuh (ders. Name Bl.
in d. Urk. v. Brieg S. 147; 1471) stammte aus Liegnitz. cf.
Julinummer, Sp. 211. Ob und wie er mit Meister Jakob Bl,
verwandt gewesen, liefs sich nicht feststellen. Er bekennt 1469
als Bartil Bl. der Mewerer mit seiner Schwester Katharina,
dafs ihnen ihr Stiefvater Georg Brox den noch bei diesem ste-
henden Rest von 25 Mark bezahlt habe.
Die Beschreibungen der Bergveste bemerken, dafs man
nach dem Thurmbaue mit dem Baue des übrigen Schlosses
fortgefahren habe. Ohne die Quelle genauer anzugeben, wird
nur hinzugefügt, in den Goldberger Stadtbüchern sei die Notiz
enthalten, dal's der Ziegeidecker Hup uff und der Stadtmaiu-er
Bartel Feige, welche bei den Gröditzberger Bauten Versehen
begangen hätten, jener 1483, dieser 1485, unter Bürgschafts-
leistung geloben, dem Fürsten jederzeit, bei 10 Mark Strafe,
zur Arbeit auf dem Berge gewärtig zu sein ; und 1487, 20. Oct.
sei mit einem Liegnitzer Baumeister ein weiterer Contract ge-
schlossen worden, wobei des Unglücks Erwähnung geschehe,
dafs der eine Architekt sich vom grofsen Thurme herab zu
Tode gefallen habe. Beide Nachrichten scheinen, wenn auch
nicht in dieser Fassung, nicht unglaubwürdig. — Nach einer
Beschreibung von 1630 enthielt der 1473 gebaute, gevierte,
jetzt ganz zerstörte Thurm unten zwei Gewölbe, darüber noch
sechs andere, sowie Kammern und Schüttboden. — Besser sind
die unteren Räumlichkeiten des eigentlichen Burggebäudes im
ursprünglichen Zustande erhalten. An den complicierten Stern-
gewölben aus dem Anfange der zwanziger Jahre des 16. Jahrb.
liefsen sich 16 verschiedene Arten von Steinmetzzeichen, da-
runter zwei Baumeistermonogramme in Medaillons, feststellen ;
das eine trägt das Plauetenzeichen des Saturn, eingeschlossen
von den Buchstaben y (?) und s, das andere zeigt ein auf
einem Querbalken aufrechtes Kreuz (cf. meine schlesischen
Steinmetzzeichen im 34. Bericht von Schlesiens Vorzeit). Nach
einer Handschrift des Schles. Prov.-Archivs von Baudis geschieht
1646 die demolitio der schönen und wohlgebauten Festung des
Grödfsberges, non sine laesione demolientium ; Meister Al-
brecht Felsgiebel, Liegnitscher Stadt-Maurer, wird mit
einem Werkstück getroffen und stirbt inner wenig Stunden.
Brieg. Dr. E. Wernicke.
Ein Ofen des 18. Jahrhunderts iiu german. Museum.
Nachdem wir eine Reihe von Ofenkacheln und Oefen des
14. bis 17. Jhdts. den Lesern dieses Blattes vorgeführt haben,
301
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
302
sei, um die geschichtliche Entwickelung weiter zu verfolgen, auch
ein solcher vorgeführt, welcher der Rococuperiode angehört und
zeigt, wie deren üppiges Formenspiel anch diesen Theil des
Hauses umrankte. Die Einrichtung und damit die Hauptanlage
war dieselbe geblieben, wie schon im 14. und 15. Jhdt. ; nur
die äufsere Form wechselte. Der fragliche Ofen wurde vor
-,''
,/
einer Reihe von Jahren von Antiquar Pickert erworben, der
ihn hier in Nürnberg gefunden hatte. Er ist einfarbig, glän-
zend, bläulich grau glasiert. Der Fufs ist von Holz in glei-
cher Formenfülle geschnitzt. Die Höhe beträgt 2,48 mtr.
Nürnberg. A. Essenwein.
Nikolaus Muffels Beschreibung der Stadt Rom»).
Herr A. von Reumont hat die Güte gehabt, im Nach-
stehenden zu meiner Schrift: „Nikolaus Muffels Beschreibung
der Stadt Rom" dem „Anzeiger" mehrere Bemerkungen zu
übersenden, unter denen sich auch einige Berichtigungen der
von mir in den Anmerkungen gemachten Darlegungen befinden.
Ich bin dafür sehr dankbar, da sie von einem Gelehrten her-
rühren, der die Stadtgeschichte Roms und ihre lokalen Ver-
hältnifse aus langjähriger Erfahrung kennt. Mir ist es bis
heute noch nicht gegönnt gewesen, die ewige Stadt zu schauen,
ein Umstand, der mir die Herausgabe der Aufzeichnungen des
bekannten Nürnberger Losungers wesentlich erschwerte und
mühevoll machte. Die Aufzeichnung gehört dem Jahr 1452
an; (S. 5, Anm. 1).
Regens bürg. Dr. Wilhelm Vogt.
Auf S. 18 hätte Anm. 5 wegbleiben können, da sie zu der
irrthümlichen Annahme verleiten könnte, als wären die vom
Papst Paul 11. veränderten Stufen noch vorhanden. — S. 41
ist in Anm. 1 das „vermuthlich" bei Nennung von S. Stefano
rotondo wegzulassen, da es keine andere Stephanskirche auf
dem Cälius' gibt. — Bei Anm. 5, Palast Honorius' 111., hätte
bemerkt werden sollen, dals es der Palast der Savelli war, von
dem man noch Reste sieht. — S. 42, Anm. 3 ist unstreitig
zu viel aesagt, wenn es heifst, Papst Leo X. (richtiger Card.
Giovanni de' Medici, denn sein Cardinalswappen ist hier an-
gebracht) habe das jetzige Schiff von Sta. Maria in domnica
„verfertigen" lassen. — S. 44, Anm. 4 wird der „Schwipogcn
. . . heist Tripolis" irrthümlich als Titusbogen oder arcus
Septem lucernarum gedeutet, indem es sich um den unter Papst
Alexander VII. abgetragenen Marc Aureis - Bogen am Corso
bei Palast Fiano handelt, wie denn auch Muffel ihn richtig als
„pey S. Lorentzcn", d. i. S. Lorenzo in Lucina, stehend be-
zeichnet. Der Titusbogen ist S. 57 genannt. — Zu S. 45,
Anm. 1 ist zu bemerken , dal's Muffel die Kirche auf dem
Esquilin ganz richtig „Sand Silvester und Sand Mertein auf dem
perg" nennt, nicht aber, wie der Herausgeber meint, zuerst
von S. Silvestro in capite redet , während die Verwechslung
darin besteht, dafs er das Haupt des Täufers in jene Kirche
der Monti überträgt. Die Säulen von denen Muffel S. 48
(Anm. 1) berichtet, dafs Papst Nicolaus V. sie während seiner
Anwesenheit in Rom in St. Peter aufstellen liefs, müssen aus
den Thermen Agrippa's entnommen worden sein, oder aber aus
dem Iseum und Serapeum (,,die heidnischen briester") neben dem
Pantheon. Die Bemerkungen über den Zustand des Tabula-
rium, S. 52, zeigen, wie die Wände um die Mitte des 15. Jahr-
hunderts durch das Salz bereits angefressen waren. Die „zwen
') Bibliothek des litferar. Vereins in Stuttgart, CXXVIII.
Publication : Nicolaus Muffels Beschreibung der Stadt Rom. Her-
ausgegeben von Wilhelm Vogt. Tübingen, 1876. 64 Stn. 8.
303
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
304
abtgotter" der rettenden Gänse (S. 54, Anm. 1) haben schwer-
lich etwas mit dem Tempel der Venus und Roma zu thun,
welcher wahrscheinlich unter dem „Tempel Castoris und Pol-
lucis" (S. 56, Anm. 1) hinter Sta. Maria nuova (Sta. Fran-
cesca romana) zu verstehen ist. MniTel hat richtig, dafs Fran-
cesca Bussa Ponziani im J. 1440 starb und ihre Kinder zu
seiner Zeit in Rom lebten.
Der Vespasianische Tempel der Ewigkeit, S. 56, Anm. 4,
ist der sogenannte Friedenstempel oder die Constantinische
Basilika, wie denn Muffel auch erwähnt, dafs davon „nur drey
pogen und ein seul-' stehen, welche letztere seit Papst Pauls V.
Zeit, 1614, den Platz vor Sta. Maria maggiore schmückt.
Unter dem „Studium darynn die sieben kunst gefunden sind,
und sind sieben gaden von seulen-', S. 58, ist ohne Zweifel
das Septizonium zwischen Cälius und Palatin gemeint, dessen
Trümmer Papst Sixtus V. abtragen liefs. Muffel nennt S. 60
(Anm. 5) den Quirinal richtig „Rofsperg'', wie er noch heute
heifst. — Die Constantinstherraen , vor denen die Dioscuren-
Colosse bis auf Sixtus V. standen , nahmen bekanntlich den
vom Palast Rospigliosi und dessen Gartenanlagen occupierten
Raum des Hügels ein, und es war nicht nothig, dafs jener
Name auf den heutigen, ganz in der Nähe liegenden Platz
„mitwanderte". Die S. 61 genannten „zwen gar grofs alt
rysen'' werden die beiden, gegenwärtig oben an der Gapitols-
Rampe befindlichen Flufsgötter sein, die im Vicus Corneliorum
zu sehen waren ; die liegende Statue „vor sand Peters gefenck-
nufs" ist der allbekannte Marforio , der der Strasse den Na-
men (Salita di Marforio) gegeben hat. Wenn Muffel ebendas.
von den alten „messen (messingenen) oder metallen pilden" nur
eins „vor sand Johanns, das auf dem pfert reyt" nennt, und es
dazu in Anm. 1 heifst: „der name dieser statue ist nicht zu
eruieren", so ist dies völlig unerklärlich, da bekanntlich
die Marc Aurels-Statue vom J. 1186 bis zum J. 153ö vordem
Lateranischen Palaste stand , wo Muffel sie an der ursprüng-
lichen, unter Papst Clemens 111. ihr angewiesenen Stelle sah,
welche sie unter Papst Sixtus IV. mit einer anderen ver-
tauschte. — Der grofse „Weinkeller" zwischen S. Pietro in vin-
coli und dem Lateran sind die Sette Säle. Dafs S. 62 die
Trajans- und Antoninische Säule gemeint sind, braucht kaum
gesagt zu werden. Das daselbst genannte angebliche Neros-
Grab ist wahrscheinlich das des C. Publicius Bibulus am Ein-
gang der Pedacchia. Die Schilderung des angeblichen Pa-
lastes des Herodes läfst auf ein Theater oder aber ein Mau-
soleum sch'iefsen , während die Bemerkung, daselbst sei ein
„Weingarten" gewesen, an Augustus' Grabmal denken lassen
köinte , welches noch im folgenden Jahrhundert, als es den
florentinischen Soderini gehörte , in seinem Innern Raum in
eine Vigne umgewandelt war.
So viel einstweilen zur Erläuterung dieser interessanten
Beschreibung aus dem J. 1450, deren Bekanntmachung wir dem
litterarischen Verein in Stuttgart verdanken.
Bonn. A. v. Reumont.
Zu E. Weller's „erste deutsche Zeitungen"*).
In der „Bibliographie" finden sich auf S. 96, 97 die
beiden unter Nr. 35 aufgeführten Drucke der „Neue zeytung"
usw. aus Rom unrichtig in das J. 1527 gestellt und mit den
Nachrichten von Bourbon's Erstürmung der Stadt aufgeführt.
Sie beziehen sich auf den im September 1526 erfolgten An-
griff auf den Vatican durch Ugo de Moncada und die Colon-
nesen, wie wir denn S. 65 ff. diese Schriftstücke mit richtigem
Datum finden. Ob die vorkommenden Namenverstümmlungen,
wie „Donagodimoncado" für Don Ugo di Moncada, sich im
ursprünglichen Druck finden, vermag ich nicht zu sagen; eine
kurze Anmerkung wäre aber hier, wie in ähnlichen Fällen, will-
kommen gewesen.
Bonn. A. V. R.
Mognntia.
Urbs Moguntina quam ditant flumina bina
Turribus et mcenijs (sie) corroborata nimis
Octobri mense urit ignibus et perit ense
perditur urbs tradita tubis, magna libertas
Simonis et Judae die Jovis festivitate
Cum pater Adolphus Archipraesul venerandus
De Nassau genitus mandato papae tenendus
vi Moguntinam cum Konigstein tenet urbem
post M. bis duo C. semel 1. bis sex numerate
Anno verbigenae dei haec facta fuere.
Difs vers stunden also inn einem alten
Mefsbuch in schmalkalden am Stifft.
Pons polonicus
Monachus bohemicus
Monialis Suaevica
Fides Ungarica
Castitas Australica
alias claustralica
Largitas Bavarica
Abstinentia Saxonica
Balnea Italica
Hospicia Thuringica
Humiiitas Misnica
Glosa (glossa) Judaica
Nihil valent omnia.
Krieg wieder Hertzog Heinrichen zw Braunschweig-Wolf-
fenbuttel gewonnen.
Ein Ring an einer Taschen Sfi*.
Funff Öhr an einer Flaschen CCCC
Vier creutz vnd zwene pfeile XXXXII
Gewann Wolffenbuttel in eile. (1542.)
Aus einem Sammelbande ,
im Rudolstädter Archive.
Rudolstadt.
Varia enthaltend; Manuscript
B. Aneraüller.
*) Bibliothek des litterar. Ver. in Stuttgart. CXI. Publ. 1872.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. £. Sebald in NüruberK.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JW 10. October.
Chronik des germaiiisclieii Museums.
Nürnberg, den 15. October 1877.
Durften wir mit Freude eine Reihe von Förderungen aufzäh-
len, welche unserer Anstalt bei Gelegenheit der Jubiläumsfeier zu
Theil geworden, so zeigt auch der abgelaufene Monat, dals das
wohlwollende und freundlich opferwillige Interesse an dersel-
ben noch in stetiger Zunahme begriffen ist, und dafs wir so-
mit hoffen dürfen, dals unsere Chronik im zweiten Vierteljahr-
hundert des Bestehens nicht minder Erfreuliches zu berichten ha-
ben werde, als in den vergangenen 25 Jahren.
Es mag als erfreuliches Vorzeichen gelten, dafs wir in der
glücklichen Lage sind, als erste Meldung jene zu bringen, dals
Ihre Majestät die Kaiserin Augusta, die" langjährige allergnädigste
Göunerin unserer Anstalt, derselben abermals eine aulserordent-
liche Gabe von 300 m. hat zukommen lassen.
Zum Ankaufe von Incunabeln hat die Schriftgiel'serei Flinsch
in Frankfurt a. M. 300 ra., sowie Herr S. Kanu in Nürnberg 100 in.
gespendet ; Herr Kaufmann Tuchmann in Nürnberg hat 500 m.
zu einer Stiftung bestimmt, deren nähere Festsetzung er sich noch
vorbehalten hat.
Von Seite des kgl. sächsischen Kriegsministeriums ist unserer
Waffensammlung, im Anschlüsse an die früheren Wafl'engesolienke
der deutschen Regierungen, mit Genehmigung Sr. Majestät des
Königs Albeit ein vollständig ausgerüstetes kgl. sächsisches Feld-
geschütz, eine 12 cm. Granat -Kanone mit eiserner Lafette, zum
Geschenke gemacht worden.
Der kgl. bayer. Regierung sind wir auf's neue zum innigsten
Danke verpflichtet worden durch Ueberlassung von 185 Blättern
von Wenzel Hollar für unsere Kupferstichsammlung, welche als
Doubletten im kgl. Kupferstichliabinette zu München sich be-
fanden.
Die Stadtgemeinde Nürnberg hat dem Museum die Verwaltung
der Kolmar'schen Münzsammlung übertragen und damit ein neues
Zeichen wohlwollenden Vertrauens gegeben ; ebenso Herr Apotheker
C. S. Merkel, welcher uns unter Eigenthumsvorbehalt eine Reihe
von interessanten Kostümen und häuslichen Geräthen aus älterer
Zeit übergeben hat.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet ;
Von Vereiuen Meiningen. Hennebergischer alterthumsfor-
schender Verein 10 m.
Von Privaten. Berlin. Dr. G. Adelmann, Prof. emer. chir.
Dorpat. , Kais. russ. wirkl. Staatsrath, Excell., 3 m. Czernowitz.
Dr. Schuler v. Libloy, Univers. -Professor, 4 m. Detmold. Hinrichs,
Hofbuchhändler, 3 m. Dresden. Frhr. v. Kochtizky, Oberst z. D. ,
5 m. ; Lesky, Advokat, 15 m. ; A. Osw. Zschille, Rentier, 5 m.
Eisenach. Rud. Markscheffeljr. 3 m. Ellwangen. Gaiser, Präceptor,
2 111.; Dr. Kurz, Professor, 2 m.; Moser, Regierungssekretär. 3 m.
St. Georgen bei Bayreuth. Friedr. Sattler, k. Zuchthausverwalter,
3 m. Nürnberg. Dr. Ad. Friedr. Hauck, Professor, (statt früher 1 m.
71 pf.) 3 m.; Fr. Nagel, k. Stadtpfarrer, 3 m. ; Neureuther, Haupt-
mann, 3 m. Pottenstein. Franz Krapf, k. Notar. 2 m.
Einmalige Beiträge zu allgemeinen Zwecken wurden fol-
gende gespendet :
Von Privaten. Nürnberg. G. von Hostrup, Einjährig-Frei-
williger, 6 m. Regensburg. Dr. Reinhold, Rechtsanwalt, 6 m.
Stettin. Dr. Haag 1 m.; Dr. Kühne Im.; Küster, Kreisgerichtsrath,
3 m. ; Lenicke, Professor, Im.; Dr. Schlegel 1 m.; Th. Schmidt,
Oberlehrer, 3 m.
Unseren Sammlungen giengen folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst-
und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7840—7862.)
Dresden. Königl. sächs. Kriegsministerium: Vollstän-
dig ausgerüstetes kgl. sächs. Feldgeschütz mit eiserner Lafette. —
Hannover. Klindworth, Buchdruckereibesitzer: Stammtafel der
Weifen, von Bayer. — Karlsruhe. Veiten, Kunsthändler: 3 Bl.
Lithographieen und 1 Kupferstich. — Innsbruck. Steiner, Anti-
quar: 2 Karteaepie'.e, 18. Jahrb. — Kassel. Dr. Kühne: 2 Flug-
blätter, 18. und 19. Jahrh. — München. Ferd. Rothbart, Con-
servator des kgl. Kupferstichkabinets : Bärtiges Porträt, Stich von
W. Hollar, B. 1547. — Nürnberg. W. Bayerlein, Musikdirektor:
Kinderhäubchen, 18 Jahrh. Günther: Eiserner Sporn, 17. Jahrh.,
ausgegraben zu Pottenstein. Hirt, Kaufmann: Festhaube einer
Bäuerin aus dem Walddorf Oppernhausen in Thüringen. S. Kann,
Kaufmann: Keltische Goldmünze; Sächsischer Thaler, 16. Jahrh.
Lamp recht, Bankbuchhalter: 2 seidene Damenmieder, 18. Jahrh.
S. Merkel, Apotheker ; Violetter Mantel eines nürnbergischen
Marktvorstehers, 18. Jahrh.: Herren -Filzhut v. J. 1829. Medaille
auf C. F. Ph. Martins, 1864, Kupfer. S. Pickert, Hofantiquar:
Die Kreuzigung Christi, figurenreiches Relief in gebranntem Thone,
vom Beginn des 16. Jahrh. F. Poj3p, Kaufmann: Zwei Kreuzer-
brode aus Augsburg v. J. 1817. Frl. Elise von Praun: Meh-
rere Einrichtungsgegenstände für ein Puppenhaus, 17. Jahrh. Ge-
sticktes Tüchlein, 18.— 19. Jahrh. — Rostock. Frl. Anna Diemer:
Verschiedene Kupferstiche und Holzschnitte; Lutherducaten, Gold,
1717; Luthermedaille, Silber, 1717; Copie des Trauringes Dr. Mar-
tin Luthers, 1817; verschiedene Reformationsmedaillen in Blei
und Zinn; 4 Porträtbüsten, Waohsreliefs , 18. Jahrh.; Gypsabgufs
der Büste Kaspnr Börners, f 1547, nach dessen Grabmal in der
PauHnerkirche zu Leipzig; 2 Mustertüchlein 1772 und 1773; Fri-
sierkamm, 1760; Brautgürtel, 1750 — 1760; Haarschmuck; 3 Minia-
turViildchen auf Elfenbein, 18. Jahrh; St. Nicolaikapelle zu El's-
lingen, Oelgemälde; Reliefstickerei in Wolle, 19. Jahrh.; verschie-
dene sonstige Kleinigkeiten. — Uffenheim. Karl Crugfelder:
Schwabacber Goldgulden, 1507. Braunschweig'scher Thaler. 1662.
Silbervergoldeter Fingerring vom 16. Jahrh. — Wertheim. Fürst
Karl zu L öw'en stein- Wertheim-Rosenberg, Durchl. : An-
sicht von Wertheim, neuer Abdruck einer Kupferplatte von Cas-
par Merlan, 1673.
IL Für die Bibliothek.*)
(Nr. 37,238 — 37,381.)
Aeschach Frhr. L. von Borch: Ders., Regesta Frisingensia.
1877. 8. — Altena. Verlags-Bureau: Beck'ers Weltgeschichte,
hg. V. Liegel: 32. Lfg. 8. — Augsburg. B. Schmid'sche Buchhandl. :
Steichele. das Bisthum Augsburg ; 26. Heft. 1877. 8. — Berlin.
") Der Name des in voriger Nummer unter Braunscliweig aufgeführ-
ten Geschenkgebers ist in : Aug. von Nitschke, Dr. phil., zu berichtigen.
307
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
308
Kais. Statist. Amt: Dass., Statistik des deutschen Reichs; Bd
XXVI, Abth. 1. 1877. 4. K. pieu fs. statist. Bureau : Dass.
preuls. Statistik; XXXIX, XLIII, XLIV. 1877. 4. Jul. Friedlän
der, Direktor des k. Münzkabinets : Ders., eine röm. mit Silber
platten bekleidete Bronzefigur. 1877. 4. Sonderabz. Ders., d. Münz
fund von Schubin noch einmal. 8. Sonderabzugr. K. E. 0. Fritsch
Architekt: Deutsche Bauzeitung; Jahrg. 1867. 68. 69, 2 — 4. Qu,
70. 71. 72, 1. 3. 4. Qu. 73, 2. 3. 4. Qu. 74—77. 2. F. A.
Herbig's Verlag: Vierteljahrschrift für Volkswirthschaft, Po
litik und Kulturgeschichte; 54. Bd. 1877. 8. — Brandenburg a. H
Historischer Verein: Wernicke, die St. Katharinenkirche zu
Brandenburg a. d. II. 1876. 8. Schillmann, Grundsteinlegung zum
brand.-preul'sischen Staate um die Mitte des 12. Jahrh. 1875. 8.
— Chur. Antiquariats - Buchhandlung : Bündnerische Ge-
schichtschreiber und Chronisten, hg. v. Conr. v. Moor. 10. Publ.
1877. 8. — Danzig. A. W. Kafemann, Verlagsh. : Schultz, Ge-
schichte der Stadt und des Kreises Kulm; Lief. II. 1877. 8. —
Dorpat. Gelehrte estnische Gesellschaft: Dies., Verhand-
lungen etc.; Bd. VIII., 4. Hft. 1877. 8. — Elberfell Bergischer
Geschichtsverein: Dei-s., Zeitschrift etc.; XII. Bd. 1877. 8.
— Emden. Xaturforschende Gesellschaft: Dies., 62. Jahres-
bericht. 1877. 8. — Frauenfeld. Histor. Verein des Kantons
Thurgau: Ders., Thurg. Beiträge etc; 17. Heft. 1877. 8. —
Freiberg. Freib erger AI terthunis verein : Ders., Mittheilun-
gen etc.: 13. Heft. 1876. 8. — Görlitz. C. A. Starke, Verlags-
hdlg. : Gritzner, Standes -Erhebungen und Gnaden -Acte deutscher
Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte ; Liefg. II.
1877. 8. Des Conr. Grünenberg Wappenbuch, neu herausgeg. v.
Gr. Stillfried u. Hildebrandt; 10. — 12. Liefg. 1875. Imp. 2. —
Gotha. H. J. Schneider, Prof.: Ders., Gothaer Bilderbogen; Nr.
1 — 14. 2. — Göttingen. Dieterich 'sehe Buchh.: Forschungen zur
deutschen Geschichte; Bd. XVII, 3. 1877. 8. — Graz. Dr. Rieh.
Peinlich, k. k. Reg.-Rath u. Gymn.-Direktor : Ders., Geschichte
der Pest in Steiermark; I. Bd. 1877. 8. Hoffmann, üb. Tyrtäus
u. seine Kriegslieder. 1877. 8. Pr. — Dr. Fritz Pichler, Pro-
fessor: Ders., Studien üb. Teurnia. 2. Sonderabz. 65. Jahresbe-
richt das Joanneums zu Graz, 1876. 1877. 4. Histor. Verein
für Steiermark: Ders., Mittheilungen etc., XXV. H. 1877. 8.
Beiträge etc.; 14. Jahrg. 1877.8. — Greifswald. Rügisch-pom-
mer'sche Abtheilung der Gesellschaft für pommer'sche
Geschichte: Rubenow, oratio de conditionibus, nominibus, pri-
vilegiis et insignibus doctoris juris utriusque a. 1460 recitata, ed.
Pyl. 1877. 8. — Hamburg. Stadtbibliothek: Hoche, Beiträge zur
Geschichte der St. Johanuis-Schule in Hamburg. ; I. 1877. 4. Sillem,
das alte Testament im Lichte der assyr. Forschungen und ihrer Er-
gebnisse. 1877. 4., u. 5 weitere Schriften. Dr. Joh. Voigt: Das
hamburgische Museum für Kunst u. Gewerbe. 1877. 8. — Hannover.
Hahn'sche Buchhandl. : Grote, Stammtafeln. 1877. 8. Heskamp,
deutsche Mythologie u. Heldensage. 1877. 8. Soriptores rerum
Germanicarum : Richeri historiarum libri III. ed. II. 1877. 8. Witt-
stein, Gedächtnil'srede auf Carl Friedr. Gaufs. 1867. 8. — Heidel-
berg. Fräulein Auguste Zöpfl: Kämmerer u. Zöpfl, zwei
Rechtsgutachten, das Erbjungfernrecht im gräfl. v. Bothmer'schen
Fideicommisse betr. 1837. 8. Erklärung der fürstl. Schaumburg-
Lippe'schen Regierung gegen die k. Hannover'sche Regierung,
betr. das Steinhuter Meer. 1861. 2. v. Meyer u. Zöpfl, corpus
juris confoederationis Germanicae. 3. Aufl. III. Bd. und Register
zum I. u. II. Bd. 1861 — 69. 8. Zöpfl, über Linde : über gemein-
nützige Anordnungen nach Grundsätzen des deutschen Bundes-
rechts. 1863. 8. Sonderabzug. Zöpfl, die preufs. Anschauungen
über die Berechtigung der deutschen Bundesversammlung zur
Beschlufsfassung über die vorgeschlagene Delegirtenversammhmg.
1863. 8. Sonderabzg. Zöpfl, Denkschrift, die Verpflichtung der
deutschen Standesherren zur Uebernahme der Functionen als Ge-
schworene, Schöffen, .Aimtsräthe, Schulräthe u. dergl. betr. 1865. 2.
Zöpfl, Glossen z. Entwürfe der Verfassung d. norddeutschen Bundes.
1867. 8. Sonderabzg. Zöpfl, krit. Bemerkungen zu dem Memoran-
dum Sr. Durchlaucht des Fürsten Joh. Adolph zu Schwarzenberg,
die Familienstandesrechte der Herren Grafen von Seinsheim betr.
1868. 8. Zöpfl, Rechtsgutachten über die von der k. pr. Staats-
regierung beabsichtigte neue gesetzl. Regulirung des standesherr-
lichen Rechtszustandes des Herzogs von Arenberg etc. 1872. 8.
ZöpH, rechtl. Gutachten, betr. die Befugnifs Sr. Durchl. des Für-
sten Leopold zu Löwenstein -Wertheim und Freudenberg, Namen,
Titel und Wappen eines Freiherrn von Scharfeneck zu führen.
1873. 8. Zöpfl, rechtliches Gutachten über die .Aufenthaltsbe-
schränkung des Grafen Hermann zu Fugger -Glött, S. J. 1873. 8.
Zöpfl, rechtliches Gutachten, die Rechte der Agnaten des Kur-
hauses Hessen an dem Hausfideicommils betr. 1875. 4. Zachariae
u. Zöpfl, zwei Rechtsgutachten, die Ebenbürtigkeitsfrage im fürstl.
u. gräfl. Hause Lippe betr. 1875. 8. Zöpfl, rechtl. Gutachten, die
Lehens- Erneuerung des Erbmarschall -Amtes im Herzogthum
Geldern. 1876. 8. Zöpfl, die peinliche Gerichtsordnung Kaiser
Karls V. etc. 2. Ausg. 1876. 8. u. 10 weitere Schriften juristi-
schen Inhalts. — Helsingfors. Finska Vetenskaps Socie-
teten: Dies., Bidrag etc.; 20. 25. 26. Haftet. 1876. 77. 8. üfver-
sigt af F. V. Societ. förhandlingar ; XVIII, 1875 — 76. 8. Ob-
servations meteorologiques ; annee 1874. 8. — Karlsruhe. Ba-
discher Frauen verein : Ders., 17. Jahresbericht etc. 1876.
1877. 8. Kiel. Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lau-
enburg. Geschichte: Dies., Zeitschrift; VII. Band. 1877. 8.
V. Buchwald, Register zum Diplomatarium des Klosters Arens-
bök. 1877. 4. Universität: Dies., Schriften etc. aus d. J. 1876;
XXII. Bd. 1877. 4. Volbehr, die Einweihungsfeicr des neuen Uni-
vers. - Gebäudes zu Kiel. 1876. 8. Naturwissenschaft!. Verein
für Schleswig-Holstein: Ders., Schriften etc.; Bd. II., 2.
1877. 8. — Kronach. Friedr. Pfretzschner, Kaufmann: Ca-
tholische Bibel. 1763. 2. — Leipzig. F. A. Brockhaus Verlags-
hdlg: Deutsche Dichtungen des Mittelalters, hg. v. Bartsch ; V. Bd.
1877. 8. Deutsche Dichter des 17. Jahrb.; XII. Bd. 1877. 8. Re-
daction der Leipziger Zeitung: Wissenschaftliche Beilage
zur Leipziger Zeitung; Jahrgang 1877. Nr. 1 — 51. 4. Karl
Scholtze, Buchhndig. ; Schulze, Kunstschmiedearbeiten, 3. Heft.
1877. 2. Ders., Tischlerarbeiten im Charakter der Renaissance;
2. Heft. 1877. 2. - Lübeck. Verein f. hansische Geschichte:
Ders., Geschichtsblätter; Jahrg. 1874 u. 1875. 1875 — 76. 8.
Hansische Geschichtsquellen ; Bnd. I. II. 1875. 8. — Lüneburg.
A 1 terthums verein : Volger, Urkundeubuch der Stadt Lüne-
burg; III. Band. 1877. 8. — Marburg. K. Gymnasium: Eber-
hard, über gewisse reflectirende Punkte sphärischer Spiegel, etc.
1877. 4. Pr. — Mittenwald. Jos. Baader k. Reichsarchivrath :
Ders., Streiflichter auf die Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutsch-
lands oder: Die Reichsstadt Nürnberg in den Jahren 1801 — 1806.
1878. 8. — München. Theod. Ackermann, Verlagsbuchh. : Witt-
mann, d. Pfalzgrafen von Bayern. 1877. 8. Actions - Co mite
für Pflege d. Kunst an den öffentlichen Bauwerken:
Dass., Denkschrift üb. Pflege d. Kunst an d. öfl"entlichen Bauwerken.
1877. 4. K. bayer. Akademie d. Wissensch. : Dies., Abhand-
lungen d. histor. Classe ; XIII. Bd. 2. Abth. 1877. 4. Sitzungsbe-
richte d. phys.-mathem. Cl. 1877; H. 1. 8. Georg Hirth: Ders.,
der Formenschatz der Renaissance; 1. Heft. 4. Jos. V.'ürdinger,
Major a. D. : Ders., Beiträge zur Geschichte des Kampfrechtes in
Bayern. 1877. 8. Sonderabzug. — Nürnberg. Bayer. Gewerbe-
museum: Dass., Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden
Künste. 1877. 8. Friedr. Hertel, Kaufmann u. Magistratsrath :
Die sanitären Verhältnisse u. Anstalten d. Stadt Nürnberg. 1877.8.
Unbekannter: Zur Frage der Flufs- Verunreinigung in Deutsch-
land. 2. Sonderabzug. — Paris. H. Gaidoz, Prof.: Revue celtique
etc. Vol. III, nr. 2. 1877. 8. — St. Petersburg. Commission
imperiale archeologique: Dies., compte rendu etc. pour 1872,
1873. 1874. 1875—77. 4. Avec un atlas p. 1872 — 74. Imp. 2. —
Potsdam. Graf Eulenburg, Vice-Oberceremonienmeister u. Hof-
marschall: V. Mülverstedt, diplomatarium Ileburgense ; I. Th.
1877. 8. Knaake, Cadettenprediger: Ordenung vnd inhalt Teut-
scher Mefs ... zu Strafsburg. 1524. kl. 8. Schwanhauser, vom
abentmal Christi. 1528. 4. Luther, von der kinder Tauff. 1529 4.
Luther, ain Sermon von dfm hocbwirdigen Sacrament des hailigen
waren leichnams Christi. 1520. 4. Cocleus, ein Auszug des kaiser-
lichen Abschieds im nechsten Reichstag zu Augspurg etc. 1531. 4.
Abtrucke der verwarungsschrift der Chur vnd Fürsten etc. 1546.
4. Mandat von aynem Ersamen weysen Radt der stat Basel ge-
gen des Bischofs Vicari, Rector, Regenten vnd Vniversiteten da-
309
Anzeigei für Kunde der deutschen Vorzeit.
310
selbs. 1524. 4. Oslander, was zu Marpurgk in Hessen vom Abendt-
mal, vnd andern strittigen artickeln gehandelt vnd vergleicht sey
worden. 4. — Prag. Verein für Geschichte der Deutschen
in Böhmen: Ders., Mittheilungen etc. Jahrg. XVI, Nr. ]. Iö77.
8. — Rockford (Illinois). Dr. A. K. Aiidrus: Ders., the cu-
riosity hunter; vol. IV, 12. 1877. 8. — Rostock. Universität:
Compart, die Vorzüge der Tristanerzählung Gottfried's von Stral's-
burg, gegenüber der Eilhartischen Sagentradition. 1876. 8. Kuhle,
Geschichte des Bisthums Ratzeburg; Th. IL 1876. 8. Müffelmann,
dieReirachronik des Marschalk Thurius u. ihre Quellen. 1876 8.;
u. 24 weitere akadera. Gelegenheitsschriften. — Speier. Histor.
Verein der Pfalz; Ders., Mittheilungen etc.; VI. 1877. 8. —
Sprottau. Realchule I. Ordn: Hagemann, Ursachen und Ver-
lauf der ersten Empörung gegen Ludwig den Frommen. 1874. 4.
— Stuttgart. K. württemb. stat ist. -t o p ogr. Bureau; Dass.,
württemb. Jahrbücher etc.; Jahrg. 1876, I. — IV. u. 1877, III. 1877.
8. — Tübingen. H. Laupp'sche Buchhdlg. : Theol. Quartalschrift;
59. Jahrg. 3. H. 1877. 8. — Utrecht. St. Bernulphus -Gilde:
Dies., het Gildeboek etc.; IL Deel, Afl. HI en IV. 1876 u. 1877.
4. — Venedig. R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed
arti: Dass., memorie etc.; vol. XX, parte I. 1877. 2. — Wien.
Alterthums-Verein: Ders., Berichte und Mittheilungen; Bd.
XV, XVI, 1875. 76. 4. Leseverein d. de utschen Studen-
ten: Ders., Jahresbericht über das 6. Vereinsjahr 1876—77.
8. — Wiesbaden. Verein f. Nassauische A Iterthu ms künde
u. Geschicli tsforschung; Ders., Annalen etc.; Bd. XIV. H
1. 2. 1875. 1877. 8. — Würzburg. Histor. Verein v. Unter-
franken u. Aschaffenburg: Ders., Archiv etc. Bd. XXIV,
1. H. 1877. 8. Fries, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfran-
ken; l.Lfg. 1876. 8. — Zittau. G. Korscheit, Oberlehrer: Wit-
tich, Notizen und Wegweiser zu der forstl. Excursion auf d. städt.
Forstrevier Olbersdorf u. Oybin. 1877. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4531—4533.)
Bamberg. Meyer, Bezirksamtassessor: Adelsbrief Kaiser Fer-
dinand's IL für die Nachkommen, Brüder und Vettern des verstorbe-
nun bayerischen Hofkanzlers Hans Georg Pruoklacher, in Betracht
der von diesem letzteren dem kaiserlichen Hof geleisteten grofsen
Dienste. 1622. Perg. — Nürnberg. Friedrich Popp, Kaufmann:
Lehenbrief Kaiser Leopolds I. für Hans Christoph Krabler, Bur-
ger und Handelsmann auch des gi-ol'seu Raths zu Nürnberg, über
das flielsende Fischwasser der Pegnitz zwischen dem Dorfe „Schniglin
(Schniegling) und der Mühle zum Dol's (Doos). 1660. Perg. —
Lehenbrief Kaiser Joseplis IL für Albrecht Serz, Burger zu Nürn-
berg, über das flielsende Fischwasser der Pegnitz zwischen dem
Dorfe Schniegling und der Mühle zum Dol's. 1773. Perg.
Schriften der Akaderaieeii, Museen und historischen Vereine.
Memorie del reale istituto Veneto di scienze,
lettere ed arti. Volume XX. Parte I. Venezia. 1877. 4.
Mitt heilungen des Vereins für Geschichte der Deut-
schen in Böhmen. XVI. Jahrg. Nr. I. Redigirt von Dr. Lud-
wig Schlesinger. Nebst der literarischen Beilage. Redig.
von Dr. Matthias Pangerl. Prag 1877. 8.
Die deutsche Literatur Böhmens im Mittelalter. Von Prof.
Dr. E. Martin. — Ueber Städtegründer und Städtegründungen
in Böhmen und Mähren. Von Dr. M. Pangerl. — Zur Ge-
schichte der Kunst in Böhmen. Nach einem Manusci-ipte aus d.
J. 1793 mitgeth. von Dr. Edmund Schebek. — Abt Zlauco von
Ossegg. Von Prof. B. Scheinpflug. — Miscellen. — Vereinsan-
gelegenheiten.
Mittheilungen der anthropologischen Gesell schaff
in Wien. VH. Band, Nr. 6—8. 1877. 8. Mit Abbild.
Der Bronze-Stier aus der By ciskala-Höhle. Von Dr. Heinrich
Wankel. (Mit Abbild.) — Die Forschungen der kaiserlichen ar-
chäologischen Commissiou zu St. Petersburg. (IL) Von Joh, Ha-
welka. — Ueber die Steinfiguren (Kamene habe) auf den Tumulis
des südlichen Rulslands. Von Dr. M. Much. — Kleinere Mitthei-
lungen. — Literaturbericht. — Vereinsangelegenheiten.
Mitt heilun gen des historischen Vereines für Stei-
ermark. Herausg. von dessen Ausschusse. XXV. Heft. Graz,
1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Zur Geschichte Herzog Ernsts des
Eisernen (1406 — 1424). Von Emil Kümmel. — Beiträge zur Zeit-
und Culturgeschichte der östlichen Steiermark. Von Ottokar
Kernstock. — Die Gründung des katholischen Vicariates St. Ru-
precht am Kulm in der evangelischen Ramsau. Von Franz Ilwof.
— Das steirische Aufgebot von 1565 etc. Von Dr. H. v. Zwiedi-
neck-Südenhorst. — Der Brotpreis zu Graz und in Steiermark im
17. Jahrhunderte. Von Dr. R. Peinlich. —
Beiträfge zur Kunde steiermärkiacher Geschichts-
quellen. Herausg. von dems. Vereine. 14. Jahrgang. Graz.
1877. 8.
Chronikalisches aus dem Stifte Voran. Von Ottokar Kern-
stock. — Nachrichten über steiermärkische Archive. Von Dr.
Ferd. Bischoff. — Die landsch. Ausgabenbücher als Steiermark.
Geschichtsquellen. Von E. Kümmel. — Ueber Materialien zur in-
neren Geschichte der Zünfte in Steiermark. Von J. von Zahn. —
Anhang.
Der Kirchenschmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diöcese Seckau. VIII. Jahrg. 1877.
Nr. 8 und 9. Graz. 8.
Der König der Instrumente. (Forts.) — Die Glocke von Pa-
lästina. (Forts.) — Der Betstuhl Kaisers Friedrich IV. zu Rotten-
mann. (Mit Abbild.) — Die Kirche der Hauptpfarre Pols. — Sym-
bolik in der christlichen Kunst. (Forts.) — Vereinsangelegen-
heiten etc.
Forschungen zur deutschen Geschichte. Herausg.
von der historischen Commission bei der Königlich Bayerischen
Akademie der Wissenschaften. Siebzehnten Bandes drittes Heft.
Göttingen, Dieterich. 1877. 8.
Ueber Spuren deutscher Bevölkerung zur Zeit der slavischen
Herrschaft in den östlich der Elbe und Saale gelegenen Ländern.
Von Dr. C. Platner. — Die märkische Chronik des Engelbert
Wusterwitz in der Ueberlieferung des Andreas Angelus und Peter
Hafftiz. Von Dr. Heidemann. — Die Sülsenbach'schen Hand-Schrif-
ten zur Geschichte des siebenjährigen Krieges. Von Prof. A. Schä-
fer. — Kleinere Mittheilungen.
Abhandlungen der historischen Classe der k. b.
Akademie der Wissenschaften zu München. Dreizehn-
ten Bandes zweite Abtheilung. In der Reihe der Denkschriften,
der XLVIL Band. München. 1877. 4.
311
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit
312
Beitrüge zur Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts. Aus
dem handschriftl. Nacblafs des regul. Chorherrn Eusebius Amort
zusammengestellt von J. Friedrich. 276 Stn.
Archiv des historischen Vereines von Unterfran-
ken und Aschaffenburg. Vierundzwanzigster Band. Erstes
Heft. Würzburg. 1877. 8.
Megingaud, zweiter Bischof von Würzburg, ein fränkischer
Graf. Von Joh. Adolph Kraus. — Das älteste Lehenbuoh des
Hochstiftes Würzburg. Herausgeg. , mit einer Einleitung, einem
Register und Erläuterungen versehen von Dr Aug. Schaff 1er, k.
Kreis -Archivar, und J. E. Brandl, k. Archivs -Sekretär, in Würz-
burg. — Literatur. — Jahresbericht des Vereines für 1876. Mit
Beilagen.
Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken
von Magister Lorenz Fries. Herausgeg im Auftrage des . .
Vereins von Dr. A. Schäffler und Dr. Theod. Henner . . . Erste
Liefg. 160 Stn. Würzburg. 1876. 8.
Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Zweiter Jahrgang.
1877. Nr. 7 & 8. Ulm, 1877. 8.
Zum Münsterjubiläum ; VL Von Max Bach. — Die älteste
Kircheninsohrift unseres Landes. Von Diac. Klemm. — Wo lag
der Lorscher Ort Ginga? Von Baumann. — Friedensvertrag
von 1391 zwischen W'ürtemberg und der Stadt Ulm als Mitglied
des schwäbischen Städtebundes. Von C. A. Kornbeck. — Kriegs-
erinnerungen. Von Pfarrer Pfizenmaier. — Widegs gehen. Von
Bück. — Verzeichniss der Ulmer, welche in den Jahren 1386 —
1550 zu Heidelberg studirt haben. — Vereinsangelegenheiten.
Mittheilungen des historischen Vereines der Pfalz.
Leipzig, 1877. 8.
Die prähistorischen Funde der Pfalz. Von Dr. C. Mehlis
(Mit Abbild). — Vereinsangelegenheiten.
Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deut-
schen Geschichts- und Alterthums vereine. Herausgege-
ben von dem Verwaltungsausschusse des Gesammtvereins in Darm-
stadt. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1877. Nr. 6 — 9. Juni-
September. 4.
Ein mittelaltriger Helm. (Mit Abbild.) — Zur Bronzefrage.
Von L. Lindenschmit. — Die Gamans-Severus'schen Papiere.
Von Falk. — Würdtwein'sche Pajiiere. Von dems. — Ausgra-
bungen auf Sylt. Von Prof H. Handelmann. (Mit Abbild.) —
Ueber ein Wormser Manuscript in Paris. Von Falk. — Nachkom-
menschaft des Oppenheimer Druckers und Stadtschreibers J. Kö-
bel (gest. 1533.) Von dems. — Die Brückenkapelle zu Fritzlar.
Von dems. — Ueber die Eisentechnik der Römer. Von Dr. L.
Beck. — Wirksamkeit der einzelnen Vereine, literar. Anzeigen,
Notizen, Angelegenheiten des Gesammtvereins etc. etc.
Annalen des Vereins für Nassauische Alterthums-
kunde u nd Geschichtsforschung. Vierzehnter Band. Heft
1 und 2. Wiesbaden, 1875 und 1877. 8.
Lebensnachrichten über den Regierungspräsidenten Karl von
Ibell . . . Von Dr. Karl Schwarz. — Die St. Michaels- Kapelle zu
Kiedrich im Rheingau. Von J. Zaun. — Ueber die Lage der
Karthause im Petersthale. Von dems. — Der Aulofen im Seul-
berg und die Wölbtöpfe. Von A. v. Cohausen. — Der Ursprung
des Dorfes Glashütten im Taunus. Von dems. — Sphragistisches
auf Steinkrügen im .A.lterthums-Museum zu Wiesbaden. Von Graf
Maurin-Nahuys. — Die Hügelgräber östlich vom Goldenen Grund
zwischen C'amberg und Neu- Weilnau. — Von A. v. Cohausen. —
Grabhügel im Schiersteiner- Wald, District Pfühl. Von dems. —
Anatheme und Verwünschungen auf altchristlichen Monumen-
ten. Von Dr. Münz. — Beitrag zur Controverse von „Frenze-
Win" und „Hunzig-Win" . . . Von A. Wilhelmi. — Necrologium
L des Chorherrnstiftes St. Lubentius zn Dietkirchen. Mitgeth. v.
Dr. Erich Joachim. — Zusammenstellung der bisher in Friedberg
aufgefundenen röm. Inschriften. Von G. Diefienbach. — Das vor-
malige Wilhelmitenkloster zu Limburg a. d. Lahn. Mitgeth. v.
Dr. W. M. Becker. — Das Archiv der Stadt Limburg a. d. Lahn.
Mitgeth. von dems. — Beiträge zur Geschichte der Eisenindu-
strie. Von Dr. Ludw. Beck. — Grabhügel zwischen der untern
Nahe und dem Hundsrücken. Von A. von Cohausen. — Die röm.
Inschriften der Altstadt bei Miltenberg. — Miscellen. — Vereins-
angelegenheiten.
Mittheilungen von dem Freiberger Alterthums-
verein. Herausg. von Heinrich Gerlach. 13. Heft. Freiberg,
1876. 8.
Das städtische Unterrichtswesen im Mittelalter. Von Cantor
Hingst. — Der alte Thurmhofer Bergbau bei Freiberg. Von Berg-
insp. Richter. — Kunz von Kauffungen. Ein histor. Skizze v. 0.
Coith. (Forts, u. Schi.). — Urkundliche u. a. Beilagen hierzu.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 36. Bericht
des . . Vereines für das Museum schlesischer Alterthü-
mer. Breslau im August 1877. 8.
Die Gemälde in der Ständehausgallerie, welche dem k. Kunst-
und Antikenkabinet angehören. Von B. v. Prittwitz. (Forts.) —
Büschings Verdienste. Die Funde in den schlesischen Klöstern.
Von dems. — Der Silberfund von Karowane, Münzen und Schmuck-
stücke des 10. Jahrh. Von F. Friedenburg. (Mit Abbild.) — Ue-
bersicht der Ermittelungen auf dem Gebiete des schlesischen Hei-
denthums. Von Zimmermann. — Vereinsangelegenheiten.
Henrici Rubenow juris utriusque professoris
oratio de oonditionibus .... doctoris jur. utr. anno
1460 recitata. Edidit Dr. Theod. Pyl Gryphiswaldae
.... MDCCCLXXVH. Festschrift zur .Jubelfeier des ... Dr.
Friedr. Lisch, gewidmet von der Rügis ch-Po mm ersehen Ab-
iheilung der Gesellschaft für Pommersche Geschichte.
Stralsund u. Greifswald. 1877. 8. 24 Stn.
Der deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik,
Sphragistik und Genealogie. Organ des Vereins „Herold"
in Berlin. VIII. Jahrg., N. 7 u. 8. 1877. 4. Mit 1 Kunstbeilage.
Auszug aus einer Rangliste der französischen Armee vom
Jahre 1789. Von H. v. Sydow-Dobberphul. — Das Geschlecht der
von Moerder. (III.) Von G. von Bülow. — Die Hildesheimische
Ritterschaft im Jahre 1803. Von J. Gr. v. Oeynhausen. — Die
Zorn. Von Frhr. v. M. — Aus der III. Matrikel der Universität
Köln. — Nachtrag über die adelichen Familien von Scheidungen
und von Schiedungen. Von Hübner. — Zur Genealogie derer von
Polenz. Aus dem Kirchbuch von Beesdau zusammengestellt von
Dr. Gg. Schmidt. — Zur Genealogie der Freiherren von La Roche. —
Armoiries des comtes de Genevois. — Kleine Mittheilungen. — An-
zeigen. - Vereinsangelegenheiten etc.
Monatshefte für Musik- Geschichte, herausgegeben von
der Gesellschaft für Musikforschung. IX. Jahrg., 1877, N. 9. Berlin.
8. (Mit 1 Musikbeil.)
315
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
314
Biographische Notizen. Von Eitner. — Einige Bemerkungen
über bibliographische Arbeiten. Von dems. — Nachträge zum
Verzeichnil's neuer Ausgaben alter Musikwerke. Von Eitner. —
Mittheilungen.
Hansische Geschichtsblätter. Herausgeg. vom Verein
für Hansische Geschichte. Jahrgang 1874*) u. 1875. Leipzig
1875 u. 1876. 8.
Bremens Stellung in der Hansa. Von Dr. D. Schäfer. — Aus
Bremischen Familienpapieren 1426 — 1445. Von Senator H. Smidt.
— Die Haltung der Hansestädte in den Rosenkriegen. — Von
Prof. R. Pauli. — Der Verkauf des kleinen öster'schen Hauses in
Antwerpen. Von Staatsarchivar C. Wehrmann. — Der Kampf
zwischen Lübeck und Dänemark vom .Jahre 1234 in Sage und Ge-
schichte. Von Dr. P. Hasse. — Hamburgs Stellung in der Hanse.
Von Dr. K. Koppmann. — Zur Geschichte der deutschen Hanse
in England. Von Dr. K. Höhlbaum. — Zur Frage nach der Ein-
führung des Sundzolls. Von Dr. D. Schäfer. — Zur Geschichte
der Archive der hansischen Comtore in Antwerpen und London.
Von Archivar Dr. Ennen. — Kleinere Mittheilungen. — Re-
censionen. — Vereinsangelegenheiten.
Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für
Schleswig-Holstein. Zweiter Band. II. Heft. Kiel, 1877. 8.
Ueber hölzerne Grabgefäfse und einige in Holstein gefundene
Broncegefäfse. Von J. Mestorf. (Mit Abbild.) — Urnenfriedhöfe
in Schleswig-Holstein. Von ders. (Mit Abbild.) — Archäologische
Mittheilungen. — Vereinsangelegenheiten.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Hol-
stein-Lauenburgische Geschichte. Siebenter Band. Kiel,
1877. 8.
Die Schlacht bei Bornhöved. Von Dr. P. Hasse. — Ueber die
Chronistik des Lübecker Bisthums. Von dems. — Zwei Frag-
mente von Rendsburger Stadtbüchern. Von G. von Buchwald. —
Zu Christian I. Reise i. J. 1474. Eine Studie. Von Dr. P. Hasse.
— Nachricht von den Holsteinischen Aemtern und Amtmännern
im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert. Mitgeth. von A. L.
J. Michelsen. — Willkür der Bauerschaft von Mildstedt bei Hu-
sum. 1571, Mai 24. Mitgeth. von Dr. ph. Paul Pfotenhauer. —
Jacob Mors. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte von Schleswig-
Holstein. Von dems. — Joh. Chrstn. Fabricius , Professor i. Kiel
1775 — 1808, u. Cäcilie geb. Ambrosius, die Freundin Klopstocks,
verheirathete Fabricius 1771, verwittwet von 1808—1820. Von H.
Ratjen. — Drei mittelniederdeutsche geistliche Gedichte. Von Dr.
H. Jellinghaus. — Dithmarsische Märchen, i. dithmars. Mundart
aufgezeichnet von Dr. R. Hansen. — Actenstücke aus dem Grol's-
fürstl Archiv zur Geschichte von Holstein -Gottorp. Mitgeth. v.
Staatsarchivar Dr. Gg. Hille. — Kleine Naehträge zur Kritik
älterer Holsteinischer Geschichtsquellen. Von C. Schirren. — No-
tizen zu den Regesta Diplomatica Historiae Danicse. Von G. von
Buchwald. — Wolfg. Ratichius, geb. in Wilster 1571, f 1635 i»
Erfurt. Von Propst C. E. Carstens. — Kleinere Mittheilungen. —
Literatur. — • Gesellschaftsangelegenheiten etc. etc.
Register zum Dip 1 omatarium des Klosters Arens-
bök. Im Auftrage der Gesellschaft bearbeitet von G. v. Buch-
wald. Kiel. 1877. 4.
Zeitschrift des Architekten- und Inge nieur- Ver -
*) Jahrg. 1873 ist uns nicht zugekommen.
eins ZU Hannover. Band XXII, Heft 2, 3 u. 4 und Band XXIII,
Heft 1 und 2. Jahrg. 1876 u. 77. Hannover. 1876 u. 77. 2.
Die Kunst im Gewerbe. Darstellung ausgeführter Arbei-
ten . . . nebst Original- Aufnahmen kunstgewerblicher Erzeugnisse
aus der Blüthezeit des Mittelalters, hrsg. von dems. Vereine,
redig. v. Edwin Oppler. Band V, Heft 4 — 6, Bd. VI, Heft 1.
Halle, 1876 u. 77. 2.
Thürklopfer und Schlüsselschild, XVI. Jahrh. Aufgenommen
von Bubeck. — Fuisboden in der Laube des Rathhauses zu Lüne-
burg, XIV. Jahrh. Aufgen. von A. Narton. — Kästchen aus dem
Ende des XIV. Jahrh. Aufgen. von dems.
Blätter für Münzfreunde. Numismatische Zeitung. Or-
gan des Münzforscher -Vereins. Herausg. v. H. Grote.
Zwölfter Jahrgang. N. 55 u. 56. 1. October u. 15. Novbr. 1876.
Dreizehnter Jahrgang. N. 57. 58. 59. u. 61. Vom 1. Januar,
35. Febr., 1. April u. 1. Juli 1877. 4.
Ein Goldstal der Stadt Strafsburg. Von H. G. — Münzfund
bei Brandenburg a. H. V. J. Lange. — Die Münzen u. Medaillen
der Stadt Sorau. (Schlufs.) — Mittheilungen über den Zwickauer
Bracteatenfund. Von Dr. B. Stübel. (Mit Abbild.) — Der Münz-
fund zu Bergwitz. Von Th. Stenzel. — Barren- Währung und
Courant-Währung im Mittelalter. Von H. G. — Angebliche Mün-
zen der Grafen von Orlaraünde. Von DDr. J. u. A. Erbstein. —
Der Münzfund von Baasdorf. Von Th. Stenzel. — Der Lastruper
Münzfund. V«n W. Hunkemöller. — Literatur.
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Her-
ausgegeben V. Prof. Dr. Wilh. Crecelius in Elberfeld u. Archiv-
rath Dr. Wold. Harlel's i. Düsseldorf. Zwölfter Band (der n. F.
zweiter Bd.). Jahrg. 1876. Bonn, 1877. 8.
Der Ceremonienstreit in Lennep und die damit zusammen-
hängenden Zerwürfnisse in der Untei bergischen Lutherischen Sy-
node. Von A. W. Frhrn. v. d. Goltz. I. Abschn. — Vier Spott-
gedichte auf den Erzbischof Gebhard Truchsefs von Waldburg.
Mitgeth. V. Dr. R. Goeke. — Ein spanisches Bul'sfest in Wesel.
Von dems. — Zwei undatierte Briefe, betr. Beziehungen des Her-
zogs Adolf von Jülich-Berg (f 1437) zur Deutschen Hansa. Mitgeth.
von dems. — Kloine Beiträge zur Niederrheinischen Adelsgeschichte.
Von F. W. Oligschläger. — Miscelle. Von Fr. Woeste, — Zur
Geschichte der Herrlichkeit Odenkirchen. Von W. Harlefs. —
Hofe und Hofesrechte des ehemal. Stifts Essen. Von Fr. Gerfs.
(Forts.) — Weihe und Grundsteinlegung der Rochus -Capelle zu
Pempelfort. (1667.) - Beiträge zur Geschichte der rheinischen
Linie des Fürstenhauses Schwarzenberg. Von Archiv- Assessor
A. Mörath zu Schwarzenberg. — Haus und Pfarre Dussel. —
Urkunden über Vohwinkel. Mitgeth. von W. Crecelius. — Ur-
kunde , betr. den Hof Kanzel bei Niederkassel im Siegkreise. —
Märkische Urkunden. Mitgeth. v. Fr. Woeste. — Die Pfarre
Obercassel bei Bonn (1550). Mitgeth. v. W. Crecelius. - Bücher-
Anzeigen.
Jahrbücher des Vereins von Alterthurasfreund e-n
im Rheinlande. Heft LIX u. LX. Bonn, 1876 u. 77. 8.
Die praehistorischen Ueberreste im mittleren Mainthale. Von
Prof. F. Sandberger. — Die Ausgrabungen bei Bonn vor dem
Cölner Thore im Herbst 1876. A. Baureste. Von v. Veith. (Mit
Abbild.) B. Bonner Inschriften. Von Prof. F. Bücheier. C. Münzen.
Von F. van Vleuten. — Die römischen Niederlasnmgen auf würt-
tembergischen Boden. Von Prof. Herzog. Römische Gläfser, ge-
315
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
316
funden in Hohen- Sülzen. Von Prof. E. aus'm Weerth und Prof.
F. Wieseler. (Mit Abbild.) — Der kleine Apollotempel bei Nei-
denbach. Von Prof. E. aus'ni Weerth. — Marmorstatuette von
Dorf Wellen a. d. Mosel. Von Dr. Flasch. (Mit Abbild.) — Alte
Verschanzungen an der Lippe. Von Prof. J. Schneider. (Mit
Abbild.) — Das Blei-ßeliquiar in Limburg a. d. Lahn und der
Erbauer des dortigen Domes. Von Rector Aldenkirchen. (Mit
Abbild.) — Meister Godefrit Hagene. Von J. J. Merlo. — Die
Nothwendigkeit einer stilgerechten Restauration der Pfarrkirche
zu Andernach. Von Rector Aldenkirchen. — Gloucester, das rö-
mische Glevum. Von Prof- E. Ilübner. — Die römischen Militär-
strafsen des linken Rheinufers, a. Cöln bis Neufs. Von Prof
Schneider, (Mit Abbild.) — Die römische Wasserleitung und Bade-
anstalt zu Aachen. Von Dr. Kessel. (Mit Abbild.) — Das alte
Konstanz, seine Entstehung und Kunstschätze. Von Dr. Marmor. —
Römische Inschriften in Miltenberg. Von Prof. Urlichs. — In-
schriftliches vom Niederrhein. Von Prof. Bücheier. — Die Glas-
malereien von 1508 und 1509 im Kölner Dome und ihre Meister.
Von J. J. Merlo. — Terracotta einer Venus. Von Prof. Stark. —
Antikes Elfenbeinrelief aus Trier. Von Dr. Bone. (Mit Abbild.) —
Die römische Münzsammlung Hugo Garthe's in Köln. Von F. van
Vleuten. (Mit Abbild.) — Der Doctor Ypocras des deutschen
Schauspiels in Wort und Bild, Von Gottfr, Kinkel. — Datirte
Grabmäler des Mittelalters in den Rheinlanden. II. Johann Herr
von Limburg a. d. Lahn f 1312. Siegfried von Schwalbach f 1497.
Von L. von Eltester. (Mit Abbild.) — Litteratur. — Miscellen. —
Vereinsangelegenheiten.
Die Sammlung des antiquarisch-historischen Vereins
zu Kreuznach, Von P, Engelmann, 1877, 4. (Mit Abb.)
Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Ge-
schichte. Herausg. vom historischen Vereine des Kan-
tons Thurgau. Siebenzehntes Heft. Frauenfeld, 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — ■ Zur altern Geschichte von Burg
Stein und Eschenz mit besond. Berücksichtigung der daselbst auf-
gefundenen römischen Inschriften. Von Jak. Christinger. — Öff-
nung von Adorf 1469, — Ofi'nung der Herrschaft Griefsenberg.
1461 — 1479. — Verhandlungen der Synode zu Frauenfeld. 1529. —
Geschichte des thurgauischen Gemeindewesens in besonderer Be-
ziehung auf die Zweckbestimmung der Gemeindegüter.
Anzeiger für schweizerische Geschichte, Herausgeg.
von der allgemeinen geschichtsforschenden Gesell-
schaft der Schweiz. Achter Jahrgang, (Neue Folge,) Nr, 2. — 4.
Solothurn. 1877. 8.
Der Platz Honfridinga oder Onfridinga. Von Dr. G, Meyer
von Knonau. — Das Todesjahr des Pfalzgrafen Otto von Burgund,
Von Dr. G. v, Wyss. — Bruchstück der Vita s. Verenae. Von
Dr. F. L. Baumann. — Bemerkung in Sachen der Beurtheilung der
Burgunderkriege. Von Dr. C. Dändliker. — Jacob Russ. Von
C. Kind. — Zu Bruder Klausen's Biographie. Von Dr. J. Strick-
ler. — Noch Etwas über den Antheil der Schweizer an Coligny's
Tod. Von P. Vaucher. — Eine anekdotische Abwandelung der
Teil- und der Stauffachergeschichte von 1666. Von Dr. G. Geil-
fus. — Thruvanteswilare, Haboneswilare, Achtstetten. Von Dr. F.
L. Baumann. — Urkunde Graf Rudolfs von Habsburg v. 1251.
Von Dr. J. Strickler, — Kundschaft, betreffend Umtriebe gegen
ein Bündnifs zwischen den Eidgenossen und Constanz, Von dems.
— Bemerkungen über historische Lieder und schweizerische Lieder-
dichter. Von Th. von Liebenau. — Kleinere Mittheilungen, Lite-
ratur etc. etc.
Das Missale von Müstail. Von C. Kind. — Das Jahr des
Klingenthaler Todtentanzes in Klein -Basel. Von Dr. Th. Burk-
hardt- Biedermann. — Formular einer Indulgenz für Theilnehmer
an einem Kreuzzuge gegen die Türken, 1481. Von Dr. J. Strick-
ler. — Hauptmann Arnold Winkelried über die Luzerner Truppen.
Von Th. V. Liebenau. — Kleinere Mittheilungen.
Mittheilunuen der antiquarischen Gesellschaft
(der Gesellschaft, tjr vaterländische Alterthümer) in Zürich.
Band XIX. Heft 2, Alamannische Denkmäler in der Schweiz.
Zweite Abtheilung (Schluls zu „Mittheilungen" Band XVIII., 3. H.)
Von G. Meyer von Knonau. Zürich. 1876. 4. 40 Stn. Mit 4
lithogr. Tafeln.
Band XIX. Heft 4. Lebensbild des heiligen Notker von
St. Gallen. Von dem Obigen. Zürich. 1877. 4. 17 Seiten.
Mit 1 Tafel i. Farbendruck.
Anzeiger für Schweizerische Alterthumskunde (In-
dicateur d'antiquites Suisses.) N, 2, *) Zürich. 1877, 8.
Oeffentliohe Erklärung über die bei den Thäynger Ilöhlenfun-
den vorgekommene Fälschung. Von Prof. J. J. Müller. — Se-
pultures burgondes a Bassecourt. Von A. Quinquerez. — Sepul-
tures burgondes au Jura-Beruois. Von dems. (Mit Abb.) — Zur
Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, Von Prof. R. Rahn.
Memoires et documents publies par la Societe d'hi-
stoire de la Suisse romande. Tome XXXIV.**) Lausanne,
1877. 8. 277 Stn.
Me lang es. Premiere livraison. Notice sur Tabbaye de Bel-
levaux pres Lausanne, Par E. Chavannes. — La baronnie de
Rolle et Mont-Ie-Vieux, Etüde feodale. — De l'origine de la
maison de Gnmoens. — Supplement au memoire intitule : Les
sires de la Tour, mayors de Sion, seigneurs de Chatillon, en Val-
lais et leur maison, Par M. L. de Charriere. — Memoires sur les
associations de citoyens romains et sur les curatores civium roma-
norum conventus helvetici. Par Ch. Morel. — Proces-verbaux de
1867 ä 1876 et catalogue des membres en 1876.
Societe d'histoire du Canton de Fribourg.
Recueil diplomatique du Canton de Fribourg. Volume hui-
tieme. Fribourg. 1877. 8, XIII u. 244 Seiten.
Memoires et documents publies par la societe
d'histoire et d'archeologie de Geneve. Tome XIX. Li-
vraison 2. Geneve et Paris, 1877. 8.
Documents diplomatiques sur l'escalade, tires des archives d'etat
de Venise. Par M. V. Ccresole. — Poeme sur les evenements de
1540. Par M. Galiffe. — Les poesies de Bonivard. Par M. Ph,
Plan. — Lettre inedite d'Etienne Dumont sur quelques seances du
tiers etat, (Mai 1789.) — Notice bibliographique sur le cavalier
de Savoie, le citadin de Geneve et le Öeau de l'aristocratie ge-
nevoise, Par M, Th, Dufour, — L'orfevrerie genevoise en 1424.
Par M. Ed. Mallet. — Bulletin, ouvrages regus, liste des membres
de la societe,
Bulletin archeologique et historique publie sous
la direction de la societe archeologique de Tarn-et-
Garonne. Tome V. Deuxieme trimestre 1877. Montauban.
1877. 8.
*) Nr. 1 ist tms nicht zugekommen.
**) t. XXXI- XXXIII sind uns nicht zugekommen.
317
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
318
Sooiete Beige de geograj^hie. Bulletin. Premiere
annee. 1877. Nr. 1-3. Bruxelles. 1S77. 8. (M. Karten.)
Esquisse topographique du littoral de la Belgique pendant
les Premiers siecles de l'ere chretienne. Par J. Joossens.
Annales du cercle archeologique du pays de Waes.
Tome sixieme. Quatrierae livraison. Juin 1877. Sint Nikolaas. 8.
Bornhem , sa chätellenie, son chäteau , ses seigneurs; notice
historique. Par E. Best. (M. Abb.)
Koninglijk oudh eidkundig Genootschap te Am-
sterdam, onder bescherming van Z. M. Koning Willem HL
Jaarverslag in de negentiende algemeene Vergadering, op Maandag
14. Mei 1877, uitgebracht door den voorzitter. 8.
Het Gildeboek. Tydschrift voor kerkelijke Kunst en oud-
heidkunde uitgegeven door het St. Bernulphus-Gi Ide te Ut-
recht. Tweede deel, afl. I. — IV.«) Utrecht. 1876 u. 77. 4.
(Mit Abbild.)
De albe, stool en manipel van St. Bernulphus. Von 6. W.
van Heukelum. — Getijdenboek van Koningin Catharina. Von
Prof. J. W. L. Smit. — Albrecht Dürer, 1471 — 1528. Von Dr.
J. A. M. Schaepman. — Tytinillus , eene bydrago tor daemonolo-
gie. Von J. A. Wolff. — ■ Schilderijen der Oud. - Italiaansche
school op het aartsbischoppelijk Museum te Utrecht. Von Dr.
H. J. A. M. Schaepman. — De koorafsluiting. Von G. W. van
Heukelum. De Klokkengietersfamilie van Wouw. Von H. B.
Poppe. — Studiebladen. Von G. W. van Heukelum. — Vereins-
angelegenheiten.
Memoires de la societe royale des antiquaires du
Nord. Nouvelle serie. — 1875—76. Copenhague. 8.
Influence de l'industrie et de la civilisation classiques sur Celles
du nord dans l'antiquite. Par C. Engelhardt. Avec 4 planches.
Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie,
udgivne af det Kongelige Nordiske Ol d skrif t -S elskab.
1876. Tredie og fierde Hefte. Kjöbenhaven. 8. Tillapg til Aarböger
etc. Aargang 1875. Kjöbenhaven. 1876. 8.
Foreningen til Norske Fortidsmindesmerkers Be-
varing. Aarsberetning for 1875. Kristiania 1876. 8. (M. 6
lithog. Tafeln.)
Indberetning ora antikvariske Undersögelser i 1875. Af J.
Undset. — Om Undersögelsen af Stenviksholms Slots Ruiner i
1875. Af Premierlöitnant Ziegler. — Runeskriften ved Fram-
varden. Af J. Undset. — Arkaeologiske Undersögelser i Nord-
lands og Tromsö Amter i 1875. Af Th. Winther. — Oversigt
over norske Fund fra Bronsealderen. Af N. Nioolaysen. — Fort-
satte Udgravninger paa Gravpladsen ved Broten og Veien paa
Ringerike. Af 0. Rygh. Udgravninger i Fjaere 1875. Af N. Ni-
oolaysen. — Antikvariske Notiser. Af N. Nioolaysen. — Register
til Selskabets Skrifter etc. Af. N. Nioolaysen.
Bidrag tili kännedom af Finlands natur och folk,
utgifna af Finska vet enskap-sooie ten. Tjugonde, tjugon-
defemte, tjugondesjette Haftet. Helsingfors, 1876 u. 1877. 8.
Job. Gadolin. Ett bidrag tili de inductiva vetenskapernas hi-
storia i Finland. Af Robert Tigerstedt.
Ofversigt af Finska - vetenskaps - societetens för-
handlingar. XVIH. 1875 — 1876. Helsingfors. 1876. 8.
Verhandlungen der gelehrten Estnischen Gesell-
schaft zu Dorpat. Achter Band. — 4. Heft. Dorpat. 1877. 8.
Bericht über die Ergebnisse einer Reise durch das Esten-
land im Sommer 1875. Von Dr. M. Weske. (Forts.) — Ueber
einige ältere estnische Volkslieder und ein finnisches Lied bei
Göthe. Von Leo Meyer. — Ueber die estnischen Ortsnamen auf
— were (im Deutschen auf — fer). Von Dr. i\T. Weske.
•) I deel, afley. 2 ist uns nicht zugekommen.
Vermischte Nachrichten.
129) Kamenz. Am Morgen des Sedantages unternahmen
von hier mehrere Beamte, Lehrer etc. eine Expedition nach dem
preufsischen Dorfe Wiednitz an der Bahn Kamenz-Lübbenau, um
einerUrnenausgrabung beizuwohnen, resp. selbst nachzugraben.
Der heidnische Begräbnil'splatz lag nahe am Dorfe und laldet jetzt
Häuslerfeld, auf dem sonst ein kleiner Hügel sich gezeigt. Durch
Scherben, die beim Ackern zum Vorschein gekommen , war man
auf das Urnenlager gerathen, und waren auch schon Ringe von
Bronze gefunden worden. Bei der heutigen Nachgrabung an meh-
reren Stellen des Ackers wurden interessante P'unde gemacht, und
gab es auch Gelegenheit, ein gröfseres Gefäfs, von mehreren kleinen
umgeben, zu finden. Letzteres zeigte sich im Sandboden in einer
Tiefe von ^/4 met. Dabei kam auch eine gröfsere Menge Asche
zum Vorschein und viele weifse Knochenüberreste, die zum Theil
noch ursprüngliche Form hatten. Die Masse zu den Urnen ist
der hier übliche Thon mit Sand ; die Verzierungen sind Linien,
Punkte, Buckeln, Reifen. Die Bauchungen sind gefällig und die
Henkel kurz , dick und festsitzend. r)ie Schalenform scheint vor-
herrschend zu sein, sodann Becher- uinl Flaschenform, und wie
der gewöhnliche Topf, so zeigt sich auch die Nachahmung der
antiken Vase. Die Gefäl'se sind ohne Zweifel auf der Scheibe ge-
dreht, und hat man mit stumpfen und scharfen Instrumenten nach-
geholfen. Die wohlerhaltenen Exemplare sollen in Kamenz be-
wahrt werden. (Saxonia, Nr. 6.)
130) Bei Huttenheim unweit Philippsburg am Rhein ist
in einem Wäldchen des Vorlandes eine ganze Reihe von Kelten-
gräbern entdeckt und untersucht worden. Die Funde, ein Hals-
ring, zwei Fufsringe, ein grofses Skelett mit Schädel, ein eiser-
nes Schwert und Reste eines Aschenkruges, kamen nach Karlsruhe.
(Frank. Kurier, Nr. 529.)
131) Aus dem Innthal. Tirol, bekannt als eine Stätte vor-
römischer Cultur und später wegen seiner strategisch -wichti-
gen Lage von römischen Stralaenanlay^en in verschiedenen Rich-
tungen durchzogen, galt von jeher als eine reiche Fundgrube in
archäologischer Hinsicht, obgleich Pfahlbauten bisher nicht ent-
deckt worden sind; ebenso das rhätische Vorarlberg mit seinen
römischen Bauresten von Brigantium und Clunia bei Götzis. Für
den Alterthumsforscher und Numismatiker lohnt es sich der Mühe
die drei Landesmuseen , in Bregenz die gut geordnete römische
Münzensammlung, in der Landeshauptstadt die Fundstücke aus
der Stein-, Bronze- und Eisenzeit, ferner die reichhaltige, aber
einer systematischen Ordnung bisher entbehrende Münzensamm-
lung und in Trient die, theilweise noch von dem als Historiker
und Archäologen bekannten Grafen Giovanelli stammenden, etrus-
kisohen und römischen Alterthümer zu besichtigen. Auch in
jüngster Zeit wurden in Deutschtirol interessante Funde gemacht,
319
Anzeigei- für Kunde der deutschen Vorzeit.
320
z. B. beim Schlofs Sigmundskron (Bozen) Feuersteinwaffen, bei
Ampas oberhalb des Amraser Schlosses prähistorische Gegenstände,
u. a. Pfeilspitzen aus Bein, gefunden. In dem , auf dem südlich
von Innsbruck sich erstreckenden Mittelgebirge gelegenen Dorfe
Igels, wo schon vor vielen Jahren in den Ruinen des Schlosses
Hohenburg eiserne Wurfspiel'se ausgegraben worden sind, entdeckte
man eine, offenbar aus rhätiscber Zeit herrührende Begräbnils-
stätte mit Knochen, Bronzewerkzeugen, primitiv geformten bchmuck-
sachen aus Glasschmelz und silbernen Ohrringen. Hoffentlich
werden die Nachforschungen an den genannten Stellen noch mehr
zu Tage fördern. Vor kurzem wurde bei Anlegung des neuen
Friedhofs im Dorfe Wüten, wo einstens Veldidena, urbs antiquis-
sima, Augusti colonia et totius Rhaetiae princeps, stand, wo vor
Jahrhunderten die von Roschmann in seinem gründlichen Werk
über Veldidena (Ulm 1744) Cap. XXXII beschriebenen Mauer- und
ThurmFundamente und sonstige Alterthümer entdeckt worden wa-
ren, von denen der gröfste Theil verschwunden ist, einiges aber im
Kloster Wüten und in der Amraser Sammlung sich befinden dürfte,
eine gröfsere Anzahl römischer Münzen ausgegraben, aber einer Pri-
vatsamnilung einverleibt. Angeblich in der Nähe von Wüten, fand
man bei einem Nebenbau dieser Tage einen grol'sen, mit einer eigen-
thümlichen Ornamentik verzierten Helm von antiker Form, über des-
sen Provenienz jedoch sichere Data fehlen. Leider gelangen die we-
nigsten dieser Fundstücke in den Besitz des Landesmuseums, wohin
sie doch vor allem gehören, und wandern mitunter sogar in das
Ausland. Es wäre im Interesse der Landesanbtalt und der Wis-
senschaft gelegen, wenn die zur Erwerbung der auf vaterländischem
Boden gefundenen Alterthümer erforderliche Umsicht gebraucht
und die nöthigen Geldmittel verfügbar gemacht würden. (A. Z.)
(Correspondenzbl. d. deutsch. Gesch.- u. Alterthumsv., Nr. 7.)
132) Den Mittheilungen der k. k. Cent.-Com. z. Erf. u. Erb. d.
Kunst- u. bist. Denkmale, N. F. III. Bd. 3. Heft, entnehmen wir
die Nachricht, dafs das gothische Presbyteriura der Kirche zu
Krcin bei Neustadt an der Mettau unter Leitung des Conservators
Hräse restauriert worden ist, dafs die Arbeiten im Kreuzgange
zu Klosterneuburg guten Fortgang nehmen, dafs Schritte für die
Restauration des interessanten Sakrameutshäuschens in der Kirche
zu Polstrau (Steiermark), sowie für die Erhaltung der Schlofs-
kapelle zu Petschau, eines noch mit vollständiger, ursprünglicher
Bemalung versehenen gothischen Bauwerkes des 15. Jahrb., ge-
schehen sind.
Leider mufste auch ein Bericht über die fortschreitende Zer-
störung des so merkwürdigen Schlosses Hoheneck gegeben wer-
den, eines Baues vom Schlüsse des 16. Jahrhdts., der, altes Eigcn-
thum des Mortecuculi, bereits seit den 40ger Jahren Stück für
Stück des Materials wegen geplündert wird und zerfällt. Ander-
wärts baut man Burgen wieder auf; hier wird durch die Besitzer
eine vor wenigen Jahrzehnten noch wohlerhaltene, so manche
Familientradition umschliefsende systematisch vernichtet.
133) Aus Frankfurt a./M. wird gemeidet, dafs am 6. d. M.
die Kreuzblume auf dem Thurme des Domes aufgesetzt wor-
den ist.
134) Nach Meldung des Staatsanz. f. Württemberg wurde in
Ulm am 10. d.M. auf dem südlichen Chorthurme, dessen Bau so-
mit beendet ist, die Kreuzblume aufgerichtet.
135) Die Nachgrabungen in der Augustinerkirche zu Mün-
chen haben Veranlassung gegeben, die Nachrichten über Tod und
Begräbnifs des Kaisers Ludwig des Bayern neuerdings hervorzu-
Kuchen und zusammenzustellen. Dieselben nennen deutlich die
Frauenkirche als Grabstätte. Nichtsdestoweniger glaubt der Lei-
ter der Ausgrabungen, eine dort gefundene Leiche als jene des
Kaisers bezeichnen zu sollen; mit welchem Rechte, müfsten spä-
tere Erörterungen zeigen. Scheint somit die Erreichung des Haupt-
resultates vorläufig nicht glaubhaft, so ist doch die Nachgrabung
nicht ganz ohne Erfolg geblieben, wie folgende Notiz in Nr. 484
des Korresp. v. u. f. Deutschland zeigt: Falsl ist im ehemaligen
Augustinerkloster auf eine kleine, sehr niedrige Vorgruft unmittel-
bar vor der Stelle gestofsen, auf der vor Zeiten der Hochaltar ge-
standen bat. Durch Schutt gelangte er zu einem Grabgewölbe,
dessen Decke sich vollständig eingestürzt zeigte. Vermuthlich hat
man sie im J. 1830 oder um jene Zeit aus Ungeschick zerstört,
wo die frühere Kirche in eine Mauthhalle umgestaltet wurde.
Man fand dort jetzt 4 Männer- und 1 Frauengerippe in verhältnü's-
mäl'sig leidlich erhaltenen Särgen. Die Frau hatte auf dem Kopf
aul'ser einer jetzt zerfallenen Bedeckung hübschen Schmuck an
Brabanter Spitzen und war beschuht, die übrige Kleidung zerfiel
alsbald. Eine der Männerleichen war sehr gut gehalten; sie ge-
hörte wohl einem reichen Patrizier an, welcher, nach Kleidung
und. sonstiger Zuthat zu schliel'sen, aus dem Ende des 16. Jahr-
hunderts stammt. Was ihm in seine letzte Wohnung mitgegeben
worden, entspricht dem Geschmack der besten Renaissance: Klei-
der von Seide und Plüsch, auch ein Degen. Dieser ist gänzlich
zerstört, nur der Griff ist noch sehr gut. Aufserdem fand man
zu Fül'sen des Skelettes ein Paar Sj^oren in der Verhüllung eines
seidenen Säckchens und einen artigen Fingerreif von blauer Email.
136) Die „Eisenbahn" berichtet, dals in der Kirche zu Ober-
winterthur ein Cyclus von Wandgemälden aus der Zeit des Mittel-
alters aufgedeckt ist. Die Gemälde, welche Heiligengestalten und
Momente aus der Leidensgeschichte Christi und aus der Stiftung
der Kirche darstellen, sollen aus dem 14. Jhdt. stammen und
nicht ohne Kunstwerth sein. (Kunst u. Gewerbe, Nr. 38.)
137) Von Seite des k. k. Conservators M. Trapp kam der
Central -Commission f. Erforsch, u. Erhalt, der Kunst- u. histor.
Denkmale zu Wien die Nachricht zu, dals am 8. Mai 1. J. beim
Umbau einer Scheune in Rippen ungefähr 47 cm. tief in der Erde
ein irdener Topf gefunden wurde, darin sich acht Goldmünzen
(1400, Ladislaus Hunyadi) befanden.
(Mittheil, d^ k. k. Centr.-Com., n. F. III. find., 3. H.)
138) Auf dem Welfsholze bei Gerbstedt im Mansfeldisohen
wurden jüngst einige Bracteaten gefunden, unter denen einige
Mansfelder höchst interessant sind. Aufserdem wurde nebst ei-
nigen werthlosen neueren Münzen ein noch inedierter Mansfelder
halber Groschen von 1511 gefunden.
(Blätter f. Münzfreunde, Nr. 63.)
139) Bekanntlich hat der belgische Musikgelehrte Fetis eine
grofse Bibliothek hinterlassen, welche, wie der jetzt angefertigte Ka-
talog besagt, aus 6,168 Nummern beäteht und von der belg. Re-
gierung für dieKönigl. Bibliothek mit 155000 Eres, angekauft wor-
den ist. Darunter befinden sich äufserst seltene Werke aus dem
Mittelalter, u. A. das Missale cum notis ad usum monasterii Sancti
Huberti im Manuscript aus dem 10. Jahrh., geschrieben in primitiven
deutschen Neumen. Die liturgischen Gesänge verschiedener Culte
und Länder umfassen 1148 Nrn., darunter kathoHsche, reforma-
321
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
322
torische, griechische, russische, syrische und sogar koptische ; meis-
tens Graduale, Missale, Rituale, Antiphonien, Psalmen, viele in
Manuscript, andere gedruckt; von Luther eine deutsche Messe,
von Lobwasser die Psalmen in Reimen, dieselben von Goudimel.
Auch die späteren Jahrhunderte sind reich darin vertreten ; sie
repräsentiert also die Zeit der letzten 800 Jahre. Für Historiker
eine unschätzbare Quelle. (Neue Zeitschrift f. Musik Nr. 26.)
140) Die historische Commission hielt in den Tagen vom 27.
bis 29. September ihre diesjährige Plenarversammlung. An den
Sitzungen nahmen Theil : der Vorstand der k. Akademie der Wis-
senschaften, Stiftspropst und Reichsrath von Döllinger, der
Vicepräsident der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien
und Direktor des geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Ritter
von Arneth, der Direktor der preufsischen Staatsarchive, Pro-
fessor von Sybel, der Geheime Regierungsrath Waitz aus Ber-
lin, der Reichsarchivdirektor Geheime Rath von Löher, der
Klosterpropst Freiherr von Liliencron aus Schleswig, derReichs-
archivrath Muffat, der Geheime Haus- und Staatsarchivar Ro-
ckinger, der Hofrath Professor Sickel aus Wien, die Profes-
soren Cornelius, Dümmler aus Halle, Hegel aus Erlangen,
Kluckhohn, Wattenbach aus Berlin, Wegele aus W^ürzburg
und Weizsäcker aus Göttingen. In Abwesenheit des Vorstandes,
Geheimen Regierungsrathes von Ranke, leitete der ständige Se-
kretär der Commission, Geheimrath von Giesebreoht, die Ver-
handlungen.
Nach dem vom Sekretär erstatteten Bericht sind im abge-
laufenen Geschäftsjahre die Arbeiten nach allen Seiten mit dem
gröl'sten Eifer fortgefiihrt worden. Abermals mul'ste mit beson-
derem Danke die überaus bereitwillige Unterstützung anerkannt
werden, mit welcher die Vorstände der Archive und Bibliotheken
die Nachforschungen der Commission unterstützen. Seit der vor-
jährigen Plenarversammlung kamen folgende neue Publikationen
der Commission in den Buchhandel :
1) Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit.
Bd. XVL — Geschichte der Astronomie von Rudolf W^olf.
2) Deutsche Reichstagsakten. Bd. IIL - Deutsche Reichstags-
akten unter König Wenzel. Dritte Abtheilung. 1397—1400.
Herausgegeben von Julius Weizsäcker.
3) Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 —
1430. Bd. IV.
4) Briefe und Akten zur Geschichte des dreil'sigjährigen Krie-
ges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittels-
bacher. Bd. III. Der Jülicher Erbfolgekrieg. Bearbeitet
von Moriz Ritter.
5) Forschungen zur Deutschen Geschichte. Bd. XVII.
6) Allgemeine Deutsche Biographie. Lief. XIX — XXVII.
Aus den Berichten, welche im Fortgange der Verhandlungen
die Leiter der einzelnen Unternehmungen erstatteten , ergab sich,
dafs eine gröfsere Anzahl neuer Publikationen für die nächste Zeit
zu erwarten steht.
Die Registerarbeiten für die neue Ausgabe des Schraeller'schen
Wörterbuchs und für die von J. Grimm begonnene Sammlung
der Weiathümer sind endlich so weit gediehen, dafs die Vollendung
dieser Unternehmungen nahe bevorsteht. Das von Dr. K. From-
mann bearbeitete, sehr umfängliche Register zum Schraeller'schen
Wörterbuche ist schon zum grölseren Theile gedruckt und wird
bis Jahresschlufs vollständig in den Buchhandel kommen. Das
von Professor R. Schröder hergestellte Sachregister zu den
Weisthümern ist so weit vollendet, dafs es jetzt der Presse über-
geben und mit dem bereits gedruckten Naraensregister bald der
Oeffentlichkeit übergeben werden kann; das von Professor Bir-
1 i II g e r in Bonn bearbeitete Wortregister wird sich dann hoffent-
lich unmittelbar" anschlielsen.
Von der grofsen, durch Professor C. Hegel herausgegebenen
Sammlung der deutschen Städtechroniken ist der vierzehnte Band
im Druck nahezu vollendet; er bildet den dritten, abschliefsenden
Band der Cölner Chroniken und enthält den Schlufs der allgemei-
nen Einleitung über die Verfassungsgeschichte der Stadt Cöln vom
Herausgeber, sodann den zweiten Theil der grolsen KoelhofTschen
Chronik bis 1499 (nebst vier Beilagen) in der Bearbeitung von
Dr. H. Cardauns in Cöln, das Glossar für den zweiten und drit-
ten Band von Professor Birlinger und zwei Register für die-
selben Bände von Dr. Cardauns. Der fünfzehnte Band der Samm-
lung, welcher im Laufe des nächsten Jahres zum Druck kommen
soll, wird die bayerischen Chroniken von München, Regensburg,
Landshut und Mühldorf bringen.
Das von Professor J. Weizsäcker geleitete Unternehmen
der Reichstagsakten schreitet nach verschiedenen Seiten rasch vor-
wärts. Der zuletzt publicierte dritte Band, vom Herausgeber selbst
bearbeitet, ymfafst die letzten Jahre K. Wenzel's, seine Absetzung
und die Erwählung K. Ruprecht's ; binnen Kurzem hofft man den
vierten Band veröffentlichen zu können, welcher die Regierungs-
zeit Ruprecht's eröffnet, und bei dessen Bearbeitung auch Dr. E.
Bernheim in Göttingen betheiligt ist. Inzwischen hat auch be-
reits der Druck des siebenten, vom Bibliothekar Dr. Kerl er in
Erlangen herausgegebenen Bandes begonnen, weicher sich auf die
Anfänge der Periode Kaiser Sigismund's bezieht. Auch mit dem
Druck der Akten Kaiser Friedrich's III. soll nicht gewartet wer-
den, bis alle vorhergehenden Abtheilungen veröffentlicht sind; um
die Arbeiten für diese Periode möglichst zu fördern, ist der frühere
Mitarbeiter, Dr.Fr. Ebrard in Stralsburg, wiedergewonnen wor-
den; mit ihm ist auch Dr. H. Witte daselbst für diese Abtheilung
thätig.
Von der Sammlung der Hanserecesse, bearbeitet von Dr. K,
Kopp mann, reicht der jüngst erschienene vierte Band bis zum
Jahre 1400. Der fünfte Band, dessen Druck noch in diesem Jahre
begonnen werden soll, wird die Recesse von 1400 — 1410 umfassen.
Als Fortsetzung der Jahrbücher des deutschen Reiches steht
zunächst der zweite Band der von Professor E. Winkel mann
in Heidelberg bearbeiteten Geschichte Philipp's und Otto's IV. in
Aussicht ; der Druck die-ses Bandes wird in den nächsten Tagen
seinen Anfang nehmen. Es ist zu hoffen, dafs Professor WMnkel-
mann nach Beendigung dieser Arbeit auch die Jahrbücher Kaiser
Friedrich's II. abfassen wird. Herr Professor E. Steindorff in
Göttingen stellt den Druck des zweiten, abschliefsenden Bandes
der Jahrbücher Kaiser Heinrich's III. für das nächste Jahr in Aus-
sicht. Von den Jahrbüchern Kaiser Lothar's, bearbeitet von Ober-
lehrer Dr. W. Bernhardi in Berlin, lag ein grofser Theil in Ma-
nuscript vor, so dafs der Druck auch dieser Abtheilung voraus-
sichtlich bald wird unternommen werden können. Mit der Bear-
beitung der Geschichte Kaiser Konrad's II. ist Professor II. Bress-
lau in Berlin unausgesetzt beschäftigt. Die Fortsetzung der von
323
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
324
S. Abel begonnenen Jahrbücher Karl's des Grolsen hat Professor
B. Simson in Freiburg übernommen.
Von der Geschichte der Wissenschaften ist der siebzehnte
Band, Geschichte der Mathematik von Direktor Gerhardt in
Eisleben, im Druck weit vorgeschritten. Von der durch den ver-
storbenen Geh. Hofrath 0. Peschel verfalsten Gescliichte der
Geographie ist eine zweite Auflage unter der Presse, welche Pro-
fessor S. Rüge in Dresden bearbeitet hat. In den nächsten Tagen
wird auch die Geschichte der Historiographie von Professor We-
gele der Presse übergeben werden; die Geschichte der Geologie,
der klassischen Philologie und der Medicin werden dann schnell
folgen. Die Verhandlungen, um an Stelle des verstoi-benen Gene-
rallieutenants Freiherrn von Troschke einen geeigneten Bearbei-
ter für die Geschichte der Kriegswissenschaften zu gewinnen, sind
leider bisher erfolglos gewesen.
Die allgemeine deutsche Biographie wird unter der Redaktion
des Freiherrn von Liliencron und des Professors Wegele un-
unterbrochen fortgeführt. Mit der 25. Lieferung ist der fünfte
Band zum Abschlufs gekommen; vom sechsten Bande ist die 26.
und 27. Lieferung bereits erschienen, und eine neue Lieferung
wird demnächst ausgegeben werden.
Die Zeitschrift : Forschungen zur Deutschen Geschichte wird
in der bisherigen Weise unter Redaktion des Geh. Regierungsraths
Waitz, der Professoren Wegele und Dum ml er auch ferner
fortgesetzt werden. Der Druck des achtzehnten Bandes hat bereits
begonnen.
Die Arbeiten für das umfassende Unternehmen der Wittels-
bach'schen Correspondenz im sechzehnten und siebzehnten Jahr-
hundert sind nach allen Seiten gefördert worden. Für die ältere
pfälzische .\btheilung, namentlich für die Correspondenz des Pfalz-
grafen Johann Casimir, hat Dr. Fr. von Bezold die Akten des
Marburger Staatsarchivs und der hiesigen Archive weiter durch-
forscht ; überdies ergab sich ihm ein sehr reiches Material bei
einem längeren Aufenthalt in Paris. Nach einer abermaligen Reise
nach Frankreich, die er in nächster Zeit auszuführen gedenkt, wird
die Publikation der Correspondenz Johann Casimir's sofort in An-
griff genommen werden. Für die unter der Leitung des Geheim-
raths von Löher stehende ältere bayerische Abtheilung hat Dr.
von D ruf fei die Nachforschungen fortgesetzt. Der Druck des
zweiten Bandes der „Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahr-
hunderts" hat bisher noch nicht begonnen werden können, da sich
in den hiesigen Archiven noch ein umfängliches Material vorfand,
welches einer sorgfältigen Bearbeitung bedurfte. Auch sind noch
einige kleinere Reisen erforderlich , nach deren Beendigung dann
sogleich mit dem Druck begonnen werden wird. Für die jüngere
pfälzische und die jüngere bayerische Abtheilung, beide von Pro-
fessor Cornelius geleitet, waren Professor M. Ritter in Bonn
und der hiesige Privatdocent Dr. F. Stieve thätig. Der Er-
stere hat mit den drei von ihm herausgegebenen Bänden der
„Briefe und Akten zur Geschichte des dreifsigj ährigen Krieges",
welche die pfälzische Correspondenz von 1598 — 1610 umfassen,
seine Arbeiten vollendet. Der vierte Band des genannten Werks,
bearbeitet von Dr. Stieve, befindet sich jetzt im Druck. Er
gibt eine Darlegung der bayerischen Politik in den Jahren 1591
— 1607, begleitet von den wichtigsten Aktenstücken. Unmittelbar
daran sollen sich dann zwei weitere Bände schliefsen, welche die
Correspondenz vom Jahre 1607 an enthalten werden.
Noch sind nicht zwei Decennien verflossen, seit König Ma-
ximilian II. die historische Commission in das Leben rief, und
schon sind mehr als hundert Bände von derselben der Oeffent-
lichkeit übergeben worden. Die Verhandlungen der diesjährigen
Plenarversamnilung zeigten, dals eine lange Reihe weiterer Publi-
kationen in Vorbereitung steht. Wie viel Bayern und Deutsch-
land der hochherzigen Fürsorge der bayerischen Konige für das
Studium der nationalen Geschichte zu danken hat, wird schon
jetzt aller Orten empfunden und wird sich in Zukunft noch klarer
herausstellen.
141) Der unter dem Protectorate Sr. k. u. k. Hoheit des
Herrn Erzherzogs Ludwig Victor stehende heraldisch -genealogi-
sche Verein „Adler" in Wien veranstaltet während der Monate
April und Mai 1878 im k. k. österr. Museum für Kunst und
Industrie in Wien eine heraldisch-geneal ogisch-sph ragi -
stische Ausstellung, zu welcher Fachgenossen, Sammler und
Interessenten eingeladen werden. Die Ausstellung soll in umfas-
sender Weise die geschichtliche Entwickelung der Wappen-, Ge-
schlechter- und Siegelkunde in Europa, sowie deren Anwen-
dung auf Kunst und Gewerbe zur Darstellung bringen.
Die im Programme streng gegliederte Eintheilung umfafst in
ihren Hauptabtheilungen: I. Streng Sachliches, IL Anwendung der
Heraldik auf Kunst und Kunstgewerbe.
Uebrigens gibt über die ausstellungsfähigen Gegenstände ein
Programm eingehenden Aufschlufs, das auf Verlangen vom
obigen Vereine, Wien, I., Singerstral'se 7, deutsches Haus. 5. Stiege.
1. Stock, bezogen werden kann. Bei dem glänzenden Aufschwünge,
den jene historischen Fachwissenschaften in den letzten Jahrzehn-
ten genommen, sowie bei dem Vorhandensein so vieler reicher
Schätze in öff'entlichen wie Privat -Sammlungen, darf man erwar-
ten, dal's diese Ausstellung nicht nur eine sehr originelle sein,
sondern auch auf das moderne Kunstgewerbe einen anregenden
Einflufs üben wird. Besonders hervorragende Leistungen werden
mit Ehren- und Anerkennungs-Diplomen prämiirt. Der
Anmeldungstermin ist mit 1. Dezember 1877, Einsen-
dungstermin mit 1. März 1878, Beginn derAusstellung
mit 1. April 1878 fixiert.
142) Das Archiv für kirchliche Baukunst und Kirchenschmuck
(2. Jahrg., 2. u. 3. Doppelheft) meldet die jetzt wol beendete
Niederreifsung des sog. „Klosters" zu Heilbronn, 1350 hierhin ver-
legt und bis 1811 den Klarissen gehörig. Das Gebäude selbst,
nur historisch merkwürdig, bot kein künstlerisches Interesse; die
etwas stattlichere Kirche bleibt zunächst stehen, wird aber auch
dem Verkaufe ausgesetzt.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg". Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate eracheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
inol. Oesterreichs 3fl. 36kr. im 24 fl.-Ful's
oder 6 M.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
ANZEIGER
FÜR Mim DIB
Neue Folge.
EnglaTid bei Williams & Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London
für Nord'Ämerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
sionär der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
II
Vlerimdzwanzigster Jahrgang.
ORGAN DBS GERMANISCHEN MUSECMS.
1877.
MW,
November.
Wissenschaftliche Mtthellungen.
Urkundliche Beiträge zur Künstlergeschichte
Schlesiens.
III. Iiiegultz.
(Schlufs).
III. 1481. 26 März. Baucontract für das Schlofs Sa-
mitz zwischen „her Otto von Czedlitz, ritter^') vnd
Nickil Berisdorff eyn mewerer."
„Nik. Berisdorff der mewerer hat becant, wie her etliche
arbeit von hern Otten von Parchwicz hätte vordinget genomen
nach lawte eyuer awsgesnetin czedil" folgenden Inhalts, der
in's Liegnitzer Stadtbuch eingetragen werden soll (Stb. II,
fol. 17a):
„Is ist gescheen am montage nach Invocavit (21. Fchr.)
ao. dni. 1480, hat der herre Nie. Ber. dem mewerer vordinget
ym thorme zu Samencz^*) eyne qwerichte mawer von czigiln
vnd follesteynen ^^) zu mawern, also dicke als dy ander mawer
dorvnder ist in dem gewelbe ; vnd yn dem eynen teile sal her
welbin zu eyner stobin eyn vorczyrunge, gewelbe vnd mittene
eynen bogen, czwey fenster mit trästeynen 3*), das is so ferre
henawss sten, das yn iczlichem mag eyn tisch gesteen, vnd sal
das ander gereite^* ) fenstir enhinder setczen vnd sal das heym-
") Sein Grabstein von 1510 befindet sich in der ev. Kirche
zu Parchwitz bei Liegnitz.
'') Samitz bei Hainau, wird 1359 erwähnt unter den Höfen,
welche am Sohwarzwasser liegen, bei Sohirrmacher, a. a. 0. 149.
") Füllsteine. ") Kragsteine. '^) fertige.
liehe gemach mit eynem selbwachsin ^s) czigildacke deckin vnd
yn dy stöbe eyn steynen torgerichtc 3'), das do viereckicht ist,
vnd sal off der andern seyten den sal welbin mit crewczgewel-
bin vnd sal off dem zale setczin czwey newsteynynne crewcze
fenstir vnd yn iczlichem fenstir eyn gesesse vnd eynen steyn
doruff hawen vnd dy fenstir vorgittern vnd auch yn der stobin,
vnd sal stöbe vnd sal besetczin mit czigiln vnd sal off dem sale
machen eyne kämmen ^^j (beidresit zwey**) vnd ene von ge-
hawen steynen, also das das kamen henawss geleit sei, das der
roch von der stoben vnd von dem camen beydresit zu eynem
loche awsgehe, vnd sal machen off das gewelbe eyne gemawerte
treppe vff eynen bogen, dy stuffen von gehawen steynen, das
ander von czigiln, vnd obir der treppe eyn gewelbe sam eyn
kellrishals *"), vnd sal dy stöbe vnd den sal tunchen mit glatem
tünche. Vnd von dem allen sal im der herre gebin 24 marc,
2 Seiten fleisch vnd 4 schefOI körn vnd 2 firtil geringe byr*')
vnd 1 schefSl erbis*'^) vnd 1 firtil salcz. 1481. montag nach Oculi."
IV. Vertrag mit einem Paramentensticker.
Diis. Sigismundus Atcze*^) prepositus et magister
Andres seydenhafftir ■").
Der Seidenhefter verpflichtet sich gegen den Propst, 2 Paar
'^) ungekünstelt, natürlich. ^') Thürgerüst? ") Kamin.
^') ist im Original ausgestrichen. '"') wie ein Kellerhals.
»■) (Tisch-) Halbbier. *») Erbsen.
*'} Propst der Domkirche zum h. Grabe in Liegnitz (Schirr-
macher: 1451, S. 451), decretorum licentiatus, liefs nach einer alten
Inschrift (bei Saudis, a. a. 0.) das Pfarrhaus zu Peter und Paul
1471 bauen. ") Möglicherweise eine Person mit „meister Andris
327
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
328
Leisten auf 2 Chorkappen «) mit 2 Schilden hinten angehangen
zu heften, wie folgt :
1. Soll Meister Andres heften auf jegliche Leiste 4 Bilder
mit Tabernakeln*«) erhaben und an jeder Leiste am Ende ein
noch anzugebendes Wappen.
2. Soll er heften 2 Schilde hinten auf die Kappen mit
2 erhabenen Bildern, Petrus und Paulus*'), stehend unter
Tabernakeln.
„Item meister Andres hat sich erboten vnd vorwilliget,
Wirt der herre probist perlin schaffin, die wil er auch em
vorhafften vmmb die dyademata -»s) vnd die sewme der cleider
allis bildwerkis, wie das deme probiste ebin wirt seyn. — Item
m. A. hat sich vorwilliget zu hafften czwene engil vnde czwene
gewopnete Juden *») off den schilt der gülden kappen, do eyne
Resurreccio angehafftet ist".
Dafür soll der Propst geben 30 Mark ganghaftiger Münze
zu Liegnitz, nicht auf ein Mal, sondern, wenn Meister A. zwei
Bilder geheftet hat mit ihren Tabernakeln, 2 Mark allewege
und den Rest nach Abschlufs der Arbeit. Der Propst stellt
das Zeug, Gold, Seide etc.
„Item meister A. hat sich vormessen, meisterlicher bilde-
wergk vnde thabernakiln zu erbetin adir alzo gut, als sie ge-
erbit seyn off der gülden kappen. Off sulche vormessuuge
hat sich der probist begeben, wird das der erber =*") rath zu
Legnitz erkennen, das meister Andres haut meisterlicher seie
adir also gutt die leisten off der gülden kappen seyn", so
will ihm der Propst ein Rockstück von 7 Ellen Landtuchs
schenken von der Farbe, welche der Meister begehrt.
„Item meister A. hat vor der stat ratth gesagit, ab der
probist misseglawben offen setczte, das er das gelt seynns lo-
nis vnuotzlich hynbrengen wurde, die weile er an den leisten
erbitte*') vnd dorvmb die erbitt geringe achtin mochte vnd
weniger fleiss dobeye thuen, er seie nicht alzo benotiget, er
vermöge noch czehen adir czwelff gülden seynis baren geldis
beye der erbitt zu vorczeren vnd meynet von dem lone mehr
zu hebin, bas (bis) er die erbeit vorbrengit, wenne alleyne, was em
gantz notdorfft seyn wirtf etc. — Daneben gelobt er, von jeder
andern Arbeit Abstand zu nehmen und der verlangten unver-
züglich nachzugehen. 1479 die ApoUoniae (9. Febr.) (Stadt-
buch II, fol. 10 a).
lieh auf Löwenberg, in welcher Stadt auch der angeführte
Maler Andreas Conrad ansäfsig war.
Brieg. Dr. E. Wernicke.
In der Julinummer sind folgende Correctureu nachzubrin-
gen: S. 210, Z. 12 is St. it; S. 212, Z. 18 Gröditzherg st.
Görlitzberg; S. 214, Z. 30 Maywald st. Maywaid. S. 215:
die in der Anmerkung gebrachten Notizen beziehen sich sämmt-
meyner frawen gnaden hofesneider", Zeuge eines Entscheids
zwischen einem Matis Helt und Clingisoer (1459 im Schppb. 912).
*') Chormäntel. ") Baldachinen. ") Die Patrone von Liegnitz.
*') vielleicht ist gemeint der Nimbus in Form eines Stirnreifs,
*') jüdische Grabeswächter. '") ehrbare. ") arbeitete, wie erbitt,
Arbeit.
Kriegs- und Siegesberichte von der Schlacht zu Pavia,
am 24. Februar 1525.
Obwohl zu der Zeit, als die Truppen Karl's V. und die
des französischen Königs Franz I. auf der lombardischen Ebene
sich gegenüber standen, um ihre Kräfte zu messen und die
Herrschaft über Italien einander streitig zu machen, Deutsch-
land mit sich selbst beschäftigt war durch die gewaltsame Er-
hebung des Bauernstandes, so vergafsen doch die Fürsten über
den Gefahren, die ihnen drohten, und dem Kriegslärm, der sie
umgab, nicht den Streit, den die deutsch-spanische und franzö-
sische Weltmacht in Norditalien ausfochten. Besonders war
natürlich Karls Bruder, der Erzherzog Ferdinand, auf den
Ausgang jenes Kampfes gespannt, nicht viel weniger die
süddeutschen Reichsstände, die aus nationalem und wol auch
eigenem Interesse*) den kaiserlichen Waffen Glück wünschten
und durch die frohe Botschaft von dem Sieg zu Pavia freu-
digst gestimmt wurden. Wir theilen des zum Beweise einige
solcher, au die bayrischen Herzoge gerichteten Siegesbotschaf-
ten mit, die sich im IV. Bande der „bayrischen Bauernkriegs-
acten-' im k. Reichsarchive zu München befinden.
I. Band IV, Blatt 90.
Hochgeborner fürst, unser lieb und freundtschaft zuvor,
fruntlichcr besonder, lieber veter. wir habn eur lieb schreiben
uns ytzo bei derselben aignen reitenden poten getan verstan-
den und daz sich e. 1. in rüsstung stellt, nachdem dasselb die
notturfft zum tail erraischt') des tragen wir sonnder fruntlichs
gefallen von e. 1.
Zum andern ist uns anheut dato von unsern reten und
commissarien auch unserm ambtman zu Stockach laut einge-
slossner zettl mit A betzaichnet kundtschafft kemen, daraus
wirdet e. 1. verneraen hertzog Ulrichn von Wirtembergs furne-
men und sein versamlung.
Zum dritten dweil'^) uns nit zweifelt e. 1. möcht wun-
dern und gern wissen, wie es diser zeit in Mailannd stuend.
darauf fuegen wir e. 1. zuvernemen, das uns auf vorgestern
ze nacht vom viceroy von Neapels aus dem veldtleger in May-
lannd brief zuekoraen sein , der datum steet den achtzehenn-
den tag ditz menets, der zaigt uns darinnen an, wie auf den
tag als sich romischer kay. mt. und unser kriegsfolk mit dem
hauffen an die statt Pavia gelegert hat mit funff fenlin teutsch
und ain fenlin Spanier fuefsknechtn hinausgefalln an das ort,
*) Besonders mit Rücksicht auf den Herzog Ulrich von Wür-
temberg, der sich anschickte, sein Land zurückzuerobern und im
Falle des Gelingens hauptsächlich an Bayern Rache zu nehmen
gedachte (vgl. den Schluls des 2. Briefes).
') erheischt. *) dieweil, weil.
329
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
330
da die Grauenpindter gelegen seind, bis iu funffhundert der-
selben erstochen und vil gefangen und nit wenig darundter
verwundet, auch vier gueter grosser stukhpuchsen genoraen
und ander vil waar, auch ain wagen mit pulffer, welches auf
zwelff tausent cronen werdt geschäzt, und on schaden wider-
umb in die satt Pavia komen und gefurt sein, und nachdem
in ytzbemelter statt Pavia abganng sein bat welln an pulfer,
hat bemelter viceroy mit geschiktem anslag fünfiftzig pherdt
zuegericht, nemlich ain jedes derselbn mit ainem centner pul-
fer geladen und solich pherdt mitsambt dem pulfer on scha-
den in die statt gebracht, die zu rols auch wider ou schaden
in das leger komen und hiezwischn mit demselben pulfer dem
Frantzosen schaden zuegefuegt, wie sy dann noch teglich und
on unnderlafs thuen.
Es haben auch die unsern mit der hilf gotes den Fran-
tzosen dahin pracht, daz die seinen nit mer durflfen auf den
Scharmützel aufserhalb des legers kernen, noch lauffen, dartzue
die unsern ain passteyen nit weiter dann ain hanndtbichsen
schütz von des Frantzosen leger aufgericht, aus welcher sy
den feinden grossn schaden zuefügen.
Zum vierten schreibt uns gemelter viceroy, demnach der
kunig von Frankreich sein profannt aus ainem stätl, Pelliso
genannt, dem bapst zuegeherig gehabt, hat er viceroy etlich
kriegsfolkh dahin geschikt, dasselb stätl on allen schaden ein-
genomen, auch daselbs vil profannd gefunnden und dem Fran-
tzosen abgestelt^). dergleichn als demselbn Frantzosen etlich pro-
fannt aus Mailanudt zuekomen hat welln, sei ime dieselb auch
niedergelegt worden und deshalb nit wol müglich, daz er die-
weil er nit profannt hat, die sach beharrn^) mug.
Es schreibt uns auch gedachter viceroy, daz am funif-
tzehennden tag ditz gegnwurtign menets etlich lanndsknecht
und Spanier von Pavia hinausgefalln in des Frantzosen leger
und bahn bei funffhundert mann erlegt, vier fenndl erobert
und on schaden wider in die statt komen und auf denselbn
tag seind die Grauenpindtner abgetzogen, wenig der irn hin-
der inen verlassen, und auf denselben tag sein die ringn*)
pherdt an die übrigen Pundter komen, die plibn warn, und
habn daraus vil erstochen und inen ain feudi genomen.
Zum fünfften schreibt auch ain Spanier genannt Anthonius
de Lina bauptman aus Pavia, daz der viceroy nit eilen, son-
der wol gemach thun mug, bis der Franzofs aus seinem vertl
ziehn muefs. Dann zu Bavia habn sy kain not dann allain
mit dem pulfer, welches aber wie vor steet gewenndt und
furkomen ist.!
Item die gefangn aus der Frantzosen leger sagen, wie
der kunig etlich sein profannt aus Lyon pringen muefs lassen
und daz nit muglich sei als vorgemelt ist, daz er die sach
beharn^) mug.
Item auf den neuntzehenden tag ditz manets hat sich der
raarggraf von Biskiera mit etlichn landfsknechtn und Spaniern
erhebt zwo stund vor tags und habn sich mit weissen hembden
angelegt, damit sy einander erkennen habn mugen und seind
dem Frantzosen in das leger gefallen, bei funffhundert darin
erstochen, die übrign in die flucht bis und auf den raisigen
zeug geslagn und wider on alln schadn in irn leger getzogen.
bemelter marggraf ist auch in aigner person dabei gewesen
und auf denselben neuntzehenden tag ist Johannin de Medices
des bapst nepot, so Frantzosisch, von ainer hagkenpichsen in
ain knie geschossen und ist der stain über sich ganugen und
meinen etlich, er werd oder mug mit dem lehn nit davon
komen.
Item desselbn tags seind die von Pavia abermals heraus-
gefallen in ain pastey auf welcher etlich und nämlich stukh-
puchsen gestannden und habn die von der Gwadi^) davon ab-
getribn, bei dreihundert erstochen und vier stuckhpuchsen ver-
slagen, und als sy von wegn der gräbn die nit davon bringen
mugn, habn sy die übrigen püchsen in die gräbn geworffn
und darnach wider in Pavia gezogen, und in anderm Antho-
nien Lena briefn wirdt weiter anzeigt, daz die gefanngn
sagen daz nit muglich sei, daz der Frantzofs lang in dem
veldt pleibn mueg. aintweder er muefs slagn oder weichen,
so habn die unsern an nicht kain mangl. seind bisher wol
betzalt, begern nichtz mer dann zu slagn und man mag sy
khaum enthalten, so lustig und begirig sein sy, habn hofnung
zu got. der werdt uns beistanndt thuen und sig geben, das
weiten wir e. 1. aus sonnder frundtschafft und lieb unange-
zeigt nit lassen, und ist unser freuntlichs begern, e. 1. welle
solchs derselben brueder herrn Ludwign hertzogu in Bairn
unserm fruntlichn lieben vetern auch zu wissen thun. E. 1.
pott ist auch umb diser neuentzeitung willn bis auf dato von
uns auffgehaltn wordn.
Geben zu Insprugg am 24 tag februarj a".
eur lieb frontlicher vetter
Ferdinand p. m.
IL Band IV., Blatt 133.
Hochgeborne furssten ! unser lieb und freundtschafi't zuvor,
wir verkünden euer lieb, daz des hertzogs von Maillandt dien-
ner ainer in diser stund zu uns hieher komen und an gesstern
aus dem leger in Maillandt geritten ; der hat uns auf ain cre-
dentz von bemeltem hertzogen von Maillandt mit aigener handt
underschriben für gewifs und entlich ^) war antzaigt, wie unsers
lieben heren und brueders kaiser Karls hör und der künig von
Franckbreich mit seinem volckh in offnem veld mit einander
zu schlagen komen und das der almechtig got den unsern den
sig geben hat, daz desselben von Franckreichs volckh pifs in
viertzehen tausendt erschlagen, der kunig selbs gefangen*) alles
^) beiseite geschafft, entzogen. *) gering, wenig.
*) behaupten, fortsetzen. Grimm, Wbch. I, 1329, 2.
^) lies: Gwardi, Wacht. ') bis ans Ende, vollständig.
0) Ein gleichzeitiger Brief (Blatt 130), von ,,Ciriac freyher
zu Polhaim", ebenfalls aus Inspruck und an die bayerischen Her-
zoge gerichtet und aus der nämlichen Quelle geschöpft, detailliert
331
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
332
geschütz erobert und daz darzu dasselb kaiserlicher maiestat
kriegsfolckh noch für und für in der arbait sein, bemelts
Frantzosen volkh so in aller flucht sein solle nachzueiln und
die auch zuerlegen, das haben wir also eur lieb , als unsern
lieben vettern, die on zweifei mit sonder begierd wellen und
gern sehen, wo es bemeltera unserm lieben herrn und brueder
kaiser Karin und uns glücklich und wol geet, in der eil uuan-
gezaigt nit lassen wellen, damit sich e. 1. mitsambt unserm
lieben herrn und brueder auch uns erfreuen in hoffnung zu
got, es werde solche erliche tat und handlung allen unsern
und e. 1. widerwertigen und sonderlich gegen dem von Wirtenn-
berg in allem furnemen und thun gantz wol dienst sein, geben
zu Ynnsprugg am sechsundzwaintzigisten tag februari umb zehen
ur nach mittag a". 25.
eur lieben frontlicher vetter
Ferdinand p. m.
III. Band IV, Blatt 134.
Durchleuchtig hochgebornen fürsten, gnedig herren, euren
f. g. seyen mein undterthenig gantzwillig dienst altzeit zu-
vor berait. E. f. g. fueg ich undterthenigclich zu vernemen,
das sich der kunig von Frankhreich in seinem leger vor Pavia
zu dem abzug geschikht gehebt, das haben nu kay. mt. kriegs-
leut gemergkht und sein am vergangen freitag sant Mathias
tag iQ den tiergarten vor Pavia, da dann gemelter kunig mit
seinem gewaltigen hauffen in aigner person gelegen ist, einge-
fallen und haben dermassen gegen den Franzosen und Sweitzern
mit der tat gehandelt, das derselben ain merghkliche anzall umb-
komen, auch gedachter kunig mit seiner person gefanngen wor-
den ; und ist also die slacht von kay. mt. kriegsleuten mit hilf
des almechtigen erlich und loblich erobert. Es hat auch sol-
lich slacht bei fünf stunden geweert, darunder sein die aus
Pavia herausgefallen und haben die brngkhen, so die Franzo-
sen über das wasser den Tysiu gehebt, abgeworffen, dardurch
vill volckhs auf der Franzosen seytten nit abweichen hat kun-
nen und sein dardurch derselben vill ertrunckhen, erslagen und
gefangen worden.
Man sagt von vierzehentausent man die auf der Franzo-
sen seytten umbkomen sein sollen, davon und von allem andern,
was und wie es sich in sollicher nacht zuegetragen hat, warttet
man nu alle tag lautters Wissens zuverneraen, dann aller an-
hang dieser tat in solicher eyl nit hat aigentlich herausge-
schriben noch angezaigt rangen werden, was ich defshalben ver-
nym, das wirdig zu schreiben ist, will ich e. f. g. hernach zu
wissen thun.
Und wiewol ich acht, das e. f. g. dise eroberte nacht
von andern orten angezaigt mocht sein, yedoch so hab ich e.
die Gefangennahme Franz I. also : „und der kunig selb durch ainen
alten ritter, so mit dem herzogen von Borbon nagst hie ge-
west gefangen." Im übrigen sind beide Briefe ziemlich gleich-
lautend.
f. g. sollichs in nndterthenigkait auch nit verhalten wellen,
geben zu Augspurg am phintztag s) vor invocavit a" 25.
(2. März).
e. f. g. undtertheniger
Jacob Villinger von Schonenberg.
Regensburg. Dr. Wilhelm Vogt.
') Donnerstag. Schmeller 1*, 437 ff.
Zur Charakteristik des Geschäftsganges in der Kanzlei
K. Karls Y.
Das nachstehende Schreiben des tüchtigen Reichsvicehof-
kanzlers Dr. Georg Sigmund Seid, an seinen Freund, den Abt
Gerwick (Blarer) von Weingarten und Ochsenhausen gerichtet,
steht im 23. Bande der im königl. wirtembergischen Staats-
archive zu Stuttgart aufbewahrten Weingartner Missivbücher,
Fol. 225, und wird als vertrauliche Mittheilung eines über
den Zustand der kaiserlichen Kanzlei sicherlich sehr wohlunter-
richteten Mannes nicht ohne Interesse sein. Dasselbe ist zwar
von der Hand eines Schreibers, aber von Seid eigenhändig
unterzeichnet. Der darin genannte Herr Hanns Philips dürfte
Johann Philipp Schad von Mittelbibrach auf Warthausen, Rit-
ter etc., ein am Hofe Ferdinands I. wohlgelittener und einflufs-
reicher königlicher Rath, der Bruder des Dorapropsts zu Con-
stanz, Johann Schad's von Mittelbibrach, gewesen sein.
Brüssel 1555, März 14.
Erwirdiger jn gott. E. G. seyen mein ganntz willig dienst
jeder zeit zuuor. Gnediger herr, E. G. schreybenn den 22
January jungst an mich ausganngen, hab ich vernommen vnnd
darauf verfuegt, das ich mich versieh') die commission des
thumbprobsts vonn Costenntz halben, sol E. G. bey diser oder
doch aufslenngst bey negster post zuekhommen. Das die
sach sunst so langsam vnnd vnrichtig zueganngen, das ist war-
lich mein schuld nit, dan so offt mir, nit allain vonn herr
Hanns Philipsen, sunder auch anndern meinen bekhennten gne-
digen vnnd günstigen herrn, schreyben zue khommen, mag ich
mit der warhait bezeugen, das ich allzeit dieselben zu gantz
fürderlichem decret hilf befürdern. Volgends '^) aber bedarff es
jn der canntzley, wie E. G. wissen, gar vil sollicitierens vnnd
anhaltung ; ob ich das selb schon auch gern thät, so khann ich
zu zeitten, annderer meiner gescheit halben, nit wol zue-
khommen ; zu zeitten so ich es schon in die canntzley mit allem
fleifs beuilch^) vnnd volgends-) nit bescbicht, so khumbt es
mir jn vergessenhait vnnd main annders nit, es sey schon also
vorlengst verrichtet. Wer'') derbalbenn etwa nur vmb ain
khlaines trinckhgelt zu thuen, das man ainem schreyber in der
canntzley oder sunst ainem allhie schennkhenn mocht, der mocht
nit allain jn der canntzley, sonder auch volgennds^) bey der
') gewifs, zuversichtlich erwarte. ') in der Folge, hernach.
') übergebe, auftrage. *) (Es) wäre.
333
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
334
post die Sachen sollicitieren vnnd hinwegkhfertigen, so würd
vil mue vnd vncostens erspart. Das schreyb ich E. G. vnnder-
thenig vnnd vertrewlich darurab, wa ^) etwa herr Hanns Philips
mit E. G. deshalben zu red würde vnnd sich der lanngsamen
expedition beschwerde, das E. G. jme die sach ain wenig ent-
werffen vnnd schertz weifs anzaigen, das er sich ain klains
je zu zeitten nit lass an die finger prennen.
Dann warlich gnediger herr, was die khay. rhät, darunder ich
gleich wol der wenigist, betrifft, da thuet man willig vnnd gern,
was man thuen soll, aber sunst vnnder der anndern pursch"),
die zu disen handlangen nit verpflicht, wil niemands gern des
hayl. grabs vmbsunst huetten, vnnd thue mich E. G. hiemit
vnndertheniglich beuelchen. Datum^ Brüssel den 14. Marty
anno 1555.
E. G.
vndertheniger
G S Seid. D.
Aufschrift: Dem Erwirdigen in Gott
herrn Gerwigen apt der gotsheusser
Weingarten vnd Oxenhausen meinem
gnedigen herrn
Augspurg.
Karlsruhe.
Dr. K. H. Fhr. Roth v. Schreckenstein.
') wo, wofern, wenn. *) Gesellschaft. Schm. I, 281.
Verkauf vou Haudwerkszeichen.
1.
Das Agnes weylannd Hannsen Retzensteiners burgers zu
Nürmberg seligen verlasne wittib auif dato dits briifs vor offem
sitzendem gericht für sich vnnd ir erbenn veriehen (ausgesagt)
vnnd bekanndt hat: Nachdem gedachter ir hawswirtt (FJie-
gatte) seliger in zeitt seins lebens vnnd nach seinem absterben
sie sich des Zeichens nemlich eins bischoffsstabs auff ire messer
dingen zuschlagen gepflogen , wie sie dann solchs laut eins
gerichtlichen briffs des datum stet am Montag nach sannt
Dorotheen tag nach Grists vnnsers lieben herrn geburd vier-
zehenhundert vnnd in dem fünff und achtzigstem jar zuthun
fug vnnd recht gehabt haben , dweil (dieweil) sie aber mit
mercklichem alter beladen, derhalb sie verursacht werd dem
hantwerk abzusten , hierumb hat sie in bedacht pessers irs
nuz angezeigt zeichen eins auifrechten ewigen endlichen vn-
widerruiflichen kauffs recht vnd redlich verkauflft vnnd zu kauffen
gegeben, verkaufft vnnd gäbe auch zu kauflfen Steffan Geiger
auch burger zu Nürmberg vnnd allen seinen erbenn, solchs
zeichen des bischoffsstabs hinfüro zu haben zunutzenn zunnies-
sen zugebrauchen vnnd auff sein klingen zu schlahen, auch
damit zuthun vnnd zulassen, wie vnnd was er will vngebindert
ir der verkaufferin iren erbenn vnnd menigklichs von iren
wegen, wann (da) er ir ein summa nemlich siben gülden reinischer
landswerung zu dannck par dafür aufsgericht vnnd bezalt hat,
darumb sie ine vnnd sein erbenn für sich vnd alle ir erbenn
gar vnnd genczlich qnit ledig vnd lofs gesagt hat. Dentur
littere. Actum in judicio 2 post Reminiscere den fünfften
Marcy 1515.
Nürnberger Stadtarchiv: Lit. 30, Bl. 35.
2.
Caspar Schmid vnnd Jörg Bischoff als vormunder Cunraden
Flaischers seligenn kinder in der anndern ehe gepornn am
erstenn tail, Jörg Solfus vnnd Bartholmes Witzel vormunder
bemelts Flaischers kinder in der dritten ehe am andern tail,
Sobald Schirmer für sich vnd Ott Rauhen sein mituormundt
bemelts Flaischers kinder in der vierten ehe am dritten tail
vnnd Jheronimus Flaischer in beysein des erbern Albrechten
Durers seins Schwagers am vierten tail. bekennen samentlich
vnd sunderlich für sich ire pflegkinder vnnd erben , als ver-
schiner (vergangener) zeit des zaichenns halb das hufeisen ge-
nannt so Cunrad Flaischer seliger in seinem leben auf die
schermesser geschlagenn vnd gepraucht hat, spenn (Streit) vnnd
irrung erwachsenn , derhalb vor gericht erschinen vnd ein vrtl
erganngen , so im Manuale nr. 14 fo. 104 eingeschribenn stet
vngeuerlich des verlauts das obgemelt zaichenn (das huf-
eisen) Jheronimusen Flaischer als dem eltestenn sone soll
pleibenn, dagegen er seinen geschwistrigitenn ein zimliche ver-
erung vnnd -schanck thun , alles nach laut der vrtl vnnd irs
vatters seligen letzter will vnd mainung und das sie sich sol-
lichem nach für sich ire pflegkinder vnd erben gutlich vnd
ft-euntlich veraint vnd vertragenn haben, auch hinfuro sein vnd
pleiben sollcnn vnd wollen der gestallt, das obgemelt zaichen
vil benanntem Jheronimo Flaischer soll pleiben vnd er soUichs
nach seiner notturftt geprauchenn, dagegen er seinen geschwi-
strigitenn soll geben vnd raichen hundert guldin reinisch in
dreien jarn nach dato den nechsten, ein jedes jar den dritten
taill. solliche sorama dann er Jheronimus Flaischer den be-
melten seinen geschwistrigitcn in bestimbter zeit zubetzalen
verspricht als erclagt eruolgt vnd vnuerneudt vnnd sonnderlich
mit dem geding: wo bemelter Jheronimus Flaischer one eelich
leiblich menlich erben vber kurtz oder lanng mit todt abgeen
wurd, so soll obemelt zaichenn seinen brudern one entgelt
volgen vnnd widrumb haimfallen vnd werden, doch wo er von
dato an innerhalb zwaien jarn mit todt verschid, so sollten
sein Jheronimus Flaischers hausfrawen ein drittail von obbe-
melten hundert guldin auch verfallen sein vnnd werden, damit
sollen sie vnd wollen sie obgemelts zaichenns halben gericht
veraint vnd vertragen sein vnd pleibenn vnd ein tail gegen
dem anndern derwegeu kein vordrang haben, wie sie dann
soUichs von allen taillen vor gericht angesagt vnnd bekannt
habenn in pester form vnnd diser vertrag ist auf allertail be-
willigung vnnd bitt ingericht angenomen vnnd mit dem richter-
lichenn decret (lies Secret?) becrefftigt wordenn. Actum in
judicio 2» post visitacionis Marie 3 July 1525.
Conserv. 33, Bl. 82^ —83 ^
Döbeln. W. Loose.
335
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
336
Venetiauer Gläser im germauischen Museum.
II.
Wie wir in der ersten Abtheilung angeführt haben, ist bis
jetzt über die Produkte jener Glashütten, welche in Deutsch-
land venetianische Gläser angefertigt haben, kein Nachweis zu
geben. Ob unter „Glaswerk" nur gefärbtes
Glas für Glasmalerei, zu welcher nachweis-
lich auch venetianisches Produkt verwendet
wurde, ob Trink- und andere Gefäfse ge-
meint sind, steht nicht fest. Bei dem gro-
fsen Umfange, welchen die Verwendung sol-
cher Gläser in deutschem Gebrauch stets ^
dem wir es daher späterer Entscheidung vorbehalten, ob un-
sere hier zu veröffentlichenden Abbildungen zu einer geschlos-
senen Abhandlung sich vereinigen sollen, beabsichtigen wir
zunächst, nach Grupiien geordnet, eine Reihe von Abbildungen
zu geben, um die Formenfülle zu zeigen, welche sich auf die-
sem Gebiete kundgibt, und so auch unsererseits Material zur
Beurtheilung der Frage zu liefern, welche
wol, wenn wir nicht in der Lage sein soll-
ten, entscheidendes urkundliches Material
zu finden, Andern Anlafs geben mag, die
Frage weiter zu verfolgen und dem Ab-
schlüsse näher zu bringen, vielleicht ihm zu-
^ zuführen.
Fi?. 1. Fig. 2.
hatte, ist es höcbst wahrscheinlich, dafs
auch letztere, vielleicht sie ausschliefslich,
gemeint sind.
Thatsächlich sind in Nürnberg, in Köln
und anderen deutschen Städten, als das In-
teresse an diesen zerbrechlichen und doch
kostbaren Denkmälern wieder erwacht war,
grofse Mengen derselben in Verstecken al-
ten Hausrathes aufgefunden worden, und es
ist nicht zu viel gesagt, dafs die Mehrzahl
jener Stücke, welche heute die Privat- und
öffentlichen Sammlungen Europa's zieren, in
Deutschland aufgefunden worden ist. Lei-
der aber ist durch den Wandel von Hand
zu Hand, durch die absichtliche Verdunkelung des
ortes von Seite der Händler nur bei verhältnifsmäfsig wenigen
die Möghchkeit mehr gegeben, den Fundort festzustellen. In-
Fig
Wir lassen heute in Figur 1 — 4 die Ab-
bildung einiger Gefäfse folgen, die netzartig
von milchweifsen Fäden durchzogen sind, von
deren Farbe sich die Bezeichnung „Latti-
cinio" für diese Gläser gebildet hat. Wir
können raittheilen, dafs sie mit Ausnahme
des Kännchens (Fig. 4), welches, nebst einem
zugehörigen zweiten ein Paar bildend, doch
vielleicht erst in den letzten Jahi-eu aus Ita-
lien gekommen sein könnte, aus nürnbergi-
schen Häusern stammen. Die Höhe beträgt
bei Figur 1: 16,4 cm., Fig. 2: 26 cm., Fig.
3 : 16,3 cm., Fig. 4 : 10 cm. Das Farben-
spiel des milchweifsen Glases zwischen dem
Fund- dunkel erscheinenden durchsichtigen wird bei Fig. 1 noch da-
durch gehoben, dafs in der Mitte jeder Masche des Netzes
das Glas ein Luftbläschen einschliefst, dessen Wände das Licht
Fig. 4.
337
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
338
in anderer Weise reflektieren und dadurch dem Aussehen des
Glases etwas blühend Lebendiges geben.
Nürnberg. A. Essenwein.
Mittelalterlicher Siegelstempel von Schiefer.
Bei Besprechung des Siegelstempels aus weichem Metall,
Nr. LXVIII meiner sphragistischen Aphorismen, im Anzeiger
von 1873, Nr. 4, Sp. 94 u. 9.5., habe ich bereits erwähnt, dafs,
wenn es sich bei gewissen Gelegenheiten, in Ermanglung eines
eigenen Siegelstempels oder in Abwesenheit des gewöhnlichen
darum handelte, schnell zur Besiegelung einer wichtigen Urkunde
einen Interimsstempel anfertigen zu lassen, irgend ein entspre-
chendes weicheres Material um so mehr dazu gewählt werden
konnte, als es sich ja doch nicht um eine grofsere Dauerhaf-
tigkeit desselben handelte. Dieser Umstand möchte auch die
verschiedenen, oft nur in einem Exemplare bekannten Siegel
eines und desselben Sieglers im 13. Jahrb. — also zur Zeit, als
die Siegelstempel noch seltener und sehr kostbar waren —
erklären.
Im Anzeiger von 1876, Nr. 5, Sp. 124, habe ich einige
Siegelstempel von Elfenbein angeführt, welche J. Charvet *)
erwähnt und als äufserst selten bezeichnet hat. Graf Maurin
Nahays besitzt einen äufserst interessanten Siegelstempel aus
Bein aus dem 13. Jahrb., von spitzovaler Form, mit einem
sehr rohen, bärtigen Kopfe (St. Johannes ?) und der Legende
* S. Ezardi. * c. d'. st' (?) d. h. wol: Sigillum Ezardi
commendatoris domus Stenvorde ^).
In dem ,.neuen Lehrgebäude der Diplomatik" heifst es
u. A. : die Metallen, Edelgesteine , das Glas, die Kreide und
das Wachs waren bey nahe die einzigen Materien, worauf man
die Siegel grub;" und ferner: „die ältesten Siegel von Däne-
') „Description des oollections de Sceaux-Matrices de M. E.
Donge" (Paris, 1872), ein jedem Sphragistiker sehr zu empfehlen-
des Werk mit vielen interessanten Holzschnitten.
') Beschrieben von Gf. Nahuys mit Abbildung: „matrice de
sceau en os etc." in der Revue de la numismatique beige, t. VI.
5^. Serie.
mark waren aus Helfenbein." 3) Man sieht aber, dals die bei-
den gelehrten Benedictiner (wie es namentlich früher oft der
Fall war und heute noch bisweilen vorkommt) die Bezeich-
nung Siegelstempel oder Petschafte mit der ihrer Abdrü-^o,
den Siegeln in Wachs und den s. g. Bullen von C!ci, Silber,
oder Gold, mitunter verwechselt haben.
Einen sehr merkwürdigen Giegclstempel in Kieselstein (si-
lex) beschreibt M. Rcxiier Chalon, Präsident der k. Gesell-
schaft für Münzkunde, in der Revue de la numismatique beige
t. III. 4. Serie, p. 448; derselbe gehört aber wegen der gro-
fsen Härte des Materials sicher nicht unter die Interims-
stempel. ■
In neuerer Zeit sind mir nun noch weitere mittelalterliche
Siegelstempel zu Gesicht gekommen aus Holz, Bein, Elfenbein
und Schiefer, namentlich aus der Sammlung des Hr. Geheimen
Sekretärs F. Warnecke in Berlin.
Namentlich die Stempel aus Schiefer, an deren Echtheit
wol kaum zu zweifeln, scheinen mir ganz besonders für die
Richtigkeit meiner Annahme zu sprechen.
Ich theUe hier die Abbildung des Abdruckes eines sol-
chen seltenen Siegelstempels aus Schiefer mit, von ca. 7 mm.
Dicke, welche Herr Warnecke mir gütigst überlassen hat.
Die sehr mangelhafte Legende: * S. Bartolomei dicti
Swane, mit theilweise verkehrt gravierten Buchstaben, sowie
die Stellung des Schwans nach der entgegengesetzten Richtung
der gewöhnlichen Wappenbilder auf Siegeln bekunden •ebenso
die Flüchtigkeit der Arbeit, als die ungeübte Hand ihres
Verfertigers.
Dieser Siegelstempel, wie die beiden andern gleichartigen
in der Warneck'schen Sammlung, scheint spätestens aus dem 14.
Jahrb. zu stammen; ob sich von dem einen oder anderen
ein Original -Siegel noch erhalten hat, ist bis jetzt unbekannt.
Das Wappen ist dem von Swangow, Nr. 441 der Züricher
Wappenrolle, ganz ähnlich. F.-K.
Grosses Geschützrohr.
Anmerkung des grofsen Türkischen den 10. December
1718 von Belgrad anhero nacher Wien gebrachten Metallenen
Stucks, als dessen :
Schuhe Zoll
Ganze Länge 22 T'/s
Pulversacks Länge 9
Von dar bis an die Mündung 13 7 Vi
so die obige Länge machet.
Diameter bey dem Zündloch sammt einig - erhobenem
Gesimsung 2 2 Vi
Der Caliber in der Mündung — 10
Metall- Dicke mit wenig erhobenem Kopff — 4 Vi
Rückwärts 2 Schuhe vom Zündloch zwey kleine kaum 4
Zoll dicke viereckige Schilder - Zapfen und vorher 3 Schuhe
') Vergl. IL B. 5. Ilauptst. 1. Abschnitt 2. Art. §§. 438 u. 440.
339
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
340
von der Mündung beyderseits ein grofs- eiserner Ring, ver-
nmthlicli die Elevation und andere Bewegung dardurch zu ge-
winnen, zwischen welchen ohenher in einem ablangen Quadrat-
Scliild eine in 4 Linien wohlerhebt -Türkische Schrift.
Die Mündung ist ziemlich verletzt und das Zündloch ei-
nes kleineu Fingers grofs, mit Holz verschlagen.
Sonsten ist das Stück rauh und ungepollirt gemacht.
(Ans dem Originalbericht im k. k. Reichs-Kriegsarchive).
Wien. H. Käbdebo.
Brief des zehujälirigeu Friedrich Belisiim au seinen
in Leipzig studierenden Bruder Paul.
Bruderliche lieb vnd ttrei vnd von gott ein gelikseliges
neies jar winsch ich dir lieber brudcr Paulus, wis das ich
frisch auff pin vnd geren ft-ie in schul ghe mitt meinen pre-
zebter Mattes Zoberer, welcher alle nacht bei mir in der ka-
mer licht, wanns zwei gettag*) schlöcht, so heb ich an zu
singen vud las den Mattesen kein rhu, er mus auch erfur^).
als den sehen (wir), wo ein ttrog mitt supeu ist, den strei-
gen^) wir mit ein ander vnd lauflfen mit ein ander in die schul,
wan der Offel*) vnd die anderen supen essen, so haben wir
unsere verdeitt*). darnach ttragen wir der mutter 4 bausedt
packen wider heim, weitter lieber brutter las ich dich wisen,
das (ich) in die öbe(r) Stuben kumen bin , nit hinder den ofen
wie der' Offel, weitter dar von vnd hab den Donatt aus geler-
net vnd lern die gramatica vnd den siutax auswendig, wil
mich flux fideren'') vnd darnach nein") zu dir wichsen s) vnd
deines prezebters prezebter werden, wils gott | iez nittmeer
') zwei getag, d. i. zweigen (gegen) Tag, zwei Stunden vor
Tagesanbruch, eine zu Nürnberg im Volksmunde noch nicht ganz
verklungene Bezeichnung, welche wie der Garaus, an den ehema-
ligen Gebrauch der sogen, grofsen ühr, d. h. der Zeiteintheilung
nach dem wechselnden Sonnen - Aufgang und Untergang erinnert.
Vgl. Wagenseil, de civitate Norimberg. p. 137. Schmeller, bayr.
Wbch. P, 133. Weikert, ausgew. Ged. 102,5. 108, 1 198,2:
änsgetög. Dr. Fr.
') hervor, heraus (aus dem Bette).
') etwa durch das Hinstreichen mit dem Löffel über die Ober-
fläche der Suppe sie nach und nach ausleeren; vgl. einstreichen.
*) Christoph, ein dritter Bruder.
') verdauen, verdauen. Schmeller, P 476.
*) fiidern, fürdern, fördern. Schm. P, 753. ') hinein.
°) volksthümlicher Ausdruck: sich wohin begeben; vgl. herum-
wichsen, sich herumtreiben. Schm. TP, 842.
den 9) spar dich gesundt, bis ein hafs fegt ein hund'"). Da-
dum der Jener 1573.
Aufsen von anderer Iland: D 1 b
3 Jener 73 Friderich Beham
Archiv des german. Museums: Briefe an Paulus (II)
Bebaim.
Döbeln. W. Loose.
') als, aufser.
'") „Spar' (bewahre, erhalte) dich gesund, bis ein Hase fäht
(fängt) einen Hund". — eine beliebte scherzhafte Schlufsformel
an Briefen. Vgl. Wander, Siirichwörter-Lexicon H, 375, Nr. 199.
Dr. Fr.
Geschwänzte Engländer.
Die Mittheilung Wattenbachs in Nr. 8 des Anzeigers
erinnerte mich an eine Aufzeichnung, die ich vor Jahren auf
einem Blatte der Göttinger Kämmerei -Rechnung von 1494/5
gefunden.
Dort stehen folgende Verse:
Ilic clausi stamus, qui(d) profert? ergo bibamus.
Rebus pensatis reputatur vir lenitatis (levitatis :*).
Anglicus angelus est, cui nnnquam credere vas (lies: fas) est.
Anglicus a tergo me mordet ut canis, ergo )
Anglicus a tergo caudam gerit ut pecus, ergo ) ^ ^™is.
Halberstadt. Dr. Gustav Schmidt.
Findling.
Devocio in Italia
Veritas in Ungaria
Humilitas in Austria
Castitas in Bavaria
Paupertas in Venecia
Formose mulieres in Ethiopia
Religiositas in Bohemia
Foelicitas in Bolonia
Panis in Golonia
Ebrietas in Saxonia
Fidelitas in Thoringia
Miliaria in Westhphalia
Simplicitas in Suevia
Glosa judaica
Cerevisia in Erfordia
Nichil valent per omnia
Aus dem Cod. lat. Monac. 18910 (olim Tegerns.) saec. XV.,
fol. 102.
Berlin.
Wattenbach.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei D. E. Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR lOJNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. JW II. NoTember.
Chronik des germanisclicu Museums.
Nürnberg, den 15. Nov. 1877.
Wieder ist dem germanischen Museum eine Anzahl dankens-
werther Förderungen zugegangen. Se. Erlaucht Graf Ludwig
von Pappenheim hat eine 4''/o bayerische Obligation von 100 fl.
zur Verwerthung für die Waifensammlung gespendet; für die
Incunabelnsammlung hat die Buchdruckerei von Knorr und Hirth
in München 100 m. und Herr Kaufmann S. Gütermann in Nürn-
berg 100 m. gespendet. Herr Kaufmann und Magistratsrath
Wilh. Friedr. Lambrecht sowie Herr Kaufmann H. Lambrecht
haben je 300 m. zu Fensterstiftungen bestimmt.
Herr Banquier G. K. Cnopf in Nürnberg hat den ersten deut-
schen Eisenbahnwaggon, welcher, 1835 gebaut, die erste Lokomitiv-
fahrt in Deutschland, am 7. Dec. 1835, auf der Ludwigsbahn mit-
gemacht, und jüngst als Material veräufsert worden war, um 258 m.
angekauft und dem Museum zum Geschenke gemacht. Leider hatte
sich, als die erste Lokomotive, jene, welche dieselbe Fahrt ge-
macht, vor einigen Jahren ebenfalls um den Materialwerth los-
geschlagen wurde , kein solch aufmerksamer und pietätvoller Ak-
tionär jener Bahn gefunden, der sie gleichfalls ausgelöst hätte!
Unser Gelehrtenausschufs hat abermals Verluste erlitten durch
den Tod des Herrn Organisten C. F. Becker in Leipzig und des
Pfarrers F. Leitzmann in Tunzenhausen.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von öffentlichen Kassen : Landshut. Distriktsgemeinde,
(statt früher 25 m. 71 pf) 30 m. ; Stadtgemeinde, (statt früher
17 m. 41 pf ) 20 m. Roth. Distriktsgemeinde 18 m. (für das Jahr
1876 wurde der Beitrag nachbezahlt).
Von Privaten : Beiingries. Aug. Hiltner, k. Bezirksamtmann,
8 m. Burgfarrnbach. Zinck, Pfarrer, 6 m. Cadolzburg. Aug. Ort-
loph , Pfarrer, 1 m. 71 pf. Crefeld. Rudolph Fay, Pfarrer, 3 m.
Deggendorf. Dr. Elsperger, I. Assistent a. d. Kreisirrenanstalt, 3 m.
Elchstätt. Ferd. v. Inama, k. Bauamtsfunktionär, 3 m. Ellwangen.
Mich. Ebl, Reallehrer, 3 m. Eutin. Rüder, Oberst z. D. , .'i m.
Freiberg. Fr. A. Lauer, Bergwardein, 3 m. Greding. Eduard Bayer,
Geometer, 3 m. ; Heim, k. Rentbeamter, 3 m. Hof. Herold, Leh-
rer, 1 m.; Christian Langheinrich, Kaufmann, 3 m. Kipfenberg.
Heinr. Altmannsberger, Kaufmann, 2 m. ; Friedr. Frech, k. Notar,
2 m. ; Joseph Stieglmaier, Kaufmann, 2 m. Landshut. Heilniann,
Professor, 2 m. Nürnberg. Fr. Tümmel, Expeditor des Frank.
Kuriers, 6 ni. ; Wolff, Fabrikbesitzer, 5 m. Pegnitz. Wirth, Pfarrer,
2 m. St. Petersburg. M. Arnd, Kaufmann, 3 m. 20 pf. ; Dalton,
Pastor u. Consistorialrath, 3 m. 20 pf. ; v. Fabricius, Excellenz,
3 m. 20 pf. : Hasenjäger, Pastor, 3 m. 20 pf. ; Alex. Schmidt,
Makler, 3 m. 20 pf. ; C. Schmidt, erbl. Ehrenbürger, 9 m. 60 pf.;
H. V. Schulz, Staatsrath, 3 m. 20 pf. ; Dr. th. Stieren, Pastor,
9 m. 60 pf.; Wold. Stoll, Commerzienrath, 3 m. 20 pf. ; Dr. Wal-
ter, Pastor, 3 m. 20 pf. Ravensburg. Maier, Buchhändler, 2 m.;
Metzger, Buchdrucker, 2m.; Pfannenschmied, Controleur, 1 m.
Röthenbach b. St. Wolfgang. Puchta, Pfarrer, 2 m. Rudolstadt.
Rofs, Assessor, 2 M. Schlüchtern. Carl, Procurator u.Notar, 2 m.
Schorndorf. Friedr. Gabler 2 m. Speier. v. Braun, Regierungs-
präsident, 10 M. ; Heinr. Eckhard, Notar, (statt früher 1 m. 72 pf )
3 m. ; Dr. Martin , Bezirksarzt , (statt früher 1 m. 72 pf.) 3 m. ;
Meyer, Direktor, 2 m. ; Dr. Mohr, Direktor, (statt früher 2 m. 5 pf.)
2 m. 50 pf ; Nössel 2 m. ; Rubnei' , Professor , 1 m. 70 pf. ;
L. Schwarz, Regierungsrath, (statt früher 1 m. 72 pf.) 3 m. ; Chr.
Sick, Brauer, (statt früher 2 m. 57 pf) 3 m.; Th. Wand 2 m. ;
Heinr. Weltz 3 m. Stargard. Criminalrath v. Podewils (statt
früher 2 m. 50 pf ) 3 m. ; Sander, Gymnasiallehrer, 1 m. 75 pf
Tetschen. Anton Mahner 2 m. ; Carl Alexander ülbrich 2 m.
Wiesbaden, v. Göckingk, Premierlieutenant, 5 m. Zwickau. Dr.
med. C. Barth, Bezirksarzt, (statt früher 2 m.) 3 m.; Richard
Dietzel, Regierungsassessor, 3 m.; Adolf Kramer, Ingenieur in
Königin-Marienhütte, 3 m.
Einmalige Beiträge für allgemeine Zwecke wurden folgende
gespendet :
St. Petersburg. M. Arnd, Kaufmann, 3 m. 20 pf ; Dalton,
Pastor u. Consistorialrath, 4 m. 80 pf. ; v. Fabricius, Excellenz,
6 m. 40 pf."; Hasenjäger, Pastor, 6 m. 40 pf. ; Alex. Schmidt,
Makler, 3 m. 20 pf. ; H. v. Schultz, Staatsrath, 6 m. 40 pf. ; Wold.
Stoll, Commerzienrath, 6 m. 40 pf. ; Dr. Walter, Pastor, 6 m. 40 pf
Tetschen. L. Lhotta 2 m. Zwickau. C. Fischer, Fabrikbesitzer u.
Stadtrath , 10 m. ; Hentzsohel , Oberpostsekretär, 3 m. ; Gustav
Moser, Gymnasialprofessor, 3 m. 10 pf. ; Magnus Rudel, Stadtrath
u. Rentier, 3 m.
Unseren* Sammlungen giengen folgende Geschenke zu:
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7863-7892.)
Ansbach. Gustav Meissner, pens. Oberförster: Gesticktes
Taufhemdehen, 17. Jahrh. — Darmstadt. R. Hofmann, Grol'sh.
Gallerieinspektor: 6 Blätter Holzschnitte des 15. Jahrh. aus einem
Druckwerke vom Beginne des 16. Jahrh. — Elbogen. Ritter v.
H a i d i n g er : Photographie einer Pistole aus der 1. Hälfte des 16. Jahrh.
— Fürth. Heinr. Widder, k. Güterexpedient: Grauer Steinkrug
mit Zinnbeschlag, 18. Jahrh., Daumenschraube, 17 — 18. Jahrh. —
Köln. J. C. Raschdorff, k. Baurath : Eine Anzahl Druckverzie-
rungen, ausgeschnitten aus Büchern des 17. u. 18. Jahrh. — Kra-
kau. Graf Stanislaus Mieroszowito: Photographieen zweier
Sculpturen des Veit Stol's im Besitze des Herrn Geschenkgebers.
— Nürnberg. G. K. Cnopf, Banquier: Der erste deutsche Eisen-
bahnwagen, welcher 1835 bei Eröffnung der Nürnberg -Fürther
Bahn gebraucht wurde. PVäulein Fiedler: Antike Fibula aus
Bronze, gefunden in der Krim. Haarlocke der Kaiserin Katharina
d. Gr. Brettspiel aus dem 17. Jahrh. mit Steinen. Frau Hof-
mann, Kaufmanuswittwe : Grofses reichverziertes Kastenschiofs
V. 1739. v. Huber-Liebenau, Appellrath : Kleiner Plan von
Memmingen, 1743. Frau Richter, Wwe., und Frau Eiselein,
Wwe.: Die im Jahre 1806 durch den Architekten von Haller ge-
machten Originalaufnahmen von dem Gitter Peter Vischers im
Rathhaussaale zu Nürnberg etc. Schultheifs, Mefsner : Zinn-
platte u. 4 Nägel von der Eindeckung des südlichen Thurmhelmes
der S. Lorenzkirche. Schwabe, k. Professor: Sonnenuhr von
geätztem Lithographiestein, 1725. — Schloss Panker bei Lütjenburg.
Kammerherr H. v. D o n o p : Eine Anzahl auf das Herrmannsfest
zu Detmold bezüglicher Plakate u. Flugblätter. — Salzburg. In-
ternationale Mozartstiftung: „Mozartkrügel" aus gebi-anu-
tem Thon, 1877. — Wiesbaden. Hensel, Buchhändler: Frankfurter
Gedenkthaler auf die Schillerfeier 11. Nov. 1859. — Wismar.
Dr. F. Crul 1: 4 Photographieen von Sculpturen aus Wismar. —
Zeitz. Fr. Alexa ndrine Engel, Wwe., geb. v. Härder: Aeltere
chinesische Bronzefigur, auf dem Gute zu Memelhof in Curland
mehrere Ful's tief unter der Erdoberfläche gefunden.
343
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
344
IL Für die Bibliothek.*)
(Nr. 37,382 — 37,489.)
Agram. Felix Lay: Ders., Ornamente südslaw. nationaler
Haus- uml" Kunst - Industrie ; Lief. 2 — 5. hoch 4. — Ansbach. C.
Briio-el u. Sohn, Buchdruckereibes. : Führer durch die Stadt
Ansbach und deren Umgebung. 1878. 8. — Berlin. F. A. Herbig,
Verlagshdlg.: Vierteljahrssohrift für Volkswirthschaft, PoUtik u.
Kulturgeschichte; 14. Jahrg. 3. Bd. 1877. 8. Emil Jakobsen:
Ders., frische Liedlein von frumben Landsknechten. 4. Alfred
Wei'ie Verlagshdlg.: Schwebel, kulturhistor. Bilder aus d. alten
Mark Brandenburg. 1877. 8. — Beuthen. Dr. Edmund Franke,
Gymnasiallehrer : Ders., über die geographische Lage u. Entwioke-
lung der Stadt Beuthen. 1877. 4. Pr. — Bonn. Verein von Al-
terthumsfreunden im Rheinlande: Ders., Jahrbücher etc.
Heft LV u. LVL 1875. 8. — Braunsberg. Historischer Verein
für Ermland: Ders., Zeitschrift etc.; Jahrg. 1875 u. 1876. (Bd.
VI 1 2.) 1877. 8. — Bremen. Histor. Gesellschaft d. Künst-
lervereins: Dies., Bremisches Jahrbuch ; 9. Bd. 1877. 8. — Cas-
sel. Verein für Naturkunde: Ders., XIX— XXU. Bericht etc.;
1876 8. — Dresden. K. sächs. statist. Bureau: Dass., Zeit-
schrift etc. XXm. Jahrg. H. 1 u. 2. 1877. 4. — Emden. Gesell-
schaft für bildende Kunst u. Vaterland. Alterthümer:
Dies., Katalog der Bibliothek etc. 1877. 8. Verzeichnifs der Ge-
mälde etc. 1877. 8. Verzeichnifs der Alterthümer etc. 1877. 8. —
Florenz. Carlo Pancrazi: Rivista Europaea, ed. da C. Pancrazi ;
vol. IV. fasc. IL 1877. 8. — Freiburg. Albert-Ludwigs-Univer-
sität: Lexis, zur Theorie der Massenerscheinungen in d. mensch-
lichen Gesellschaft. 1877. 8. Virneisel, deutsche Münzreform und
die Edelmetallbewegung während der Jahre 1871—75. 1877. 8.;
u. 35 weitere akadem. Gelegenheitschriften. — Giessen. Oberhes-
sische Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde: Dies., 16.
Bericht etc. 1877. 8. Ludewigs-Universität: Zuwachs -Ver-
zeichnifs der grol'sh. Univers.-Bibliothek v. J. 1876. 4. Hoflmann,
Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft des deutschen Waldes. 1877.
4.; u. 5 weitere akadem. Schriften. — Graz. Steiermark. Lan-
des-Ausschufs: Jahresbericht des Joanneums zu Graz, 44—64.;
1855—1876. 4. — Guben. Ed. Berger, Buohhdl. : Armeebericht
der preul's. Armee vom Niederrhein. 20. Juni 1815. 4. — Halle.
Redaktion der Zeitschrift für deutsche Philologie:
Zeitschrift für deutsche Philologie; Bd. VIII, 4. H. 1877. 8. G.
Schwetschke'sche Verlagshdlg.: Die Natur; n. F. III. Jahrg.,
3. Qu. 1877. 4. — Hamburg. Otto Meifsner, Verlagshdlg.; Me-
storf, die vaterländ. Alterthümer Schleswig-Holsteins. 1877. 8. Ra-
denhausen, zum neuen Glauben. 1877. 8. — Hannover. Architek-
ten- u. Ingenieur-Verein: Ders., Zeitschrift etc.; Bd. XXIII,
H. 3. 1877. 4. Die Kunst im Gewerbe. Bd. VI, H. 2. 1877. 4.
Hahn'sche Buchhdlg. : Neues Archiv der Gesellschaft für ältere
deutsche Geschichtskunde; Bd. IH, 1. 1877. 8. Histor. Verein
für Niedersachsen: Ders., ürkundenbuch ; Heft VIII. IX. 1872.
75. 8. — Karlsruhe. G. Braun'sche Hofbuchh. : Zeitschrift für
die Geschichte des Oberrheins; Bd. 29, 4. H. 1877. 8. — Klausen-
burg. Siebenbürgischer Museumsverein : Ders., Evkönyvek
etc.; uj Folj-am, L Kötet ; IL Kötet, L— III. Szara. 1874—77. 8.
Erdelyi Muzeum; Evfolyam 1—3 u. 4, 1 — 10 Szam. 1874—1877. 8.
— Köln. Histor. Verein für den Niederrhein: Ders., An-
nalen etc.; 31. H. 1877. 8. — Magdeburg. Verein f. Gesch. u.
Alterthumskunde des Herzogtb. u. Erzstifts Magde-
burg: Ders., Gesohichts-Blätter etc.; 12. Jahrg., 3. Hft. 1877. 8.
— Mitau. Kurland. Gesellschaft für Literatur u. Kunst:
Dies., Sitzungsberichte etc. aus dem J. 1876. 1877. 8. — Nürnberg.
Fräulein Fiedler: Biblia, verdeutscht durch Dr. M. Luther.
2 Bde. 1755 u. 56. 2. Des Neu- Vollständigen Reifs Buchs An-
derer Theil. 1709. qu. 2. Johannes Zeltner, Fabrikbesitzer:
Stenograph. Bericht über die Generalversammlung des deutschen
Hopfenbauvereins zu Hagenau, 1874. 1875. 8. — Schloss Panker
(Holstein), v. Donop, Kammerherr: Riecke, Held Armin, deutsch
Herrmann, und seine Familie in Lippe -Detmold. 1875. 8. — Ro-
•) Im vorigen Verzeichnisse lese man unter Ae seh ach „Begesta Pri-
Bingensia" statt Frisingensia.
tenburg a. N. Wilhelm Bader, Verlagshandlung: Schmid, das
Schlol's Alt-Rotenburg oder die Weilerburg von Einst und Jetzt.
1877. 8. — Salzburg. H. Wagner, Professor: Pogatscher, Th.
V. Karajan's Index zu J. Grimm's deutschen Rechtsalterthümern.
1877. 8. — Schleiz. Dr. Jul. Alberti, Bürgermeister: Ders.,
Geschichte des deutschen Hauses in Schleiz. 1877. 8. — Sigmarin-
gen. Verein für Geschichte und Alterthumskunde in
Hohenzollern: Ders., Mittheilungen etc.; X. Jahrg. 1876 — 77.
8. — Stade. Verein f. Gesch. u. Alterth. der Herzogthü-
mer Bremen u. Verden etc.: Ders., Archiv etc.; VI. 1877. 8.
— Stuttgart. Ebner u. Seubert, Verlagshndlg. : Bühlmann, die
Architektur des class. Alterthums u. der Renaissance ; Abth. II,
H. 3. 1877. gr. 2. — Tremessen. K. Progymnasium: Sarg, Ma-
terialien zu einer Geschichte der Stadt Meseritz. II. 1877. 4. —
Trier. Fr. Lintz'sche Buchhdlg: Diel, Besuch bei den Gräbern
der h. trierischen Märtyrer. 1872. 8. Freemann, Augusta Tre-
verorum. 1876. 8. Marx, die Ringmauern u. die Thore der Stadt
Trier. 1876. 8. v. Wilmowsky, d. archäolog. Prüfung des zur
Verhüllung der Reliquie der Tunica des Erlösers verwendeten
prachtreichen liturg. Gewandes im Dome zu Trier. 1876. 8. v. Wil-
mowsky, die Schrift des A. Rhenanns : Eine Beleuchtung der „ar-
chäolog. Prüfung" etc. 1877. 8. — Tübingen. Dr. Adalb. von
Keller, Univers.-Prof. : Ders., Thesen über die Lautbezeichung
nicht schriftmäfsiger Dialekte. 1877. 8. — Wien. K. k. Central-
Commission zur Erforsch, u. Erhalt, der Kunst- u. bist.
Denkmale: Dies., Mittheilungen etc.; n. F. III. Bd., 3. Hft. 1877.
4. Dr. H. Käbdebo: Vrsprung vnnd Vrsach diser Auffrur Teut-
scher Nation 4. Quad, Chronica etc. 1594. 4. Funccius, vale Al-
tenburgense. 1666. 4. Funccius, salve Gorlicense. 1666. 4. Func-
cius, tallophoria GorUcensis. 1667. 4. Ziegra, de quaestione ethica:
quousque violentum et ignorantia actiones hominum invitas reddant
et excusent? 1676. 4. Ilocheisen, de nisv sev vltima motvs ra-
tione. 1702. 4. Benemann, vtrvm admiratio recte a Cartesio inter
afiectus recenseatur. 1675. 4. Westphalvs, de occultatione veri-
tatis licita. 1705. 4. Katalog der Gemälde alter Meister
ausgestellt im k. k Österreich. Museum 1873 ; 2. Anfl. 8. Stinge-
der, die Stifts-Kirche in Kremsmünster. 1877. 8. Akadem. Lese-
halle: Dies., 7. Jahresbericht; 1876—77. 1877. 8. Verein für
Landeskunde von Niederösterreich: Ders., Blätter etc.;
n. F. X. Jahrg., Nr. 1—12. 1876. 8. Topographie von Nieder-
österreich; Bd. II, 1. 2. 1876. 4. — Wismar. F. Crull: Ders.,
Nachricht von einem Todtentanz zu Wismar. 1877. 4. — WÜrz-
burg. A. Stuber'sche Buchhdlg.: Friedrich d. Gr., ausgew. Werke,
übers. V. Merkens ; IV. Bd. 1878. 8
III. Für das Archiv.
(Nr. 4534—4540.1
Kassel. Dr. Kühne: Schreiben von Vorständen u. Burgern der
Gemeinde Sitterdorf in der alt St. Gallischen Landschaft an einen
Bürgergeneral in Betreff der Annahme der neuen Konstitution für
Helvetien. 10. Floreal. ohne Angabe des Jahres. Zwischen 1799 u.
1803. Pap. Orig. — Schloss Panker in Holstein. Hugo Freiherr
von Donop, Kammerherr: Urkundl. Zusage Johanns „vp dem
Kampe" andres gen. Hüllengkhorst, an .4nneken, die Tochter Johanns
„vp dem Kampe-' seligen und Ilsen Goltkülen, vor Bürgermeister
und Rath der ,.Nienstadt Hervorde-' über einen Zins, den er für
die von einem Gute bei der Stadt schuldig gewordenen fünfzig
Thaler jährlich an die Vormünder des Mädchens zu entrichten ver-
spricht. 1597. Perg. — Schreiben des Friedrich Born zu Friden-
stein bei Gotha an den fürstlich sachsen-gothaischen Amtsschöffen
Georg Rumpel zu Reinhardsbrunnen über das widrige Benehmen
der dortigen ünterthanen. 1677. Pap. Orig. — Quittung des Jo-
hann Jacobs, fürstlich -sächsischen Kammerraths, an Hans Niool.
Mefsings Erben zu Gotha über Rückzahlung einer bei der Mil-
den Kassa aufgenommenen Schuldsumme. 1701. Pap. Orig. — Schrei-
ben des F. P. von Metternich, im Namen der hochfürstlich -os-
nabrückischen, zur Regierung verordneten Statthalter, Geheim-
und Karamerräthe, an den Rath von Osnabrück, worin demselben
die beschleunigte Auszahlung einer dem Jacob Manarius aus einer
Erbschaft zugefallenen Schuldforderung dringend empfohlen wird.
1702. Pap. Orig. — Anweisung des Heinrich Rudolf Heydenreich,
345
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
346
Namens des fürstlich -sächsischen Oberconsistoriums zu Frieden- — Anweisung des fürstlich -sächsischen Oberconsistoriums an den
stein bei Gotha, an den Stiftskassier Johann Heinrich Heine über Stiftungskassier Heine , dem Magister Georg Balthasar Reichardt
die Auszahlung eines jährlichen Besoldungsbeitrages an den Pfarr- Lehrer an dem Gymnasium, die fälligen Besoldungsgelder regel-
gehilfen Johann Kaspar Buchner zu Ichtershausen 1718. Pai). Orig. mäfsig auszuzahlen. 1724. Pap. Orig.
Schriften der Akadeniieen, Museen und historischen Vereine.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zurEr-
forschung undErhaltung derKunst- und historischen
Denkmale. Dritter Band. Drittes Heft. Neue Folge . . . Mit
2 Tafeln u. 20 in den Text gedruckten Holzschnitten. Wien,
1877. 4.
Die Gemäldesammlung in der kaiserlichen Burg zu Prag. Von
Albert Weltmann. II. — Archivalische Mittheilungen. — Ein
Werk der österreichischen Miniaturmalerei und ein Bilddruck aus
dem XV. Jahrhunderte. Von H. Käbdebo. — Studien über Teur-
nia. Von Dr. F. Pichler. — Archäolog. Notizen aus Südtyrol.
Von P. F. Orgler. — Notizen.
Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Verei-
nes zu Wien. Band XVI. Wien. 1876. 4. u. gr. 2.
Vereinsangelegenheiten. — Daniel Suttinger's literarische und
artistische Thätigkeit. Von H. Käbdebo. Mit Abbildungen und
einem facsimilirten Plane von Wien , nach dem Originale von
D. Suttinger v. J. 1684.
Blätter des Vereines für Landeskunde von Nieder-
österreich. Neue Folge. X. Jahrg. Nr. 1 — 12. Wien. 1876.
8. Mit Abbild. Geschichte der Stadt Ips. Von Gottfr. Friefs.
— Ueber die Herkunft der österr.-babenbergischen Fürsten. Von
A. Heller. — Geschichte des aufgehobenen Cisterzienser - Stiftes
Säusenstein. Von A. Erdinger. — German. Wohnsitze u. Bau-
denkmäler in Niederösterreich. Ergebnisse der archäologischen
Forschungen im Jahre 1874. (Forts.) Von Dr. M. Much. — Das
Schlol's Sohönbühel in Niederösterreioh (Forts.) Von A. Heller.
— Die lateinische Bürgerschule i. Wiener -Neustadt. (Schlufs).
Von Ign. Pölzl. — Zur Geschichte des Zunftwesens in Nieder-
österreich. I. St. Polten. (Forts.) Von Dr. A. Horawitz. —
Die alten Nussdorfer Wasser- Bauwerke. Von A. Prokesch. —
Die Chronik der Familie Beck von Leopoldsdorf. (Forts.) Von
Dr. K. Lind. — Das grofse Freisohiel'sen in Wien im Jahre 1563.
Besungen durch den Augsburger Pritschenmeister Lienhart Flexel.
(Forts). Von A. Camesina R. v. Sanvittore. — Die Burg Grei-
fenstein. Vortrag von Dr. A, Kerschbaumer. — Die Gefangenen
in Greifenstein. Von — W — n. — Die Freiheiten der ehema-
ligen Pfarrherrschaft Vitis, — Zur Buchdruckergeschichte von
Niederösterreich. Von Dr. A. Müller. — Zur Beantwortung der
Frage, was die in der Urkunde des Herzogs Leopold des Glor-
reichen V. J. 1208 genannten „Flandrenses" waren? Von Dr.
J. Weifsmann. — Carnuntum. Von Dr. E. Frhr. v. Sacken. —
Die Anfänge der Ostmark. Von Dr. J. Bauer. — Zur Geschichte
der Bürgerschule zu Wiener -Neustadt im XIV. Jahrh. Von Dr.
G. Winter. — Ein Denkstein bei St. Andrä, vorm. Hagenthal.
Von A. Mayer. — Notizen. — Besprechungen. Vereinsangelegen-
heiten.
Topographie von Niederösterreich. Herausg. von
dems. Vereine. Zweiter Bund. Erstes und zweites Heft. (Bogen
1 — 32) Wien. 1876. 4.
Mittheilungen des k. k. Oesterreich. Museums für
Kunst u. Industrie. (Monatschrift für Kunst u. Kunstgewerbe.)
XH. Jahrg. 1877. Nr. 143—146. Wien, 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Literatur etc. — Katalog der
Bibliothek des k. k. Oesterr. Museums. (Forts.) 1877. 8.
Kunst u. Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayri-
schen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0.
von Schorn. Elfter Jahrgang. Nr. 38—45. Nürnberg. 1877. 8.
Der antike Schmuck u. seine Wiedergeburt. Von A. Castel-
lani. (Forts.) — Die Kreussener Töpfer-Industrie. Von Dr. Stock-
bauer. — Holzschnitzindustrie im Grödner Thal. Von 6. Dahlke.
— Abbildungen : Laibung e. Pokals v. J. Sibmacher. (1590). —
Pulverhorn. (16. Jhdt.) Rückseite. — Majolica-Fufsboden aus d.
Kirche St. Oliveto in Neapel. — Sohlosserarbeit. 18. Jhdt. —
Flaggenhalter auf dem Marousplatze in Venedig. Bronzegufs a.
d. 16. Jhdt. — Kunstschrank. Anf. d. 17. Jhdts. — Karyatiden
vom 16. u. 17. Jhdt. —
Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst u. Gewerbe.
Redigirt von Dr. Otto von Schorn. IV. Jahrg. Nr. 20—23.
Feuilleton. — Museumsangelegenheiten. — Notizen. — An-
zeigen etc.
Neununddreilsigster Bericht über Bestand und
Wirken des historischen Vereins für Oberfranken zu
Bamberg im Jahre 1876. Bamberg, 1877. 8.
Vereinsangelegeuheiten. — Fürstbischof Johann Gottfried auf
dem Reichstage zu Regensburg. — Fürstbischof Johann Georg Tl.
als Präsident der kaiserl. Commission 1629. Von Dr. Val. Loch.
— Zur Geschichte der Hofapotheke in Bamberg. Von G. von
Hörn. Mit einer Abbild.
Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst u. Al-
terthum in Ulm und Oberschwaben. Zweiter Jahrgang.
1877. Nr. 9. Ulm, 1877. 8.
Zum Münsterjubiläum. VII. Von M. Bach. — Unsere Flufs-
namen. Von Dr. Bück. — Anfänge eines oberschwäbischen Idio-
ticons. Von Beck. — Die Figur des Levitenstuhls in Blaubeuren.
Von C. Eichler.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumsku nde in Hohenzollern. X. Jahrg. 1876/77.
Sigmaringen. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Drei unedierte Hohenzollern'sche
Urkunden aus dem Grofsherzogl. Bad. Landes - Archive zu Carls-
ruhe. Mitgeth. V. Dr. K. H. Frhrn. Roth von Schreckenstein. —
Die Baderann von Veringenstadt. Vortrag etc. v. S. Locher. —
347
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
348
Die ausgestorbenen freien Herren von Werstein und Isenburg.
Von Dr. L. Schmid. — Ordnungen, gebott und verbott für das
Kloster Habsthal. Von Dr. C. Zingeler. — Statuta und Ordnungen
Klosters-Habstall de anno 1521. Von dems. — Inhaltsverzeichnifs
zu den Ilohenzollern'schen Ortsnamen , welche in Heft V, VI und
Vn der Mittheilungen besprochen wurden. Von Dr. Bück.
Neunzehnter Bericht der Philomathie in Neisse vom
Mai 1874 bis zum Mai 1877. Mit einer Figurentafel. Neisse,
Graveur'sche Buchhandlung. 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten, lieber das polnische Volkslied in Ober-
schlesien. Von Hellmann. — Die Entwickelung des deutschen
Kaiserthums. Von Dr. Heizer. — Beiträge zur Entstehungsge-
schichte der Magdeburger Centurien. Von Dr. Schulte. Ergän-
zungen hiezu. — Dichtende Leute von Sonst und Heute. Von
Barchewitz.
Zeitschrift für die Geschichte und Alterthums-
kunde Ermlands. Im Namen des historischen Vereins
für Ermland herausg. von Dr. Ä. Thiel. Jahrg. 1875 u. 1876.
Sechster Band, 1. u. 2. Heft. Der ganzen Folge 17. u. 18. Heft,
resp. Jahrg. Braunsberg u. Leipzig. 1877. 8.
Wulfstans Seekurs für die Fahrten von Schleswig nach Truso.
Von Dr. Kolberg. — Nachtrag über die Damerauen. Von dems.
— Christliche Lehre und Erziehung im Ermland und im preufsi-
schen Ordensstaate während des Mittelalters. Von Dr. Fr. Hipler.
— Wehrverfassung und Wehrverhältnisse des alten Ermland. Mu-
sterungs- Ordnung u. Musterzettel desselben v. J. 1587. Von
Dr. A. Thiel. — Vereinschronik.
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu
Berlin. Bd. IV. Nr. 5, 6 u. 7. Berlin, 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten.
G eschicht s-B lätt er für Stadt und Land Magde-
burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Mag-
deburg. 12. Jahrg. 1877. 3. Heft. Mit 2 lithogr. Tafeln.
Magdeburg, 1877. 8.
Wanderungen durch Kirchen des Magdeburger Landes. Von
F. Winter. — Die Entwässerung des Drömling. Von Oberlehrer
Mänfs. — Beiträge zur Baugeschichte des Domkreuzganges.
(Schlufs.) Von Oberlehrer Müller. — Ist die Tuchmacherei in
Burg auf niederländische Ansiedler zurückzuführen ? Von Dr.
Götze. — Miscellen von Th. Stenzel, F. Winter u. Dr. K. Palm.
— Berichtigungen.
Archiv des Vereins für Geschichte u. Alterthümer
der Herzogthümer Bremen u. Verden u. des Landes
Hadeln zu Stade. Herausgeg. i. Auftrage des Ausschusses von
C. H. Plafs u. A. 6. Stade. 1877. 8. Mit 2 lithogr. Tafeln.
Vereinsangelegenheiten. — Dietrich von Stade's und Georg
von Roth's Geographie der Herzogthümer Bremen und Verden
aus den Handschriften herausgegeben. Mit einer geschichtlichen
Uebersicht über die Topographie dieser Lande. Von K. E. H. Krause
— M. Elardi von der Hude Verdensium episcoporum historia.
Aus der Handschrift im Stadtarchiv zu Hannover herausgeg. von
Prof. Dr. Holstein. — Ueber das staatsrechtliche Verhältnifs des
alten Amtes Blumenthal und des Gerichts Neuenkirchen. Von
D. Sonne. — Urkunden-Register zur Stade'schen Geschichte. Von
Wittpenning. — Beschreibung der alten Stadt-Kundebücher zu Stade.
Von dems. — Historisch-topographische Nachrichten von Stade und
der Umgegend. Mitgeth. v. dems. — Esaias von PufendorPs Be-
richt an den König von Schweden über die französischen Zu-
stände. Mitgeth. von Dr. E. Schlüter. — Zu den Gauen im Bre-
mischen. Von Krause. — Episode aus der französischen Occupa-
tionszeit. Mitgeth. von Wittpenning.
Bremisches Jahrbuch. Herausg. von der historischen
Gesellschaft des Künstlervereins. Neunter Band. Bre-
men. 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Die Wirksamkeit des Christoph
Pezelius in Bremen 1580 bis 1604. Von J. Fr. Iken. — Nachtrag
zur Bremischen Reformations- Geschichte von 1522 — 1529. Von
dems. — Briefe von Carl von Villers an Joh. Smidt und andere
Mittheilungen über Villers Beziehungen zu Bremen und den Hanse-
städten. Mitgeth. von Dr. W. von Bippen. — Biographie des
Bremischen Bürgermeisters Heinr. Zobel 1539 — 1615. Mitgeth.
von dems. — Besprechungen literarischer Publikationen zur Bre-
mischen Geschichte. — Genealogie der älteren Grafen von Olden-
burg, mit 3 Tafeln. Von Dr. W. von Bippen.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtaus-
gabe der Quell enschriften deutscher Geschichten des
Mittelalters. Dritter Band. Erstes Heft. Hannover. Hahn'-
sche Buchhandlung. 1877. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Die Siegel der deutschen Könige
und Kaiser aus dem sächsischen Hause 911 — 1024. Von Karl
Foltz. Mit einem Vorwort von Th. Sickel. — Ueber kleine Chro-
niken des dreizehnten Jahrhunderts. Von G. Waitz. — Reise nach
Italien im Herbst 1876. Von H. Bresslau. — Reise nach Italien
im Winter von 1876 auf 1877. Von P. Ewald. — Miscellen. —
Berichtigungen und Nachträge.
Urkundenbuch des historischen Vereins für Nie-
dersachsen. Heft X. Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, be-
arbeitet von Dr. W. F. Volger. . . . Dritter Band. Lüneburg.
1877. 8. 513 Stn.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Ver-
eins zu Hannover. Band XXIII. Heft 3. Jahrgang 1877.
Hannover. 1877. 2.
Die Kunst im Gewerbe. Darstellung ausgeführter Arbei-
ten .... nebst Original-Aufnahmen kunstgewerblicher Erzeugnisse
aus der Blüthezeit des Mittelalters, herausg. von dems. Verein,
redigirt von Edwin Oppler. Bd. VI, Heft 2. Leipzig. 1877. 2.
Leinengewebe im Besitze S. D. des Fürsten Solms-Braunfels.
Annalen des historischen Vereins für den Nieder-
rhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln. 31. Heft. Köln.
1877. 8.
Der Bischof von Raab und Domprobst zu Köln Christian
August, Herzog zu Sachsen -Zeitz, und seine politische Thätigkeit
am Niederrhein beim Ausbruche des spanischen Erbfolgekrieges.
Von E. von Schaumburg. — Die Zievericher Burgen. Von Dr.
J. B. Dornbusch. — Die Frühmessenstiftung in der Pfarrkirche zu
Siegburg. Mitgeth. von dems. — Das Kloster und spätere adelige
Damenstift an der Kirche der heil. 11,000 Jungfrauen zu Köln.
Von G. A. Stein. — Heberegister der Einkünfte der Grafschaft
Cleve aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts. Mitgeth. von Dr.
Mooren und Fr. Nettesheim. (Schlufs.) — Ursprung, Name und
Geschichte der Familie Schevastes zu Vilich, nebst einem Seiten-
blicke auf den von dem Dortmunder Gelehrten Joh. Lambach im
349
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
350
16. Jahrh. geführten Nebennamen Schevastes. Von E. de Ciaer.
— Misoellen. — Vereinsangelegenheiten.
Soeiete Beige de geographie. Bulletin. Premiere
annee. 1877. Nr. 5. Bruxelles. 1877. 8. (M. Karte.)
Anzeiger für Schweizerische Geschichte. Herausg.
von der allgemeinen geschichtforschenden Gesellschaft
der Schweiz. Achter Jahrgang. Neue Folge. Nr. 5. Solo-
thurn. 1877. 8.
Codex Sangallensis. N. 359. Von G. R. Zimmermann. — Zum
Prozesse des Bürgermeisters Hans Waldmann und des Junkers
Jakob Grebel in Zürich. Von F. Fiala. — Problemes d'histoire
litteraire. Von P. Vaucher.
Schweizerisches Urkundenregister, herausgeg. von
ders. Gesellschaft. Zweiter Band, fünftes Heft*). Bern,
K. J. Wyss. 1877. 8. LXXXIV. und 149 Stn.
Bulletin archeologique ethistorique publiesous la
direction de la soeiete archeologique de Tarn-et-Ga-
ronne. Tome V. Troisieme trimestre 1877. Montauban. 1877. 8.
Explication de quelques termes de l'inventaire de Montpezat
(1436). Par Barbier de Montaut. — L'inventaire de Montpezat
de 1436. Par M. l'abbe Pottier. — Les croises de Saint -Antonin,
par M. Guirondet. Proces verbaux des seances etc. —
Sitzungs-Berichte der Kurländischen Gesellschaft
für Literatur und Kunst aus dem Jahre 1876. Mitau. 1877. 8.
Die Schiffsetzung bei Musching- Gesinde in Kurland. Von J.
Döring. — Die Ausgrabung eines Kjökkeumödding in Livland
durch Graf Sievers. Von J. Döring. — Ueber Wappen und Far-
ben des deutschen Reichs. Von H. Diederichs. — Ein Wappenbild
der Kurischen Könige. Von dem Geschäftsführer. — Münzfund
in Schwedthof. Von dems. — Brief der kurl. Herzogin Karoline.
Von dems. — Alterthümer aus einem heidnischen Begräbnilsijlatze
am Tupping-Bache bei Bauske und Beschreibung desselben. Von
J. Döring. — Grabaltertümer vom Ehde-Gesinde bei Durben. Von
dem Geschäftsführer. — Heidengräber am Tupping-Bache bei
Bauske. Von Pastor Seiler. — Der Pelajte-Kalnas in Littauen.
Von Döring. — Der Pilskaln von Malung in Littauen. Von dems.
— Ein Pilskaln bei Szymance ohnweit Poswol. Von Pastor Kur-
natowski. — Der Pilskaln bei Bruniwiszki. Von J. Döring. —
Grabaltertümer von Kl. Driwing-Gesinde bei Preekuln. Von dem
Geschäftsführer. — Ein Runenkalender. Von Dr. Bluhm.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
5) Chronik von Andechs von P. Magnus Sattler 0.
S. B. aus dem Benidictinerstift St. Bonifaz in München, z.
Z. Prior in Andechs. Mit 36 Holzschnitten. Im Selbst-
verlag des Verfassers. Donauwörth, Buchdruckerei der
Buchhandlung des kath. Erziehungsvereins (L. Auer). 1877.
8. IV. 371 S. Sammt der Stammtafel der Grafen von An-
dechs, Dielsen, Wolfratshausen und Hohenwart.
Der Verfasser knüpft an die Eroberung Rhätiens durch Dru-
sus und Tiberius an, geht sodann zur Verbreitung des Christen-
thums in diesen Gegenden über, berührt die Geschichte des hei-
ligen Rhomedius aus dem Geschlechte der Grafen von Thaur, wel-
ches mit den Grafen von Andechs in verwandtschaftlicher Verbin-
dung stand, und verweilt dann längere Zeit bei dem heiligen Ras-
80. Dieser ist der Enkel Kaiser Arnulfs durch dessen aufser-
ehelichen Sohn Rathold, und sein Bruder Friedrich I. darf als
der Ahnherr der Grafen von Andechs, Diefsen, Wolfratshausen und
Hohenwart betrachtet werden, obschon die Nachrichten über die
weitere Fortführung des Geschlechtes sehr verworren lauten. Als
das Wahrscheinlichere gibt der Verfasser die Vermuthung, dafs
Friedrich I., der keinen Sohn hinterliels, seine Tochter Adelheid
mit Arbo, aus einer Familie im Housigau, vermählt habe. Da die-
ser dadurch in Besitz der Andechs'schen Güter gelangte, so wäre
er zugleich der eigentliche Stammhalter der späteren Grafen von
Andechs geworden. Mit Otto IL, dem Sohne Ottos des Grofsen,
Herzogs von Meran, dem letzten männlichen Sprossen, starben
diese aus; die einstige Gröfse des Hauses erlosch; doch trat das-
selbe durch seine weiblichen Nachkommen in verwandtschaftliche
Verbindungen mit hochangesehenen fürstlichen Geschlechtern in
Europa.
Die Erbauung der Burg Andechs auf dem gleichnamigen Berge
zwischen Ammersee und Würmsee zieht sich in alte, unbekannte
Zeiten zurück. Eine daselbst von Rathard, dem Kanonikus von
Augsburg, zu Anfang des neunten Jahrhunderts gegründete Kirche
sammt einem Kloster für regulierte Chorherren gieng in der Mitte
des zehnten Jahrhunderts in Folge der hunnischen Einbrüche wie-
der zu Grunde. Von da an wurden unablässig Versuche zu ihrer
WiederhersteJlung und Ausstattung gemacht. Auch erfolgten ver-
schiedene Stiftungen, unter anderen diejenige des Grafen Berch-
told I. vom Jahr 1132, deren Echtheit der Verfasser gegen die
in den Monum. Boic. erhobenen Zweifel in Schutz nimmt. Spä-
terhin wurde ein Chorherrenstift gegründet, und dieses endlich,
mit päpstlicher Genehmigung , von Herzog Albert III. dem From-
men in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Die feierliche Ein-
setzung fand am 17. März 1455 in dem dazu hergestellten Refecto-
rium statt. Schon früher war der heilige Schatz, welchen man in
Andechs aufgefunden, aber von dort entfernt hatte, wieder dahin
zurückgeführt worden. Zu demselben gehörten auch die heiligen
Hostien, welche sich in Folge des machtvollen Gebetes des Pap-
stes Gregorius des Grofsen in Fleisch verwandelt haben sollten.
Die Geschichte dieses Klosters bildet nun den hauptsächli-
chen Inhalt des vorliegenden Buches. Sie beginnt mit der Ver-
kündigung und Uebergabe der bestätigenden päpstlichen Bulle
im Jahre 1458, in Gemäfsheit welcher noch in dem gleichen Jahre
der Pater Eberhard Stöckl zum Abte gewählt wurde. Die das Klo-
ster betreffenden Ereignisse sind der Reihe nach der Geschichte
der späterhin nachfolgenden Aebte beigefügt. Dahin gehören die
Verhandlungen und Besprechungen mit anderen klösterlichen Con-
gregationen, Getreidesammlungen für das Stift, Gütertausche, Jah-
resstiftungen , Schenkungen und Vermächtnisse, fürstliche Gunster-
weisungen und besonders auch die Verfügungen in Betreff der
Verwaltung des klösterlichen Vermögens. Die finanziellen Ver-
hältnisse, von Anfang an nicht besonders glänzend, waren eine
Zeit lang sogar ziemlich zerrüttet und konnten durch die Ein-
wirkung der Unruhen und '\'olksbewegungen zur Zeit der Refor-
mation nicht gebessert werden. Erst mit der Theilnahme, welche
Herzog Wilhelm von Bayern zu Ende des sechzehnten Jahrhun-
derts dem Kloster zuwendete, trat sowohl durch die eigenen Schen-
kungen des Fürsten, als diejenigen seiner Zeitgenossen eine merk-
liche Besserung ein.
351
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
352
Auch auswärtige Angelegenheiten nahmen die Thätigkeit des
Klosters zuweilen lebhaft in Anspruch. Aufser den Verhandlungen
über die Bildung und Erweiterung der Congregation , die nicht
immer sehr glatt verliefen , war es die Gründung der Universität
Salzburg, an welcher Andechs sich betheiligte, da diese Anstalt vor-
EÜo-lich nur durch das Zusammenwirken des Benediktinerordens
zu Stande gebracht werden konnte. Darauf folgten die Ereignisse
des dreifsigjährigen Krieges , welche auch Andechs in Mitleiden-
schaft zogen und daher für die Geschichte des Klosters, wie für
so manche Ortsgeschichte jener Zeit, einen farbenreichen Hinter-
grund bilden. Das Stift bestand bis zum Jahre 1803. In Folge
des im Jahre 1802 erfolgten Regensburger Reichsdeputations-
schlusses wurde unter dem letzten Abte Gregorius Rauch durch
den königlichen Commissär J. v. Göhl am 17. März 1803 der
Convent aufgelöst, das Kloster geschlossen und die Aufstellung
eines Inventars über die Vermögensstücke begonnen. Die Con-
ventualen konnten noch bis 1806 ein gemeinschaftliches Leben in
Andechs fortführen, waren dann aber genöthigt, sich nach allen
Seiten hin zu zerstreuen. Die Klostergebäulichkeiten sammt den
dazu gehörigen Grundstücken wurden verkauft und kamen zuletzt
in den Besitz König Ludwigs I., der sie, neben noch anderen reich-
lichen Gaben zur Wiederherstellung des Klosters, im Jahre 1850
durch besondere Stiftungsurkunde dem Benediktinerorden zu-
rückgab.
lieber alle diese vielfach wechselnden Schicksale von Andechs
hat der Verfasser mit grofsem Fleifse ein reichliches Material zu-
sammengetragen. Kann demselben auch gröfstentheils nur ein
örtlicher Werth beigemessen werden, so ist doch aufserdem die
Geschichte von Andechs so enge mit derjenigen von Bayern ver-
woben, dals sie in ihren verschiedenen Epochen zur Aufhellung
der kirchlichen und politischen Verhältnisse des Landes dient.
Unter diesem Gesichtspunkte mufs sich das Buch dem Geschichts-
forscher zur Berücksichtigung empfehlen. A. F.
6) Die vaterländischen Alterthümer Schleswig-
Holsteins. Ansprache an unsere Landsleute von J. Mes-
torf. Veröffentlicht im Auftrage des kgl. Ministeriums für
geistliehe, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten. Ham-
burg. Otto Meilsner. 1877. 8. 32 Stn. u. 15 Taf.
Der Zweck der Schrift ist, das Verständnifs und Interesse für
die Fundgegenstände aus der vorgeschichtlichen Zeit in die aller-
weitesten Kreise, namentlich auf dem Lande, zu tragen, um deren
Mitwirkung für die Aufsuchung und Erhaltung zu gewinnen. Die
Verfasserin gibt zu diesem Zwecke in knappem Umrisse und doch
farbenreicher Durchbildung einen Ueberblick über den Entwicklungs-
gang, welchen die Kultur von ihren ersten Versuchen bis zur Ein-
führung des Christenthums in den nordischen Ländern genommen.
Wenn auch das, was für ein Land sich ergibt, nicht allenthalben
anderwärts im Einzelnen zutrifft, so kann doch der Laie auch
anderwärts sich ein annäherndes Bild der früheren Vergangenheit
seines Landes machen. Die Verfasserin zeigt, wie dies Bild nur
aus jenen an sich unscheinbaren Funden aufgebaut werden konnte,
welche Lücken es aber noch hat, die erst durch neue Funde zu
schliefsen sind, wie dazu oft gerade die unscheinbarsten Kleinigkei-
ten von höchster Wichtigkeit sind. Die Darstellung soll und wird
jedem nicht ganz stumpfen Leser überzeugen, dafs die Hinterlassen-
schaft unserer Vorfahren, oder richtiger die letzten Reste dersel-
ben, weder Raritäten sind, die man zu seinem Vergnügen bewahrt,
noch werthlose Dinge, die man muthwillig zerstört, noch eine
Waare, die man an den Meistbietenden verkauft, dafs sie aber den
Charakter eines wissenschaftlichen Materials und als solches ihre
hohe Bedeutung für die Geschichte des Landes erhalten, wenn sie
in einer grofsen Sammlung vereinigt sind, wie solche aus Libera-
lität der Regierung in dem archäologischen Institut der Universi-
tät Kiel entstanden, dessen Conservator die Verfasserin ist.
Wir wünschten, dafs die kleine Schrift, deren reiches Abbildungs-
material sie gemeinverständlich macht, auch aufserhalb des Landes,
für welches sie bestimmt ist, recht fleil'sig gelesen werde. Wir
wünschen dies aber noch wegen einer anderen, sehr wichtigen
Seite der Schrift. Wenn es auch nöthig ist, dafs alle Kreise, dafs
in jedem Dorfe mindestens ein Mann sich lebhaft für die Funde
interessire und Sorge trage, dafs sie in die richtigen Hände durch
sofortige Einsendung kommen , dafs der Finder, auch wenn er
ein Landmann ist, die Umstände , auf welche es ankommt , genau
beobachte und melde, so soll doch auf das dringendste vor jeder
selbständigen willkürlichen Nachgrabung gewarnt werden. Es
wird ganz besonders betont, wie nur durch systematische und
wissenschaftliche Behandlung der Ausgrabung selbst ihr Zweck
erreicht und geschichtliches Material gewonnen werden kann, weil
es sich eben nicht blos um Ausbringung der Fundgegenstände, ,
sondern um deren Studium handelt. Wer ohne die nöthige Vor-
sicht und Kenntnifs , ohne die richtige Beobachtungsgabe einen
Hügel umwühlt, begeht ein Verbrechen an der Wissenschaft. Dies
mögen nicht blos die Landleute Schleswig-Holsteins, sondern auch
die Dilettanten anderer Länder sich gesagt sein lassen , die zu
ihrem Vergnügen an irgend einem Festtage eine Urne aus der
Erde wühlen und einen Hügel zerstören. A. E.
Vermischte Nachrichteu.
143) Die „Königsb. Hart. Ztg." schreilit: Auch während die-
ses Sommers haben sich die Bildhauer Eckart, Professor Heideck
und Professor Dr. Schneider die Aufsuchung von Hünengrä-
bern in unserm Samlande angelegen sein lassen. Die Herren
waren besonders in der Umgegend von Cranz sehr glücklich; sie
deckten im Ganzen 14 solcher Gräber auf, namentlich in der so-
genannten Kaub. Schon im ersten Grabe fanden sie in einer Tiefe
von 2 Fufs den Feuerherd und zwei wunderschöne Fibulae, ca.
3 Zoll lang, oval, von sauber ciselierter, durchbrochener Arbeit, eine
grol'se bronzene Perle und lange doppelgliedrige bronzene Ketten,
ferner weifse und gelbe geschliffene Krystallperlen, sowie eine römi-
sche Thonperle, drei grofse Perlen von feiner durchbrochener Silber-
filigranarbeit und zwei Stückchen geschmolzenen Silbers, jedenfalls
auch von geschmolzenen Perlen herstammend. Im 2. und. 3. Grabe
wurden Urnen von untergeordnetem Werthe, im 4., 5. und 6. bei-
nahe vollständig verrostetes Eisen gefunden. An dem zweiten
Tage, den die Herren der Nachsuohung widmeten, öffneten sie ein
ihnen lange schon bekanntes Grab im Kunterstrauch, das einzige
im ganzen Wäldchen. Das Grab hatte ca. 30' im Durchmesser;
es wurden zunächst aus ihm mehrere Centner schwere Steine
herausgeholt, worauf in den oberen Schichten eine Lanzenspitze
*) Das vierte Heft ist uns nicht zugekommen.
353
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
354
und Urnentrümmer zerstreut vorgefunden wurden. In einer Tiefe
von ca. 6 Fufs lagen in kistenartiger Steinumhüllung zwei Skelette,
von denen aber nur das eine, im Kiesboden liegende, möglichst
erhalten war. Zur Seite des Skeletts lag eine sehr gut erhaltene
Lanzenspitze, am Handgel ek eine Armsimnge, in der Gürtelge-
gend eine braune Schnalle von Eisen; die anderen Waffen waren
aus dem Klumpen Eisenoxyd vorläufig nicht zu erkennen. Die
Kiefer hatten volle, gesunde 32 Zähne und hielten eine Silber-
münze. Noch zwei andere Silbermünzen wurden im Grabe gefun-
den, und es ist möglich, dal's sich aus diesen die Begräbnifszeit
feststellen läfst. Am dritten Tage des Nachsuchens wurde in ei-
nem der Gräber in der Kaub ein seltenes Exemplar einer Gürtel-
schnalle, 3 Zoll im Durchfiiesser, schön ciseliert, vorgefunden, de-
ren aufgebogene Endstücke Hundeköpfe darstellen. Zwei andere
Gräber bargen Schwerter in Massen. (D. Reichsanz. Nr. 245).
144) Bibliothekar Ambro si gibt Nachricht, dafs in den Torf-
lagern bei Gl es (Tirol) in einer Tiefe von circa l'/i Meter, theils
im Torfe selbst, theils in der unterlagernden Mergelschichte zwan-
zig Bernsteinstücke aufgefunden wurden, unrein und von sehr
dunkler Farbe ; sie sind von rundlich gedrückter Form , mit
3'/j Cm. im Umfang, durchlöchert. — Ein Stück davon jedoch
ist ein '/i Cm. dickes, fast rechtwinkeliges Täfelchen, 4 Cm. lang,
3 Cm. an einer Seite und 4Vi Cm. an der andern Seite breit,
durch dessen Mitte der Länge nach eine Oeffnung geht, während
12 andere, unter sich in gleicher Entfernung parallele Bohrlöcher
sich der Breite nach mit der in der Mitte vorfindlichen Oeffnung
kreuzen.
Diese Stücke wurden alle einzeln aufgefunden, haben aber
ohne Zweifel zu einer Halskette gehört, die aus mehreren Um-
gängen bestand, welche durch das viereckige Bernsteinstück, durch
dessen Löcher die Fäden der Umgänge liefen , zusammengehalten
vpurden. (Bull, di Paleontolog. ital. disp. 3 de 33.) Sr.
(Mittheilungen der anthropolog. Gesellsch. in Wien, Nr. 9.)
145) Mainz, 15. October. Bei den Kanalbauten am Höfchen
beim Eingang der Schöfferstrafse wurden die Reste von römischen
Baulichkeiten blofsgelegt. Es war zunächst eine etwa drei Meter
unter die jetzige Pflasterhöhe hinabreichende Mauer aus Bruch-
steinen, die in drei Höhen von Schichten von drei, zwei und einer
Ziegellage durchzogen war. Die westliche Ansicht der Mauer hatte
eine rothe Putzschicht. In ziemlichen Abständen war die Mauer
von schmalen , rundbogig überwölbten Fenstern aus Ziegelsteinen
durchbrochen. Diese Fenster hatten die Höhe von 55 Centimeter.
Ueber dem Mauerwerk zeigte sich Grundanschüttung und wenig
unter dem heutigen Pflaster ein fester, mächtiger Estrich aus Kalk
mit verkleinerten Ziegelstücken. Neben kleinen Ziegelplatten von
etwa 20 Centimeter im Geviert kamen auch grofse Dachziegeln
mit umgebogener Kante, sowie quadratische Ziegelplatten mit den
Stempeln der 22. Legion und einer verkleinerten Ful'ssohle vor.
Von der Westseite her zogen gegen diese Baureste andere von
ebenfalls römischem Ursprung, die jedoch die erste Bauanlage be-
einträchtigen mufsten, so dafs für dieselben eine verschiedene Bau-
zeit angenommen werden mufs. Sonstige Funde ergaben sich da-
bei bis jetzt nicht. (Mainzer Journal, Nr. 240.)
146) Trier, 24. October. Vor einigen Tagen ist hierselbst
das Provinzial-Museum eröffnet worden. Die Alterthümer,
welche bis jetzt in den römischen Bädern, der Porta Nigra und
im Gymnasialgebäude aufbewahrt wurden, sind nun vereinigt und
übersichtlich aufgestellt. Erst jetzt gewahrt man, welche Fülle
von interessanten und schönen Sculpturen wir besitzen, unter
denen sich eine nicht geringe Anzahl von vorzüglichen Marmor-
werken befindet. Von besonderem Werthe sind auch die Samm-
lungen römischer Glasarbeiten und Terracotten, sowie einzelne
Bronzen. (D. Reichsanz., Nr. 256.)
147) In Trier ist ein reicher Fund von Alterthümern bei
den Ausgrabungen am sog. römischen Kaiserpalaste gemacht wor-
den. Aufser einer Anzahl von grofsen Marmorplatten ist ein
Marmortorso, der einer lebensgrofsen Gewandstatue angehörte,
ausgegraben worden. Ebenso ist an der nördlichen Seite der dort
laufenden Strafse die Hälfte eines Frauenkopfes und ein Gewand-
bruchstück gefunden worden. Bruchstücke einer mit Freskoma-
lereien gezierten Wand sind an der verlängerten Feldstrafse auf-
gedeckt. Eine überraschende Ausbeute gewährte besonders der
in der Nähe der dortigen Stadtmauer geschlagene Versuchsgraben.
Dort hat man nicht allein eine Anzahl von trefflichen Skulpturen,
wie den Kopf eines Satyrs, sodann den ausdrucksvollen Kopf eines
Schlafgottes (mit Flügeln und geschlossenen Augen), einen Frauen-
und einen Jünglingskopf, sondern auch zahlreiche Bruchstücke
von Armen, Brust und Gewandstücken gefunden. Man gibt sich
der Hoffnung hin, dafs die mit Eifer fortgesetzten Ausgrabungen
noch weitere interessante Alterthümer zu Tage fördern werden.
(Correspbl. d. Ges.-Ver. d. d. Gesch.- u. Alt.-Ver., Nr. 11.)
148) Trier, 26. Oktober. (Düss. Z.) Vorgestern wurde hier
beim Bau der Moselbahn , in unmittelbarster Nähe des Stations-
gebäudes, eine zwei Fufs hohe, schöne Marmorstatuette eines
Amors gefunden. Zwar fehlen der Kopf, die Füfse und der
gröfsere Theil der Arme, aber das Motiv der Statue kann nicht
zweifelhaft sein: sie stellt einen bogenprüfenden Amor dar. Die
Statue ist dem hiesigen Provinzial-Museum übergeben worden.
(D. Reichsanz. Nr. 258).
149) Xanten. Das Museum des Niederrheinischen Alter-
thumsvereins ist in den letzten Tagen um mehrere Stücke berei-
chert worden, unter denen sich ein etwa ein Meter hoher Stein
mit folgender Inschrift befindet : D. 1. M. MIVL | MARTIVS | 3
LEG. XXX. V. V. LEG. XXII PR. P. F | SILANIS | DVOBVS 1 COS.
Der Stein wurde beim Bau eines Kellers der Rolffs'schen Brauerei
an der Stelle einer alten römischen Töpferei unter den Trümmern
von Dachziegeln gefunden. Die Schriftseite war nach unten ge-
kehrt und ist in Folge dessen vollkommen erhalten.
150) Vor einigen Wochen fand in Sanzeno, Bezirks Cles,
wo der Legende nach am 29. Mai 397 (?) die ersten Verkündiger
des Evangeliums auf dem Nonsberge, Lisinius, Alexander und
Martyrius aus Mailand, deren Asche in einer antiken Urne aus
rothem Stein in der uralten Pfarrkirche aufbewahrt wird, den
Märtyrertod erlitten haben sollen, die Entdeckung einer katakom-
benartigen Grabstätte statt, welche die Gestalt eines lateinischen
Kreuzes zeigt, ganz gewölbt ist und in welcher sich ein ziemlich
hoher Sarkophag befindet, im spätrömischen Stil ohne auffallende
Ornamentik gearbeitet. In demselben entdeckte man die Stücke
einer, wie man glaubt, kirchlichen Gewandung und eine drei Re-
liquien enthaltende Metallschachtel; daher die Annahme, dafs hier
die Grabstätte eines Priesters aus der christlichen Urzeit zu suchen
sei, einigen Grund hat. Da Sanzeno aul'serdem als Fundort alter
Münzen und der im Jahre 1846 entdeckten, einen behelmten Krieger
vorstellenden Bronze-Statue mit etruskisoher Inschrift auf der Ba-
355
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
356
sis, deren Auslegung Graf Gio\>anelli in Trient, dem damaligem
Standpunkte der etruskischen Sprachwissenschaft entsprechend,
versuchte, bekannt ist, so verdient diese alte Kulturstätte die be-
sondere Auftnerksamkeit der Archäologen. Vielleicht vrird dies-
mal schon aus kirchlicher Pietät für Erhaltung dieses interessanten
Denkmals mehr Aufmerksamkeit verwendet werden, als dies bei
antiken Funden in Deutschtirol mitunter der Fall ist.
(Augsb. Allgem. Ztg., Beilage, Nr. 319.)
151) Lorsch, 15. October. Aus Anlafs der am 13. ohne
weitere Feier erfolgten Uebergabe der für König Ludwig den
Deutschen dahier an der Michaelskapelle angebrachten Gedenk-
tafel fanden auf Veranlassung der Oberbaubehörde Nachgrabungen
innerhalb jenes merkwürdigen Baudenkmales statt, welches allein
von all den zu Grunde gegangenen Gebäuden der einst hoohbe-
rühmten Klosterstiftung aus den Zeiten der Karolinger sich er-
halten hat. Bekanntlich war von mancher Seite die Behauptung
erhoben worden, dafs dieses jetzt als Michaelskapelle bezeichnete
Gebäude die schmuckreiche Grabkapelle der hier bestatteten Glie-
der der Königsfamilie sei, während von anderer Seite der Ungrund
dieser Ansicht dargethan und das Gebäude als Durchgangshalle
erklärt wurde. Die Ausgrabungen sollten hierauf in der That
neues Licht werfen ; denn es ergab sich , dafs das Innere der
Kapelle im Boden keinerlei Spuren von Mauerwerk birgt, welches
auf Grabstätten zu deuten wäre. Der Boden enthielt auch keinerlei
sonstige Reste von Begräbnissen. Vielmehr zeigte sich bereits
in der Tiefe von 1 Meter 25 Cent, der gewachsene Boden, der-
selbe Dünensand, aus welchem die ganze Erhebung an jener Stelle
besteht. Auch das Ergebnifs, dafs die Thorpfeiler nur kaum
95 Centimeter tief fundamentiert sind, bestätigt, dafs dem Gebäude
nach der Tiefe des Bodens keinerlei Bedeutung wollte gegeben
werden. Die verhältnil'smäfsig leichte, dreitheilige Thorfahrt bedurfte
eben stärkerer Fundamente nicht. Wenngleich nun auch das
Resultat der Grabung ein negatives blieb , so setzt dieselbe doch
die wahre Bestimmung des Gebäudes als Thorfahrt zwischen dem
äufseren Bering des Klosters und der Kirche in neues , entschei-
dendes Licht. • (Mainzer Journal, Nr. 240.)
152) Der „Magd. Ztg." zufolge ist man im Dome zu Braun-
schweig beim Abputzen der Wände und Pfeiler auf eine alte
Malerei gestofsen. Es wurden bereits mehrere einzelne Figuren
blofsgelegt, dnren Umrisse noch ziemlich gut erhalten sind.
(D. Reichsanz. Nr. 263.)
153) Im Dom zu Münster in Westfalen ist man damit be-
schäftigt, die alten unter der Tünche begraben gewesenen sehr
bemerkenswerthen • Wandmalereien wiederherzustellen. Leider
soll dabei aber ein gothisches Sakramentshäuschen und Anderes
bedroht sein, weil es mit der Wandmalerei collidiere. Hoffen
wir, dafs letztere bei ihrer Wiedergeburt solche Opfer nicht for-
dert, vielmehr darauf verzichtet, sich in der Weise geltend zu
machen, dafs sie Kunstwerke anderer Art aus ihrem vieljährigem
Besitzstande verdrängt. A. R.
(Archiv f. kirchl. Baukunst u. K.)
154) An dem Gewölbe der Stiftskirche zu Vreden in West-
falen sind unter der Tünche Decken-Malereien aus dem 15. Jahrh.
entdeckt worden, von welchen die Bilder an einem Joche der
Kreuzgewölbe noch recht gut erhalten sind und conserviert werden
sollen. (Bleiblatt z. Zeitschr. f. bild. Kunst, Nr. 4, Sp. 62.)
155) Ein kostbarer Fund wurde am 2. d. M. von einem Land-
mann beim Pflügen seines Ackers in der Nähe der Stadt Skeninge
in Schweden nemaoht, indem derselbe ein metallenes Gefäfs mit
3980 meist sehr schön geprägten Brakteaten ausackerte.
156) Man berichtet aus Glauchau vom 1. Nov.: In dem
Bauschutt des in der Brüderstrasse belegenen, ehemals Tobias'-
schen Grundstückes ist, nachdem man vor einigen Tagen eine
kleine Anzahl alter Goldmünzen gefunden, gestern ein förmlicher
Schatz gehoben worden. Der Fund besteht in annähernd 600
Goldmünzen im Gewicht von etwa 5'/j Pfd. und im Werth von
ca. 7500 J& Dem Gepräge nach zu schliefsen, welches zum Theil
französischen, zum Theil braunschweigischen Ursprungs ist, rüh-
ren die Münzen aus der Zeit des dreifsigjährigen oder sieben-
jährigen Krieges her. (Frank. Kurier 565).
157) In der Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften zu
Wien am 24. Oct. kamen Mittheilungen über eine Anzahl von
Taidingen, welche der Weisthümer-Commission in jüngster Zeit zur
Verfügung gestellt worden, zum Vortrage; für die Fontes legte
Prof. Dr. H. R. v. Zeilsberg ein druckfertiges Manuscript, das
„Todtenbuch des Cisterzienserstiftes Lilienfeld," für das Archiv Prof.
Dr. F. M. Mayer in Graz „Beiträge zur Geschichte des Erzbisthums
Salzburg, I. Materialien der Geschichte des Erzbischofs Bernhard"
vor; in jener vom 7. Nov. für letzteres Prof. Dr. H. v. Zwiediueck-
Südenhorst eine Abhandlung: „Ueber den Versuch einer Transla-
tion des deutschen Ordens an die ungarische Gränze," Hofrath
Birk: „Ueber die Superintendenten der Universität Wien seit der
Reformation Ferdinand's I."
158) -A-us Frankfurt a. M. wird uns berichtet: In der hiesi-
gen Kunstgewerbe- Ausstellung ist gegenwärtig eine interessante,
dem Frhrn. v. Bethmann gehörige Sammlung von Buch-Ein-
bänden aus dem 15., 16-, 17. und 18. Jahrhundert zu besichti-
gen, deren werthvolle und seltene Stücke gewissermassen die Ge-
schichte der Bücher-Einbände-Ivunst und die Phasen, welche die-
selbe während dieser Zeit durchlaufen hat, illustrieren. Diese
Sammlung enthält u. a. einen schwarzen Leder - Band in grol's
Quart, deutsche Arbeit aus dem Jahre 1480, der sich in einfacher
Pressung ohne Gold durch besonders accurate Arbeit und Solidi-
tät auszeichnet; sodann, aus dem 16. Jahrhundert stammend, eine
Reihe von deutschen , meistens geprel'sten Schweins - oder Kalb-
leder-Bänden; ferner eine Anzahl französischer und italienischer
Einbände, durch Bemalung und feine Arabesken in Goldpressung
(genre Grolier) bemerkenswerth. Das 17. und das 18. Jahrhun-
dert sind vorwiegend durch französische Einbände vertreten, dar-
unter durch eine von le Garron gebundene Bibel in fünf Bänden.
Auch sonst bietet dieser Theil der Kunstgewerbe-Ausstellung viel
des Interessanten. (Beilage ^ur Augsb. Allg. Ztg., Nr. 328.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg". Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
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ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
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ANZEIGER
m Kuie DER
Neue Folge.
England bei Williams & Korgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das germau. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commia-
Bionär der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. BrockhauB in Leipzig, be-
fördert.
Yierundzwanzigster Jahrgang.
ORGAN DBS GERlABflSCHEN MUSEUMS.
1877.
J^\2,
Deceniber.
Wissenschaftliche Mitthellunsen.
Ein wiederaufgefundener Dichter des deutschen
Mittelalters.
Man hat bisher den Namen „Rosenstock" gemeinhin für
eine Variation von Rosenblut, d. h. von jenem bekannten Nürn-
berger Dichter Hans Rosenblut, gehalten, dessen Fastnacht-
spiele im Band XXX der Bibliothek des litterarischen Vereins
in Stuttgart von Keller veröffentlicht worden sind.
So schreibt der Herausgeber dieser Fastnachtspiele ein
Gedicht über den namentlich dem Frauenvolke dortmals ge-
fährlichen „Zerr er," der im Hauptsmoor bei Bamberg sein
Unwesen trieb, trotz des Autornamens Hans Rosenstocks darin:
„Das merkt ir frauen und ir man
Hans Rosenstock spricht das furwar
Das der der zerrer heyfs offenwar
Der in den weiden thut umb wüten
Got mufs alle frauen zart behüten"
gleichwohl dem Hans Rosenblut zu (Seite 1348 f.) und auf
Seite 1530 fügt er zu Seite 1077 bei : „Eine andere Varia-
tion von Rosenblut scheint der Name Hans Rosenstock".
Diese Annahme ist, wie meine Forschungen im Bamberger
Archive beweisen, nicht länger haltbar; denn Hans Rosenstock
tritt uns in verschiedenen Aktenstücken desselben als eine
völlig selbständige Persönlichkeit gegenüber, von der wir aller-
dings noch immer wenig genug wissen. Und dieses Wenige
beginnt mit einem — Gefängnisse !
Hans Rosenstock sollte, ohne dafs wir bei dieser Ge-
legenheit sein Verschulden kennen lernen, am 19. Septbr. 1483
eingesteckt werden; doch liefs sich sein mildherziger Richter,
das Bamberger Domkapitel, herbei, ihn gegen das Gelöbnifs,
sich rechtzeitig zu stellen, und gegen gute Bürgschaft bis auf
Weiteres mit dem Loche zu verschonen. Da steht in einem
alten domkapitelschen Kopialbuche geschrieben: „Ao. etc. 83
(1483) auf freitag nach Exaltacionis sancte crucis haben mein
gnedigHern vom capittel in capituloperemptorioRosenn stock
seiner gefenncknuss betagt biss auf freitag für ein capittel
scliirst nach Lucie (19. Dezb.) Hat alsbald sein trewe an
eides stat gegeben vnd meinem Hern techannt globt sich alfs
dann für ein Capittel zu stellenn vnd on wissenn meiner gn.
Hern nit dauon zu komen, auch verbürgt mit dem Buttner
dem Frannckengrnner auf dem Kaulberg, der als Burg gelobt
hat, sol auch dermafsen Albrechts schmid zu bürgen setzen."
Sicher war es also keine Kleinigkeit, wegen der unser Rosen-
stock am 19. Dezb. 1483 (denn bis dahin dauerte ja seine
Galgenfrist) in's Gefängnifs wandern sollte. Vermuthlich hatte
er auf irgend jemand, vielleicht auf das Domkapitel selbst, ein
boshaftes Gedicht gemacht, eine Angewöhnung, in die, wie wir
gleich hören werden, Rosenstock leicht verfiel.
Die besprochene Sache gieng also ihren geregelten Gang
und Rosenstock am 19. Dezb. 1483 in das Gefängnifs. Als
er (wann V ist leider nicht gesagt) wieder daraus entlassen
wurde, mufste er der herrschenden Sitte gemäfs und zwar eine
ganz gewichtige Urfehde schwören, worüber ich folgende
gleichzeitige Notiz (sine die et anno) gefunden:
„Vnd hat er (Rosenstock) meinem gn. Hern techant in
capitulo nomine capituli gelobt vnd zu got vnd den Heiligen
359
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
360
geswornn Tnd also, das ich dits gefenncknuss gegen meinen
gn. Hern vom capittel vud Allenn diesem Hanndel verwannten
jn arg nit anten noch efren will') weder mit wortten etc.
vnd einen yedenn, den ich defshalben Rechtuertigen wolt an
ennden do sich geburt rechtuertigen, vnd ob mich yemandt
wolt Rechtuertigen denselben rechts pflegen vor meinen gn.
Hern vom capitel wie Recht ist, vnd mein leib vnd gut an
wissen vorgedachter meiner gn. Herrn nit vorrucken, so lang
diser Hanndel mit Recht austragen wurdet etc."
In der That sieht sich „dieser Handel", aus dem sogar
noch civilrechtliche Forderungen an Rosenstock u. s. w. her-
vorzugehen drohten, nicht sehr gemüthlich an; doch liefse sich
der Urfehde wenigstens entnehmen, dals Rosenstock, wenn
nicht in Bamberg beheimatet, so doch zu jener Zeit daselbst
ansäfsig und begütert war. Neuerlich von mir gewonnene
Anhaltspunkte dürften sogar für die erste Annahme sprechen,
denn der Rosenstocke gab es in jener Zeit zu Bamberg noch
mehr.
Um Johannl 1509 finde ich z. B. einen Hanns Rosenstock,
der Ziegel von Dörfleins nach Bamberg heimholte. Er war
seines Zeichens ein Dachdecker, als welcher er in verschiedenen
bischöfl. Kammerrechnungen noch 1515 vorkommt. Von da
ab erscheint neben ihm ein Contz Rosenstock, gleichfalls Dach-
decker, und selbst die Wohnstätte des erstem, der doch wol
ein Verwandter unsers Dichters gewesen, kann im s. g. alten
Fisch hause am Sand nachgewiesen werden, wofür er
noch 1520 einen jährlichen Miethzins von 4 fl. an die fürst-
liche Kammer bezahlte.
Kehren wir übrigens zu unserm Rosenstock zurück, der
also aller Wahrscheinlichkeit nach ein Bamberger Kind
gewesen.
Für die Streit-, ja Rauf- Lust des Mannes, welchen wir
bis jetzt noch immer nicht als Dichter kennen gelernt, sprechen
zwei weitere Prozesse, in die er vor dem Bamberger Hofge-
richte als Appellationsinstanz mit einem gewissen Erhart Kra-
mer verwickelt war, „den er doch nit geslagen hett", wie er
nochmals zu beweisen erbötig sei. Das am 24. Sept. 1487
gesprochene UrtheLl des vom Domherrn Friedrich von Red-
witz präsidierten Gerichtes lautete : „Wol (von der Vor-Instanz)
geurtelt vnd Vbel (von Rosenstock) appellirt."
Der Dichter Hans Rosenstock erscheint uns endlich in
einem weitern Domkapitel - Kopialbuche , welches unterm
17. Febr. 1488 geradezu ein scharfes Verbot der Lieder
MeistersRosenstock enthält. Dieses Verbot, überschrieben
„Rosennstocks meister Lied verbotten", wobei man noch nicht
gerade an „Meister -Lieder" zu denken braucht, lautete wie
folgt:
„Wir Veit Truchsess von gots gnaden thambrobst Hert-
nid von Stein von denselben gnaden Techant vnd Capittel
gemein des thumstift'tes zu Bamberg. Nach deme auss got-
lichenn auch keiserlichen werntlichen gesetzenn die gedieht
vnd schrifft, So den menschen zu schmehde gemacht, mochten
bey Hohenn penen vnd straffen verbotten werden Vnd Wir
aber bericht sein eins Newen gedichts, das Itzo aufkomen
vnd In schrifft gebracht ist, die Irs Innhalts gemeynen geyst-
lichen stanndt Hie vnd anderswo zu Vneren schmehe vnd
schannd greifft vnd sich auff Iren Tichter, der Hanns
Rosenstock genant wurdet beschleusset , das Vns nit
Vnbillich verdriefs gebirt, das aber sollich verbotten schme-
schrifft vnd gedieht abgethan, Vnere vnd schand, auch vnrat
so nachuolgennde daraus erwachsen möcht, vorkomen werd,
Gebietten wir hiemit ernnstlich vnd vestiglich allen vnd Ig-
lichen vnnsern Muntatten'^) vntterthanen , Mans vnd frauenbil-
den. Das nyemands sollich obberurt gedieht singen sprechenn
sagenn aufsschreyen abschreiben noch ausgeben sol, dadurch
dasselb gedieht In einicherley Weifs Verner oder Weitter
mocht gebreit werden, als Lieb einem yeden Vnnser Muutaten
Inwonere Vnnser swer straff zu uermeiden, Wann alle die das
Vberfaren darob betretten oder des glaublich Vbersagt Wur-
denn, Es sey von mans oder frauen bilden, dieselben vnab-
lefslich zu vnnser straff geuomen als Verachter vnd die Vnge-
horsamen an Iren Leibb eren vnd gutten ernstlich gestrafft
werden, Dornach Wisse sich meniglich zu richten.
Geb. Bamberg vnntter vnnsers gemeinen Capittels aufge-
druckten Insigele Ann sonntag nach Sant Valenteins tag Anno
etc. 88." (1488).
Damit wären wir auch an das Ende unserer bisher über
den Dichter Hans Rosenstock gewonnenen Forschnngs- Ergeb-
nisse gekommen. Möglicher, ja höchst wahrscheinlicher Weise
ist Rosenstock, um dem schlimmen Geschicke, das ihn seitens
des Domkapitels zu Bamberg bedrohte, zu entkommen, nach
der freien Reichsstadt Nürnberg übergesiedelt, wo er unge-
fährdeter seinem Hange, boshafte Lieder zu dichten, nachgehen
konnte. Von diesem Nürnberger Aufenthalte vornehmlich mag
seine Verwechslung mit, vielmehr sein Aufgehen in Hans Ro-
senblut herrühren, dessen Todesjahr zwar unbekannt ist, aber
Allem nach zu schliefsen, was über Rosenblut auf uns gekom-
men, nicht weit über 1460 hinausreichen dürfte, während Ro-
senstock noch 1488 dichtete, vielleicht länger sogar. Ein
neues Lieder-Verbot des Bamberger Domkapitels nemhch, das
unterm 1. Sept. 1509 erfolgte, betrifft wohl noch „vil newe
erdicht Lieder mit bösen verechtlichenn wortten" unseres
Rosenstock, doch findet sich Letzterer in dem Verbote selbst
nicht mehr genannt, wol ein Zeichen dafs er um jene Zeit
herum der Natur seinen Tribut bezahlt hat.
Das einzige Gedicht, welches bis jetzt als sicher und zwei-
fellos von Rosenstock herrührend bekannt ist, der im Band
XXX der Bibliothek des litterar. Vereins in Stuttgart S. 1348
') Weder ahnden noch wiederaufwärmen. Vergl. Schmeller
(ältere Ausgabe) I, 30, neue Ausgabe I, 40, sub voce äfern.
') Gefreite Gerichtsbezirke in Bamberg, die nicht unter städti-
scher Jurisdiktion standen. Vgl. Schmeller I', 1623 und 1604.
sei
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
362
f. abgedruckte „Zerrer", läfst über die Leistungsfähigkeit Ro-
senstocks, der in seiner Art, und wie wir ihn jetzt kennen,
allerdings ein (u. zwar ein sehr gefährlicher) „Schnepperer"
genannt werden könnte, noch immer keinen berechtigten Schlufs
zu. Vielleicht gelingt es den vereinten Bemühungen von Bi-
bliothek und Archiv in Bamberg, weiteren Schöpfungen des in
Vergessenheit gerathenen Dichters auf die Spur zu kommen.
Bei dem hiefür nicht ungünstigen Umstände, dafs Rosenstocks
öfters gegen die Geistlichkeit gerichtete und deshalb — an-
gesichts der drohend hereinbrechenden Reformation — unterm
8. März 1524 neuerdings auf das strengste verbotene Lieder
aus eben diesem Grunde, wie kaum zu bezweifeln, um so
gröfsere Verbreitung fanden, erschiene selbst die Hoffnung nicht
ausgeschlossen, dafs noch irgendwo im Bambergischen oder
Nürnbergischen oder darüber hinaus in den sonstigen bayeri-
schen Landen, sowie auf dem Gebiete des deutschen Reiches
Private ihnen bisher unerkannt und deshalb unbeachtet geblie-
bene Gedichte des Hans Rosenstock im Besitze hätten.
Zum etwaigen Kennzeichen möchte zunächst dienen, wenn da-
rin von Bamberg und bambergischen Dingen überhaupt ge-
handelt wird, und wenn sie geistliche Trutzlieder darbieten,
wie Rosenstock sie ja so gerne sang.
Also Nachschau darnach gehalten, um den verschollenen
Dichter neben Hans Rosenblut und Anderen, wenn irgend-
wie möglich, wieder zu verdienten Ehren zu bringen !
Bamberg. Dr. Christian Häutle.
Zwei pseudogiiechische Ortsnamen in Lothringen.
L Le „Hieraple."
Im Jahre 1829 lenkte ein sieur Altmayer durch einen
Aufsatz in den „Memoires de lAcademie de Metz" (1828 —
29) die Aufmerksamkeit der lothringischen Alterthumsfreunde
auf einen Berg bei Kochern (Eisenbahnstation Benningen)
in der Nähe von Forbach, welchen er „Hieraple" nannte, ob-
wohl er im Munde der (deutsch sprechenden) Umwohner nie
anders als Herappel lautet und auch in der Katasterkarte
von Kochern, sowie im „Diction. du dep. de la Moselle" von
Viville (1817) als Heraple verzeichnet ist.
Durch diese kühne Einschmuggelung eines i in den Namen
wufste es Herr Altmayer plausibel zu machen, dafs zur Römer-
zeit hier eine „Stadt" Hierapolis gestanden habe — man fin-
det auf dem Berge häufig römische Münzen, Urnen, Schmuck-
gegenstände u. s. w. — und, wenn auch noch andere Deutun-
gen des Namens versucht wurden'), die falsche Namensform
') Einige faselten von einem ugöv ' AnoXXuvog , einem Apollo-
Tempel, und neuestens (1877) will man es von „Heurepel ou
Hurepel" ableiten , „qui au moyen-äge signifiait herisse" (stachlig,
borstig), weil die Ruinen des zerstörten Römerlagers „devaient
presenter un aspect herisse" (Raymond Dupriez: „Notices sur
les voies romaines du Hieraple", Metz 1877).
selbst hat sich in den literarischen Kreisen erhalten und ist
sogar in den offiziellen „Dicton, topogr. de l'ancien dep. de
la Moselle" von Bouteiller (Paris 1874) übergegangen.
Es ist daher an der Zeit, den richtigen Namen wieder-
herzustellen, ehe der „Hieraple," welcher bald sein öOjähriges
Jubiläum feiern könnte, Bürgerrecht erlangt hat. Immerhin
mag der letztere als interessantes Beispiel einer Namensände-
rung durch gelehrte Etymologie statt durch die sonst weit
rührigere Volksetymologie erwähnenswerth bleiben. Treten
wir nun dem sonderbaren Namen Herappel etwas näher.
Der zweite Theil desselben gehört ohne Zweifel zum Sanskrit-
Stamme ap, Wasser; man vergleiche dazu den Appelbach,
Nebenflufs der Nahe, und Münsterappel an demselben, 9.sec.
Apula (Förstem. II, 98 f).
Am südöstlichen Abhänge des Herappel nämlich, etwa
10 m. unter dem Gipfel, rinnt ein spärliches Wässerchen am
Fufse einer Felswand hervor; in dieselbe ist eine runde Nische
wie eine Absis eingehauen. Daneben steht eine kleine Ka-
pelle, ebenfalls in den Buntsandsteinfelsen eingemeifselt oder
vielleicht aus einer natürlichen Grotte durch Vermauerung
des offenen Theiles hergestellt. Sie ist der heil. Helena ge-
weiht, und zahlreiche in den ausgewitterten Felsen und das Ka-
pellenfenster gesteckte Kreuzchen (aus Zweigen, Halmen u. s. w.)
bezeugen die Verehrung, deren sich dieser Wallfahrtsort seitens
der Landbewohner erfreut. Das Wasser gilt als heilkräftig
gegen Augenleiden ; aufserdera soll den Mädchen, welche in
einer bestimmten Nacht ^) des Jahres hinaufwallen, das glück-
liche Loos blühen, dafs sie sich noch im selben Jahre ver-
heiraten. Man darf wol annehmen, dafs seit alter Zeit diese
Quelle heilig gehalten und die christliche Kapelle, wie so oft,
auf ursprünglich heidnischer Kultusstätte errichtet wurde. Die
rothe, von alten Bäumen überschattete Felswand, die Grotte
daneben, die (schwach eisenhaltige) Quelle so hoch oben und
aus kahlem Steine heraussickernd — das alles mufste auf Na-
turmenschen einen tiefen Eindruck machen. Dazu kommt, dafs
der Berg eine aufserordentlich wichtige Lage hat. Hier
stofsen die alten Völkerstrassen von der Nahe und der Pfalz
über Saarbrücken und aus dem Elsafs über Bitsch nach Frank-
reich zusammen. Auch ist seine natürliche Festigkeit sehr
grofs. An seinem westlichen Fufse fliefst die Rössel, deren
Thal er um ungefähr 400 Fufs überragt. Ein Sumpf (mit
schwach salzhaltigem Wasser) erschwert noch mehr die An-
näherung von dieser Seite, auf welcher er, wie gegen Norden
und Süden, steil abfällt. Nur von Osten her ist er leichter zu
ersteigen. Aber wer von hier aus kommt, stöfst auf einen
mächtigen, künstlichen Erdwall, der das etwa 400 m. breite
Plateau quer durchschneidet. Beide Flanken des dadurch ge-
bildeten, etwa 1000 m. langen Rechtecks sind durch wohler-
») Die Sitte oder Unsitte der nächtlichen Wallfahrten fin-
det sich auch bei der Kapelle der heil. Rufina am Dorfe Ste. Ruffine
bei Metz.
363
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
364
halteue Gräben geschützt. Zugehauene Felsen, an deren einem
im Jahre 1840 eine steinerne Treppe aufgcdeclit wurde, Stein-
haufen als Residuen früherer Gebäude, zahlreiche römische
Ziegel, Münzen, Urnen u. s. w. beweisen, dafs hier ein rö-
misches Castell sich befand. Die römischen Münzen reichen
von Augnstus bis zu Valentinian II. (f 392). Dafs der Berg
aber schon vor den Römern seine Bedeutung hatte, beweisen
weniger die keltischen Münzen und Schmuckgegenstände, welche
neben den römischen, wenn auch in geringerer Zahl, sich fin-
den, als der Name desselben, welcher als keltisch bezeich-
net werden darf (vgl. Förstem. a. a. 0.).
Zum ersten Theil des Namens Her-appel vgl. man die
Herpf, Nebenflufs der Werra, 8. sec. Herifa (statt Her-affa);
die Silva Her-cjmia; das nordwestdeutsche Haar (har) =
Anhöhe, Berg.
Zu erwähnen ist noch, dals unser Berg in der Kataster-
karte von Rofsbrück (1817) „Hoch - Rappel" (vermuthlich aus
Höh -Rappel entstanden) und in Thilloy's „Diction. topogr.
de l'arrond. de Saarguemines" , (Metz 1865) „Hoch - Appel"
genannt ist, und dafs eine Gewanne „Herriss" heifst. — Kel-
tisch ist auch der Name des Dorfes Kochern (14. Cocheres,
Cochem) am Fufse des Herappel. Man vgl. hiezu den Flufs
Kocher in Württemberg, 8. Chochinaha, 9. Chochara, mit
den Orten Ober- und Unter-Kochen (9. in villa Kocheren).
Da kymr. coch = roth (Zeufs, Gramm, celt. Leipz. 1853, S. 744),
so entspricht Kochen, Kochern vielleicht dem deutschen Flusse
Roth, Rothach. Der Bach, an welchem das lothringische
Kochern liegt , fliefst in röthlichem Buotsandstein , und das
schwäbische Unter-Kochen liegt auf den rothbrauuen Eisener-
zen des sog. braunen Jura. Zum Schlüsse sei noch bemerkt,
dafs eine bekannte deutsche Sage sich auch an den Herappel
knüpft, die Sage nämlich von einer verzauberten Prinzessin
(„Mazurina" nennt sie Herr Altmayer), welche als häfsliche
Kröte unermefsliche Schätze bewacht. Ein Schäfer, der das
Unthier dreimal auf den Mund küsse, könne die Hand und
die Schätze der dadurch erlösten Prinzessin erringen. Baron
d'Huart („Revue d'Austrasie", Metz 1837) fügt noch hinzu, die
Prinzessin fliege alle sieben Jahre als Rabe nach dem nahen
Schlofs Helleringen (bei Homburg), welches dann hell erleuch-
tet sei. In der dortigen Quelle bade sie sich in Jungfrauge-
stalt von Mitternacht bis zur Morgendämmerung und kehre
dann wieder in den Berg zurück. Nur Sonntagskinder können die
Beleuchtung des Schlosses sehen und die Prinzessin erlösen. —
II. Tarquimpol.
Nicht weniger klassisch als „Hierapel" klingt der Name
des lothringischen Dorfes Tarquimpol, welches auf einer
Landzunge im Linderweiher, einem Quellsee der Seille bei
Dieuze, liegt. Und wie auf dem Herappel findet man auch
hier häufig römische Münzen und üeberreste von Römerbauten,
so dafs über die ehemalige Existenz einer römischen Nieder-
lassung an diesem Orte kein Zweifel bestehen kann.
Und doch würde derjenige schwer irren, der den Namen
Tarquimpol nach der Analogie von Constantinopel und Gre-
noble (Gratianopolis) etwa als „Stadt des Tarquinius" erklä-
ren wollte, wie es französische Etymologen in der That ge-
than haben.
Wir haben in Tarquimpol einen ganz deutschen Namen
vor uns, nur etwas entstellt durch die umdeutende Volksety-
mologie.
In den Urkunden des 14. und 15. Jahrh. heifst unser
Ort: „Techemphul, Teckemphul;" der letzte Theil ist also
deutlich das mitteldeutsche phul (Sprache Mitteldeutschlands
vom 12.— 15. Jahrb.; Weigand, Wbch. II, 343), nhd. Pfuhl,
und die Formen „Taikenpail, Taikenpaul" des 13. Jahrh.
nähern sich in alterthümlicher Weise dem lateinischen palus *).
Jetzt lautet das Wort im Lothringischen ebenso wie in der
Rheinpfalz und der hessischen Wetterau Pull oder Pul*).
So haben wir im Walde von St. Avold einen Weiher
„Hungerpull", bei Forbach eine Ziegelei „Mehlpoulle" oder
„Mehlpoul" (Mühlpfuhl ?), am Fufse des Herappel den „Fisch-
pouhl", bei Maiweiler (Kr. Bolchen) den „ruisseau de Widen-
pouhl" (Weidenpfubl?). —
Zum ersten Theil des Namens vgl. man das ahd. däha,
goth. thaho, lutum, argilla, und die altdeutschen Ortsnamen
Tachiuse (j. Tachensee), Techengowa, Techinheim, Teckendorff,
Dakenbrunnon (12. Dakenbrunnen, 15. Tagkenborne), die üb-
rigens theilweise zum Personnamen Dago, Takko gehören
(Förstem. I, 325 und II, 440).
Es bleibt nun noch zu erörtern, wie aus Taikenpaul,
Techemphul „Tarquimpol" geworden ist.
Die römischen Münzen, welche die dortigen Bauern so
häufig mit ihrem Pfluge ausgraben, werden von ihnen „tar-
ques"*) genannt, und ohne Zweifel brachten sie den Namen
^) Aui'serdem heifst der Ort im 13. Jahrh. auch Tackembach,
Tockampach.
*) Bei dieser mitteldeutschen mundartlichen Form kann so-
wohl französischer (Lothringen, Pfalz) als niederdeutscher (Pfalz,
Wetterau) Einflufs mitgewirkt haben, ebenso wie bei — troff (nie-
derd. trop, trup), einer mitteldeutschen Nebenform für — dorf,
welche im thüringischen Ohrdruf und in Lothringen sich erhalten
hat. Nur bei vorausgehender Liquida sagt man in Lothringen
in der Regel — dorf (des Wohllauts wegen), ebenso bei voraus-
gehendem Vokal, also: Busendorf, Ewendorf, Grindorf, Neudorf,
Oberdorf, Ottendorf, Remeldorf. Rothendorf, Schwerdorf. Fran-
zösischer Einflufs ist hier unverkennbar, um so mehr als die
Form troff erst seit der französischen Besitznahme die herrschende
geworden ist, wie sich urkundlich nachweisen läfst. Der französischen
Zunge ist troff geläufiger als dorf (vgl. z. B. französ. limitrophe).
Bemerkenswerth ist, dals ein Pachthof Freisdorf oder Fristorf
(15. Jahrh.), vermuthlich nach dem gleichnamigen Kloster bei Bu-
sendorf (jetzt Freistrofi') benannt, im romanischen Sprachgebiet zu
Fristot (en patois: „Frichtou") geworden ist; (liegt 4 Kilom. südl.
von Metz).
') tarque ist eine veraltete Form für französisch targe (vom
365
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
366
ihres Dorfes, den sie sich sonst nicht zu erklären wufsten,
damit in Verbindung. So gelangte das r in den Namen. Die
Form Tarquimpol erscheint in der That erst am Ende des
17. Jahrb. d. h. seit der zunehmenden Verwälschung des vor-
dem deutsch sprechenden Kantons Dieuze. Erst seit dem
30 jährigen Kriege hat die französische Sprache dort die
Herrschaft erlangt, während die Ortsnamen heute noch als
Zeugen für das deutsche Mittelalter dienen können. Der
Kanton hat 23 Gemeinden : 17 davon haben nur deutsche
Namen. Manche derselben sind durch französische oder mund-
artliche Aussprache etwas entstellt, so Domnon oder Domnom
(Dommenheim) , Kerprich (Kirchberg). Drei, weil schon im
Mittelalter an der Sprachgrenze belegen, haben Doppel-Namen,
nämlich Gelucourt— Giselfingen, Mulcey— Metzig,") und Verga-
ville— Wirzdorf oder Wirzhof („Wirtzoff ou Wirtroff", Lepage,
Statist de la Meurthe).
Ober- und Unter-Linder, zwei Gemeinden am Linder-
See, haben von diesem den — jedenfalls keltischen — Namen.
Vgl. dazu die Limmat in der Schweiz, 7. sec. Lindimacus,
und die Lenne, Nebfl. der Weser, 11. Linderinus (Linde rivus?).
Auch der Name des Kantons -Hauptortes Dieuze (12. und
13. Jahrh. Dosia, Dosa) ist wol keltisch; man vergl. dazu
die Töfs, Flufs im Kanton Zürich, 9. sec. Thosa, Toissa.
Dieser Name scheint ,, tobendes, rauschendes Wasser" zu be-
deuten, wie der deutsche Ortsname ,.Doos" (s. Schmeller,
bayr. Wbch, 2. Aufl. hg. v. Frommann, I, Sp. 547). Bei Dieuze
vereinigen sich zwei Bäche, der Verbach und der Spin, mit
der Seille.
Metz. Dr. K. Uibeleisen.
ahd. zarga, Schutzwehr) Schild, alte Münze. Das französische
Wort gieng dann wieder in die deutsche Sprache als „Tartsche"
über. Vgl. Sachs, encycl. frz.-dtsch. Wbch., Berlin 1869, S. 1504 ;
Diez, etym. Wbch. 3. Aufl. I, 410; Weigand, dtsch. Wbch., 2.
Aufl. II, 878. Dafs man die Römermünzen in Tarquimpol „tarques"
nennt bezeugt Beaulieu, Archeol. de la Lorraine, Nancy 1840, II. 39.
*) Wahrscheinlich keltisch; 13. (de) Milcheyo, Muloeyo; 14.
Milcey, Milleoey. 16. Mullecey.
Zur Geschichte der Orgel*).
Der Priester und Organist Caspar Ritter zu Rottweil
verpfändet dem Kloster St. Georgen eine vom Kloster um
60 fl. erkaufte Orgel und verpflichtet sich, dieselbe lebens-
länglich in Stimmung zu unterhalten. 1534, Mai 1.
„Ich Caspar Rütter, priester, Organist vnnd capplon zu
dem balligen crutz der statt Rotwill etc. bekenn offellich vnnd
thün khundt allermeniglich hirmit disem brieff, das ich ainer
auffrechten redlichen schuld schuldig vnnd bekanntlich bin
dem erwürdig vnnd gaistlichen herren, herrn Johann abbte zu
sannt Georgen jm schwartzwald etc., meinem gnedigen herrn
sechzig rinisch gülden an münz landtwerung, die ich jrn gna-
den vmb dero positirff, so jrn gnaden mir zugestellt, zu be-
zalen versprochen vnnd zugesagt, nämlichen auff all sannt Mar-
tins tag järlichen vnnd jetz nest künftig sannt Martins tag
anfachende zechen guldin, jemer so lanng vnnd vill, byfs ge-
melt sechzig guldin bezallt vnnd erlegt werden, alles one jrer
gnaden, dero gotzhus vnnd nachkomen costen vnnd schaden.
Ob aber sach , das ich ernempt positirff verkofftin , was ich
dan an barem gelt erlostin, das selbig ich schuldig, an dem
ausstandt der sechzig guldin zii erlegen vnnd jrn gnaden, so
wit das reichen möcht, abzüzalen. Darzii hab ich mich ob-
ligert vnnd begeben, auch des bey meiner priesterlich würde
versprochen vnnd zugesagt, obermelt orgel widerumb auffzu-
setzen, an welches ort jrn gnaden jm closter sannt Jörgen
gelegen, vnnd ob jrn gnaden begeren, zwo grofs pfiffen noch
jn die orgel zumachen, vnnd die selbig orgel die zeitt vnnd
weill mein eslebens mit stimen vnnd annder notwendigen dingen,
souil mir möglich, zu vnnderhalten , dar zu mein gnedig herr
mir allain die lifferung vnnd costung one alle besoldigung zu
geben; vnnd darzii beredt worden, wan ich das angefengt re-
gall wergklili aufsgemacht hab vnnd jrn gnaden ain willen dar-
zü haben, als dan sy macht vnnd guten fug, sollich regall zu
jrnhannden zünemen vnnd mir darumb auffston lasen vnnd
zalen, was jrn gnaden selbs billich sein bedungket, so dan
an obgenempten sechtzig guldin auch abgezogen werden , wo
das positirff nit verkoufft worden. Des zii gütter sicherhait,
so hab ich vorgenantem meinem gnedig herrn obernempt po-
sitirff vnnd regall vmb vorangeregkt sechtzig guldin schuld
pfandtbar vnnd haft't gemacht. Wo aber ich oder mein erben,
die ich vestiglich hierzu verbindt, bedachten mein gnedig herrn,
jrn gnaden gotzhus vnnd nachkomen, jn masen, wie egelüt
hat, nit bezaltin noch handeldtin, als dan jr gnaden gut fug
vnnd recht, mich vmb jedes vngewert zill vnnd jeden mangel,
wie ich mich dan begeben, als oblut, auch mein erben darumb
anzulangen mit gaistlichem oder weltlichem gcricht, oder sünst
anzugrifl'en mit notten, pfrunden, gannten etc., wie dan vmb
ander schuld züthon sit vnnd gewon ist, jemer so lanng, vill
vnnd genüg, byfs jr gnaden vmb obernempt schuld, auch einen
jeden mangel ersötiget vnnd vernügt wurdet, sampt abtrags
'erlittnen costen vnnd schaden; vor dem allem etc
Geben an sannt Philipen vnnd Jacobs der zwayer appo-
stel aubent, von der gepurt Christi vnnsers herren gezalt fünff-
zechen hundert dreifsig vnnd vier jare."
Pap.-Orig. Des Ausstellers Siegel ist aufgedrückt. Archiv
St. Georgen: Generalia, Conv. 3.
Karlsruhe. M. Gmelin.
Vergl. die Anfrage im Anzeiger 1870, Sp. 299.
367
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
368
Yenetiauer Gläser im germanischen Museum.
ni.
Besonders häutig findet man in Deutschland Gläser bei
denen die Leichtigkeit, mit welcher das Glas in heifsem d. i.
weichem Zustande sich behandeln läfst, Veranlassung gegeben,
dafs eine Reihe von Schmuckwerk an den untern Theil an-
gefügt wird, der theils angeschmolzen, theils, nachdem dies er-
folgt, mit der Zange plattgedrückt ist, wobei endlich theilweise
die Flächen mehrmals mit der Scheere in einzelne losstehende
Streifen zerlegt sind. Man kann nicht sagen, dafs die Form
der Gläser dadurch an Schönheit gewonnen ; ein phantastisches
Element ist aber dazugekommen, welches noch gehoben wird
durch die theilweise Verwendung farbigen Glases zu diesen
Verzierungen. Der direkte Zweck des Gefäfses, daraus zu
trinken und dasselbe während dieses Vorganges bequem und
fest zu halten, wird allerdings geschädigt, und man mag ein
Abgehen von den strengsten Gesetzen der Tektonik darin er-
blicken, dessen Grund baroke Laune ist ; aber es ist doch diese
Laune geradezu angeregt durch die Eigenschaften des Materials,
das sich dazu so bequem bot, dafs selbst der Tektoniker nicht
böse sein kann, wenn der Arbeiter sich so weit durch das
Material hat führen lassen.
Ueber die Zeit des Vorkommens solcher Gläser im Ge-
brauche belehren uns die Gemälde. So prangen sie z. B. auf
dem viel genannten Bilde von Sandrart, welches das in Nürn-
berg abgehaltene Friedensmahl nach Abschlufs des west-
369
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
370
fälischen Friedens darstellt. Vielleicht hat das unter Figur 1
dargestellte damals auf der Tafel geprangt. Es ist nürnber-
gischer Herkunft Vor Jahrzehnten fand es ein hiesiger Kunst-
sammler auf dem Trödelmarkt. Auch Fig. 2 ist nürnbergischer
Herkunft, während Fig. 3 aus Köln stammt. Erstere beide
haben nur rein weifses Glas, bei Fig. 3 ist in den Schlangen-
windungen des Fufses ein bräunlich rother Streifen eingeschlos-
sen, während bei einem zweiten, fast vollständig damit über-
einstimmenden, gleichfalls aus Köln kommenden, die flügelarti-
gen Ansätze und die Köpfe der Schlangen hlau sind, ebenso
der Vogel auf der Spitze des Deckels. Die Höhe von Fig 1
beträgt 46,5, von Fig. 2 : 26,5, von Fig. 3 : 39,5 cm.
Nürnberg. A. Essenwein.
Der Streit der Bauern mit dem Klerus.
Ganz im Ton der alten Vagantenlieder ist das nachfolgende
Gedicht verfafst, welches vielversprechend beginnt, weiterhin
aber die Erwartung wenig befriedigt, indem auf die eigentlichen
Klagepunkte der Bauern gar nicht eingegangen wird. Doch
ist es immerhin der Mittheilung werth. Ihm fehlt der hohe
Schwung des 12. und 13. Jahrhunderts, auch die damals so
häufigen Anspielungen auf lateinische Dichterstellen ; ich möchte
es dem 14. oder 15. Jahrhundert zuschreiben, und für diese
Zeit gehört es zu den besseren. Auf fremden Ursprung deu-
tet nichts, und der Spott über den Uebermuth der Bauern
weist nach Baiern und Oesterreich; er erinnert an Neithart
von Reuenthal. Zwei Handschriften sind von mir benutzt,
eine Münchner von Hartmann Schedel 443, i. 160 und ein cod.
Voss. gr. in quarto 30 chart. saec. XVI, f. 176 , der Leydener
Bibliothek. Der letztere ist durch eine arge Versetzung ent-
stellt; übrigens aber stimmen beide auch in den Fehlern fast
immer überein. Diese habe ich zu verbessern gesucht, doch
ist es nicht immer gelungen.
Altercatio rusticorum et clericorum mota per eos
coram domino papa tanquam judice assumpto.
1. Hec est disputatio nova rusticorum,
Mota contra clericos et jus prelatorum,
Qui volunt arguere per nephas ipsorum,
Quod clerici spoliant se bonis eorum.
2. Multa sunt gravamina que possunt allegare,
Velut contra clericos contendunt probare,
Quapropter in judicem volunt concordare,
Coram quo propositum queant agitare.
3 ,
üt Sit favorabilis bis in jndicando,
Suas contra clericos causas auscultando
Easque sententia justa terminando.
StrnnV,^ ^"'"f*^ L\, ^' ^ ^''^^^ ' ^^'^'" vielleicht auch eine ganze
fehlt 1 'i'e^V^'^l des Schiedsrichters erzählt wurde. 3, 2 hia
Propositio rusticorum.
4. „Sancte pater, clerici non cessant gravare
Nos modis quam pluribus, quos vobis raonstrare
Ad presens intendimus, necnon informare,
Qnibus nos faUaciis nituntur tractare.
5. „Ad sua judicia primo nos citantes,
Injuste pro libito dictorum vexantes,
Comparentes graviter ibi nos mulctantes,
Nullamqne legittimam causam assignantes.
6. „Et si nos contingeret forum dechnare,
Casu nos deproperant excommunicare.
In qua nos sententia tenent, pater care,
Donec nos oporteat hijs optata dare.
7. „Et cum obtinuerint tunc res affectatas,
Non solent inducias nobis dare gratas,
Sed novas excogitant fraudes coloratas,
Quibus nobis auferunt res eis optatas.
8. „Et sie nos cottidie gravare studentes,
Deum neque populum in nullo verentes,
More lupi rapidi uostra rapientes,
Suas nunquam poterunt satiare mentes.
9. „Legibus quam pluribus expresse cavetur,
^e quis ad Judicium injuste vocetur:
Si fiat contrarium, vocans condemnetur
In expensis debitis, reus absolvetur.
10. „Dicit lex, quod neminem preco auscultare
Vult, ni sibi poterit causam assignare,
Suum adversarium cum facit vocare
In jus, quod clarissime tenetur probare.
11. „Adhuc nobis faciunt res deteriores,
Polluendo filias nostras et uxores.
Ob hoc inter conjuges nascuntur rancores
Et rumpuntur soliti penitus amores.
12. „Ob quod factum conjuges solent diffamari,
Maritorum pariter fama denigrari,
Sacerdotum conjuges solent appellari,
Sacerdotis feminam vir tenens mechari.
13. „Meretrices filie solent acclamari,
Quarum ob infamiam spcrnitur sie vita,
Quod privantur maribus hac re vili scita:
Has post bene mittere res est inaudita.
14. „Vendunt nobis clerici sacram sepulturam.
Quam non decet vendere per sacram scripturam,
Quod reputant canones symoniam puram,
Esse contra judicant divinam culturam.
15. „His modis et aliis cruciant nos cleri,
Contra quos de cetero petimus tueri
Per vos, judex populi pariterque cleri,
Et de his justiciam nobis exhiberi."
4, 2 plurimis 2. 5, 2 ob doctorum? 5, 3 et ibi 1. 8 4
Suorum und satiari 1.2. 10, 1 Die und ascultare 1. ob pretor? H 1
Aducl.2. 13,1 Meretricisifilie fores. 1.2. Der Reim ist hier in Un-
ordnung. 13, 2 Suaruml. Euarum2. 14, i. Et se 2. 15, 1 trucidant2
371
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
372
Respondent clerici.
16. Respondent sie clerici ad objeetiones
Rusticorum, frivolas allegationcs
Cassautes per canonum legumque sanctiones,
Et per plures alias veras rationes.
17. „Insensati rusfici! quis demou movebat
Vos talia dicere, vel quis cousulebafr'
Nam nuUus est fatuus tantus quin sciebat,
Quod hec disputatio pessime tiebat.
18. „Cernite vos rustici, quod clericatura
Dignior est omuibus rebus in natura,
Nam cum primo nascitur buraana figura,
Indiget continuo divina scrii>tura.
19. „Baptismus est janua, per quam quisque natus
Transit, cum oporteat, quod sit baptizatus,
Per quem sit a manibus bostis liberatus,
Et divino cultui redditur mox gratus.
20. „Et sie a primordio bumane nature
Indiget auxilio divine scripture,
Et semper in posterura, si vivat, de jure
Regitur dogmatibus quis clericature.
21. „In fine cum exigit debitum natura,
Ut quando tinalia dissolvuntur jura.
In defuucti decens est quod sit sepultura
Et sie Status ultimus sit clericatura.
22. „Sicut animalia bruta viveretis,
Ni sensum a clericis vos addisceretis :
Nee primo nee medio reete viveretis,
Neque fine debito vitam tiniretis.
23. „Sicut corpus alitur cibo corporali,
Sic fruitur anima cibo spiritali,
Qni cibus acquiritur more clericali
Vivendo, non firmiter more rusticali.
24. „Dicit Aristotiles, quod non evitatur
Malura nisi cognitum, et sie ordinatur
Ne tiat, sed melius ut preeaveatur,
Ne forte ab aliquo post hoc eommittatur.
25. „Res ipsas eognoscere causis ignoratis,
Est contra philosophum et indecens satis,
Et tarnen vos rustici jam seire putatis
Effectus totaliter causis ignoratis.
26. „Sic est impossibile, quod contra naturam,
Deum bene colere nisi per scripturam.
Per quam nos addiscimus fideique puram
Doctrinara quam colimus diviuam scripturam.
27. „Scripturarum rustici penitus ignari
De se numquam poterunt hec imaginari,
Sed abseultant clericos predicando fari,
Quibus modis poterunt si velint salvari.
28. „Talis est proprietas asiui, quod lire
Solet libentissime sonitum audire,
Qui sonus in auribus ejus sonat mire:
Hüne si posset frangeret tarnen invenire.
29. „Rustici, consimilem modum vos habetis,
Nam dei servitium a elero velletis
Habere, quos odio tanto vos habetis,
Quod si potueritis, vita privaretis.
30. „AUegationibus vestris respondere
Est leve, qui poterit prcdicta videre.
Et primo cum dicitis, quod spoliavere
Vos jam bonis clerici, non est verum vere.
31. „Sed ineorrigibiles vestri vos excelssus
Vestris bonis spoliant, armatus incessus.
Et vivendi pariter modus immodestus :
Pro bys census deperit, fit vir inhonestus.
32. „Propter culpam sentiens damnum non veretur,
Sentire lex asserit, sed juste mcretur
Quod sue stulticic damnum imputetur,
Nee meretur veniam, si per hoc gravetur."
Dieunt clerici domino pape:
33. „Super bys sententiam vestram promulgari,
Sancte pater, petimus, per quam terminari
Ista lis jam valeat, quam plus protelari
Non decet, sed debito fine terminari".
Papa sententiando et terminando dicit:
34. „Dicimus quod rustici pessime fuere
Moti, quando clericis se opposuere,
Quibus reverentiam semper exhibere
Deberent, non jurgia contra hos movere.
35. „Semper vellent rustici peccata peccatis
Addere cottidie, spreta sanctitatis
Vita nee non optima norma castitatis,
Quod eis permittere foret nepbas satis.
36. „Ut fuit propositum ex parte eorum,
Omnis Status regitur per os clericorum,
Quapropter est rusticis nlmis indecorum,
Contra cleros surgere, qui sunt norma morum.
37. „Idcirco de cetero dicimus immergentes,
Ut cleris in omnibus sint obedientes.
Si fiat contrarium, cleris concedentes,
Rusticos corrigere semper delinquentes.
38. „Et sie ipsos volumus a cleris mulctari,
Quotiens delinquerent, et suppeditari.
Qui vellent indebite nimis exaltari,
lUos vult coramuniter mox jus humiliari.
39. „Rogemus ut dominus, qui est rex virtutis,
Cunctos rcgat clericos in via salutis.
Et det cunctis rusticis viciis poUutis,
Se parare firmiter ad viam salutis."
Disputatio rusticorum et clericorum explicit
f oeliciter.
Berlin. Wattenbacb.
16, 3 legum 1. 2. 17, 3 tutus 2. 18, 2 omnis 1. 19, 2 et
op. 1. 2. 20, 4 qua 1. In 2 eine zweifelhafte Abkürzung. 21,2
ob Et? 23, 2 spirituali 1. 2. 24, 3 Non fiat 1. 2. 24, 4 Nesci-
tur ab 1.2. 25,2 ei ind. 1.2. 25,4 — 32, 2 stehen in 2 nach 37,3.
26,4 so 1.2; vielleicht quod. 27,2 potuerunt 1. 28, 2 Solent 2.
28 , 4 d. h. Hunc tarnen si posset invenire frangeret. 31, 2
b. vos spol. 1. ineestus 1. 2. 31, 4 fit habe ich zugesetzt. 36, 1 cleri-
corum 1. 2. was den Vers stört. 36, 2 rusticorum 1. 2. 36, 4 cleri-
cos 1. 2. 37, 1. So 1. 2. 37, 2 clericis 2. 37, 3 clericis 1.2. 38, 1
clericis, 1. 2. 38, 2 delinquunt 1. delinquent 2. ei 1. 2. 38, 4 Hos
1. 2. 39,4 Et par 2. Die Unterschrift nur in 1.
(Mit einer Beilage.)
'Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1877. ^ 12. December.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Dec. 1877.
Wir dürfen das Jubiläumsjahr des Museums mit der Mitthei-
lung schliefsen, dafs Se. Hoheit der regierende Herzog von Sach-
sen-Meiningen einen Beitrag von 300 m. zum Baufond gespendet,
Se. Erl. Herr Graf von Giech zwei Obligationen zu je 100 fl. zur
Verwerthung für die Waffensammlung zum Geschenke gemacht,
dafs die Hahn'sche Buchhandlung in Hannover 200, die Buch-
handlung von Dietrich Reimer in Berlin (Reimer und Höfer) 100 m.
für die Incunabelnsammlung gegeben haben.
Der Landrath des Kreises Mittelfranken hat in Folge eines
Postulates der kgl. Regierung den jährlichen Kreisbeitrag für
1878 von 600 auf 1500 m. erhöht.
Der Magistrat der Stadt Nürnberg hat eine Reihe eben so in-
teressanter als kostbarer mathematischer und astronomischer In-
strumente und Apparate aus der Zeit vom 12. bis 16. Jhdt. dem
Museum zur Aufstellung in seiner Sammlung wissenschaftlicher
Instrumente überlassen.
Die Verloosung zu Gunsten des Augustinerbaues hat plan-
gemäfs am ersten December stattgefunden und die noch nöthigen
Mittel zur Deckung der Kosten des Baues geliefert. Wir danken
dies Resultat den Werken der opferwilligen Künstler, welche uns
zur Ausstattung der Lotterie zur Verfügung standen. Wie früher
mitgetheilt, hatten wir bei der ersten Lotterie nur einen Theil
der geschenkten Kunstwerke der Verloosung unterstellt, einige
derselben waren nicht rechtzeitig abgeholt worden und somit
heimgefallen; diese Bestände bildeten die Grundlage für die Ver-
loosung. Doch sind noch die Gaben einiger Herren neu hinzuge-
kommen, so dafs eine noch werthvollere Reihe als das erste Mal
dem glücklichen Gewinner zu Gebot stand. Um die Sache noch
mehr zu fördern, hatte die bayerische Regierung genehmigt, dafs
auch einige Geldgewinne damit verbunden wurden. Die neuen
Gaben sind uns von folgenden Herren zugegangen, die theilweise
auch schon für die erste Lotterie geliefert hatten: Bruckmann,
Kunstverleger, in München; Ebersberger, Maler, in Nürnberg;
Essenwein, Direktor, in Nürnberg; Flüggen, Maler, in München:
Gussow, Professor, in Berlin; Liezen -Mayer, Maler, in Mün-
chen: Knoll, Professor, in München; kgl. Kunstgewerbschule
in Nürnberg; Raab, Professor, in München; Raupp . Professor,
in Nürnberg; Rösner, Professor, in Nürnberg; Schwabe, Pro-
fessor, in Nürnberg.
Leider haben wir auch beizufügen , dafs unser erst vor Kur-
zem ergänzter Verwaltungsausschufs einen schweren Verlust durch
den Tod des Geh. Regierungsrathes Frhrn. v. Ledebur, vormaligen
Direktors der kgl. Kunstkammer in Berlin,, erlitten, der seit der
Gründung diesem Ausschusse angehört und, bis seine Körperkräfte
fernere Mitwirkung unmöglich machten , mit allem Eifer an den
Geschäften und Berathungen Theil genommen hatte.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet:
Von Distriksgemeinden : Osterhofen. 18 m. Rothenburg
0. T. (statt früher 43 m.) 50 m. Schillingsfürst (statt früher 26 m.)
30 m.
Von Vereineu: Mergenthelm. Turnverein 2 m.
Von Privaten*): Arnsberg. Steinmann, Regierungspräsident,
3 m. Augsburg. Carl Chur, Controleur, 2 m: Albert Frommel,
Fabrikdirektor, 3 m. ; Joh. Math. Hofmann, Weinhändler, 2 m.;
Eberhard Moos, Agent, 3 m.; Jos. Oberdorfer, Antiquitätenhänd-
ler, 2 m.; Paul Post, Vorstandsbeamter der Reichsbankstelle, 3 m.;
Jos. Pütz, Bankdirektor, 3 m. ; Carl Frhr. v. Reitzenstein , k. Ar-
tillerie-Hauptmann, 3 m.; Heinr. Sachs, k. Postoffizial, 3 m.; Paul
Schmid, Banquier, 3 m. ; Joh. Bapt. Schubert, Antiquitätenhändler,
2 m. Breslau. Leo Molinari, Commerzienrath , 10 m.; Th. Moli-
nari, Kaufmann, 10 m.; Dr. phil. Pfotenhauer 3 m. Büdingen.
Haupt, Architekt, 1 m. ; v. Hertling, Regierungsassessor, 2 m. ;
Hoos, Steuerkommissär, 1 m.; KHetsch, Kreisrath, 2 m. ; Volk,
Postmeister, 1 m. Crailsheim. Geier, Kaufmann, 2 m.; Schuster,
Betriebsinspektor, 2 m.; Vayhinger, Kaufmann, 2 m. Dinkelsbiihi.
Max Bauer , k. Sektionsingenieur, 2 m. ; Heinrich Dreykorn , In-
genieur, 2 m. ; Karl Gengier, Bezirksamtsfunktionär, 2 m.; Karl
Jacubetzki, Bezirksamtsfunktionär, 2 m.; N. Pfisterer, k. Rentbe-
amter, 2 m. Forchheim. Collorio, k. Bezirks« eumeter, (statt früher
2 m.) 3 m.; Drausnik, k. geistl. Rath, 2 m. ; Düring, k. Forst-
meister, 3 m.; Franz Greif, Maurermeister, (statt früher 2 m.)
3 m.; Hübsch, k. Bezirksamtmann, 2 m.; Friedr. Thelemann, k.
Bezirksamtmann (statt früher 2 m.) 3 m. Freudenstadt. G. Bern-
hardt, Werkmeister, 2 m.; Henninger, Realleh:
rer.
Heil-
bronn a. N. Bel'sler,' Hilfsrichter, 2 m.; Dr. Fr. Betz , Arzt, 2 m.;
Dr. A. Bilfinger, Fabrikant, 2 m.; Dr. Dürr, Professor, 2 m. ; Dr.
Egelhaaf, Professor, 2 m.; Hartmann, Präceptor, 2 m. ; Ernst Hö-
ring, Hilfsrichter, 2 m.; Dr. v. Marchtaler, Arzt, 2 m. Hersfeld.
Dr. Duden, Direktor, (statt früher 2 m.) 3 m. ; Israel, Überamts-
richter, 3 m., Manuls, Gymnasiallehrer, 3 m. ; Meyer, Professor, 3 m.
Hohenstein. Beruh. Carl Abigt, Bürgerschuldirektor, 3 m. : Fritz
Beck, Kaufmann, 3 m. ; Carl Gruber, Kaufmann, 3 ra.; Dr. phil.
Gust. Ad. Lange, Pfarrer in Oberlungwitz, 3 m.; Robert Meisch,
Kavifniann, 3 m,; Edmund Reinhard, Kaufmann, 3 m. ; Dr. med.
Robert Schneider 3 m.; Willi. Ed. Weber, Kaufmann, 3 m. Karls-
ruhe. Dr. M. Graelin, grofsh. Archivi-ath, 3 m. Kaufbeuren. Dorn,
Buchdrucker, 5 m.; Hafther, Grol'shändler , 3 m. Leitmeritz. .Tp-
seph Schnek, Prof. a. d. Communal-Realschulo. 2 m. LUbeck. Dr.
jur. Benda, Advokat und Notar, 3 m. Ludwigsburg. Hacker, Amt-
mann, 2 m. Mellrichstadt. Joseph Hergenrother, Lehramtskandi-
dat, 2 m. Mergentheim. Dr. Berg, Stabsarzt, 2 m.; Dr. Gfrofs,
Rechtsanwalt, 2 m. ; Dr. lletzel, Rechtsanwalt, 2 m. ; Kauflmann,
Umgelds-Commissär, 2 ni. Naila. Eccard, k. Pfarrer, 2 m. Neu-
titschein (Mähren). Paul Hartmann, Geschäftsführer, 2 m. ; Max
Preisenhammer, Tuchfalirikant, 2 m,; Carl Schnack, k. k, Landes-
gerichtsrath, 2 m. Nürnberg. Achtmann, Stadtkaplan, 3 m.; Spre-
cher, Stadtkajilan, 3 m. Oschatz. Ackermann, Postmeister a. D.,
1 m.; Bach, Seminaroberlehrer, 2 m.: KloCs , Zahlmeister des 1.
Ühlanen-Regts., Im. 50 pf.; Kriebel , Kaufmann, 1 m. ; Lehmann,
Stadtrath, 2 m.; Marthaus, Fabrikant, 2 m. ; Schödel, Ssininar-
oberlehrer, 2 m.; Sieber, Schuldirektor, 1 m.; Stübel, Bürgermei-
ster a. D. 1 m. Ribnitz. i. Meckl. zur Nedden, Pastor, 1 m. Ro-
tenburg. Rabe, Staatsanwalt. 5 m. Salzungen. Beck, Archidiako-
nus, 2 m.; Gleichmann, Oberkirchenrath. (statt früher 3 m.) 6 m.
Schleitz. Meier, Gymnasiallehrer, 2 ni. ; Stud. phil. Walther Schorr
*) Im vorigen Verzeichnisse lese man unter Freiberg ..Friedr. Aug. Laue"
sttitt Lauer.
375
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
376
50 pf. Schwabach. Kern, Seminarhauptlehrer, 2 m. 50 pf. ; Rosen-
bftuer, Pfarrer, 2 m. 5 pf. Stuttgart. Dr. v. Holder, Obermedizi-
nalrath, (statt früher 3 m. 43 pf.l 5 m.; Müller, Controleur beim
Interkalarfond , 2 m.; Trier, v. Wulff, Regierungspräsident, 3 m.
Zerbst. Stier, Direktor, (statt früher 3 m.) 5 m.
Kinmalige Beiträge für allgemeine Zwecke wurden folgende
gespendet:
Von Privaten : Bärn. (Mähren) Hans Lichtblau, Freigutsbe-
sitzer, i ni. Biebrich. Finsterwalder, Gymnasiallehrer 1 m. Burg-
haun. Gunkel, Oheramtsrichter, 2 m. Dillenburg. Antweiler, Rent-
meister, 2 m. ; Dr. Braun, Gymnasiallehrer. 1 m. 50 pf. ; Dannen-
berg, Grubenverwalter, 1 m.; Ebertz, Brauereihesitzer, 1 m. 50 pf.
Friedrich, Kreisgerichtsrath , 2 m. ; Heinck, Kreisgerichtsdireotor,
3 m:; Heintz, Seminarlehrer, 1 m. ; Hennes, Rentner, 1 m. 50 pf.;
Dr. Hirschberg, Gymnasiallehrer, 1 m.; F. Jung, Rentner, 3 m. ;
Kegel, Oberlehrer, 3 m. ; Kuhse, Oberlehrer, 2 m. ; Löwer, Semi-
narlehrer, Im.; Nehm, Geometer, 1 m.; Schreiner, Pfarrer, 1 m. ;
Seel, Buchhändler, 2 m.; Dr. Speck, Sanitätsrath , 2 m.: Prof.
Spiefs, Gynasialdirektor , 2 m.; Stahl, Hofgerichtsrath a. D. 1 m.
50 pf.; Steubing, Dekan, 2 m.; Vogt, Lehrer, 1 m.; Waterloo,
Kreisgei-ichtsrath, 3 m. ; Weidenbach , Buchdruckereibesitzer, 2 m.
50 pf.; Dr. Winnen 2 m.; Zintgraif, Rentner, 2 m. Friedewald. Wip-
permann, Amtsrichter, 3 m. Hersfeld. Xylander, Baumeister, 2 m.
Neutershausen. Büff, Amtsrichter, 3 ni. Niederaula. Burghardi,
Amtsrichter, 3 m. Olmütz. Dr. A. Brecher, Arzt, 2 m.; Dr. Jul.
Eben, Concipient, 2 m.; Dr. A. Lewin, Advokat, 2 m. Oschatz.
Dom, Baumeister, 2 m.; Flemming, Rechtsanwalt, 1 m. ; Klols,
Zahlmeister des 1. Uhlanen-Regts., 3 m. ; Kopp jun. , Banquier,
Im.; Kopp sen., Sparkasserendant, 1 m.; Nüster, Kaufmann, 1 m.;
Pfitzer, Fabrikbesitzer, 2 m. ; Schmidt, Landbaumeister a. D., 3 m.
Rotenburg. Becker, Rektor, 2 m. ; Berge, Kantor, 1 m. 50 pf. ; Ber-
lein, Rechtsanwalt, 2 ra.; Etienne, Kreisgerichtsrath, 2 m. ; Ficken-
wirth, Reallehrer, 2 m.: Gleim , Kreisgerichtsrath, 2 m.; Gleim,
Rechtsanwalt, 3 m.; Hitzeroth, Rentmeister, 2 m.; v. Müldner,
Justizrath, 2 m. ; Schmidt, Kantor, 1 m.; Stamm, Oberförster, 3 m.;
V. Winkler, Staatsanwalt, 3 m. Schässburg. Gymnasiasten 8 m.
90 pf. Sontra. Bartels, Eisenbahnsekretär, 2 m.; Köhler, Amts-
richter, 2 m. Spangenberg. Curth, Amtsrichter, 2 m.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
L Für die kunst-
und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 7893-7901.)
Finkenbach (Pfalz). J. Schneider, Pfarrer: Bruchstück ei-
ner Fulsbodenfhese, 14. — 15. Jahrh. ; 9 kleine Silbermünzen,
17.— 18. Jahrh. — London. George Ellis: Porträt des Matth.
Buchinger, Kupferstich des 18. Jahrh., neuer Abdr. — Neustrelltz.
Se. Kgl. Hoheit der Grolsherzog Friedrich Wihelm v.
Meklenburg-Streli tz : Drei Gypsabgüfse der Chorstuhhvangen
des Domes zu Ratzeburg. — Nürnberg. W. Beils, Privatier: 12
Papierabschläge von Rechenpfenninen. 18. Jahrh. Freifrau v.
Krefs, Wittwe, geb. v. Königsthal, und Major Frhr. v. Königs-
thal: Ein Belagerungsspiel, bestehend aus mehreren Brettern und
vielen Figuren, 17. Jahrh. Th. Frhr. v. Tucher: 2 lebensgrol'se
Steinfiguren, 14. Jahrh. — Reichenhall. Frau Spinngruber,
Bergwardeinswittwe : 2 Waldhurner, 18. Jahrh. — Salzungen.
Gustav Lommler, Oberlehrer: Ein Stück gemalte Loinwand-
tapete, 17.-18. Jahrh.; 4 Flugblätter, 19. Jahrh. — Stuttgart.
E. B. K. : Die Städtewappen des Königreichs Württemberg, l'ar-
bendruckblatt des Herrn Geschenkgebers.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 37,490 — 37,544.)
Bamberg. Historischer Verein fü r Oberf r an k e n : Ders..
39. Bericht etc. v. J. 1876 1877. 8. — Bayreuth. Histor. Verein
für Oberfranken: Ders.. Archiv etc., Bd. XllI, 3. Heft 1877. 8.
Kraufsoid, Dr. Theodorich Morung der Vorbote der Reformation
in Franken. L Thl. 8. — Berlin. Kaiser 1. statist. Amt: Stati-
stik d. deutschen Reichs; Bd. XXVH. 1877. 4. Dr. v. Cuny,
Uuivers.-Prof. : Revue d'Alsace ; VL annee, 1877, oct. — dec. 8.
Gesellschaft iür Anthropologie, Ethnologie u. Urge-
schichte: Dies., Zeitschrift etc.; LX. Jahrg. 1877, H. IV. 8. —
Bern. Allgem. geschichtforschende Gesellschaft der
Schweiz: Dies., schweizer. Urkundenregister; H. Bd., 5. H. 1877.
8. Dr. B. Hidber, Univers.-Prof. : Schweizer. Urkundenregister.
Bd. HI, 4. H. 1873. 8. Dr. G. Trächsel, Professor: Ders., kunst-
geschichtl. Mittheilungen aus den bernischen Staatsrechnungen v.
1505—1540. 1877. 8. Histor. Verein des Cantons Bern:
Ders., Archiv etc., IX. Bd., 2. H. 1877. 8. Sterchi, Aarberg bis zum
Uebergang an Bern. 1877. 8. — Bonn. Dr. Schaaf fh au s en, Univ.-
Profess. : Die Anthropologen-Versammlung in Constanz (Sept. 1877)
8. — Braunschweig. Commission für die braunsohw. Ge-
werbe-Ausstellung. Die braunschweigische Gewerbe - Aus-
stellung 1877. 8. — Bregenz. Vorarlberger Museums-Ver-
ein : I)ers., XVI. Rechenschaftsbericht etc.; 1875 — 76. 4. —
Bruxelles. Societe Beige de geographie: Dies., bulletin etc.
I. annee, 1877. Nr. 5. 8. — Czemowi'tz. Franz Adolf Wicken-
haus er: Ders., Moldavva oder Beiträge zu einem Urkundenbuche
der Moldau u. Bukowina. II. Abth. 1877. 8. — DonauBSchingen.
Karl Egon Fürst zu Fürstenberg: Riezler, Fürstenl/ernisches
Urkundenbuch. II. Bd. 1877. 4. — Düsseldorf. Dr. J Schneider,
Professor : Ders., neue Beiträge zur alten Geschichte und Geogra-
phie der Rheinlande; 11. Folge. 1878. 8. — Erlangen. Physikal.-
medicin. Societät: Dies., Sitzungsberichte etc.; 9. Heft, 1877.
8. — Florenz. Carlo Pancrazi: Ilivista Europaea, vol. IV, fasc.
5. 1877. 8. — Freiburg. Kirchl. histor. Verein f. Gesch.,
Alterthum skunde und christliche Kunst d. Erzdiöcese
Freiburg: Ders., Froiburger Diöcesen-Archiv ; XI. Bd. 1877. 8.
— Hamm. M. F. Essellen, Hofrath : Ders., die westfälischen
Frei- oder Femgerichte. 1877. 8. — Hannover. Architekten- und
Ingenieur- Verein: Ders., Zeitschrift etc.; Bd. XXIII, 4. Heft.
1877. 2. — Lübeck. Dr. C. W. Pauli, Oberapp. Ger. Rath a. D.
Ders., Lübeckische Zustände im Mittelalter ; III. Recht u. Kultur.
1878. 8. Senatder freien und Hansestadt: Codex diplomaticus
Lubecensis. V. Th. 1877. 4. Verein für Lübeckische Gie-
schichte und A Iterthu mskunde : Ders., Bericht etc. f. d. J.
1876. 4. — Mainz. Dr. K. G. Bockenheim er, grofsh. bad. Bezirks-
gerichtsrath : Ders., Mainz zur Römerzeit. 1877. 8. — Montauban.
Societe archeologique de Tarn- et-Garonne; Dies., bul-
letin archeologique et historique; t. V, 3. trimestre, 1877. 8. —
Neisse. Philomathie: Dies., 19. Bericht etc. 1874—1877. 1877.
8. — Nürnberg. Fr. Beckh, Kaufmann: 46. Bericht des Direkto-
riums der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft in Nürnberg. 1877. 4.
Festgabe zur Gedächtnilsfeier des 25 jähr. Bestehens der k. priv. Lud-
wigs-Eisenbahn Nürnberg-Fürth. 1860. 8. Freifrau v. Kress,
A])pellrathswittwe, geb. V. Königsthal, u.Frhr.v. Königsthal, Major
a. D. : König a Königsthal, corpus juris Gerraanici publici ac pri-
vati. t. I. u. n. 1760 u. 6G. 2. — Prag. Verein f. Geschichte
d. Deutschen in Bölimen: Ders., Mittheilungen etc.; XVI. Jhg.
Nr. 2. 1877. 8. — Salzungen. Gustav Lomler: de Gohren. me-
dicorum priscorum de signatura imprimis plantarum doctrmu. J840.
8. Schul-Organisation des Kantons Schwyz. 1841. 8. Troxler, der
Baselerbehörden merk- u. denkwürdiges Verfahren gegen einen
Hochschullehrer im Jahre 1831. 1835. 8. Bundesverfassung der
Schweiz. Eidgenossenschaft 1848. 8. Gedenkbucli der am 10. Feh.
1852 vollzogenen Vermählung S. K. H. des Erbgrofsh. Peter v.
Oldenburg u. J. H. der Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg.
1852. 8. Neuenburg, die Schweiz u. Freul'sen. 1856. 8. Sonderabdr.
Für Schleswig Holstein! 1864. 8. — .Schwarzenberg. A. Mörath.
fürstl. Archivassessor: Weil'sel, Hanns Freiherr von Schwarzenberg.
1878. 8. - Stuttgart. Gebrüder Kröner, Buchhdlg. : Dies.,
Hackländer und seine Erben. 1877. 8. Sonderabdr. — Terlan.
K. Atz, Beneficiat : Ders.. die christl. Kunst in Wort u. Bild;
Lief. 9 — II. (Schlufsj. 8. — Wernigerode. Harz-Verein f. Gesch.
u. Alterthumskunde: Ders., Zeitschrift etc.; X. Jahrg. 1877.
8. — Wien. Franz Rxiha, Oberingenieur: Ders.. Eisenbahn-
Unter- und Oberbau?; I.— IH. Bd. 1876—77. 8. Ders., die Bedeu-
tung des Hafens von Triest für Oesterreich; 2. Aufl. 1874. 8. Son-
377
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
378
derabdr. Ders. , suU'importanza del porto di Trieste per l'Austria.
1874. 8. Ders., der Bergsturz bei Steinbrück. 1877. 8. Ders.,
zum Stollenfeste in Cochem. 1877. 8. Sonderabdr. Ders., Beur-
theilung des St. Gotthard-Tunnelbaues. 1875. 4. Ders., Pilsen-
Deggendorf. 1877. 4. Ders., über den Bau d. alten steinernen
Brücke zu Regensburg. 1876. 4. Sonderabdr. Denkschrift des
Österreich. Ingenieur- und Architekten- Vereines über die von
ihm beantragten sanitären Verbesserungen. 1875. 8. — Zürich.
Dr. Gottfr. Kinkel: Ders., das Kupferstich - Cabinet des eid-
genöss. Polytechnikums. 4.
Schriften der Akaderaieen, Museen und historischen Vereine.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen. XVI. Jhrg. Nr. IL Redigirt von
Dr. Ludwig Schlesinger. Nebst der literarischen Beilage.
Redig. Aon Dr. Matthias Pangerl. Prag. 1877. 8.
Eger und Friedrich von der Pfalz. Von Ed. Kittel. —"Künst-
ler der Neuzeit Böhmens. VI. Jos. v. Führich. Fs. Von Rud.
Müller. — Wissenschaftlicher Schwindel aus dem südlichen Böh-
men. Von Th. Wagner. — Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wartenberg. Von Wilh. Feistner. — Miscellen: Ueber die Chro-
nik des Minderbruders Nikolaus von Böhmen. Von J. Loserth.
— Notiz. — Vereinsangelegenheiten.
Mittheilungen des k. k. Oesterreich. Museums für
Kunst und Industrie. (Monatsschrift für Kunst u. Kunstge-
werbe). XIL Jahrg. 1877. Nr. 147. Wien. 8.
Der Kirchenschmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereins der Diöcese Seckau. VIII. Jahrg. 1877.
Nr. 10 u. 11. Graz. 8.
Das heilige Sakrament des Altars in seiner Aufbewahrung. —
Der König der Instrumente. V. — Die Glocke von Palästina.
(Forts, u. Schi.) — Vereinsangelegenheiten etc. etc.
XVI. Rech e nschaft s-B.ericht des Ausschusses des
Vorarlberger Museums-Vereins in Bregenz über den
Vereins -Jahrgang 1875/76. Bregenz. 8.
Vereinsangelegenheiten. Das Zeitalter der Bronze mit beson-
derer Berücksichtigung ihrer Ueberreste in Vorarlberg und Lichten-
stein. Von S. Jenny. Mit Abbild. — Inschriften aus Vorarlberg.
— Die Schlitten der gräfl. Familie von Hohenembs. Von S. Jenny
(Mit Abbild). — Lehenbrief v. 1361. — Eine Magistrats - Sitzung
in Bregenz. 1741. — Bischof Hugo von Konstanz tritt als Bürge
für mehrere Schuldner des Domherrn G. S. von Ems ein. 1522.
Von J. G. Hummel. — Vereinsangelegenheiten.
Die Wartburg. Organ des Münchner Alterthums-
V er eins. V. Jahrg. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe mit
Berücksichtigung der Neuzeit. Redakteur: Rath Dr. C. Förster.
Nr. 2. u. 3. 1877/78. München. 1877. 8.
Byzantinische Kunst. (Forts, u. Sohl.) Ravenna und seine
Byzantinik. I. — Vereinsangelegenheiten. — Kleine Mittheilun-
gen etc.
Kunst u. Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst-Industrie. Herausgegeben vom Bayri-
schen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. 0.
von Sohorn. Elfter Jahrgang. Nr. 46—48. Nürnberg. 1877. 8.
Holzsohnitzindustrie im Grödner Thal. Von G. Dahlke. (Schlafs.)
— Das Kunstgewerbe in seiner wirthschaftlichen und nationalen Be-
deutung. Von Dr. F. Worthmann. — Aus der deutschen Kunst-
und Kunstindustrie-Ausstellung in München. VI. (Schluf's.) Von
Stegmann. — Kleine Nachrichten etc. — Abbildungen: Ornament
einer Grabtafel. 15. Jhdt. — Buchdecke. 17. Jhdt.
Mittheilungen des Bayrischen Gewerbemuseums
zu Nürnberg. Beiblatt zur Wochenschrift: Kunst und Gewerbe.
Redig. von Dr. 0. v. Schorn. IV. Jahrg. Nr. 24.
Bekanntenachungen. Museumsangelegenheiten. Notizen. An-
zeigen, etc.
Vermischte Nachrichten.
159) Bonn, 22. November. (Cöln. Ztg.) Die berühmten Ne-
anderthqjer Menschenreste aus unserer ältesten Vorzeit
sind durch Vermittlung des Hrn. Prof. Schaaffhausen für das
Rheinis che Prov inzial-Museum hierselbst käuflich erwor-
ben worden, nachdem von England aus nach dem Tode des bis-
herigen Besitzers, Prof. Fuhlrott in Elberfeld, bereits ein hohes
Gebot darauf gemacht worden war. (D. Reichsanz. Nr. 279.)
160) In Bezug auf die jüngsten Entdeckungen römischer Reste
in Mainz enthält das Mainzer Journal eine Anzahl von Mitthei-
lungen aus der Feder Fr. Schneiders, denen wir entnehmen,
dafs eine sehr ausgedehnte Anlage zu Tage gekommen, deren
wohlerhaltene Estriche theilweise grofsen Hofräumen angehört
haben mögen. Einzelne grofse Steinblöcke enthalten interessante
Reliefs, die in spätest- oder nachrömisches Mauerwerk als Material
eingefügt worden waren, dessen Züge für die Topographie der
Stadt in späteströniischer oder merovingischer Zeit wichtig sind.
161) Weif senbu rg, 29. November. (W. W.) Ein schon
vor 10 Jahren gefafster Gedanke hat vor Kurzem seine Verwirk-
lichung gefunden, nämlich die Gründung eines Museums, in
welchem alle in Stadt und Kreis Weil'senburg aufgefundenen hi-
storischen Steinmonumente, welche an ihrem Fundorte nicht
genügend verwahrt werden können, Aufstellung und Schutz fin-
den. Hiefür kann nicht leicht ein prächtigeres und passenderes
Lokal gedacht werden, als der an und für sich bewundernswerthe
Kreuzgang der hiesigen sechshundertjährigen Stiftskirche. Dieser
Kreuzgang ist im laufenden Jahre mit Hülfe der von dem Hrn.
Oberpräsidenten von Möller zur Verfügung gestellten Staatsmittel
restauriert worden. In dem Museum treffen wir aus römischer
Epoche 2 erst kürzlich entdeckte Monumente, nämlich einen Altar
aus Hohweiler und ein Merkur -Relief aus Wingen ; dann folgen
2 romanische Säulenkapitäle , Grabsteine von Weifsenburger und
Stürzelbronner Aebten, sowie von Stiftsherren und angesehenen
weltlichen Personen, Inschriften , Statuen, Trümmer des leider im
Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochenen Lettners , Bruch-
379
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
380
stücke alter Altäre, Sakramentshäuschen etc. Hoffentlich trägt
das Museum dazu bei, dafs in Zukunft die Alterthümer, insbeson-
dere Steinsculpturen, welche schon so häufig als werthlos zer-
schlagen oder verschleudert wurden, gerettet, gesammelt und der
Wissenschaft zugänglich gemacht werden. — Bei dieser Gelegen-
heit verdient auch ein Fund Erwähnung, der zufällig beim Um-
legen des Plattenbodens in der Kapelle zu Langensulzbach
gemacht worden ist. Es ist dies ein römisches Relief, eine
männliche Figur vorstellend, mit der Inschrift: I. D. D. TRIBANI.
QVARTVS. IVVENIS. Der Stein wurde neben den bereits früher
gefundenen römischen Reliefs in die Kirchenmauer eingelassen.
(D. Reichsanz. Nr. 288.)
162) Die Ruine Paulinzella ist nunmehr in planmäfsiger
Weise vollendet, d. h. es sind die sämmtlichen abgebrochenen
Steine wieder an die frühere Stelle gelegt und da, wo ausgefaulte,
bröckliche Steine zu ergänzen waren, Bindersteine eingele<rt wor-
den. Man bemerkt kaum, dafs man neues Mauerwerk vor sich
hat, und nur die gerade Fluchtlinie der Mauer befremdet denje-
nigen, der Gelegenheit hatte, die überhängende und stark ge-
bauchte Fläche seit Jahren öfter zu sehen.
Der viereckige Pfeiler zunächst dem Kreuzschiffe hat fast zu
Va neue Steine erhalten; die südwestliche Kreuzpfeiler- Vorlage ist
erneuert und mulste neu fundiert werden. Diese Vorlage, welche
sich bis zum Kämpfer des arcus triumph. ablöste, ist nunmehr
durch zwei Rundeisen, welche die ganze südwestliche Kreuzmauer
umfassen, geankert. Da hoffentlich Befürchtungen für die Zu-
kunft nur hinsichtlich der Wiederholung eines Ausweichens der
südlichen Hochmauer nach dem inneren Schiff zu hegen sind und
überdem ein Ausweichen nach anderen Seiten sich leichter ver-
hindern läfst, so ist die neu aufgeführte Hochmauer an 2 Stellen,
welche im Kaffgesinis der oberen Fenster liegen, durch 2, je 38 mm.
im Durchmesser haltende, verzinkte Gufsstahl-Drahtseile von Fei-
ten & Guilleaume in Köln von Süden her geankert. Die Seile
fassen unten hinter 2 aus grofsen Steinblöcken hergestellte Mau-
erklötze und sind mit Schraubenvorrichtung zum Verlängern und
Verkürzen versehen. Der augenblicklich etwas fremdartige An-
blick wird voraussichtlich sich ändern, wenn das Laub der Bäume
die Seile zum Theil verdeckt. Jedenfalls wird durch diese Ver-
ankerung dem hauptsächlichsten Feinde des Bauwerks, dem Süd-
westwinde, wirksam entgegengearbeitet.
Möge nach der im Frühjahr vorzunehmenden Säuberung und
nach entsprechenden Neuherrichtungen der landschaftlichen Um-
gebungen die Ruine nun wieder auf lange hinaus den Besuchern
Kunst- und Naturgenufs in alter Weise gewähren.
(Deutsche Bauzeitung Nr. 99).
163) In der Comitesitzung der Gesellschaft für Erhaltung
der historischen Denkmäler des Elsafs vom 12. Nov. zeigte die
Kreisdirektion in Weifsenburg an, dafs die Restauration dec,
Collegiatkirche von Weifsenburg beendet sei, sowie dafs auf Ki
• ^
Verantwortliche Redaction : Dr. A.NE
ten der Regierung die Kirchen zu Saurburg, Hochweiler und
Niederbetschdorf restauriert worden sind.
164) Noch vor Eintritt des eigentlichen Winters sollte eine
Restauration des aus so vielen Abbildungen bekannten Hauses
mit der Loggia in Kolmar stattfinden, wozu von mehreren Seiten
die Mittel zur Verfügung gestellt worden waren.
165) Bei Gelegenheit der Kanalgrabungen in Mainz wurde
nach einer Mittheilung Fr. Schneiders im Mainzer Journal vom
7. November in älteres Mauerwerk eingefügt ein Topf mit 59
Goldmünzen gefunden , die zum Theile dem Kaiser Ludwig dem
Bayern angehörten, theilweise dem Könige Philipp VI. v. Valois.
166) Aus Norden wird ein Verzeiohnifs von 348 Goldmünzen
des 14. und 15. Jahrh. versendet, welche, am 7. Juni d. J. auf
Nordoog in Ostfriesland gefunden, jetzt in Emden versteigert wer-
den sollen. Es sind Rosennobel Eduard's HI. von England (1327—
77), Richard's H. (1377 — 99) und Philipp's d. Guten von Burgund
(1419—67), Ecus d'or Philipp's VL (1328—50) und Karl*s VII (1422
—61) von Frankreich, Wilhelms VI. von Holland (1404—17), Phi-
lipps V. Burgund u. d. Jacobäa v. Baiern, Johanns v. Bayern
Grafen v. Holland f 1425, Philipps d. Guten von Burgund für
Holland und für Brabant, Philipp's v. Brabant (1427—29), des Joh.
V. Heinsberg, Bischofs v. Lüttich (1419—55), Johann v. Wesemael,
Gold-Gulden des Herzogs Arnold v. Geldern (1423—71), von die-
sen 117 Stück, der Maria v. Geldern (1361—99), des Wilhelm v. Gel-
dern (1377—93), Wilhelm V. v. Bayern, Grafen v. Holland (1356
—89, Johann v. Bayern, Grafen v. Holland, pfälzische Goldgulden
v. Ludwig IH. , solche der Städte Frankfurt und Lüneburg, der
Kölner Erzbischöfe Friedrich IH. von Saarwerden (1370—1414)
und Dietrich v. Mors (1314—62), der Mainzer Erzbischöfe Jo-
hann IL V.Nassau (1394-1419), Conrads IJL, Rheingrafen v. Daun
(1419—34) und Dietrichs I. v. Erbach (1434—59), der Erzbischöfe
V. Trier Werner v. Falkenstein (1388—1418), Otto v. Ziegenhain
(1418-1430), des Bischofs v. Utrecht Friedrich v. Blankenstein
(1394—1423), Rudolfs Grafen v. Diepholz 1426(31) — 55, sowie
des Udo V. Norden f 1433. Im Ganzen liegen nach dem Kataloge
69 verschiedene Typen vor.
167) Im Pfarrdorfe Neunstetten an der Altmühl, 2 Stunden
von Ansbach, wurde ein bemerkenswerther Fund gemacht.
Eine Gütlersfamilie daselbst beschäftigte sich im Garten hinter
ihrem Wohnhause mit Aufwerfen einer Grube zur Aufbewahrung
von Rüben während des AVinters. Auf einmal erblickte der Sohn
einzelne Metallstücke unter der aufgelockerten Erde, die er für
silberplattierte Knöpfe hielt, wie dieselben ehemals auf den Röcken
der Männer in dieser Gegend getragen wurden. Bei näherer
Forschung zeigte sich aber ein irdener Topf, (der leider in Trüm-
mer gieng), in welchem eine ansehnliche Zahl theils Gold-, theils
Silbermünzen sich befanden. Die Münzen zeigen Jahrzahlen aus
dem 15. und 16. Jahrhundert; das Gepräge weist Abbildungen
t.^'^5T^^*«ll^ und geistlichen Fürsten, auch von Heiligen.
if^V ^■■•■^^/^)c^ (Nürnberger Presse, Nr. 338.)
j'e/i;5v«in. DrüQ'? j{. Frommann.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt tifii U. E. Sebald in Niirnl>er,
3ETTY CENTER LIBRARY
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